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Geschichtsquellen
der
PROVINZ SACHSEN
und
angrenzender GeMete.
Herausgegeben
von der
Historischen Commission der Provinz Sachsen.
Elfter Band.
DENKWÜRDIGKEITEN DES HALLISCHEN RÄTHSMEISTERS
SPITTENDORFF.
HALLE,
Druck und Verlag von Otto Hendel.
1880.
DENKWÜRDIGKEITEN
f des
HALLISCHEN RATHSMEISTERS
SPITTENDORFF.
Herausg^eben
von der Historischen CommissiuQ der Ptotidz Saclisea.
Bearbeitet
Prof. Dr. JULIUS OPEL.
HALLE,
Dnick Lind Verlag von Otto HetideL
Einleitung.
ilis ist öfters beklagt worden, dass die von der historischen Com-
mission zu München veröffentlichten Städtechroniken nnr selten anschan-
liehe Bilder ans dem Leben und Treiben der städtischen Gemein-
wesen enthalten, und dass sie uns noch viel seltener einen Einblick
in das Gefühls- und Empfindungsleben der einzelnen bürgerlichen
Gruppen und Parteien der Städte gewähren. Gerade in diesen beiden
Beziehungen fUllen nun die Denkwürdigkeiten des Rathsmeisters
Spittendorff eine sehr empfindliche Lücke in unserer deutschen Stadtge-
schichte ans, da ihre Aufzeichnungen den Tagesereignissen oft auf
dem Fusse nachfolgen, und der an den Vorgängen in der Stadt in
hervorragender Weise betheiligte Verfasser es keineswegs verschmäht
hat, seine und seiner Standesgenossen Empfindungen zum ungeschmink-
ten Ausdruck zu bringen.
Wie es in den Sitzungen des Raths, in den Versamlungen
der Zünfte und Gemeinheiten zuging, welche Mängel dem aristokra-
tischen Regiment der Stadt vorgeworfen wurden, welche Mittel und
Wege diese Aristokratie suchte, um sich gegen die monarchische Ge-
walt «des Landesherrn und die Eifersucht der Innungen und ihrer
Gesinnungsverwandten aufrecht zu erhalten, wie die Erwerbsverhältnisse
eines grösseren mitteldeutschen Gemeinwesens ihr unmittelbares Ab-
bild in der Stadt- und Rathsverfassung fanden, darüber geben die
Aufzeichnungen Spittendorffs in anschaulichster Weise Aufschluss.
Diese Mittheilungen aber sind um so werth voller, als sie der für die
Freiheit der deutschen Städte so verhängnisvollen Zeit der zweiten
Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts entstammen, und daher gerechten
Anspruch auf eine allgemeinere Bedeutung erheben können.
L Die Handschriften. 1. Die älteste, leider unvollständige Hand-
schrift unserer Denkwürdigkeiten befindet sich in der Stadtbibliothek zu
Magdeburg und trägt die Signatur Man. Fol. Nr. 35. Sie zählt 149 nicht voll-
ständig beschriebene Blätter, von denen die ersten 49 einen Theil der
Denkwürdigkeiten Spittendorffs enthalten. Die Papierhandschrift wird
früher Halle angehört haben, wie sich aus der Aufschrift des Perga-
mentumschlags zu ergeben scheint: „Hallisches Chronicon a Timaeis
heredibus meo aere redemtum cum quibusdam responsis juris salinaris
in urbe.** Der mit Bl. 3 beginnende Text der Denkwürdigkeiten ge-
hört den Wortformen und den Schriftzttgen nach noch in das fünf-
zehnte Jahrhundert, ja die letzteren gleichen denen einer Schreiberband,
T! Einluihing.
welche in den balliachen Urkonden dieser Zeit anftritt, in hohem
Grade. Die Blätter sind nicht alle vollständig beschrieben, Bl. 16 und
23 eind ganz leer. — Von Bl. 53 an beginnen kleine annalistiscbe Auf-
zeichnungen auB Halle und zwar mit dem Jahre t464,i) welche zum
Theil im ersten oder zweiten Jahi-zehnt des 16. Jahrhunderts ge-
schrieben zn sein scheinen. Von Bl. 85 an treten einige Urkundenab-
9chrillen dazwischen und Bl. IUI — 105 ein deutsches Gutachten
in SalinenangelegenheiteD. Auf den Blättern 116 — 117 lesen wir das
lateinische Gntachten der erfartischen Juristen Dr. Coiuadus ISteyn,
Heuningus Gode und ISymon Voltzke in einer Salinenangelegenheit.
Von Blatt 1^—139 reichen dann wider annalistiscbe AnCzeicIinungen
Über Vorfälle in der Stadt Halle aus den Jahren 1500—1512 nnd
einige andere Verhältnisse, z. B. auch ober dasJubeljahr 1500 (Bl. 120).
Die Blätter 120 — 126 sind von einer viel späteren Hand ans der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhnoderts beschrieben. Hierauf folgen von
Bl. 140 an bis zum Scbluss noch einige auf piännersc)mftliche Dinge be-
zügliche Mittbeilungen und Urkundenabschriften. Bl. 148 und 149 sind
ganz leer. Seite 147 * nennt sich als Schreiber der letzten Aufzeich-
nungen „Voickmarus Vlman (Ulman), die Zeit Kammerschreiber". Er
schrieb auf Befehl der Rathsmeister Michael Hofeman und Wenzeslaus
Kurbauch aus „einem alten Buche", aber nach seiner eigenen Ver-
sicherung nur „snmmarie", nnd fUgte als Datum hinzu Sonnabend nach
MariaeMagdalenae(28.JnIi) 1520. Doch findet sich diese Hand nur auf
den let/.ten drei Blättern. Auch daraus ziehen wir den Schluss, dass
das ganite Manuscript einmal im Besitz des Raths der Stadt Halle ge-
wesen sein wird, da die einzelnen Theile nicht erst später zusaininen-
geitlgt worden sind.
Unser Abdruck folgt von S. 88 bis S. 139 mit einer Ausnahme
(S. 129 ff.) diesem Bruchstück; in den Anmerkungen sind die wich-
tigeren Abweichungen der zweiten und vollständigen Handschrift nitt-
getheilt.
2. Die zweite Handschritl, welche den vollständigen Text mit
Ausnahme der Thalordnung des Brzbischofs Johannes enthält, ist jetzt
Eigenthum der hiesigen Marienbibliothek, welcher sie Herr Bector Prof.
nem Seheiden ans der Vaterstadt an-
einem Papiermanuscript in Folio von
lenen jedoch nur 345 auf die Denk-
:ngeren Sinne verwendet sind. Die
in die Zeit von 1570 bis 1590 gehören
twOrdigkeiten Spittendorffs hinaus bis
^437 sind unbeschrieben. Blatt 438
le bis Bl. 456 reicht. In diesem Theile
att mit einer Handschrift des vorigen
hinzugethgt hat. Blatt 447 ist leer;
los Thdr.-Säcbs. VereinBBd.XV. S. 84 fi.
Einleitung. vu
Blatt 454 bis zum Schluss scbrieb wider die zweite Haud. Der bi»
Blatt 345 reichende und Spittendorffs Aufzeichnungen umfassende Theil
des Manuscripts enthält gleichfalls einige leere Blätter, nämlich 341^
und 343 — ^345. Auf Blatt 242* befindet sich eine Rechnung, welche
mit diesen Verhältnissen nichts zu thun hat und offenbar von einer
späteren Hand aufgezeichnet ist. Von Blatt 49^ endlich ist nur die
Hälfte beschrieben, und darauf folgt ein unpaginiertes Blatt, so dass
der Text erst mit B1.50* wieder anhebt. Möglicher Weise haben wir
es hier mit einer Lücke im Mannscript zu thun. Diese Handschrift
kann nur als eine im Allgemeinen wortgetreue Abschrift des Originals
gelten, da sie nicht nur in der Orthographie des 16. Jahrhunderts ge-
halten ist, sondern auch zahlreiche Entstellungen enthält und endlich
sogar kleinere und grössere Abschnitte auslässt. Wahrscheinlich hat
übrigens dem Abschreiber nicht einmal das Original vorgelegen,
sondern er benutzte eine andere bereits der Sprache nach erneuerte
Handschrift. Auffällig ist endlich eine Bemerkung auf S. 129 Anm. (Bl. 37 *»),
aus welcher wir den bchluss ziehen möchten, dass der Abschreiber auf
Veranlassung des Raths der Stadt Halle und iür denselben die Ab-
schrift gefertigt hat. Nur so vermögen wir diese Worte zu deuten,
in welchen der Schreiber es für unnöthig erklärt, auch die Thalord-
nung des Erzbischofs Johannes zu copieren, da seine Auftraggeber („ir")
dieselbe bereits besitzen, und er sie auch aus denselben Schriften ver-
zeichnet hat. Da sich die ganze Bemerkung in der ältesten Hand-
schrift nicht findet, muss sie als ein Zusatz des Abschreibers ange-
sehen werden.
Die Handschrift ist nicht einmal bei Beginn eines neuen Jahres
mit einem deutlich erkennbaren Absatz versehen, und auch die Urkun-
den und Briefe sind dem Texte ohne weitere Uebergänge beigefügt.
Dagegen finden sich kleine Randbemerkungen, welche kur/e Inhalts-
angaben von einer Hand des achtzehnten Jahrhunderts, vielleicht der
Dreyhaupts, darstellen. Obwol nun auch das Original wahrscheinlich
mit derartigen kurzen Randglossen versehen war, haben wir dieselben
doch nicht mit zum Abdruck gebracht, weil sie den Druck nur
erschwert haben würden, ohne doch dem schnelleren Verständnis eine
ausreichende Stütze zu bieten. Dagegen haben wir versucht, durch
Trennungsstriche und Beifügung der Zeitangaben nach Jahren, Monaten und
Tagen auch in den Columnentiteln dem Mangel an Gliederung und
Durchsichtigkeit einigermassen abzuhelfen. Die Handschrift ist
endlich nicht frei von Namensentstellungen, unrichtigen Satzver-
bindungen und Wortzusanmienstellungen, so dass sich der Festsetzung
des Textes öfter bedeutende Schwierigkeiten, welche nicht immer über-
wunden werden konnten, in den Weg stellten. Mit Ausnahme des
oben (S. VI.) bezeichneten Stückes bringen wir also diese Handschrift im
Folgenden ausschliesslich zum Abdruck. ~ Von Blatt 364 •—395*' reichen
Zusätze und Beilagen zu den Denkwürdigkeiten Spittendorffs, auf
welche in der vorausgehenden Erzählung keine Rücksicht genor^'^'^-'
vni Einleitung.
und also auch nicht verwiesen ist. Es sind Briefe der Pfönner und
des Raths an den Landesherm oder andere auf diese Streitigkeiten
bezügliche Aktenstücke, deren vollständigen Abdruck wir uns noch vor-
behalten. An dieser Stelle mussten wir uns mit dem 8. 489-— 499 mit-
getheilten Schreiben des Raths an den Landesherrn begnügen. Blatt
396* ~ 399* der Handschrift lesen wir das in Struve's „Hist. polit.
Archiv'* I. S.297 f. abgedruckte Stück, und hierauf folgen (Bl. 399^
bis 413*) zwei Bruchstücke einer historischen Darstellung, welche
wahrscheinlich Spittendorif gleichfalls verfasst hat. Wir haben sie
S. 46&-483 als erste Beilage angefligt. Von Bl. 416*— 439* reichen
unbedeutende hallische imd erzstiftische Nachrichten aus dem 16. Jahr-
hundert, worauf Bl. 430*— 434^ die S. 217 Anm. erwähnte Urkunde der
Hansestädte folgt. Mit dieser schliesst diese erste Hand.
Der zweite Schreiber hat von Blatt 438* an noch einige hallische
Urkunden hinzugefügt, von denen wir besonders eine Anklageschrift
der Pfänner gegen den Rath aus dem Jahre 1475 (Bl. 438* — 442*), ein
Bittschreiben der Universität Leipzig an den Erzbischof Ernst aus dem
Jahre 1479 und ein auf diese hallischen Verhältnisse bezügliches Rechts-
gutachten des Propstes zu St. Thomas in Leipzig herausheben wollen.
3. Die jüngste uns bekannte Handschrift findet sich gleichfalls
in der Stadtbibliothek zu Magdeburg unter der Signatur Man. Fol.
Nr. 16. Der Titel unseres Werkes lautet hier folgendermassen: Des
Rathsmeisters | MARCI SPICKENDORFFS | Relation | Von etlichen
Streit Sachen, welche sich unter der Regierung derer beyden Ertz-
bischöfFen zu Magdeburg, Johannes, Pfaltzgrafen beym Rhein, und
Ernesti, Hertzogens von Sachsen und zwar in denen Jahren 1474. 75.
76. 77. 78. 79 und 1480 zu Halle zwischen dem Rathe, Innungen und
Gemeinheiten an Einem, und denen Pfännern daselbst, am anderen
Theile begeben und zugetragen haben, wobey der damahlige ver-
worrene Zustand der Stadt Halle, und wie dieselbige Ihre Freyheit,
Privilegia, Rechte und Altherkommen verlohren, ausltihrlich erzehlet
wird. Alles mit Documentis erläutert. Benebst Einem Anhange von
der Steuer des 50.ten und 70.ten Pfenniges zu Zeiten des Gardinais
und Ertzbischoffs Alberts und anderen merkwürdigen Piecen abcopiret
von J. A. Michel 1), D. in R. der Fr. Col. zu Halle, im Jahre
Christi 1754.
Diese Handschrift enthält 502 Seiten. Sie ist eine Abschrift der
eben beschriebenen hallischen, wenn auch keine buchstäbliche, da der
Abschreiber sich der Wortformen und der Orthographie des 18. Jahr-
hunderts bedient. Einen deutlichen Beweis Itir diese Behauptung erblicken
wir in der Bemerkung auf S. 451, wo esheisst: „Zu gedenken dass biss
hieher des Rathsmeisters Marci Spickendorffs Relation gehet 2); das
^) Jean Adam Michel, Richter der französ. Colonie, J. Chr. vonDreyhaupt,
Beschreibung des ... Saal-Kreyses U. 5B4.
2) Der Abschreiber bezieht sich auf Blatt 413 * der halL Uaudschrift.
Einleitung. ix
folgende gehöret darzu nicht und ist auch von verschiedenen Persohnen
geschrieben worden." Mit diesen Worten, die sich in der hallischen
Handschrift natürlich nicht finden, geht der Abschreiber über anf ein
Stück der Handschrift 2 (Bl. 415), welches erst im 18. Jahrhundert
und vielleicht von Dreyhaupts Hand geschrieben ist. Dasselbe betrifft;
die Steuerverhältnisse im Erzstift Magdeburg unter Kardinal Albrecht.
Femer gibt Michel auch kleine Schreibfehler der älteren Handschrift
wider, obwol sich auch hier und da eine nahe liegende Textverbesse-
rung findet. Dass Michel die eben beschriebene Handschrift des sechs-
zehnten Jahrhunderts in die Sprache des achtzehnten übertrug, geht
endlich am allerdeutlichsten daraus hervor, dass er auch die Bemerkung
des Schreibers widerholte, welche wir S. 129 Anm. mittheilen. Diese
jedenfalls an den Rath der Stadt Halle gerichteten Worte des Ab-
schreibers im 1^. Jahrhundert sind in der Abschrift des 18. Jahr-
hunderts sinnlos.
IL Der Verfasser und sein Werk. Auch in Halle finden sich
wie in vielen andern deutschen Städten nicht wenige Personennamen
früherer Jahrhunderte, welche mit benachbarten Ortsnamen identisch
sind. So bezeichnen die Namen Brachstädt, Dieskau, Glesin, Lieskau,
Melwitz u. a. ebensowol Dörfer in der Umgegend von Halle wie
hallische Familien, welche noch im 15. Jahrhundert blühten. Zu
diesen Kamen gehört auch der Name Spittendorfif oder Spickendorff.
Dass dieses Geschlecht aus dem in der Nähe des Petersberges
(Mons Serenus) gelegenen Dorfe Spittendorff, jetzt Spickendorff", her-
stammt, wird nicht bezweifelt werden können. Nach Dreyhaupt IL
%Q soll in dem genannten Dorfe ein adliges Geschlecht, „von Spicken-
dorfi, auch Spitendorff genannt^^, seinen Stammsitz gehabt haben. In-
dessen scheint auch Dreyhaupt nur Träger dieses Namens, welche zu
Halle ansässig waren, gekannt zu haben. Den Namen dieses Ge-
schlechts überliefert derselbe in der Urkunde vom 9. Jan. 1479 (1. 175)
und an einer andern Stelle (II. 546) in der Form „Spittendorfif", in
dem Verzeichnis der Rathsmeister (IL 342) nennt er jedoch unsern
Verfasser „Spitendorff*"; in den Genealogischen Tabellen heisst das
Geschlecht „Spickendorff oder Spittendorff", während die einzelnen
Mitglieder desselben mit dem Namen „Spitendorff*" bezeichnet werden.
In einem Lehnsregister des Erzbischofs Ernst i), welches freilich zum
Theil Abschrift zu sein scheint, lesen wir „Marcus Spietendorff**, da-
neben aber wird in einer gleichzeitigen Eintragung aus dem Jahre
1498 in derselben Ha dschrift ein „doctor Spittendorff**' erwähnt. In
den Eintragungen der Schöppenbücher findet sich „Spietendorff*",
„Spitendorff" und „Spittendorff". Als Dorfname erscheint in einer
Urkunde des Jahres 1367 „Spitendorf" und im 15. Jahrhundert
„Spittendorf"2).
*) Staatsarchiv zu Ma^^rl. Erzst. Ma^d. 41.
2) V. Mül vers ted t, Urkundeu-Regesten z. Gesch. . . . der Herren v. Kotz e S. 102.
X Einleitung.
Man könnte nun der Meinung sein, dass in einer späteren Zeit des
16. Jahrhunderts, als das Geschlecht in Halle ausgestorben war, durch einen
Lese- oder Schreibfehler die Formen „Spietendorff SpitendorflFSpittendorff "
in „Spickendorflf" verwandelt worden seien. Indessen scheint von dieser
Erklärung doch Abstand genommen werden zu müssen, da sich eine
ähnliche Veränderung der Consonanten auch in anderen Ortsnamen der
Nachbarschaft nachweisen lässt. Schon Dreyhaupt flihrt das Dorf
„Lettwitz" oder „Leckwitz" im Saalkreise in der Nähe des
Petersberges auf, welches noch heute im Volksraunde gewöhnlich
„Leckewitz'* genannt wird, während seine urkundlichen älteren Formen
Lethtuiz oder Letquiz ^) sind, und die Stadt He ttsted t im mansfeldischen
Gebirgskreise, welche derAbschreiber der nachfolgenden Denkwürdigkeiten
bereits mit „Hechstedt" bezeichnet, wird noch heut sehr gewöhnlich
„Heck-städt'*oder gar „Heckst" genannt. Da sich nun eine urkundlich
belegte Form „Spickendorff " im 15. Jahrhundert nicht nachweisen lässt,
haben wir kein Bedenken getragen, die ältere Gestalt des Namens zu
erneuern.
Die Familie, zu welcher der Verfasser unserer Denkwürdigkeiten
gehörte, lässt sich in den hallischen Schöppenbüchem bis in das
14. Jahrhundert zurückverfolgen, erscheint aber weder in diesen noch
in den Rathsverzeichnissen sehr häufig. In den letzteren finden wir
in den Jahren 1404 und 1407 Hermann Spittendorff unter denPfännem;
im erst genannten Jahre war derselbe sogar Rathsmeister. Ausserdem
nennt Dreyhaupt zum Jahre 1452 noch Erhard Spitendorff als Pfänner^).
Femer lesen wir im fllnften Bande des Schöppenbuches (J. 1456 bis
1460) Bl. 346 folgende Aufzeichnung: „Agnijsze Beckers ist gekomen
vor gehegit ding un had Nickel Hartman gekoren zcu eyme Vormun-
den sulchen(!) schuld czu fulfuren, die sie zcu Hedewigen, Andre wes
Spittendorffs tochter, gesaczt had, nemlich umme gerade, das sie
or frevelich vorheld, bisz uflf das recht zcu geben unde zu neraen."
Ein anderer Träger dieses Namens ist uns neben dem Rathsmeister
Marcus im achten Jahrzehnt des fünfzehnten Jahrhunderts nicht in
Halle begegnet. Dreyhaupts Behauptung 3), dass Marcus Spittendorff
noch einen Bruder Kaspar und zwei Vettern gehabt habe, beruht auf
einer missverstandenen Stelle des bereits erwähnten Lehnsregisters,
welche wir deshalb mittheilen : „Marcus Spietendorff, burger zu Halle,
hat von herren Ernsten, administratorn, zcu menlichem lene entphangen
eyne freye hufe laudes uff Kremitz marcke doselbs vor Halle gelegen,
die er Hansen Northusen abegekoufft hat, der ym die vor dem ge-
nanten herren administratoren mitsampt Casparn seinem brudere, Ja-
coffen und Ditterichen, seinen vettern, die mit ym in gesampten lehnen
^) Die erstere findet sich im Chron. Montis Sereni Monum. Germ. XXXIII S. 173,
die zweite in einer ürk vom J. 1307, Dreyhaupt IL 806.
2) Dreyhaupt II. Gen. Tab. S 16^.
^) Vgl. die eben angcftibrte Stelle.
Einleitung. xi
sitczen, williglich verlassen haben. Actum Grebichenstein dominica die
Misericordia doniini (28. April) Anno etc. 76^**."
Marcos Spittendorff war, ids er diese An&eichnungen niederschrieb,
einigen Andeutungen nach zu schliessen i), bereits ein bejahrterer
Mann. Er erscheint im Jahre 1468 als drittes Mitglied des engern oder
sitzenden Raths, wurde dann für das Jahr 1471 zum ersten Raths-
meister erhoben und bekleidete auch im Jahre 1474 dieselbe Stelle 2).
Im Jahre 1468 wird er nach S. 189 als Mitglied des sitzenden Käthes
das Amt eines „Vierherren^^ inne gehabt haben. Im Thal erscheint er
ferner mehrmals alsSchöppe^). Spittendorff stand in nahen verwandt-
schaftlichen Beziehungen zu den beiden Prännerfamilien der Schaff-
stedt und Reuden (Rüden). Der Worthalter der Meister im Rath, Peter
Schaffkopff, warf im Ausgange des Verwaltungsjahres 1474 kurz vor der
Wahl neuer Rathspersonen Marcus Spittendorff nach seiner eignen
Mittheilung diese Verwandtschaft vor: „Schaffstet und Lorentz von
Reuden weren Schwester kinder, und ich, Marcus Spittendorff, were
ihr Schwager (S. 40)." Klaus von Schaffstedt und Lorenz von Reuden
waren nämlich in diesem Jahre 1474 Bommeister gewesen, und somit
Sassen also während dieser Zeit drei mit einander verschwägerte
Männer von grossem Einflüsse und nicht unbedeutendem Vermögen im
weiteren Rathe der Stadt. Aus den Strafsummen, welche Spittendorff bei
verschiedenen Veranlassungen zu zahlen hatte, ergibt sich, dass unser
Rathsmeister wenn auch nicht zu den reichsten, so doch zu den be-
gtlterteren Pfännem gehörte. Unter Erzbischof Johannes wurde er zu
einer Strafe von 150 fl. verurtheilt*), während Andreas Fischer 200 fl.>
Peter von Jena und Weittkorn ebenso viel, Hans Busse, Blasius Holtz-
wirth und Hans Waltheim aber jeder sogar 400 fl. zu zahlen hatten.
Am 27. März 1479 händigte er dem erzbischöflichen Beamten auf dem
Giebichensteine einen ungefähren Ueberschlag über seine Vermögens-
verhältnisse ein, über welche er sich in folgender Weise ausspricht^):
„Mein haus achtete ich vor drey hundert schock, • die wandtkammer
70 fl., meine teyl uff dem Schneberge hundert und 10 fl., treuge fleisch
vor 5 fl., kannen, hecken, kessel vor 6 fl. ; des bin ich 100 fl. schuldig,
die giengen wieder abe, und so behorte mir darvon zu geben 78 r. fl.^),
die solde ich geben zwischen michaelis. Die vorsole halb in der
Metritz, die ich den vierten teyl hatte verlassen, die gingk von meinem
herren von Schwartzburg. Nun, dieselbigen lehn und gutter wolde
mein herre nicht berechen, und so muste ich meinem herren geben
1/2 pfanne und ein virtel von einer pfanne im Deutschen Borne, und
') So sagt er S. 218: Ich wolde das gerne geleben,'' wie die angohobneo
dingk noch ein beschlisslich endo nemen wollen etc.
'^ Vgl. S. 1. 517. 518.
3) S. 323.
4) Vgl. 8. 161 A.
6) S. 411 f.
ö) Die Strafe des fünften Pfennigs,
xn Einleitung.
damitte wardt das vergleicht, das ich die fohrsole ganz behüte".
Ausserdem besass SpittendorfiF ein Koth, dessen Werth er zu 300 fl.
anschlägt, und drei Pfannen im Deutschen Borne i) ; von den letzteren
musste er allerdings dem Landesherren einen nicht unbedeutenden
Theil abtreten. Sein Haus muss am Markte gelegnen haben. Er erzählt
selbst: „Da sach ich Marcus SpittendorfiF, das die bommeister vom
rathause ka en und giengen zu den schöppen auflf den kirchoflf (IJ. L.
Frauen); was sie da berichteten, weis ich nicht. Der grefiTe Niclas
RodendorflF gingk auch ufiF den kirchoflf, so gyngk ich, Marcus
Spittendorlf, in mein haus. Von stundt pfiffen die hausleute
auflf dem torm und hatten zuvor gesturmet, so stehe ich in meinem
fenster und sehe so kommen geritten herr Heinrich von Eynsiedell
und Nickel Pflug, der fursten reth von Sachsen, und ritten vor dem
rathause hin durch die schmerstrasse in die herberge'*^).
Wenn wir die Stelle S. 261 ihrem Wortlaut gemäss aufifassen
dürfen, besass Spittendorflf mehrere Kinder, an einem andern Orte ge-
denkt er seines Sohnes 3). Vielleicht hat sich dieser in späterer Zeit
bereit finden lassen, in den Dienst des Erzbischofs Ernst einzutreten,
wenigstens finden wir unter den erzbischöflichen Beamten gegen Ende
des Jahrhunderts einen Doctor Spittendorfif. Das bereits erwähnte
Lehnsregister des Erzbischofs Ernst enthält eine Eintragung, nach
welcher den Söhnen Christoflfels von Scheidingen nach dem Tode des
Vaters Indult gegeben wurde bis zur Mündigkeit des ältesten Sohnes.
Diese Gnadenerweisung des Landesherrn ist mit dem Schlussvermerk
versehen : „Actum Gebichenstein feria tertia post Simonis et Jude 1498
praesentibus Er Heinrich Loser, hofmeister, Hans Kottzen, Hans
vonLatorfund doctor Spittendorff**. Marcus Spittendoi-flf selbst aber
scheint den Fall seiner Vaterstadt nicht lange überlebt zu haben,
sondern ist wahrscheinlich bereits in den ersten Jahren des neunten
Jahrzehnts verstorben. Sein Geschlecht hat sich zu einer grösseren
Bedeutung für die Stadt nicht wider erhoben, und selbst der Familien-
name wird in Halle bald erloschen sein.
Marcus Spittendorfif hat in den hallischen Wirren der Jahre 1474
bis 1480 eine der bedeutendsten Rollen gespielt. Er war ein eif-
riger! und dem Anschein nach auch der an Geist und Character
ausgezeichnetste Vertreter der pfännerschaftlichen Opposition gegen
den feindlichen Stadtrath und die mit demselben in engster Ver-
bindung stehenden beiden Landesherrn. In den zahlreichen Ver
handlungen der Parteien führte er sehr häufig das Wort; für den
Widerstand, welchen er den Gegnern leistete, ist der ehemalige stolze
Rathsmeister öfter gefangen gesetzt und tief gedemüthigt worden.
Besonders den Zunftmeistern trat er anfangs mit grossem Selbstgeftthl
M 8. im. 433.
2) S. 205.
3) S. 1Ö3.
Einleitung. xm
gegenttber und wies jegliche Nachgiebigkeit mit HartDäckigkeit von
sich. Als man denjenigen Pfännern, welche Mitglieder des Raths
waren, Wr ihre Weigerung, bei Verhandlungen über gewisse pfänner-
schaftliche Angelegenheiten von den Rathssitzungen fem zu bleiben,
eine „börung** auferlegt hatte, wollten die Pfänner ebenso wenig Strafe
geben als ihre Gegner um Gnade bitten. SpittendorfiF aber gab
endlich vor dem sitzenden Rathe die Erklärung ab: „lieben herm,
ihr habet gnade und Ungnade bey euch, ir mögets machen, wie ir
wollet, anders wollen wir uns nirgent ingeben." Er hat ferner alles
aufgeboten, um eine noch tiefere Einmischung des Stadtraths in die
pfännerschaftlichen Angelegenheiten zu verhindern. Den ersten Forde-
rungen seiner Gegner, dass der Rath und die Meister das Recht
haben sollten, mit den Bommeistem den Salzpreis zu bestimmen, dass
die Verschläger im Thal auf dem Rathause verschlagen sollten, setzte
er den heftigsten Widerstand entgegen. Selbst dem Befehle desRaths-
meisters Hedderssen i) (Hedrichs) verweigerte er mit den übrigen Thal-
amtsvertretem anfangs den Gehorsam und wurde dafür bereits im Jahre
1474 mit Hausarrest belegt. Im folgenden Jahre verwies ihn bei einer
Verhandlung ttber die Gebrechen der ganzen Thalverwaltung der
Rathsmeister Hans Seile mit den ttbrigen angesehenen Pfännern in die
Vierherrenstube des Rathauses, wo sie mehrere Stunden im Gewahrsam
zubringen mussten, und endlich sogar in ein besonders schimpfliches
Gefängnis, die Frauenkammer (S. 141 f). Als nach der Wahl und
Einflihrung des Erzbischofs Ernst zu den alten Streitfragen, welche die
Thalordnung des Erzbischofs Johannes zu einer vorläufigen Entschei-
dung gebracht hatte, die neuen der Unentgeltlichkeit der ersten Lehns-
ertheilung und der Entziehung von vier landesherlichen Pfannen, welcher
sich die Pfänner schuldig gemacht haben sollten, hinzukamen, führte
Spittendorff abermals die Partei der Pfänner und zwar mit erhöhter
Leidenschaftlichkeit. Er war der festen Ueberzeugung, dass man in
Halle niemals dem Landesherm bei dem Antritt der Regierung Lehn-
geld entrichtet habe (S. 274) und hat, durch diese nicht ganz stich-
haltige Meinung irre gefllhrt, vielleicht viel dazu beigetragen, einen
rechtzeitigen Vergleich unmöglich zu machen; ja kurze Zeit vor der
Einnahme der Stadt durch den Erzbischof trug er sich noch mit der
Hoffiiung, dass endlich doch ein Erretter aufstehen und die Verge-
waltigten von ihren Drängem befreien werde: „so hoflfe ich zu dem
allerhöchsten herm Jhesu Christo, der ein Stifter, ein handthaber und ein
behalter und ein gantz gros liebhaber des warhaftigen friedes ist , der
wirdt das so beschaffen und wol fugen, das irgent einer unter dem
volcke uffgewackt werde, der mit der hülfe gottes und anderer frommer
leute denselbigen vorkommen möge, uff das sie durch etzliche
0 Dieser einflussreiche Mann scheint identisch zu sein mit jenem Johannen
Heydrcchssin, welchen Herman Kotze im J. 1465 mit Otte imd Gieseler von Dies-
kan und andern zu seinem Testamentsvollstrecker ernannte; s. vonMülverstedt,
Urkunden-Regesten zur Geschichte . . der Herren von Kotze S. 185.
^tv Einleitung.
wege gehindert werden, also das sie in ihrem verkarten willen mögen
vertrackt werden, gleicher weise als dem mechtigen, grossen, reichen
hertzogen von Burgundien beschach, der auch zu viel unrecht gewalt
sich über das arme volck zu Nuss anzoch . . . Darumb weis niemandt,
wie das gott vom himmel machen will. Deo laus et beatae Mariae!*'^)
Spittendorflf wohnte kurz darauf dem Tage von Chemnitz bei 2) (Anfang
September 1478), hat aber dem ungeachtet auch wider mit dem Raths-
meister Dionysius Bote Veranstaltungen getroffen, um den Anhängern
des Erabischofs mit gewaflfneter Hand Widerstand zu leisten. Man
Hess die Salzwirker, Bornknechte und alle ledigen Gesellen aufbieten,
die Thore schliessen, das Rathaus besetzen und versuchte noch ein-
mal die ganze Bürgerschaft zu gewinnen und den Hauptanhängern des
Erzbischofs abwendig zu machen. Allein die letzteren kamen all diesen
noch nicht recht zur Reife gediehenen Plänen zuvor, da sich ihre
Führer offenbar schon vorher mit den Räthen des Erzbischofs ver-
ständigt hatten. Und als nun der Kampf um das Ulrichsthor begann,
fand sich nirgends der von Spittendorfif ersehnte Retter vor. Ja
unser Rathsmeister gab vielmehr selbst nach kurzen Anstreng-
ungen den Widerstand auf und begab sich mit mehreren Freunden
vor das Ulrichsthor, um Frieden zwischen den Streitenden zu stiften 3).
Als darauf der junge Landesherr seinen Einzug in Halle hielt, war es
wider Spittendorff , welcher ein demüthiges Bittgesuch für die Bürger-
schaft an den Erzbischof richtete. In Salze scheint er darauf (5. Oct.
1478) die Vertheidigung der Pfänner geführt und in den unmittelbar
iolgenden Tagen in Kalbe vor Apel von Tettau fortgesetzt zu haben *). —
Die landesherliche Regierung hat über Spittendorflf wegen seiner
Betheiligung an diesen Vorgängen neben den Geldstrafen noch sehr
empfindliche Demüthigungen verhängt Neben vielen anderen hal-
lischen Bürgern wurde auch er im December des Jahres 1478
mit Gefängnisstrafe belegt: man führte ihn von Loburg nach Kalbe
und wies ihm den Rathausthurm mitten im Winter zum Gefängnis
an. Er selbst hat uns darüber folgenden drastischen Bericht
hinterlassen: „So ich uff die lucke kam, läge der eine knöbel an
einem langen seile, den knöbel thaten sie mir zwischen die beyne, ich
sach jemmerlich ; denn ich hatte meine tage nach solchen dingen nicht
gestanden. Und so Hessen sie mich hienabe in den thorm. Den tagk
kam niemandt zu mir; da war nicht sehre innen, wenn ein wenigk ge-
mulle, da läge ich betrübet etc." In diesem nicht geheizten Gefängnis
wurde der schon bejahrtere ehemalige Rathsmeister vom 10. Decbr. 1478
bis zum2. Jan. 1479 festgehalten. Als erdreiTage in demThunne verbracht
hatte gab man ihm erst einige Bund Stroh, und am Christabend wurde
er durch mitleidige BarfÜsserbrüder mit einem Bett und wärmerer
1) s. 366, 367.
2) S. 376-380.
'^^ S. 382—391.
S. 455 ff.
Einleitung. XV
Kleidnng verseben. Ja um ihn zum Geständnis zu bringen, bat man
ihn sogar noch in Kalbe in den Stock gesetzt i). Allein auch die
Folter bat die erwünschten Geständnisse in Beziehung auf die ge-
planten Feindseligkeiten gegen den Landesherm nicht aus ihm
erpressen können, und Spittendorff wurde schliesslich sogar milder be-
handelt, als der Rathsmeister Bote und andere Gesinnungsgenossen,
welche die Stadt für immer räumen mussten. Der Rath freilich
scheint auch seine Entfernung gefordert zu haben. Apel von Tettau,
welcher die Einnahme der Stadt hauptsächlich leitete, sagte dem Raths-
meister selbst: „Und nun seidt ihr allewege in den zeddelnvom rathe
verzeichnet gegeben am ersten, im mittel und auch im ende" 2). Allein die
Umgebung des Landesberrn trat selbst iUr Spittendorff ein, und so legte
man ihm für seine Betheiligung an diesen letzten Streitigkeiten nur noch
die Strafe auf, ein Jahr lang sich desSiedens in seinem Roth zu enthalten.
Sicherlich war diese Schonung auch eine Folge der Achtung,
welche sich die charactervolle Persönlichkeit des Rathsmeisters
selbst bei den Gegnern erworben hatte. Einen besonderen
Eindruck mag vor allem der Zug naiver Frömmigkeit hervorgebracht
haben, welcher sogar bei diesen Verhandlungen zum Durchbruch kam:
„lieben herrn", erwiderte Spittendorff, „ich habe mich in den willen
gottes gesatzt, wil es gott haben, das ich aus der Stadt soll, ich wils
gerne thun"^). Während des ganzen Verlaufs dieser Streitig-
keiten machte er seinem gepressten Herzen in ähnlicher Weise Luft,
obgleich manche seiner hierher gehörigen Aeusserungen auch von einem
herben Sarkasmus eingegeben sind. In solcher Stimmung befand er
sich, als er folgendes niederschrieb: „Lieber gott, du weist die hertzen
der regierer itzunt in der Stadt, wie wol etzlicher ist, der es gerne
gutt sehe! Aber die andern, die den überlegen sindt mit der gewalt,
der sie sich underzogen han, schicken und treyben so viel, das die
warheit und ehre dieser Stadt gar kaume bey dem wesen bleiben
wirdt, als das vor alder gewesen ist etc. Dann worumbe das sie die
pfenner vomichtigen mögen, darurab lassen sie die freyheit der Stadt
gantzhin, unddas sie mögen gewaltigk bleiben etc. Deo laus!*/* Und
nach einer kurzen Unterbrechung tröstet er sich abermals mit dem
gleichen Ausruf über die Vorgänge des Tags und die Gesinnungen
selbst der Rathsherm von Magdeburg: „Was der hertze auch gewest
ist, die diss so anbracht haben, ist gotte bekant, sondern ich furchte,
es ist allermeist umb der pfenner willen geschehen. Deo laus!"^) Aus
der vorher angeführten grösseren Stelle geht zugleich hervor, ein wie
1) S. 407.
2) S. 428.
h All derselben Stelle.
*) S 208 f. 220. 235 f. 270 f. 290. 298. 805 ff. 808. 820 f. 828 f.
ö) S. 830 f. Wir verzeichnen noch einige Stellen, in welchen dieser oder
ähnliche Ausrufe vorkommen : S. 386 tf. 847 f. 350 ff. 353. 355 f. 360. ff 363 ff.
366 f. 403. 411. 413 f. 432. 440.
XVI Einleitung.
deutliches Bewusstsein der an den üebcrlieferungen der Vergangenheit
hängende Rathsmeister, ein Mitglied einer seit Jahrhunderten in der
Stadt ansässigen vornehmen Familie, davon hatte, dass mit der neuen
Einmischung des Raths und des Landesherrn in die Erwerbsverhält-
nisse der Pfänner und in das Regiment des Thals auch die seitherige
freie staatspolitische Stellung der Stadt zu dem Landesherm und dem
Kaiser unvnderbringlich verloren gehe. Scheint doch der Landesherr
bis in jene letzten Jahre nicht einmal den Rath bestätigt zu haben.
Alle diese Neuerungen erschienen daher SpittendorflF nur im
dunkelsten Lichte. Er bezeichnet sie als unvernünftig und gewaltsam
und entwirft auch von den städtischen Volksfiihrem nicht eben
schmeichelhafte Bilder. Den Schuhmacher und Rathsmeister Jacob
Weissak nennt er einen groben, unwissenden, unvernünftigen, ver-
wegenen und dummkühnen Mann; und als der andere Rathsmeister
Hans Laub auf dem Wege von Leipzig nach Halle vom Blitz
erschlagen wurde, verzeichnete er in sein Tagebuch dasUrtheil: „Diss
ist ein wunderwerck des allmechtigen gottes, darbey wir seine heim-
liche, verborgene gerichte wol ftirchten mögen" i). Auch dieRäthe der
Fürsten und diese selbst bedenkt er bisweilen mit heftigen Schelt-
worten. Balthasar von Schlieben nennt er geradezu einen Lügner 2),
Andreas Schlegel beschuldigt er, die Freiheiten, Gewohnheiten und
Privilegien der Stadt oflFenbarlich zu vernichten; den Tod des
Erzbischofs Johannes unterzieht er derselben Betrachtungsweise wie
den des Rathsmeisters Hans Laub. „So hoffe ich, der allmechtige,
barmhertzige gott hat uns pfenner auch erlöset von dem bischoffe zu
Magdeburg, genant hertzogk Johan von Beyern . . , der einen unmilden
sinn zu uns armen pfennern mochte haben, und gott der allmechtige
in von dieser weldt zu seynen gnaden nam und erlösete uns armen
pfenner von dem jammer, dazu her uns hette mocht brengen, als man
nach seinem tode erfuhr seinen willen". „Do bischoff Johan in
seinem aller grösten und hertesten sinne was und grosse Ungnade zu
den pfennern hatte, do kam gott der herre und verstörte seinen
willen".^) Und ob wol Spittendorff kurz nach der Wahl des Erzbischofs Ernst
grosse Hoffnungen auf die sächsischen Fürsten setzte, „das sie gar
ehrliche, uffrichtige herren und fursten sind und niemandts gerne vor-
waldigen, sondern die ihren alle ie gerne zu rechter und rechtlicher
antwort und reden kommen lassen"*), und also dem neuen Regiment
mit freudigen Erwartungen entgegen sah, so klagte er doch bald
wider: „mein herre von Magdeburg und das capittel mit dem bischoffe
von Meissen stehen faste nach der freyheit der Stadt; nun solten die
obersten in der Stadt das nicht dulden noch zugeben, sondern anruffen
die von Magdeburg und ander stedte, als die alten vor ihn haben ge-
1) S. 415.
2) S. 412.
8) S. 202. 18G.
'\ 203.
Einleitung. xvii
than... Des wollen leyder diese regierer anss lonnDgen nnd gemeinheit
mit willen nicht thnn, sondern auss grossem gezwange müssen sie zu
Zeiten was darbey thun"i).
So ist also der Rathsmeister Spittendorff ein sehr characteristiseher
Vertreter dieses wolhabenden städtischen Patricierthnms alter Zeit,
dessen persönlichste Interessen so tief mit der alten aristokratischen
Stadtverfasssubg verflochten waren, dass der Untergang der letztem
auch seinen eignen Sturz herbeifilhrte. Denn im 16. Jahrhundert
begegnen uns nur noch wenige der seither im höchsten Ansehn stehen-
den Namen dieser älteren Pf ännergeschlechter. —
Die Schrift unsers Rathsmeisters stellt sich auf den ersten Blick
als eine Art Tagebuch dar, welches zum grossen Theil die unmittel,
baren Tageserlebnisse des Verfassers enthält. Allein Spittendorff hat
seinen eignen Au&eichnungen auch urkundliches Material und Briefe
beigefügt, so dass wir dieselben wol passender als „Denkwürdig-
keiten" bezeichnen können. In den mittleren Theilen des Werkes be-
gegnen uns mehrere Stellen, aus welchen sich ergibt, dass Spittendorf
seine Wahrnehmungen und Bemerkungen häufig sofort nach den Er-
eignissen selbst niedergeschrieben hat. Jenen bereits oben angeführten
Worten ttber die Fürsten von Sachsen hat er das Datum der Nieder-
schrift hinzugefügt: „Geschrieben ufih Ascensionis Domini (23. Mai)
im 76. jhare". Femer klagt er Ende des Jahres 1476: „Ich bin
gantz vorirret, in dieser Sachen zu schreyben, ich höre viel
sagen, das es den pfennem zu frommen sol kommen, und das faste
merckliche schrifte geschehen von hertzogen Ernsten dem eitern von
Sachsen an seinen söhn , darumb weis ich nicht , was ich gleuben
oder schreyben soll, ich werde gantz miströstig mehr zu glauben ....
Geschrieben uffn sonnabent Thomae (21. Dec.) anno 76'^^). Aus dieser
Gewohnheit, den Ereignissen in seinem Tagebuche unmittelbar zu
folgen, erklären sich auch die hier und da auftretenden kleinen
Widersprüche. So heisst es S. 337 (Juni 1478): „Nun die stedte
gingen uff den morgen uffs rathauss. Als sie hinauff kamen, was herr
Appell von Tettaw und der heuptmann Heinrich von Ainmendorff
kommen... Was ir gewerb was, weis ich nicht etc. Diss
was ir gewerb gewest^)..." Kurz nach Ostern 1478 schrieb
Spittendorff eine Stelle nieder, welche er nach der Einnahme der Stadt
nicht in dieser Form abgefasst haben würde: „Ist es sache, dass die
Stadt Halle itzund förder an ihren freyheiten, gewonheiten, alther-
koounen und Privilegien nicht vorkurtzet noch geschwecht wirdt, so
soll man wahrhaftigk gleuben und anders nicht gedencken noch sagen,
denn das gott der allmechtige hat angesehen das gebete der frommen
and das ruffen und seuftzen viel frommer leute auss der gemeinheit,
i) S. 319.
2) 8. 228 £
») S. 337.
Q«ichichtaq.d. Pr. Sachsen. XI.
xym Einleitung.
ans8 den innnngen, auch aoss den pfennern 0 '^ Noeh im Joli des
Jahres 1480 2) bemerkt er, dass einige seiner gefangenen Freunde nach
Kalbe gefordert wurden, nnd fügt hinzn: ),was sie dar erlangen,
wird ein jederman wol sehen^^ Spittendorff scheint jedoch
in der Zeit, wo er den Entschloss fasste, die wichtigsten Tagesereig-
nisse onmittelbar nach ihrem Geschehen zu Papier zn bringen, auch
das Bedürfnis gefehlt zu haben, der Vergangenheit za gedenken,
so weit sie in ihren Folgen in die Gegenwart hineinragte, oder er
hat ältere annalistische Aufzeichnungen noch einmal überarbeitet. Wir
sind wenigstens der Meinung, dass der erste Theil seiner Denk-
würdigkeiten in der vorliegenden Form erst einige Zeit nach den Er-
eignissen angezeichnet ist. Der Anfang selbst verräth schon
durch den ganzen Ton, femer durch die Ai^hlung der Spittendorff
nnd seiner Partei feindlichen Mitglieder des Rathes, dass er nicht
ganz gleichzeitig, ja vielleicht nicht einmal mehr in demselben Jahre
niedergeschrieben ist Femer berichtet der Bathsmeister gleich im
Eingange (Juli 1474) über die Verbindung der Meister im Rath mit
ihren Zunftgenossen folgendermassen: „es war nicht anders, die meister
hatten sich verbunden underlangk und etliche, die vormals in rethen
gesessen hatten, und auch etliche, die uff die zeit mit uns im
rathstul sassen"^). Und auch noch eine Stelle aus dem August
des folgenden Jahres^) weist, wenn sie kein späterer Zusatz ist, auf
eine geraume Zeit hinter den Ereignissen liegende Abfassung hin : „die
underbommeister über dem Deutzschen Born kiesen die vorschleger
über den bomen und bringen sie dan vor bommeister und schöppen
in der pfenner hoffe. Da thun sie ihr recht; das ist aber nun
verändert". Eine Veränderang der Wahl und Praesentation der Ver-
schläger ist durch die Thalordnung des Erzbischofs Johannes vom
28. Nov. 1475 herbeigeführt worden 5); demnach würden also auch
diese in den August fallenden Ereignisse frühstens Ende November
dieses Jahres von Spittendorff in seine Denkwürdigkeiten aufgenommen
worden sein. Aus einer ähnlichen Stelle (S. 182) erhellt ferner, dass
die Aufzeichnung mindestens drei oder vier Wochen nach den Be-
gebenheiten stattgefunden hat. Die Erzählung berichtet hier von Vor-
gängen, welche drei oder vier Wochen vor dem früher geschilderten
Landtage zu Bemburg^) stattgefunden haben. Allein schon in diesen
Theilen wird die Darstellung so ausführlich und ins Einzelne gehend,
dass man nur an eine den Ereignissen sehr nahe liegende, wenn nicht
gleichzeitige Abfassung denken kann.
An eine Veröffentlichung dieser memoirenartigen Au&^ichnungen
1) S. 319.
a):S. 439 f.
») S. 6.
4) S. 70.
ö) Vgl. a 134.
•^ Februar 1476. S. 180-183.
Einleitung.
durch den Druck scheint Spittendorff zunächst nicht gedacht zu haben:
gegen eine solche Annahme streitet , wie schon aus den angeflihrten
Stellen erhellt, der im Ganzen vertrauliche Character der Schilderungen,
welche der'Rathsmeister wol oft nur zu Papier brachte» um sich seiner
schweren Herzensbedi^ngnis zu entledigen. Auch die kurzen lateinischen
und deutschen Gtebetsworte, welche sich bisweilen mitten im Satze, noch
viel häufiger aber am Schlüsse dieser Herzensergiessungen finden , die
Urtheile endlich über Personen und Thatsachen scheinen einer solchen
Annahme zu widersprechen. Femer tragen die Mittheilungen auch einen
anfiEEÜlend fragmentarischen Character, welcher unserer Kenntnis noch
manches vorenthält. An sehr zahlreichen Stellen finden sich die Ab-
kfirzungsbuchstaben „etc.'S jft bisweilen sind alle einzelnen Absätze einer
Seite mit diesen Zeichen versehen. Da wir in der Haupthandschrift
eine späte Abschrift vor uns haben, wäre der Fall nicht unmöglich,
dass irgend einer der Abschreiber, um rascher zum Ziele zu kommen,
die Handschrift auf diese Weise verstfünmelt, und, was ihm unwichtig
erschien, weggelassen hätte. Allein dieser Annahme steht das unge-
mein zahlreiche Vorkommen dieser Abkürzungszeichen entgegen. Da
femer diese Worte nicht nur die Gedankenfolge, sondern auch öfter
den Satzbau unterbrechen, hätte der Abschreiber in diesen Fällen ziemlich
sinnlos gekürzt So lesen wir S. 424: „Der bischoff von Magdeburg
was nicht zum Gybichenstein, und die beide forsten waren uff das
mahl zu Duderstadt und uff dem Eychsfelde gewest, das hatten sie
eingenommen, gingen die rede. Aber etc.'' Wir halten es demnach
für sicher, dass diese Abkflrzungsworte bereits der Urschrift eigenthttm-
lich waren und von Spittendorff angebracht wurden, weil er im
Augenblicke der Aufteichnnng nicht Zeit genug hatte, das Ganze zu
geben, und den Rest einer späteren Ergänzung vorbehielt oder bei der
Leetüre aus dem Gedächtnis ergänzte. Die Worte sind im ersten Theile
ziemlich selten, kommen aber dafür gegen die Mitte und das Ende um
so zahlreicher vor.
Allein eine derartige Ergänzung oder Ueberarbeitung, wie sie
sich der Verfasser vielleicht vorbehalten hatte, hat trotzdem später
nicht stattgefunden. Wir schliessen dies besonders aus einigen Ver-
besserangen und notenähnlichen Zusätzen, welche nur einen ersten
Entwurf^ nicht aber einer bis in die Einzelheiteu genau durchgearbeiteten
Schrift angehören können. So gesteht der Verfasser 8. 162, dass er eine
nur wenige Zeilen vorausgehende Mittheilung unter dem Tage des
heiligen Nikolaus eigentlich unter dem Tage der heiligen Barbara
hätte machen sollen, sich aber versehen habe. Eine ganz ähnliche
Stelle findet sich am Schlüsse der Seite 283. Sie bezieht sich auf den
vorausgehenden Absatz und die beiden nächstfolgenden (S. 284),
welche nach dieser Bemerkung zu den unter dem 6. Januar (S. 283) mit
getheilten Ereignissen gezogen werden sollen. Noch unklarer ist
die Stelle S. 350. Hier scheint das Eingeständnis des Verfassers, sich
versehen zu haben, nur auf die Mittheilung über die Gefaugennehmung
zx Einleitimg.
des Thalvoigts Bezuf? zu haben, welche eigentlich S. 348 am Schlosse
des ersten Absatzes hätte erzählt werden sollen, aber hier nicht mit
ausdrücklichen Worten angeführt ist. Wir verweisen endlich nur noch
auf die Stelle S. 386, welche sich anf die Anknnft der Abgeordneten
von Magdeburg und Halberstadt in Halle bezieht und dem Datum nach
zu S. 382 gehört. Aus dieser letzten Verbesserung geht zugleich am
deutlichsten hervor, dass der Verfasser schon die Abweichung von
der rein annalistischen Aufzeichnungsweise als ein Versehen be-
zeichnet hat.
Erhält das Ganze schon durch diese Kürzungen und Verbesse-
rungen den Character des Bruchstückartigen und Unfertigen, so treten
gegen die Mitte und den Schluss hin auch noch andere Anzeichen auf,
welche die Annahme rechtfertigen, dass Spittendorff nicht im Stande
gewesen ist, die letzte Hand an das Werk zu legen und es der Form
nach abzurunden. So ist es auffällig, dass Urkunden und Briefe ohne
jede Wort- und Gedankenverbindung, bisweilen sogar an unpassender
Stelle eingefügt sind. Wir verweisen in dieser Beziehung auf die beiden
Urkunden aus dem Mai des Jahres 1475, welche zum April 1476 einge-
tragen sindi). Ebenso wenig geschickt ist die Darlegung der Ver-
handlungen im Morizkloster Seite 79 — 85 flF. eingefügt 2). Es
ist femer auffällig, dass der Verfasser, nachdem er S. 139 von dem
Tode des Erzbischofs Johannes (13. Dec. 1475) gesprochen hat, von
S. 141 an die annalistischen Aufzeichnungen wider vom 23. October
dieses Jahres beginnt und auch den Tod des Erzbischofs nochmals
erwähnt (S. 164). So haben wir gewissermassen zwei Recensionen
des Tagebuches aus den Monaten October bis Decemberl475 vor uns,
von denen die erstere die breite, zum Theil urkundliche Darstellung,
die letzte die kürzere annalistische Uebersicht enthält, zu welcher
freilich noch vorher nicht erwähnte Aufzeichnungen hinzutreten.
Daher wird von mehreren Vorfällen an zwei Stellen gesprochen, ja es tritt
sogar eine wörtliche Uebereinstimmung hervor, welche uns S. 87 f. und
S. 101 (Üis sindt unser — Disz sint unnszer) am auffälligsten ge-
wesen ist. Wir stellen in der nachfolgenden Uebersicht die dem In-
halte nach mehr oder weniger übereinstimmenden Theile noch kurz nach
den Tagen zusammen: 24. Oct. S. 93 u. S. 141—142; 25./26. Oct.
S. 93-97 und S. 143; 27. Oct. S. 95-97 u. S. 143-144; 29. Oct.
S. 98 u. S. 144; 31. Oct. S. 98,99 u. S. 144; 6. Nov. S. 99 u. 145; 9. Nov.
5. 100—105 u. S. 145-149; 10. Nov. S. 101—111 u. S. 149—152;
14. Nov. S. 111—128 u. S. 152; 28. Nov. S. 128-137 u. S. 158-160;
6. (4.) Dec. S. 137 u. S. 162; 13. Dec. S. 139 u.;S. 164—167. Bemerkens-
werth ist hierbei noch, dass Spittendorff in der ersten Recension nur
in der dritten Person aufgeführt wird, während derselbe in der fol-
genden von sich in der ersten Person spricht. Es ist daher mög-
1) Vgl. S. 51. 58. 240.
2) Vgl. S. 87. 100 f. 148 f. 15.^.
Einleitong. xxi
lichy da88 der Verfasser in die erste Recension auch fremde Mittbei-
langen verwebt bat, and dass dieselbe ttberbanpt eine Ueberarbeitnng
seiner Tagebncbanfzeicbnongen darstellt, welcbe anmittelbar darad"
noch einmal, in nrsprttnglicberer Gestalt auftreten.
Femer mass bervorgehoben werden, dass nacb den ersten Tagen
des Jnli 1480 die Denkwürdigkeiten plötzlicb aaf das Jabr 1478 za-
rflokgeben, and, dass bier eine Bede mitgetbeilt wird, welcbe Spitten-
dorff wabrscbeinlicb auf dem Tage zu Salze (5. Oct. 1478), wenn aacb
in weit kürzerer Form gebalten bat^). Der Inbalt derselben betrifft die
Vorgänge, welcbe znr Einaabme der Stadt fttbrten, und mass daber
mit denifrflberen Ao&eicbnangen vom Jali 1478 an bis zum 21. Sept
dieses Jabres verglicben werden. Von Seite 450 bis S. 4ö3 erstreckt
sieb ein in diese Rede eingefügtes Stttck, in welcbem ebne weitere
Verbindung die Abgeordneten der Stadt Magdeburg, welcbe nocb
zwiscben den streitenden Parteien vermitteln wollten, redend einge-
f&brt werden. Nacb dieser Bede findet sieb der Inbalt einer Verband-
lung vor Apel von Tettau in Kalbe eingescboben (S. 456 — 459), und
darauf konmit der VerCetsser nocbmals auf die Vor^Uige in Salze zu-
rtlck (S. 459 — 463) und fBgt dann ein kurzes Scblusswort binzu
(S. 463—464).
Spittendorff bat femer aucb Aufzeicbnungen über die ibm
merkwtirdig erscbeinenden städtiscben Ereignisse frttberer Jabre
gemacbt, welcbe uns anscbeinend nur in Brucbstücken aus den
Jabren 1473 und 1474 erbalten sind 2). Diese Stttcke baben je-
docb kein Ganzes mit den vorausgebenden Denkwürdigkeiten gebildet,
sondern sind denselben wabrscbeinlicb durcb Zufall angefügt worden.
Unsere Denkwfirdigkeiten beginnen, wie bereits oben erwäbnt ist 3),
ganz deutlicb mit den jetzt den Anfong bildenden Zeilen. —
Mancber Leser wird freilieb nacb derLectttre des in so tiberreicbem
Masse mitgetbeilten Stoffes das Urtheil fällen, dass sieb Spittendorff in
vielen Punkten babe kttrzer fassen können. Es wird ja nicht leicbt eine
auch nur vorbereitende oder gar ganz ergebnislose Verhandlung während
dieser Unruhen übergangen; viele der gehaltenen Ansprachen und
Reden werden in einer dem Anschein nach wörtlichen Fassung wider-
gegeben. Der Verfasser erzählt mit einer so grossen Ansftlbrlichkeit, dass er
die Hauptfäden, welcbe das Ganze durchziehen, bisweilen durch nebensäch-
liche Mittbeilungen wirklich verdeckt. Allein es sind dies eben Eigen-
thümlichkeiten, welcbe vielen derartigen Aufzeicbnungen anhaften, und
welcbe in ihrer Gesamtheit das schwerfällige und peinliche bürger-
liche Wesen jener Zeit sehr treffend characterisieren. Daher besitzen
auch unsere Denkwürdigkeiten, von dieser Seite betrachtet, einen allge-
meinen literarischen Werth, obwol eine kunstmässige Vertheilung und
Gliederung des Inhalts vermisst wird. Dieser Werth wird noch durch
1) Vgl.LS,':440 455.
2) Vgl Beilage I. S. 465—483.
3) s. xvm.
xxn Einleitang.
die Wärme der DarsteUuog und durch die an vielen Stellen ausser-
ordentlich gefällige und anschauliche Frische der Erzählung bedeutend
erhöht. Spittendorffs Schreibweise ist eben die des naiven epischen
Erzählers und erinnert an vielen Stellen geradezu an Herodot.
III. DiePfännerschaftunddasThal. Auch die Verfassung der
Stadt Halle im Mittelalter bestätigt die sich immer grössere Geltung
verschaffende Ueberzeugung, dass die Veriassungsformen der Städte
auf das innigste mit den Besitz- und Erwerbsverhältnissen ihrer Bürger
und Einwohner zusammenhängen. Auf die Yerfassungsentwickelung
der Stadt Halle hat daher der Besitz und der Betrieb des Salzwerks
wenigstens bis gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts eine Überall
sichtbare und in manchen Verhältnissen entscheidende Einwirkung
ausgeübt. Wie sich dieser Betrieb in früheren Jahrhunderten ent-
widkelt hat, können wir freilich aus Mangel an Quellen nicht mehr
mit Wünschenswerther Genauigkeit darlegen; allein wir werden dafür
durch ziemlich reichhaltige und authentische Berichte aus dem vier-
zehnten und fun&ehnten Jahrhundert entschädigt. Aus diesen ergibt
sich aber ziemlich deutlich, dass diejenigen Bürger der Stadt, welche
ihren Erwerb vornehmlich aus der Salzbereitung zogen, den ersten
Rang in der Stadt einnahmen und in diesem bedeutenden Einflüsse
auch durch die Stadtverfassung erhalten wurden. Sie nannten sich
bereits damals Pfanner. Da Spittendorffs Denkwürdigkeiten ohne eine
Kenntnis dieser Verhältnisse und der damaligen Rathsverfassung über-
haupt nur schwer verständlich sein würden, schicken wir noch
einen kurzen Abriss der pfännerschaftlichen Verhältnisse und zugleich
der RathsverfasRung in dieser entscheidenden Zeit voraus. In Be-
ziehung auf die erstere müssen wir freilich hier wie überall auf Hon-
dorffs Beschreibung des Salzwerks verweisen, welche Dreyhaupt dem
ersten Bande seines Werkes wider einverleibt hat, wenn auch dieselbe na-
türlich mehr die spätere Zeit berücksichtigt.
Die Pfänner d. h. diejenigen Besitzer oder Pächter der Solgüter,
welche sich dem Geschäft des Versiedens der Sole widmeten, bildeten
im fun&ehnten Jahrhundert eine Geldaristokratie, deren Gewerbebetrieb
in manchen Punkten der einer modernen Erwerbsgenossenschaft ähn-
lich war, da viele Ausgaben für die Brunnen, die Siedehäuser und die
Geräthschaften, femer auch die verschiedenen Abgaben eine gemein-
schaftliche, gewiss schon damals sehr schwierige Verwaltung eribrder-
ten. Bereits im Anfange dieses Jahrhunderts war die Vereinigung der
Pfänner eine sehr feste: die Gresellschaft erhielt vom Rathe sogar ein
Panier 1). Beim Eintritt in die Pfännerschaft hatte jeder damals den
Bommeistern achtzig rheinische Gulden zu entrichten, von denen
sechzig an den Rath übergeführt werden mussten. Von den übrig
bleibenden zwanzig Gulden konnte der neue Pfänner seinen Gewerken
ein Essen bereiten lassen 2). Ausserdem aber musste er auch noch
1) Dreyhaupt I S. 110.
2) M..»n Mittheilungen d. Th. S. V. 1.2 S. 84.
Einleitung. zxin
eine nicht unbetiächtlicbe Summe direct an den Rath abflibren ^). Von
jenen acbtzig Gnlden scheint indessen der Rath eine Zeit lang nor die
Hälfte erhalten zo habcD, weshalb gerade dieser Punkt zu den streitigen
gehörte. Diese Einnahmen der Pfänner waren eine geraume Zeit
hing gesanunelt, und das Geld der Sicherheit wegen zur Aebtissin von
St GteoTg in Glancha gebracht worden; aliein die Pfänner mussten
es endlich dem Rathe ausliefern. Nur wirklich in Halle ansässige
Bfh^er konnten in die Pfännerschaft eintreten, und es war sogar den
Bürgern bei hoher Strafe verboten, Pfannen ,,um auswendiger Leute
Geld'^ zu kaufen oder ,,von auswärtiger Leute wegen in Lehn und
Schrift** zu nehmen. Die Frage, ob Pfänner schon vor der Neuordnung
der Verhältnisse durch die Erzbischöfe Johannes und Ernst auch
andere Grewerbe betreiben durften, scheint im Allgemeinen bejaht
werden zu müssen, wenigstens kommen Brauer und Gewandschneider
als Pfänner vor. Dagegen besassen zahlreiche Mitglieder der Innungen
und der Gemeinheit auch schon damals Solgüter, ohne dass sie sich
in die Pfännerschaft aufiiehmen Hessen. Sie sassen „auf ihren Aus-
leuften*' und durften nicht sieden.
Die obersten Beamten und Vertreter des Thals waren die drei
rechenschaftspflichtigen Bommeister (Oberbommeister), welche ihr Amt
ein Jahr verwalteten *). Sie wurden in den diesen Wirren voraus-
gehenden Jahren und auch noch 1475 im Chor der Gertrudenkirche
durch die Schoppen im Thal gewählt^). Schon im 15. Jahrhundert
besassen zwar die Pfänner nicht mehr das ausschliessliche Recht auf
das Bornmeisteramt, sondern es konnten auch Mitglieder der Innungen
und der Gemeinheit in dasselbe gelangen; doch scheinen sie sich in
den zwei Jahrzehnten vor diesen Unruhen, so weit es sich wenigstens
aus den Namen erkennen lässt, in dem einflussreichen Amte beharrlich
behauptet zu haben. Im Jahre 1476 wurde jedoch ein Mitglied der
Gemeinheit und ein Zunftmeister erwählt. Den Bornmeistem liegt
insonderheit die Vertretung der Interessen des Thals im Rathe ob, zu
dem sie selbst gehören. Sehr merkwürdig ist, dass das Bestätigungs-
recht ihrer Wahl den Meistern der Innungen und der Gemeinheit zu-
stand, wie umgekehrt auch die Bommeister die Wahl der Meister zu
genehmigen hatten^). Im Jahre 1478 wurde den Bornmeistem die
Rathsfähigkeit entzogen.
Die Verwaltung des Thals im engern Sinne führten die vier Vor-
steher, von denen zwei durch die Bommeister unter den Schoppen des
Thals und zwei von den Gewerken und aus denselben gewählt
wurden^). Die Vorsteher des Thals hatten unter anderm die wichtige
1) Neue Mittheilungen P S. 88.
2) Neue Mittheilungen a. a. 0. S. 68. 66.
8) Vgl. S. 47 ff.
^) Neue Mittheilungen L^ 66. ,,Die meystere soUen nymande czu ön zihn an«
der hommeistere willen vom tale, noch die bommeistere vom tale ane der meystere
wiUen, noch örer nyrkeyn sal volge gebin ane des andirn wiUen.^^
ö) Vgl. a 70.
XXIV Einleitung.
Verpflichtang, die Fronsole aafzanehmen and ihrer Bestimmung zuzu-
führen. Sie mussten die Berechnung derselben dem Bomscbreiber
zustellen, welcher vor Bommeistern, Schoppen und Gewerken
Rechenschaft ablegte. Diese Fronsole wurde dann den ein-
zelnen Eothen gegen Bezahlung zugeführt und hier verarbeitet. Die
Gegner derPfänner stellten die Behauptung auf, dass sich die letzteren
gerade an ihr in gähz unrechtmässiger Weise bereichert hätten. So
ward der Ertrag der Fronsole, Nikiaussole, Austragesole und Amt-
pfannensole des Jahres 1473 mit 1045 Schock und 2 Groschen berech-
net, während die Empfänger derselben nur mit 548 Schock 14 alten
Groschen in der Rechnung aufgeführt waren. Die Erträge dieser Solbeztlge
wurden theils zur Bezahlung der Arbeiter und Beamten, theils zur
Unterhaltung der Kothe, der öffentlichen Gebäude und der nothwen-
digen Gerätbschaften verwendet oder dienten geistlichen und milden
Zwecken. Noch grössere Vorwürfe zogen sich die Pfänner durch einen
Brauch zu, welchen man mit dem herkömmlichen Ausdrucke „in den
Beutel fronen^' bezeichnete. Man beschuldigte die Bornmeister und
Vorsteher des Thals, dass sie den Brunnen nach ihrem Belieben
Sole entnonmien und dann versotten und den Erlös „in ihren
Beutel gesteckt" hätten. Nach der Vertheidigung der Ptanner, welche
Hans von Waltheim führte, verhielt sich jedoch die Sache tblgender-
mass3n. Die Bornmeister Hessen in der Zeit, wo sie den Schoss im
Thale einnahmen, aus den Brunnen Sole ziehen und kauften für den
Ertrag Wein und Bier, denn sie mussten ja doch während dieser amt-
lichen Thätigkeit einmal trinken. Dem Anschein nach handelte es sich
um ziemlich hohe Beträge, und es war auf jeden Fall auffällig, dass
sie niemals in Rechnung gestellt waren. Die Vertheidigung machte
geltend, dass es eine alte Gewohnheit sei, gestand aber auch ein, dass
die Bornmeister vier Wochen über dem Geschoss sassen, und dass sie
auch denjenigen schenkten, welche ihnen den Schoss brachten. Der
Rest des nicht vertrunkenen Geldes wurde übrigens bei der Abliefe-
rung des Schosses auf dem Rathause den Kämmerern eingehändigt.
Nach Thalrecht aber war es strengstens verboten, Sole zu ziehen, ohne
dass man eine Berechtigung vorweisen konnte. Ja nicht nur unserem
Chronisten zu Folge stand sogar Todesstrafe darauf i).
Das Thalgericht unter dem Salzgrafen als Vorsitzenden zählte 9
Schoppen 2) ; zu demselben gehörten auch die drei Bornmeister. Die
Schoppen des Thals wechselten jährlich; seit dem Jahre 1482
finden sich jedoch in jedem Schöppencollegium auch zwei Mitglieder
aus dem vorigen Jahre (alte Schoppen). Als eiast im Thale eine
Körperverletzung mit tötlichem Ausgange vorkam, wurde der Leichnam
vor die Bank im Thale gebracht, und durch den Salzgrafen und fünf
Schoppen ein Nothding ohne Bommeister gehegt, weil die alten Born-
1) Vgl. a 121 und die Urkunde des Erzb. Ernst vom 24. Sept 1482, Hon-
dorff (Dr. I.) S. 173.
^ Die Sdiöppenverzeichnissc beginnen mit dem Jahre 1479.
Einleitimg. xxv
meister ihrer Eide erlassen, und die ncaen noch nicht bestätigt waren.
Dag^en weigerten sich die Schoppen dem Salzgrafen gegentlber ein
gewöhnliches Ding ohne Bommeister abzuhalten. Bommeister und
Schoppen haben auch im Pfännerhofe Gericht gehalten und Verwal-
tnngsgeschäfte erledigt. Hierher entboten sie die Unterbommeister
mit dem Thalvoigt und den Knechten zur Rechenschaft tlber die Sole,
welche die letzteren die vergangene Woche gezogen hatten.
Von grosser Bedeutung war diejenige Behörde, welche festzustellen
hatte, wie hoch sich die Unkosten bei der Salzbereitung beliefen, und
somit wenigstens indirect auch den Salzpreis bestimmte, die vier von
den Unterbommeistem über dem Deutschen Born ernannten Ver-
Schläger 1) (VorschJäger). Man erwählte hierzu sowol Bürger wie
IJicbtbürger, und die letzteren scheinen von denPfännem sogar bevor-
zugt worden zu sein, weil man leichter auf sie einwirken konnte. Die
Verschläger wurden in dem PiUnnerhofe vor Bommeistern und Schoppen
vereidet, dass sie .jederman gleich verschlagen und dabei besonders die
Holzpreise in gebUhrende Berücksichtigung ziehen wollten. Sie mussten
in ein Koth gehen und versuchen, wie viel Holz und Sole man zu
einem Werke bedurfte, und wie hoch sich die übrigen Unkosten be-
liefen. Ihren Anschlag reichten sie dann dem Unterbommeister ein, welcher
ihn an den Bomschreiber, den eigentlichen Rechnungsbeamten des
Thals, zu bringen hatte.
Die Salzbereitung im engem Sinne lag den Wirkern ob. In der Regel
hatte wol jedes Koth einen Wirker, welcher im persönlichen Lohnver-
hältnis zum Besitzer oder Inhaber des Koths stand. Die Wirker standen bei
ihren Herm in Jahreslohn. Die übrigen Arbeiter werden als Knechte,
Bom- oder Hallknechte, Wochenknechte, Hallbuben, Hallvolk, niemals
aber mit dem latinisierenden Ausdmck Halloren (Hallorum) bezeichnet;
manche fUhrten auch die ihrer besonderen Beschäftigung entsprechen-
den Bezeichnungen als Aufträger, Lader, Stopfer, Abschläger u. s. w.
Von einer genossenschaftlichen Vereinigung der Salzarbeiter ist in
jener Zeit nicht die Rede; vielmehr erscheinen sowol die Wirker wie
die Bomknechte als vollständig frei geworbene Arbeiter, welche um
Jahres-, Wochen- oder um Tagelohn dienten. Im Jahre 1474 erhoben
sie die Forderung einer Lohnerhöhung: viele Arbeiter brachten ihren
Junkem die Schlüssel ihrer Kothe und weigerten sich, unter den alten
Bedingungen weiter zu sieden. Sonntags am 13. November desselben
Jahres beriefen sie darauf eine allgemeine Versamlung in das heilige
Grab in der Halle, um weitere Pläne zu fassen. Sie sendeten ferner
acht Vertreter an den Rath, welche unter anderen Klagen auch die
wegen der Herabmindemng des Lohns vorbrachten. Der Rath befahl
ihnen jedoch bei einer Strafe von 50 Mark, die Arbeit wider aufzu-
nehmen oder die Stadt zu räumen, und wol der grösste Theil der Un-
zufriedenen ging wider an die Arbeit. Im Jahre 1476 stellten abermals
1) Vgl S. 149.
XXVI Einleitung.
alle Jahrknechte über der Metritz die Arbeit ein und sachten eine
Lohnerhöhung nach. Wirker und Bomknechte erschienen vor dem
Rathe und forderten geradezu die Verdoppelung ihres bisherigen Lohns.
Während man dem Wirker bisher 6 Schwertgroschen die Woche ge-
zahlt hatte, sollte der Wochenlohn in Zukunft auf 6 grosse Groschen
festgesetzt werden. Ausser ihrem Lohn bezogen die Arbeiter von den
Fuhrleuten noch Trinkgelder, welche nicht unerheblich gewesen
zu sein scheinen. Ihre Beschäftigung war also eine ziemlich einträg-
liche. Die PtUnner hegten übrigens den Verdacht, dass der Rath
selbst im Geheimen die Unzufriedenheit der Arbeiter schtlre. — Der
gewöhnliche Versamlungsort der im Thale beschäftigten Personen
scheint die Kirche oder Kapelle des heiligen Grabes gewesen zu sein.
Hier nahmen die Arbeiter die Befehle des Baths entgegen, wenn es
derselbe nicht vorzog, alle insgesamt oder wenigstens zahlreiche Aus-
schüsse von zuweilen 20 Mann auf das Rathaus zu fordern. Man ge-
winnt femer an keiner Stelle der Aufzeichnungen Spittendorflb den
Eindruck, als ob sich die Arbeiter noch durch ein besonderes national-
slavisches Band vereinigt geftthlt hätten. Der Ausdruck „wendische
Salzknechte^S dessen sich neulich noch Hehn^) bedient hat, ist fllr
die Arbeiter dieses Jahrhunderts völlig bedeutungslos. Halle ist damals
seiner Bevölkerung nach eine niederdeutsche Stadt; noch in jener
Zeit wurde das Hochdeutsche nicht von allen Klassen der Bevölkerung
verstanden ^). Einer alten Ueberlieferung nach hat man in diesen Saal-
gegenden seit dem J. 1327 das Slavische vor Gericht nicht mehr ge-
sprochen.
Das in grossen Pfannen gesottene Salz wurde nicht nach Gewicht,
sondern stückweise verkauft. Diese Stücke sollten eine gleiche Grösse
besitzen und mussten daher von Zeit zu Zeit gemessen werden. Dann
wurden die Stücke zerbrochen, und das Salz über den Salzscheffel ge-
messen. Da nun aber die Fuhrleute derartiges Salz nicht gern aus-
führten, und den Pfännem an diesem Messen nicht viel lag, so ist es
Jahre lang unterblieben, was dann zur Folge hatte, dass die Stücke
sehr ungleich wurden. So behauptete man im Jahre 1475; dass das Salz
zuletzt 1471 , zuvor aber in vielleicht zwanzig oder dreissig Jahren
nicht wäre gemessen worden. Im Jahre 1474 wurden 35 gezeichnete
Eimer Sole zu einem Stück Salz aus dem Fasse in die Pfanne geftUlt
und versotten ; und in demselben Jahre bestimmte man den Preis eines
Stückes Salz auf 12 Schwertgroschen oder 6 grosse Groschen ; von den
letzteren rechnete man damals 23 bis 24 auf einen rheinischen Gulden.
Vier Zober Sole Hessen diejenigen giessen, welche gutes Salz be-
reiteten ; um kleines Salz herzustellen, bedurfte man kaum dreier Zober.
Die erzbischöfliche Regierung verlangte aber sogar, dass 5 Zober ge-
gossen werden sollten. Das ungleiche Sieden rechnetej^ der den
M Hohn, das Salz a 58.
2) VgL S. 272, 273.
Einleitung. xxvn
Pfännern feindliche Stadtrath viel weniger den Wirkern, als ihren
Herren zu; man erblickte darin eine anrechtmässige Bereicherang der
Pfänner zum grossen Nachtheile der Stadt selbst Die auswärtigen Ab-
nehmer des Salzes wandten sich ans diesem Grunde an andere Orte,-
and die Fuhrleute umfuhren die Stadt, wie man sich ausdrückte.
Gerade in diesem ungleichen Sieden bestand daher ein schwerer Vor-
wurf des Rathes gegen die Pfänner.
Eün ganz eigenthtlmlicher Brauch war, dass man zu gewissen
Zeiten, d. h. wenn ein beträchtlicher Vorrath von Salz in der Halle
vorhanden war, das Sieden ganz einstellte und Kaltlager hielt, wie
man es nannte. Da der Preis des Salzes von den Thalbehörden be-
stimmt wurde, und die einzelnen Pfänner natürlich nicht unter den-
selben herabgingen, so entsprach zu Zeiten der Absatz nicht der Fülle
der I^duction, und man stellte dann das Gleichgewicht zwischen
beiden dadurch her, dass man die Brunnen ruhen oder stehen Hess
und Kaltlager hielt. Es war das natürlich nur möglich in einer Zeit,
wo die hallischen Salzproducenten keine bedeutende auswärtige Gon-
currenz zu fUrchten hatten, denn die nächsten Salinen zu Salze und
Stasfurt scheinen Halle damals eine solche nicht bereitet zu haben.
Allein auch dieses E^ltlager wurde den hervorragenden Pfännern
Übel ausgelegt. Man warf ihnen vor, dass sie nur ihrer Freunde
halber, welche kleines Salz hätten, Kaltlager halten Messen ; die Gäste
mttssten dann zu ihrem eignen Schaden auch das kleine Salz laden.
Ja man sagte geradezu, dass das kleine Salz gewöhnlich mehr von
den obersten und reichen, als von den ärmeren gesotten würde.
Die meisten Pfänner bewirthschafteten ihre eignen Solgüter durch
einen Wirker. Zu diesen gehörte z. B. auch Spittendorff. Andere aber
hatten nicht nur diese; sondern auch das Koth gepachtet, und die Ein-
nahmen dieser Pächter sollen nun besonders zwischen Weihnachten und
Palmsonntag nicht sehr hoch gewesen sein. Der Ertrag einer Woche
wird einmal auf durchschnittlich 42 Werk i) für jeden Pfänner ange-
geben; allein es mussten sich, unserm Gewäbrsmanne zu Folge, andere
auch mit 30, ja mit 20 Werk die Woche begnügen : nur wenige, nach
Spittendorfib Versicherung kaum 10 Pfänner erreichten die Woche
45 Werk.
Gewisse Solgüter gehörten zu bestimmten Kothen, allein es gab
aach Siedehäoser, bei denen sich keine Güter befanden.
Das Brennmaterial bestand nicht ausschliesslich aus Holz und Stroh,
welches die Bauern der Umgegend zuführten, sondern auch damals
wurde bereits und zwar seit längerer Zeit Kohle gebrannt.
Wie das Thal seine eigene Gerichtsbehörde hatte, so war es auch
einer besonderen Polizeibehörde unterstellt, welche ganz unabhängig
vom Bathe war, und die allgemeine Aufsicht über das Ganze führte.
M Ein Werk betrug später 36 recht geeichte Fülleimer oder 2 Stück Sahs,
Hondorff (Dr. I.) S. 60, 63,
xxvm Einleitung.
An der Spitze derselben stand der Thalvoigt: anter seiner Aufsicht
befand sich* das Gefängnis and der Stock.
Obwol nun die Pfännerschaft ihre Interessen bis in das achte
Jahrzehnt des fünfzehnten Jahrhunderts ziemlich selbständig verwaltete
und fast ein besonderes Gemeinwesen neben dem der Bergstadt
bildete, so drang doch der Einfluss des Raths gegen das Ende dieser
Zeit immer weiter vor: je weniger die Pfänner im Stande waren, ihr
Uebergewicht im Rathe zu behaupten, um so weniger konnten sie
sich auch der Eingriffe des letzteren in ihre eignen Erwerbs- und
Standesangelegenheiten erwehren.
Die Rathsverfassung im fünfzehnten Jahrhundert. Aus
dem in Beilage VII abgedruckten Rathsverzeichnisse ergibt sich, dass
seit dem Jahre 14^ il der Rath 12 Personen zählte, wie in Magdeburg
schon seit dem Jahre 1238 1). Von diesen werden seit dem Jahre 1411
die beiden ersten als Rathsmeister (Bürgermeister) bezeichnet. Auch
dieser Rath war jedoch keineswegs ein voUständig aristokratischer,
sondern umfasste bereits Vertreter der Gemeinheit und der Zünfte.
Doch wird man nicht fehlgreifen, wenn man zum wenigstens die in
den vier ersten Stellen angeführten Personen als Pfänner betrachtet.
Als Beweis, dass wir bereits im vierzehnten Jahrhundert Innungen und
Gemeinheit im Rathe vertreten finden, mag die Urkunde des Raths vom
8. Mai 1314 dienen 2), in welcher sich die höchste Stadtbehörde selbst
mit den Worten: „Nos consules, scabini montis et vallis, unionum
magistri ac universi opidani in Hallis^' bezeichnet. In dieser Urkunde
werden zuletzt 8 Personen aufgeführt, die jedoch keineswegs etwa den
vorher genannten Rath bilden. Die Willkür vom Jahre 1314 ferner
wurde schon von den Siegeln der 6 Innungen beglaubigt^). In dem
Verbündnis der Stadt Halle mit der Stadt Magdeburg ^) vom Jahre 1324
ist die erstere vertreten durch „die schepen, die ratmanne und die vif
meistere von den groten vif inninghen unde die borgere ghemeyne
von Halle^^ Doch bleibt uns in diesen Rathsverhältnissen noch
manches dunkel, wie es z. B. auffällig ist, dass im Jahre 1327 nach
den Schoppen 36 Rathmannen und ausserdem noch die vom Thale,
die vom Berge, die Innungsmeister und die gemeinen Bürger genannt
werden^). Möglicher Weise haben die Innungen diese Stellung im
Rathe gerade während der beiden ersten Jahi-zehnte des 14. Jahr-
hunderts erst erlangt. Darauf scheint sich auch eine unklare ört-
liche Ueberlieferung zu beziehen, nach welcher im Jahre 1316 zum
ersten Male ein Rath gewählt worden sein soll^).
*) Hoffmann, Gesch. der St. Magdeburg I. 207.
2) Dreyhaupt I. 728.
3) Dreyhaupt IL 303 f.
*) Dreyhaupt I. 55.
6) Dreyhaupt I. 62 t
^) Kresse's handschr. Annalen B. I. Bl. 381^' Vgl. dazu Lambert, da«
hallische Patriciat S. 78 ff.
Einleitung. zxix
Dieser ans 12 Personen bestehende Rath des fnnfeehnten Jahr-
hunderts wechselte jedes Jahr, und meist erst im vierten Jahre erscheinen
hier und da dieselben Personen in Rathsstellen wider. So ist z. B.
Hans Gysike (Gysecke, Gyske) erster Rathsmeister in den Jahren 1401,
1404, 1407, 1411 und erscheint während der dazwischen liegenden
Jahre in keiner Rathsstelle. Drebes Sever finden wir 1401 in
dritter, 1405 in zweiter, 1408 und 1413 in der ersten Stelle; Rathmar
Ton Stein war 1403, 1^ und 1410 erster Rathsmeister, gehörte aber
in den dazwischen liegenden Jahren dem Rathe nicht an.
Diese VerfajBsung erlitt jedoch im Jahre 1427 dadurch eine tief-
gehende Veränderung, dass die Zünfte und die Gemeinheit eine erhebliche
Verstärkung erhielten und als eine Art Gegengewicht gegen dieselbe
die ersten Vertreter und Beamten der Pfänner, die drei Bom-
meister (Oberbommeister), noch zum Rathe hinzugezogen wurden,
welcher nun im Ganzen auf 30 Personen anwächst. Welche Veran-
lassung dieser Veränderung zu Grunde liegt, hat sich freilich bis jetzt
noch nicht mit erwünschter Deutlichkeit nachweisen lassen. Drey-
haupts Darlegung (II. 326), „nach welcher 30 aus den vier Vierteln
der Stadt erwählte Bürger in den Rath aufgenonunen werden mussten,
worauf immer einer nach dem andern aus den alten Geschlechtem ver-
dmngen, und andere von der gemeinen Bürgerschaft und Innungen
eingeschoben worden'^ ist, wie das Rathsverzeichnis deutlich ergibt,
sehr unklar und verworren.
Der grosse oder weitere Rath besteht vom Jahre 1427 an bis zum
Jahre 1478 aus 30 Personen, welche sich in drei Gruppen scheiden : zu
dem aus 12 Personen bestehenden engeren oder sitzenden Rathe treten
ausserdem 18 zu den Rathssitzungen entbotene Bürger, 15 Vertreter der
Gemeinheit und Innungen mit den 3 Bommeistem, hinzu. Nach Drey-
haupts Versicherung haben die Zünfte und die Gemeinheit in den
Wirren unter dem Erzbischof Günther, welche zur Belagerung der Stadt
fllhrten, Gelegenheit zu einer solchen Verstärkung ihres Einflusses ge-
funden. Auf jeden Fall aber hat auch die Fehde, in welcher die
Stadt sich damals mit dem erzstiftischen Adel befand, dem aristokra-
tischen Begimente der Pfänner Zugeständnisse abgepresst. Wol mög-
lich, dass der gewaltige Stadthauptmann Henning Strobart seine Hand
gleichfalls im Spiele gehabt hat. Aus derselben Zeit, vom Jahre 1428,
stammt eine Willkür, welche sich jedoch ihrem Gesamtinhalte nach der
Kenntnis der Forscher bis jetzt entzogen hat. Auch Dreyhaupt hat
nur ein Bruchstück derselben in den Händen gehabt, welches er aber
leider nicht einmal ganz hat abdrucken lassen. Der von dem ver-
dienten Forscher mitgetheilte Anfang dieser Willkür ist merkwürdiger
Weise mit einer gereimten Vorrede versehen und führt uns darauf
gleich im ersten Abschnitt die drei Glieder des damaligen Raths
vor. „Dy ratmanne und meistere suUen alle tage uff das
rathuifö gehin... und die bornmeistere sollen ouch, wen ör dy
ratmanne und meistere bedorffen, obir das, das sye sust phlegene
Einleitimg.
uff das rathus zu gehende, ailezit gohin^y^. Aus der Rathsliste des
Jahres 1427 (S. 507) geht hervor, dass die vier Pfarrgemeinden
(Gemeinheiten, Gemeinheit) je 2 Vertreter in den weiteren Rath ent-
sendeten. Auf diese folgen hier 7 Zunftmeister. Da die Zuziehung der
Bornmeister zu den Rathssitzungen ausdrücklich in das Belieben des
Raths gestellt war, so ist in den Urkunden dieser Zeit gewöhnlich nur
von den Rathmannen und Meistern als der offiziellen Behörde der
Stadt die Rede^). Ja bisweilen findet sich sogar der nicht ganz cor-
recte Ausdruck: Rathmannen und Meister der Innungen. Doch werden
auch die Bommeister als ein Glied des Raths ausdrücklich erwähnt.
So treten in der Streitsache wegen des Neujahrsmarktes zu Leipzig
im August 1469 vor den Propst des Klosters Neuwerk die ehrsamen,
weisen und vorsichtigen Hans Klucke, Hans Eritzin, Raths m eis ter,
Hans von Waltheim, Benedictus Polcke, Bornmeister, und Peter
Numan, Curth Habich, Hans Botticher und Wentze Steube, Meister
der Innungen und Gemeinheit an Statt und VolUnacht des ganzen
sitzenden Raths der Stadt Halle ^). Ueberall also, wo in dieser Zeit
von den drei Gliedern des Raths die Rede ist, sind darunter die Rath-
mannen, die Meister und die Bommeister zu verstehen. Für die Jahre
1428, 1430 und 1431 fehlen die Namen der Bornmeister. Diese drei
Rathsglieder regieren nur ein Jahr, aber nicht etwa abwechselnd, wie
man sich daswol gedacht hat, und treten dann insgesamt ab, worauf
Neuwahlen erfolgen.
Allein auch dieser Antheil der gesamten Bürgerschaft an dem Regi-
ment und der Verwaltung der Stadt ist unter den grossen Wirren während
der Regierung des Erzbiscbofs Günther noch nicht für ausreichend erachtet
worden. Als der Rath im Jahre 1434 auf dem Concil zu Basel sich dem
Erzbischof Günther unterworfen hatte, sagte sich die Gemeinde von ihm
los und nahm ihn sogar gefangen^). Die Stadt erneuerte darauf ihr
Bündnis mit Magdeburg, und der Rath zu Magdeburg stiftete unter
den streitenden Parteien seiner verbündeten Schwesterstadt wider Ruhe
und Frieden, indem er eine ausserordentliche Commission von 30 Ver-
trauensmännern einsetzte, an deren Zustimmung der Rath bei der näch-
sten Rathswahl und bei allen seinen Beschlüssen gewiesen wurde. Wir
theilen, da diese Verhältnisse im Einzelnen noch sehr wenig bekannt sind,
die auf lUteren Berichten beruhende Darstellung einer späteren Chronik^
1) Dreyhaupt U. 303.
2) Dreyhaupt H. 802. 473, 474.
3) DrevhauptlL 42. — In dem xnitgetheilten Verzeichnisse der Rathspersonen
(S. 507--518) nehmen die Meister die SteUen 13-27 ein.
4; Dreyhaupt I. 117 f.
5) Papierhandschrift der Grftfl. Bibl. in Wernigerode Zh. 65. F. 378 Bll. Die
noch nicht näher untersuchte Chronik scheint theilweise ein Werk eines hallischen
Bürgers Seidonschwanz aus dem Anfange des 16. Jahrh. zu sein, enthält aber trotz-
dem gute und sehr ausftlbrliche Nachrichten über die hallische Geschichte des 15.
Jahrhunderts. Die SteUe findet sich Bl. 159'»— 161**.
Einleitung.
mit und fBgen ausserdem den Wortlaut der Vergleiehsurkunde, welche
der Rath yon Halle ausstellte, in der Anmerkung hinzu.
(Jahr 1434). „In demselbigen jare liesz der bischoff tou Magdeburg ein
teil burger yon Halle, die die namhafftigesten waren^ wol bey XL, vor das
concilium zu Basel laden, darumb santen die von Halle vor zu vor-
boren, wes her sie schuldigen wolde. Do hatten dieselbigen zcwene,
die also gesant waren, teidinge mit deme bischoye, also das sie den
Ton Magdeburg keine hulffe thun solden, den in Sachen, do sie mit
rechte inne überwunden weren. Und deme bischoye yon Merseburg
wart daruff beyolen yon deme concilio, das er die yon Halle daruff
auss deme banne solde lassen, und der bischoff gab on daruff die ab-
Bolucion. Ditzs teidigete der rath yon Halle alles hinder der gemeine
und ane oren willen. Die innunge und die gemeyne hatten yor dem
rathe zugesaget und sagen lassen, sie wolden yon den yon Magdeburg
ungescheiden sein, bosse und guth mit on leiden und die briye halden,
do sich ore eldem lauge zeit zuyor inne yorbnnden hatten. Darumb liess
der rath die gemeine und innunge uff das rathaus yerheischen und fragete
izlige parteie besundem, ab sie des deme rathe beystehen wolden. Das
worden ein teil partigen eyns mit on, und die meiste parteie yon den
ionungen und yon der geraeine, die das mit furchten thun musten, die das
sust nicht gethan betten, wen worumb ? Die jenen, die uff das mahle zu
den rethen pflagen zu seine, die furchten den bischof sere und die
(den!) uszwendigen; und die burger, die on weddir waren, die yor-
treben sie ein teils ausz der Stadt und gaben on or burmahl weddir, ein
theil weisten sie auff die thorme, etzliche stecketen sie in der dempnitz,
etzliche, die legten sie in or husz und tatten on mancherley yordrisz,
das ein teil yaste widder ore gescbworne willekor was. Hirumb wart
grossze zcweytracht zcwuschen deme rathe und der gemeyne, also das
der rath der absolucion nicht dorffte lassen uszgehen nach gebrauchen
und hielden das yerholen (yerholden!) yor (von!) der gemeyne und
auch yor deme ganzen rathe, sundem der heimliche rath, der wüste
die geschieht alleine.
Diesse zcwietracht yomommen die yon Aschersleye und ritten zu
den yon Halle, eine sothane zcweytracht underzunemen, und namen
das uff, und dieselbigen yon Aschersleye yorbotten zu sich die yon
Magdeburg, Braunschwig, Halberstadt und Quedlinburg. Die alle yon
stundt zu on gein Halle ritten ; die yon Halle hatten sich uff das mahl
mit den gnanten stedten und dorzu mit yil stedten mehr yorbunden
zusampne, ufflouffte in den stedten zu wehren und oren yinden wed-
der zu stehen, und yiel meher ander Sachen etc. Also teidigeten die
gnanten rethe der stedte zcwuschen dem rathe, den yom tale, Innungen
und gemeinheit, das sie yon beiden teilen allen Unwillen, zcweytracht
und scheel satzten uff den rath zu Magdeburg, und wie sie das
scheiden wurden, das wolden sie halden ane widdersprache. Und der
rath solde der absolucion nicht gebrauchen, so lange das die sache
auazgesprochen wurde etc.
Einleitung.
Nach sancte Michaelis tage, do santen die von Magdeburg die oren
geiD Halle, do sie sothane sache entscheiden solden, und der rath
liesz allen bargem Torbotten in das barfiisszercloster. Do qaamen
die von Magdeburg und horten die schulde, die die vom tale, innungen
und gemeinheit Widder den rath hatten, und brachten das vor an den
rath und horten auch des raths antwort, und sie blieben des aber von
beiden parten bey denseibigen von Magdeburg. Und die von Magde-
burg Hessen sich alle schulde schrifftlichen Vorzeichen und bescheyden
on allen des dritten tages widder in dasselbige closter. Do tatten sie
den aussprach in kegenwertigkeit des rathes und burger gemeine i).
>) In Folge dessen steUte der Rath eine Urkunde aus, in welcher es heisst:
. . . „imd uff daz, daz man czwusschen uns, dem rathe, und unszir vorfam,
den von dem tale, inungen und gemeynheiten zcu ganczer frimtschafft und gloubin
komcn möge, so haben wir uns vom tale, inungen und gemeinheiten mit unszerm
rathe von HaUe semitlichin vortragen, daz man sal dissem keynwirtigem rathe
zcu hulffe gebin uz dem tale, uz inungen und uz gemeynheit drissig bederbe man,
die darczu bequeme imd nutcze sin, die sollin zcu den heiligen sweren, daz s^ dem
rathe unde der stad HaUe beste wollin helffin rathen nach oren besten synnen und
den rath nicht meldin, und woUin daz nicht lassln durch lieb, durch leit noch
durch neynerleye sachin willin, daz on got zo helffe und die heiligen. Unde wir
ratmanne, bommeistere und meistere der inimgen und unszor nachkomelinge
soUin keyne sachin, dar der stad icht macht an belegin ist, handeln adir thun,
wir sollin die drissig manne uff unszer rathusz darbie vorbotten und dar denne
mit der drissig manne willen und folbort unszer stad HaUe bestes rathen und
thun, unde wen man nu zcu disscr nehistkomenden vasten die nuwen ratluthe
kiesen und bestetigen sal, darzcu sollin wir von dissem keinwirtigem rathe zu
hulffe nemen die drissig man, die uns bereite zcu hulffe gegebin sin, und mit on
eintrechticlich nuwe ratluthe kiesen und die zcu ambachte bestetigen, als daz
unszer stad HaUe nutze und eben ist, unde solün mit dem rathe zcu den heiligen
sweren, daz sy sulche uf^tzers, als hirvor uff die czedele und tedinge, die zcu
Basel gemachit waz, berurt ist, zcu dem rathe noch zcu anibachten nicht kiesen
BoUin. Und wen die nuwen ratluthe also gekom und zcu ambachten bestetigit sin,
denne sollin die drissig manne des kores abewesen, und der rath sal denne vort^
mer den rath kiesin unde bestetigen unde unszer stad verwesen unde regim, als
daz von alder gewonlich gewest ist, doch also daz die vorgnanten drissig manne
bie oren eiden bliebin soUin, die wiele daz sie lebin, und sollin den ratmannen,
bommeistem und meistern der inungen zcu Halle unszer stad beste helffin
rathin, darzcu sie der rath von HaUe vorbotten sal. Unde wenne sy die vorberurten
drissig manne zcu sich, zcu dem rathe vorbotten, so soUin sie bie oren eiden zcu
dem rathe komen; und ab man von dissen drissig mannen einnigen zcu ratmanne
köre, uzgnomen die scheppfin, die sal man zcu ratmannen rucht kLesen, simdir zcu
bommoistem imd den drissig mannen mag man s^j wol kiesen, der (die!) denne
also gükorn wirt, der (diel) sal den köre liedin und zcu dem rathe sweren, als
daz gewonlich ist, doch solde der in den eiden bliebin, die er zcu den drissig
mannen getan bette. Wer es ouch sache, daz disser iissig manne einich ver-
stürbe ac&r sich verboste adir sich mit siner inun^ vorwandelte adir uz eyner
Sfarren in die andere czoge, die soUin oreseides, den s|j zcu den drissig mannen getan
ettin, loz sin. So soUm die partie, den dez not ist, eynen andern bederbin man
bie oren eiden uz der partie, dar dez denne broch were, bynnen acht tagen zcu
sich kiesen, und wen der zo gekom wirt, der sal den köre ane widirsprache liedin
unde dem rathe und der stad sulchin eid sweren, als die drissig manne vor ge-
swom habin. Vortmer bekennen wir ratmanne und meistere der inungen zcu
HaUe, wer es ouch sache, ab ymand dem andim disse vorgeschrebin scheidunge
zcu arge adir zcu schadin andirs weide dütin, wen disse scheidunge inhelt, daz on
denne die ersamen ratmanne und inungismeistere der alden stad Magdeburg die
Einleitung. xzxin
Do worden in der scheydunge 30 manne gesatzet deme rathe zu hülfe,
die Tor nicht waren, and gaben den asspmch deme rathe yorsiegelt
ond anch den dreiszig mannen von der barger and der gemeyne
wegen. Diessen ansspruch namen die burger mit gutem willen an.
Aber der rath machte sich gar schwere darzu, wente der selbige
sprach dem rathe alleine und nicht andern oren nachkommen etzewas
za na lagk. Idoch künden sie das nicht wegem, sie musten das auch
annemen. Doch was der glaube gar deine zcwuschen demselbigen
rathe und den bürgern, das sie woU beweisten, das quam on darnach
an ore person, als sie abe quamen, zu grossem hone und schaden.
Also worden auch solche teidinge, als zu Basele begriffen wardt, nicht
gehalden nach der absolucion gebruchet, wen die von Magdeburg
hatten das also gescheiden.
In dem selbigen jare 34, do die zcweytracht zu Halle wasz, do die
30 man gesatzet worden, das mochte Strobarth am aller meisten
mit etlichen bürgern zu Halle angetragen, den er was mit in der
Behddunge und anspräche, wiewoU ein teil von Magdeburg in dem
rathe schwere dorzu waren» das sie den rath scheiden solden, idoch so
wolde sich Strobarth rechen, dorumbe schickete her das nach seinem
willen ; darnach uff die vasten worden seine leute wider in den rath
gekoren zu Halle, die namen on weddir zu einem haubtman.''
Obwol nun der Rath jährlich wechselte, so treten doch öfter
mehrere derselben Familie im weiteren Sinne angehörige Personen
nach einander aui. So gehörte dem engeren Rathe des Jahres 1427
Drewes Seber an, und schon 1428 erscheint in demselben
ßath^liede Peter Seber, und im folgenden Jahre in demselben
Verbände Hans Seber. Auch scheint es allmählich üblich geworden
macht behalden habin, wie sg daz darumb seggin adir scheiden werdin, dar sal
daz gencadichin bie bliebin sundir widirsprache. Czii dem leczton belcennen wir
ratmajme,bommeistere,meystere der inungen und der ganczen gemeynheitderstad Halle
Torgnant unde wir bürgere vom tale, inungen und gemeynheiten ^emeynlichin mit sampt
den (der !) obgnanten drissig mannen derselbin stad Halle offintlichin vor uns unde alle
miszer nachkomelinge, daz wir die bnanten (I) scbeidunge eintrechtidichin mit
allir onszin guten willen umb eintracht, firide und unszer stad bestes willin gut-
lichin nffgnomen habin, reden euch und gelobin in crafft disses brieffis und
revenals, sollin ouch und wollin dieselbe scbeidunge stete, gancz, veste und
miTorbrochin balden an allen oren stucken und punckten zcu ewigen gecz\jten imd
or nachkomen, als wir dy u%nomen habin. ane argeUst unde geverde, und wer es,
das ymand die gnanten unszer liebin frunde von Magdeburg adir uns von sulchir
sdieidunge wegin vordencken, der uns dez vorwissen adir vorargen weide, so sollin
und wolUn wir des bie enandir bliebin ane geverde. Des zcu orkunde und mehr
siclurheit habin wir ratmanne, bommeistere, meistere der inun^n und gemeynheit
der Stadt Halle vorgnant vor uns, unszer bürgere gemeynllch, die drissig manne,
und aUe unszer nachkomelinge unszer stad ingesigil an dissen brieff und reversal
mit allir der unszir wissen und gutem willin hengin lassen. Nach gotis gebort
virczenhundert jar, domach in dem vierundrissigistem jare am mittewochin vor 8enth
OaUan tage (IS. Oct 1434). üngedr. ürk. des hall. Rathsarchivs ; das Siegol ist
sehr beschädigt
0«Khichtaqii. d. ProT» Saclu . XL C
Einleitimg.
ZU sein, dass hervorragende Persönlichkeiten bald in diese bald in
jene Körperschaft, den engeren oder weiteren Rath, gewählt wurden.
So erscheint Hans Bunge 1441 auf Seite der Rathmannen und 1442
auf Seite der Meister, und Karl Musshart sass 1440 unter den Meistern
und 1442 unter den Rathmannen. Klaus Schafetedt femer gehörte
1440 als Bommeister zum Rath, und 1442 finden wir ihn als Pfänner
unter den Rathmannen. Ja alhnählich erlangten diese Wahlen eine
noch grössere Stätigkeit. So tritt Bastian Melwitz, der erste
Rathsmeister der Jahre 1444, 1447, 14öO, 1453, 1456, in den Jahren
1445 und 1451 als Bommeister auf; in denselben Aemtem finden wir
in den Jahren 1452 (als Rathsmeister) und 1453 (als Bommeister) das
Mitglied der Pfännerschaft Eüaus Ochse: derselbe bekleidete überhaupt
in der Zeit von 1452 bis 1467 die Stelle des ersten Rathsmeisters
sechs Mal und erscheint in derselben jedes dritte Jahr wider. Dagegen
fand in der Stelle des zweiten Rathsmeisters in denselben Jahren ein
viel grösserer Wechsel Statt: 1452 hatte dieselbe Dietrich Kuchen-
schwin, 1455 Hans Mittag, 1458 Lucas Kumpan, 1461 derselbe, 1464
Fritz Schaff und 1467 Stephan Mittag inne. Hans von Waltheim begann
seine Laufbahn in den städtischen Aemtem 1456 als fUnfterRathmann
in der Stelle eines Pf änners, schon im folgenden Jahre war er Bom-
meister und ebenso in den Jahren 1460, 1466, 1469 und 1472. In den
dazwischen liegenden Fristen hatte er 1459, 1462, 1465, 1468 der Stadt
als erster Rathsmeister gedient. Auch weniger hervorragende Persön-
lichkeiten treten im Verlauf der Zeit mehrfach als Inhaber dieser
städtischen Ehrenämter und zwar in verschiedenen Gliedem des Raths
auf. Wer das Amt des Rathsmeisters verwaltet hatte, konnte nicht
vor Ablauf des zweiten Jahres in dieses erste städtische Amt wider
gewählt werden. Doch kehren unter dieser Beschränkung besonders
in der Mitte des Jahrhunderts öfter dieselben Namen in dieser ersten
Rathsstellen wider. Ja sogar beide Rathsmeister wurden zusammen
wider gewählt: so erscheinen z. B. 1453 und 1456 Bastian Melbitz
und Mattis Glesin , 1458 und 1461 Klaus Ochse und Lucas Kumpan,
1462 und 1465 Hans von Waltheim und Hans Nopel als Rathsmeister. Von
den beiden Rathsmeistem sitzt in dieser Zeit des 15. Jahrhunderts in
der ersten Stelle stets ein Pfänner, in der zweiten gewöhnlich ein
Mitglied der Gemeinheit und dann und wann wol auch ein Zunit-
meister.
Wie in andern Städten, z. B. in Erfurt, besass der Rath auch in
Halle seine „gekomen stende*', und die Aufeinanderfolge der einzelnen
gesellschaftlichen und Erwerbsgruppen war wenigstens im engem Rathe
eine fesf bestimmte. SpittendorflF selbst erzählt (S. 189): „vor alter
sassen die vier pfenner aller nechst nach dem rathsmeister in der
weyse: der eine war rathsmeister, der ander weinmeyster, der dritte
ein vierherre, der vierte kemmerer." Da nun, wie erwähnt, bis zum
J. 1476 der erste Rathsmeister gewöhnlich ein PfUnner ist, so hatten
die Pfänner in dieser Zeit die erste, dritte, vierte und fUnfte
Knteitong.
SteOe im engereo Bstfae inne. Daher und aas der geringeren Anxahl
der pfiümerschaftliehen Familiaa erklärt es sieh andi, dass bis zum
Jahre 1476 sehr häofig dieselben Familien der Pfanner im Bathe ver-
treten sind. Die drei Bommeister eingereehnet besassen also die
Pfanne bis in den Beginn dieser Unnihen 7 Stellen im weiteren
Bath. . Aneh nach seiner Erweitening durch die Meister der Zfinfte
imd der Gemeinheit hat demnach der Bath sein froheres aristokra-
tiBches 6e{HSge keineswegs ToUständig eingebüsst^). Im Jahre 1476
war nm erst^i Male keiner der beiden Bathsmeister ein PfiLnner:
Jakob Sdiaffkopff gehörte den Innungen nnd Hans Laub der Gemein
heit an^ Von den fibrig bleibenden acht Sitzen des engeren Bathes
scheinen d^ Gemeinheit gewöhnlich der zweite, sechste, siebente und
achte, den Innungen die letzten vier zugehört zu haben.
Der zweite Haupttheil des grossen Bathes der Dreissig, die
Mdstar^), setzte sich aus je zwei Vertretern der Gemeine in den vier
Kirchsprengeln und aus sieben Innungsmeistem zusammen. Unter den
Dreissig beftnden sich dem zu Folge 12 Vertreter der Gemeinheit,
11 Innnngsmeister und 7 Pfänner. Allein diese Zahlen haben keines-
wegs eine ähnliche Bedeutung, wie sie f&r eine Stadtbehörde der
Neuzeit besitzen wfirden« da Ton einer Abstimmung nach Köpfen im
modernen Sinne damals noch nicht die Bede ist, und wenigstens
die Bommeister nicht zu allen Bathssitzungen hinzugezogen wurden.
Die sieben Innungen, welche ihre Vertreter in die zweite Ab-
theflung des Bathes, zu den Meistern, zu entsenden das Becht be-
sassen, waren jedenfidls die sechs alten, deren Privilegium auf den
Erzbischof Wichmann zurfid^ffihrt vmrde: Krämer, Schuhmacher,
Backer, Fleischer, Schmiede, Futterer, und endlich die Leinweber.
Dass die letzteren unter den Meistern yertreten waren, lehrt ein Zu-
satz zu dem Bathsyerzeichnisse des Jahres 1475^). Die sich hier vor-
findende Bemerkung, dass die beiden Meister jeder ein Jahr nach ein-
ander gesessen haUen, kann nur den Sinn haben, dass ein Meister,
welcher Mit^ed des weitem Bathes gewesen war, im dritten Jahre
widergewählt werden konnte.
Auch unter den Meistern des Baths wird eine gewisse feste Bang-
ordnung stattgefunden haben, obwol wir dieselbe noch nicht deutlich
zu eiUkren im Stande sind. Es ist wenigstens auflfällig, dass
1) Die Darstellimg in t. Maarers Geschichte der St^teTer£uBimg in Deatsch-
Imd IL S. 597 entbäirt einer gesicherten Unterlage nnd ist, wie sich aas den
Bathsveraseichnissen ergibt, fiist gänzlich anrichtig. Von den gro&aen Farteikftnipfen
zwischen den PfiLnnem inid d^ Gemeinde im J. 1438 berichtet die Chronik in
Wernigerode BL 173^ sehr ausföhriich.
«) VgL a 188 1
^) Nach dem W^^ der Bommeister beaeichnet man die beiden Rathsgliec^
gewöhnlich kurz als aertea und Meister.
*) VgL a 41. Anm. 1.
xxxn Einleitung.
manche Personen entweder in denselben Stellen oder in sehr nahe be*
nachbarten auftreten.
Der Rath trat sein Amt nicht mit dem Beginn des bürgerlichen
Jahres (25. Dec.) an, sondern er wurde erst am Sonnabend nach Esto-
mihi (Sonnabend nach Cinerum) gewählt und dann vom Rathanse
herab verkündigt. Der Wahltag war also im Jahre 1475 der 11. Febr.,
1476 der 2. März. 1477 der 22. Febr., 1478 der 7. Febr. An diesem
Tage fand jedoch nur die Wahl des engern Rathes statt; der Ver-
tretungskörper oder die Meister ging aus den Zunft- und Gemeinheits-
wahlen des nächsten Dinstags (Dinstag nach Invocavit) ^) hervor; noch
später traten die Bommeister, da ihre Neuwahl erst am zweiten Sonn-
abend vor Pfingsten erfolgte, in den neuen Rath ein. Die alten Bom-
meister blieben also noch einige Monate im neuen Rathe ^), Die Wahl
der 12 Rathmanuen oder des engem Rathes kam weder den Pfännem
noch den Zünften oder der Gemeinheit zu, sondern war in der Haupt-
sache das letzte und nicht das unwichtigste Geschäft des alten engeren
Rathes selbst Derselbe besass also eine ähnliche Berechtigung wie die
Schöppencollegien und übte dieselbe bei Todesfällen auch während
seines Verwaltungsjahres aus. Dieses Wahl- oder Ergänzungsrecht hat
jedoch nicht der ganze engere Rath, sondem nur ein Theil desselben
und auch dieser nicht ausschliesslich besessen^). Das WahlcoUegium
des Jahres 1476 für die Neuwahlen zum Jahr 1476—77 besteht
aus dem 'Rathsmeister Hans Seile, dem Kämmerer Peter San-
derman , dem Schuhmacher Jacob Weissack und dem Brauer Brosius
Zschelse. Diese 4 Personen waren Mitglieder des engem Raths im
eben ablaufenden Jahre 1475-76 gewesen*). Zu ihnen aber traten
noch vier Meister hinzu, wahrscheinlich die ersten vier der Meister im
Rathe des zu Ende gehenden Jahres: das WahlcoUegium dieses Jahres
bestand also aus 4 Mitgliedern des engem Rathes und 4 Meistern^).
SpittendorfiF tadelt jedoch an dieser Wahl, dass man weder den Raths-
meister von den Pfännem noch die beiden Bornmeister, ja überhaupt
keinen Pfänner hinzugezogen habe. Wenn darin die einzige Ab-
weichung von der Regel bestand, so müssten in dem WahlcoUegium
für den neuen Rath die beiden Rathsmeister und zwei Bommeister
nebst den 4 Innungsmitgliedera des engem Raths und die vier ersten
Meister des weitem Raths gesessen haben, aho ebenfalls 12 Personen.
Indessen da später das WahlcoUegium nur 8 Personen zählte, so
kann die Stelle nur den Sinn haben , dass damals die 3 Mitglieder
des engem Rathes an Stelle der. drei PlUnner zur Wahl berafen wurden.
1) Vgl. S. 233 f. 299. 301.
2) Vgl. S. 47. 233 f. 323.
3) Vgl. S. 188 f
*) Vgl. S 41 A.
6) Der Eid dieser ^--»»«Ten" in den Neuen Mittheilungen 12 91.
£inloitung. xxxvii
Wir sind der Meinäni^y dans der den Vorsitz iUlireDde Rathsmeister
die vier ersten Meister zu diesem Wahicollegium zu ziehen ver-
pflichtet war, weil diese Meister auch in andern Verbältnissen einen
hervorragenden Einfluss ausübten und gewissennassen ,,einen Rath im
Käthe", den sogenannten „heimlichen Rath** bildeten i). Derselbe be-
stand im Jahre 1474 (S. 1 ff.) aus dem Worthalter der Meister Peter
Schaffkopff, dem Schmied Georg Seile, dem Brauer Martin Pule und
dem Fleischer Peter Meffer. Die hervorragende Stellung, welcher sich
der heimliche Rath erfreute, kraft deren er besonders die Verhand-
lungen mit auswärtigen Ständen und Städten geführt und ihre Bot*
schafler empfangen zu haben scheint, mochte ihn auch zu der heiklen
Aufgabe befähigen, in Gemeinschaft mit einem Theile des engern
Ratbs die Neuwahl des letzteren selbst zu bewerkstelligen^}. Eine
noch deutlichere Einsicht in dieses eigenthümliche Wahlverfahren, an
welchem alle Rathsglieder Theil haben sollten, gibt uns eine um-
fangreiche Beschwerde 3) der Pfänner über Innungen und Gemeinde
aus dem Jahre 1475. Schon in diesem Jahre war die Rathswahl in
einer von dem Herkommen und dem Rechte abweichenden Weise voll-
zogen worden und bildete daher einen besondern Punkt dieser Be-
schwerde. Wir lesen hier folgende Darstellung: „Denselben rath kiren
ihrer achte, die der heimliche rath genant sein, so geordnet und von
alters geschickt, nemlich zwene rathsmeister, der eine(r) dann von den
pfennern, der ander aus der gemeinheit oder aus Innungen sein mus;
item zwene bornmeister, und die andern viere sint zwene aus innungen
und zwene aus der gemeinheit. Und zu der kiesung des raths müssen
die acht ihre eide thun, und wann sie ihre eide gethan haben, so
müssen sie zwelff manne zu einem gantzen, volstendigen, sitzenden
rath bei geschwornen eide kiesen, nemlich viere von den pfennern,
vier von innungen und viere von der gemeine. Und unter den vieren
von den pfennern soU allezeit einer ein rathsmeister, der. ander ein
weinmeister, der dritte der vierherm ein die gemeinen Sachen zu vor-
hören, und der vierde ein kemmerer sein, und die ander ämpter be-
stellet man mit den andern achten.'^ Das Wahlverfahren im Jahre 1475
selbst aber wird in diesem Schreiben folgendermassen geschildert:
„Und haben in die kiesung des raths die drei von den pfennern zu
ihnen nicht gezeicht (!) noch genommen, sondern uns pfennern allen zu
höhn die drei pfenner, einen rathsmeister und zwene bornmeister aus
der kOhre gestossen und in der pfenner statt ihre genossen aus
Innungen und gemeinheit zu ihnen gerufen, ihrer einer den andern.
1) Noch später (im Jahre 1555) wirken die „Geheimten" zur Rathswahl mit,
Dreyhaupt II. 827.
2) Derartige Ausschüsse finden sich auch in grösseren Städten und erlangen
hier öfter „die ganze Leitung der äussern und allgemeinen Politik". Schmoller, i
ätrassburg zur Zeit der Zunttkämpfe S. 51. Neben Strassburg besass damals auch \
Augsburg einen solchen geheimen Hath, v. Maurer a. a. 0. IL S. 564.
3) Hall. Handschrift der Denkwürdigkeiten Spittendorfis S. 488 ff.
zxxvm Einleitung.
ein brnder den andern i) dohin in den rath gekoren and gesatzt and
uns pfenner von nnsern ehren und emptem wider gott, ehre und recht
gestossen und sich in unser stette und empter selbweldigk gesatzt 2)".
Als im Beginn dieser Unruhen Gesandte der Stadt Magdeburg
anfangs September 1474 nach Halle kamen, schickten sie zum Raths-
meister Spittendorff und ersuchten ihn, den heimlichen Rath um sich
zu versammeln: die Magdeburger wollten der Stadt ihre vermittelnden
Dienste anbieten. Im October desselben Jahres erschien der Bürger-
meister Heinrich Müller von Magdeburg, und der die Geschäfte des
zweiten Halbjahrs führende Rathsmeister Hedrich versammelte aber-
mals den heimlichen Rath um sich zu einer erneuten Verhandlang.
Als femer in den Streitigkeiten wegen der unentgeltlichen Lehnsertheilnng
die Fürsten von Sachsen im März 1478 einen Abgesandten nach Halle
schickten, begab sich der heimlicbe Rath zu ihm in seine Herberge.
Der heimliche Rath scheint auch abgesonderte Verhandlungen ge-
pflogen zu haben: es kommt mehr als einmal vor, dass er die alten
Räthe durch die Stadtknechte zu einer Besprechung zusammenrufen
lässt. Die Heranziehung der alten Räthe ergab sich aber überall da
als eine Nothwendigkeit, wo die mangelhaften urkundlichen und akten-
mässigen Nachrichten aus alter oder neuer Zeit nicht ausreichten.
Die Befugnisse des engem Raths und seiner einzelnen Mitglieder
können nicht genau dargelegt werden, da das im Betracht kommende
Material noch zu wenig gesichtet ist. Zunächst soll noch hervorge-
hoben werden, dass die beiden Rathsmeister die obere Verwaltung ab-
wechselnd geführt haben: der Rathsmeister aus den Pfännern über-
nahm dieselbe von dem abtretenden Rathsmeister der Gemeinheit und
führte sie von seinem Eintritt um Fassnachten ein halbes Jahr hin-
durch, um sie dann seinem Collegen von der Gemeinheit zu überant-
worten. Im Jahre 1474 hatte nach den Aufzeichnungen der Chronik in
Wernigerode Bl. 257* Bastian Grunheide die dritte Stelle im Rathe
inne und war Weinmeister; nach ihm sass Hans Wale als Vierherr,
welchem Hans Busse und Karl von Einhausen als Kämmerer folgten;
an diese schloss sich Stephan Urbach als Bierherr, Peter Füre als
Vierherrenmeister und Hans Beinroth als Holzmacher. Die übrigen
drei Mitglieder des engern Rathes entbehren einer ihr Amt cha-
racteriserienden Bezeichnung.
In den ersten Zeiten des 16. Jahrhunderts (J. 1510 flF.) finden wir
im engem Rathe neben und unmittelbar nach den zwei Rathsmeistern
zwei Kämmerer, einen Bierherrn, zwei Vierherrn, einen Weinmeister,
(Weinherm), einen Komherm, einen Pulverherrn, einen Gräfenherm,
und einen Rathmann, dessen Amtskreis nicht bezeichnet ist. Schon im
Jahre 1516 nimmt diese letzte Stelle ein Bauherr ein. Uebrigens ist
die Aufeinanderfolge der Stellen in diesen Jahren nicht mehr eine
1) Bezieht sich offenbar auf Georg Seile, vgl. S. 41.
2) A. a. O.BL 442ab. Vgl. übrigens Dreyhaupt ü. 305. 327.
Einleitimg. xzxix
guiz feste. Nnr die beiden Kämmerer haben ohne Ausnahme die
dritte and vierte SteUe inne.
Bevor der alte Rath abtrat, mossten auch Innungen und Gemein-
heit ihre Wahlen zu den Meistern, also zu dem Vertretungskörper der
ganzen Gemeinde, voUzogen haben: denn die abtretenden Meister
präsentierten dem Rathe der . Zwölf ihre Nachfolger. Der Tag der
Wahl ist, wie bereits erwähnt wurde, Dinstag nach Invocavit
Der alteKath war auch in Halle dem neuen rechenschaftspflichtig:
wir sehen, wie am 16. März 1476 der abtretende Rathsmeister Hans Seile
dem neu antretenden Hans Laub Rechnung legt Wie in andern Städten
wurde der abtretende Rath auch mit einer Festlichkeit beehrt: der
neue Rath hielt mit den alten d. h. abtretenden Meistern nach alter
Sitte eine Mahlzeit jedenfalls auf dem Rathause, wo auch sonst in
diesen Jahren derartige Festlichkeiten gefeiert wurden.
An den erwähnten Geschäftskreisen des engeren Raths hatten auch
die 15 Meister der Innungen und Gemeinheit TheiL Zu den beiden Käm-
merern des engem Raths traten noch zwei Kämmerer aus den Meistern,
die beiden Worthalter. Und in gleicher Weise wurden auch den
fibrigen Mitgliedern des Raths eine gleiche Zahl der Meister zur Seite
gesetzt: es gab also vier Kämmerer i), zwei Weinmeister, zwei Gräfen-
herm, zwei Komherm, zwei Pulverherm, zwei Baumeister und vier
Vierherm. Dabei mussten einige Meister ohne besondere Befugnisse
erscheinen : sie bildeten ohne Zweifel eine Art Ersatz in Behinderungs-
oder Todesfällen.
Dass diese Geschäftsvertheilung keine Neuerung des Erzbischofs
Ernst ist, steht fest; die Befugnisse der einzelnen Rathsherm und
Meister wmren auch schon in frtlherer Zeit, wie aus Spittendorffs Dar-
stellung hervorgeht, die gleichen oder wenigstens ähnliche. Nur eine
bemerkenswerthe Aenderung war schon im Jahre 1477 eingetreten: zu
den vier Kämmerern wurden damals nur Mitglieder der Innungen und
der Gemeinheit gewählt, keine Pfänner.
Das Regiment der Rathsmeister war ein sehr strenges, obwol den-
selben eine auf ihr altes Herkonmien und ihre bürgerliche Freiheit
stolze G^neinde g^enttberstand. Auch die Grcmeinheits- und die In-
nungsmeister haben in diesem höchsten Amte mit einer Würde, ja mit
einer so souveränen Zuversichtlichkeit geschaltet und gewaltet, dass man
daraus sehliessen muss, dass ein gesellschaftlicher oder ein durch höhere
Bildung bedingter Unterschied zwischen den einzelnen Bürgerklassen
nicht vorhanden war. Der Rath ertheilte in jenen Jahren der Be-
wegung den Pfännem ohne weiteres Hausarrest, wies sie in das Ge-
fängnis, liess sie Tage lang auf dem Rathause, ja sogar auf den Stadt,
thflrmen sitzen, ohne dass sich für die reichen und vornehmen Leute
nnr eine Hand in der Stadt regte. Im August 1477 hatten drei
1) Ebenso viel Mitglieder zählte diese Behörde in Magdeburg. S. Hoffmann,
a. 0. L & 207.
XL Einleitung.
alte, ehrwürdige Männer so lange auf dem Thurme gesessen, dass sie
alle drei lange graue Barte bekommen hatten. Mit diesen wollten sie
nach ihrer Entlassung, um Aufsehen zu erregen, in ihre Häuser
gehen. Allein der Rath Hess nun die Männer zwangsweise barbieren,
nachdem er ihnen vorher diese Gunst versagt hatte. Immerhin aber
wird man bei diesen und ähnlichen Verwaltungsmassregeln des Rathes
im Auge behalten müssen, dass er des Rückhalts bei dem Landesherm
und dem Domcapitel vollständig sicher war. —
Trotz dieser bedeutenden Macht, deren sich die städtische Regierung
erfreute, hatte sich die Gemeinde doch ein sehr wichtiges Recht vorbehal-
ten , das der jährlichen Steuerbewilligung. Ohne Genehmigung der Ge-
meinde waren selbst die Meister imRathe ausser Stande, dem engeren Rathe
den jährlichen Schoss zu bewilligen. Wenn man einen Schoss bedarf, so
sollen sie es thun mit Willen aller derer, die zu Halle Bürger sind, lauten
die Worte der Willkür. Die grossen Wirren, welche zuletzt zur Einnahme
der Stadt durch den Erzbischof führten, gehen auch von den Streitig-
keiten über dieses der ganzen Bürgerschaft vorbehaltene Recht der
jährlichen Steuerbewilligung aus. Die Meister des Jahres 1474 be-
haupteten von ihren Wählern den Auftrag erhalten zu haben, den
Schoss nicht eher zu bewilligen, als bis der Rath ihnen gewisse Zu-
geständnisse gemacht habe, welche dem Ansehn und den Rechten der
Pfänner bedeutenden Abbruch thun und auf ihren Gewerbebetrieb den
grössten Einfluss haben mussten. Die Schoppen auf dem Berge sollten
nicht mehr zu Bornmeistern gewählt, und dem Rathe die Mitwir-
kung bei der Bestimmung der Salzpreise zugesichert werden. Ja
selbst die Vorbereitungen zur Festsetzung der SaJzpreise, welcher sich
die Verschläger zu unterziehen hatten, wollte man vor den Rath
ziehen!). Indem man die Schoppen von dem Amte der Bornmeister
(Oberbommeister) ausschloss, wollte man also auch ihren Eintritt in
den Rath verhindern, an welchem sie als oberste Thaibeamte Theil
hatten. Es war das Streben, die Rechtspflege von der Verwaltung ge-
trennt zu halten, und die Vereinigung beider Gerichte in den Händen
weniger durch Bande der Verwandtschaft vielfach verknüpfter Familien
au&uheben^, welches den Rath bestimmte. Da bereits im Jahre
1434 durch den Schiedsspruch des magdeburgischen Raths die Wahl
der Schoppen in den Rath untersagt war^), so hätten sich die Raths-
herren sogar auf das Gesetz berufen können. Indessen scheint das-
selbe eben nicht streng beobachtet worden zu sein. Auch in andern
Städten waren übrigens durch die Willküren oder andere gesetzliche
Bestimmungen die Schoppen längst vom Rathe ausgeschlossen, z. B. in
Magdeburg bereits seit dem Jahre 1336 oder 1337. In Kresse's An-
nalen Bd. I. S. 507—510 findet sich eine magdeburgische Willkür,
1) Vgl. S. 2.
2) Vgl. die lehrreiche SteUe S. 81 f
8) S. XXXn Anm.
Einleitung. xli
welcher wir nachBteheDdeBestiinmnDg entnehmen: ;,Welek unser borger
Yon ausser tydt mehr to schepen gekoren werdt und blifft scheppe, de
sehal nein rathman und mester wesen upper loven, und is ienig man
in dem rade, de to schepen gekoren werdt und blifilt scheppe, in des
stede schal man einen andern man kiesen nach der wiese, alse man
rathmanne und meister pleget to kiesene" ^).
Als die sieben Vertreter der Pfänner im Bathe sich weigerten auf
diese Forderungen einzugehen, suchten die Meister ihren Willen auf
anderem Wege durchzusetzen. Sie drangen in die Rathmannen vom
Thale und in die Bommeister, „abzutreten^' d.h. yon den Sitzungen
des Bathes fem zu bleiben und also den Beschlüssen der Bathmannen
aas Innungen und Gemeinheit die ganze Streitfrage zur Entscheidung
za tiberlassen. Auch diese Forderung war, felis wir anders die Will-
ktUr recht yerstehen, eine gesetzlich begründete, wenn sie vielleicht
auch niemals gegen die Pfänner in Anwendung gebracht worden war.
Die Willkür enthält einen Satz, welchen wir etwa als einen Para-
graphen der Geschäftsordnung für die Bathssitzungen bezeichnen
könnten, nach dem die interessierte Partei sich der Theilnahme an den
Sitzungen enthalten sollte 2). Man konnte sich hierbei femer auf einen
ganz ähnlichen Vorgang, wie er die Innung der Futterer betroffen hatte,
berufen, welche sich gleichfalls hatten müssen überstimmen lassen , als
sie der Bath mit ihrem Geschäftsbetrieb vor die Thore der Stadt
verwies^).
Und da nun der Bathsmeister von der Gemeinheit endlich sich
mit den letzten Forderungen der Meister einyerstanden erklärte, brach
auch unter dem sitzenden Bathe Zwiespalt aus^). Da machten die
Pfänner einen vermittelnden Vorschlag und genehmigten das Abtreten
der Bornmeister: „und was die 12 rathmanne, die vom rathause ver-
kündiget seindt, dan nach schult und antwort erkenneten, damach
selten sich die bommeister halten''^). Allein der Bathsmeister Hed-
dersen mit seinem Anhange hatte sich dem Anschein nach bereits
früher mit dem Landesherrn in Verbindung gesetzt und brachte in
Folge davon mit dem heimlichen Bathe d. h. hier wol mit den ersten
vier Meistern des weiteren Bathes die ganze Angelegenheit vor den
Erzbischof. Die landesherliche Begierung aber ergriff die Sache mit
am so grösserer Energie, als sie bis dahin nicht nur einen sehr ge-
ringen Einflusd auf das Thalregiment ausgeübt hatte, sondem auch der
pecuniäre Gewinn aus dem ganzen Salzwerke fast ausschliesslich den
Pfännem zu Gute kam. Dem Anschein nach besass der Erzbiscbof
damals überhaupt gar keine Solgüter mehr, deren Ertrag ausschliesslich
der landesherlichen Kasse zugeflossen wäre.
1) Vgl übrigens Hoffmann, Gesch. der Stadt Magdeburg L 208 ff.
2) Vgl. S. 3 A. a 14.
») Vgl. 8. 85 u. Neue Mittheilungen 12 S. 90.
*) Vgl. a 4.
5) Vgl. S. 10.
lOJi Einleitong.
Schon in den Anfängen dieser Streitigkeiten erkannte der Ratli von
Magdeburg die Lage der Dinge f ttr sehr bedenklich nnd bot daher seine
Yermittelung an. Allein da die landesherliche Regiemng die günstige
Gelegenheit ergriff, um die ganze Verwaltung der Pfänner einer ge-
naueren Prüfung 2u unterwerfen, war diese Yermittelung Magdeburgs
und der Hansestädte überhaupt von vornherein erfolglos.
Der Erzbischof Johannes belegte eine grosse Anzahl Pfänner mit
empfindlichen Geldstrafen, welche wol kaum schon vollständig ent-
richtet waren, als mit dem neuen Regiment des 'Erzbischofis Ernst eine
abermalige und viel härtere Prüfung über die Aristokratie der Stadt
verhängt wurde. Die Pfänner glaubten den Anspruch auf unentgelt-
liche Ertheilung der Lehen erheben zu dürfen, hatten aber verabsäumt,
denselben vor der Wahl zur Anerkennung zu bringen. Als sich nun die
sächsischen Räthe überzeugten, dass ein unumstösslicher urkundlicher
Beweis für einen derartigen Brauch nicht beigebracht werden könne,
benutzten sie diese Gelegenheit, das landesherliche Ansehn auf jede
Weise zu kräftigen und zu stärken und die Freiheit der Stadt einzu-
schränken. Die sächsische Politik aber fand merkwürdiger Weise ihre
besten Stützen im Domkapitel und im Adel des Erzbisthums, und
so blieb den Pfännem nichts übrig, als sich entweder zu fU^en
oder mit Hilfe der benachbarten Hansestädte wie Magdeburg und
Halberstadt den Widerstand zu organisieren. Sehr merkwürdig, dass
ein Bischof von Meissen es war, Johannes von Weissenbach, welcher
die politischen Bestrebungen der sächsischen Herzöge gegen eine
bischöfliche Stadt leitete: ein Bischof, dessen Nachfolger noch auf die
Reichsunmittelbarkeit Anspruch gemacht haben. Der Bund der Hanse-
städte aber hat Halle so wenig wie Quedlinbui^ zu retten vermocht:
er wich vielmehr einem feindlichen Zusammentreffen mit dem damals
mächtigsten deutschen Fürstenhause in scheuer Verlegenheit aus. —
So bildet die Einuahme der Stadt Halle ein nicht unwichtiges
Glied der politischen Pläne, durch welche die wettinischen Fürsten
ihre einflussreiche Stellung im mittleren Deutschland zur tonan-
gebenden zu erheben strebten. Nachdem die Erzbisthümer Magde-
burg und Mainz in die Hände der beiden jugendlichen Söhne des
Kurfürsten Ernst gelangt waren, schien es eine Zeit lang, als ob
Sachsen zur Lösung der höchsten Aufgaben im Reich bestimmt sei.
Die Herschaft oder der hohe Einfluss der Pfänner auf das
städtische Regiment ist mit der Neuordnung der städtischen Verwaltung
durch Erzbischof Ernst für immer gebrochen worden. Die Pfänner-
schaft wurde ihres Standescharacters, so weit er in der Stadtverfas-
sung einen Ausdruck fand, förmlich entkleidet, so dass sie in der übrigen
Bürgerschaft aufging. Die Regimentsordnung des Erzbischofis vom
18. März 1479 enthält die ausdrückliehe Bestimmung, „das diejenigen
in der Stadt Halle, die das thalguth in derselbten Stadt sydende pfen-
ner vormals gewest ader nuwlich worden sind ader noch in zukunff-
tigen Zeiten werden mögen, nicht eyne sunderliche innunge,
Einkitong. xun
sampounge ader bruderschafft seyn sollen, sondern ein
igUcher, der pfanwergkt nnd send ader ein pfenner ist, sali in der
innunge, darinne er ein innongsbnider ist, ader ob er in keyner innonge
were, in der pfarre, darin er gebort, bleyben ane geverde'' ^). Im Stadt>
rathe bildeten diePfänner nun nicht mehr wie früher eine dnrch Verfassung
and Herkommen geschlitzte Interessengemeinschaft, welcher eine Raths-
meisterstelle nnd bestimmte Rathsstellen überwiesen werden mossten. Die
Stellung des Rathes aber, welcher durch dieselbe Urkunde des Ertr
bischofis Ernst der landesherlichen Bestätigung unterworfen wurde,
der femer das Jahrhunderte lang ohne Widerspruch der Erzbischöfe aus-
geübte Bündnisrecht verlor, hat in anderen Beziehungen durch die-
selbe Reform gewonnen. Die ganze Verwaltung der Thalgeschäfte hat
der Erzbischof nicht selbständig in die Hand genonmien, sondern er
hat sich in dieselbe mit dem Rathe getheilt. Mit dem Rathe zusam-
men wählte der Vertreter des Landesherm nach der Ordnung vom
24. Sept. 1482 die drei Oberbommeister nnd zwar einen aus denen, die
da sieden 2), einen aus den Innungen und den dritten aus derGremein-
beit, die eigen Solgut haben und nicht sieden^' ; und in gleicher Weise
gingen auch die vier Vorsteher und die vier Verschläger aus einer
gemeinschaftlichen Wahl hervor. Auf dem Rathause vor landesher-
lichen Beamten und dem Rathe wurde das Solgut verlegt; die
Schoppen des Thals „setzte'^ der Erzbischof gleichfalls in Gemeinschaft
mit dem Rathe. Ja sogar die Oberaufsicht über die ganze Verwaltung
and den Betrieb des Salzwerks ist dem letzteren antheilweise urkundlich
zugesichert worden s).
Aus den von den Pf ännem abgetretenen Solgütem bezog nun auch
der Landesherr nicht unbedeutende Einnahmen. —
Das in Beilage VH. S. 504 flF. mitgetheilte Rathsverzeichnis ist
dem Exemplare des hiesigen Magistrats entnommen, welches seit Jahr-
hnnderten dem amtlichen Gebrauche gedient hat. Dasselbe besteht in
einer Papierhandschrift in grösstem Folio, deren Eintragungen vom
Jahre 1400 bis zum Jahre 1747 reichen*). Diese Eintragungen können
zam grossen Theil als Original gelten, wenn sie vielleicht auch erst
am Schlüsse des Jahres aus der Mutterrolle zusammengeschrieben
wurden. Nur die bis zum Jahre 1530 reichenden Mittheilungen sind
erheblich später, vielleicht erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts geschrieben. Die nicht paginierte Handschrift enthält zu-
nächst ein coloriertes Vorsetzblatt, auf welchem sich das bekannte
V Vgl Dreyhaupt D. 809.
*) Das Wort Pfänner wird sichtlich vermieden.
8) Vgl. hierüber die Urkunde des Erzbischofe Ernst vom 24. Sept. 1482 bei
Hondorff (Dr. I.) S. 168—174.
*) Der Einband ist erst im siebzehnten Jahrhundert hinzugefügt; bei dieser
Gelegraiheit hat der Buchbinder im ersten Theile oben und unten den Text
durch Beschneiden verletzt.
XLiv Einleitung.
Stadtwappen, der Halbmond mit den beiden Sternen, in einem Schilde
befindet. Ganz ähnlich gehalten ist das Blatt für die £iDzeicbnimgen
des Jahres 1530. Auf das Vorsetzblatt folgt das Blatt f ttr die Ein-
tragungen des Jahres 1400 mit der Ueberschrift: „Im XIV. Jare
nach Christi gehurt REGNANTlßVö CONSVLIBVS". Die Vorder-
seite des Blattes ist in drei Golumnen getheilt, von denen nur die
mittelste beschrieben ist: sie enthält unter der Ueberscbritt y^Facti
sunt cives" die Namen derjenigen, welche in diesem Jahre das
Bürgerrecht erhalten haben. Der obere Theil der Seitencolumnen
und die obere Fläche tlberhaupt sind mit buntgemalten Kreisen ver-
sehen , von denen zwei die Inschrift „Ratsmeister" tragen. Aebnlich
wenn auch einfacher sind die folgenden Blätter gestaltet. Zu beiden
Seiten der Mittelreihe sind jedoch vom Jahre 1401 an 6 Namen einge-
tragen, in denen wir offenbar die Namen des Rathsherm za sehen
haben i). Vom Jahre 1407 an erblicken wir über der Mittelreibe noch
die Namen der Bathsmeister, während wir rechts und links von der-
selben nur noch je ftlnf Namen, bisweilen auch einen weniger lesen.
Mit dem Jahre 1427 tritt eine neue Aenderung ein: links von der
Mittelreihe stehen jetzt 10 Namen und rechts von derselben 18, wie es
unser Abdruck anschaulich macht ^). Auf der linken Seite sind die
Mitglieder des engem Raths ausser den Rathsmeistem, auf der rechten
die dem weiteren Rathe angehörigen Meister der Innungen und der
Gemeinheit und die Bornmeister verzeichnet. In diesen ersten Jahr-
zehnten reicht die erste Seite eines Blattes oft; für die Eintragungen
hin; den Namen der Btlrger sind hier keine Zusätze irgend welcher
Art beigefügt. Später stossen wir auf solche: so lesen wir z. B. im
Jahre 1459 „Paulus Nopel Magister Artium'^ ; mit dem Jahre 1462 aber
wird den Namen der neuen Bürger eine Bemerkung über die Kosten,
welche die Erlangung des Bürgerrechts veranlasste, beigefügt. So
erfahren wir, dass im Jahre 1473 Hillebrant Putman dem Kammer-
schreiber die Büchse 3) erlassen worden ist. Vom Jahre 1492 an tritt
auch der Name des die Bürgschaft übernehmenden Altbürgers (promotor)
hinzu, und hierauf häufen sich die Zusätze und zwar auch zu den
Namen der Rathsmitglieder, welche nach ihrem Geschäftskreise be-
zeichnet werden. Im Laufe der Jahre wachsen so die einzelnen
Eintragungen an Umfang, besonders als die Bezeichnung des
Benifcs und der Herkunft der Bürger und anderer Verhältnisse hinzu-
tritt. In noch späterer Zeit ist auch bemerkt, welchen Personen Erbe
aus der Stadt verabfolgt worden ist Der seiner grossen Reichhaltig-
keit wegen ausserordentlich wichtige Band enthält vortreffliches Ma-
1) Die Namen der Rathsmeister vom J. 1401 — 1427 und auch andere scheinen
nicht aUe gleich sicher zu sein. Wir verweisen zum Vergleich auf Ureyhaupts
Liste (Bd. II. 340 ff.), vermögen aber hier nicht einmal <Se wahrscheinlichen Ver-
aaüassungen der Abweichungen anzudeuten. Von der Ueberschrift des erst. Bl. ist
C(entum) abgeschnitten.
2) Die Zahlen sind von uns hinzugefügt.
8) Vgl. Neue Mittheilungen 12 S,87 f.
Einleitiing. zlt
ZOT Geschichte des deatsdien Büi^rthonis and ist von ans zum
ereten Male eiDgehender benatzt worden.
Ein zweites Brachstfick der Bathslinie bietet ein Pei^amentmana-
seript des Magistrats in FoUo anter dem Titel SENATVS HALLENSIS.
Das ftrachstiick enthalt die Bathslinie vom Jahre 1405 bis zom Jahre
1655. Jede in zwei Abtheilongen zerfallende Seite omfasst im Anfange
4 Jahre; von 1428 an stehen jedoch nar die Namensverzeichnisse
zweier Jahre aof einem Blatte. Die Namen des voraosgehenden
1427. Jahres zerfallen bereits in vi^ Gruppen : die erste amhsst die
12 Mitglieder des engem Bathes; anter der Ueberschrift ^^Magistri
eommonitatom'' folgen darauf acht Namen, and anter der Ueberschrift
^yMagistri nnionom^' sieben; die drei letzten Namen werden mit der
Bezeichnang ^^Magistri fontiom'' angeführt; sehon im folgenden Jahre
fallen aber die Ueberschrülen ^ Magistri commanitatom'' and »^Magistri
nnionam'' fort, and die betreffenden 15 Personen werden anter der
Ueberschrift ^omina magistronun^ aufgezählt Die Namen der Jahre
1436 nnd 1437 fehlen hier gänzlich; das f&r dieselben bestimmte Blatt
ist leer geblieben. Die späteren Eintragungen sind gleichfalls mit
mancherlei Bemerkungen versehen. Das Ganze scheiut eine sehr sorg-
fältige Abschrift za sein, deren ältester Theil wol nicht vor der 2. Haute
des 16. Jahrhunderts gesdirieben ist Die späteren Theile sind aas
don 17. Jahrhundert Die Namen der Bfliger, welche Bfirgerrecht
erlangt haben, werden hier nicht genannt Wir haben in ons^m
Abdruck die von der ersten Bolle abweichraden Namen unter Aem
SIricbe beigeffigt An dieses Verzeichnis schliesst sich in derselben
Handschrift die Liste der Thalbeamten vom Jahre 1479 bis zom Jahre
16^. Es werd^i gewöhnlich (Ue Namen der 3 Oberbommdster, der
4 Vorsteher, der 7 neaen Schippen and (seit 1483) der 2 alt»
Schöpp^ an^gef fihrt Andi die Vorstehar werden roäter ab zwei alte
and zwei neue unterschieden, endlich sind aacn die Verschiäger
namentlich genannt Mit dem Jahre 1600 treten nnr 6 neue Schoppen
anf. Die Handsdirift war sicherlich ein amtliches Exemplar des Baths
oder der Thalbeamten, wie sich ans der kalligraphischen Herstellung
scfaliessen lässt Der Einband in nidit Obel gepresstem Leder mit Figuren
ist leider verkehrt eingesetzt, so dass die Figuren aof dem Kopfe stehen.
Den Text der rortiegeJiden Denkwürdigkeiten der Orthographie
des 16. Jahrhonderts getren abdruckoi za lassen, konnten wir uns
nicht überwinden. Es sind vielmehr die Consonantenhäofongen be-
Bonden im Auslaute, wenn sie f flr die Aussprache ganz bedeotongslos
erschienen, verdnfaeht worden. Das ^nn^ des Inf. Praes. ist in ,^^,
das ,,ett^ oder ^^tte"" des Part Perf: Pass. ist in ,,et" and ,,te^ ver-
wandelt worden. Sehon im 15. Jahrhundert worde ^ im Auslaute in
mittddeatschen Gegenden oft za „gk"*: unser Abschreiber des 16. Jahr-
«hnndolB folgt dieser Gewohnheit, ohne sie jedoch konsequent durch-
zof fihreo. Allein er kfiizte andi einige Ortsnamen mit diesem Af**''^'^
XLvi Miüeitimg.
and zwar sehr häufig ab, z. B. Magdeburg (M. Magd.). In Folge da-
von hat der Druck das „gk" oder gar „ck" in dem Worte burgk,
burck und seinen Zusammensetzungen nicht bewahrt, sondern der Gleich-
mässigkeit wegen ist überall ,,g^' eingesetzt. Sparsamer ist mit Gonso-
nantenveränderungen im Inlaute verfohren worden: doch hat der
Herausgeber beispielsweise fttr vollständig unnöthig erachtet, dem
Worte „antwortete" bald vier bald ^fänf bald sechs Tenues zu-
kommen zu lassen; „antwortt" dagegen fttr „antwortet" oder ant-
wor„tete" wurde beibehalten. In den Vokalen ist nur in sehr
seltnen Fällen, und zwar nur wo ein Versehen des Abschreibers vor-
zuliegen schien, geändert worden. Die Namen sind unveiilndert ge-
blieben bis auf die oben erwähnte Ausnahme (Spittendorfl); die Ab-
weichungen derselben hat das Register zusammenge£Btsst.
Schliesslich verfehlen wir nicht, allen denjenigen hochgeehrten
Körperschaften und Greschichtsireunden, welche die Veröffentlichung
dieser Denkwürdigkeiten unterstützt haben, unsern verbindlichsten
Dank abzustatten. Den ersten Anlass zur Herausgabe derselben bot ein
Beschluss beider Behörden der Stadt Halle vom 4. Januar 1875, welcher
dem Thüringisch -Sächsischen Geschichts- und Alterthumsvereine eine
Summe für die Vorbereitung der Veröffentlichung in liberalster und
dankenswerthester Weise zur Verfügung stellte. In Folge hiervon
entschloss sich dann die historische Gonmiission der Provinz Sachsen
den Rest der Kosten aus den ihr von der Vertretung der Pi'ovinz be-
willigten Mitteln zu decken.
Für die freundliche Förderung des Werkes ist der Unterzeichnete
insonderheit dem Königlichen Staatsarchivar Herrn Geheimen Archiv-
rath von Mülverstedt sowie Herrn Archivar Dr. Geisheim, femer
den Herren Prof. Fedor Bech in Zeitz, Prof. Dr. Dumm 1er in Halle,
Gjmnasiallehrer Dr. Hertel in Magdeburg, Archivrath und Biblio-
thekar Dr. Jacobs in Wernigerode, Archivrath Kindscher in Zerbst,
Gymnasialdirector Dr. Schmidt in Halberstadt und Professor
Dr. Seh um in Halle zum herzlichsten Danke verpflichtet. Der Ab-
schrift der zweiten Handschrift hat sich Herr Dr. Rackwitz (jetzt
in Nordhausen) unterzogen.
Halle, am 6. März 1880.
Dr. J. 0. Opel.
Inhaltsverzeichnis.
Seite.
Einleitung i — xlvi.
Denkwürdigkeiten des Rathsmeisters Spittendorff . . 1 — 464
Seite.
a. 1474 1—33.
b. 1475 34—168.
c. 1476 169 — 231.
d. 1477 232— 279.
e. 1478 280 — 406.
f. 1479 407 — 440.
Beilagen 465—518.
Seite.
I. Spittendorffs Berichte über die Jahre 1473
und 1474 465 — 483.
n. Der Abbruch der Gewandbuden in Halle . 483 — 484.
m. Urkunden des Papstes Sixtus IV. . . . 484 — 488.
IV. Urkunde des Kurfürsten Ernst von Sachsen
und seines Bruders, des Herzogs Al-
brecht (13. Juni 1478) 487—489.
V. Schreiben des Raths von Halle an den
Erzb. Ernst 489—498.
VI. Verzeichnisse der bestraften alten Pfanner
und der in ihre Güt^r eingesetzten
Personen 500—503.
Vn. Rathslinie der Stadt HaUe von 1401 — 1472 504 — 518,
xLvm Inhalts -YerzeichmB.
Seite.
Wortverzeichnis von Pedor Bech in Zeitz 519 — 545.
Personen- und Ortsnamen 546 — 568.
Seite.
Hallische Ortsbezeichnungen 566 — 568.
Sachregister 568—581.
Druckfehler und Verbesserungen 582.
1474 Juli.
Zu mercken, das im 1474. iahr, do der rath^ den meistern befahl, Bl. 1^
ein iglicher an die seinen zn bringen, das sie den rath mechtigen wol-
ten des geschosses^, so wart gemarckt, das zwar uff das iabr nicht
meister waren im rathe, die den iriede, eintracht und liebe in der
Stadt belibeten, sondern unglfiek und zwitracht zu machen, darnach
sie dann sehre stunden.
Peter SchaSkopf hilt der meister wort und wart heuptman, lorge
Seile, ein Schmidt, Herten Pule, ein prauer, Peter Meffer, ein fleisch-
hauer, die 4 waren im* heimlichen rathe, diselbigen Schäften vil wan-
ders, den diselbigen die andern meister zu ihnen zogen, BemertSchenckel
mit dem einen äuge, ein becker, Simon Lischkaw, war ein fleischhauer,
Peter Eisenberg, ein schuster, lacoflF Clos*», Peter Schlesinger. Diese
alle dan zusanmien hilten und hatten etliche in den parten zu sich
gezogen, als Peter Baltzer, ein goltschmidt, Hans Gerlich, lacoff Schaff-
kopf, AsmusBindeauff, Hans Lob^, Brosius Zelschsen und andere ihrer
• in. ^ Cle«.
^ Senatus Hallensis 1473: Mattis Pegaw und Hans Loub raths-
melstere. Hans Schmedt, Baltzar Aldenburg, Glorius Eober, Lorentz Holzappel,
y&Ientin Eetz, Claus Hoppener, Nickel Kaitzsch, Michel Seidenscbwantz, Paul Fleisch-
hauer, Mattis Brandis. || Niclaus Zelsin, Yester Breszewitz, Fritz Schs^, Hans Meister,
GfliaxEldiste, MattisWigant, Hans Eorsener, Hans Hauwensblumlein, JacoffZimmerman,
Peter Flogel, Asmus Bintuff, Peter Baltzer, Jacoff Schaff kopfif, Baltzar Beter (Becker?),
Wentzlaus Koch. Magistri fontium: Benedictus Polgke, Drewes Fischer, Sander
Brackenstet.
Senatus Hallensis 1474: (Mattes?) Marcus Spittendorff und Hans
?on Hederssen rathsmeistere. Bastian Grunheide, Hans Wale, Hains Busse,
Carl Ton Einhusen, Steffim Urbach, Peter Füre, Hans Beinroth, Heinrich Rule,
Caspar Moller, Glorius Wuntzschk. || Peter Schaffkopff, Jurge Seile, Merten Bule,
P^ter Meffer, Burckhart Schirmeister, Claus Cuntzman, Peter Petzsch, Bemt Sdienckel,
Simon Leskau, Nickel Isenberg, Sixtus Rubel, Glorius Moller, Jacoff Kloss, Peter
Schlesiger, Burckhart Fust. Magistri fontium: Claus Scha£&tedt, Lorentz yon Rü-
den, Peter Spiss. Vgl. hierzu die Darstellung der Rathsver&ssung in der Einleitung.
2 Nach der von Förstemann (Neue Mittheilungen des thür.-sächs. Vereins 12.
66 £) abgedruckten Willkür, welche höchstens einige Jahrzehnte vor dieser Zeit
entstanden ist, konnte den Schoss nur die ganze Bürgerschaft bewilligen. „Wenn
man eyns schoss bedarff und das setczen sal, das sollen sie thun ndt aJle der wille,
die czu Halle besessene bürgere seyn^^ üeber die Natur der Abgabe ist J. Chr. v.
Dreyhaupts Beschreibung des . . Saal-Kreyses H. 396 zu vergleichen; die Vorbe-
reitimgen zu ihrer Aufbringung sind aus zahlreichen Stellen unserer Darstellung z. B.
BL 168*, 250^, 253 *', 262», 268^ ff. ersichtlich. Gerade hierin trat nach der Ein-
nahme der Stadt eine gründliche Veränderung ein, wie sich aus Bl. 316» ergibt.
^ HansLaub, Innungsmeister undMitgued desRaths im Jahre 1464, Meister
im Rath 1467 u. 1470, Rathsmeister 1473 und 1476. In den letzten Jahren ge-
hörte er dem Gertrudenkirchspiel an. Er wurde, wie weiter unten erzählt wird, im
Cktehlchttq. d. Pr. Saoh««n. XL 1
2 Marcus Spittendorff.
geselschaft mehr, das wunderkOpfe waren, die dem rathe und nemlich
nmb der vom* tale willen faste widerstand zufügten durch die meister
so das der rath des geschosses nicht gemechtiget werden mochte dal
durch das die meister etliche durch ihren bösen rath, den sie' den
pflagen zu halten, als vor geschriben stehet, etliche stucke an den rath
brachten, die ihn die ihren selten befohlen haben, als sie sprachen
und das doch nicht so gantz was, sondern sie selber mit etlichen Tor '
geschribenen erdichteten, uff das sie die vom tale gerne schwechen
weiten, da sie dan gantz sehr mit umbgiengen.
Nun folgen die 4 stucke, die sie vorbrachten: nendich das eine
sie weiten, das der rath mitsampt den meistern^ das saltz zu setzen
selten mit zu thun haben mit den pernmeistem; das ander stuck was
das die vorschleger im tal uff dem rathause vor dem rath vorschlagen
selten, das dritte stuck, das man die scheppen uff dem^ berge nicht
solte kiesen zu bommeistem.
Diiöse 3 stucke gaben sie dem rathe vor, das die parten ihnen das
so befolen betten ; sondern sie selber mit ihren vorgeschriben rathen (?)
den sie sonderlich suchten, hatten sie in sich gestackt und nicht die'
parten gemeine, die mochtens nie nicht gewenet haben.
Wider dise stuck satzten wir uns, die vom tale, und weiten
schlecht darin nicht gehen. Sendern die andern im rathe, die bey uns
Sassen und dem rathe zugleich geschworen hatten, die wilkire zu hal-
ten, die betten uns lassen hinzihen, sondern Hederschen, Carol von
JEinhausen* und Peter Fuhre, die stunden uns bey; aber die andern
Steffen Werwich (!), Hans Beinroht, Heinrich Ruhle, Casper Muller, Glorius
Wunsch waren alle .unsere feinde, blisen als die bösen geister uff die
vom« tal.
Do wir 4 vom' tale die stucke nicht ingehen weiten, brachten
sie an, wir vom« tale selten abtreten, das weiten die parten gehabt
haben. Aber die meister mit ihren vorgeschribenen ratgebem hatten
das selber den parten vorgegeben. Wir vom tale weiten nicht und
meinten, es were nicht gewöhnlich, sondern es were eine nenigkeit
baten, das sie das mit uns nicht vomemen weiten, sondern uns zulassen
als andere vor uns gesessen, und fast vil mehr wort, das wir uns mit
werten sehr underredten, aber nicht endlich waren etc.
Bl.l*> II Waren die meister gantz wunderlich mit ihren werten, wir selten
abetreten, es solte anders werden, und selten sie die köpfe lassen
und wunderliche rede und wort mannichfalt, der ich nicht alle schrei-
ben kan, und wir armen vom tale uff die zeit keinen beyfall hatten»
sondern gott, Carrel von Einhausen»» und Peter Fuhre stunden feste bey
uns, die andern verlissen uns alle.
* von, »» Meinsten. c den. ^ Endtluuuen. • von. f von. « von. ^ Endthanwn.
J. 1479 auf der Rückreise von Leipzig nach Halle vom Blitz erschlagen. — Im Jahr
1460 wurde Claus Laub Bürger, welcher 1479, 1486, 1489 wid 1492 im Rathe sass
Auch ein jüngerer Hans Laub erscheint noch später 1494 , 1497 als Rathsmitglied
1474 Juli. i
DffB donnerstag Pantaleonis (28. Juli) frue nmb 6 waren alle par-
ten zosammen, das hatte der rath befohlen, nmb das der rath wolte
zn ihn* gehen and selber verhörongk haben. Ehr der rath zu den
parten ging, waren wir 12 rathmannen nfi dem rathaose und hüten
ein gespreche, wie wirs anbringen wolten vor den parten. So waren
wir des so znfiriden, das die 4 stucke, die die meister von der ihren
wegen an den rath bracht betten, nemlich das saltzzn setzen, nmb die
vorsehleger, mnb die schöppen and nmb das, das die vom tale alle 7
abetreten solten — , dieselbigen stncke lissen wir ans bedancken, sie
weren nicht wol vorzanemen nmb des willen, es were eine neaigkeit,
es were aach nie mehr gewesen, sondern die vom taie, nemlich 3
bormneister and 9 scheppen, die ihre eide gethan betten zam tale,
die betten allewegen das saltz geregiret; mit den yorschlegem hette
man das aach aUewegen gehalten, so als vor alters gehalten ist: die
obersten bommeister^ befehlen den vorscblegem nicht, wie sie vor-
schlagen solten, sondern sie mOgen in sagen, das sie ein nfisehen haben,
das eim iglichen gleich geschieht, aber anff ihre eide, die sie zam ver-
Bchiagen gethan haben, da reden ihnen die bommeister nicht äff. Umb
das abetreten, das die vom tale alle 7 solten abtreten, meinte der
rath aach, die wilekire hilt es nichts das wir nnn iemants hoher be-
trengen solten, weren wir nicht geneiget; wir lissen ans aach des be-
dancken, da keme äff lengere zeit gros hass and neidt von, das vor
die Stadt nicht were, daramb were anser meinang, wir woltens halten
nach laut and Inhalt der wilekire. Desgleichen nmb die schöppen, das
die nicht solten gekoren werden zn bommeistem , lissen wir ans be-
duncken, were wider die wilekire, den sie wisten wo], was die wilkire
in sich hüte; darumb weren wir nicht geneiget, das wir iemandt ver-
werfen wolten^, es were den, das man bessern grandt wiste, das ein
solches mit gleiche geschehen möchte, and baten die in den parten,
das sie selber mit znraten wolten, anff das diese dinge gattlich möchten
beygeleget werden, and der rath das geschoss krigen möchte, war
nnser bitte etc.
Uff den sonnabent nach Pantaleonis (30. Jnli) brachten die
meister das wort zasanmien, so war das gleich als vor. Sie sprachen,
die ihren betten ihnen anders nicht befohlen, den die 4 stncke sol-
len einen fortgang haben , and sonderlich die vom tale solten ab-
tretten. Da hatten wir faste ein gespreche, das wir 12 im rathe
• flun. l> bonunaiitem. «^ wolte.
^ Die PfiLnner meinten also , dass der Abschnitt in der "V^^Ukür »De hÜB qui
Gebeut cedere consolatui" mit Unrecht auf sie angewendet werde. ^Wer eyn man
^ ntte ondir den vom tale, nndir den mejstem, undir den yom bärge, deme der
^ etczwas czu czusprechen hette addir seynen fi*unden, der man nnd seyne frund
sollen abe treten von allen gesprechen, nnd die andim soUen sprechen, nnd was die
off oren eyd finden, das d^ r^elichste ist, das sal man halten mit den mannen.**
Neue Mit theiL 12. S. 70.
4 Marcus SpittendorfiL
uns mit Worten unterredten; hub Peter SchafkopfiF^ ahn und fragte den
rathsmeister Hedderschen und die andern rathmannen von Innungen
und gemeinheiten wegen, ob sie das vom* tale eins weren. Sprach
Hederschen: „liben herrn meister, wir sindt das mit ihnen eins ge-
wesen; so es der parte wille aber nicht ist, so sein wir des wol ge-
B1.2* neiget, das die || vom tale abetretten". Nun ist zu mercken, was wir
vom tale vor beyfall hatten. Ufif donnerstagk waren wir 12 des eins,
als an die parten gebracht wart, ufif sonnabent lauten die rede anders,
wiewol das etliche Innungen ihren meistern faste harte ingehalten hatten,
die dinge also nicht vorzunemen, sie woltens auch nicht vor ihnen
haben; was der sitzende rath vor das beste nehme und die wilkire
zu halten, des waren sie geneigt, und das niemande neuikeit wurde
vorgehalten, sondern ein iederman bey dem^ seinen zu bleiben. Wan
nun die meister ufifs rathaus zusammen kamen, da wardt das nichts
anders den vor, sie hatten ein wort; ob sie sich verbunden hatten, oder
wie das zuging, weis ich nicht. Ihre meinung was nach als vor, die
ihren weiten, die vom tale solten abtretten.
Wir vom tale woltens nicht thun, wir wolten auch keinen vor-
worf haben, das wir denen vom^ tale nichts vergeben wolten, sondern
woltens die vom tale haben, das wir abtreten solten, so fragten sie
nichts darnach. Do wart das befolen von bommeistem, das sie die
vom tale bey einander betten uff den montagk und hilten ihnen diese
dinge also vor.
Uff den dinstag vigilia* Lauren ti (9. Aug.) berichten die born-
meister, das ihnen befohlen war von denen vom tale; sie baten den
rath, das sie bleiben möchten bey alter freiheit, gewonheit und alt-
herkommen, als sie vor alters gehabt betten, und andere rethe sie dar-
bey gelassen betten; denn es were keine innunge, sie blibe® bey ihrer
freyheit; darumb hoffeten sie, der rath wirde sie auch darbey bleiben
lassen. Jedoch möchte das nicht sein, so beten sie uff den sitzenden
rath, nemlich uff die 12 rathmannen, die vom rathause gekundiget
seindt; haben die meister an den nicht genüge, so bitten sie sich uff
den rath von Magdeburg; haben sie noch nicht ein gnuge, so bitten
sie sich uff meinen herren von Magdeburg und sein wirdigthumcapitteli
derer ^ die vom tale mechtigk sein sollen nach schulden , die die
meister zu denen vom tale haben, und widerumb der vom tale ant-
wort
Diese erbitung derer vom tale nahmen die meister zu sich und
woltens an die part bringen. Do nun Peter Schaflfkopff und seine
* von. ^ den. ^ von. ^ Vigilii. ^ bliben. ^ derer die vom ttaale mechtigk sein sollen,
nach Bchulden die die meister zn deme vonn thale habe, vnd wlderamb der von thale Antwort.
1 Peter Schaffkopf, 1471 und 1474 Meister imRath und ebenso 1477. Er
nimmt jedesmal die erste Stelle ein und war also Worthalter. In derselben Zeit
kommt Jacob Schaifkopf in den höchsten städtischen Aemtem vor: 1473 als Meister
im Rath und 1476, 1479, 1482, 1488 als Rathsmeister. Vor ihnen erscheint Valtin
Schafflcopf als Meister im Rath in den Jahren 1458, 1462, 1466; 1460 sitzt der-
selbe im engem Rath.
1474 August. "
kompeD diese gebott an Unser Liben Frauen pfar^ brachten, wardt
das erger den vor, dan die nnvemanft war gantz gi'os unter dem losen
Tolcke; die alten, ehrlichen, frommen leate musten vor denen schweigen,
aber die nnyemnnft moste vorgehen. Das war die Ursache, die beyde
meister gestunden das; den es war nicht anders, die meister hatten
sich verbunden underlangk und etliche, die vormals in rethen gesessen
hatten, und auch etliche, die uff die zeit mit uns im rathstul sassen,
als ich mich vermute. Diss was die weyse mit dem» verboten: die in
Unser Liben Frauen pfarre, die waren die ersten zusammen, die hüben
die Unvernunft an; was die beschlossen, das trugen sie in die andern
pfarren, uff das die Unvernunft jo zuneme.
Das war der beschlus gewest || in Unser Lieben Frauen pfarre uff BL 2^
die obgeschribene erbitung derer vom*^ tal, wir vom« tale solten alle
abtretten, sie woltens also gehabt haben; weiten wirsnitthun, so solten
uns die andern im rath alle geboth thun, die der rath zu thun hat; sie
solten*^ auch das gelt von uns nemen. Wolten wir dennoch nicht ab-
treten, so solten sie die gemeinheit zusammen verbot thun und die
innoDgen auch in eine kirche. Was ir fomemen in dem« sein solte, das
weis ich nicht, sondern ihre meinung war, uff der vom^ tale erbitung
wolten sie nicht geben, sondern ich lisse mich beduncken, sie wolten
mit gewalt fahren. Vil frommen und redtlichen leuten was dis for-
Demen sehr wider und leidt in der gemeinheit und in den Innungen,
die auch sehre darwider riten, das die meister das ding nicht fomemen
solten, noch gleichwol geschachs.
Diese vorgeschriebene rede und wort brachten die meister ein-
stimmig an den rath uff den sonnabent vor Assumptionis Marie (13.
Aug.) 1474. Uff denselbigen tagk namen wir uns vor, ob wir das
mitteln könten unter uns im rathe, ob das ein weg were, das die bom-
meister alleine abetreten und die andern im rathe sitzen bliben, doch
gleichwol das das niemandt zu nahe were, ob wir uns des anders ver-
tragen wurden. Da namen wir alle bedacht uff bis uff den dinstag
nach Unser Lieben Frauen tagk (16. Aug.).
Uff den dinstag post Assumptionis Mariae (16. Aug.) machten die
meister ein wort, das war den nicht änderst als vor: sie könten sich
anders nicht vortragen unter einander und betten von den ihren auch
picht änderst befehl, die vom tale solten alle abtreten. Sprachen wir
im rath umb diese ding und lissen uns beduncken, da wolte nichts
guts von kommen von dem vomemen. Meinete Hedderschen, das were
seme meinung nicht, das er sich mit ihnen reissen oder schlagen solte
omb den willen oder einen uff lauft machen, dadurch der rath und
* den. ^ voxL " von. * soHen. * den. *" von.
^ Es sind die Eingesessenen dieses Kirchspiels gemeint, dessen damaliger Um-
^ eben so wenig wie der der Gertruden- und Ulrichsgemeinde mit Sicherheit
angegeben werden kann. Von aU diesen Kirchen steht heute keine einzige mehr.
Vgl Dreyhaupt I. 674.
6 Marcus ^ttondorff.
Stadt umb ehre und gntt and alle privilegia kommen möchten , da
wolte ehr nicht gerne bey sein; war seine meinong, das wir im rathe
eins gesprochen einig wurden und nemen diss vor das beste , das die
meister diese ding bey den sitzenden rath setzen weiten , wen sie des
von den ihren gemecbtiget weren, weren sie den des nicht g^mech-
tiget% das sie das an die ihren brechten, was der rath in disen dingen
vor das beste neme mit volwort der meister, das das den so geschehe,
doch onschedtlich der wilekire. Diss gespreches weiten ein theils mit
nns im rathe nicht eins sein, den sie weiten wider die meister nicht
thon ; so bleib das. Wardt den bommeistem befohlen, das sie die vom
tale off donnerstag bey einander selten haben und ihnen diese dinge
aber vorhalten.
Uff die mittwoch nach mittage (17. Aug.?) schickte mein herr von
BL 3^ Magdeburg^ Vincentios^ seinen rath zu uns beiden rathsmeistem ||
and hübe an and sagte ans, wie das mein herr verstanden hette^ wie
das eine marmelang anter ans irre ginge, darvon gros schade und
leiden konmien möchte, das seine gnade nicht gerne sehe, das ein
solchs anter den seinen geschehen solte; were aber das der rath seiner
gnaden begerende oder der seinen, wolte mein gnediger herr gerne
helfen rathen, das dise dinge möchten beygeleget werden. Sodanckten
wir beide Vincentio der erbitang, die er thete von meines gnedigen
herm wegen and heften , es solte nicht noth haben , and wol beyge-
leget werden, doch gleichwol sprach ich za Vincentio, wen ich wnste,
das ich mehr am rathe in solchem^ wesenals itzand sitzen solte, wolte
ich gott den<^ allmechtigen bitten, das ich lieber sterben möchte etc.
Uff donnerstag vor mittage (18. Aag.?) hatten die bommeister
die vom^ tale bey einander. Brachten die bommeister diss wort an
rath, die vom® tale beten noch den rath, das sie bleiben möchten, als
sie vor alters gewesen weren nach laat der wilekire; aach were ihnen
befohlen von den ihren, sie selten nicht abtreten, den sie betten sie
nicht hinaaff gesatzt^. Da fahr Peter Schaff kopff äff and nam seinen
hatt andt sprach za dem' rath and za den meistern, sie weiten en-
hindert in die dömtze gehen and ein gespreche halten. Da sprach
* gemechtlgkett. *> aolohen. «^ dem. ^ von. « von. '' gesats. e den. ^ eriJnder.
^ Johannes, P£BJzgraf bei Rhein aus dem Hanse Simmem, geb. 1429, Bischof
von Münster 1458 bis 1464, Erzbischof von Magdeburg vom 18. Dec. 1464 — 13.
Dec. 1475.
2 Yincentius Neumeister erscheint schon im J. 1468 als Schreiber des
Erzbischofe Friedrich, DrevhauptI.(Hondorff S.157). Im Jahr 1476 wird ihm feria
qoarta post Elisabeth am 28. Nov. von dem Erzb. Ernst ein Lehnbrief über seine
zahlreidien Besitzungen besonders in Grosssalza und zugleich das Versprechen er-
theilt, diese Güter und auch andere seinen Söhnen „ane gäbe und gelt'^ zu leihen.
Im Jahr 1491 weilte Vincentius Neumeister nicht mehr unter den Lebenden, am
29. Jan. wurden seine Söhne Johann, Vincentius, Christof, Friedrich und Mauritius,
zu Grosssalza gesessen, mit seinen Gütern in dieser Stadt, femer zu E^en, Stass-
fürt, Aken, Irose und a. a. 0. beliehen. Unter dem IbrzlHSchof Johannes spielte
dieser Rath unserer Chronik zu Folge keine unbedeutende Rolle. Lehnsregister des
Erzb. Ernst im St.-A. zu Magd. (Erzstift Magd. 41).
1474 August. 7
der bommeister Claus Schaffistett:^ ,yherr ratbsmeister , das geben wir
nicht zn, das ir sonderlich gespreche macht/' So rieff ich Schaff kopff
din mitsampt den meistern, das sie bleiben selten. Da wardt der
Schaff kopff also poltemt uff Schaffsteten nnd tobete^ in der dömtze
mit seinen zornigen werten, das zwar niht ehrlich noch zimlich ist
einem, der in solchen steten sitzt, das die rede gehört wurden vor des
rathaoses dömtzen. So war auch Vinzentius, meines herm rath,
auch anff dem rathause nnd möchte diss hören, so war er geschickt
Yon meines herm wegen und liss werben, er bette ein gewerb an den
rath yon wegen meines herren , so lissen wir ihn zu uns bitten. Da
fanb er ahn undt berichtet eine lange rede von meines herm wegen,
das mein herr erfaren bette ^ disen Unwillen zwischen dem rath und
den meistern und den andern , so were das seiner gnaden sehr leidt,
das ein solchs geschehen solte, und den seinen, möchte er was in den
dingen guts^ thun, das solcher Unwille beygeleget wurde, er wolde dem
rathe und uns allen zu willen uff unser rathaus oder, wo wir weiten,
perschönlich kommen unde helfen das beste rathen, dass ein iglicher
bey dem seinen bleiben möchte, das er vor alters gehabt hette, und
den onwiUen beylegen. So sprachen wir im rathe, was wir antworten
weiten, dan die dise dinge triben, waren nicht geneiget, das mein herr
dise dinge handeln oder darzu kommen solte. Da meinten wir vom
tale, wie im den zu thun stunde, wir musten jo jhe | auff eine weise Bl.8^
koimnen, so mein herr zu uns schicket, und diss anbitten stunde nicht
wo! auszuschlahen, so vertragen wir uns und danckten Vincentio von
memes herm wegen des gutten willen und hertzen, das mein herr zu
uns hette. Wir hofften uns guttlich zu vortragen, geschehe das aber
nicht, so solte es meinem gnedigen herm nicht vorhalten werden, son-
dern seiner gnaden zu vorstehen gegeben werden etc.
üff S. Partholomeus abendt (^. Aug.) vertmgen wir uns, das wir
zedehi machen lissen umb die gebrechen der stucke, nemlich umb die
whöppen uff dem berge zu kiesen und umb die vorschleger im tal
imd umb das saltz zu setzen, das die vom tal umb die stucke abe-
tretten selten, so uns die parten zuentboten betten, und wir vom tale
vm beduncken lissen ungeburlich und nie mehr gewöhnlich gewesen
were, so wir uns des im rath nicht vereinigen knnten , das die parten
dan ihren willen darzu geben weiten, das wir kiesen möchten under
denen vom^ tale 6 und itzlicher gemeinheit 4 nnd itzlicher Innung
2 nnd den vollen gewalt geben weiten, was die ingesambt einmecbtig
wurden mitsampt dem rate, wie man das halten solle, das ein solches
dan so gesi^ehe.
* leb«te. ^ h«ttexu * gute. ^ deme von.
^ Ein Claus v. Seh., also doch wol der genannte, erscheint schon 1439 im
ungern Rath, war 1440 u. 1443 Bommeister, trat 1445 wider in den engem Rath,
^ 1446 ist er wider Bommeister und 1449 Rathsmeister. 1454, 1457, 1461, 14^
1465, 1468, 1471, 1474 finden wir ihn als Bommeister. Neben ihm kommt 143»
^Ihrecht y. Seh. in derselben Würde vor; vor ihm bekleidete das Amt 1435 Hans v. M
8 Marcus Spittendorff.
Uff den donnerstag nach Bartholomei (25. Aug.) waren alle parten
bey einander, nnd die zedel gölten sie lassen lesen, aber uns wardt
gesagt, die parten weiten die zedel nicht offiiemen noch verhören. Item
uff dem selben donnerstagk yor mittage kamen die bornmeister und
brachten ahn der vom tale meinangk and sprachen, nach als vor
betten sie befehlmig von den ihren, das sie sich des nicht könten ver-
tragen , das die 4 vom tal , die im rath sessen und zum rathe gekoren
weren, sich vom rathe sondern selten, das were ihr wille nicht, sondern
wolde iemandt die bornmeister beschuldigen^, so weiten sie abtretten,
was der rat den erkennete nach schult und antwort, das weiten die
bornmeister dan leiden. Die meister weiten das nicht eingehen, die
im rathe bey uns vom tale sassen, weiten auch nicht; denn niemandt
weite uns beylegen, sondern etzliche betten uns wol beygelegt, sie
dorften nicht, sie^ worden also überfahren mit werten, das sie stil-
schweigen musten.
Do dis anbringen geschach von den bommeistem, waren die meister
und ihre beyleger grimmig und baten den rathsmeister Heddrieh, das
er die thore bestellen wolde, das er wolde die schlussel fordern und
zu sich nemen und zuschlissen; sie weiten uff 2 hauffen kommen, was
den beschlossen wurde unter ihnen, das geschehe. Dar hilten wir im
rath den meistern inne, umb die thor zuzuschlissen brechte gar ein
gros geruchte umbher, und uff 2 hauffen zu kommen, da möchte ander
unrath entstehen, der nicht bequem were, wiewol diese dinge,
^^•^* das abetretten belangende, wol andere wege || vorzunemen betten*', das
das durch unsere burger möchte erkant werden, wie sich ein iglicher
darinne halten möchte, uff das wir alle dise stucke zu eintracht bringen
möchten, das sie auch dis noch an die parten bringen weiten, auff das
wir nicht zu ungluck kommen durften. So baten wir im rath die
meister, das sie dise rede an die parten brechten und versuchten, ob
sie das noch ahn ihnen erlangen möchten; konten sie das dan ie nicht
erlangen, das sie dan bitten weiten, das dis beruhen möchte bis morgen
ireitages (26. Aug.), und sich dan wider zusammenfugen ; so selten die
bornmeister die ihren auch zusanmien haben und der meister meinung
von der parte wegen zu verstehen geben und besehen, ob diese dinge
irgent möchten gemittelt werden. So bliebe das uff den donnerstag.
Ich fugete mich auch bey etliche vom tal und sagte inen dise dinge,
das sich die fast in die lenge zögen und nichts gutts darinnen vor-
nemen, das sie das beste darinnen vomemen weiten^, so ich änderst
nicht mercken könte, wir musten abetretten, wir theten es mit willen
oder mustens thun durch gebott oder gewalt, wie es danach geriete
das wir 4 im rathe nicht schult darane haben durften. Uff die rede,
wan ich fragte, wardt mir gesagt, es were besser, das wir mit geboten
darzu gebracht wurden und mit gewalt, dan das ichs mit willen thun
solte, und vil anderer rede, der ich nicht schreiben magk.
Uffn freitag nach Bartholomei (26. Aug.) vor mittage gingen wir
* beyKhloldlgen. ^ ■<>. ' hette. ^ wolte.
1474 August. 9
wider aofis rathaus; so waren alle parten yersamlet znsammen, da
brachten die bornmeister aber ein wort von denen vom tal, das lautet
als vor, die vom tale betten ans alleine nicbt gekoren, dromb lissen
sie ans auch nicht abetreten, den nach laat and Inhalt der wilekir%
die wir geschworen haben, wie dieinhelt, werden wir ans wol halten;
wil ans iemandt draber nötigen^ oder gewalt than, das massen wir
leiden. Doch erboten sich die bornmeister noch eins von der yom°
tal wegen, wolte iemandt sie beschuldigen von ihren oder des tals
wegen, sie wolten antworten and abetretten; darzu solten die 12 rath.
manne, die vom rathaase verkandiget sein, ihrer nach schalt and ant-
wort gantz mechtig sein, oder woldes der rath nicht za sich nemen, so
beten sieb den die vom tale gantz mechtig aflf meinen herrn von Mag-
deburg etc. Diese erbiettangk wolte alles nicht helfen, sondern die
meister waren allesampt halb rasent, sie wolten die part äff 2 haaffen
haben. So geschahen ans do die gebott, die der rath za than hatte,
TOD dem rathsmeister Hedrich, wir solten abetretten. So verbilden wir
das gebott und wolten nicht abetretten zum ersten bey 3 Schillingen, || Bl.4^
bey 5 seh., bey dreyens 5 seh., bey einer margk, bey 3 margk, bey
dreiens 5 margk and bey 50 marck and bey allen 3 geböten. Da
standen die meister aaff and wolten aas der dömtze gehen ; mit dem
standen die bornmeister aach aaff and gingen aas der dömtze, and
die 3 pfenner auch, die im rathe sassen, and ich Marens Spittendorff
bleib alleine sitzen.
So gingen die meister vom rathaase za den parten, do kamen die
parten alle zusammen zuEysenberges hause, der schustermeister ware^.
Der hatte einen grossen hoff, da hüten sie langen rath. Do kamen
die meister wider uffs rathaus und brachten an den rathsmeister Hedrich,
er solte die thor zuschlissen und die Schlüssel bewaren lassen und
die thurme bestellen; und des dinges war viel, das sich alles zu kämpfe
und unvemunfte zöge. So gingen die meister zu den parten und wider
uflb rathaus in grossen dramme; doch batt der rath die meister, das
sie zusehen und die ihren beten, das sie nicht Unvernunft anrichten,
das nicht ein ergers draus konunen möchte. Da sprachen die meister,
sie woltens gerne thun, es solte keine noth haben. Da gingen sie
immer zusammen und sammeten sich, wol bis der seger 5 schlüge anff
den abent. Und wir sassen immer da. Do kamen, als ich lebe! 30
oder mehr burger von den parten auffs rathaus in die dömtze. Da
fiurte Hans Laub das wort und brachte ahn von allen parten wegen,
• wOtldr. *> nötig. « von.
^ Nickel Eisen borg (Isenberg), der Schuhmacherzunft angehdrig, war einer
^ berrorragendsten unter den Innungsmeistem. Er sass 1465 im engem Rath,
war 1467 u. 1474 Meister im Rath and kommt darauf in den Jahren 1478, 1484,
1437, 1490, 149B als Mitglied des engem Raths vor. In derselben Zeit erscheint
aoch Jurge Eisenberg, welcher 1465 Bürger wurde und derselben Zunft angehörte,
10 diesen hohem städtischen Aemtem; er sass z. B. 1476 im engem RaÜi. DU
Fiffiilie kommt in HaUe noch im 16. Jahrh. vor. Dr. L 1094. 1105. ü. 610. 91C
12
hans, gingen nffis nUhaiis und waren eine weil bey dem rathe; was
sie nnn wirboi* von meines heim w^en, das weis ich nicht. Als
oben geschrieboi steht, das der rath ein teil nff montagk bey mei-
nem herm war» gewest nff der borg, mochte mein herr faste mit
ihnen geredt und anch gebet^i haben, das diese dinge so nicht vor-
genommen wnrdoi, das sie das bey meinen herm setzten, er hoffte»
er wolte ihnen nicht in nahe sein, wie das nnn gebmt hat, sondern sie
möchten darsn nicht wol geneigt sein gewesen; doch möchten sie
sagen, sie hettens nicht macht hinder den parten, sie woltens gerne
BL 6* an die parten i| bringen. Do sie nff die mittwoch ir gewerb von
meines herm wegen an den rath gebracht hatten, do ritten sie vor der
pfenner hoff zn denen vom tal nnd mochten anch mit ihnen reden
nnd vieleicht ihre meinnng hören nnd ritten wider nff die bnig.
Uff den nachmittagk fnhr der rathsmeister Hedrich mit etzlichen aas
dem hdmlichen rath nnd anch andern, die sie anch zn ihnen gezogen, off
die bnrgi zn meinen herm nnd waren wol 3 stunden dranssen. Do
sie wider kamen, fhnden sie die meister und rathmannen und anch
die ans den parten gekoren waren von stnndt nff dem rathanse, aber
ich vemam nichts, wir blieben alle im^ gehorsam, darinne uns geboten
war.
Uffh donnerstagk (1. Sept) schickte mein herr von Magdebm^
nffis rathans' Yinzencinm und reit, als mir gesagt wardt, zwei- oder
dreymahl zu meinem herm off die bnrg nnd von meinem herm
wider in die Stadt nfiis rathans. Noch wolte sichs nicht finden zn
einigkeit, wir mosten alle bleiben sitzen im* gehorsam. Ich yemam,
sie wolten schlecht nff meinen herm von Magdeburg nicht gehen in
den parten; die das spil angefangen hatten, die hattens so hart in das
Yolck gestossen und ingeblasen, das das volck nff keine einigkeit
gehen wolte, sondern alle uff hader. Wo fix)mme leute in den parten
waren, die dise dinge gerne gntt gesehen hetten und zu Mede rieten,
dieselbigen wurden so jemmerlich durch böse, unvemunftige wort über-
fahren und mit drauung, sie woiten die aus den parten verwerfen
und aus der Stadt dreiben, das dieselbigen leute musten stille schwei-
gen und volwort geben, das sie es mit den pfennem machten, wie
sie wolden, den wir pfenner waren gantz nbergeboi von Innungen
und gemeinheit. Aber mein herr von Magdeburg und seine reäei
die auch gute freunde und schweger in der Stadt hatten, die thaten
grossen vleis bei denen vom tale, den hetten sich meines herm von
Magdeburg gewaltigen so nicht darzwischen bearbeitet, so weren die
Innungen und gemeinheit alle vor den pfenner hoff gangen und
möchten sie dar gedrangen haben, wie sie gewolt hetten. Ich vemame
* worben? ^ in. « ^wld«r^, aber dnrebgectrlchfen. ' in.
1 unter der Burg iat stets das Schloss Giebichenstein bei Halle zu versteh^L
In der Stadt selbst besass der Erzlnschof damals keine Behaosong.
1474 September. 13
aachy das der ratb, die noch sassen, || mitgampt den meistern and den Bl-^^
andern, die sie za sich gezogen aus den parten; vereiniget hatten, das
gie die pfenner sondern wollen und einen iglichen fragen, ob er bey
dem rath bleiben wolte, oder ob er wolte, das die pfenner nicht ab-
tretten solten, und das vomemen möchte darauff gehen, das sie vieleicht
meinton, uns ein theil aus der Stadt zu treiben; so hoffte ich, das der
alfanechtige Gott verhinge solchs über uns, aber er wolte uns nicht
gantz verlassen: von dem rathe wollten wir nicht tretten, sie wollen
nos aber einen ungewöhnlichen rath vorhalten und wollen die vom
tale von ihnen weisen, das sich nicht geburte; und die 8 von Innungen
nnd gemeinheit wollen der rath sein, das wollen wir ihnen nicht zu-
geben.
Uff den freitag (2. Sept.) des morgens schickte mein herr seine
rethe ein theils wider uffs ralhaus und vieleichte auch zu den pfen-
nern , was sie worben uff beiden seilen von meines herm wegen , und
ritten wider uff die bürg. Nach mittage zwischen segers 3 und 4
kam Vincenlius wider von meinem herrn uffs ralhaus alleine, da war
er eine weil droben und gieug rabe und ging zu den pfennem. Gar
nahe umb segers 5 kam Heinrich von Ammendorff^ und Vincenlius
vor das ralhaus geritten und gingen hinauff. Kurtz darnach nach 5
kam Hans Zölner, Hans Schmidt, Posse Blume, Cosmus Nagel, Heine
firacbstel, Claus von Jene^ und gingen auff das ralhaus von der
pfenner wegen, dieweil die reihe dffoben waren, was sie da an den
rath brachten von der pfenner wegen * Nicht lange darnach
gingen die 6 wider vom rathause und gingen wider zu den pfennem
in den hoff. So bliben Heinrich von Amendorff undt Vincenlius die-
weil uffn rathause; gar ball hernach kommen die pfenner alzumahl uffs
ralhaus auss Bucheis hoffe; do wurden ihnen allen die gebolh abge-
nommen'», das sie gingen, wo sie wollen: Heinrich von Ammendorf und
Vinzentius ritten vom *= ralhaus umb 7 uff den abendt, aber wir 4 ralh-
man und 3 bommeisler || blieben noch in den geboten sitzen in bi. 7"
unsern heusem.
* hier fehlt offenbar der regierende Satz. ^ hier finden sich in der Handschrift noch die
dnrdtttrichenen Worte „wurden Ihnen allen.** « von.
^ Die Familie v. A. war damals im Säalkreise sehr angesehen. Sie besass seit
1413 Rothenburg, womit die Brüder Heinrich und Georg v. A. 1476 durch Erzb.
tJTist neben andern Gütern z. B. in Wettin belehnt wurden, Dr. II. 795, 856.
^on die Eltern der letzteren waren auch in Halle begütert. Am 9. Nov. 1470
"«tätigten die Brüder Heinrich imd Georg v. A. die von ihren Eltern mit 12Va
Acker von der grossen Pfingstwiese vor Halle im dortigen Paiüinerklo ter gestiftete
Memorie. Heinrich von Amme.dorff und Waldemar von Anhalt befehligten die vom
Erzbischof Johannes dem Kaiser Friedrich IH. 1475 gesendeten Truppen. Seit dem
Jahre 1476 erscheint Heinrich von Ammendorf lüs Hauptmann auf dem GieWchen-
stein, Dr. U. Gen. Tab. S. 3—6.
2 Claus V. Jena, schwerlich eine Person mit dem im Jahre 1428 und 1432
Jjch dem Bürgerbuche im Rathe sitzenden Nicolaus. Cl v. J. war hallischer
jjanner und 1471 und 1475 Mitglied des sitzenden Rathes. Im letzten Jahre be-
U<sidete er das Amt des Kümmerers, Bl. 44 ^ Vgl. T ^ab. 69,
14 Marcus Spittendorff.
Uffn sonabendt (3. ISept) gingen sie wider zusammen in den
parten und uff dem ratliause^ und bilten grossen rath umb uns und
hatten gross geleufte.
Uff den montagk (5. Sept.) waren die innungen und gemeinheiten
aber alle bei einander uff den vormittagk, ehe der seger 12 schlugk.
Kam der stattkneeht in mein bauss und sprach, der rath liss mich
bitten, das ich uffs rathaus kommen wolte. Antwortet ich : warlich, ich
weis es nicht, sie haben mir fast harte gebott gethan. Sprach er: ihr
solt kommen. Zuhandt kam er noch ein mahl, so ginge ich vor das
rathaus, und die andern kamen auch. Do gingen wir uffs rathaus.
So liss uns der rath zu ihm heischen. Wir gingen zu ihn, do waren
die aus den parten bey ihnen in der dörntzen. Do hub Hedrich an
undt erzalte fast von diesen gebrecheu, die zwischen uns allen gewest
weren umb das abetreten; das die vom tal alle zugesagt hatten vor
meinem gnedigen herrn von Magdeburg, sie weiten abtreten nach
laut der wilkire, weiten wir das auch also halten, das wir ihnen das
sagten. Darauff antwortet ich von stunde an: „lieben herren, haben
wir uns doch allwegen erboten abezutretten nach laut der wilkire und
erbitten uns des noch, aber ir habets nie wollen auffncmen von uns'^
Da sprach Hedrich wider: ,Ja lieben herrn, das ihr auch nicht irret
undt recht verstehet, die wilkire nicht uff einen oder 2 perselionen ge-
deutet, sondern als innungk und gemeinheit abetretten, so solt irs auch
halten". Antworte ich: „wens euch die vom* tale gesthen, bin
ich wol zufrieden; aber umb die andern stuck, das saltz betreffen t, und
umb die vorscbleger und umb die schöppen uff dem^ berge wolten
sie einen guttlichen handel leiden vor meinem herrn von Magdeburg;
aber umb das, das wir die geboth verachtet haben, sol 14 tage an-
stehen, uns dan darumb zu beschuldigen nach laut der wilkire^^ So
baten sie uns, das wir uns nider wolten setzen, ein iglicber uff seine
stete. Wir meinten nein, weil wir in^ geboten weren, were es uns
Bl. 7'' nicht wol zu thun, das wir uns setzen selten, sondern das || sie uns
die geboth wolten abenemen; das wolten sie nicht thun, sondern wir
musten gedult haben und uns setzen umb glimpfs willen.
Uff montagk nach mittage (5. Sept.) kamen unser freunde, die von
Magdeburg. Die hatten diese dinge neulich erfahren und waren des
• von. ** den. *^ Ihn.
^ Daz Raihaus scheint nicht ganz auf der Stelle ge>tanden zu haben , aiif
welcher das heutige im Laufe des 16. Jahrhunderts errichtet wurde Möglicher
Weise trat es weiter nach Westen vor. Wir lassen einige Stellen folgen, aus denen
auf die I-«age geschlossen werden kann: J. 1366. tu twen ewigen missen undor
deme rathuse in unser capellen (Dr. 1. 9B1.). J. 18 90: Capella . . . prope pre-
toriiun dicti opidi in honorc sancte Crucis (Dr. I. 932.). J. 1414: in capella
sancte Crucis in viridario sita sub theatro sive pretorio (Dr. I. 197.). J. 1457: an
dem krame, gelegen in der smerstraszen kegen dem rathuse (Schöppenbuch Bd.
V. S 16'^). Aus den beiden letzten Stellen ziehen wir den Schluss, dass das da-
malige Bathaus nicht in der unmittelbarsten Nähe der Kreuzkapello lag. Vgl. da-
zu vom Hagen, Die Stadt llaUe 1. 45. 66. 223 ff.
1474 S^tember. 15
«ach Behr erscfarookeD. Sie schiokten zu dem rathsmeister und lissen
ii^ bitten, das er den heimlichen rath zu ihm heiachen wolte, sie wolten
n im kommen.
Do gingen wir zu ihnen, do haben sie an und sagten, wie sie in
gerichts weyse vernommen hetten Uneinigkeit, das wir anderlangk
haben wollen. Doch hetten sie warhaffcig das nicht gewost, sondern
gemeint, wen daran was were, wir wurden ihn das ohne bottschaft
nicht haben gelassen; doch were ihnen durch ihre kaufleute so vil zu
Torstehen gegeben, das sie sich zu uns fugten. Do hüben sie fast ahn
und erboten sich, wen wir ihrer begerende weren, sie uns helfen oder
rathen könten mit leib oder gutte» das wolten sie gerne thun. Auch
lissen wir uns beduncken, das etwas fehrlikeit in den dingen were*,
80 wolten sie die andern ehrlichen stete beschicken, das sie zu ihnen
kernen, und erboten sich gros und viel an der rede etc. Da namen
wir ein gespreche und wurden eins, das wir ihn ihres guten willens
und der wolmeinung sehr danckten und sagten ihnen, wie sich mein
herr und seine rethe darzwischen bearbeitet hetten, und darzu mein
herr vergunt hette eins Mdlichen handeis mit Wissenschaft, so das wir
hofilen, die dinge selten guttlich beygeleget werden.
Ufin donnerstagk post Crucis (15. Sept.) im jarmarckt umb 9 vor
mittage kam mein herr von Magdeburg uffs rathaus und war droben
bis omb 5 ufin abent Da hatten die part^ und die rom tale fast
rede gegen einander gehabt; doch umb das abetretten, dar solten die
vom tale inhalden, hatte meines herrn kantzier herr Bernhardt gesagt
nach laut der vrilekire , wie innunge und gemeinheit thun. Uff den
sonabent nechst darnach (17. Sept.) fugte sich mein herr wider uffs
rathaus umb 12. Die von parten und die vom tale waren auch
droben, und ich Marcus Spittendorff ^ war auch mit vor meinem herrn
nffh rathause. Da hub dercantzler herrBemhartt an von meines herrn
wegen || und fragte den rathsmeister Hedrich, ob die parte auch mehr Bl.8'
schulde zu den yom<^ tale hetten, das die erzalt wurden in gegen-
Wertigkeit meines herrn. Do brachte er an noch 4 oder 5 schulde,
die die zettel nicht belangeten^ die von dem« rathe und den parten
vor Zeiten gegeben waren: das erste war, man solte das saltz gleich
sieden; das zweite, man zöge mehr fronsole, wan die rersigelte zedel
aosweiseten'; das dritte, das die vorschleger nicht allzeit burger weren;
das vierte, die eymer über dem guttjar weren zu gros; das fonfte umb
die gereute. Von den stucken hatten wir fost rede underlangk vor
meinem herrn. Mein herr und seine rathgeber hörten faste zu, dar-
*• weren. >> M. 8. ^ too. ' belangete. * den. ' «uwelMte.
1 Unter den „parten*' sind hier wie fiberall die bürgerlich - socialen Gmppen,
in welche die BevöDcerung der Stadt ndt Ausschluss der Pfilnner z&cÜJilt, zu Ter-
steh^: die sieben grossen Innungen und die vier Gemeinheiten. Daher heisst es
in einer andern Darstellung dieser Verhältnisse: ,,die parte von Innungen und
meinheit" und „die eilf parte von Innungen und meinheit*\ Handschr. hall. Chronik
der Grftfl. Bihl. zu Wernigerode Zh. 65, Bl. 265 *^
16 Marens Spittendorff.
nach entwichen wir meinem heim aas der dömtzen. So mochte mein
herr ans denen von parten ein gespreche halten, and sie was mehr
meinem herm berichten möchten der versigelten zedel, die von allen
parten, vom rathe gegeben waren and aach denen vom tale, wie
mans mit der sole, die aas dem bom gezogen wnrde, halten soll, die-
selbigen zedel wolten die part gehalten haben and daraas nicht gehen.
So schickte mein herr za ans vom tale Heinrich von Anunendorf
and Vincentins and lies ans sagen, die parte weiten^ die versiegelte
zedel gehalten haben and schlechte daraas nicht gehen, was nnser
sin darza were. Daraaff anworten wir den rethen, wir wolten die
versigelten zedel aach halten; were irgent ein stacke darinne, das
nicht gehalten warde, das sie ans das oflfenbarten. Das hörten die
rathgeber gerne, das wir die zedel halten wolten. Do meinten die
rethe, so wir äff allen theilen die zedel halten wolten and anch ge-
halten haben, solte mein herr darinne ein handel haben oder vor-
nemen, so were noth, das er aach die zettel wissen möchte oder die
Stacke darinnen. Daraaff war der vom tale antwort, ihr wille were,
das unser gnediger herr die zedel hören möchte lesen. Aber das wir
im die zedel vorlegen oder antworten selten, besorgten wir ans, die
parten möchten vorbas ihren zom äff ans werfen, sondern das sie das
möchten erlangen, das die part die zedel wolten vor meinen herm
legen oder ans vergannen, das wirs thnn möchten.
Daramb gingen die beide rethe fast lange za den parten and
wider abe za meinem herm, bis das sie ihre zedel selber meinem
herm lissen antworten darch Hedrichen. So lass Vincentins die zedel
in aller anser gegen Wertigkeit Do die zedel nan gelesen wardt, be-
richtet der alte kantzier herr Berahart, so wir die zedel halten wolten
an beiden theilen and gehalten haben, so were das vor sich, aberumb
Bl. 8^ die andern Stack wolde ans || mein herr bescheiden and besehen,
das die aach gattlich beigeleget möchten werden. Umb die gebott, dar
wir inne waren, wolten sie meinem herm nicht vergannen, darinne
za handeln, so es die wilkire betreffe; aach betten sie das aach nicht
macht hinder den parten, es were ihn von ihnen befolen, dammb wol-
ten sie die part äff den montag bey einander haben, was sie an ihnen
erlangeten, solte ihnen wol zu wissen werden. Item ans warde ge-
sagt, dass wir vorbass nicht aasgehen selten; so bliben wir afifh mon-
tagk (19. Sept.) in ansern hensem sitzen.
Dffh dinstagIS. Mattheasabent (20. Sept.) zwischen 9 nndt 10 Vor-
mittage schickte der rath nach ans allen 7 vom tale, die in ihren
hensem sassen. Do wir kamen nffs rathaas, lissen sie ans heischen in
die dömtze. Da hatten sie die wilkir anff dem tische ligen, da hab
Hedrich an and beschaldiget ans, das wir den gebotten angehorsam
gewesen weren and die verachtet, dommb weren*» wir die pörangk
verfallen za geben. Do habe ich Marcus Spittendorff^^ ahn und ant-
wortet drauff: „lieben herren, die gebott, die ihr uns gethan habt, las
• wolte. *» MWeren'* doppelt. « M. S.
U14 September. 1?
idi mich bedancken unwillig geschehen sein; woromb soll der rath
einem barger gebott thun bey50 marcken, das mus geschehen mit des
ritzenden raths willen, darzu der meister nnd bornmeister. Nun sindt
uns die gebott geschehen ohne unser undt der bornmeister willen; sindt
die nun mit gleiche geschehen , wissen wir nicht. Darüber bin ich .
bliben sitzen und den rathstul nicht gereumbt Erkennen sie nun, das
ich die börungk verpflicht oder verfallen bin, so mus ich die geben;
aber ich hoffe, sie werden sich des bedencken, das sie uns höher be-
nötiget und betrenget haben, wan die wilkire ausweiset, darzu wir
nnsere eyde gethan haben. Ich sprach auch mehr, solteich die börungk
je geben, so bete ich, ob ich wurde iemande sagen, wie diese dinge
Zugängen weren^, und worumb ich die börungk geben muste, das ich
höher benötiget und betranget wurde, den die wilkire ausweiset, darzu
ich mein recht gethan hette, das sie darumb nicht unwillig wurden.
Darauff meinten sie nein, wen diese stucke beygelegt wurden, so muste
des niemandt gedencken. Sprach ich wider: „sol ich auch so mein
geldt geben, ist mir auch schwerlich." Die bornmeister und die andern
drei, die im rathe sassen, antworten so: do das gebott geschehen were,
80 weren sie heim gangen, || do die meister uffgestanden weren, do Bl. 9^
hette der rath ihnen wider lassen geboth thun , sie selten uAb rathaus
kommen, do kamen sie. Der rathsmeister hies sie nider sitzen; sie
weiten nicht und sprachen, sie weren ingeboten, es geburete sich
lücht, das sie sitzen selten. So mustensie sich setzen. Darumb hoften
rie, das sie der börungk nicht verpflicht weren zu geben, sondern umb
deu willen, das ein solch geboth geschehen were, darumb weren sie
^^egangen, sonst were es nicht geschehen, sie weiten auch ihr recht
thun. Darauff redete der rathsmeister und die meister so viel, das sie
meinten, das sie das Vorrechten weiten, stunde nicht zu ihun, sie könden
rieh darinne nicht verwaren, und vil ander rede mehr, die wir under-
lang zu den meistern hatten mit ernsten werten, bis das sie uns zu
Terstehen gaben und meinten, das wir uns selber in die börung schick-
ten, auff das sie es nicht wider an die part bringen dörften, den hie-
nadi, wen wirs gern anders sehen, so können sie uns nicht helfen.
Donunb sagten sie uns das itzundt, das wir wissenheit davon betten.
Do vnr vom tale das vemamen, lissen wir uns verduncken, Un-
vernunft weite ihren fortgangk haben, das sie uns vielleicht aus der
Stadt verweisen weiten und unsere gutter zu vorkeuffen in vier wecken,
das etzliche wol sagten , und die Unvernunft gantz gros war. Da ant-
worten wir, lissen sie sich beduncken, das sie die börung mit rechte
nemen, so musten wir uns darin geben; doch so betten wir die hoff-
nnngk, wir betten das nicht verburet sie nemens auch mit keinem
rechte von uns; was wir thun musten, das könnten wir nicht wolwegem.
Von stundt an bischen sie die aus allen parten, die vormaLs auch
darbey gewest waren, der ^ ein theil diss ungluck gemacht hatten. Und
die waren in der vierherrenstuben , das wüsten wir nicht, nut denen
* were. ^ djM.
OMeUditaq. d. Pr. Sediieii XL 2
18 Marcos ^ittendorfif.
hüten sie ein lang gespreche. Darnach hischen sie nns wider und
gaben vor, so wir uns in die böning geben betten, so wolten sie die
parten nfin nachmittag bey einander baben and den solches vorhalden
und besehen, das ein solchs zu einer gatten weyse wider kommen
* möchte. Umb 5 off den abent so wolten sie uns wider besenden; wir
gingen wider in nnser heuser, es hatte 12 geschlagen. Uff den abent
umb 5 schickte der rath wider nach uns und sprachen, das die part
BL 9** bey einander gewest weren», aber ihr were || wenig, auch weren ihrer vie
nicht einheimisch, so selten wir 14 tage frist haben, indes wen sie die
part am bequemesten zusammen möchten haben, so heften sie, wir
selten aus den geboten kommen. Auch brachten sie vor, es weren einer
oder zwei aus denen yom^ tale, die betten fast wunderliche rede auff
diese dinge gehabt, die wolden sie auch beschuldigen.
Uflfh dinstag vigilia Wenzelai (27. Sept.) wurden dise vom tal be-
schicket und auch beschuldiget. Meister Posse Blume wardt beschul-
diget, er bette gesagt, das die uff dem^ rathause gesessen weren von
den 30 mannen ^ und auch die andern weren alle angezeichnet und ge-
schriben, die zeit möchte kommen, es wurde ihnen und ihren kindern
gedacht des, das sie itzundt anrichten mit denen vom tale. Wir 7
vom tale gingen nicht in das gespreche und sassen stille. Damach
wardt Hans Schmidt beschuldiget, er bette gesagt auff dem rathause
in der dömzen vor in allen, sie stunden den vom tale nach ehre, leib
und gutt. Hans Schmidt antwortet das und sprach, er were geschickt
von den"^ vom tale uffs rathaus, ihr wort zu halten und sie zu vor-
antworten, so bette er ie gesprochen: wie die leufte itzundt sich be-
geben , und sie alle uff einem hanffen weren , und die pestilentze re.
girte, möchten sie umb leib und gutt kommen, auch gingen die rede,
das die meister den ihren befohlen betten«, wen man die glocke an-
schlüge, es were tagk oder nacht, so solte ein iglicher. in seinem' besten
hämisch zu seines meisters haus kommen; daramb wiste er nicht, was
sie sich vermuten selten etzlicher losen gesellen. Die antwort möchte
in nicht helfen. Sie fragten ihn, ob er die rede gethan bette von der
vom«^ tale wegen, der sie in beschuldigt betten. Antwortet er ja.
Do musten wir vom tale abetreten und in die dömzen gehen. Do
sprachen sie und thaten ihme gebott, das er bey Sonnenschein in sein
haus muste gehen und daraus nicht, er thete das mit ihrem^ willen.
Damach beschuldigeten sie Paul Wittemberg, der solte ihrer gespot
haben und gesprochen zu Lude Bertolt , . . , K Die wort geschahen
vonWittemberge: Peter Schaffkopf sprach vor meinem herm von Mag-
deburg, die bommeister frönten uff einmal wol 9 schock zuber sohle. Das
war nicht.
* were. *» von. « den. <* der. • hette, ' seinen. » von. *» ihren. i Wer
scheint etwas zn fehlen, obgleich im Bümtucript keine Lücke vorlianden ist
Vgl. die Einleitung.
1474 October. 19
II Uffh dinstag nach Francisci (11. Oct. ) gingen nnsere tage ans. BL 10'
Do gaben sie uns vorbas tage bis uff den necbsten sontagk, den tag
ans.
Uff den montag nach Dionisi (10. Oct.) sassen wir 7 vom» tale
wider in nnsem hensem. Uff denselbigen tag kamen die ehrlichen
stedte her als die von Braanschweig^ von Magdeburg, die von Stendel
und die von Halberstadt. Uff denselbigen tagk, ehe die stette kamen,
waren alle parten beysammen in Eysenberges hofe^ und hatten er-
fahren, das die stette kommen worden. So war der rath, als ich ver.
nam, bey ihnen gewesen, nnd hatten da so vil beschlossen, das uns
der rath die gebothe abenemen solte, weiten wir das änderst halten,
das ihn durch meines herrn von Magdeburg rethe als durch Heinrich
TOD Ammendorf und Vinzencius zugesagt wurde von der yom*> tale
wegen umb das abetretten und auch umb die vorschleger zettel zu
halten; aber umb die börungk, das hatten die part bey die gesatzt^^y
die Yon innungk und gemeinheit wegen uns diese Ungnade thaten.
üff denselbigen montag umb vesper zeit besandte uns der rath^
da kamen wir alle 7 uffs rathauss, und die von Stendel lagen bey
Hans Bussen^, die waren ehe gekommen mit den andern stedten, ehe
wir besandt worden, so das die stete vememen mochten, das wir noch
in dem gehorsam waren. Do wir aufe rathauss kamen, berichten sie
uns durch Hedrich, wie die part bey einander weren gewesen, auff das
diese dinge möchten uff ein ende kommen; wolten wir das nun hal-
ten omb das abtreten, als das mein herr von Magdeburg durch die
geinen besprochen und die vom^ tale zugesagt betten, und auch das
wir die versigelten zettel halten wolten®, und das maus mit der frone
80 solte halten, als das vor alters were gehalten worden ; wolten wir'
imsem willen darzu geben, das wir ilmen das zu verstehen geben.
Auch sprachen sie, sie betten yemommen, das die ehrlichen stedte
kommen solten, was die wolten, oder wer ihnen geschriben bette
wossten sie nicht. Darauff namen wir ein gesprech und antwortten^
das die ehrlichen stette hiher kemen oder warumb, wisten wir nicht-
sie durften uns darumb nit yerdencken; aber umb das abtretten, das
die vom tale vor meinem herrn zugesagt, oder durch seiner gnade
* Ton. b Ton. 0 geMtts. ^ von. * wolle. ' hier In der Hendsohrtft noch none.*'
1 Aach fÜrHaUe gilt die Bemerkong, welche von Leipzig gemacht worden ist:
j^BezOgUch der Höfe in den die älteste Stadtanlage bildenden Strassen tritt noch
im 15. und 16. Jahrh. der ursprüngliche Oiaracter, die Bestimmung zum Betriebe
der Landwirthschaft deutlich hervor"', Ck>d. dipl. Saz. ü. Haupttheü Bd. 8 S. XIY.
Nach den Sdiöppenbüchem gab es selbst in Strassen, welche gewiss auch damals
zu den engen gehörten z. B. in der Schmeerstrasse, der Clausstrasse, Höfe mit
Scheunen.
^ DerhaOische Text hat hier „Possen. "AUein aus der magdeburgischen Hand-
schrift ergibt sich, dass Hans Busse gemeint ist, welcher in diesem Jahre (vgL
S. 1) Mi^ed des engem Käthes war.
20 Marcos Spittendorft
rethe besprochen were za halden, auch die versigelte zettel zu halten,
weren wir vor unser perschon wol zufnden, sondern wir baten, weren
etzliche stucke in dem zedel, darum die bommeister den rath wurden
anruffen, das sie in darzu beistandt thun weiten. Do sprachen sie
jha.
Bl. 10^ II Do hatte Hedrich eine zedel, die hatten sie begrifien und vor
den parten gelesen, die las er uns auch. Da stunden inne die zwei
stuck umb das abtreten und umb die versigelten zettel, wie das vor
meinem herm verlesen* wardt und auch, als ich lebe! umb die fron-
sole. Do bericht uns Hedrich fort, sie betten sonst noch 3 oder 4
stuck, da weiten wir sonst handel darvon haben, wen wir ein wenig
mussig weren. Da namen wir aber ein gesprech und sprachen, das
die zedel den bommeistem möchten^ werden, und das sie uns die
stucke auch berichten weiten, were daran macht gelegen, auff das die
vom tale auch ein wissen darvon haben möchten. Da meinten sie ja,
die zedel selten uns werden. Das waren die stucke: 1. niemandt soll
pfanwerken uff weinachten, er sol eigne hausung haben und darinne
wonen. Das ander: den vorschlegem. soll man nicht Urlaub geben
vor pfingsten. Das dritte: kein pfenner sol mehr haben den 2 gereute.
Das virte: das alle part des virteljahres ein mahl zusammen kommen
sollen und sagen, was ihn noth ist, aber sie sollen dem rathe das zu-
sagen, das der rath macht habe das geschos zu nemen, wen ihnen das
bequeme ist, das die parten das nicht hindern sollen. So namen sie
uns die gebott abe; umb die börung solte das guttlich anstehen ein
14 tage, sie heften, sie weiten sich des mit uns wol vertragen etc.
Uff dinstagk vor mittage (11. Oct.) kamen die ehrlichen stedtezu
uns auis rathaus: darumb hatten sie uns uff den montagk zuvorlassen
bitten, das wir sie leiden weiten. Sie brachten an, wie sie vernommen
betten durch mancherley rede, die dan bey ihnen richtig ginge, wie
das der rath, Innungen und gemeinheit und die vom tale uneins weren.
Dasselbige sie dan fast zu hertzen und in tieffe betrachtung genommen bet-
ten, darumb hetten die ehrlichen stette, so sie uns verwandt sindt, im aller
besten forgenommen und die ihren zu uns geschickt, die gebrechen zu
verhören und die auch beyzulegen, uff das die ehrliche stodt und die
burger gemeine zu hide und gnade konunen möchten. Aber so die
von Magdeburg, so am nechsten hellischen marckte bey uns gewest
waren auch des irthumbs halben zwischen uns, und sie kurz abgericht
worden, das die gebrechen nichts uff sich hetten und wol guttlich bey-
gelegt selten werden, und sie des nicht befinden, dorumb weiten sie
ihr gemut wissen, wovon sich der Ursprung gehoben bette. So wardt
der rath mitsampt den meistern das znfriden, das Hedrich das verzelen
solte. So sagte ich inrede darin, aber doch gleichwol auf das glimpf-
Bl. 11* liebste; wardt das || erzalt nicht gantz und als sich die wort begeben
hatten. Doch wardt gesagt von Hedrichen, wir weren unsers dinges
nun wol zufriden, es were unter uns auch wol beygelegt nach der
*- verlMsen. ^ m<)chte.
1474 October. 21
weise, als das vor meinem herm yon Magdeburg in der zedel and
auch dem stuck in der wilkir besprochen ist, das die parten von in-
Dungen und gemeinheit die versigelte zedel über der regierung der sole und
der böme und was mehr darinne stet, wollen gehalden haben von
dem tal. Daranff die vom tale geantwortet haben, sie sindt geneiget,
die zedel zu halten. Und darumb meinte Hedrich nun von« der par-
te wegen, was wir sonst anders mehr zu thun betten, das wolten wir
guttlich und freundtlich anderlang unter uns vertragen. Do dis die
ehrlichen stedte horten, begerten sie, das sie die zedel hören möchten
und die stucke der wilkir. Do sprachen wir darumb, so wolten die
meister das gerne nicht vergönnen, den sie sprachen, es were bericht,
bis das wir im rathe so vil redten, das man in die zettel solte lesen,
sondern das stucke der wilkire, das wolten die meister nicht, das man
in das weysen solte, sondern wir schwigen stille.
Ufi den nachmittag brachte der bommeister Claus Schafstet die
zedel, die versigelt waren, das war im befolen, und das wart gelesen.
Do die ehrlichen stedte die zedel gebort hatten, marckten sie wol, das
man ihn nicht mehr weysen wolte. Da baten sie uns, das wir in die
ehre gunnen wolten, das sie einen guttlichen handel möchten haben.
Des waren die meister und auch ein theil im rathe nicht geneiget, ir-
gent handel zu leiden. Die stedte lissen nicht abe, sondern baten zwir
oder 3 mahl, das wir in eines guttlichen handeis vergönnen wolten,
das der irthumb gantz und gar möchte beygelegt werden, auflf das sie
die ihren grundtlich möchten berichten; und baten iurder, betten sie
des nicht macht, das sie die part beysammen wolten haben und das
bey ihnen erlangen. Der rath batt die meister, das sie die ihren wolten
bey einander haben. WorumbV Theten wir das nicht, so wurden wir
des in grosse verdacht konmien bey den ehrlichen stetten. Die meister
sprachen jha , sie wolten die ihren bey einander haben , sie hettens
aber so nur mögen lassen. Worumb? Die meister regirten das spil;
wie sie den an&ng dieser dinge gethan hatten, so thaten sie hirmit
aach. Aber die vom tale hettens gerne gesehen, das die ehrlichen
fitette einen guttlichen handel zwischen uns gehalten betten, das war
auch der vom thale wiUe gantz wol. Aber die meister und andere
mehr waren auch des nicht geneiget.
II Uflf die mittwoche vor mittage (12. Oct) waren alle parten bey Bl. 11
einander, ein itzlicher in seines meisters hause, und hatten angebracht
was der ehrlichen stette, die zu uns geschickt waren, meinung, bitte
und begerung war, das sie in diser dinge einen guttlichen handel ver-
gmmen wolten, der keinem theil zu nahe oder zu schedtlich sein solte
an ehren noch an eyden. Dis war umbsonst. Die meister brachten
ein antwort von den parten, als sie vormals gethan hatten. Worumb?
Die meister sputen das spil mit den unvernünftigen, die sie zu ihn ge-
z(^n hatten. Diese dinge vemamen die stette und marckten auch
wol, wie diese dinge zugingen mit den meistern und hatten auch
22 Marcus Spittendorff.
merglichen verdriss drinne. Sie gingen von uns und baten , das wir
uflf den donnerstag (13. Oet.) vor mittage wider zusammen wolten
kommen, sie betten uns was mebr zu sagen, dar uns allen und aueh
den ebriicben stetten und dem gantzen stifite macbt angelegen were.
Es gescbaeb. Uff den donnerstagk vor mittage buben die von stetten
an mancherley rede, die sie erzalten, die ibn befoblen war von den
ibren, wie sie sieb in disen dingen bey uns balten solten, und sagten
manebe febrligkeit, die birinne zu bedencken, die dan noeb nicbt vor
äugen, sondern naebmals draus kommen möcbte und uns und ibn und
dem gantzen stiffte zu grossem» Jammer und leide gedeyen möcbte,
und wie es andern stedten ergangen were, die einen kleinen irtbumb
unter sieb gebabt und angeboben betten, der dan disem^ niebt gleicb
were gewest, und von dem kleinen zum grossem kommen, so das sieb
gros Jammer und notb darvon erbaben bette, das sie das aueb be-
deneken wolten, leider wie gesebab Mentz, Littieb ^ und andern stedten
mebr, da von geringem ^ Unwillen gros Jammer gescbaeb, das sie das
zu bertzen nemen wolten und ibnen noeb vergönnen einen guttlicben
bandel, das die dinge grundtlieb zwiscben dem rathe und den meistern
und allen perscbonen möcbten* beygelegt werden, und ander rede vil
mebr, die von der stedte wegen erzalt worden. Sie spracben, wir weren
gemarckt in etlicben dingen, das wir dar ein uffseben zu betten, das
den belangete ebr und eidt; nun wolten sie das mit gottes bulfe so
Vertilgen, das niemand zu nabe an ebren noeb an eyden sein solte.
Diese rede vilmer balfen niebt, die meister woltens nicbt dulden
Bl. 12^ noeb die parten. Hedricb war aucb nicbt || geneiget und aucb etzliebe
im ratbe, als im anfang.
üff den nacbmittag kamen die stette wider zu uns uffs ratbaus
und baten, das wir vom tale ibnen entweicben wolten, sie wolten mit
den meistern sprecben und den ratbmannen, und damacb wolten sie
mit uns sprecben. Diss wolten die meister nicbt vergunnen, bis wir
so vil underlang redten, das sie das zufrieden worden, also das wir
vom tale entweicben solten; aber wenn sie mit den meistern betten
gesprocben und damacb mit uns vom tale aucb sprecben wolten, so
solten wir das tbun in der vierberren dömtze. Daranff antworteten
wir vom tale : , Ja lieben meister, wir wollen eucb die ebre gönnen, das
ir nicbt reumen dörfet, wir wollen geme reumen." Da waren die von
Magdeburg alleine bey den meistem, und die andern stette waren in
der vierberren dömtze. Da mocbten die von Magdeburg faste rede
mit ibnen baben, wie sie ibn verwandt weren « förder den andern
stedten, und uns einer dem andem eidtbaftigk und aucb dnrcb privi-
legia und durcb die wilkir verwandt weren, und wie wir alle jabre in
vemeuerung der rede zusammen kommen musten durcb sonderlicbe
* grooen. *» dlsen. « geringen. * möchte. • were.
1 Der Erzbischof Adolf v. Nassau eroberte Mainz in derNacht vom 27—28. Oct.
1462, Karl der Kühne Lüttich am 30. Oct. 1468.
1474 October. 23
verschreibiuig, und fast andere yil rede und wolmeinnngk zn verstehen
gegeben hatten, das sie ie meinten, sie wolten das uff andre wege
bringen. Es half alles nicht, es war nmbsonst. Do kamen die von
Magdeburg zu uns vom tal und sagten, das sie möchten keines an
Omen erlangen und berichten uns des auch, was sie in vorgehalten
betten; das waren wir willig, den worumb? Was sich die unsem mit
ihnen verschriben haben, ist billich, das das gehalten werde, und do-
rumb betten wir vom tale inen gerne vergunt einen guttlichen handel,
den wir habens im an&ng dises irthumbs uff die von Magdeburg ge-
boten zu erkennen, aber es möchte uns darzu nicht kommen.
Do gingen die von Magdeburg wider zu den andern von den
wirdigen» stedten und sagten ihn dise dinge. Do kamen sie alle
wider zu uns in den rath, als wir sassen, und hüben noch ahn als vor-
mals den rathsmeister Hedrich mitsampt den rathmannen und die
meister zu bitten, als sie vormals gethan hatten, || das sie so gar stump BL 12^
von ihnen nicht abgeweist wurden, sondern sie wolten ansehen die
wolmeinung der stc^te, die sie gesandt ketten, und wolten betrachten,
was überlang aus diesen dingen konunen möchte, das alles zu vor-
waren. Baten sie noch, das wir ihn die ehre vergunnen wolten, das
sie noch einen guttlichen handel möchten zwischen uns haben , die
dinge grundtlich bejzulegen, das were ihnen von den stedten so be-
foblen.
Die von Magdeburg sprachen auch, sie wolten nicht wegk zihen,
dise dinge weren den beygeleget, selten sie auch 4 wochen harren.
Diese rede und meinung half nicht, die meister wolten darein
nicht gehen, sie sprachen, die Sache were entricht vor meinem herm,
aoch betten wir vom tale in das zugesagt, dabey wolten sie es lassen
bleiben und wolten furder keinen handel dulden oder leiden und
daockten den stetten, sie dörften darnach nicht harren.
Uff den abent, do sie von uns gehen wolten und noch bey uns
in der rathaus dömtzen waren, hüben die von Magdeburg ahn. Hein-
rieh Werner der burgemeistere, und sprachen \ zu uns, wie das die von
Bnumschweig und Halberstadt vffa freitag (14. Oci) von uns musten,
und die von Magdeburg wolten noch bleiben, sie hofften, wir wurden
in ein ander antwort geben. Sie wolten auch uff morgen wider zu
uns konunen, das die meister und wir die dinge beschlaffen wolden.
Mdnten die meister, sie geben in keine ander antwort Worumb? Die
Parten betten in nicht änderst befolen, dammb were nicht not, das sie
fbrder angezogen und genötiget wurden: selten sie die parten wider
zQsammen haben, das möchte erger werden den vor.^
*- Jrdlimi. ^ iprKb.
^ Aus einem undatierten anonymoi Briefe an einen ,4ieben B[erm Bornmeister'S
i^dcher In diese Zeit zu gehören scheint: „üff solche zedel haben die meister das
vort eingebracht, das die part keinen handel von ihn leiden woUen, denn die sache
vere alltoreit hingeleget, sie wc^en sich auch wd onderlangk gattHch vorlagen
md konden anch anders kein wort nicht von ihnen brengen, do sprachen
24 Marcos Spittendorff.
Uffn freitag frue (14. Oct.) umb segers 7 hatten die von Magde-
burg geschickt zu dem rathsmeister Hedrich and in lassen bitten , das
er seiner herren drei oder vier zn ihme vorbiten wolte, sie wolten zu
im kommen und noch etwas mit ihnen reden. So hisch Hedrich den
heimlichen rath und sagete uns das von den von Magdeburg. So
wurde wir des zufriden und schickten zu in, wiewol die meister das
lieber gelassen betten, wenn sie der unere nicht geforcht betten. Do
hüben die von Magdeburg an, als vor geschriben stehet, und bericli.
ten, so der abscheidt zuvor war, das wir die dinge beschlaffen selten.
Baten sie den rathsmeister und die meister, das sie ihnen noch wolten
eine guttliche antwort geben; das wolde nicht sein. Sie baten noch
eins, sie baten das 3. mahl umb gottes willen und ermaneten sie bey
Bl. 13* lleyden und bey ehren, das wir in verpflicht und sie uns weren; es
half nicht, sie kunten keine guttlikeit erlangen. Do sie das ie ver-
namen, das sie in keine redtlikeit nicht gehen wolten, do fragten die
von Magdeburg und sprachen: lieben hem, wir waren in verhof-
nung*, die dinge selten ufi andre wege kommen sein, nun das aber
nicht sein mag, so geben wir das unserm herr gott ; nun lieben herm,
so wir nun mit einander zusammen mit eiden verstrickt und verschri-
ben sein 2, des wir denn alle jähr in vemeurungk der rede zusammen
kommen an die ende, da das gewönlich ist, hoffen wir, ir werdet uns
das so halten, nachdem unser verschreibung so inhelt. Darauff namen
wir ein gesprech und sagten ja, wir wolten das halten, und was wir
in zugesagt betten oder mit eiden verbunden weren, und auch die
nach uns wurden. Da sprach Heinrich Muller von Magdeburg:^ „lieben
* fii itefat hier: wir ie vexiiofatixig.
die meister, weren sie ehe kommen , so wolden die part gerne einen handel geliden
haben, aber nmi kanten sie keines an ihnen erlangen und forchten, die dinge möch-
ten sie ergem damit, wenn sie könden dem volcke nicht gesteuem. Beilagen zur
DarsteUung Spittendorfts BL 360*».
a Von welcher eidlichen Verbindung der beiden Städte mag hier die Rede sein?
Sollte sich Sp. noch auf das Bündnis Tom 24. Dec 1348 beziehen, dessen Uriamde
Dr.n. 299 mittheilt, oder auf ein roateres? Wahrscheinlich hat er nur die Bundes-
genossenschaft, welche beide Städte m der Hanse verknüpfte, im Auge. Im 14. Jahr-
hundert trat Halle sehr oft mit Magdeburg zu solchen Vereinigungen zusammen,
so 1343, 1345, 1351, 1361, 1363, 1370, 1376, 1383, 1389.
» H. M. sass schon im Jahr 1466 im Eath der Stadt Magdeburg, wie der Ver-
gleich des Baths von Magdeburg zwischen dem Erzbischof Johannes und der Stadt
Halle vom 9. Juli beweist. „Darbie sint gewest de hochgebome ftirste und herre,
herre Stefißan, pfaltzgrave by Ryn und herthoge in Beyern, und de erhaftige her
Paulus Busse, im geistliken rechte lerer und provest tho sünte Mauritz yn Halle,
von des vorgnanten unses gnedigen hem von Magdeborg wegen, und de ersamen,
wiesen Bereke (?) vam Kelre, itzunde sittende Borgermeister, Obick Drewes, Lu-
decke vamKelre, Cziliacus Degener und Hans Mulre thom gülden ringe von unses
des rades tho Magdeborg wegen, Hans Cluke, radesmester, und Hans von Waltheym,
bomemester over dem dudischen bome tho Halle, von des ersamen rades tho HaUe
wegen." Aus Dr.'s Papieren nach einem verlornen Pergamentcodex des Baths der
Stadt Halle. Im Jahr 1476 war H. M. Bürgermeister der Altstadt Mi^deburg, Dr.
L 165 upd wAitflr unten BL 53^ Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg 1 42X.
1474 October. 25
herrn, wir hören das gerne, wir wollen das den nnsem so auch sagen/'
Do sprach lorge Seile, der der meister wort hilt: „die nnsem haben
nns das anch befohlen, was wir mit euch verbunden oder vereidet sein»
das wollen sie halten/' Do schieden sie von uns und gesegneten nns.
Aber sie bliben den tag noch hier, der rath löset sie alle ans der her-
bei^.
Damach wol nber acht tage hüten die meister faste ahn nff dem
rathause, das die dinge gantz möchten beygelegt werden, nnd das wir
einen handel vomemen weiten, wie es nmb die stucke und gebrechen
Yorbas solte gehalten werden.
Da gab Hedrich den bommeistem die zettel, die sie gemacht nnd
vor* den parten gelesen hatten, die zettel solten sie denen vom tale
bringen. Das geschach. Ufi die zettel war der vom tale antwort durch
die bommeister, was sie den rath betten zugesagt vor meinem herm
ron Magdeburg, das weiten sie halten. Baten die vom tale, das die
anch gehalten wurde. Diese antwort geschach uff dinstag nach der elf-
tausent Jungfrauen tagk (25. Oct.). Umb die andem stuck, die in der
zettel nicht geschriben, sondern die vor den parten || gelesen und die BLIS^
meister mit Hedrich und andem gemacht haben, nemlich 3 oder 4
stucke, als vor^ geschriben, da thaten die bommeister von der vom tal
wegen auch antwort uff und sagten auch fast ihre bewegung, die sie
draoff hatten, und wir im ratheauch, so das nicht ein gantzer beschlus
wart, sondem die meister rickten uff, die zuber über dem Hackenbom
solten zu gros sein. Sprachen die bommeister und wir vom tal, das
man einen zuber holen lisse vom Hackenbom; meinten die meister, es
were auch ein mas da bey demselben bom, das solten sie mitbringen,
darnach solten die zuber gemacht werden. Wir bestalten, das ein
zuber und das mas vom Hackenbom auf das rathaus gebracht wart,
und schickten auch nach Paul Fleischhauer ^ und Mattes Penne ^^ die
die zuber pflegten zu machen. Sie brachten einen neuen zuber und
beide ihre ejseme mas, damach sie die zuber pflegten zu machen, uffis
rathaus und sprachen auch beide bey waren werten, das sie die mas
von ihren eltem betten. Und Mattes Penne sprach, das sein vater vor
30 oder 40 jaren die zuber gemacht bette ^ und nie anders den nach einem
solchen mas, der er eines ^ uff die zeit uffh rathaus hatte, und Paul Fleisch-
hauer auch eins hatte. So gingen die meister fast und massen, Hed-
rich auch; aber sie kunten nicht finden, das sie Ursache zu uns haben
möchten. Aber das mas, das bey dem Hackenbom pflag zu sein, das
* von. ^ Pennlg. '^ hetten. ^ einem.
1 Vgl. S. 20.
^PaulFleischhauer war 1470 Meister im Rath, 1478 Mitglied des engem Raths,
1479, 1482, 1485 u. 1488 Rathsmeister. Vor ihm kommt Caspar Fl. von 1441 bis
1459 als Mitglied des engem Raths und der Meister vor.
s Matthias Renne 1466 und 1469 Meister, 1472 Mitglied des engem Raths,
1478, 1481, 1484, 1487, 1490, 1493, 1496 Rathsmeister. Die Familie erscheint schon
Im Anfange des Jahrhunderts selbst im engem Rathe.
2^ Marcos Spittendorff.
war ein wenig kartzer, den Matthes Pennen^ und Paul Fleischhaners.
Das kam davon, die knechte hattens anch selber gesagt und Clans
Werner der nnderbommeister, das sie mit dem eysen dasfeuer schireten
nnd reameten bisweilen die gössen darmitte nnd were aoff die steine
geworfen vor langer zeit, das das so ein wenig vematzt^ and kortzer
war, den die andern zwey, darnach die znber stete gemacht worden.
^i- 1^' So bleib || es bey den massen Matthes Pennen nnd Paul Fleischhaners.
Und die meister mästen genügen haben und es so lassen bleiben.
Lorentz von Renden nam das mas vom Hackenbom nnd liss es machen
nach den andern 2 massen.
Uffn sonnabent post Onminm Sanctorom (5. November) im 74. jähr
der minder zahl lissen die bommeistcr und schepfen im tal diese ge-
bott ausgehen, das ein iglicher wircker nicht mehr nnd auch nicht we-
niger den 35 gezenchente eymer aus dem fasse füllen solte in die p&n-
neuyunddas stucke saltz wardt gesatzt«' uff 11 Schwertgroschen ^ der läf die
zeit 47 vor einen reinschen gülden gingen ; aber das stucke saltz vor 5^2
grosse groschen, der dan 23 oder 23 V2 vor einen reinischen gülden gingen uff
die zeit. Nota. Dieser artickel solte vor stehen geschriben umb den willen :
Im 74. Jahr umb pfingsten und lohanni galt das stucke saltz 12 schwert-
oder silberne groschen, wie man will. Nun in dem Unwillen, dervordiser
Schrift stehet geschriben, der dan zwischen dem rathe, zwischen den
meistern, denen vom tale, Innungen und gemeinheit, wardt vor das
beste genommen, das die bommeister dem saltze abesatzten und wardt
gesatzt'' uff 6 schwertgroschen. Und brachte aber keine gutte an die
parten, sondern die parten mochten des gar wol und hatten gros wol-
gefallen dorinen, das die vom tal also gezwungen wurden; aber die pfenner
namen gemeiniglich grossen schaden, den da was nicht von verdienst
innen, den ein theil lissen gar gros saltz sieden, und die sole galt viel,
das saltz wardt wol zu 15 gesotten, ein theil sotten das nicht so hoch,
es gedacht auch niemandt mehr, das man so viel eingegossen hette; so
wardt die regirung nun so vorgenommen, als oben geschriben, sonnabent
post Omnium Sanctorum. Die wircker ubemamen die fhhrleute auch
Sehr : wen ein gast ludt 40 oder 41 stuck, der muste dem wircker geben ein
schwertgroschen von eim stuck und 10 schwertgroschen zu tranck gelde
Bl. 14^ darzu 10 schwertgroschen zu buhre, item dem uffburer || 6 schwert-
groschen, dem uffweger auch6 schwertgroschen, dem leder 8 schwertgro-
schen, dem stöpper 6 schwertgroschen, dem abschleger ein schwert-
groschen, so das dieselbigen die fuhrleute zumahl sehr ubemamen, und
die klage sehr gros wardt. Nun wardt vor das beste vorgenommen
durch die bommeister und schöppen im tal und satzten, wie viel ein
iglicher von einem gaste nemen solte: der wircker solte nemen von 1
stucke saltz 1 schwertgroschen und solte dem gaste das saltz auf
wagen schitten' etc.
Ufih sonnabent nach Martini (12. Nov.) im 74. jähr brachten die
bommeister an den rath, nachdem sich diese vorgeschribene geschichte
k. b Yernntz. ^ geMts. ^ .fgroschen*' fehlt hier und in den folgenden ZeUen
' ichicken.
1474 NoYember. 27
*
begeben betten der* regiening des tals wegen, die den aach meinem
herra von Magdeburg von den meistern nffgerackt weren, und auch noih
fiuzunemen im thal , nun betten bommeister und schöppen im^ tal
die regirung vorgenommen, wie sich ein iglicher halten solte, uff das
der gast so sehr nicht beschwert wurde. Auch hatten die bommeister
imd Schoppen im tale gebott gethan, aber sie fragten nach ihren ge-
boten wenig, darumb baten die bommeister, das der rath auch wolde
geboth thun, auff das die geboth auch möchten gehalten werden, und
die regirung so vil bestendiger bleiben möchte. Darauff nam der rath
mitsampt den meistern vor das beste und befohlen den stadtknechten,
das sie den wirckem, ledam, stopfem, p£anschmiden sagen selten vons
raths wegen die geboth, die die bommeister tmd schöppen gethan
betten, die selten sie halten ein iglicher bey 3 marcken.
Uff densontagk nechstdamach (13. Nov.) bischen sich die wircker
alle zusammen in das heilige grab ^ und mochten sich unterlang beredet
haben, das niemandt underbussen solde, die geboth wurden in den ab-
gesagt; auch könnten sie mit dem lohne nicht zukommen, so inen von
den bommeistem und scheppengesatzt^' were, das sie dem || fuhrmanne BL15*
das saltz uff den wagen schitten ^ solten. Auch waren viel wircker, die
ihren jnngkera die Schlüssel brachten und weiten nicht mehr sieden
imd triben grossen hohmut, und es war wenig saltz im tale, und die
fohrleute holtens sehre. Die bommeister und schöppen hilten faste
handel umb den willen, das die wircker sich so stoltziglich hilten,
doch mnsten sie gedult haben und meinten, das ihrer ie ein theil uff
den abent underlegen wurden, aber keiner buste uff den abent under;
ein theil betten wol untergebusset, sie dorften vor den andem nicht.
Uffii montagk Tor mittage (14. Nov.) brachtens die bommeister an
die rathsmeister. Do lissen wir die rathsglocke läuten und besambten
den rath^ und brachten die dinge, die uns Ton den wirckem begeg-
neten, an den rath. Do besandte der rath die 4 wircker, die ir wort
pflegten zu halten, dieselbigen hatten noch 4 wircker zu ihnen gekoren,
das ihrer 8 waren, und kamen uffs rathauss. Do war der rath wol
geneiget, doch gleichwol nicht alle, das man den 8 wirckem von stundt
A die. b Inn. c gentz weren. d »chiekeii.
^ Dieser gewöhnliche Yersammlongsort der Wirker war doch wol die Kirche
oder GapeUe z. h. Gr. in der Halle und zwar nicht weit vom Morizldrchhofe' ge-
legen. Vgl weiter unten BL 98 ^ 328 M)r. I. 745. Auf die Stelle baute der Rath
sp&ter das Eoth zum Ziemer.
^ Dass nicht nur der Rath, sondern auch die Bürgerschaft durch den Glocken-
schlag zusammengerufen wurde, war in niederdeutschen Städten ganz gewöhnlich.
In der magd. Schöppenchronik findet sich zum Jahr 1405 der Satz: „men hadde
bnrding gehid, und unse borgere gemeinUken van bodes wegen uppe dem markede
mosten rai to der huldinge" (Die Chroniken d. d. Städte Bd. m S. 319.) In
der Wülkfir der Stadt Sidze vom Jahr 1470 heisst es : Wann man auch die Glocke
zu dem Burdinge oder Bürgern läutet, ee sei Tag oder Nacht, so soll ein jeffUcher
Büiger und Inwohner auf oder in das Rathaus vor den Rath kommen bei Pöne
zwOtf Magdeburgischer Pfennige. Winter, Die Willküren d. St. Salze i. d. Ge*
schichtsbl&ttern l St. u. L. Magd. Ym S. 117.
^8 Marcus Spittendorff.
m
an bey 50 marcken geboten hette, das sie von standt an solten onder-
bassen oder die Stadt reamen, wer das nicht thnn wolte, nmb des hob-
mats willen, den sie gethan hatten. Aber die meister, nemlich Peter
Schaff köpf, der wolde nicht und machte die andern alle irre, als er
dan das gantze jähr gethan hatte; sie wolten hören der wircker ant-
wort, was die sagten. Wommb? Sieglanbten denwirckem mehr, den
den bommeistem und denen vom tal. So liss man die 8 wircker vor
den rath und fragten sie, wommb sie nicht sötten , das sie itznndt das
tal mit der arbeit niederlegten, da theten sie dem rathe nicht za
dancke an. Do antwortten sie fast mit viel Worten und meinten, die
wircker gemeiniglich weren nicht geneiget zu sieden in den geboten,
Bl. 15^ das sie solten geeidet Verden ; wen in die || gebott abe wurden gesagt,
auch das ir lohn nicht geringert wurde, sondern als sie den vor ge-
nommen betten, wolten sie gerne sieden, aber umb den lohn, der in
itz gesatzt^ were von bommeistem und schöpfen, und auch in die
pfannen zu ftlllen bey gebotte 35 gezeichente eymer, darinne können
sie sich nicht bewaren, und viel mehr wort, das ich marckte, betten sie
was arges gewust von denen vom tale, sie hettens gesagt. Und SchaflT-
kopff fi^te faste, ob das saltz auch so gros wurde von den 35 eymera,
als vor ehe das geboth ausgegangen were. Antworten die wircker,
nemlich Ciriax Berwalt, nein, das saltz wurde nicht so gros von 35
eymera als vor; den man hette vor gemeiniglich mehr ingegossen b.
Do sprach Peter Schaflfkopff aber, den erder pfennerfreunt war, haben
doch die bommeister gesagt, das saltz werde nun grosser, man geust
zweyer oder dreyer eymer mehr den vor. Da redte Schaffkopff nicht
war ahn, das die bommeister das gesagt betten, sondern der weinmeister
Bastian Granheide sagte, es möchte wol kommen, das alle pfenner, die
da saltz sötten, nicht lissen 35 eymer eingissen. Aber ein theil moch-
ten weniger und auch ein theil, als ich meine, mehr eingissen; doch
uff das gleich gesotten und auch gutt saltz von 35 eymera auss dem
fasse zu füllen wurde, wardt vor das beste vorgenommen von den bora-
meistera und schöppen, das das ein jederman bey der busse also solte
halten. Peter Schaffkopff wolde auch, das wir vom tal alle siebene
solten weichen. Do sprachen sie, do wir wider uff unsere stete gingen
sitzen, das sie dise dinge des lohns der wircker bemhen lissen unge-
fehrlich, und das sie sich darinne bequemUch hüten und die leute so
sehr nicht ubernemen, den die klage gros were von fuhrleuten und auch
burgem, sondern das sie ingissen, als das inen geboten war von den
bommeistem. Wen der rath ein wenig mussig wurde über 14 tage oder
BL 16^ 4 Wochen, || so wolten wir ein handel haben mit den bommeistera, uf
das es eine bequeme weise mochte haben und gemacht werde. Und
thaten den 8 wirckem ein geboth, einem iglichen bey 50 marcken, daüs-
selbige gebott solten sie den andem wirckera auch einem iglichen vons
raths wegen bey 50 marcken gebiten, das sie solten Unterbussen; wer
das nicht thun wolte, der solte die Stadt reumen. So mochten sie £Etste
* getatst. ^ hier folgt noch ehonud ,jJb Tor"*.
1474 November. 29
ZU rathe gehen, 4en off den abent, a man das Are Maria schlag, da
bnsten sie fast alle unter.
Dis alles, das sich die wircker so widersetzig hüten, machten etz-
liehe in den parten, die denen vom tale gantz ganstig sindt, als ihnen
gott lohne, wens ihnen leidt wirdt, als sie das zwar das gantze jähr
getriben haben. Sie hüten des gebotts nicht, das sie gleich eingissen
solten 35 eymer, als die bommeister und schöpfen geboten hatten, den
ieh marckte etliche in den parten, die hüten die wircker darzn, das
de nach bommeistem und schöpfen nichts fragten; anch waren die
wircker gantz stoltz gegen die pfenner. Mein wircker liss mir von
standt an dieselbige woche, als in der rath das befahl, das sie under-
boBsen selten, abegehen 30 zaber sole mehr, wen zufohr gesotten zu
36 wercken; darnach die ander woche 5 tage sötte ehr auch 35 wergk,
gingen mir 29 zuber sole abe über viere gesotten. Aber die wircker
machtens, wie sie weiten, auch bisweilen zu 27 znber, die mir zu 5
tagen abegingen uff so vil werck als vor geschriben. Item die sole
galt vü, der zuber Deutsch galt einen grossen groschen oder 2schwert-
oder sübeme groschen und nach 2 oder Vj^ hellischen pfennigk über
den groschen. Gut^ar galt der zuber einen grossen groschen minus
1 oder ^/2 hellischen d. Das schock wergk wardt verdinget zu 20
alten schocken oder 10 alte schock voller zahl (?). Das schock holtz
kaufte man vor 5 oder 5V2 d., auch bisweüen vor 1 schwertgroschen,
aber das holtz machten sie fast geringe, man muste der wol 7 oder 8
schock haben zu einem wercke.
II Diese zettel hatten etliche des raths mitsampt den meistern Bl. 16^
und mit denen, die sie zu sich gezogen, gemacht und hatten die in die
parten geschickt, dieweil wir 7 vom tal in unsem heusem musten
sitzen. Zwar unverschulter Sachen, sondern durch* grosse, grobe Unver-
nunft musten wir vom tale das von den parten über uns nemen und
sonderlich von den meistern und etlichen von dem rathe, die uns das
alles unbiUich und nicht mit gleiche thaten. Und dieser nachgeschrie-
bene Zettel ist gewest Hans Schmides; hinder dem rathause wonhafitigk,
der hatte die, als ich mich verduncken lasse, au%eschriben und die
hebet sich also an: Ersamen, lieben freunde. So ir uns bey den
euren, im anfange der gespreche umb das geschos zu sprechen etzliche
stuck unter andern der regirung des tals eins gewest, zuentboten ha-
bet, daraus sich den ein stucke nemlich umb die abtretung der vom
tal entspunnen hatte, darumb man sich dan lange hatt geirret und
doch nun durch einen freundtlichen handel dahin gekommen ist, das
sich die vom tale nach laut der wilkire gleich andern unsem bürgern
von Innungen und gemeinheiten mit der abetretungk halten sollen;
und darzu ist auch umb die regirungk des tals furder durch unsem
gnedigsten herm von Magdeburg in einem guttlichen handel besprochen,
das die vom tale mit der regimngk halten selten in aUer massen, als
die Zettel, darüber gegeben, der ihr in itzlicher part eine habety von
dO Marcus Spittendorfl^
wort zu Worten, von stnck za stocken melden und inhalden, das sie
den auch also zu halten verwilliget han. Sondern in andere stucke
mehr, der in der zedel nicht gedacht wirdt, nemlich umb die yorschle-
ger der sole und umb die fronsole und auch die grosse der eymer und
auch der zuber über den bomen, das die vom tale damit halten sotten,
als vormals und vor alder damit gehalden ist. Aber umb die gereute
Bl. 17* der pfenner haben mr betracht, das kein pfenner, der || pfannewerk
übet, hinfurder nicht mehr den 2 gereute haben sol. Und so wir dan
den 7 vom tale nach laut der geboth, die gethan, die börung nun da-
rauff auch zugesprochen, sich auch selbst darin gegeben haben, was
denselben vor gnade dran solte erzeigt werden, uns bey den mögen
wissentlich thun und auch macht geben, mit unsem hem den meistern
denselbigen vom tale die geboth wider abezunemen. Und auff das nun
diser Unwille, der auff etzliche zeit daher gestanden hat, gantz und
gar* möchte beygelegt werden, were auch wol unser andacht uff die
berurten stucke, und auch was sich darunder Unwillens halber begeben
hatte, hinftirder niemandt einer gegen dem andern mit werten noch
mit wergken im^ argen ufi^cken noch darumb von den bömen oder
von andern diesen im tal der halben solte ^ geurlaubt werden. Hirumb
wollet guttlich sprechen und uns des eure meinung bey euren meistern
zu vorstehen geben, daran thut ir uns zu danck.
Uff weynachten soll niemandt pfanwercken noch brauen, er sey
den beeigent^ und beerbet.
Di^ vorschleger soll man nicht Urlauben, den uff pfingsten, wen
sich die bommeister vorendem.
Das die parten alle virteljahre wollen zusammen kommen, umb
der Stadt gescheffte zu sprechen.
Die bommeisfer sollen auch nach mittage mit uffgehen und auch
bey der börung sitzen, umb unsem bürgern, die aussen sindt , geboth zu
thun, das sie wider heim kommen.
Die heiligen tage zu feyem.
Niemandt in 2 pfannen zu sieden ^
Das mochten die pfenner underlangk von iren wegen ein theil
vorgeben und mochten selbst auch viel irrunge machen in den parten.
Wer nicht wil bey uns sein, das der sein pfanwergk mit einem pfen-
ner bestelle, den man nicht vorlegen kann. Das unser einer dem an-
dern gerne lisse sole gissen, wollen die knechte ohne tranckgeld nicht
tragen einem andern zu gutte.
Bl. 17^ Auch sindt II etzliche knechte, die das gutt verwechseln, bringen
Gutjahr vor Deutsch, Hackenbom vor Metritz oder vor Gutjahr, auch
36 werck zu sieden und nicht mehr.
Ufih montag S. Nicklas abendt (ö.December) im 74. iahr vor mittage
war der sitzende rath. Uff die zeit sass er^ mitsampt den meistern
und den bommeistem uff dem rathause von anhaltung wegen der
* fftate. >> Im« ^ lolten. ' beyelgnet « Steht am Bande. ' »er*' ift MugelMMi».
1474 December. 81
meister, das sie jo meinten, das die Uneinigkeit, die sie mit uns 7 Tom
tal zwischen innmigen uid gemeinheit gemacht hatten, dammb uns
ongewöniiche geboth geschahen Ton etlichen des raths und den mei'
Stern, und sie daromb die börung Ton uns nemen und haben mochten
oder weiten. War uff denselbigen S. Niclas abent ihre meinung, das
wir 7 mnsten abtretten, und die andern sprachen umb die börnngk.
Do sie gesprochen hatten, hischen sie uns wider und gaben Tor, so
diese dinge, die börungk betreffende, etzlicke zeit angestanden betten
nach der zeit, so uns die gebott weren abgenommen, und wir uns die-
selbige zeit in die börung gegeben und umb gnade gebeten betten,
das me die von den parten, uff die zeit geschickt, bericht betten und
auch nun an den parten so vil erlanget betten, uns gnade zu thun.
Begerten wir nun gnade, das wir in das zu vorstehen geben weiten,
80 weiten sie gerne darumb sprechen. Darauff namen wir 7 ein ge-
gprech und thaten unser antwort uff die zeit, do sie uns beschuldiget
betten: umb das abetreten wisten sie wol, was unser antwort da ge-
west were, und auch noch als vor, das ich Marcus Spittendorff meinen
rathstnel nicht hette wollen reumen, so die vomemen, die sie gethan
hetten, unbillich weren. Sondern die andern, die vom rathause ge-
gangen weren, wisten sie wol, was die vor antwort betten gethan.
Idoch wie dem allen umb der rede willen, die sie uns sagten uff die
zeit, 80 sie meinten und uns in grossen treuen riten, das wir uns in
die börung || geben weiten, einen andern weg zu vormeiden, sprach Bl. 18*
ich Marcus Spittendorff von uns 7 wegen , die von der vom tal und
auch aller parte wegen sitzen: erkenneten sie, uns die gebott von
ihnen billich geschehen weren, darumb wir die börung zu geben
yerpfliditet weren, so musten wir uns drein geben; auch das
wir sie umb gnade gebeten betten von der 7 wegen , hofile ich,
80 sie erkenneten, das wir die börung verpj9ichtet weren, sie wurden
uns ie gnade thun. Da wdte Hedrich mit den meistern nit ahn, und
hatten faste vil rede underlang, sondern sie fragten fast, ob wir gnade
begerten, so weiten sie darumb sprechen. Wir 7 namen abermal ein
gespreche und berichteten sie als vor, wir weiten auch in keinen an-
dern weg nicht, was wir vor gesagt betten, das war noch unser mei-
nungk, aber sie umb gnade zu bitten, weiten wir nicht thun.Worumb?
Uns geschaeh vor unserm hergott unrecht. Uff die gnade von in zu
bitten, sprach ich von der andern wegen: lieben herm, ihr habet
gnade und Ungnade bey euch, ihr mögets machen, wie ir wollet, an-
ders wollen wir uns nirgent ingeben. Und gingen viehnahl aus und
ein. Da wardt Hedrich mit den andern eins und that uns 7 einem
iglichen ein geboth bey 60 marcken, die börung zu geben inßwochen.
Da meinten wir, die geboth weren ungewönlich, in der zeit solche bö-
rung zu geben bey 50 marcken ; man pj9eget die gebott zu thun binnen
etzlicher zeit oder innen zu sitzen. Darauff sprachen sie ja, das wirs
auch so hüten, das wir die börung in der zeit geben oder sessen
innen bey 50 marcken.
32 Marcus Spittendorff.
Uffii Bonnabent nach Lucio (17. Dec.) vor niittage im 74. jähre
Bl. 18^ hilten wir abermahl || gesprech nmb die Uneinigkeit, die^ zvrischen
uns, den vom tale und den mebtem, die uff die zeit sassen!, gewest
waren und doch daselbst noch nicht auff ein ende kommen waren.
Und die meister fast anhilten, das sie gerne ein ende der gebrechen
gehabt betten. So war aber das anbringen der meister, sondern diebom-
meisterwaren des nicht mit ihn ein. Dieseöstucke weiten die meister haben:
Zum ersten: der rath solte unsem bürgern gebott thun, das sie sel-
ten heimkommen. Sprachen die meister, die parten wolte das also
haben. Dorauff sprach der rath und wolte des mit den parten noch
mit^ den meistern nicht eins sein, und hatten mancherley Ursache, der
ich nicht schreybe. Zum 1. das die bommeister niemandt sollen das
tal verbieten.
Das zweite: wen die sich des tales nehren, was verbrochen hetten
im tal, dann<^ selten die bommeister vor dem rath verklagen, darüber
söUe der rath richten. Darauff sprach der rath, und waren des Stucks
mit den meistern nicht eins. Worumb? Die vom tale haben gerichte
über hals und haut, sie haben auch zu vorbitten und zu gebietten in
tak gerichte, als die versiegelte zettel von allen parten wilkir auf-
weiset (!), die vom rath darüber geben ist. Doramb war der rath nicht
geneige^ den vom tal in ihre freUbeit zu greiffen, das dan meines herrn
gerichte belanget, und andere Ursache mehr.
Das dritte stucke umb die pfanschmide, das sich die beklagen,
die bommebter wollen ihnen ihren lohn nidrigen an den pfannen zu
machen. Das wollen die meister auch nicht haben. Darauff sprach
BL 19^ der rath nach anbringen der bommeister: || man hette das vor alters
so gehalten, wen die pfanschmide nicht hetten können zukommen an
dem lohne, den man in pflegte zu geben von den pfEunnen zu machen,
so gingen sie vor bommeister und schöpfen und baten, das sie in dem
lohne möchten versorget wei*den, so satzten ihnen die bommeister und
schöpfen uff, darumb haben sie auch die macht, dem lohne abezusetzen.
Do sprach der rath, das sich die pfanschmide noch vor bommeister
und Schoppen fugeten, sie wurden sich wol geburUchen in einem
gleichen gegen ihnen halten.
Das vierte stuck, das prister und hauskneckte pfannenwerg ver-
hegten, darauff sprach der rath, die bommeister und schöpfen hetten
das so bestalt, das niemandt sein pfannenwergk uff die nechste kom-
mende weynachten durch prister oder hausknechte bestellen solte, son-
dem sie selten das selber verwesen oder aufthun, das es durch einen
pfenner verweset wurde.
Das fünfte stuck, das die parten des jahrs ein mahl möchten zu-
sammen gehen uff einen gestrackten tagk, eine igliche parte zu seines
meisters haus, dieweile die alten bommeister sitzen, und was dan
igliche part vor gebrechen hette, das die durch die meister an rath ge-
bracht wurden. Wurde sich dan der rath in den stucken nicht be-
» „dto" fehlt. ^ nicht. « dem.
1475 Januar. dS
weisen, so weiten alle parten uff einen haoffen zusammen kommen,
wes die dan so eins wurden, das solten sie dem rathe entbitten,
gaben die meister alles Tor. Doranff spracb der rath, das des jahrs
ein igliche part zn seines meisters bans zusammen kompt and da an-
bringt ihre gebrechen, redte man nicht gros darwider. Aber off einen
haoffen zu konmien, da wurde uff || lange zeit nicht yil gutts Ton Bl. 19^
kommen, darumb were das nicht zu tbun, sondern wir wolten die
stucke beruhen lassen bis an den andern raih; was dan vor das beste
m(kshte erkant und vorgenommen werden, das finde sich wol. Aber
nmb das andere stucke oben gescbriben, das die bommeister niemandt
solten das tal verbitten, das wolte der rath von den meistern nicht
aonemen. Worumb? Es war nicht von den parten in der schoszeit
an den rath zu bringen befohlen, sondern die meister erdichten das
und andere stucke fast mehr, die sich zu ungemach zihen möchten.
(l«ielifeMM|. d. Pr. Sachien. XI.
1475 Januar.
Do man schreib 1475 nff den dinstagk nach dem nenen
jhar (3. Januar) regeten die meister abermals an uff dem rathanse, das
die obgeschribene stuck zu ende solten gehen, die in die part befohlen
betten, oder sie wolten kein gesprech halten. Do sprach der rath uff
das erste stuck, das die bommeister Trebes Fischer und Sander
Trackenstedt ihre recht noch thun solten, das were vor sich, wir weren
des auch wol zufrieden, das ein solches bestehen möchte, sondern wir
betten den besorgt, das sie gar mit grossem *" ebenteuer heimkommen
möchten. Solten wir ihnen nun geboth thun, das wurde gar richtig,
und möchten darob gar zu grossem schaden kommen umb leib und
gutt; war wol unser bitte, ihrer eins theils im rathe, das die meister
das betrachten wolten; doch woltens die part ihe haben, so es die
wilkir betreffe, weren wirs auch zufrieden. Uff das andere stucke, ein
mahl zusanmien zu gehen, wart uffgeruckt und auch von etzlichen von den
Bl. 19* meistern und von etzlichen || von dem rath, die die meister zu sich
gezogen hatten und nicht unders rieten, den was die meister wolten,
das die parte das haben wolden, das sie einmal zusammen auff einen
hauffen kommen wolten, waren etzliche im rathe den meistern bey-
fellig. Aber wir 4 vom tal, die im rath sassen, wolten solchs nicht
zugeben. Da meinte Hedrich, wir weren des mit ihnen eins gewesen-
Da sprachen wir 4 nein zu, wir weren des nie mit ihnen eins gewe-
sen, uff einen hauffen zu kommen^ sie betten das ein mahl hinder uns
gethan ohne unsern willen und volwort, sie könten auch nicht sagen,
das wir ie drein gewiUiget betten. Wir willigten auch noch nicht
und hatten fast vil andere rede unter einander mit Worten, das wir
uns underredten. Da worden die meister zornig und stissen uff mit
ihren trauworten, als sie das gantze jähr gethan haben, sie wolten
zusammen uff einen hauffen, es were ihnen zugesagt. Von der zusage
wüsten wir im tale nichts, sondern Hedrich möchte inen^» was zugesagt
haben mit den andern in Eysenberges hofe. Sie hissen uns auch ab-
treten, auch bette Hedrich gerne gesehen, das wir 4 vom tal unsern
willen darzu gegeben betten, das sie zusammen uff einen hauffen
möchten kommen, und meinte, es solte gutt thun, und lag uns sehr
ahn, das wir unsern willen darzu wolten geben, ehr weites gar kurtz
von sich sagen. Doch sprach ich Marcus Öpittendorff zu ihnen: „das
ich meinen willen darzu geben soll, das mich mein eydt nicht lerte
oder mein hertz nicht zusagt, das gutts darvon kommen kan, sondern
^ groeseii. ** Ime.
1475 Januar. SS
üff lange zeit viel böses uud mehr arges daTon entstehen und kommen
möchte den gntts, darmnb ist das mein wille nicht, sondern wir haben
eine wilkire, die last lesen, was die inne helt, darnach wir uns
halten. Sprach || Hedrich und auch andere, sie wolten doch zosanmien. BL 19^
Antwortten wir, wen sie das jhe thun wolten, mästen wir das lassen
geschehen. Aber wir baten, das sie die wilkire lissen lesen. Dar
Bchwigen sie, als hörten sies nicht. Do baten wir 4 vom tal, das wir
mit den bommeistem möchten ein gespreche halten, meinten sie ja.
Do wir mit den bommeistern gesprochen hatten, gaben wir dem rathe
diese antwort: „lieben herm, so ir von uns haben wolt, das wir mit
euch willigen sollen, das die part des jahrs nff einen hanffen kommen,
bitten wir each, ihr wollet das lassen beruhen, das die bommeister
solches an die vom tale auch bringen mögen; sindt die vom tale den
des geneiget, so wollen wir uns Tor unser perschon wol geburlich
halten.
Uff den montag nach dem neuen jähr (2. Jan.)^ waren die vom»
tale bey einander, do wurden diese 2 stucke angebracht von den born.
meistern, umb das die parten des jahrs uff einen hauffen sollen kom-
men. Hatten die vom>> tale gebeten und den bommeistem befohlen,
den rath zu bitten, das nicht neuerung vorgenommen wurde, sondern
wir betten eine alte löbliche, gutte gewonheit, wie eine igliche part zu
seines meisters hause ginge, das maus darbey lassen wolte nach laut
der wilkire.
Umb die 2 bommeister heim zu heischen, ihre recht zu thun nach
laut der wilkire, thaten die bommeister von der vom tale wegen eine
bitte: sie hörten sagen und möchte auch warhaftig sein, das unsere
burger fast in einem fehrlichen ende weren zu Eimbeck, da merklich
nff sie gesehen und gewartet wurde ; umb die fehrligkeit beten sie den
rath, das man ihnen willen woldebeweysen umb anders unraths willen, der
davon kommen möchte, die sie ihre rechte uff ein ander zeit gleichwol
thun wurden; seindt aber die parten des nicht geneigt, so sindt die
vom tale zufrieden, das man in schreibe und geboth thue, ||das sie BL20*
heimkonmien. Dorauff sprach der rath, und geschach den sonabent
vor Antonii (14. Jan.) Da sprachen die meister, sie wolten es geme an
die parten bringen, es were befohlen, do sie auff einen hauffen weren
gewest, sie wolten auch wider auff einen hauffen. Da sprachen wir 4
vom tal, was sie thun wolten hinder uns, das wir nicht weren könten,
das mustenwir zulassen. Uffn dinstagk Anthonii (17. Jan.) sassen wir 4 vom
tale wider in unsem heusem umb den willen, das wir die börung nicht
geben wolten, darnmb uns zwar unbillich geschach, das sie meinten,
die börunge von uns zu nemen. Uff denselbigen tagk wolten sie aber
zusammen uff einen hauffen, wie auch geschach, das alle parten zu-
• Tonn. ** vonn.
1 Hier scheint sich der Verfesser im Tage zu irren. Es kann nur der Montag
der «weiten Woche (9. Jan.) gemeint sein.
36 Marcus Spittendorffi
sammen komen in Eisenberges hoff. Da mochte Hedrich mit etzlichen
rathmannen bey ihnen sein gewesen. Umb 3 nmb den abent schickte
Hedrich mit den andern nach uns 7 vom tale und lissen ans bitten,
das wir ofis rathaus zu ihn kommen solten. Wir kamen. Hub Hedrich
ahn unter andern viel Worten: die parten betten ihnen befohlen, die-
weil sie merckten, das wir innen sitzen weiten und die börung nicht
geben, so die rathsgeschetle bliben ligen, so solten sie uns gebott
thun, und thaten einem iglichen gebott, die börung zu geben bey 50
marcken bey disem rathe , und ein iglicher solte sich setzen uff seine
stette. Darauff namen wir ein gespreche und antwortten, solche ge-
bott weren nicht gewönlich, sondern wir beten, das sie uns gebott
thun weiten gleich andern bürgern; hilten sie das mit andern bürgern
also, das sie uns das auch theten, wo aber nicht, das sie mit uns
solche neurung nicht vomemen, war unser bitte. Darauff sprachen
sie, die ihren betten ihnen das befohlen. Do baten wir, weil uns
solche neurung so geschehe, das sie den bommeistem erleuben wolten»
BL20 die II vom tal bey einander zu haben, das sie ihn diese neurung, die
sie mit uns vomemen zu thun , wissen thun möchten. Do gaben sie
ihren willen darzu. Damach fragten wir, so wir uns wider setzen sel-
ten, wisten wir nicht, ob wir auch rathen solten bey unsem eyden nach
laut der wilkir. Darauf sprachen sie, ein iglicher sesse bey seinem
eyde, und betten alle gleich eyde gethan, darauff wiste sich ein ig-
licher wol zu halten.
Item doselbst de sie uff einem* hauffen bey einander waren, mochte
Prelwitz und Jacob Schaff kopff gemeinet haben, ob dis nicht
ein vememen wepe, so wir so steltz weren, das man uns gebott thete,
unsere gutter zu verkeuffen in 4 wechen, und das wir die Stadt reumen
musten. Darauff hatten ein theil gemeinet nein, man solte uns solche
gebott thun, als hievor geschriben steht. Hans Laub hatte auch ge-
sagt zu den meistern : „Beben herm, ob ihr euch beduncken last, dias
ir der wilkire zu nahe gegangen oder davon beschwerungen habet, des
wolle wir euch wol benemen und darven absolviren."
Ulfii donnerstag vigilia Fabiani und Sebastiani (19. Jan.) vor mittage
umb 7 waren die vom tale bey einander umb diese vorgeschribene
stucke, die uns uffn dinstag Anthonii (17. Jan.) geschahen von etzlichen
des raths, den meistern, von geheisse der innunge und gemeinheit. So
waren die meister fast ungeduldig, das die bommeister so lange waren
und weiten weg gehen. Wir hilten fast mit gutten werten, aber wir
wurden^ wenig gehört, die uff die zeit vom tale im rathe sassen.
Doch harten sie, bis die bommeister kamen. Begundten wir vom tale
zu sprechen mit den meistern von disen leuften vergeschrieben, wie
sich die begeben haben dis jähr bey dem rathe, faste mit gutten, sanf-
mutigen reden; und wan ich Marens Spittendei^ inen was sagte, das
BL 21* die warheit betraff, so waren 5 oder 6 über mich mit || wunderlichen
* ein. *> „wurden" fehlt.
1475 Januar. 37
Worten, so das wir schwigen, den wir sahen, es brachte keine frncht,
sondern mehr Unwillen.
Da sprach Peter Schafifkopf , man wurde noch finden , wie diese
dmge werden möchten. Worumb? Es were nicht ein kleines^ es be-
treffe haut und harr; darumb wurde es erkandt, uff wen es gefiel,
der wurdes gewahr, er hette sichs erwegen.
Do kamen die bommeister und thaten antwort von der vom tale
wegen uff das stuck des abetrettens, das vor meinem herren von Mag.
deburg zugesaget, wie maus drumb halten solte, das die parten das
wolten yerzeichnet haben. Meinten die vom tale, das verzeichen were
nicht noth; was sie ihn zugesagt betten vor meinem herrn, das leug-
neten sie ihnen nicht. Sie wolten abetretten nach laut der wilkire,
ab Innung und gemeinheit thun, aber zu verzeichnen ist ihre meinungk
nicht. Umb das ander stuck, das die part des jahrs viermahl, oder
wie vil ihn noth ist, auff einen hauffen sollen zusammen kommen, das
sein die vom tal nicht geneiget, sie mercken oder erkennen der Stadt
natz oder frommen nicht in dem vorgeben umb mancherley ursach
willen, der ich hie nicht schreibe. Darumb vervolworten das die vom
tale nicht, auch ist ihr wille nicht, das ein solches geschriben werde,
sondern wil iemandts was schreiben hinder ihnen, das lassen sie ge-
schehen. Item umb die pfenner, die nicht ihre heuser bewonen, das
man von den die börung soll nemen, dar antworten die vom taJ uff,
sie sindt des mit dem rath ein, das maus mit den pfcnnem halte nach
laut der wilkir. Do die meister diese antwort horten von den bom-
meistem von der vom tale wegen, hissen sie uns abetretten. Wir
tratten alle 7 abe und lissen sie sprechen. Do sie gesprochen hatten,
lissen sie uns durch den stadtknecht wider heischen. Du wir zu ihn
kamen, sprachen sie, wir solten uns setzen. || Sie betten befohlen, die ^1- 21
stucke zu begreiffen und zu volzihen ; wen das geschehen were, wurden
wir das auch hören lesen.
Am tage Fabiani (20. Jan.) vor mittage sass der rath über der
b9nmgk. Do wardt gehandelt im sitzenden rathe % das ein gutt freunt
em hsdbe pfanne im Deutschen Born uff im hette, die der barfiisser
were vor langer zeit gewesen ; nun mochten sie das inne sein worden
nnd wolten das nicht haben noch wissen , das sie der genissen solde.
War man in meinung, das die halbe pfanne in das hospital; kommen
möchte; wardt bewogen, die wilkire hilte das nicht, und andere be-
wegungk mehr, so das der rath mit volwort meister und bommeistere^
eins wurden, das die halbe pfanne bey dem rathe bleiben solte, sofern
ob die bruder der tage anders sinnes wurden, das in den solche halbe
pfanne vom rathe wider wurde ; aber die ausleuffte des jahrs belangen-
de, wurde sich der rath geburlichen halden.
Uff denselbigen obbeschribenen tag Fabiani (20. Jan.) wart be-
* ntiieii. ^ bormnelgtern.
1 Das Hospital St Cyriaci ist gemeint.
38 Marcus Spittendorff.
schlössen, das der rath des jahrs von sich geben solte zur lehne 10
reynische 19. unter (?) dem grasehoffe^ das der Teuscherin meynung
was , do sie dem rathe ihren hoff gegeben hatte : kan der rath der
tage einen dasselbige lehn bessern, das mag wol geschehen. Von
stnndt an batt Hedrich der rathsmeister , das der rath mitsampt den
meistern nnd bommeistem seinem brnder das lehn umb gottes willen
wolten leihen, er solte das gegen dem rath und burger zuvort omb nn-
sem herr gott verdiene. Uffn sonabent Sancte Agnetis tagk (21. Jan.)
vor mittage war Hedrichs bruder uff dem rathause und batt propter
deum umb das leben der Teutzscherin, das hievor geschrieben uff Sanct
Fabians tag beschlossen wardt. So war der sitzende rath des zuiri-
den. Und ich Marcus Spittendorff"" leg ihme das umb gottes willen
uff die 10 fl. jherliches zinses, so das die wochen 2 messen selten ge-
B1.22* kalten werden, uff welche tage der || rath das vor das beste nemen
wirde, uff die Ordnung, yerschreibung und zusage, die ihme vorgehalten
wardt, und auch zugesagt: item er soll dem rath einen brieff durch
seine handtschrifft geben, wen er nicht bleiben wil in der Stadt oder
sein ding bessern könde, das er dem rath das verlassen solte, oder der
rath solche leben verleyhen soll einem andern. Auch soll er das
nicht verbeuten vor ein^ ander leben; auch soll er des jahrs eins oder
zwir vigilien lesen und seelmessen halten der armen sehle zu trost.
Zwischen ostern gibt im der rath 2 reynische gülden, das er die zwo
messen dieweil alle wochen bestelle; bis uff ostern gehen die zehen
fl. zinse ahn, und das er dan priester werde und die messen die woche
selber verwese.
Uffh montag nach Yinzentii (23. Jan.) im 75. jähr vor mittage war
der sitzende rath mitsampt den meistern und bommeistem uffn rathause
und wolten unsem schos geben, als wir des uffn sonabent zuvor eins
wurden. Nun hatte Hedrich seinen schos ufigelegt, und ich Marcus
Spittendorff*^ auch, Do wolten die meister nicht schössen, man solte
die Zettel erst fertigen, die sie hatten lassen begreiffen. So ging der
Stadtschreiber und holte die zetteL Do sprachen wir im rathe, und
Hedrich fragte, ob es unser wille were. Antwortten wir: lieben herra,
wir wissen von den zetteln nicht, die vom tal seindt des auch nicht
ein. Do sprach Hedrich zu den meistem, er were mit den andern
des eins, aber die von der vom tal wegen sessen, dieweren deshinder
den ihren nicht eins zu volworten. Und wir vom tale tratten alle 7
abe. Do sprachen sie eine lange weile und bischen uns darnach wi-
der zu in, und selten nider sitzen, so verbliebe es ufi die zeit Don-
nerstages nach Conversionis Pauli (26. Jan.) vor mittage umb 10 hilten
BL22^ wir ein gesprech im rath. || Sagte Hedderich zu uns 4 vom tale, die
im rath sassen: „lieben herrn, die meister rucken auff, das wir mit
ihnen die zettel vomemen sollen, wir wollen euch wol erleuben, das ir
* M. S. » eine, o BC a
^ Das Haus lag hinter dem Rathause, Dr. I. 930.
1475 Janiiar. 39
heim gehet/' Antwortten wir 4 vom tale jha. So bericht er uberal
das den bornmeistern auch. Da giengen wir 7 vom tale wegk. Was
sie nun machten oder wie, das wissen wir nicht.
Uffh sonabent nach Conversionis Pauli (28. Jan.) im 75. jähr, war
gerade 14 tage zuvor, ehr man den neuen rath erkundigen und
kiren solt, uff denselbigen tagk wolten wir unser recht thun zu der
kire. Fragte der bommeister Claus Schaffstedt: lieben herren, sol
mans halten nach laut der wilkire, so lasse* man in das sagen, so
lassen sie das bestehen. Do sprachen die meister, sie wolten die ze-
del erst gemacht haben. So bleib das recht nach uff denselbigen tagk.
Uff denselbigen sonabent antwortt Hans Hedrich den briff versigelt von
seines brudem herrn Heinrichen wegen, das er das lehn nicht permu-
iiren oder verbeutten soll; sondern wen er das bessern kan, so soll
er dem rathe das leben wider nfflassen. Der Stattschreiber Michel
Marschalck nam den briff und legte den in das copial, da die briffe
inregistriret.
Uff montag vor Purificationis Mariae (30. Jan.) sassen wir über
der börungk. Da hatte Mertten Bule und Jacob Klott den alten Köse-
litz lassen verbotten und beschuldigte in, wie Mertten Köselitz gesagt
bette, das sie zusehen, das der irthumb möchte beygeleget werden,
kerne aber ein ufflauff oder arges davon, ihn wurde ^ ninmier ehre
oder gutt geschehen; auch solte er zu Klötte gesagt haben, er hette
acht oder 10 jähr darnach gestanden, das er unglnck zwischen den
parten machen wolte. Und machten es beyde hart gegen dem alten
Köselitz. Uff die rede antwortet der alte Kösselitz, er hette etzliche
rede zu ihnen gesagt in gutter || wolmeinung, das sie beide zu fride B1.2B''
und eintracht rathen wollten <^ und nicht zu zwitracht, und andre wort
mehr. „Ob er nun die rede zu den beiden gesagt hette, die nun so
eigentlich nicht gegen wertigk weren, was er darumb thun wolte ?'^ Da
wolten die meister, man solte in auff den thurm weysen, ein theil
wolten aber nicht. Er musste aber letzlichen in sein haus gehen bey
cO marcken.
Uff sonabent vor fasnachten (4. Febr.) vor mittage wolten wir
das recht thun zu der kire. Da wolte Peter Schaffkopf mit den mei-
stern nicht, und wolten die zettel erst versigelt haben. Da langte der
Stadtschreiber die zettel. Da schickten sie nach wachs. Da meinten
wir vom tal, wir betten die zettel nicht zu thun, sie betten die zettel
one uns und der vom tale willen gemacht und schreiben lassen, wir
wolten der auch nicht za^ thun haben. ^ Da sprach Hedderich mit
seinen rathmannen alleine und berichtet die meister, das wir das recht
** wurden. *> w^lte. ^ „zu'* steht zwei MaL
* Die Urkunde, welche die Pfanner nicht unterschreiben wollton, trägt das Da-
tum dieses Tag«'s (Sonnabend nach Purificationis) Der rath forderte in derselben
die Erklärung, „das die Tom tale hinforder mit der abetretunge von den gesprochen
sich gleich andern unsern borgem von Innungen und gemeiiüidten halden sollen."
Häü. Chron. der üräfl. Bibl. zu Wernigerode Bl. 269"-
40 Marcus Spittendorff.
ZU der kure theten ; sie wolten unter sich von dem rathause nicht gehen,
sie wolten die zedel lassen versigeln. ^ Da wurden die meister unter
ihnen zufriden und thaten ir recht Ehe wir das recht thaten, Aihr
Schaflfkopf her, als er das gantze jähr gethan hatte, und sprach, Schaff-
stet und Lorentz von Reuden weren Schwester kinder, und ich, Marens
Spittendorff, were ihr seh wager; sie weren arme simpelleute, sie betten
schwerlich mit uns zu kiesen, doch wolten sie thun als fronmie leute,
das sie auch bey alter gewonheit bleiben möchten. Darauff antwortten
wir. wir hofften zu thun als getreue leute, darüber solt uns auch nie-
mandt anders nachsagen; wir hatten, das man uns auch hilte nach
laut der wilkir. Da thaten wir unser recht.
Uff freytagk zu abent (10. Febr.), da wir die collation begehen»
Bl. 23^ wolden uff dem rathause, brachten die bornmeister an, so sie || in den
geboten weren, und nun die zeit ist, das wir uns mit liebe scheiden
sollen, were in geboth geschehen, das sie die börung geben solten bey
dem rathe. „Nun lieben herrn, wisset ihrwol, wie uns die geboth ge-
schehen sindt; auch sein wir weg gegangen von dem rathause, da ir
uns die geboth gethan habt. Darumb bitten wir uns zu wilkire und
rechte, mag uns das anders wiedertähren, mag aber das nicht, so müssen
wir euch die börung geben.'' Darauff sprachen die achte im rathe und
meister und meinten, das wir die dinge beruhen lissen bis auff den
* begingen.
1 Der hier undBl. 21^ erwähnte Zettel ist eine in den Beilagen der Handschrift
Bl. 865* — 366* in Abschrift erhaltene Urkiui'le vom Sonnabend nach Purificationis
(4. Febr.), welche die Rathmannen der Innungen und Gemeinheit und die Meister der
Innungen und Gemeinheit ausgestellt haben. Die Hauptstelle , durch welche
die Bewilligung des jährlichen Geschosses an die Erftülung gewisser Bedingungen
von Seiten des Raths geknQpft wird, lautet folgcndermassen: Es ist zu einem
gütlichen Entscheid gekommen, „das die vom tale nun hinfort mit der abetretunge
von den gesprochen sich gleich andern unsem bürgern von Innungen und gemein-
heit halten sollen, und wir haben mit willen und voUwort der innunge und Gemein-
heit auch betracht und umb eines gemeinen nutzes unser Stadt mit ihnen eintrecb-
tiglich beschlossen, das jhe (Ihr!) hinfort eine nauo rath, wenn der gekoren imdbe-
stetiget wird, bey den bommeistem (I), die in aussgange desselbigen gekomen raths
zu rathstuele sitzen, sol umb den geschoss, den zu nemen, die parte in itzliches
meysters hause gespreche halden lassen^ und als danne sollen die parten ihre ge-
spreche und stucke ihrer gebrechen dem rathe durch ihre meister zu vorstehen
geben, und möchte denn der rath umb dieselbigen stucke und gebrechen, die ihm
also zuentbottcn wor<le:i, mit den meystem von Innungen und gemeinheit [sich] ver-
einen imd vertragen, so sol der rath darauff von den parten eines gcschosses denne
zu nemen gemochtiget werden. Wiurde sich aber der rath an den stucken .... nicht
Ix^wcyticn oder sich der nicht vortragen noch voreynigen können, imd wolden denn
die part von innungen und gemeinheit alle an em ende eines, zweyens. dreyens
oder viermals zusammen kommen, dorumb soll der rath begrusset imd den parten
als denne, wie beruret ist, mitsampt ihren meystem, die das mahl sitzen, zusamne
zu gehen vorgunt werden. Aber umb die regienuige des tals sol es bleyl)en, als
die vorgeg.'benen zettfl innen halden, und damitte soll aller unwille, wie sich der
diss jhar umb die ol)engemciten irrungen gemacht und gestanden hat, gantz und
gar ausgesclilosson, die Inirunge beygolegt, nnd in argen kegen niemande nimmer-
mehr uffL^eriirket nnd (redacht werden." Diesem Beschlüsse verweigerten also die
ITäiüier ihre Zustimmung.
1475 Februar. 41
morgen, ehe wir zur kihre gingen; den die gebotti weren ans geschehen
von der pari wegen, so wollen wir weiter davon reden.
Uff sonnabent fme (11. Febr.) rackten die bommeister mit den an-
dern denen vom tal off, die im rathe sassen. Denseibigen tag, ehe
wir in die kihre gingen, hnb ich Marcus Spittendorff^ auch an und
sprach: „lieben herm, so ir mich aach in die gebott habt genommen,
dass ich euch bey eurem sitzen sol geben die börung beynach so viel,
80 wisset ir wol, worumb mir solch geboth geschehe, so ich doch nie
erfahren habe, das iemandt nmb der stucke willen solche geboth ge-
schehen sindt Es ist auch nie crkant oder vervolwort von allen par-
ten, das maus nmb die oder das stucke so halten solte, als ihr von
mir habt haben wollen. Darumb habe ich gebeten, das mehr leute dar-
za kommen möchten, die uns darinne hülfen rathen, auff das niemandt
kein Vorwurf darinne dörfte haben; das habt ihr mir gewegert. Nun
haben wir ihe die wilkire gleich geschworen zu halten, und habe ge-
beten, das wirs halten wollen nach laut der wilkir, das ihr dan so
nicht zu thun geneiget wardt. Hierumb bitte ich euch, ihr wollet an-
sehen diese dinge und die zu hertzen nemen und wolt mir mein geldt
lassen, das ich ofte schwerlich erarbeitet habe, so ich ie meine, das
mir gar unbilliche und ungewöhnliche geboth von euch geschehen sindt.
Das wil ich umb euch verdienen.^' Darauf meinten sie, wir lissens be-
ruhen; wen sie neue meister kisen wurden, weiten sie ein solches an
die ihren bringen, so || sie deshinder den ihren itz nicht macht betten; B1.24*
was sie den an den erlangeten, das solte uns wol zu wissen werden.
Jorge Seile half seinen bruder Hanss Seilen kieren zu einem raths-
meister und sass die woche bey seinem bruder, bis das neue meister
gekoren worden. ^
Es hatte auch Hans Laub gesagt uff dinstag Anthonii (17. Jan.),
do die part alle beysammen waren, wie vor beschriben stehet^, auff
einem hauffen, do wir 7 vom tal abermahl inne sassen, offenbehrlich
vor allem volck, sie weiten die pfenner nicht mehr vor herren haben,
sie betten lange genungk regiert und herren gewesen; sie wolten ihr
nicht mehr zu regierern und zu herren haben, sie gedechten und wolten
auch regieren.
• M. S. %
^ Senatus Hallonsis 1475: Hans Elucke und Hans Seile raths-
meistere. Cosmus Qu^tz, Heine Bracbstede, Claus von Ihene, Pe!er Nueman,
Hentzo Rlchart, Ihan Kumpen^ Jacoff Weissack, Peter Sandorman, Brosius Zschel-
schen, Claus Kunt^e. || Drewes Schlegel, Ludecke Rebenunp, Thomas Stoyan, Hans us
der M61, Curdt Hacke, Mattis ßenne, Aloxius Lissau, Nickell Plesse, Peter Kocher,
Hans Oswalt, Donat Trebeckau, Vester Stugke, Hans Ruel, Ciriacus Kllngeroc In
diesem ihare haben die leineweber keinen mei»ter gehabt, wan in der ganzen Innungen
waren nicht mehr den zwene, die dan beide izlicher ein ihar nach einander ge-
sessen hatten. Magistri fontium: Albrecht Schaffetete, ThomasDugaw, Heinrich
Greife.
2 Vgl. oben S. 36.
42 Marcos Spittendorff.
Es ist auch geschehen affn sonabent vor Reminiscere (18. Febr.)
anno 75, do der alte rath Hans Hedderieb und Marcos Spittendorff
mit den andern rathern, die das jähr gesessen hatten, dem neuen ratbe
Hans Klagen and Hans Seilen rechenschaft solten than nach gewonlieit
der Stadt, and die pfenner, nemlicb Marens Spittendorff, Bastian Grnn-
beide, Hans Wähle, Hans Rosse, die das jähr im ratbe gesessen hatten,
dazu die drey bornmeister Clans Scbaffstet, Lorentz von Reoden und
Peter Spiss, die bilten das gelt noch innen, das ihnen dan off die zeit
zwar nicht dorch billikeit uffgelegt wardt, do sie aus ihren rathstulen
geweyset wurden, das sie dan so von sich ohne redliche und rechtliche
Ursache geben solten. Darinne hatten sie ihre beschwerung ihrer her-
tzen und hofften, der rathsmeister Heddrich mit den andein rathsherren
und meistern wurden die dinge ie bas betrachten und zu bertzen
nemen und wurden uns unser geldt lassen.
Es geschab, das die rathsmeister Hans Ginge und Hans Seile mit-
sampt ihren andern berren schickten zn Hedderieb und Spittendorff in
der vierherren dömtze und lissen die beyde bitten, das sie zu dem
Bl.24^ rathe kommen sollten. || Sie sindt beyde vor den rath gegangen. Da
hat Hans Seile angehoben und gesagt: „lieben rathsmeister, unser gne-
diger herre hat uns uff gesterne besandt uff die bürg und gesagt,
seine gnade haben vernommen^ das die pfenner, die diss jähr im rathe
gesessen haben, dem rathe etzlicb gelt oder börung geben sollen^; so
ist sein beger und rath, das man das nachlasse und nicht von ihnen
neme." Da fragte Hedderieb Hans Seilen den rathsmeister: „lieber
rathsmeister, was were euermeinung?" Hans Seile sprach: „wirweren
des wol zufriden, das man in solchs nacblisse.^' Hedderieb und Spitten-
dorff brachten das an den alten rath, die weren des auch zufriden ge-
west; aber Peter Schafifkopf und die meister wolten des nicht mit eins
sein, sondern die pfenner solten das gelt geben. .Do sagte Marcus
Spittendorff: „mochten wir genissen der bitte, die unser gnediger herr
gethan hat, so wollen wirs gerne vor willen anfhemen; mag es aber
nicht t>ein, so mögen wir die gefehrligkeit nicht tragen, so wirs itz
nicht geben vor der rechnung, das wir bemachmals noch eins so viel
geben solten." Und so legten etzliche gelt, etzliche silberne pfände vor
sich uff den tisch und sagten: lieben herm, wir antworten euch des
nicht', das wirs verbort haben, sondern wir hoffen, es solle erkant
werden, ob wir solch gelt eoch dorch rechte und billigkeit geben müssen."
Hedderieb antwortet draoff : „das gelt sol nicht in die rechenschaft ge-
bracht werden, die kemmerer sollen das beysetzen, bis das erkant
werde." Das gelt ond pfände worden in solcher weyse beygesatzt*,
aber ich habe nicht vernommen, das irgent ein rechtlich oder offrich-
tigk erkentnos von leoten, die sich der rechte verstanden, darüber ge-
scueben were, sondern sie haben denselbigen pfennern schwer gebott
uffgelegt, das sie ihre pfände lösen mussten, und dorumb, ob sie sagen
wolten, innongen und gemeinheit betten das so haben wollen, das ist
* Hier ^^^'^ '»"^»» Ainmal „4m t. g. h. v.*' *» solle. * nlchti. ^ bey^esau.
1475 Februar. 43
nicht recht geredt. ManJ| weis wol, das gemeine volck haben ihren B1.25*
meistern allewegen gesagt, sie sollen niemandts gewalt thnn; hat ie-
mandte was verboret nach Inhalt der wilkir, das sie sich darnach rieh-
teO) ist es aber nicht, das sie die barger dan zu wilkir und rechte
kommen lassen. Aber wir haben weder der bitte unsere gnedigen
herm noch auch der wilkire nicht mögen genissen, das wir das unser
bebalten hetten, sondern wie die obgenanten regierer von Innungen
and gemeinheiten das haben wolten, so muste es geschehen.
Uff den donneretag nach dem sontage Reminisccre uff S. Matthias
abent in der fasten (23. Febr.) kam mein herr von Magdeburg ufi den
Gibichenstein wider vom Reine, da er lange zeit war gewesen.^ Des-
selbigen tages nach mittage sas der alte rath zum letzten nach über
der bbrungk in der vierherren dörntze. Do sprachen die meister und
etzliche rathmannen, wie uns Hedderich berichtet, sie hetten unsere
bitte, die wir an sie gethan hetten, an die part gebracht, das sie uns
die börung versehen weiten, aber die part weiten, wir selten die börung
geben. Weiten wir das nuhn thun, so lissen sie das geschehen, weiten*
wir aber nicht, das gebe ihn in Sonderheit nicht zu schaffen, sondern
ne mosten das den ihren wider sagen und auch an den neuen rath
bringen.
Der bommeister Claus Schaffstet antwortet von ihnen und von den
ihren, die im rath sassen, die weg gegangen waren umb der geboth
willen, die ihnen geschahen, und boten sich noch zu wilkir und zu
rechte und sprachen, hetten sie ihnen solche gebott nicht gethan, sie
wolten nicht sein uffgestanden noch weggangen, aber umb der ge-
both willen, die ihnen geschahen, stunden sie nS und gingen weg und
baten noch als vor, das man in solche verkurtzung nicht thun wolte
oder solche neurung vornemen, das wolten sie noch umb sie alle ver-
dienen. De hub ich Marcus Spittendorff^ auch ahn, de ich alleine
sitzen blib: || „lieben herren, ihr wisset den anfang, werumb sich diser Bl. 25^
irthamb erhoben hat, das wir vom tale alle 7 haben sollen abtreten,
ir wisset die wilkire, die wir geschworen haben, sindt mit euch auch
in gleichen eyden verbunden ; so sindt euer eyde nicht mehr noch unser
eyde weniger oder geringer den euere. Nun wisset ihr wel, wie die
wilkir inne helt, niemandt sei sie andere deuten, den sie lautet. Ihr
wisset, das ich mich erboten habe und auch die andern; habt ir oder
irgent einer unter euch der unsem zu beschuldigen nach laut der wil-
» -wolte. «> M. S.
^ „ündeder konlng vonDennemarcken unde der bischoff von Magdeburg hetten ge-
taget zwischen deme herczogen von Burgimdien mid den von Köln mid Nuss o^e
wiädens gerne bericht habe, das er abe czoge, und was getagit uff sant Anthonius
tag (17. Jan.) neest zu kunfftig was", Conrad Stolle, Chronik 8. 92. Ueber die
zweifelhafte Rolle, welche der König Christian I. von Dänemark üi diesem Kampfe
gegen Karl den Kühnen spielte, ist Markgraf, De hello Burgundico (Berl. Dissert.
V. J. 1861) S. 5 u. S. 29 ff. zu vergleichen. Der Erzbischof von Magdeburg wird
hier nicht erwähnt
44 Marcus Spittendorff.
kir, wir wollen antworten. Aber niemandt war, der uns irgent be-
schuldigen wolte, sondern ihr wollet, das wir solten abetretten, wir
betten uns nicht recht gehalten im tal, daromb solten wir abtreten/'
Ich fragte: ,, womit haben vnr uns unrecht gehalten? saget uns das,
wir wollen mit den bornmeistem so vil reden und die vom tale unter-
weysen, das sie sich in allen dingen sollen uffrichtig und geburlich
halten/' Sie wüsten mir aber nichts zu sagen, den, wir solten abtretten-
„Lieben hem, ihr wisset auch, das maus vor alters nie anders gehalten
hat, den nach laut der wilkir, man hat auch nie keinem solche schwere
gebott darumb gethan, man hat auch noch nie von keinem die börung
geheischt noch genommen, als ir uns itzundt thut und haben wollet.
Ir wisset, es ist auch noch nie erkant oder von allen besessenen bur-
gern vervolwort, das maus so halten solle. Nun habe ich euch gebeten,
do ich gemerckt habe, ihr woltets haben, das wir aus allen parten etz-
liche fromme lute in der Stadt, die was zu verlieren haben, zu uns
uffs rathaus weiten bitten und denen ^ dise dinge vorlegen und sie
bitten, das sie uns darinne weiten helfen rathen; was die dan vor das
beste wurden nemen, da weiten vrir vom tale uns wolgebnrlich nach
B1.26* halten, uff das wir keinen Vorwurf von iemande haben dörften. || Derer
bitte wollet ihr uns aber nicht geweren. Aber lieben herren, bettet ir
uns das zu willen gethan, und die frommen leute aus den parten das
vor das beste genommen betten, das wir, die vom tal, alle solten ab-
tretten: betten wir uns alsdan widersetzig oder ungehorsam gehalten,
so were etwas unser schuldt; aber in solcher weis, als solchs geschehen
ist, hoffe ich noch ie, werdet euch bedencken und die dinge bas zu
hcrtzen nemen und werdet mir mein gelt lassen. Aber so vil sage ich,
möchten diese dinge zu erkentnuss kommen uff meinen herm von Mag-
deburg, uff die ehrlichen stette oder uff doctores, die keinem theil
mit^ freundtschaft verwandt weren% wurde dan erkant, das ich unrecht
were, ich wolte noch so viel börungk geben, als sie mir zugesprochen
betten. So wüste ich doch, das ich unrecht were, sonsten, so es nicht
geschieht, habe ich sorge in meinem hertzen, ich könne es auch nicht
vergessen, ich lasse mich auch beduncken, mir geschehe ungleich.^
Uff S. Matthias tagk (24. Febr.) waren die part aber alle bey-
sammen uff einen hauffen, wiewol das der neue rath, sonderlich die
vom tale ihr volwort darzu nicht geben weiten. Sie fragten nach ihnen
gleich so viel als nach uns zuvor, das es war ein gemachter reye: die
in den Innungen und gemeinheit, die das weren solten, die obersten
die verhingens mit. So geschachs auch.
Eben desselbigen tages war Hans Seile, Hedderich, Claus Schaff-
stet, Lid icke Pfanschmidt vor meinem herrn von Magdeburg uff der
barg umb der keyserlichen mandat willen, die dem rathe zugeschickt
worden, und die gar ernstlich inne hilten, das wir mit macht dem
keyser folgen solten vor Neuss an den Rein gegen den herzogen von
Burgundien , und baten meinen herm von Magdeburg umb rath. Da
• dcmt. ^ ,^t*' fehlt. 0 wen.
1475 Februar. 45
hatte mein herr gesagt, so der irthmnb in der Stadt zwischen den vom
tal und den parten were, hette er gebeten, || do er an den Rejn wolde BL26^
zihen, das die gebrechen gattlich anstehen selten bis uff seiner gnaden
Zukunft Nun yerneme seine gnade, das ein soicbs nicht geschehe,
sondern die vom tale, die im rathe sessen, die wurden bedrenget, die
börong zu geben. Darumb bete ehr, das die dinge ^ noch verfuget
worden und in einen guttlichen standt genommen wurden, bis so lange
seine gnade wider uff den Gybichenstein keme; so wolte ehr die ge-
brechen verhören und guttlich beylegen. Sonst wolte seine gnade ihnen
nicht rath geben, sie sagten ihm den erst eine antwort, die uff den
sontag hernach anzuhören angestalt.
Uff den sonabent nach Matthie (25. Febr.), ehe wir dem neuen
rath berechenten, do liss der neue rath bitten Hans Hedderichen und
mieh, das wir weiten zu ihm kommen. Wir gingen zu ihn, und die
andern herren warteten in der vierherren dömtze. Hub Hans Cluge
ahn und erzalte die meinung und bitten meines herm von Magdeburg
die seine gnade zu denen, die vom rathe geschickt, gethan hatten, una
batt uns von des neuen raths wegen, das wir den alten rath und die
meister weiten bitten, das diese dinge guttlich mochten anstehen uff
meinen herm umb die börung und allenthalben, den der neue rath des
wol zufriden were, das es wol beruhete. Hedderich brachte das an
den alten rath und auch an die meister. Nun wer der alte rath des
wol zufriden gewest, aber die meister weiten nicht und sprachen, sie
betten des von den ihren nicht befehl, und meinten, wir selten uns
leichte vor bas versehen haben, das sie doch schult zu uns gefunden
betten. Hüben wir 7 vom tal ahn: „lieben herm, nuhnuns keins hele-
fen magk, so wollen wir die fehrligkeit nicht tragen und antworten
euch hier diese pfände und gelt in solcher weyse uff unser erbittung,
entschuldigung und insage, die wir gethan haben, und hoffen noch als
vor, mögen wir kommen vor meinen herm von Magdeburg oder vor die
ehrlichen stedte, das eure schult und euer antwert gegen || einander Bl. 27^
gehört werden, ihr werdet uns unser gelt widergeben.'' Das bleib
darbey. Aber sie weiten uff niemandt^, sie meinten, es were besser
unter uns beygelegt. Item etzliche gaben an 50 marck an gelde uff
dendisch und ein teil an pfänden <^, die soviel oder geringer wert waren,
und sprachen, ob etlichs besser oder geringer were, oder ob die börang
mehr machen wurde einem oder allen, das solte ungefehrUch stehen
bis zu einem guttlichen handel. Dis brachten wir wider an den neuen
rath; sprachen sie, ihre meinung were gewesen, das maus hette gutt-
Uch lassen beruhen; so das nun nicht geschehen were, solte solch gelt
nnd pfandt verwaret bleiben, bis man sich der sache guttlich vertrüge.
Umb das ander keyserliche mandat, das dem rath kurtz vor fass-
nacht geantwortet wardt im 75. jähr, hies der keyser, das wir den
vierten man schicken selten in und äussernder stadt, uff dem lande, zu
pferde, mit heerwagen und mit puchsen, bey verlierung aller freiheit,
* dSttoge. *> hier tchelnt ein Wort bu fehlen. ^ am pfftnde. ^ moa.
46 Marcus Spittendorff.
priTÜegieiiy brieffe^ zttUe, geleite, aller lehn, darzn bey der acht und
öberaeht. Wurden wir nicht gehorsam sein, so selten wir dieser peen
verfallen sein, gleich ob durch nrtel erkant, so solde das eikant sein
itz als dan, dan als itznndt, und vil harter mergklicher stuck und
punkt.^
UfEh freytag nach Oculi (5. März) waren die part bey einander, ein
iglicher in seines meistere hause. So ging der rath zu allen parten
und berichten die meinung und bitte meines herm von Magdeburg als
ob geschrieben. ^ Es brachte aber keine frucht, sie waren so hart ver-
stockt, die das spil trieben, das man sie u£f keine ander wege mochte
bringen. Nun ufih sonabent (4. März) brachten die meister das wort zusam-
men und berichten den rath von der part wegen, sie wüsten mit denen vom
tale noch mit niemandt Uneinigkeit, sondern die dinge weren beyge-
leget und wol geeiniget, des sie vereiegelte zedel betten; aberumb die
BL27^ bOrung widergeben || weren sie nicht geneiget. Hette der rath macht,
zwey oder 3 schock fuder steine zu nemen, sie betten auch macht, die
börung von uns zu nemen. Auch selten die vom tale das halten mit
dem abtreten, wie wir vor ihnen gethan betten: wen was trefflichs
das tal oder die vom tal belangete, so sollten sie abetretten oder die
börung von ihnen nemen. Wir sagten zu den stucken, als uff
ihre zettel, wisten sie wol und der Schreiber, der sie gemacht hat
und vereigelt, mit wes willen das geschehen. Sie haben die zettel
ohne uns und der vom tale willen gemacht und versigelt. Umb das
abetretten, das haben vrir mit willen nie gethan, sondern da wir dar-
zu .... * wurden. Auch da sie uns in ungewönliche, unbilliche gebott
genommen hatten, do beschuldigten sie uns nach laut der wilkire, wir
betten die gebot verachtet, da trätten wir abe. Do sie die zettel machen
weiten, darbey weiten wir nicht sein. Sprach Hedderich, weiten wir
heim gehen, das möchten wir thun.
Item die meister hatten auch wol gesagt, hette iemandt fehl zu den
parten oder zu ihnen, das man sie verklagte vor dem rathe, sie weiten
darzu antworten. 0 lieber gett, welch ein gerichte selte das sein! Die
vom tale selten^ abtretten, so machtens die andern doch als vor.
üffn montag nach Letare (6. März) im 75. jähr wart der rath be-
scheiden gen Kalbe bey meinem herrn von Magdeburg zu sein, umb
die heeriart zu bestellen, als uns der keyser ernstlichen geschrieben
hatte. Uffn dinstag (7. März) kam der rath wider von meinem herm.
Die Woche vor Gteorgii (23. April) ^ waren die vom tal bey ein-
^ Uer fehlt offenbar ein Wort; im Mentucr^ite ist Jedoch keine Lttcke. ^ •oUen.
* Von diesen Schreiben befindet sich im Rathsarchiv keine Kunde mehr. Der
Bath sendete dem E^aiser 60 reisige Pferde mit geharnischten Männern und 6 Speise-
wagen. Zu jedem Wagen gehörten 4 Trabanten ohne die Wagenknechte. Der Zu-
zug verliess Halle Freitag vor Pfingsten. HaU.Chr. der Gr. Bibl. zuWemiger.Bl.268^
Ein fthnliches kais. Schreiben erhielt Frankfurt a/M. Walker, Urk. betr. d. Bei.
d. St. Neuss S. 88.
> Vgl. S. 48. 44.
s Sollte vieUeicht der Tag des Papstes Gregor gemeint sein ? Vgl. über die
Verw^'""'' — "^eidenbach, Calendarium S. 195.
1475 Mai. 47
ander in Bachelts hoffe. Brachten die bommeister an vons rath wegen,
das wir den rath mechtigen wolten, den schos zu nemen in aller masse,
als das zn jähre genommen were; auch umb das bierscheneken , das
wir das dem rathe auch zusagen wolten.^ Wir waren nicht alle bey-
sammen, aber wir baten die bommeister, das sie uns alleiverbotten uff
die mlttwoche noch S. Marcus (26. April), und wer nicht keme, der
gölte ein stucke saltz geben. Das war unser wille. Uff bestimpten
tag waren wir bey einander und hatten die bommeister, das sie von
nosera || wegen ahn den rath bringen wolten, so der rath den schos B128^
begerte, wisten wir wol, das sie des ubel rath haben könnten; wir
hetten dem rathe den schos nie gestopt, wirwoltens auch ungernethun,
aber wir baten, das sie an den rath bringen wolten, ob der rath die
wilkir auch gedechte zu halten, als sie geschrieben stunde. Wen sie
miB das zu verstehen geben, wolten wir den gerne umb den schos
sprechen. Uns ward keine antwort von dem rathe uff das stucke.
Ufih sonabent nach Cmcis vor pfingsten (6. Mai), so die neuen
Bchepfen im tal ihr recht zu der banck thun und umb neue bora-
meister kiesen, so rieffen Heinrich Blume und Claus Ulman zu ihnen
Hans Bussen und Marcus Spittendorff in die kihre, als das vor alters
ist gewönlich gewest, und gingen in den kohr zu Sanct Gertrauten
nach alter gewonheit. Da tratten die beyde zusanmien Heinrich Blume
und Claus Ulman, als das gewönlich ist, und kohren zu bommeistem
Hans Waltheim, Hans Zöhier, Heinrich Maltitz und kamen zu uns bey-
den vorgeschrieben und berichten uns der kihre, die sie gethan hatten.^
» woUe.
1 In den Beilagen zu Sp.^s Darstellung findet sich unter der üeberschrift „unser
vom [tale] schulde zu setzen wieder Innungen und gemeine zu Halle" Bl. 852^ nach-
stefafmde Erzählung: Nun ist uffn sonnabendt [nach?] Yocem Jucunditatis(6. Mai) nechst
fernngen geschehen, das vier schöppen im tale, als bey namen Marcus Spitten-
dora, Hans Bausse, Claus Ohnan imd Heinrich Blume, bey ihren eyden drey bom-
meuter also bey, namen Hans von Walttheim über dem Deutzschen Borne, Hans
Zdlner ub^ der Metritz und Hackenbom und Heinrich Maltitz über das Guttjhar
elntrechtiglich gekoren haben, als haben sie u£& rathaus geschicket und dem ratho
udi gew^ilicher weyseimd alden herkommen sagen lassen, sie weren mit derköhre
bereit, und sie thun bitten, sie wolden konmien und ihnen benennunge zu thun,
venn sie gekohren hetten; ist geschehen, das Hans Klucke und Hans Seile, raths-
aeister, Ludicke P£ftüschmiedt und Drewes Schlegell zu in gegangen, den (1) nauen
bornmeyster von den scheppen gebort hemennen, das sie denn uff das rathaus ge-
tngen, dorumb die Innungen und gemeinheit zu den vier schöppen in die kirchen
leichicket und Hansen Seilen den vier schöppen von Innungen imd gemeinheit wegen
nhm lassen sagen, sie woUen Hansen Zölner darumb, das er ein schöppe uff <&m
berge ist, zum bornmeyster nicht haben. Ein solches denne viel unbillichen von den
inmmgen und der gemeine beschiet, so die schöppen von dem berge an Stadt unsers
nedigen herm der innunge vorweser seindt. £iS hat auch Hans Laub offionbehr-
üdien gesprochen, es sey ein brieff vom ertzbischoffe Ottoni gegeben gewest, uff die
lAöppen off dem berge weysende, den soUe Geyseler von Diesckaw gelesen haben,
nid Huis von Walttheim solde im den aus der band genommen haben, der derlich
nlte innehalten, das man die schöppen von dem ber^zu bommeystem nicht kiesen
Klde, des sich denne Geyseler genüßlich entschuldiget hat So erbeut sich Hans
m Walttheim des auch zu entschuldigen, wanne und wie das erkant wurde, und
48 Marcus Spittendorff.
So behagten ans die frommen leute wol, die sie gekotiren tiatten zn
bommeistern, and waren des mit ihnen beyden auch ein nnd besandten
den rath, das sie wolten zu ans kommen. So kamen die rathsmeister
Hans Ginge, Hans Seile , die gemeines meister Ludicke Pfanschmidt,
Trebis Schlegell. Do berichten wir sie der kire, die behagte SeÜen
nicht wol. Fragte ans Hans Ginge, ob wir der kire eins weren, ant-
worteten wir jha ! So gingen sie von ans und baten, das wir uns ent-
halten wolten, das sie den rath berichteten und uns wider sagten. Do
wurde uns keine antwortvon ihnen '^ bis umb abentumb 5. Do kamen
dieselbigen wider zn uns. Hub der rathsmeister Hans Seile ahn, wir
wisten wol, das innungen und gemeinheiten nicht haben wolten, das
man die schöppen uffn berge nicht solte zu bommeistem kiesen, noch
theten wirs. Der alte rath were auch auff dem rathause gewesen and
Bl. 28^ betten || bericht; es were ihnen aber gesagt, die schöpfen nicht zu
kiesen. Danunb batt er, das wir einen andern kisen selten ahn Hans
Zölners^ stedt. Antwortten wir, wir betten die frommen leuthe ge-
kehren» der rath wurde sie guttlich ufiFhemen, so wir änderst nicht wis-
ten, das sie anberichtigte, fronmie leute weren. Hans Seile batt aber,
das wir einen andern kiesen wolten. Meinten wir nein, wir wisten
nicht anders von ihnen allen, den das beste, wolten sie iemandt ver-
werfen, das lissen wir geschehen. Seile batt noch, sie gedechten kei-
nen zn verwerfen, sie wisten auch Zölner keine schult zu geben, son-
dern Innung und gemeinheit wolten keinen schöppen haben. Wir
wolten unser kire auch nicht verendem. Do hub Hans Seile an im
zome und that uns ein gebott bey 50 marcken von Innung und ge-
meinheit wegen, wir selten nicht aus der kirche gehen, wir betten den
einen andern gekoren in HansZölners stedte. Hub ich Marcus Spitten-
dorff ahn und sprach: „lieber rathsmeister, ich hoffe, innungen und ge-
meinheit haben uns keine gebott zu thun, wir sindt der nicht pfiichtig
nfizunemen, sondern wir haben einen rath, das sindt 12 manne, denen
sollen wir gehorsam sein; werden uns die eintrechtig gebietten, wollen
wir uns wol geburlich halten''. So bliben wir in der kirchen bis den
montagk (8. Mai), and mein herr von Magdeburg war zum Gibichen-
stein, das war unser gluck. So waren gutte freunde unter den pfen-
nem, die sich bearbeiten ^ bey meinem herm, und auch die geistlichen
•> Uune. ^ Dm Maniucrlpt hafc fAlKblioh .^ellen".
den brieff^ so niemandt mehr denn Laub solde gesehen haben, das er do gewest ist.
bt er denne umbkommen und vomichtiget, so mos jo Laub wissen, wo er blieben
ist. Hat Hans Seile üi der kirchen zu Sanct Gerdrautten im kohre den vier schöppen
von innungen und gemeinheit wegen und nicht von des raths wegen bey 50 marcken
gebott gethan, das sie einen anderen bommeister in Hans Zölners stedte kiesen
solden, und haben darahne gottes, der geweyheten stette und unsers gnedigen herm
von Magdeburg nicht geschont. Darauff denne Marcus Spittendorff von der schöppen
wegen geantwortet hat: herr rathsmeister, ihr thut von innungen imd gemeinheit
wegen gebott, sollet ihr wissen, das innungen und gemeinheit unsre herren nicht
sein u. s. w.
^ Ein solcher war Benedictus Polcke, der in einem Schreiben den Erzbischof
um Schutz bat (Beil. 354^—355^): . . . Nun sindt jhe von innungen und gemeinheit
1475 Mai. 49
pröbste zu S. Jörgen, znm Neuen wergk, und die pfenner brachtens
vor meinen heim, das uns gebott in der kircben geschehen, were un-
recht, sie heften keine gewalt in der kircben zu thun.
Do schickte mein herr seine rethe uffs rathaus und liss dem rathe
sagen und schickte auch zu den pfennem in Bucbels hoff. Do be-
richten die pfenner die rethe, wie uns innungen und gemeinheit mit-
fuhren, und baten sie, unsem gnedigen herm zu bitten, das uns seine
gnade verbitten wolde, das sie solche neurungk mit uns vom tale
nicht weiten vornemen, sondern unser gnediger herr solte unser gantz
mechtig sein in freundtschaft oder zu rechte. Und thaten auch eine
Bchrifft von stunde ahn || ahn unsem gnedigen herm^ mit solcher er- B1.29*
bittung uff seine gnade, und die pfenner wurden des alle ein. Nun
gab gott seine gnade, das der rath von Magdeburg kam geritten uff
den montag (8. Mai) nach dem obgeschriebenen sonabendt und auch
viel hoffleute, die mein herr von Magdeburg an den Reyn schicken
wolde, und die von Magdeburg, von Halle auch unserm gnedigen
herm zu dienste uffgenommen hatten, so das etzliche mehr den drey-
hnndert pferde in der Stadt und auff dem neuen marckte waren. Do
schickten sie^ zu uns ufih montag in die kirche und baten, das wir uffs
rathaus wolten kommen. Wir gingen hienauff. Hub Hans Seile ahn
und nam uns das geboth abe, das uns in der kircben geschach, und
that uns wider ein gebott von des ratbs wegen bey 50 marcken, das
wir einen andem kiren wolten vor Hans Zölher oder gingen bey Son-
nenschein uff Schrammen therm ^ und nicht darabe, wir betten den einen
andem gekoren. Hub Hans Cluge ahn zu uns und sprach: ,4ieben
herren, wir sindt des nicht ein mit ihn.'' Heyne Brachstedt sprach:
„sie haben uns gezwungen mit ihren ungewönlichen geboten, das wir
mnsten abtretten/' Wir gingen wider in die kirche. Uff den abent
bey Sonnenschein gingen wir auff den thurm und sassen daroben bis
nffii donnerstag zu abent (11. Mai).
Dinstag, mittwoch, donnerstags kam mein herr zu St Moritz und
hatte graff Woldemar von Anhalt und seinen brader^ mit und den
* Dm Manuacrlpt bat „Mhlckte sa". ^ Dieoe ganie Stelle von ,.abent** anermuigelt im Mana-
•er^ dar Interponotlon.
in etzHchen verlaufen zeyten meistere nicht als rathmanne, sondern als besltzer
(Iboisitzer?) und mithelfer zu hülfe gegeben, dieselbigen meyster itzunder gar ein
angewönlich vornemen thun von der ihren wegen, als sie sprechen, und woUen, das
de 12 rathmanne, die vor einen perschonen (I) sitzen und gesessen haben, zwey-
speldigk machen, und wollen, die unsere vier vom tale soUen abetretten, und geben
vor, £e ihren wollen, das der rath — welchen rath sie meinen, ist uns verborgen —
das saltz setzen sollen, imd auch die sale vorschlagen, die denne vier bomknechte
off ihren eydt, jherlich darzu gekoren, vorschlagen haben ^ und auch das man die
Schoppen un dem berge vortmehr zu bommeistem nicht kiesen solde u. s. w.
^ Dieses Schreiben der PfiUmer an den Erzbischof vom Sonntag Exaudi (7. Mai)
findet sidi in den Beilagen zu Spittendorfi& Darstellung (61.356^) m Abschrift.
2 Wo dieser Thurm lag, ist nicht bekannt. SoUte vielleicht anstatt „Schram-
men" — Schrannen zu lesen sein? Vgl. weiter unten S. 60.
sWaldemar VI. (1450 — 1508), Sohn Georgs I., welcher in dem Lande
auf dem rechtenElbufSar regierte ; unter seinem Bruder wird der später erwI^teGe^
Geechlehtsq. d. Pr. Sachaen. XI. 4
50 Marcus Spittendorfil
rath voD Magdeburg und andere mehr und hüte faste deding mit In-
nungen^ und gemeinheit unsert halben; es wolde aber nirgent hin.
Waren auch bey seiner gnaden ettliche herm des capittels von Mag-
deburg. Nun die von innungen und gemeinheit geschickt wurdeui
waren fast hart ihres sinnes, den dieselbigen hatten das ungluck alle
angericht und gemacht, darumb hüten sie harte uff einander. Mein
herr von Magdeburg hette uns gern vom thurm uff die mittwoche ge-
habt, es wolte sich nicht finden. Nuhn die in der gemeinheit und
Bl.29^ etzliche in den^ innungen traueten fast und gaben vor, || sie sehen
wol, es wolte anders nicht werden, den sie musten mit ernste erdorch c
kommen mit den pfennern. Sie musten mitleidung haben, bis die hoff-
leute wegk kemen, alsdan wolten sie die thor zuschlissen und sehen,
wie sie mit den pfennern leben möchten; und das möchten etzliche
obersten auch sagen, und andere viel unnutze wort. Die rede kamen
vor meinen herm von Magdeburg, do wirs erfuhren, es behagte meinem
herrn nicht woU. Doch lies er uns trost sagen, wir selten keine notb
haben.
Uff mittwoch (10. Mai) kam mein herr wider zu S. Moritz und
dem rathe zu Magdeburg, do kam der rath von innungen und gemein-
heit, und die sie zu sich gezogen und das spil triben» vor unsem gne-
digen herm^. Do hatte sie unser gnediger herr fragen lassen, ob er
ihrer mechtigk sein solde, die gebrechen beyzulegen, die sie betten
kegen die vom tale. Möchten sie geantwortt haben, sie betten das
hinder innungen ^ und gemeinheit nicht zu thun , und vieleicht unter
andern reden verdackt anbracht, das sie nicht gantz trauen zu seiner
gnaden betten. Das marckte mein herr von ihnen, hatte mein herr
ihnen vorbass sagen lassen, ehr were der pfenner mechtigk, das sie
sich bedencken wolten zwischen freytages (12. Mai), ob er ihrer auch
mechtig sein solte mit seinem capittel und dem rath zu Magdeburg,
das sie ihme das wider sagen solten , auch die uff dem thurme gefan-
• inniuig. ^der (?) « für „berdurch?" ^ Innuag.
org n. (1455 — 1509) zu verstehen sein. Fürst Waldemar ging später mit Dr.
V. Weissenbach nach Rom (Bl. 126^) um die Bestätigung des Herzogs Ernst als
Erzbischof zu betreiben. Beckmann erwähnt hiervon fireilich nichts, sondern kennt
nur eine Heise Ws. nach Rom im Jahre 1470. Beckmann Y, 139 ff.
1 Auch über diese Verhandlungen findet sich in der Chronik zu Wernigerode
<B1. 270^ ff.) eine Aufiseichnung: ,^o hatte der rath auch besant, die aus den
parten gekoren waren, und gingen aUe insambt zu St. Moritz . . Do wart ein ge-
spreche gehalden, wie das itzt die meister und andere, die darzu geschickt weren,
nicht von den oren betten. Do wart unser gnediger herre undiüdigk unde Uss
sagen den von innungen und gemeinheit, das er sein hoffewergk nicht wolde wegk
senden dem keiser, er wolde des dinges vor zu ende wissen. Do wart . . . unserm
hem . . geantwort, ab er das hoffewergk uff uns hette geschicket, des betten wir
uns nicht vorsehen . . Do antwortte unser gnediger herre .... [er] wolde dem
keiser schreiben dlessen unfredc, entstünde was schaden, den wolde er bey uns
wissen . . Do wart om geantwort, entstünde innungen unde gemeinheit ergent ein
schade, den wolden sie wissen bey den vom tale unde wolden gedencken auch unserm
herm dem keiser zu schreiben . .^* Schliesslich bittet der Rath um eine Frist.
1475 Mai 51
gen sesseD, das sie ihme off donnerstag (11. Mai) antwort davon sag-
ten. So kam mein berr uffn donnerstag wider zn S. Moritz, möchten
sie aber bey ihme gewest sein. Nach vesperzeit schickte der rath den
Stadtknecht zu uns und iiss uns sagen, das wir heim gingen und war-
teten, was wir zu schicken betten, die gebott selten abe sein von stunden
an; schiokten die pfenner zu uns, das wir zu ihnen in hoff kernen. Da
kam der hauptman Thile Knöbell und sagte den pfennern allen, das sie
äff morgen freytagk (12. Mai) bey einander sein weiten uffh morgen
amb 8, unser herr von Magdeburg wolte dann wider zu S. Moritz
kommen.
Uffn freytagk umb 6 schlege des morgens war das hoffwergk alle
rüstig und zöge weg nach dem Reyn. Und unser herr von Magde-
burg geleitet die einen ebnen wegk. || Umb 10 kam unser herr wider Bl. 30'
in das kloster und schickte Thile Knöbell zu uns in den pfennerhoff,
wir solten alle zu unserm gnedigen herrn kommen. So empfing uns
unser gnediger herr alle in Sonderheit, ein iglicher musste ihme die
handt geben. Da hub der cantzler herr Bemert an, das die von In-
nungen und gemeinheit seiner gnaden betten zugesagt, das unser herr,
sein capittel und der rath von Magdeburg ihr auch mechtig sein solte,
in freuntschaft mit wissen zu vorsuchen die gebrechen. Möchte alsdan
nicht mittel getroffen werden, das sie alsdan im rechte ihrer mechtig
sein solten % daran betten wir ein gutt genügen. Nun bericht uns
nnser herr, das seine gnade den bandel wolte anheben und versuchen.
Ufin dinstag nach Trinitatis (23. Mai) so solten sich seine capittelsherm
und der rath von Magdeburg herbey finden. Do batt Hans Waltheym
• «dte.
1 Damals haben sich die Pfänner in einem Schreiben an den Erzbischof ge-
wendet, welches Sp- erst später mittheilt (Bl. 164^). Es lautet folgendormassen:
Dem ehrwirdigstcn in gott vater, hochgebomen furzten und herren, herm
Johaiise, ertzbischone zu Magdeburg, pfaltzgranen beim Rein und hertzog in Beyern,
imserm gnedigen Ueben herm.
Unsem unterthenigen , willigen dienst euem fürstlichen gnaden allzeit bereit,
ehrwyrdi^ter in gott vatter, hochgeborner furste, gnediger lieber herr. Nach deme
dan die Innungen und gemeinheit zu Halle itz ein jhar vorgangen fast viel imeinig-
keit, vormals ungehort, wieder unser altherkommen, recht und alle billigkeit geii
uns vom tale vorgenommen, also wirdt noch ein solches von ihn nicht gesparet,
sondern uff gestern sonabendt abermals ein neue stuck der kysunge hiuben der
neuen boinmeister wider unser altherkommen, befireyunge, gewoiiheit und recht,
die bchöppfen vom berge zu bommeistem nicht zuzulassen, zugemessen wirdt Bitten
wir themutiglich , euer fürstliche gnade ims so gnedigk sein wolle, uns gegen den
ersamen^ weysen rath zu ; alle, unser herren, uns l^ey alden herkommen, fireyheit,
gewonheit und rechte . . . . ^, auch keine neuigkeit gen uns durch die Innungen
und gemeinheit vorzunemen, zu vorbitten, uns auch schützen, schirmen und handt-
haben. Wan euer gnade unser gegen die genanten innimgen imd gemeinheit ihrer
unbiUichen neuigkeit und vomemens allwege volmcchtig gewest und noch ist; so
wir das auch euer gnaden erbar rethe an euere gnade zu werben und zu bitten
gebeten haben, und womit wir euem fürstlichen gnaden zu willen und dinste ge-
sein möchten, theten wir unterthf niglichen gerne. Vorsiegelt mit unsern insigell uffh
Bontagk Exaudi (17. Mai) anno 1475. Die vom tale und pfenner gemein zu Halle,
^ bler ■ebeint .«za laaMn'* zn fehlen.
4*
52 Marcus Spittendorff.
seine gnade und die andern und den rath von Magdeburg, das sie uns
darinne zu willen sein weiten, und danekte ihme mit erbittung und
ging so von dan. Ich erführe wol, do die von innungen und gemein-
heit vor unserm gnedigen herrn von Magdeburg gewest waren, hatten
etzliebe gemeint, do sie marckten , das sieh unser herr der saehe un-
terzihen wolte, die saehe were nicht gros, sie wurde wol b^geleget
Hatte mein herr selber geantwortet, die saehe were nicht kleine;
stunde es ihn allen an der stirn geschriben, wes die schult were,
wurde maus wol sehen.
Uffn dinstagk nach Trinitatis (25. Mai) im 75. jähr kam mein herr
von Magdeburg mit seinen rethen zu S. Moritz und doctor Hilderman^
und herr Morizius Schenaw vom capittel, darzu der rath von Magde-
burg, nemlich Fricke Walbecke, Hene Wenemar, Hans Bilringk und
andre drey perschonen, der ich nicht künde hatte. Die weiten einen
guttlichen handel zwischen innungen und gemeinheit an einem nnd
denen vom tale anderstheils versuchen; möchte aber die freundtligkeit
nicht getroffen werden, selten die vom tale ihre schult schriftlich setzen
und innungen und gemeinheit ihre antwort darauff thun und wiedemmb
etc. mit bededigungk aller gnade und freyheit, die einem iglichen zu
seinem rechte noth ist. Darauff batt Hedderich ihnen wider so viel
Bl. 30^ II zu vergunnen, als ihnen auch noth were zu ihren rechten, und hübe
an und thate eine lange vorrede, die uns nicht noth were gewesen,
über den rath, innungen und gemeinheit zu klagen, so wir in einer
mauer bey einander sessen, und viel andere wort.
Darauff antwortet Hans Waltheym^ genungsam von der vom tale
wegen, wir betten den rath nicht verklaget, wir weiten das auch un-
geme thun, wir wisten auch wol, das^ der volstendige sitzende rath
* Hildeipan. ^ hier im M. „una".
^ Hans von Waltheim aus einem seit längerer Zeit in HaUe mid Leipzig ange-
sessenen und begüterten Geschlechte erwarb 1440 in HaUe Bürgerrecht, war schon
im Jahre 1450 Mitglied des Raths (Kämmerer) und ebenso 1456. In den Jahren
1457, 1460, 1466, 1469, 1472 bekleidete er das Amt eines Bornmeisters; 1459, 1462,
1465, 1468 war er erster Rathsmeister. Am 1. Oct. 1467 hatte er dem Hospitale
S. Cyriaci 8 rh. 6. Zinsen jährlich geschenkt, um davon einkehrende Filgrimme und
andere kranke Leute im Hospitale zu erquicken. 1475 versagte der Kath seiner
Wahl zum Bommeister die Anerkennung. Im Jahre 1474 hatte er eine WallÜEÜirt
durch das südliche Frankreich nach der Schweiz zu Nicolans von der Flüe untei>
nommen, von welcher er im Anfange des folgenden Jahres zurückkehrte. Die
deutsche Beschreibung dieser Reise benndet sich als ungedrucktes Manuscript in der
Herz. Bibliothek zu Wolfenbüttel (17, 2. 4.). In Fo^o der hallischen Bürgerun-
ruhen ging H. V. W. nach Leipzig , wo er mehrere Häuser besass (z. B. Nr 9 am
Markte) und starb hier am 21. April 1479. Ausser ihm erscheint in jenen Jahren
noch in Halle Levin v. W., welcher 1465 Bürger wurde und 2 Büchsen von 12 luid
30 Pf. gab. Heinrich von W. erlangte 1479 ohne Entgelt das Bürgerrocht, welches
er schon früher b.^sesson hatt3, und (derselbe?) Heinrich von W. 1496, aber gegen eine Zah-
lung von B rhein. Gulden Auch er war schon vorher Bürger gewesen. Sein Haus lag
am alten Markte. Hall. Bürgerbuch. Dr. L 715 Dr. IL 256. Dr. U. Gen.
Tab. 189. Cod. dipl. Sax. reg. H.Haupttheil Bd. VIH. S. XV und 105. G. Frey-
tag in der Zeitschr. „Im neuen Reich** J. 1872 S. 593—610.
1475 Mai. 53
nns keine betrengDiis thete. Darnmb veHkJagten wir den sitzenden
nuh nicht, sondern innnngen nnd gemeinheit, die betten nns höhn nnd
scfamadi zogezogen, zn denen hetten wir schnlt, nnd wisten niemandt
anders in nnaem nöthen, den nnsem gnedigen herm anznmffen, ahn-
geseheB das alle unsere gleicherbittnng, die wir gethan haben nff den
sitzenden rath, off die ehrlichsten, redtUchsten nnd wolhabensten bür-
gere^ in innnngen nnd gemeinheit nnter den vom tale sein möchten,
darnach nS den rath, nnsere freunde zn Magdebuig, zuförderst ufF
QDS^m gnedigen herm nnd sein wirdiges capittel — , die grosse man.
nidifiütige erbittnngk in freundtschaft oder in rechte hat uns alles
nicht mOgen helfen, sonder innunge und gemeinheit haben der nicht
wollen von uns aufihemen, sondern mit ihrem hohmut und grossem
gewalt uns vom tale mannigfaltig yorgewaltiget, das in hundert jähren,
oder dieweil Halle gestanden, nie erfahren noch geschehen ist Da-
romb hat uns die grosse noth gezwungen nnd unsem gnedigen herrn
als unsem erbherren nnd landesfursten angemffen, uns vom tale gegen
innungen und gemeinheit zn yorbitten, und unser gnediger herr solde
unser zn gleich und rechte mechtig sein. Da nam unser gnediger herr
vors beste, das innungen und gemeinheit 8 kiren, und die vom tale
auch 8. Da gingen zum ersten die 8 vom tale vor meinen gnedigen
herm und erzalten etzliche ihrer schulde, der sie wol 15 hatten wider
Innungen nnd gemeinheit. Und dieselbigen schulde worden meinem
herm allein schrifften gegeben, das er die gar wol übersehen möchte.
Damach gingen die 8 von innungen und gemeinheit vor meinen herm,
and seine gnade erzalte durch seinen cantzler unsere schulde || zum Bl. 31 ^
ersten, die wir angebracht hatten, auff das wir nicht gegen einander
standen und redten, der gram bette gros mögen werden. So hatten die
innungen und gemeinheit auch aufiTbracht diese vier schulde. Die erste :
die Tom tale hetten ihnen zugesagt, sie weiten abtretten als innungen
and gemeinheit, das wolten sie nicht halten, es ist aber nicht also.
Die 'zweite: das die vom tale die versigelte zettel nicht hilten, also
sie das zugesagt hetten; aber die vom tale wissen nicht anders, die
Zettel wirdt gehalten. Die dritte: das etzliche pfenner mehr den zwei
gereute haben, das doch abegesagt ist. Die vierte: das zwene oder
3 pfenner in einem hause sindt und haben kleine heuser, der sie sel-
ber nicht bewonen, da viel böses innen geschieht, und etzliche heuser
stehen wüste und zufallen, das der stadt grossen schaden bringet; und
solche nnendtliche schulde, die sie vornamen.
Ufih mittwoche des h. warleichnams abendt (24. Mai) uff den mor-
gen umb 7 kam mein herr, sein capittel und der rath von Magdeburg
wider zu S. Moritz. Do kamen wir von beiden theilen auch. So
schickte mein herr herr Moritz Schenaw, herm Berate Becker, cantzler,
Fricke Walbecke, burgemeister, Hans Beilring, Heinrich Muller und Vin-
zentios zu den 8 innungen und gemeinheiten, und hetten gerne gesehen,
das sie den bommeister Hans Zölner zugelassen hetten^ das der rath
* borgenu
54 Marens Spittendorff.
bestatt gewest were, aber sie möchtens nicht erlangen und brachten
furder auff, sie wolten Hans Walttbeim nicht zn einem bommeister han
umb den willen, er hette nff gestern (23. Mai) vor nnserm gnedigen
herm gesagt, innnngen nnd gemeinheit weren seine herren nicht und
der dedinge viel, solten sie nnn ihn bey sich sitzen haben uflFh rathaose,
so sie seine herren nicht weren, were ihnen nicht zu thun, sie wolten
ihn nicht zu einem burger haben; solte er den bommeister sein, des
wolten sie mit nichte thun, wir solten 2 andre kiesen vor Waltheim
und Zölner. Des verantwortet sich Waltheim herlich gegen die ge-
schickt waren zu uns von meinem herm, er hette gesprochen, es were
ein volstendiger sitzender rath gekohren, nemlich 12mannen, die weren
Bl 31^ II vom rathause verkündiget, das den ein jederman solte gehorsam
sein: derselbige volstendige sitzende rath sindt 4 vom tale, 4 von In-
nungen, 4 von der gemeinheit. Aber das die vier von Innungen und
die vier von gemeinheit die viere vom tale von ihnen ver-
weysen wollen durch ungewönliche neuerangke und lassen sich be-
duncken, sie sein ein volstendiger rath, und meinens mit uns zu
machen, wie sie wollen, das gestehen wir ihnen nicht; wir halten sie
so auch nicht vor herren, sondern das die 12 mannen, von den zwölf gli-
dem zusammen gesatzt% eins sindt gleich mit einander, so sindt sie un-
sere herren. Diese rede sindt mannichfaltig vorantwort, so das sie
von denen achten auss Innungen und gemeinheiten uff meinen herm
und auch durch Hans Waltheym gestalt und gesatztV sindt, sie daraus
zu entscheiden. Wir wolden<^ aber keine ander bommeister kihren
noch die kihre verandern, wir wolden uns aus der gewehr nicht setzen.
Hatten die 8 gemeint von Innungen und gemeinheit, vergingen 4 Wo-
chen, sie wolden sehen, wie sie ihme theten, do wüsten wir nicht, was
sie darmit meinten, ob sie selber wolten bommeister kieren, oder wie
sie das vor hatten. Aber wir vom tale wolten anders nicht thun, den das
das recht draber gehen möchte, sonst wolten wir ihn keines einreu-
men. Theten die Innungen was mehr mit gewalt, so betten sie das
vor bereit mehr gethan und mit uns geubet und vorgenonunen, es
muste doch zuletzt*^ noch erkant werden.
Item die zwischen uns handelten gaben auch vor, ob wir die alten
bommeister sitzen lissen zwischen Bartholomei (24. August), biss er-
kandt wurde, wie maus drinne halten solte, wir wolten aber nicht, es
brechte uns auch kein gutt.
üffh freytag nach Corporis Christi (26. Mai) war unser herr von
Magdeburg, sein capittel und der rath von Magdeburg aber zu S. Mo-
ritz vor mittage und wir auch von beyden theilen. Do schickte mein
herr die seinen aber zu denen, die von Innungen und gemeinheit dar-
geschickt waren und möchten faste rede mit ihnen haben. So gingen
Bl. 32* die von unserm herm geschickt waren wider || von Innungen und ge-
meinheit zu meinem hem und mochten seiner gnaden berichten. Do
Schickte mein herr nach den 8, die von Innungen und gemeine wegen
* getats. b geuits. ^ wollen. ^ suletz.
1475 Mal 55
in ihre wort gingen; die kamen zu meinem herm in das rembter und
meines herm rethe giengen alzumahl aus dem rembter, so das mein
berr alleine bey den aehten war, und waren eine gutte weile bey ein-
ander. Damach giengen die 8 von meinem herm zu den ihren, und
mochten sie des gehaltenen gespreches berichten, das sie mit meinem
herm alleine hüten. So kamen meines herm rath, capittel und die
von Magdeburg und gingen wider zu meinem herm von stundt an.
Kamen die 8 von Innungen und gemeine wider und giengen zu mei-
nem herm in kegenwertigkeit seines raths und waren gar kurtz da
und gingen von stunde wider von seiner gnaden. Damach schickte
mein herr die seinen zu uns vom tale und Hess uns sagen, seine gnade
hette fast handel und rede mit ihnen gehabt, so were das meiste zu
tbunumbdiebommeister, doch hette mein herr wege yorgesatzt% da sel-
ten sie mit den ihren umb sprechen und solten ihm nach mittage wider
sagen ; wolte sichs aber so nicht finden, wolte seine gnade aber wege vor-
nemen, das er jhe hoffte, ehr wolte diese dinge freundlich beylegen, und
sagten uns vom tal, das wir nach mittage umb 12 wider erscheinen weiten.
Nach mittage war das eben als frae, sie weiten in keine freundt-
ügkeit eingehen, den ihre neurung, die sie mit uns in aUen dingen
vorgenommen und getrieben hatten, weiten sie bekreftigen, das die so
ein fortgang haben und bleiben solte, und entfielen meinem herm,
das sie ihme und seinem capittel und dem rath von Magdeburg zuge-
sagt hatten: mochte die freundtschaft mit wissen nicht getroffen wer-
den, das alsdan wir vom tale unser schult schrifftlich setzen solten,
nnd die von Innungen und gemeine ihre antwort dorauff, und wieder-
nmb das^ wir vom tale uns bedingten aller gnade des rechten. Da-
rauft Hans Hedderich antwortet in aller gegenwertigkeit, unsers gne-
digen herm und seines capittels und des raths von Magdeburg, dassel-
bige were ihnen auch noth, sie bedingeten sich des auch als wir.
II Ufin sonabent irue (27. Mai) zu acht schlegen kam mein herr Bl. 82^
wider zu S. Moritz und sein capittel. Ehe das nun mein herr zu
S. Moritz kam, gingen die von Magdeburg auffs rathaus zu denen von
Innungen und gemeinheit und hatten fast rede und handel mancherley
von der billigung und von der kire der bommeister zu kiesen , von
der wilkire und was sie gewust, hatten sie ihn vorgehalden freundt-
lich und emstlich, als sie uns berichten in der pfenner hofe, es mochte
in keinem wege nicht helfen, sie weiten ihre köpfe behalten: wir
solten die kire vorendem und andre bommeister kiesen. Daraufi ant-
wortten die von Magdeburg, die ihren betten ihnen das nicht be-
folen; so der rath von Magdeburg drüber erkant hette, das die pfenner
des zu thun betten, und so die von Magdeburg ihn die macht nnd
gewalt behalten betten % ob irgent ein tbeil dem andern das stuck
oder der andem eins anders deuten weiten, den als sie das erkant
hetten, so haben sie ihn die macht behalten, wie sie das entscheiden,
so sol das bleiben. Darumb stunde ihn das nicht zu thun, oder darbey
* Torgeaatz. ^ des. ^ bette.
56 Marcus Spittendorff.
sitzen und yolworten wolten, sondern sie woltens an die ihren bringen.
Das fiel mein herr denen von Magdeburg bey. Nnn redte mein herr
so vil mit denen, die geschickt waren von innnngen and gemeine, das
es solt guttlich anstehen 4 wochen , indes solte mein herr noch die
guttlikeit Yornemen, und die alten bommeister solten dieweii das tal
regiren, wiewol sie aus ihren eiden waren, wurde sie der rath auch
besenden, das sie zu ihnen auffs rathans kommen solten, und wen die
4 Wochen vergingen, so solten wir andere bommeister kiesen. Das
wolten wir vom tale nicht thun, es wurde uns den im rechten zuer-
kant. Aber das guttliche anstehen namen wir vor gutt, do uns das
werden möchte; sie betten uns sonst geboth gethan und uff die thurme
geweist und vieleicht hohmuts genug mit uns getriben. Sondern mein
Bl.33^ herr mit den seinen und die von Magdeburg || thaten warlich viel vleis
und arbeit.
Item sie wolten auch, das die pfenner, die da pfan werken*, ein
iglicher sein haus selber bewonen solte. Da^auff sagten wir unserm
gnedigen herm, das hüte man nach laut der wilkire, als das stucke
ausweiset, das darauff gehet; auch hette der rath all wege, wisten sie
iemandt unter den pfennem, der sich nicht hilt nach laut und Inhalt
der wilkir, so möchten sie den besenden und ihn darumb beschuldigen.
Bekente er das, so hette in der rath drumb zu straffen, als das stucke
in der wilkire ausweiset. Mein herr von Magdeburg wolte auch, das
die von Innungen und gemeine seiner gnaden, seinem capittel, dem
rathe von Magdeburg zusagen solten, das das guttliche stehen berugen
solte 4 Wochen. Des wolten sie nicht thun und sprachen, die ibren
betten sie des nicht gemechtigt. Darauff wolte mein herr, das sie das
ein iglicher an die seinen bringen wolten, und das meinem herm und
den seinen solche zeit guttlich zu halten wurde zugesaget; und des
solten im die achte uffn montag nach mittage (29. Mai) eine antwort
wider sagen.
Ufifn montag (29. Mai) vor mittage liss mein herr Claus Schaffsteten
bitten, das er mit den 8, die zu S. Moritz von der pfenner wegen ver-
ordtnet, das die umb 7 uff die bürg kommen solten. Das geschach.
Die ritten und fahren auff die bürg und hatten junge gesellen wol 3o
darzu gebeten, die mit ihn ritten. Das reuten verdros die innungen
und gemeine in der Stadt gantz sehr. Do wir nun vor meinen herm
kamen, berichte uns seine gnade, das sie ihm 4 wochen ein guttlich
stehen zugesagt betten, doch das andere bommeister in der zeit ge-
kohren wurden, das mein herr dan so nicht wolde uffhemen, sondern
er wolde 8 wochen haben und allenthalben guttlich zu stehen und
wolde da ein antwort von ihn haben ufih dinstagk als oben ge-
schrieben.
Uffn dinstag nach mittage (30. Mai) war Ludicke Pfanschmidt,
Prosius Zschelsche, Peter Schaffkopf zwir uff der bürg vor meinem
BL38^ herm und möchten ihme || ein antwort also hingegeben haben, das sie
* |)fianwertten.
1475 Mai. 57
in vieleicht gedachten zu effen, als sie ans pfennern thaten, in der
weyse: sie wolten das gattliche stehen 4 wochen halten, so das an-
der bommeister gekoren warden. Antwortet ihme mein herr, das sie
dem rath sagen solten, das die 8 morgen mittwoch (21. Mai) äff das
rathaos geheischet warden, die za S. Moritz vor ihme gewest weren,
von innangen and gemeine geschickt waren; er wolte perschönlich
amb 8 schlege affs rathaas kommen.
U£fh mittwoch (31. Mai) do mein herr kommen wolte, wolte man
des morgens kein thor aaffschlissen, bis der seger 11 schlagk, nie-
mandt kante weder aas noch in die Stadt kommen; sondern Hans
Seile, der rathsmeister, mit etzlichen, die von innangen and gemeine
Sassen, selb vierte, als ich horte, die lissen sich zam Ulrichsthor aass-
lassen, die ritten äff die barg mit etzlichen dienern. Was die an an-
sem herm brachten, weis ich nicht, sie kamen aach balde wider and
?nirden wider eingelassen. Von standen kamen ansers gnedigen herrn
rethe ein theil, nenüich graff Jorge von Tessaw, der jange herr, Ber-
nert Becker, der jange cantzler, Friederich von Trota^, die warden
daselbst ingelassen, and wider zagethan, and ritten affs rathaas and
mochten fast angebracht haben von ansers gnedigen herrn wegen. Es
half wenig. Do sie vemamen, das es nicht helfen wolde, sagten sie
dem rathe, sie selten wissen, was schaden von diesen dingen keme,
woltens seine gnade bei innangen and gemeine wissen, and ritten
wider äff die barg. Damach beschickten die affn rathaase, die von
innangen and gemeine waren, den rathsmeister Hans Gingen^, Hein-
rich Brachsteten s, weinmeister, Glaas von Jhene, kemmerer, and sag-
ten denen, sie solten sagen dem bommeister Clans Schaffstett, das er
die pfenner alle za haaffe solte haben and ihn sagen, das die 4 andere
bommeister kiesen solten, oder sie wolten etzliche stuck der wilkire
gebrauchen; ||auch solte ihn der bommeister das wider sagen lassen, 61.34"
wen sie beysanmien weren.
Wir pfenner kamen zusammen in der alten Fischerin hoff umb 12.
Do berichtet Claus Schaffstet, was in befolen were von denen, die von
innungen und gemeine uff dem rathause weren. So wolten die pfenner
gemeiniglich nicht, das die kihre solte verendert werden, und meinten,
alle dingk solten die 4 wochen guttlich berahen, wie es mein herr
und die seinen vor das beste nehmen, das es entscheiden wurde mit
freundtschaft, mit wissen damach zum rechten gedige, das bekunmierte
^ Friedrich v. Trotha, Sohn des erzb. magdeburgischen Raths ThOo v. Tr.
(t 1467), begütert in Kroeigk, war nach Dr. 11. Gen. Tab. 218 erzbischöflicher Mar-
schaU auf Wettin. Dr. I. 177; II. 909, 968.
'HansKlucke (Kluke^Guge) 1457, 1460 Mitglied desRaths, 1461 Bommeister
im Kath, 1463 Mitglied des Raths, 1466 Rathsmeister, 1467 Bommeister im Rath.
1469 u. 1475 Rath^eister, 1470 Bommeister im Rath.
^ Auch die Familie Brachstodt (Brachstede) begleitete scÜon früher höhere
städtische Aemter: Sander Br. war 1441 Bommeister, 1449 Mitglied des RaUis,
1450 und 1454 Bornmeister.
58 Marcus Spittendorff.
uns Dicht, anders wollen wir nicht, und es stunde auch hinder nnserm
gnedigen herm uns in den dingen nicht anders zu thnn, so die ge-
brechen uff beyden theilen uff seiner gnaden stunden^. Umb eins
nach mittage kam der Stadtknecht und bette gerne antwort von den
bommeistem gehabt. So waren wir noch nicht wol bereit damit, son-
dern wen wir alle zusammen kemen, wolden wir eine antwort von uns
sagen. Über eine stunde kam der stadtknedit wieder und wolte von
den Innungen* und gemeine, die uffii rathause waren, das wir ihnen
eine antwort sagen selten. Sagten wir dem knechte^, die dinge weren
uns faste spate zu wissen worden, so das wir alle nicht wol zusammen
kommen könten, so beten wir, das es bis morgen donnerstag (1. Juni)
beruhen möchte, so wolten wir ihnen eine antwort sagen. Von stunden
ahn als der knecht denen vom rathause diese rede sagte, schickten sie
zwene stadtknechte zu uns in den hoff und lissen fragen, ob die 4 da
weren, die bommeister gekohren betten. Antworten wir ja und
tratten alle viere zu ihnen. So hüben die knechte ahn und thaten
uns einem iglichen ein geboth bey einer marck, von stundt an uffs
rathaus zu kommen. Sagten wir ja und folgten auch von stundt Do
* der tnnimg. ^ den knechten.
1 Damals wird man sich auch über das Schreiben an den Landesherren ge-
einigt haben, welches sich erst weiter unten (Bl. 165*) und zwar wie das S. 51
abgedruckte ganz ohne Verbindung mit der Erzählung eingeschoben findet:
Dem ehiwirdigsten in gott vater, hochgebomen fursten und herm, herm Jo-
hansen, ertzbischoffe zu Magdeburg, p<zgrafien beym Eeyn imd hertzogen in
Beyern, unserm gnedigen, lieben herm. Unsem unterthenigen, willigen dienst euem
fürstlichen gnaden allezeit bereit ! Ehrwirdigster® in gott vater und hochgeboraer
furste, gnediger lieber herre, wir bitten euer gnade untertheniglich wissen, wie uns
vom tale itz ^uber alle gleiche geböte uff euer fürstliche gnade und euer gnaden
wirdige capittel mit sampt dem ersamen rathe zu Magdeburg dieser zwitracht
halben* von den innmigen und gemeinheit vorgehalten mechti^ch, gestalt noch
eine neuigkeit uff heute vorgenommen wirdt in solcher weise, das sie den raths-
meister Keuis Klugen. Claus von Jhene den kenmierer und Heine Brackstedt den
weinmeister, itzundt gledemasse des raths, zu dem bommeister Claus Schafi&tetten
im mittage geschicket haben und verkundigen lassen, er solte die pfenner allesampt
heischen lassen und ihn darbey sagen und «Jso beschaffen, das sie drei andere bom-
meister in der vorgekomen stette eintrechtiglich kysen selten, wan so das nicht
geschehen wurde, so wolten sie der wölköhre derhalben in etzlichen stucken gebrau-
chen. Darauff uns, gnediger herre, hinder euem fürstlichen gnaden antwort zu
geben über vorgeschehen gleiche gebot gar schwer zu thun beduncket. Bitten wir,
hochgebomer furste, gned^cr liel^Br herre, mit unterthenigem vleisse euer fürstliche
gnade uns unterweysunge zu thim, wie wir uns in solcher aber vorgenommen neiü^
keit mit antwort halden möchten, nachdem wir die erst vorgenommene neuigkeit
nicht alleine uff euer fürstliche gnade, euer gnaden wyrdige capittel und den er-
baren rath zu Magdeburg, sondern aller sachen, die die von innungen und gemein-
heit vormeinen zu uns zu haben, mechtiglich gestalt, imd bitten des euer gnaden
gnedige antwort, so sich unser widerpart alle von einander nicht theilen wollen,
in werde den von uns antwort gethan. Vordienen wir ete. und ist vorsiegelt mit
dos bommeisters („bomschreibers" in der Abschrift der Beilagen) gemercke, des
sie gebraucht h&ben als eines &6mbden in das gemeine, uff mittwoche nach Corpo*
ris Christi (31. Mai) anno 1475. Die vom tale und pfenner gemeine zu Halle.
^ Ernwirdigiter. ^ hier ..umi" noch einrn«!.
1475 Mai. 59
wir ofis rathaos kamen, bischen sie uns von stnndt ahn in die dörntze.
Do gas die dörntze nmbher vol, sondern kein pfenner war || da^ den BL34^
sie waren alle Verstössen in diesen lenften.
Hab Hans Seile ahn nnd sprach, sie betten gemeint, wir selten
die kibre verändert han und vor Hans Waltheim and Hans Zöllner
andre gekobren haben, aaff das die dinge za gatter eintracbt kommen
möchten, and nicht arges farbas draos entstehen darfte. Daramb sehen
sie gerne, das wir ans nicht schwer machten and kihren andre ander
zweyer stette. Haben wir 4 ahn, and ich Marens* redte von ihren
wegen, and hatten sie gattlich, das sie die bommeister, die eins ge-
koren weren, wolten zafrieden sein and die aach gattlich afihemen, so
wir jhe nicht anders wisten, das es ehrliche, fromme leathe weren and
keinen dadel äff ihn betten, den wir wisten. Da meinten sie nein,
wir mästen andere kiesen, es möchte aach anders nicht sein. Haben
wir ahn: „lieben herm, wir haben der kire nicht mehr za than, es ist
irasem eyden za nahe.*' Antwortte Hans Seile: „macht each nicht ein
eonscientz davon, so schadets each nicht/' Antwortten wir farbas:
„lieben herm, wist ihr doch wol, das diese gebrechen alle 4 wochen
gattlich sollen berahen bis nff ansem gnedigen herm, sein capittel and
den rath von Magdebarg, daramb stehet ans das nicht za vorendem.^'
Daraaff sagten sie ans, die andern gebrechen standen aaff ansem gne-
digen herm, aber die kihre selten in der zeit verendert werden. Do
wir marckten, es wolde anders nicht sein, fragte ich: „lieben herm,
hisset es doch 3 wochen bestehen, 14 tage, 8 tage, item 2 tage, ob
wir indes irgendt eine gnttlikeit finden möchten*'; sie wolten platt
nicht. Fragte ich ftirbas: „lieben herm, so mercke ich wol, ihr wol-
let Hans Zölner nicht haben amb des willen, das ehr ein schöppe ist/'
Meinten sie, sie wolten Hansen Walttheym aach nicht. Antwortt ich:
„lieben herren, ihr habet Hans Walttheim je in der kirchen von ans
aafgenommen || and seidt sein wol zafriden gewesf Sprachen sie ]ha, BL35\
aber omb der rede willen, die ehr vor anserm gnedigen herm, seinem
capittel and dem rath von Magdeburg gesagt hette^, daramb wolten
sie sein flicht haben. Antwortt ich: „lieben herm, sthen doch die
rede äff ansem gnedigen herm von beyden theilen." Sprach Hedrich
nein, sondern wnrde die kihre verändert, so standen die rede nff seine
gnade, wnrde aber nicht vorandert, so stände es nicht äff seine gnade.
Da baten wir, das diese rede vor die vom tale gebracht würde °, wol-
tens die gehabt haben, das wir andere kihren selten, so wir der kihre
nicht mehr zn than betten, weren wirs wol zafriden.
So erlenbten sie uns, das wir von stnndt an solten wider kommen,
so brachten wir diese rede an die pfenner, die uff dem rathanse uns
vorgehalten wurden, und sagten ihnen darbey nach anserm beduncken,
wurden sie nicht vergunnen andere bommeister zu kiren, so wurden
sie uns ein gebott thun bey 50 marcken, bey Sonnenschein zu kiren,
oder wurden uns uff die thurme weysen. Baten uns die pfenner alle,
• M. ^ betten. ^ fehlt.
60 Marcus Spittendorff.
ob das nun so geschehe, das wir nmb unser aller ehre willen eine
gedult darinne hetten und litten das gebott. Meinten wir 4, wir woL
tens gerne thun. Fragten wir furbas, ob sie uns aber wurden ein ge-
bott thun, das wir bey Sonnenschein oder in etzlichen tagen andere
bommeister kihren solten, geschehe das dan nicht, das wir unsere
gutter yerkeuffen solten und die Stadt reumen; ob uns ein solch ge-
both geschehe, were uns gar schwer, das wir armen leute so von un-
ser narungk kommen solten, so die Unvernunft gros ist. Uff die frage
bewogen sie es gleichwol her und dar und hatten gleichwol die hoff-
nung, es gescheche nit; wurde es aber geschehen, das wirs ihnen zu
verstehen geben, so wolten sie uns aber das beste darin rathen. So
gingen wir wider ufs rathaus und baten die von Innungen* und ge-
Bl. 35^ meinheit droben || sassen, nachdem so wir uns jhe beduncken lissen,
das alle gebrechen uff unsem gnedigen herm guttlich anstehen solten
vier Wochen, beten wir sie noch, das sie uns darinne zu willen weren,
den wir wolten jhe nicht gerne von jemandt vorworf haben. Meinte
Hans Seile, wurde uns das jemandt vorwerfen, sie wolten uns des wol
vertedigen. Wir gedachten aber, ihr bringet uns so nicht dar-
bey. Ich sagte das aber nicht, es wäre auch nicht not. DohubHans
Seile ahn und that uns 4 einem iglichen in Sonderheit gebott bey 50
marcken, das wir in die kirche zu S. Gedrauten gehen solten und bey
Sonnenschein andere bommeister kihren. Geschehe die kihre nicht, so
solten wir bey denselbigen gebotten uff die thurme gehen, ich Marcus
Spittendorff uff Schrammen thurm, Hans Busse uff der becker thurm S
Hans Blume uff Valten Kochs thurm, Claus Ulman uff der kremer
thurm, und solten niemandt zu uns gehen lassen, ohne der in essen
und trincken brechte. So gingen wir vom rathause in die kirchen und
sassen^ dorinne, do der seger 7 was umb den abent, ehe die sonne
untergingk, und waren droben bis uffn montagk (5. Juni) uff den abent
umb des segers 4, da kamen wir wider herab.
Uflfh donnerstagk, der 8. tagk Corporis Christi (I.Juni), als wir vor
uff die mittwoche (31. Mai) uff die thurme geweist wurden, hatten die
uffn rathause von Innungen und gemeine viel pfenner vor sich lassen
heischen und iglichen beschuldiget, wie sie eine schrifft an unsem gne-
digen herm gethan hetten, darinne den rath verklaget, dar dan gross
Jammer und betrubnuss von kommen möchten. Auch hatten sie den pfen-
nem lassen lesen das stucke in der wilkir, wie wir eine samlung hinder
dem rathe gemacht hetten 2, es war aber nicht war. Auch hatten sie
die pfenner vorbas gefraget, welcher bey Innungen und gemeine bleiben
* innang. ^ asaea.
^ 1462 ward das Pfoiferhaus bei der „bagardie" da itzundt der Kaulenberg
geschütt ist, vor der Becker Therme abgebrochen und in das Judendorf gesatzt,
dar itzund das Schloss stehet. Ouronicon HaUense ab anno 1100 — 1570 in der
Stadtbibliothek zu Magd.
2 Ygl. hierzu ein hierauf bezügliches Stück der Willkür in den Neuen Mit-
theil. 12, S. 83. 84.
1475 Juni. 61
wolt, II ob anders worzn kerne, der solte ihnen das sagen, sie wolten Bl. 36*
denen hälfe nnd beystandt thun mit hülfe, leib nnd gntt. Ich ver-
wnnder mich des Vorsatzes; haben sie gedacht, sie wollen sich mit uns
schlagen, und betten uns auch gerne zwispeltig gemacht, doch woltes
unser herre gott nicht i; doch waren ihr wenig, die von uns wichen.
Sie hatten auch zu den pfennem gesaget, da were eine schri£Pt ahn
unsem gnedigen herm geschehen, nicht das wir über den rath geklagt
betten, sondern es were ein bittbriff gewesen, das uns unser gnediger
herr wolte vorbitten bey dem rath, das uns Innung und gemeine wolle
bleiben lassen bey alter freyheit, gewonheit und altherkommen. Das
wir aber eine samlung solten gemacht haben, das wüsten wir nicht,
das stucke der wilkihre betreffe uns auch nicht, wir beten unser un-
schult und beten uns des zu rechte nach laut der wilkihre, wir wolten
ungeme die sein, die samlung machen solten, und baten, das sie der
entschuldigung, die sie da theten, wolten ingedenck sein. So mochte
einer gesagt haben, ob das nicht samlung, das wir mit 40 pferden zu
meinem herm ritten? Das war wol zu vorantworten, do mein herr nach
uns 8 schickte*, die ins wort gingen, das wir uff die bürg kommen
solten, do baten wir etzliche junge gesellen, die mit uns ritten, darumb
war das keine samlung, wiewol sie uns das also deuten wolden, uff das
sie schult zu uns haben möchten. Nuhn, welche pfenner bey dem rathe,
Innungen und gemeinheit bleiben wolten \ darauff hatte ein iglicher ge-
sagt, bey dem volkommenden sitzenden rath wolten sie leib und gutt
lajasen. Hat Hans Seile fbrder gefraget, wie dan bey innunge und ge-
meine? Hatten die pfenner aber geantwortet oder ein iglicher in Son-
derheit: „lieben herm, ir wisset, wir haben den sitzenden rath, denen || bL36^
sein wir gehorsam, damechst unsem bommeistem, so gedencke ich jhe
bey den pfennem zu bleiben, so iche jhe zu ihnen gehöre. Hat Hans
Seile von stunden ahn gesaget : ,Jha, jha, wir hören wol, was ir meinet!'*
Und thaten einem iglichen geboth bey 50 marcken zu gehen in der
vierherren dömtze. Do sich nun gesamdlet hatten ein oder zwantzigk,
bischen sie die wider vor sich und thaten einem itzlichen gebott bey
ÖO marcken, in sein haus zu gehen, er thete das mit des raths, darzu
mit innunge und gemeine willen. Wiewol der rath nicht alle wahr,
gleichwol gebotten sie, thaten ihren mutwillen mit uns pfennem, wie
sie wolten.
U£fh freytagk (2. Juni) verfolgetensie, das sie die pfenner alle in ihre
heoser gebotten. Uff freytag beschickten die uffn rathause von Innungen
und gemeinheit wahren alle wircker, die musten ihnen zusagen, das
sie bey Innungen und gemeine bleiben wolten, ob es worzu kommen
wurde; wer in das nicht zusagen wolte, der solte die Stadt reumen
* schiekteii. *> wolte.
* Hier folgen in der Handschrift die Worte: ,Jtem der pfenner anttworttet nnd
eiiw itzlichen.'* Sie scheinen aber mit Unrecht in den Text gekommen zu sein und
haben in der Urschrift wahrscheinlich eine Randbemorkimg oder eine Ueberschrift
gebildet
62 Marcus Spittendorff.
und nimmermehr darein kommen. So hatten ihnen die wircker alle
zngesaget, die sie besandt and yerbott hatten, und hatten aach die
finger müssen uffrichten. Des gaben sie ihn von stundt ahn zwey fas
naambnrgisch hier. Kuhn mag man mereken, welch ein gespenste dis
gewest ist, wie sie unser gesinde über uns gezogen haben, gott ver-
gebe das ihnen, wirdts ihnen anders leidt!
Uff denselbigen freytagk oder sonnabent hatte unser gnediger herr
von Magdeburg brieffe geschrieben an die Innungen* und gemeine, das
sie daran sein solten und verfugen, das alle den pfennem die geboth
abe gethan wurden bey verlierung ihrer Innungen, Privilegien und bey
Bl. 37* den eiden, die sie seiner gnaden in der^ hulden gethan hetten, || und
das die Sachen allenthalben 6 wochen guttlich beruhen und anstehen
selten.^ Diese schrifft mochte von etzlichen meistern verhalten werden,
das mocht mein herr erfaren und lies fragen, ob die schrifft gelesen
were, so das die brieffe vor die leute kemen. Do möchten etzliche
innunge die dinge bas zu hertzen nemen den vormals.
Uffn montag (6. Juni) uff den morgen waren innunge und gemeine
aber beysammen uff dem rathause in dem hoffe. Uff den nachmittag
zu vesper zeit füren die, etzliche des raths von Innungen und gemeine,
die diss ding alles driben, zu meinem herm uff die bürg und möchten
die 8 sein, die zu S. Morite in das wort gingen vor meinem herm von
Innungen und gemeine, die hatten meinem herm da zugesagt, das die
* faumDig. ^ den.
1 Das in Rede stehende, unter den Beilagen der Relation Sp.'s und in der
Chronik zu Wernigerode benndUche Schreiben des Erzbischofs ist Giebichenstein
Freitag nach Octavas Corporis Christi ^2. Juni) datiert. Es geht von dem vergeb-
lichen Versuche des Landesherm aus, un Verein mit dem Capitel und dem Rathe
der Stadt Magdeburg im Kloster zu St. Moriz die Streitigkeiten gütlich beizulegen,
und weist dann darauf hin, dass der Erzbischof von den Parteien einen Au&chub
von 8 Wochen erlangt hatte „ . . . und wiewol die vom tale uns das also, und das
wir ihres leybes und guttes und aller ihrer Sachen gantz mechtigk sein selten, zu-
gesaget haben, han wir doch das von den Innungen und gemeinheiten anders dann
vier wochen, und ob indes die Sachen nicht entscheyden wmxien, das danne die köhre
der bommeister abe sein, und neue bommeyster solten gekohren werden, nicht
können erlangen; ein solches denne uns nachdeme, das das der stücke ein ist, daz^
über wir erkennen sollen, unerkanter dinge nicht zu thun was, als ihr wolmercken
können. Wie denn nun ... die Sachen bey uns, unserem capitel und dem ratho
von Magdeburg vorgenant noch stehen, gelanget an uns, das neuigkeit von den
eueren nirgenommen, die vom tale wieder solche bewilligunge und über ihre gleiche
und voUe erbietunge ihnen zu schaden, uns, unserem capittel und dem rathe von
Magdeburg ehgenant zu höhne und schmachheit .... mit . . neuen, ungewonHchen
gelwten wieder alle billigkeit besweret werden . . ." Er gebietet den Meistern,
bei Verlust der Lmungen und bei ihrem Eide die „neuigkeit und gebott, uff die
vom tsJe geleget, zu stunde'^ abzustellen und ihm und den oben genannten die Dinge
zur gütlichen Entscheidung anheim zu geben. Dieses landesherrliche Schreiben ist
an die Meister der Gememheit und die gemeinen Bürger in der St. Morizpfarre
und nach einer Anmerkung auch an die andern Pfarren gerichtet worden. Sp/s
Erzählung ist also doch nicht ganz zutreffend. Nach der erwähnten Chronik war
der Brief überschrieben: an die Meister und hmungsbrüder und die Knochenhauer
insonderheit
I
1475 Jiini. 63
gebrechen allenthalben guttlich solten anstehen zwischen Maria Mag-
dalena (22. Juli), das seine gnade indes mit seinem capittel und dem
rath von Magdeburg noch einen guttlichen handelmit wissen vomemen
solte, möchte die wisliche freundtschaft nicht getroffen werden, das
doch die pfenner ihre schult schriffllich setzen und innuug und gemeine
ihre antwort daranff, doch nnschedtlich ihrer wilkir. Do schickte mein
herr Claus von Treten i, seinen marschalck, zu Schaffsteten von stundt
und lies im sagen, das sie meinem herrn die dinge zugesagt betten
und solten uns pfennem auch alle die gebott allen abe sagen.
Do sie von der bürg kamen die acht, schickte der rathsmeister
Hans Seile den marschalck auch zu Claus Schaffsteten und lies
im sagen, das er den pfennem allen sagen liesse, das ein ig-Bl.87^
Ucher möchte warten, was er zu thun bette, und die gebott solten
abe sein. Es sagte auch Friederich von Trota, das die achte von den
pfennem auff den morgen bey meinem herm sein solten auff der bürg
Das geschach. Wir ritten aber wol mit 40 pferden hinaus. || Do be-
richte uns mein herr, wie der abschiedt were, und batt uns, das wir
den pfennem allen sagten, das sich ein iederman friedtlich mit Worten
und wercken halten wolle, den die von Innungen und gemeine klagten
&8t, das wir stoltz weren mit werten. Uff den nachmittag hatten wir
die pfenner beysammen und sagten ihnen das, das uns mein herr bette
Yorgehalten*, und baten sie, das sich ein iedermann darnach halten
wolte.
Wie bornmeister und schöppen, die im tale sich ver-
brechen über dem hörnen, sie zu bussen haben.
VSn. frey tag nach Bonifacii (9. Juni) wardt bornmeister und schöppen
im tale zu wissen, wie das einer im tal genandt Wenzelae Hasartt, ein
bomknecht über dem Deutzschen Bom, einen andern seinen gesellen im
deutzschen hause über dem bom uberiaren bette, und hatte denselbigen
freventlich gestossen und über eine banck geworfen, so doch an dem
orthe dem edlem guthe ein fride gewirckt ist bey leib, und das nie-
mandt an dem andem brechen sol mit werten oder mit wercken. So
lissen wir die zwene heischen, muste det eine Haserten beschuldigen.
So hatte derselbigcHassertviel unnutze wort und war der bauptsperrer
einer, der viel böses uff uns pfenner in der gemeine sagte. Er rechente
unsem gewin, den wir am saltze betten, und treb vil böses. Nun wir
wolten den frevel verbust haben, aber er wolte es nicht eingehen und
meinet, er wolte den vor den rath verbotten und war stoltz. Do ver- •
• die sechs leteten Worte doppelt.
1 Cl. V. Tr., der Bruder des oben erwähnten Friedrich v. Tr. hatSchkopau im
fiisthom Merseburg, von seinem Bruder, dem Bischöfe Thilo v. Tr., erkauft und die
schkopauische Linie gegründet, Dr. IL Gen. Tab. S. 218. Schon 1466 wird er als
erzb. Marschall bezeichnet, später (1487) erscheint er als Hauptmann zu Lauchstädt.
Die Schrift: „Vorstudien zur Gesch. des Geschlechts von Trotha. Gesammelt dv ^
Thilo V. TroÜia*' enthält nur wenig originale Mittheilimgen zur Geschichte
Geschlechts.
64 Marcus Spittendorff.
botten wir ihm das thal, und das er doranff dechte und uns den . . .*
So hatte er den andern gesellen, der in vor uns verklagte, uffh sonabent
(10. Juni) ufiF den rath verbott. Waren etzliehe zornig gewest im rathe
und den meistern und hatten gemeint, man solte den bommeistem ge-
Bl. 38* bott thun, das || sie^ dem Wenzell Hassert das gebott abenemen solten,
und solche wunderliche rede. Aber sie bedachten sich etzliehe wol und
lissen das anstehen.
UfiFn montag vor Viti (12. Juni) war einer in der halle gestorben,
der war vor 8 tagen in tals gerichte von einem, genant Jacob Pfeflfer,
gehauen, davon er starb. Der tode wart uff den montag obgeschriben
vor die bang im tale gebracht.^ So wardt ein nothding geheget durch
den grefen und 5 schöppen, aber keine bommeister waren darbey. Die
ursach: die alten bommeister waren aus den eyden, und die neuen
bommeister waren nicht bestetiget.
Uffh freytag nach Viti (16. Juni) kam Wentzelaw Hasserdt ob-
geschriben in der pfenner hoff wider vor bommeister und schöppen
und batt, das im erleubet werden möchte, wider in das tal zu gehen.
Das wolden wir nicht thun , er solte den frevel verwandeln. Machte
er sich etwas schwer, doch zuletzt ^^ batt er umb gnade und muste ge-
ben vier pfundt wachs. Es war gar ein geselle, er machte vil böses
zwischen den gemeinen, aber die pfenner und etzliehe, die mochten im
faste den rucken halten. Eodem die wardt dieGmbin im tal betretten
und wardt in des Voigts stock gesatzt* umb geltschult, die sieden vor-
stehem von einem hause zu zinse schuldig war.
Uff denselbigen tag kam der greffe Niclaus Podendorff^ in der
pfenner hoff, do die alten bommeister Claus Schaffstet, Lorentz von
• der R«tt dM Satcet fehlt. *> „de*' fehlt « stüetx. <> geaatx.
^ Anno etc. 64 wart mnb senth Grerdraden kirchhoff zcu Halle gein das tal eyn
mure geleith und die dingkbangk des talgerichtes hinder dem roten thorme genant,
stund uf dem kirchof hinder senth Gerdruden tormen gein dem mittelhusz beider
torme nach dem dale uff umb die masze, als itzundt die mure am kirchhofe uff
dissiet dem slinge lieth, da men vom kirchhofe in dieTunczerie (?) gehit, dieselbe
dingkbangk wart u%enomen und wart benebin an den kirclioff uff die ogke an die
koth gesatzt, dar stunt evn alt husz, das brach nydder und buwete eyn
nuwe (I) und machten die oingbangk darunder, als die itzund steit, und men
sprach, das darkegin über in dem husz, dar itzt die stufen ane uff den kirchhoff
gehin, die dinffbang vor alden jaren auch inne gewest were, und derhalben sal
auch nach eyn &ey wegk vom Idrchofe hert zcwusschen dem pfarrehofe zu senth
« Grerdruden und dem seihten husze hingehin in die halle, im'l die seihte gangk ador
sluppe gehöret der stat und nicht zcum pfEirhofe. Es stunt auch eyn alt husz uff
dem kirchofe im mittele umb ^e masz, sds der tonn und die kirche zusampne ge-
muret sint nach senth moritze . . . und brachen das husz nydder und machten den
kirchoff von den gebuwden frey und rimieten den mist und unflat, der von dem
saltzladene doruffe gemacht was, abe und gaben voer, wie with men die mure umb
den kirchoff vor dem tale her leggen solde . . . Hall. Chron. Man. F. Nr. 35 der Magd.
Stadtbibl. Bl. 53*.
2 Nicolaus Bodendorff war am 5. Dec. 1468 mit dem Salzgrafenamt be-
liehen worden und wurde im J. 1479 verabschiedet. Dr. I. (Hondorff S. 157), Dr.
I. 177. Claus B. war 1446 Mitglied des Raths, 1449 Rathsmeister. 1452 Meister
im Bath.
1475 Jani. 05
Beaden, Peter Spis von bitte wegen onsers gnedigen herrn und auch
des ra^ bey ims schöppen sassen, nmb* das tal za regieren, bis das
unser gnediger herr mit den seinen vorgesehriben diese gebrechen bey-
legen möchte. Do hnb der grefe ahn: y,lieben herrn schöppen, es ist
off morgen sonabent (17. Juni) ein recht dingetag, wiewol die neuen
bommeister ihre recht zu der banck nicht gethan haben/' Meinte er,
das die schöppen gerichte möchten hegen. Dorauff meinten die Schop-
pen, es were so nicht gewönlich, || ein solchs were nie mehr geschehen, BL38^
gerichte ohne die bommeister zu hegen, darumb weren wir das auch
nicht geneigt zu thun; den wir betten besorg, da möchte arges auss-
kommen, nnd baten den greffen, das er das gerichte yerschöbe, bis
das die bommeister bestetiget wurden. So war er darzu willig uod bleib also.
Uffh dinstag vor Baptistae lohannis (20. Juni) im 75. jähr hatten
etzliche von Innungen nnd gemeine, die diese irrung aogegeben, in das
Yokk gebracht und am meisten getriben und sich zusammen mit ge-
lobten versprochen hatten, ein gros convivium in der herren Weinkeller.
Ufih donnerstag hemach (22. Juni) hatten dieselben aber ein convi-
Yimn in Peter Baltzers hause, der den ein angeber und erdichter dieses
irthnmbs war. Item am tage Pauli Apostoli (29. Juni) befohlen bommeister
nnd Schoppen im pfennerhofe den underborameistem^ nber der Metritz,
Gattfahr nnd Hackenbom und dem talvoigt, das sie mit ihren knechten
über den bomen des sontags, wen der seger eins geschlagen bette, in den
hoff vor die Vorsteher kommen und rechen selten die sole, die aus den
böraen gezogen und getragen wurde; und welcher knecht nicht keme, von
desselbigen gereute selten die underbommeister 4 zuber sole inne hal-
ten. Die busse sollen bommeister und schöppen nemen und wenden,
wo sie hin gntt duncket
Die wocheUdalrici (2.— S.Juli) giengen viel rede, wie das zuEyss-
leben und im landt zu Döringen und auch auss Francken und graff
Geberts söhn von Mansfeltt, Philip genant^, sechswochenfrauen, junge
und alte leuthe sich erhüben, anzulauffen gen der Wilsenach in grossen
hanffen bey 2 oder 3 c[entum] aus einer stadt oder noch mehr 2. Und
die rede war, das dieselbigen leute wurden, gleidi ob sie nicht bey
synnen weren, wen sie die dinge ankehmen, und an was arbeit sie
weren, das lissen sie strack ligen und liffen darvon ohne gelt und be-
stelten nichts in ihren heusem^ man und weib, knecht und megde, alles
mit einander, nnd betten keine mhe.
* Tndt. ^ vnder bommeister.
1 Philipp, Graf von Mansfeld, Sohn Gebhards VI. (t U92) geb. 1458, gest.
1476. (Ernmhaar) Die Grafen von Mansfeld. Stammbaum.
* Vgl. den Abschnitt in der Chronik des Conrad StoUe: „Wie das junge volk
lieff zodeme heiligen blnete za der welssnacht da genesit Meideburgk^S Bibl. d. lit.
Ver. XXXIL S. 128—131. — It. circa festum Petri et Pauli Apostolorum venitMag-
debargum multus populus iurenum et senum catervatim versus Welsenach ambu-
fauis de Omnibus partibus Almaniae, Bavariae, Franconiao, Thuringiae, Misniae ec-
desiis et dicunt, quod eis venit in meutern, quod debent ambulare, tunc n(m possent
reeistere, aed oportet, ut ambulent, alias dementarentur: et sie statim in mentem
eomm inddit, omnibus dimissis etiam sumptibus etvestibos decummt nee retrahi
Oetohichtiq. d. Pr. Stobfen. XL 5
66 Marcos Spittendorff.
BL89* II Uff den montag Alexi (17. Juli) im 76. jähr kamen uusers herm
von Magdeburg hoffleute und auch der von Magdeburg und von Halle
wider vom Reyn zu Halle eingeritten, und der krigk wardt verricht
mit dem hertzogk von Burgundien und den von Neuss. Den tagk kam
mein herr und sein capittel gen Gybichenstein, uffii dinstag hernach
(18. Juli) kamen die von Magdeburg in die Stadt.
Uffa mittwoch vor Maria Magdalene (19. Juli) kam mein herr^
sein capittel, herrBaltzer yonSchliwen^ unddoctorHiltermami; die von
Magdeburg: Fricke Walbecke, Heinrich Muller und andere, die ich
nicht kandte. Auch was meines herm von Magdeburg brudem söhn,
der hertzogvon Beyern^, und graff Jorge von Thessau darbey und mei-
nes herm von Magdeburg rethe, der alte cantzler herr Bemert, der
neue cantzler Heinrich von Ammendorff, Heinrich von Crosigk^, Dile
Enöbel, Otto von Dieskau und andere mehr. Mein herr schickte die
Innungen und gemeine, seine rethe und die von Magdeburg, zu vor-
suchen, ob die bommeister möchten bestetiget werden. Aber sie kun-
den das nicht erlangen, sondern sie sprachen als vormals, sie weiten
die Schoppen nicht zu bommeistem haben. Uff den tagk wardt nichts
weiter vorgenommen, man liesse sich beduncken, es were unnutze.
Ufin donnerstag (20. Juli) name mein herr vorbas den handel vor
mit den, als ob geschriben stehet, und liss das stuck umb die bom-
meister strack legen und nam ander stucke vor, ob sichs irgent finden
wolte zu friede und eintracht. Da weiten die innungen^ und gemeine
der stucke nicht hören und weiten, man solte einen andem bommeister
vor den schöppen kiren.
Des weiten wir vom tale nicht thun, es stunde uns auch nicht zu
thun. So lies mein herr die von Innungen und gemeine alle vor sich
kommen, der wol bey 50 sein mocht, und hatte mit ihnen geredt and
lassen reden, das mein herr das gerne gutt gesehen hette.
Bl.39^ Es half nicht, sondem die gegenwertigen von || Innungen und gemeine
Hessen seiner gnaden dancken, sie weiten der dedinge nicht mehr
warten, sie betten zu schicken, sie weiten auch mit ihren burgem, mit
den pfennem wol umbkommen, sie betten eine wilkihr, der weiten sie
* midemar, S. 68. HUdeman. ^ famang.
possunt: multi opinantor, quod ex suggestione diabolica hoc evenit et ex <}uadain
superstitione, quia locus ad quem currunt . . . tarn de sanguine quam de miraculis
suspectus habetur et indulgentiae eorum dicuntur revocatae. Chron.Magdeb. Meibom.
Scnpt. n. 368 verglichen mit der Handschrift in der K. Uniy.-Bibl. zu Halle. Ausserdem
Chron. terrae Misn. bei Mencke U. 363. Vgl. über diese WaUfahrten Dr. I. 90,
133. Hoffmann, Gesch. d. Stadt Magdeburg I. 395, 483 A. 2. Riedel, €k)d.
dipl. Br. Th. I. B. 2. S. 121—184.
1 Balthasar von Schlieben im J. 1476 der älteste Domherr von Magde-
burg. Dr. I. 164, 165.
^ Darunter ist wol ein Sohn des P&lzgrafen Friedrich (tl480), wahrscheinlich
der später Bl. 60* erwähnte Herzog Stepha^ (t 1519 iJsDechant zu Cöln) gemeint.
Vgl. Voigtel-Cohn 8. 51.
8 Heinrich v. Kr. erhielt 1479 Aisleben an der Saale, starb 1487. Dr. L
177. n. Gen. Tab. 209.
1475 Juli. 67
sich gebranchen. Hatte ihn mein herr gesagt, die gebrechen zwischen
ihnen nnd den vom tai weren frenntlich, mit wissen ; möchte die frend-
Schaft nicht getroffen werden y so solten schriftliche schalt nnd antwort
gegen einander gehen und das also im rechten scheden. Hoffte seine
gnade, sie wurden ihm das auch halten, auch wolte er das gehalten
haben. Daranff hatten sie gemeinet, es were nicht noth umb die stucke
KU rechten, sie gedechten auch mit uns nicht zn rechten, and waren
so Yon meinem herm gescheden. Den bericht that . ans mein herr,
seine gnade weiten das ftirder gefast haben, sie wolten das seiner
gnaden nicht vergannen.
Uffh freitag Mariae Magdalene (21. Jnli) zogen die von Magde-
borg wider wegk. Uff denselbigen tagk hatte mein herr besant Hans
Seilen, Hans Hedderschen, Hans Lanb, Peter Schaff köpf and Ladike
Pfonschmidt, die zogen äff den nachmittag äff die barg. Was mein
herr mit ihnen handelte, weis ich nicht, aber ich beforchte, es wäre
aber die pfenner geraten. Deo laas !
Uffh sontag nach Mariae Magdalene (23.Jali) im 75.jhar lies mein
herr yon Magdeburg gebietten in den pfarren, nemlich zu Unser Lieben
Frauen durch den pfarrer uff dem predigstul, das niemandt zu der
Wilsanach noch an andere ende gehen noch lauffen solten , die nicht
bestetiget sindt, ohne Urlaub ihrer herren und obersten, auch ihres
püarhers, ein iglicher solte auch seine beichte thun; auch solte der
man nicht gehen ohne laube seiner frauen, die frau ohne laube ihres
mannes, das gesinde ohne laube ihrer herren und frauen, und auch
das ein iglicher beichte und laube bette von seinem pfarrer. Das ge-
Schach umb den willen, das das yolck so irre war und lieffen so wun-
derlich in grossen hauffen zu der Wilsenach , und wardt zu besorgen,
das grosse buberey || unter ihnen geschach, wo sie des nachts in den BL40*
scheinen zusammen lagen. Ich horte uff die zeit sagen, das uff die
zeit neunhundert uff einen hauffen zu Magdeburg einkommen waren
and hatten ein panir gehat; das waren man, frauen, Jungfrauen, kin-
der und allerley zusammen. Auch solte eine fraue als heut ein kindt
geboren haben, und uff morgen war sie mit dem kinde auch nach der
Wilsenach mit andern gelaaffen, das wunderlich zu hören ist.
Uff die mittwoch nach Jacobi (26. Juli) schickte mein herr zu uns
achten vom tal, das sie solten zu ihm kommen. Uff donn^rstag vor
und nadmiittage waren wir bey seiner gnaden uff der bürg. Hette
seine gnade gerne verstanden yon uns, wormit diese dinge möchten
gemittelt werden. Antworten wir yom tale noch als vor, mochte seine
gnade mitsampt seinem capittel und dem rath von Abigdeburg die
freundtliche Wissenschaft nicht treffen, das alsdan das gestrackte recht
gienge, so die von Innungen und gemeine und auch die pfenner sich
des verwilliget hau and auch von allen theilen zugesaget ist zu S. Mo-
ritz im rembter in der obgeschriebenen gegenwertigkeit. Aber mein
herr gäbe uns nicht gross antwort uff cUsmal als vor, da wolte er
leib und gutt, landt und leute bey uns zusetzen, were er unser anders
6*
68 Marcus Spittendorft'.
ZU rechie mechtig , und hatte nns ancb zugesagt , möchte eä
in wisslicher frenndschaft nicht werden abgetragen , so solte uns das
recht scheden. Aber als ich hier marckte, woite nns seine gnade des
rechten nicht gestatten, wiewol ich mich ehe meines todes versehen
hette.
Ufih sontagk nach Jacobi (30. Jnli) schickte mein herr wider nach
den achten vom tale. Da gab nns seine gnade vor, ob diss dasmittd
in disen dingen sein möchte, das die drey bommeister, so gekohren,
der kihre abtretten, nnd die viere, die der kihre zn thnn han, andere
drey bommeister kihren, aber keinen schöppen, und darnach verwardt
61.40*" warde, schöppen zu kiren. || Das ein solches nmb seine bitte geschehe,
hofte seine gnade; weites so machen, das niemandt zn nahe sein solte,
und der rede fast Darauff antwortten wir , wir betten des von den
unsem nicht befehl, wir woltens gerne an sie bringen.
Ufih montag (31. Juli) hatten wir die pfenner bey einander und
gaben ihnen vor die meinungk meines herm, die er uns hatte lassen
vorhalten des sontages zuvor. Da waren die pfenner &st irre und mein-
ten, uns were fistst gross trost von seiner gnaden zugesagt, das die ge-
brechen in frenndtlicher Wissenschaft oder durch rechüich erkentnns
selten beygelegt und entscheiden werden. Selten wir nun die drey
bommeister abelassen, und unser widertheil betten nicht mehr den ein^oi
begert, nemlich Hans Zölner, darumb, das er ein schöpfe ist, und ha-
ben Hans Walttheim, Heinrich Maltitz in der kirchen zu St. Glerdraaten
uffgenommen, das sie die beyde gerne haben weiden; und so dis nun
geschehen solte, das die drey vorendert werden selten, hette unser wi-
dertheil mehr erlanget, den sie begert betten. Ein solches were uns
nicht zu thun. Und baten seine gnade noch als vor, das es so ge-
schehen möchte, als es veranlasst und geredt were vor seiner gnad^
seinem capittel und dem rathe zu Magdeburg zu S. Moritz im rembter
ufFh dinstag nach Trinitatis (23. Mai) anno 75, als hievor geschrieben
stehet^; aber mein herr gab uns ein stumpe antwert, er war gantz
umbgewandt wider vermaUs, des wir pfenner uns alle nicht versehen
betten.
Uffii dinstagk Sanct Peters tagk (1. August) des morgens umb 6
lissen die uffs rathaus leiten von Innungen und ganeine, die das spiel
triben, und etzliche unter ihnen mochten vor meinen herm uff die barg
zihen und kamen kurtzlich wider. Von stunden ahn umb des segers
9 schickte mein herr zu Claus Schaffstett seiner diener einen und lest
im sagen, das er die pfenner alle beysammen habe ; wen der s^er 12
BL 41* schlecht, wil mein herr zu S. Moritz kommen, das die pfenner || da zu
ihme kommen. Das geschach so. Mein herr liss uns verhalten, seine
meinung were noch, das die drey gekome bommeister der kihre ab-
tretten, und die viere, die der kihre zu thun han, andere kihren solten ;
das were seine bitte, rath und geheis , und neme das in allen besten
» Vgl. oben S. 52 flf.
1475 August 69
vor f nS das sein stift , die Stadt und ans alle nicht ein schade über-
gienge. Wir pfenner werten nns &8t mit mancherley rede, die uns
vor gesagt waren nnd verlassen was: wir raffen das recht ahn, es
wolte nicht gehört werden; wir raffen ahn, das mein herr sein capit-
td, den rath Ton Magdeburg darzn hische, so es auch off sie gesatzt*
were, freandtlich mit wissen oder rechtlich za entscheiden ; es half ans
alles nicht, wiewol ans das darch meinen herm perschönlich zugesaget
war, möchte die freandtschaft mit wissen nicht getroffen werden,
80 solle ims das recht scheiden. Es wolte ans aber äff dismahl von
OBserm gnedigen herm nicht widerfahren, so mästen wirs dem allmech-
tigen gott befehlen. Wir sagten meinem herm: wir Hessen ans bedan-
cbNi, sessen wir anter einem graffen, der unser za ehre, gleich and
rechte mechtig were, wir wurden da von ihm vertediget; betten wir
jbe die hofihunge, so seine gnade der geburt ein landtsfurst were und
unser mechtig zu rechte, beten wir seine gnade noch als vor, das wir
durch seine gnade, sein capittel, den rath von Magdeburg mit unserm
widertheyle rechtlich möchten gescheiden werden, das weiten wir umb
seine gnade verdienen.
Diese mannichfaltige rede half uns alles nichts , und meinte mein
herr, geschehe dem stifte, der Stadt, uns allen arges daraus ; wir pfen.
ner können es ihm alle nicht legen, und meinte vieleichte mit uns zu
dedingen. Sprachen wir pfenner abermals: „gnediger herr, betten wir
diBS ehe von euer gnaden gewust, wir weiten uns || mit unserm wider- BL41^
theile bas geeiniget haben, den wir nun thnn kunten.*' Do Iragten wir
meinen herm, ob sich die pfenner des vertragen und seiner gnaden zu
willen weren und trotten der kihre der dreyer borameister abe, wie es
den umb die andem stucke bleiben solte^, ob die auch nach unserm
willen gededigt selten werden, das uns seine gnade des solte zu vor-
stehen geben. Antwortet mein herr, er wiste es nicht, das er uns das
soUe zusagen, das thete er nicht; den unser widertheil sagte wol zu
seinen gnaden , wen sie diese stuck der kihr der bommeister mit uns
zofirieden weren, so weiten sie sich in den andem stucken wol finden
lassra. Doch wolte mein herr sprechen, und wir entwichen seiner gna-
den. Indes kommen die achte von Innungen und gemeine zu meinem
herm; ob sie besandt waren oder nicht, weis ich nicht. Und die waren
eine kleine weile bey seiner gnaden und giengen wider von ihme, nnd
dieselben achte harreten in dem closter. Do hiesche uns mein herr
wieder und hilte uns noch die erste rede vor und meinete, diesen dingen
were änderst nicht vorzukommen, den wen die borameister der köhre
weiten abtretten, und das die 4 andere kihren selten, das wolte unser
widertheil schlechts also haben, und wen das so geschehe, so betten sie
seiner gnaden zugesagt, das seine gnade ihrer in den andem stucken
jo so mechtig und meditiger sein solte zu entscheden. Dan seine
gnade sagte, sie wolte die andem stucke so scheden, das göttlich, ehr-
Ueh und biUich sein solt und niemandt zu nahe. Do sagte der borü-
* goMts. ^ Mdten.
70 Marcus Spittendorff.
meister Hans Walttheim die köhre abe von ihrer dreyer wegen , und
sagte meinem herm zu, das wir viere uff morgen mittwoche (2. Aug.)
in die kirche zu S. Gertrauten gehen solten und ander drey bommei-
ster kiesen; auch sagte uns mein herr, sie solten hiemeckst niemande
B1.42* verwerfen, wer zu emptem || gekohren wurde, sondern die sehöppen sol
man nicht zu bommeistem kihren. Mein herr lies uns auch sagen, die
andern stuck wolte seine gnade auch vomemen, wen die köhre ge-
schehen were. Uff den morgen umb 8 wurden neue bommeister gekohren.
üflfti sonnabent nach Domminici (5. Aug.i) kamen wol bey 24 perscho-
nen, klein und gross, etliche bei 7 oder 8 jahi^n, gegangen von der Welse-
nach , und einer trugk ein panier vor ihnen, dar stundt ein bilde
inne gemalet und ein wappen, darinne stundt geschrieben „Friborch;^'
und giengen in einer procession gleich als schuller, und aide gesellen
giengen beyher und sungen als leute, die mit kreutzen giengen. Das
geschach viel.
Uffh montag in vigiliis Giriaci (7. Aug.) wurden neue Vorsteher
gekohren zum tale in der pfenner hoffe, derer zwene kohren die bom-
meister under den Schoppen, und zwene kohren die gewercken unter ihn,
auch wardt ein alt schöppe vor diesen Vorstehern erstmahls gekohren,
der den zu jhare auch gesessen hatte, das war Hans Zölner.
Ufin freytag nach Assumptionis Mariae (18. Aug.) anno 1476 thaten
die vier verschleger ihr recht in der pfenner 6offe, der war einer ein
burger; die underbommeister über dem Deutzschen Born kiesen die
vorschleger über den bomen und bringen sie dan vor bommeister und
Schoppen in der pfenner hoffe. Da thun sie ihr recht; das ist aber
nun verändert.
Uffh montag vig. Giriaci (7. Aug.) waren bommeister und schöppen
im hoffe umb den willen, neue Vorsteher zu kihren. Do kam Heinrich
vonAmmendorff und Vincentius und hissen zu ihnen zwene bommeister
Albrecht Schaffstedt und Thomas Dugauen, und sagten den beyden)
BL42^ wie sie handel gehabt betten mit unserm widertheile uff || dem rathause
von befehlnus unsers gnedigen herm. Nun kam meinem herm merck-
lich geschefte vor, das seine gnade von stunden an uff morgen wegk
muste^ so betten die von Innungen und gemeine meinem gnedigen
herm zugesagt, die gebrechen allenthalben guttlich lassen zu ruhen bis
uff seiner gnaden zukunft und keines indes vorzunemen, das die vom
tale des ein wissen betten. Wir vom tale waren des wol zufrieden, es
wardt uns aber auch von Innungen und gemeine nicht gehalten, do
uns der rath lies vorhalten, das wir sie eines geschosses wolten mech-
tigen, zu nemen in aller masse, als vor einem jhare von dem alten
rath genonmien were. Darauff wir die bommeister des geschosses mech-
tig machten, wurde es so zugehen, als uns der rath zusagen lies;
wiorden aber die meister was neues bringen, das wider uns oder wider
^ j^ach" ist eingeschoben, denn hier muss ein Versehen obwalten. Der 4. Aug.
fiel in dietem Jahre auf einen Freitag.
1475 Augost 71
die wilkire were, so solten sie des Schosses nicht von ihnen sagen,
Bonder wider ahn bringen. Das geschach. Die meister wolten, alle
die da pfanwercken and brauen, solten ihre heoser bewonen and eigen
nmch haben; auch wolten die meister nodi zwene kemmerer setzen
m den zweyen, die gesalzt* waren, do der neue rath yerkondiget war,
and die zwene kemmerer wolten sie nemen anter den meistern, dan
offenbahr wieder die wilkir ist, gerade ob sich die kemmerer yerböst
hatten ; aach wolten sie, die bommeister solten den schos von dem tai-
gatte legen vor den gantzen rath and nicht vor die kemmerer. Item
aach wolten die braner des heiligen tages schencken and kein gebott
draber leiden. Und Hans Seile, ihr rathsmeister, Lndicke Pfanschmidt
und Hans Schlegel and, gleabe aach, Hedderich hatten meinem herm
nealich vor dieser schrift and zeit za Gybichenstein äff der barg zage-
flaget, sie wolten die ferien halten and das || ernstlich gebieten and B1.48*
aach bassen.
Do sie von dem rathe kamen, war der gantze rath mit den meistern
and bommeistem eins warden, and lissen die knechte gebitten, das
niemuidt am heiligen tage solte zechen halten. Aber hernach als man
omb das schos sprach, do wolten die von der gemeine das nicht haben)
and die meister wolten zaracke prallen. Item afib montag Aagastini
(28. Ang.) waren wir vom tale aber bey einander, aber amb diese
Stack, dias die pfenner ihre heaser bewonen solten, and zwene kemmerer
zu den alten za setzen. Das wolten die von innangen and gemeine
gehabt haben, aber amb das schencken des heiligen tages wolten die
von der gemeine so nicht haben; sie wolten kein gebott draber leiden.
¥^ gaben onsem bommeistem die antwort noch als vor, das ans der
rath lisse bey wilkir and rechte, sie wisten wol, wie die wilkir inne-
helt Aach ist ans zngesagt, das die dinge allenthalben bemhen solten
off ansem gnedigen herm. Sondem amb die feyre were anser bitte,
das sie das halten wolten, als sie anserm gnedigen herm betten znge-
sagt Doraaff weren sie anser mechtig, den schos zu nemen.
Desselbigen tages uff den abent umb 5 kamen hundert und 30 per-
schönen, kleine jungen und meidtlein bey 7 oder 8 jähren und seuber-
liehe grosse Jungfrauen und meydte und junge gesellen und feine men-
ner und frauen, Jungk und alt, und gingen in einer procession und
sangen umb die kirche zu Unser Lieben Frauen und S. Gerdrauten,
nnd die wolten zur Welsenach.
Uffh dinstag^ Decollationis lohannis (29. August) brachten die bom-
meister der vom tale antwort an den rath, als vor geschriben. Der
hatten die von Innungen und gemeine nicht wollen ingehen, sie wolten
aach keine mhe drinne halten und thaten || denen vom tale gebott Bl. 43^
bey 50 marcken, das sie abetretten musten, wiewol das mein herr von
Magdeburg solte aussprechen, wie das die vom tal darmit halten sol-
ten, so das uff seine gnade geboten war und auch gnttlich stehen
solte. Gleichwol half das nicht. Do waren die rathman und meiste^
* gvwts. ^ btor „nach", aber OnrobgeftriclMn.
72 Marcus ^ittendorff.
von innimgen und gemeine ein worden and hatten gesagt za denen
vom tale, sie weiten off morgen mittwoctae (30. Angost) die ihren bey
einander haben nnd nfb rathaus kommen allznmahl. Worden sie den
eins nmb den schos, so weiten sie den verkündigen, wiewol das der
vom tal willen nioht were. Uffii mittwoeh vor mittage omb 9 waren
die von Innungen and gemeine alle afifn rathaase, da hatte ihn det
volstendige sitzende rath vorgehalten, das sie weiten die feyer gehalten
haben, and hettens anserm gnedigen herm von Magdeburg zugesagt.
Hatten die aus der gemeine gesagt, wer ihnen das befohlen hette, es
were ihr wille nieht, sie weiten das schleehts nieht haben, sie woltoi
schencken und gute gesellen sein, und moehten sieh lange mit werten
gezanokt haben und waren ufi dem rathause, bis der seger eins sehlag,
und kunten sich des Stuckes nicht vertragen und gingen so von ein-
ander. Nickel Pflügt und Otto von Scheidingen ^ kamen uff den tag
in die stad geritten; was vor gewerbes sie hatten, weis idi nicht , sie
itten firue wider wegk.
Uffh donnerstagk (31. Aug.) frühe umb6 waren die vom tale aber-
mahl bey einander. Brachten die bommeister noch an uns, das wir
volwort weiten geben in die zwey stuck, das eine, die heuser zu be-
wonen, das ander, das der rath noch zwene kenmierer setzen wolde;
das wer der rath gantz ein, und die viere vom tale, die im rath sitzen,
weren des mit ihm eins, ohne die bommeister weren des hinder den
B1.44* ihren nicht eins. War unser antwort und bitte || noch als vor das,
weiten wir den schos dem rathe ungern stoppen noch hindern in der
weyse, als der rath den gesdios von uns begert hat; das sein wir zu-
Mden, das sie die wilkir halten und nicht neurung vomemen und die
gebrechen allenthalben lassen beruhen, als uns meines herm gewaltigen
haben zugesagt bis uff seiner gnaden zukunft zu erkennen stehen blei-
ben. Die aus Unser Lieben Frauen und S. Moritz pfarre waren auch
bey einander, die weiten schleehts die feyer nicht halten und meinten,
hette "^ jemandts meinem herru was zugesagt, der soltes halten, sie
hettens nicht befolen, und dieselbigen selten auch dem rathe eine ant-
wort sagen. Nun bieben die pfarren^ zu ires meisters hause bey ein.
ander und vertragen sich , das sie weiten die feyer halten , aber sie
* hctton. ^ pfturre.
1 Nicolaas Pflag za Knaathain, Amtshanptmaim von Leipzig» Borna,
Pegau und Groitzsch, und Kanzler und Oberhofrichter. Dieser angesehene und ein-
flussreiche Mann war auch in HaUe nicht unbekannt: Kaiser Friedrich m. hatte
ihm 1467 die Judenschule geschenkt, welche er später an den Rath verkaufte, da-
jfegen konnte er nach dem Chron. Magd. (Meibom n. 368) den auf dieselbe Welse
m seinen Besitz gelangten Judenkirchhof nicht behaupten. Cod. dipl. Sax. reg. H.
Hauptth. Vm. 8. 411, 439, Dr. H. 501 ff.
2 Otto von Scheidingen, Amt- und Hauptmann zu Delitzsch, Zörbig und
Bitterfeld, begleitete Herzog Albrecht von Sachsen auf seiner Reise nach Rom und ins
heUigeLand, starb aber auf der Rückreise nach der Abfsüirt von Joppe am 11. Aug.
1476. Sein an der Stadtkirche zu Delitzsch befindlicher Grabstein ist noch vor-
handen. Maller, Annales 42. Lehmann, Chronik der Stadt Delitzsch S. 66.
1475 SeptemW. 73
wolten kein gebott drnber leiden weder bey 3 noch bey einer mardL;
nnd der yoLstendige rath moBte ihnen die gebott abesagen, die sie ihnen
hatten thnn lassen.
U& freytagk Egidi (1. September) kam der marsohalok meines
herm von Magdeburg, Friderich von Trota, mid brachte einen credentz
an den heimlichen rath und hatte geworben, das unser gnediger herr
von Magdeburg vor midiaelis zum Gybichenstein nicht wol kommen
möchte mercklicher geschefte wegen, die seiner gnaden im landt zu
Jeridio^ zustunden. Derhalben war seine meinung, die gebrechen
zwisdien Innungen und gemeinheit und von den* vom tale beredt und
uff seine gnade allenthalben guttlichen stehen und beruhen selten, und
fiurder keine neurungk nicht vomemen wolten, were seiner gnaden be-
ger. Diese rede bericht uns Friderich von Trota in der pfenner hoffe,
das wir auch ein wissen darvon betten. Antwortten bommeister und
sehöppen, wir hörtens gerne, || wir wolten williglich gerne halten, wen BL 44^
unser widertheil hielte. Item die beyde bommeister waren darbey nfita
rathause, do Friederich von Trota die berichtung that Damach kam
er von stnndt an mit den bommeistem in der pfenner hoff und berichtet
uns auch tou meines herm wegen.
Uffii sonabent nach Egidii (2. Sept.) zwischen 9 und 10 wardt der
schos verkündiget und darzu die banckglocke uff dem rathause geleitet.
Die bommeister waren nicht darbey, das machte, der rath und die
meister von innungen und gemeine namen neurungk vor, das wider
die wilkire war, das wolten die vom tale nicht eins mit ihnen sein,
sie verkündigten aber gleichwol den schos, ob sie nun recht dran ge-
dian haben, weis ich nicht. Item sie hatten noch zwene kemmerer ge-
satzt^, das ist offenbahr wider die wilkir, sie wolden auch, ein iglicher
pfenner, der da pfanwercke, solte sein haus besitzen und eigen rauch
haben. Das helt die wilkir auch so nicht. ^
Uffii dinstagk vor Nativitatis Mariae (5. Sept) hatten die beyde
kemmerer rechnung gethan von dem halben jhare vor dem gantzen
raihe, so das die wilkire ausweyset.^ Do das geschehen war, hatte
der rath mitsampt den meistem und bommeistem den beyden kem-
merem guttlich gedancket und auch eine gutte gnuge gehabt, und kurtz
darnach desselb^en tages hiesch der rath die Schlüssel von dem einen
• Tonn dem. ^ gemto.
1 Daranf beadeht sich wol, was das Ghron. Magd. (Meibom n. 368) mittheilt
Item Dominus Archiepiscopas Johannes, volens purgare malis hominibus terram snam
Jericho, cepit j^rimo castrum Sandow et iM cepit Fricken de Flessow et moz castrum
Kigrip, ibi c^it Henrich Treszaw et cepit eis castrum Bucko et Milo. Item cepit
et castrum Cressaw, ubi captivavit vididum Werner Kracht. Fricken Plessaw in
Gebichenstein dud et incarcerari fecit, Kracht zue Egelen similiter dud fedt et
alios Wandtsleben et sie fedt terrorem in lods iUiSi quod multi rasalli timentes a
terra recesserunt. Vgl. dazu Beckmann Y. 189.
^ Die betreffenden Worte lauten: Ouch sal hinfort nymant p£uiwerken, er sd
eyn burger czu Halle beeygent und beertdt. Neue Mitth. I^ S. 72.
8 Neue Mitth. I» S. 68 u. 86.
74 Marcos ^ittendorff.
kemmerer Peter Newmann und gaben sie Peter Sandennann. Damach
eines andern tages, do der rath wider nffgingk, bischen sie die scblussel
von dem andern kemmerer Claus von Jhene; der wolte seine scblussel
nicht von sich antworten. Do that im der rath und die meister ge-
Bl. 45* bott bey 50 || marcken, das er die scblussel von sich antworten solde.
Das that er da. Die drey pfenner, die im rath sassen, volwortten das
mit, da sie zwar nicht wol an thaten; die kemmerer hatten nirgent
keine schult an irgent einem dinge, sondern die uff die zeit im rathe
und auch unter den meistern waren, uff dem ratbause sassen, die weiten
den kemmerem einen höhn zumessen, und derselbige Peter Newmann
muste der pfenner entgelten. Warumb? Er war ihn nicht wider, als
andere fromme leute mehr waren in der zwitracht Darnach hatte der
rath und die meister gewolt, es were nicht geschehen, und hatten die
Schlüssel geteilt in 4 theil den 4 kemmerem, wiewol nicht mehr den 2
kemmerer sein selten, als die wilkire ausweyset Gleicbwol satzten
sie ihr noch zwene, das nie mehr gewönlich gewest ist. Es geschach
wider der bommeister wille, die waren des mit dem rathe noch mit
den meistern nicht ein.
Uffh donnerstag nachBurckbardi (12. Oct.) im 75. jhar waren zwene
jbarknechte über dem Hackenbom, einer genandt Gasius Hundt. Die-
selbigen giengen gen Leipzigk ufi den jbarmarckt ohne erleube des
borameisters von der Hetritz und Hackenbom; und man lis den dagk
das saltz suchen, so mochte da noch eine noturft saltz sein, das man
die woche noch nicht zum borae gingk. Der öberbommeister erführe
das, das die zwene knechte weggingen ohn Urlaub, wiewol sie uffii
freitagk wider kamen. Undt befahl dem unterbommeister über dem
Hackenbom, das die zwene knechte nicht tragen selten. Das geschach.
Bl. 45^ Do wardt Gasius Mundt und sein weih || über den bora kommen und
hatten faste wunderlich und übel getobet* mit dem underbommeister,
wiewol dem ehrlichen gutte ein friede mit werten und wercken ge-
wirckt ist. Und die beyde knechte hatten wollen tragen, so hatte der
underbommeister Trebis Fischer das nicht wollen zugeben. Do het-
tens die knechte beyde ^ lassen anstehen und waren weg gangen.
Nun sie mochten, sich beyde gefunden haben zu ihrem heuptmann
Hans Laub und zu Alexius Lissawen ^ und Donat Trebicken, die beyde
meister waren zu S. Gerdrauten pfarre, und mochten ihnen geklagt
haben, das sie nicht arbeiten musten. Dieselbigen meister möchten
ihnen gesagt haben, sie selten gehen über die börae^ und arbeiten.
Hans Seile, der Schmidt und rathsmeister, hatte ihnen auch dasselbige
befohlen. Gasius Mundt war kommen zu Thomas Thugawen^; dem
bommeister, und hatte ihn"^ gefraget, ob er nicht wider solte arbeiten.
• gelebet. ^ beyden. « bönin. ** Urne, flun (?).
^ AlexiusL. war schon 1472 Meister im Rath. ebenso 1475 und 1478. Hans
L. kommt 1479 als Meister im Rath vor.
2 Thomas D. 1461 Meister im Rath, 1467 Rathsmitglied , 1475 Bommeister,
vor ihm erscheinen im Rath Wentzel D. (1440 — 1446) als Meister und als Mitglied
des en^ Hermann J). 1441, 1444 und 1447 als Meister im Rath.
1475 October. 75
Hatte Thngaw gesprochen : „fragsta mich nim , bin ich nun dein born-
meifller? wommb fragstn mich nicht, da da weg gingest?^ Und sprach,
er möchte sich nfin freytag vor bommeister nnd schOppen in pfenner-
hoff finden. Hat Casios Mnndt geantwortet, er wolte arbeiten , das
& das wiste, sein herr hette ihm das erlenbet.
Fragte der bommeister Dngaw: ,ywer ist dein herri^' Antwortet
Mnndt : „Hans Seile, der rathsmeister, ist mein herr nnd hat mirs er-
lenbet^ Sprach Dngaw, der bommeister: „ich glenbe nicht, das Hans
Seile der rathsmeister dir das zn erlenben haf Nnn nfh dinstag
(17. Oet.?) was der Casios Mondt ond der ander off dem rathaose ond
mochten aber Hans Seilen ond ihren helfen geclaget haben. Do war
Hans SeUe mit seiner geselschaft, mochten hart mit dem bommeistem
Thomas Thogaw geredt haben omb die zwene knechte, er solte sie
wider an die arbeit lassen. Dogaw sprach, er hettes || alleine nicht BL 46*
za Üion. Seile sprach, er hettes zo thon. Thomas Dogaw sprach, die
sehöppen im tale betten ime befolen, er solte ihn* £e arbeit nicht
erleoben, sie waren erst vor bommeister ond schöppen gewest omb
den ongehorsam. Hatte Seile gesprochen, es wer ein gram, den Dogaw
ZQ ihm tröge, ond er solte aoch gesaget haben, er wolte keinen borger
ober dem bome halten. Thomas Dogaw hatte geantwortet, ein solches
konte ime niemandt mit warheit obersagen ^, es were aoch nicht also;
worde man in des mit warheit obersagen, er wolte seinen hals yerlisen.
War der Hans Seile zornig worden ond hatte mit seinen gesellen ge-
sprochen ond hatte die vom tale, Cosmos^ Qoetz^ ond Clans yonihene,
Dit wollen mit haben in das gespreche. Non dieselbigen Hans Seile
ond der haoff weiten, die vom tale selten alle abtretten, sie wolden
aber nicht; ond des wolte Peter Newmann, der kemmerer, mit in nicht
eins sein ond mochte gesprochen han zn Hans Seilen ond den seinen:
»Rieben herren, sehet zo, das eochs nicht gereoet.^ Von stondt that
in Hans Seile gebott bey 50 marcken, er solte off Schrammen thorm
gehen. Do für Schlegel her ond sprach zo Hans Seilen, er solte denen
vom tale gebott thon, das sie abtretten selten; weiten sie nicht, man
Solte ^ die böronge von stondt von ihnen nemen. Do hatte Hans Seile
von stondt den vom tale gebott gethan bey 50 marcken, sie selten
abetreten. Sie traten <" abe. Do hatte der Seile gesagt zo dem bom-
meister Dogawen, er solte die schöppen heischen ond die zwene knechte
wider an die arbeit lassen gehen. Der bommeister hische die schöppen
ond berichte ons diese dinge mit einander. Wir sagten || den bom- Bl. 46^
meistern, sie ond wir betten die knechte macht zo straffen omb onge-
horsam; es were vor 100 jharen so gewest, wir hofften, der rath worde
ons die freyheit nicht brechen. Aoch wen die knechte offgenommen
wurden, so mosten sie bommeistem onnd schöppen schweren, tag ond
• fhea. b Sbsafi;«!!. <> CotmAa (?). ^ „man tolte" steht doppelt. « hier fan Or. ,^e."
1 Cosmas Quetz 1463 Mitglied des engern Raths, ebenso 1466, 1469, 1472
and 1475. Schon 1413 nnd 1421 sass ein Cosmus Quetz im Rath. Vgl Dr. 11. Gen.
T«b. ß. 119.
76 Marcus Spittendorff.
nacht des guttes za warten, sie schworen dem rathe nicht, dmmb
hoffeten wir jhe, der rath wurde nns darbey laeuBen. Wir vorboten
anch den nnderbommeister, ob die knechte wider aber den bom kernen
nnd weiten arbeiten, er solte ihnen das nicht zageben and ihnen sagen»
das sie keinen frevel aber dem gatte theten; theten sie aber was mit
gewalt, das mästen wir dalden, bis das wirs bessern kanten.
Uffh mittwoch vor Hedwig (IL Oct) im 75. jhar hatte mein hen
von Magdeburg die vom tale bescheden amb 12 zamNeaenwerck; aber
gleichwol schickte mein herr die seinen, nemlich Heinrich von Ammen-
dorff und Vinzencias, alle tage za anserm* widertheile afb rathaos and
rieten^ über uns vom tale. Und wir befanden der gutten rede and
zusage von unserm gnedigen herrn nicht, als uns wol zugesaget war.
Die 8 vom tale giengen zum Neuenwerck. Do hub Thimon Raucheopt ^
ahn von meines herrn wegen: „ersamen gutten freunde! Mein gnediger
herr heisset mich reden , so die gebrechen zwischen dem riUhe, In-
nungen und gemeine und den pfennem am nechsten verblieben sindt,
hat sich mein gnediger herr zu euch gefuget und gesehen, die zu ent-
scheiden. So wil seine gnade im ersten 3 stuck vomemen, nemlidi
das erste umb die 4 Vorsteher des tals, umb die 4 vorsohleger und
umb das gleiche saltz zu sieden ; und wolte seine gnade darza rath^i,
das die stucke so geordtnet werden, gott zu lobe, seinem stifte und
Bl. 47' dem II gemeinen guthe zu frommen. Darauff namen wir ein gesprech
und gaben seiner gnaden antwort: „so seine gnade wol wiste, das unser
widerteil uns nicht wolte beschuldigen, und doch seine gnade mit sei-
nem wirdigen capittel und der rath von Magdeburg vor das beste betten
genommen, das wir vom tale die von innungen und gemeine schuldigen
selten, mit dem rathe haben wir nichts zuthun, den das beste, so haben
wir die von innongen und gemeine beschuldiget vor euren gnadeni
dem thumcapittel und dem rathe zu Magdeburg, wir habens auch
darauff gesatet<^ zu entscheiden mit wislicher freundtschaft oder im
rechten, eure gnade mitsampt den acht obgeschribraen haben uns
ein solchs auch zugesagt. Darumb bitten wir euer gnade themutiglich,
wollet unser widertheil im ersten vor^ uns lassen kommen und uns der
schulde und gebrechen, die wir zu ihnen gesatzt<* und gethan haben,
freundtlich mit wissen oder rechtlich entscheiden/' Item mein herr
schlug fast umb undt wolde sein capittel und den rath zu Magdeburg,
als wir verstunden, darbey nicht haben, ;wiewol das uns seine gnade
zugesagt hatte, und wolts auch alleine uff sich nit nemen und hatte
das in allen besten vorgenommen, uf das seine gnade nit wolte ver-
marckt werden. Wir -horten , mein herr ruckte die 3 stuck £ast uff,
handel darinne zu haben ; seins capittels und des raths von Magdeburg
* zu Tiu vndt widertheile. ^ Retden, Rttden? ^ geeatE. ^ Ton (?). • g«Mts»
1 Thimol. von Rauchhaapt, 1466 Hofioiarschall (alter MarschaU) des Erz-
bischofe Johannes, erwarb 1454 das GatTrebnitz im Saalkreise. Dr. n. 962. Gen. Tab.
216. König, AdeMexicon 915. Vgl weiter unten BL 56\ Beg. fend. Johannis
archiep. Magd. 44 im K St.-A. zu Magd. (Erzst. Magd. 40).
1475 October. 77
nnd unser gcholde schweig er. Wir fragten, was seiner gnaden mei-
iiimg an den 3 stncken were, wie wirs yerstehen solten, es wolde nicht
an tag kommen. Do baten wir^ seine gnade wolte nns vergunnen,
seiner gnaden meinnng an die vom tale zu bringen. Antwortte seine
piade ja, das wirs theten nnd kernen uffh freytagk (13. October) zn 7
obren vor seine gnade zum Nenenwercke. Das wardt an die pfenner
bradit. Baten sie alle gemein, das unser gnediger herr die dinge so
wider nnd der weyse und form yomem^i wolt, als es uns durch seine
gnade, sein capittel, den* rath von Magdeburg zugesagt, beredt nnd
audi Terlassen zu S. Moritz.
II Und die pfenner kohren ihrer noch mehr zu den achten, so das BL47'
ihrer 18 oder 19 vor meinen herm giengen und sagten ihme die ant-
wort Er wardt zomigk: wir sprachen, die unsem betten uns anders
wki befohlen^ sondern wir baten noch als vor, das seine gnade, sein
eapittel und der rath von Magdeburg unser schulde yomemen weiten
qimI uns der entscheiden. Der zom war da. Do fragten wir, woltens
seine gnade haben, wir weiten die pfenner gerne zu hauffen haben.
Antwortet seine gnade, sie bekümmerte sidi^ des nicht, wir möchten
sie beysammen haben oder nicht. Wir lissen das nicht und hatten sie
nfiii sonabent (14 Oct.) zwir zusammen und worden eins, u£f das uns
mser gnediger herr nicht yermercken solte, das wir heimlichs oder
wag yerborgens drinnen wisten nnd darumb das nicht weiten lassen
handeln, das dan seine gnade Ungnade uff uns werfen möchte, und
wolten seiner gnaden dis vor ein antwort sagen, das uns seine gnade
so gnedig sein wolte und sein capittel und den rath von Magdebui^
beischen wolde, mitsampt denen die gebrechen wider anzufahen, wolten <^
wir seiner gnaden zu ehren und wolgefallen und den seinen obgeschri-
ben gerne gestatten und vergönnen, vorzunemen einen guttlichen handel
mit wissen, das der dreyer stucke eins vorgenommen wurde, und unser
vom tale schult eine darbey gehen möchte, und dieselbe freundlich mit
wissen oder rechtlicb zu gründe entscheiden möchte werden, und dar-
nach aber der dreyer stucke eins und unser vom tale schidt und ge-
brechen auch eine darbey gehen möge und die aber so zu entscheiden,
wie oben berurt, uff das keinem teil zu kurtz geschehe.
Uff denselbigen tag obgeschrieben (14. Oct.) schickten wir den
bomschreiber zu seiner gnaden zu verhören, ob unser seine gnade || BL48'
warten kunte, wir betten die vom tale zwir bey einander gehat, so
wolten wir seiner gnaden ein antwort sagen uff den neuen gehaltenen
bandel zum Neuenwergk. Antwort seine gnade bey dem bomschreiber,
das die vom tale ^ uff den montagk Galli (16. Oct.) frue umb
7 oder 8 zu seiner gnaden schicken selten uff die bürg. Die vom
tale k<»«n acht manne darzu. Frue zwischen sieben waren dieselbigen
im pfennerhoffe und wolten uSsitzen, so kompt Jacob Lenart, meines
herm von Magdeburg thurknecht, und saget uns, wir selten nicht kom.
men, meinem herm sein merckliche geschefte vorkommen. Aber mein
* dem. i> ite. • woltoii. <> hi«r im Mmnue. ,ß. G.*'
78 Marcus ^ittendorfit
herr von Magdeburg kam zum Neoenwergk. Da hatte er unser widertheil
besetaeden, nemlich die acht als Hans Seile, Hans Hedderich, Hans
Laub, Peter Schaff kopff, PrOlwitz, Weissack und die andern. Sie
waren eine gutte weyle da gewest, was sie über uns pfenner rieten ,
das weis gott; uffh nachmittag waren sie uff die bürg gefahren mit 2
wagen und geritten.
Uff die mittwoch S. Lucas tagk (18. Oct.) nach mittage schickte
unser gnediger herr zu den bommeistem und lies ihnen sagen, das er
die pfenner uff morgen donnerstag (19. Oct.) beysammen solte haben,
und alle zu dem Neuenwergk kommen solten umb eins nach mittage. Die
bommeister hatten die pfenner aber alle bey einander in Bnchels hoffe
und berichten sie der meynung meines herm; aber sie wolten das
nicht volworten, alle hienaus zu gehen, umb mancherley Sachen wegen
und schickten von irent wegen 8 manne zum Neuenwergk zu meinem
herm. Die brachten der vom tale antwort, als oben geschriben, an
unsem gnedigen herm. Diese antwort sagten wir: gnediger herr, wir haben
* die vom tale uffii sonnabent ^ zwirbey einander und uff heute freitags
Bl. 48^ einmahl gehabt. || So haben sie uns befohlen, euer gnaden zu bitten,
das der verbliben handel, so zu S. Moritz verlassen, wider möchte vor-
genommen werden, das wolten die vom tale alle williglidi verdienen.
Er sach übel und wardt zomigk. Seine gnade liss uns wider sagen,
er hette uns am nechsten drey stuck vorgehalten, ihren rath darzu zu
geben, das die so möchten geordtnet wenien, das seinem stiftund dem
gemeinen gutte frömlich sein solte, und wir alle dadurch zu friede und
eintracht kommen solten; und lies uns eine zettel lesen, die unser wi-
dertheil, die Innungen und gemeine, uffn rathause begriffen und auch
geschriben hatte, seiner gnaden zugesandt, wie sie das haben wolten
umb die regirunge des tals und andere Sachen. So war sein beger,
hetten wir noch nicht grttndtliche antwort von den pfennem, das wir
die uff morgen freytagk (20. Oct.) wolten beysammen haben und vleis
darbey thun, das seiner gnaden eine antwort nach mittage umb eins
werden möchte zum Newenwergk, den seine gnade meinte das gantz wol
uff allen theilen. So hatten wir umb die zettel ; die that uns seiner
gnaden cantzler. Wir fragten auch seine gnade , ob unser widertheil
auch mehr schulde hette die regirunge des tals belangende. Darauff
antwortet seine gnade nein, zur zeit hetten sie nicht mehr schulde»
die ihnen wissentlich were.
Uffn freitag der 11000^ Jungfrauen abendt (20. Oct.) waren die
pfenner alle bey einander und wurden berichtet der meinung meines
herm von Magdeburg, und die stucke der zettel wurden ihnen gelesen.
Do sprachen sie und wurden alle eintrechtigk und lissen meinem herm
diese antwort geben: nachdeme seine gnade begerte handel in den
* „wir" steht an dlsMr BtoUe fiberflIlMig. ^ laOOO.
1 Das war am 14. Oct geschehen, vgl. S. 77.
2 Am 20. Oct. (?); es dürfte vielmehr „domierstag** (19. Oct.) zu lesen sein.
1475 October. 79
Stacken zu haben, die des tals regiemnge belangeten, so wolten sie
das seinen gnaden vergönnen nnd seinem capittel || und dem rathevon B1.49'
Magdeburg in solcher weyse, das ein frenndtlicher handel mit wissen
Yorgenommen wurde; mochte die frenndtligkeit so nicht getroffen wer-
den, das den das recht ginge, als ans seine gnade za S. Moritz zage,
sagt hat, and aacb das die schalde bey einander gehen and der ver-
sigelten Zettel anschettlich, dar dencken wir nicht ausszugehen, den in-
nangen and gemeinheit wollen die gehalten haben, so haben wir ihnen
aach zagesaget, wir wollen sie halten. Aach wart forder gesagt, das
wii eineversicherong von onsermwidertheil' haben möchten versiegelt,
off das sie nicht dorften sagen affeine ander zeit, wir betten die stocke
oder dergleichen an seine gnade getragen hinder ihnen, oder das onser
widertheil ire schalde verzeichnete ond die versigelten, ond wir vom
tale desgleichen, ond die bey seine gnade gelegt worden, ond alsdan
seine gnade iglichem theile einen versigelten recess drober gebe, ob
das ie anders keme, das dan ein jederman beweisen möchte, was sie
vor schalde oder gebrechen angebracht betten.
Umb der rede willen wardt mein herr zornig and lies mancherley
rede sagen, ond aoch selbest redete, meinte er, das wir non aos der
Zettel nicht gehen wolten ond betten vor draas gegangen, als er sprach ;
aoch das man daromb rechten solte, were nicht noth, man konde die
stock ond andere die regirong des tals belangende so wol ordenen
ond machen, das es ^ darzo nicht vil doctores bedörfte, off das vor sein
Stift ond gemeine gott were, ond zog ons harte an, ob wir ime die re-
gierong gestatten wolten im tale zo ordenen. Wir achte mit den
bommeistem sprachen ond sagten, wir || wolten seiner gnaden denBl.49^
handel gerne vergönnen in solcher weise ond fcmn, als dan«' onser an-
bringen gelaot hat. Do sprach mein herr, die gebrechen weren in
schiütweise nicht an ihn gelanget, ond wir habens vormals von seiner
paden so verstanden, das die gebrechen von onserm widertheil an
ihn gelanget worden.
Da mag man mercken, wie die dinge zogiengen, ond were zo be-
sonn, er möchte ons in gros leidt gebracht haüben omb den willen,
wen wir aos der zettel weren gegang^, so möchte er das regiment zo
sich gebracht <^ haben ond möchte darnach vorbas gegriffen han. Da
onser gnediger herr das vemame, das wir nicht anders thon wolten,
ond die pfenner ans anders zo thon nicht befohlen hatten, lies er ons
sagen, er were em forste ond ein herre seiner freyenlehngotter; daromb
gebarte ihme ordtnong zo machen ober die regieronge des tals, es
were ihme aoch zindich zo thon. . . . <"
II Ehrwürdigster in gott vater! Nachdem so unsere freonde vom Biso*
tale die onsem von innongen ond gemeine vor eoer forstlichen gnaden
schrifUich verklagt haben, so ons eoer gnade hat lassen vorhalten, ond
^ «.wUMr"' feblt. >> er. <> yni vnier. <* habraoht. • BlaU 49*> bt nur Bur Hälfte be-
ioliritbeii, dum folft ein kmu leere« BUtt, dann Blatt 60*
80 Marcos ^ttendor£
wiewol wir von denselbigen enem gnaden der nberschreybnng and ver-
klagangk eine Abschrift gebeten haben, dar nnser affrichtige Bchrift-
liche antwort äff za than, das ans den eaer gnade amb sonderiidier ar-
Sache yrillen äff die zeit nicht hat wollen lassen geben, wie dem allen
hetten wir wol gemeinet, unsere freunde vom tale were derselbigen
aberschreibong nicht noth gewesen, so wir ihnen and sie ans verwandt
and zusammen in einer mauer sitzen, und auch, so wir nicht änderst
wissen, einer wilkire selten gebrauchen, dar sie sich doch nach unserm
beduncken gantz ungeburlich gegen halten, doch nach man\[^hfaltigem
vleis, muhe und arbeit, die euer fürstliche gnade uff diese ding gewandt
hat, das wir euer gnaden guttlich danckende sindt, sie zum letzten
darhin gedegen, das die unsern von Innungen und gemeinheit die ge-
brechen, die zwischen inen und denen vom tale sindt, euem gnaden
zu willen und wolgefallen zu einem guttlichen handel wollen konmien
lassen, so wir irenthalben enem gnaden, eurem wyrdigen capittel
samt* den ersamen unsern lieben rathsfreunden von Magdeburg, einen
guttlichen handel zu leyden, mit wissen zugesaget haben; so aber in
diesen dingen die freundtschaft nicht möchte getroffen werden, das dan
die vom tide ihre gebrechen und schult schriftlich in benandter zeit
übergeben und redits belemung darinne gebrauchten: was dan einem
iglichen part zuerkant wurde, das darbey zu lassen, doch unschedlich
ßL 50^ unser wilkire, Privilegien und altem herkommen. || So dan unsere freunde
vom tale Innungen und gemeine vormeinen in schulden und klagen
zu haben nach laut ihrer schrifte, so wir berichtet sindt worden so
vermeldende, das ihnen innunge und gemeine grosse gewalt thun und
sie wollen dringen von ihren alten freyheiten, gerechtikeiten und ge-
wonheiten, oder wie ihre verklagung uff die oder ander wort innehelt,
das ihnen doch nicht noth gewesen were, hetten uns auch zu denen
vom tale versehen, sie hetten das nach gewanten dingen wo) besser
gewust, und wan solchs vomemens vil geschehe, möchte ihnen und uns
zu merglichem, unüberwindlichem schaden kommen, doch wie d^n allen,
gnediger herr, so die vom tale Innungen und gemeine sonderiich ver-
klaget haben und den rath, so wir bericht sind worden, so wollen doch
unsere herren vom rathe, die do sitzen von Innungen und gemeine
wegen, und auch unsere herm die meister in diesen dingen von In-
nungen und gemeine ungesondert sein und meinen auch, was durch
sie in diesen dingen sey vorgenommen, das gestehen die part, das sie
dem^ wol getrauen nachzukommen und zu beruhen. Darumb, gnediger
herr, seindt meine herm vom rathe mitsampt den herm, den meistern
und andem herren, die aus aUen parten, die aus innungen und gemeine
darzu geschickt sindt, uff diesen heutigen bestrackten tag hie vor euer
gnaden kommen, hie zu hören, was die vom tale unsere herren vom
rathe, unsere herren meister und auch die von innungen and gemeine
schuldigen wollen, da wollen meine herm vom rathe uffrichtige ant-
wort drauff thun.
*■ maäU ^ tfdan*' Im Hammer.
1475 October. 81
Uff die k5hre der bornmeistery derhalben sich diese
innang uff diese pfingsten yernenert hat Ist derhalben ge-
schehen: die vom taie haben fast lange zeit vorgenommen , das sie
die schOppen vor dem Rohlande oft dem berge zn bommeistem kihren
lassen, dar sich dan die nnsem £Eist mit ihn nmb geirrt haben, dansie
finden sich an der kihre der schOppen gantz sehr mercklichen beschwe-
ret, und anch der rath von Halle in viel gescheften verhindert wirdt^
imd auch viel Schadens doraos kommen ist, das sonst nidit geschehe.
Dammb haben die nnsem von Innungen und gemeine wol 6 oder 7
jähr gemeiniglich alle jhar off das || rathaus gelangen lassen, das sie BL51'
die Schoppen uffa berge zn bommeistem nicht haben wolden, es ist
aber mit ihn oder von ihn von jhar zn jhare ein übersehen geschehen
so lange bis uff dis nechste vergangene jhar ; haben die part den ihren
aber ein befehlnng gegeben, das sie die köhrung schlechts nicht wol-
len gestatten. Doch nmb guttes glimpfe willen, so die vom tale viel
behelfs darwider meinten zn haben, ist nach nnserm gedencken der
abschied so gewest: wir weiten in deme noch nff dismahl eine gedolt
tragen mit der kihre der schOppen zu bommeistem, das sie es so be-
schaffen, das das nfi eyn ander jhar nicht noth were, nff das nicht
forder nnwille drans wurde. Were es aber jhe sache, das sie derhaL
ben vermeinten viel freyheit zu haben, das man dan in mitler zeit gutt-
liehen handel daraus hette; dorauff sindt diese dinge so blieben an-
stehen bis uff diese pfingsten. Haben unser herren meister in dem ab-
schiede der bommeister sie daran erinnert und guttlich gebeten, so sie
wol wisten den abschiedt, und das die ihreYi viel gebrechen betten, dammb
sie nicht weiten gestatten, die schöppen von dem berge zu bommeistem zu
kiren, das sie es mit den ihren also verfugten, das sie köhren zu bommeistem
die jhenigen , die nicht schOppen uff dem berge weren. Dorauff die
bommeister geantwortet haben, sie betten der köhre nicht zu thnn,
weiten sie derhalben was vomemen, möchten sie reden mit denen, die
der köhre zu thun betten. Ueber das alles sindt die bommeister ge-
kohren und ein* schöppe von dem berge darander; den gedencken die
unsero nicht zuzulassen nmb vieler Ursache hiemach folgende:
Zum ersten umb den willen, das die schöppen von dem berge
mit viel eyden und gescheften behaft sindt, nemiich vor dem Roh-
lande, mit der schöppenbanck und auch mit viel gescheften uff dem
schöppenhause. Damechst sindt sie eydthaftig und beschwert mit dem
talgerichte und mit viel gescheften in dem pfennerhofe. Über das
alles wollen die^ andere, innungen und gemeine, das ampt der bornmei-
sterschaft auch inne haben , da dem rathe von Halle viel verseumnis
von kompt und auch nnsem burgem gross mercklich schade davon
enstehet, die || so verseumet werden, zu ihren rechten noch darvon bl 51^
nicht kommen können.
Auch haben die unsem noch eine grösser beschwerang, indem die
schöppen von dem berge werden auch von ihnen in deme verdeehtig
^ Tod den SchO^M. ^ t«>le**.
a«toUcbt«i. <L Pr. Sachten XL ^
82 Marcus Spittendorff.
gehalten dammb, alle sehöppen vor dem Rohlande sindt gemeinglich
mit angebornenind auch gemachter freundtschaft so yerbunden and auch
verstrickt, das, wenn sie menschlicher gebrechlikeit and ihrer gewalt ge-
braachen wollen, niemandt mit und vor ihn zu rechte kommen kan,
das dan in kurtzen jharen geschehen ist und auch noch vor äugen ist
Darnmb finden sich die unsem sehre mit den schöppen, wen sie zu
bommeistem gekoren werden, beschweret, dan wan sie bornmeister
sindt, so haben sie die rechtstule alle inne in der Stadt Halle; den hat
jemandt von den unsem vor dem Rohlande zu schicken, sindt sie des-
gleichen auff dem schoppenhause, so haben sie auch das talgerichte
inne und auch den pfennerhoff. Darumb, gnedigerherr, vermeinen die
unsem, nachdem die schöppen vom berge mit so vil emptem und
eyden verhaft sindt, sie sollen durch billikeit die richtstule nicht alle
inne haben und zu der bommeister ampt nicht gekoren werden , auch
sich selber darzu nicht nötigen; doch wie dem allen betten sie derhal-
ben irgent freyheit oder Privilegium und legten die vor, betten wir
darkegen keine kegenrede, wolde (!) wir uns aber der gebühr halben
wol geburlich halten. Auch gnediger herr, die unsem haben noch ein
gebrechen und beschwemngk der schöppen von dem berge halben, und
ist noth, das derhalben itz auch in diesem handel die biUigkeit vorge-
nommen werde, den die unsem meinen, das die schöppen, die itzt den
schöppenstuel uff dem berge, der * dammb „uff dem berge'' heist, das
die von dem berge das gerichte vor dem Rohlande inne gehabt und
nicht die vom tal, sondem, so die geschlechte von dem berge verstor-
ben sindt, haben sich die vom tale des schöppenstuls unterwunden,
und haben so das gerichte vor dem Rohlande und auch des tals ge-
richte alle beyde innen, wiewol die unsem meinten, so die geschlechte
Bl. 52* von dem berge nicht mehr sein, || man solte billich aus Innungen und
gemeinheit auch in den schöppenstuel kiesen. Sie sindt auch nicht
gemeinet, so es doch alle tage wol not were, schöpfen zu kiesen, das
sie die kihre wollen zulassen, man kiese den auch aus innungen und
gemeynheit ; die vom tale legeten den gnungsame beweysung und pri-
vilegia vor, damit sie mögen beweysen, das sie alleine beyde richtstule
sollen inne haben, so wir anders nicht wissen, den das die vom tale
mit uns und wir mit ihnen zusamne in einem rathe sitzen und einer
wilkire gebrauchen. Wir gestehen in auch nicht, das sie irgent eine
sonderliche freyheit über ander gemeine burger haben sollen ^ wan es
ist ein gemeine wort: „ungleiche schusseln machen schilene äugen'' i.
Die gebrechen, die zwischen innungen und gemeinheit und den
von tale sindt, haben sich aus vier stucken entsponnen:
Zum ersten von der abetretunge. Uff das stuck ist durch unsers
gnedigen herm rethe gesprochen und bereth, und auch uns vorunserm
• „der" fehlt.
1 üngelyke schottein maken schele ogen, Wandor, Deutsches Sprichwörter-
lexicon IV. S95, 896.
1475 Octobcar. 88
gnedigen herrn zugesagt, das die Tom tale mit dem abetretten solten
halten nach laut der wilkihre, so das mit innungen uid gemeinheit
gehalten wirdt, and die wilköhre nidit deuten off eine oder zwo per-
schonen.
Zum andern mahle von der haltnnge der zetteln, die nber der
regieninge des tals in vergangen jharen gegeben ist, da sich die vom
tale vor nnsem gnedigen herrn ingegeben han, das sie die mit andern
Stacken, die dabey besprochen worden, halten wolten and doch nicht
geschehen ist.
Diese 2 stnck vorgeschrieben sindt bereit vor nnserm gnedigen
herrn besprochen, wie es damit sol gehalten werden, da haben die
onsem ein genagen ahn, wen das so geschieht. Sie bitten aach ansem
gnedigen herrn, seine gnade wolle die vom tale so haben, das, was
besprochen ist, das also gehalten warde, andern nnrath za vormeiden.
Das dritte stocke ist omb die kihre der schOppen za bom-
meistem, da sich die ansem widersetzen amb viel arsache willen, so
vorgeschriben stehet.
Das vierte ist amb der pfänner behaasange, das den ein Stacke
der wölkir ist || nemlich so laatende: aach soll niemandt pfannwercken, BL 52^
er sey den beeygent and beerbet % bey 5 marcken^; das den in ver-
gangenen gezeiten darch innangen and gemeinheit vorgenommen ist za
handeln and aach die vom tale darin gevolwort haben, wiewol etzliche
meinten , die wölköhre were so unrecht gedeutet , und die vom tale
dasselbe stuck uffgenommen haben zu halten. Doch so haben sie das
von stundt nach einem halben jhare fallen lassen, sondern die unsem
wollen dasselbige stuck gehalten haben und meinen, es sey wol billich,
nachdem das pfanwerg gar eine ehrliche, genysliche narunge ist, wer
des gebrauchen Volle, er sey zu Halle ein burger, beeigent und beerbet,
So das er hauss und hoff habe und nicht drey oder viere zusammen in
einem hause wonen, den durch das vomemen kan man nicht wissen,
ob einer, zwene oder drey das pfanwergk verheget, oder wie die ding
eine gestalt haben, sondern die vom tale meynen, einer sey beeigent
und beerbet, wan er ein haus hat von 10 oder 15 alten schocken oder
irgent eine ledige scheine, wan mit der weise kompt es, das die besten
heuser in unser Stadt Halle wüste stehen. Auch gnediger herr, das dis
stuck vorgenonunen ist zu handeln, ist von denen vom tale selbst her.
kommen, wan ihrer viel unter denen vom tale beklagen sich, das die
ledigen gesellen, die nicht hausunge uff halten möchten, die hauswirte
wol auss haus und hoffe pfanwercken mit viel uffsetzen, die sie vor-
nehmen, damit der hauswirt und auch das pfanwerck verderbet wirdt;
sondern wer die warheyt dorfte reden, so ist^ das pfanwercken, das etzliche
• beerben. ^ ^i** fehlt tn der HandKhrfft
^ In den alten Statuten der Stadt HaUe, welche Fdrstemann in den Neuen
liGttheilimgen (Bd. I. ^ S. 72) hat abdrucken lassen, fehlen diese Stralbestimmungep
diese WUlkOr kann also Sp. hier nicht im Sinne gehabt haben.
6*
84 Marcos SpittendorE
JQDge gesellen thon, ihr eigen verderb, das sie von stnndt an in gantz
ihren jungen jähren begynnen zu pfanwercken, wen ihnen noch wo!
noth were in die schnle za gehen oder ander dinge vorzunemen, die
BL 58* inen zn züchten noth weren. Doch so wir unser kinder zihen, | so be-
sitzen sie auch unser guther und gedeyen zn dem besten, so sie mögen.
Auch gnediger herr, alle gebrechen, die zwischen Innungen und ge-
meine entstehen, finden sich gemeiniglich daraus, das die vom tale so
sunderliche vortel suchen und wollen die wölköhre anders deuten uff
einen ort wider uff den andern. Dan wen man jemandts straft aus
dem gemeinen hauffen, so ist es alles wolgethan, sondern wen die
straflfunge auch an sie kompt, das ist wider die wölkihr, oder man
verstehet die nicht recht, es sol sie auch niemandt anders deuten, den
nach irem wolgefallen. Sondern wollen die vom tale zu zeiten den
gleichen wegk mit vomemen an schulden und an anderm unrate, den
etzliche Üiurfen sich wol berumen und sprechen, es were nicht gut,
das wir nicht schuldig weren, sie wolten auch noch darzu mit einem
alten mantel behulfen sein. Das nun daraus keme , was wir guttes
darinne verstehen sollen, wissen wir nicht; sondern uns zweyfelt gar
nicht, betten die vom tale gewolt mit uns ein sein und es wollen*
vomemen, man bette wol weyse und wege vorgenommen, dadurch
diese arme Stadt in bessern vorrath kommen were. Doch hofften wir
noch, die vom tale werden sich nach bedencken und uns allen genissen
lassen, das die von Innungen und gemeynheit grosse merckliche sum-
men geldes haben geduldet auszugeben der stucke halben, die die vom
tale am meisten betroffen haben, wan es vor äugen ist, alles, das diese
arme Stadt anficht ^, kompt gemeinglich alles von dem talgutte. Soll
man das da nun schützen und vertedigen , leuft gemeinglich uff vie
gelts auszugeben, den wir getrauen wol eine merckliche summa geldes
zu berechen, die man denen vom tale zu gutte ausgegeben hatt. Solte
nun der gemeyne hauffe den schaden tragen und etzliche merckliche
summa mit schaden gelten und andern helfen bezahlen, und die vom
BL 58^ tale || selten sich der herlikeit, freyheit oder Privilegien underzihen und
dem ersamen rathe, Innungen und gemeinheit, die die ihren auch stets
am rathausstule sitzen haben, keine regierunge noch inrede darinne [zu]
haben, wen etwas ungeburlichs wirdt vorgenommen, hoffen wir, die
vom tale werden das dahin nicht bringen <^. Wurden auch die vom
tale uffbringen, das inen gewalt von Innungen und gemeinheit sey ge-
schehen, nemlich in gebungtae*^ der zetteln, so sie des nicht sindt ein
gewesen, darauff ist unser antwort, was in den dingen geschehen ist,
ist geschehen von geheisse innnnge und gemeinheit; und meinen auch»
es sey nicht unbillich geschehen, so unsere hem vom rathe mitsampt
unsem herm meistern des sindt mit^' eins gewesen. Wir meinen auch,
hetten wir auch die zettel nach ihrem lanthe in die wölkihr gesatzt',
es solte dannoch mit aller billigkeit darbey bleiben, darumb das es
• In der Haadtchrift findet dch bier na Stelle der gesperrten Worte ,4^ Iti weiten'*. ^ an-
deht. c Hier In der Handaebrift noch „werden''. ^ gebangbcn. « An Stelle von „mit** b»t
dae lUnoecrlpt „wir". ^ gents.
1475 October. 85
mit andern parten anoh so ist gehalten. Den wir wissen alle, das der
erbare rath von Halle in vorzeiten hat yorgenommen, das die fiitterer
etzliehe ihrer gesohefte, die zu ihrem handel und innonge hörten, sel-
ten in der Stadt hantiren% sondern an den enden, da sie der rath hin-
weysete. So sie des nicht weiten mit ein sein, man lies es an Innungen
imd gemeine bringen, nnd do es alle parten bis nff^ sie eins weren,
do wart es beschlossen und an die wölköre gesatzt<^ ohne ihren willen
und volwort^. Dessgleichen ist mehr geschehen; daromb wart das mit
andern parten so gehalten, meinen wir, es werde auch mit aller billig-
keit mit denen vom tale auch so gehalten, wen wir wissen alle, das uff
die zeit etzliehe vom tale sprachen <^: der meiste theil beschlossen hat.
Meinen wir, es sey inen auch billich, nun es die vom tale betrift. Son-
dern ® in der zetteln berurt ist, nemlich das die parthe uff einem haufien
II zusammen kommen, wen sie umb den geschos oder ander noturft BL 54*
sprechen sollen, doch das der rath darumb gegrust werde; und wiewol
nach der vom tale meinuhg viel fehrligkeit diuinne sey, so es wol an
im selbst ist, lassen sich doch die unsem beduncken, es sey ihn noth, das
sie, wan sie zu sprechen haben, zusanmien [zu] kommen umb den willen,
das die vom tale alle wochen, wen es sie lustet und un bequeme' ist,
zusammen laufien, viel raths wider den gemeinen hanffen halten. Den
wir meinten wol, es were gnungk, das zu Halle ein rathaus were, nun
ist der pfennerhoff auch zu einem rathanse worden, desgleichen S. Mo-
ritzius- und S. Michaeliskirchen ^ ; und das es die lenge darüber gutt
werde, können wir nicht begreiffen. Darumb gnediger herr, hoffen
wir, euer gnade werde ansehen diese und andere unser gebrechen, die
auch in vorgezeigtem euer gnaden des armen gemeinen hauffen wegen
eizalt sindt und eurem wyrdigen capittel und den ersamen unsem raüis-
freunden von Magdeburg, bequeme mittel. . . S dar diese dingk möchten zu
friede werden vorgenommen, so das unser wölköre bey macht hiebe
uid einem parthe nicht änderst den dem andern ausgel^ und gedeu-
tet, welches wir umb euer gnaden wyrdig capittel und unsem lieben
hreunden von Magdeburg gantz verdienen.''
Dieser vorgeschriebene handel ist zu S. Mauricio im closter zu Halle
vorgenommen und unserm gnedigen herra von Magdeburg, seinem wyrdi-
gen capittel und unsem freunden von Magdeburg ein guttlicher? handel
in massen vergunnet, und femer als im anbegiune dis begriffs ausge-
trockt ist, sondem dieser handel ist ganz one ende abegangen umb
• Hier aebeint ,^ht" zn fehlen. ^ de vir. » wie gew(5hiüioh geMhrieben. ^ Der Sats
tat im WorÜMit imklw: ».beechloseen hatt meinen iffir es sev inen auch blllioh nun es . . . betrifft.
Soodem sie." « Hier findet s\eh noch „sie.*' ' „vnbeqaeme^S das Wort scheint verschrieben. 9 hier
tdüt wol etwas. ^ einen gnttUchm.
1 Neue Mitth. I» 8. 90.
3 Kirche oder CapeUe S. Michaelis am alten Markt, welche im Anfange des
16. Jahrh. abgebrochen wurde. ,,£in Kirchen wardt abgebrochen, genant zu 8. Mi-
diael am alten Markte an Doctor Milden, und es war Tor Zeiten eine PfEurkirche
gewest, als man saget die erste Pfarrkirche zu HaUe." Chron. HaUense ab anno
UOO ad 1570. Manuscr. d. Stadtbibl zu Magd. LXm.
86 Marcus Spittendorff.
den^ willen, das der bonimeister Hans Waltheim das erste Stacke dieses
begriffs and vorrede fast stöltzlich and aafs aller scherfst verantwortet
hat in allen artickeln, so lange das er äff den artickel kommen ist,
das onsere herm vom rathe, die da sitzen von innangen and gemein-
6L54^ heit wegen, and auch ansere herren die meister || in diesen Sachen
von innangen and gemeinheit angesandert wollen sein. Uff das Stack
hat Hans Waltheym angehoben: „herrrathsmeister, ir habet gesprochen,
das sich der rath nicht wolle lassen sandem von innangen^ and ge-
meynheit ; wolte ich gerne wissen, was das flir ein rath were, oder was
ir vor einen rath meinetet/' Daraaff ist gesprochen and geantwortet:
,4ch meine anser herm vom rathe, die da sitzen von innangen and ge>
meynheit wegen." Daraaff hat Hans Walttheim geantwortet: „nein,
nicht also, ein volkommen rath ist zusammen gesatzt^ von drey ge-
lencken; das sindt vier vom tale, vier von innangen and vier von der
gemeinheit, wen die so zusammen sitzen, das ist ein volkommen rath
dem<^ ist gebotten gehorsam zu sein und nicht dem rathe, den ihr
nennet. Die sindt meine herren nicht, noch unsere herren meister noch
Innungen und gemeynheit, denen gedencke wir nicht gehorsam zu sein."
Daranff ist geantwortet, wir wüsten nicht anders, den es wurde mit
allen von Innungen und gemeynheit so gehalten nach laut der wöl-
kire. Wen sie oder die ihren was betreffe, so musten sie alle abetreten,
so weren jhe die andern ein volkommen rath und was sie vor das
beste nemen, hette auch gantze macht. So betten wir dar nicht zweyf-
fei an, wurde es so mit Innungen und gemeinheit gehalten, es solte mit
denen vom tale auch so gehalten werden ; so sie diese stucke betreffen,
so solte der rath auch volkommen sein und gantzen gewalt haben.
So es auch zu jhare vor unserm gnedigen herren besprochen ist, und
auch zugesagt haben, das sie das stuck der wölkör umbe das abetretten
halten^ sollen gleich andern bürgern und Innungen und gemein-
heit, so den nu der bommeister in seiner antwort gesprochen hat,
das unser" herren, die da sitzen von Innungen und gemeinheit wegen,
und auch unser herm die innungsmeister nicht ein volkommen rath
sein, sie sindt auch seine herren nicht, das haben unser herm vom
Blbb* rathe mitsampt den meistern schwerlich zu sich genomen || und meinen,
er habe ihnen uff ihre eyde und ehre geredet, das im doch, so in und
uns zu einem guttlichen handel bescheiden was, nicht noth were ge-
wesen, sie selten es von im billich vortrack gehabt haben etc.
Man hat es auch uff die zeit zwir an unsern gnedigen herm lassen
bringen, das man in fragen solte, ob er die wort von seinen wegen
redete oder von der vom tale wegen, oder ob auch die vom tale in
die wort gestunden. Uns hat aber uff das mal nit mögen antwort
werden, sondem uff den morgen, als man den handel wider angefangen
hat, hat unser gnediger herr lassen uff brengen , seine gnade wolte die
gebrechen von beyden theilen lassen vomemen und ein itzlich stuck
besonder vorhören, und seine gnade und wirdiges capittel und unser
• innonge. ^ g«Mts. « den. d Im lüaiatcript findet skh eine Correctur, «la „halben"
ift halten gemacht • ,,gnedlger** nntentriehen.
1475 October. 87
fremide von Magdeburg wolden uff die gebrechen ein kartz bedencken»
nemen and sich dan nff eine bestimpte zeit wider her fugen und die
gebrechen freundtlich mittehi und mit unserm willen und ^wissen zu
gründe beylegen. Dorauff ist unserm gnedigen herm vor antwort wur-
den, es bette sich gestern begeben vor seiner gnaden, das imsem herm
von rathe und auch unsem hem den meistern durch den bommeyster
Hans Walttheim uff ihre eyde und ehre geredt were, indem das er
gesprochen bette, sie weren kein volkommen rath nicht, er hielte sie
auch vor seine herm nicht. Doraufi wir gestem gerne antwort gehabt
betten, es hat uns auch nicht mögen begegnen, wie dem alles nemen
unser herren vom rathe mitsampt unsem herm meistem die rede gros
Tor Unwillen, sie weiten ihn auch umb der uberfamng willen so we-
ni^ zustatten zu der bommeisterschafl als Hansen Zölner, der ein
schöppe were, sie weiten in auch nach laut der wölkir bussen, dan sie
meinten, so uns von beyden theilen ein guttlich^ freundtlich handel ge-
legt were , solte ihm solche uberfahrang nicht noth sein gewesen. So
aber die antwort an den bommeister gelanget ist, hat er sich || fast BL55^
sehr entschuldiget, das er der wort also nicht gemeinet bette, sondem
er wnste jhe, das sie zum rathe gehörten. Solte aber ein rath vol-
kommen sein, musten auch viere vom tale dazu gehören. Die antwort
weiten aber unsere herm nicht vor gnuge nemen umb den willen, das
der rathsmeister Spittendorff in der kirchen zu S. Gerdrauten dieselbi-
gen wort auch geredt hatte, der er sol zu dem rathsmeister und auch
andern unsem herm gesprochen han, als im ist von des raths wegen
ein gebot gethan, das sie die köhr verandem selten : er neme das ge-
bot nicht uff, sie weren auch seine herren nicht Daramb meinen
unsere herren, so sey nicht durch Hans Walttheym ein schlecht ver-
gessen geschehen, sondem seine wort weren eine bestetigung derer,
die Spittendorff zu S. Gertrauten geredt bette. Wie dem aUen hat
unser gnediger herr von Magdeburg viel arbeit, muh und vleis ange-
kart, das die ding betten mögen uff andere wege kommen, es hat sich
aber nicht wollen schicken umb den willen, das sie die kihre der
bommeister nicht haben wollen verandem. Daramb ist dieser handeli
wie vor berurt, gantz ohne ende abgangen.
Dis sindt unser, Johan von gottes gnaden ertzbischof zu Magde-
burg etc., und rathman, innungsmeister und gemeine zu Halle Sachen,
fehle und gebrechen, die wir zu euch, bommeistem und pfennem ge-
meine zu Halle, haben eurer vermeinter regiemng halben des tals und
sohlgutter zu E^e, die ihr euch durch euer selbst vermessenheit un-
derzogen habt, darin wir nun, als und sich unser iglichem geburt hat»
gesehen und dar und ofienbahr gefunden haben ^, das ^ solche
gutter, die sonderliche gaben von gott dem allmechtigen und von uns
genanten ertzbischoffen zur lehn mrende seindt, unrechtlich, ungleich-
Uch, ungetreulich und ungeburlich habt gericht, gehandelt und
* nbcdtnck*' ^ b»tt. « hier •ehelni etwas sa fehlen.
88 Marcos Sjattendorff.
damit gebaret, darin ir euren eigen natz nbermesslieh und mit onbilli-
61.56* keit gesacht und euch zugezogen und || damit gereichet und uns, un-
Berm stifte und allen den geistlichen und weltlichen, die im tale zu
Halle gutter von uns haben, mercklich abgezogen und gemeine bestes
geschwecht* habt, in massen hiemach in diesem folgenden stuck hier
ausgetruckt.
BL 3* b II Anno domini millesimo quadringentesimo septuagesimo quinto uff
mitwochen sent Lucastag (18. Oct.) hat« unszer gnediger herre, herre
Johannes, ertzbischoff zu Magdeburg etc., zu den pfennem zu Halle ge-
schickt und sie lasszen verbothen , das sie alle uff dornstag nehst dbEir-
nach (19.0ct.) zu des seyers eynem* vor seinen gnaden im closter zum
Neuenwergk seyn, mit yn forder der gebrechen halben, regirung dee
tals zu Halle und sunderlich die drie stugke betrefiende, nemUch die
vier Vorsteher des tals, die vier verslegere und das gliche saltz zu
siedene, zu reden etc. Sint uff berurten tag und stunde vor seynen
gnaden erschynnen Heynrich Greffe, bommeister, Marcus Spitendorff,
Hans BusszeS Claws Schaffstete, Hans Waltheym, Mattis Pegaw^, Lau-
rentz von Rüden ^, Peter von Muchel, Hans Seber^.
Hat unszer gnediger herre durch Thymen Ruchhoupt, den alden
marschalg, reden lasszen, es were letzst ym closter zu sent Mauritz zu
Halle , do seyne gnade den irrethum umb die bommeyster biegelegt
hette, eyn ' abescheitigemacht umb ander gebreehen, die zwischen dem
rate, Innungen und gemeynheit und den vom tale weren und sunder-
lich die regierung des tales betreffende, und die uff seyne gnade be-
ruhen und bestehen solden^ und szo sich das fest sente Mauricii zu
Magdeburg geendet hette \ wolde seyne gnade sich widder heruff fugen
und die gebrechen, die regirung des tales betrefiende und das eyn ge-
meyne bestes anlangende were, zum ersten und darnach die andern
gebrechen vornemen, die auch biezulegene, und^ wiewol seyne gnade
fast mergliche Sachen damydder im lande ftir banden hedde^ seyne
gnade die zurugke geslagen und sich so bie die dingk gefugt und sich
fast tage her in den obgerurten gebrechen beflisigt und gemuhet. Were
* gefacht. ^ Von hier beginnt dieHandMhrift der magdeb-Stadtbibliothek, deren Text wir nun
mittheilen. Die Abweichongen der halUsohen Handachrift, eo weit de nicht anweaenüieh nnd
nur orthographiBcher Natur sind, folgen in den Noten. Auch in der hallischen Handaohrift iat hier tin
deutlich hervortretender Abaehnitt gemacht. ^ fehlt in der haU. Hamdeohrift. ^ nmb dea Segere. X.
umb de« Segere. L ® Hier findet aich in der halliaohen Handschrift Huis »Poase*\ ' p^ndt'* h. H.
g die drei letaten Worte fehlen in der halliaohen Haodachrift ^ ,,geendrtte** m. H. * fehh in der
hall. Handschrift. ^^,M lande hette" h. H.
^ MatthesPegau, erstes Mitglied des engem Raths im J. 1467, Bcnnmeister
1468, Rathsmeister 1470 und 1473. Hermann P. erscheint im engem Rathl405y
Hempel P. als Mitglied der Meister 1485.
3 Lorenz ▼. Reuden (Raden, Rüden) hat 1466 die zweite Stelle im engeren
Rath inne, sass 1470 und 1474 als Bommeister im Rath, vgl. Dr. II. (Gen. Tab.
8. 136).
3 Hans Seberl451, 1460, 1464, 1467 Bommeister im Rath. Die Familie war im
Anfieuig des Jahrhunderts in mehreren Gliedem im Rath yertreten, so war Hans 8.
1411, 1415, 1420, 1427' MitgUed des Raths, vgl. Dr. ü. (Gen. Tab. 8. 151).
1475 October. 89
geyner gnaden begerung, seynen gnaden nach zn vorgunnen, die obge-
rorten gebrechen vorzunemen, seynen gnaden auch || daryn zn raten; Bl.3^
sie konden nnd wnsten auch darzn zn raten, wann* seine gnade were
geneigt so darin zn handeine und sich zn beweiszen, das sievorseyne
gnade, seynen stifift^, die stat zu Halle, so alle und eyn gemeyn bestes
seyn solden. So weren auch Yormals nicht dann drey stugke, die re-
gimng des tales betreffende, verluthet, so weren aber nach mehir stugke,
die an den seihten hingen, die weren in einer zcedeln verzceichent^
die man yn leszen solde, die seihte zcedel dann alszo durch meister
Lamprecht cantzler geleszen ist wurden, die zcedel luthet alszo, als
himach folget.
Disz sint die gebreche, die die rathman, meyster^' und^ Innungen
imd gemeynheit unszer stat Halle vermercken gebrechlich, nnd die sie
bedungken notdorflft seyn zu reformirende und zu vorbesszem:
Item^ umb die vier Vorsteher des tals, das nicht notdorfitig vleisz
ond^ uffsehen gethan wirdet^, die zu kieszen, und uff yre« regirunge
des ufinemens der frone- und amptsole, auch die zu bestaten und 1^
zcalt zu nemen, und das davon, was gefellet und zu haldunge des tals
nszgegeben wirdet, eyn register gemacht nnd berechent werde, auch
ab sie zu dem ampte eyde tethen, die notdorflftig versorgt wurden.
Item^ umb die vier verslegere der solen, das darzu nicht burger,
die uns nnd unszer stat Halle eythafiftig weren, sundem uszwendige
arme luthe geringes stats darzu gekom und uffgenomen, die auch
lichtUch georloubt werden und zu gezceiten, eher sie des ampts in rechte
künde und verfisurenheyt^ komen sint, auch das man besorget^, yr eyt
Doitdorfftig versorgt sey nach genomen werde, auch das man nicht wys-
sen hat, ab sie den kothzcynsz mitte versiahen, auch das man nicht ver-
nymmet, das sie zu gezceiten^ feuerwergk und sole koufiften, eyn kotii
mitten und etlich werg sieden liesszen und dar nach verslugen.
Item "^ szo ist auch eyn gebrechen, das die verslegere nicht musszen
nach landloufitiger muntze || versiahen, das vil unvorstendigkeit und B1.4*
irrung und villicht schaden mag bringen.
Item° umb siedunge des saltzes, das nicht glich gegusszen, davon
auch nicht glich saltz gesoten werde, darvon der gast beschedigt wir-
det, auch eyner den andern uberseut und wol uff schaden bringen kam,
das auch nicht in die koth gegangen, das saltz besehen, und wu das
zu kleyn gekom und gefunden wurde, nicht gemesszen und gevahret^
werde.
Item umb die setzunge des saltzes, das das nicht eyns redelichen
und gUchlichen kouffs gesatzt wirdet, von der wegen die gastfart ge-
mynert, und die stat Halle umbgefam und so das gemeine beste ge-
swecfat werdet
* „den** h. H. ^ »vor S. g. stURt" b. H. o fehlt in der balL Handschrift. ^ fehlt In der
h. H. • nWirt" h. H. < fUüt in der halL HandMshrifk. C ,4hrer^ h. H. ^ ,^. vmb" b. H.
I „erfiümnbeitt" h. H. ^^ „man beeoiget" fehlt in der haU. Handaehrift ^ ..zoelten'* h. H. wie nooh
Oflv. ^ ,^. So** h. H. ^ fehlt in der haU. BandMhrifl, dafür am Bande 4, neben den folgend«
AbrittMn ft. 6. ^ Hf«ftim** h. H. P DieMr gaue Abeata fehlt In der baO. Bndaebitfl.
90 Marcus Spittendorfif.
Item amb die gerenthe, das es damitte nicht gehalden wirdet, als
es vor eynem iare off dem rathosze zu Halle vor uns durch bommeister
and die vom tale gemeyn zugesagt ist, sundem die am meisten eygens
guts haben, die meisten und besten gerenthe zu sich slahen, damitt der
gemeyne huefe der understen beschedigt und sunderlich mit den kothen
nbersatzt wirdet und nicht zu fullem sieden^ komen können.
Item umb die obim bommeister, das die auch eyde zu dem ampte
der bommeisterschafFt und auch^ zu der bang des gerichts im tale
teten, und das der eyt, wie der gehen sal, eygentlich uszgedrugkt, da-
mitte das ampt und auch das gerichte versorgt werde.
Item das die obgerurten^ bommeistere bynnen dennehsten virzcen
tagen nach yrem abekomen nehstfolgende von dem, das yr ampt an-
langende ist, rechinschafil thun unverzcihenlichen, und auch yren eyt,
als sich das geburet
Daruff haben die obgnanten geschickten von den pfennem eyn ge-
spreche gebeten und nach gehabtem gespreche seynen gnaden durch
Hansze Waltheym wider geantwort, es were vormals im closter zu sent
Mauritz zu Halle eyn handel der gebrechen halben zwyschen yn^ und
Bl 4i*^ yrem widderparthe gewest, da betten sie gerne gesehn, || dasz die von
Innungen und gemeynheit sie geschuldiget betten, das"* sie nicht betten
wollen thun, und sie betten sie must schuldigen, do were eyn abescheyt
gemacht und die Sachen' uff seine gnade ^ das wirdige capittel und
den erszamen rath zu Magdburg gesatzt^ in der gute mit wysszen
adder mit rechte zu entscheyden. Und han^ seyne gnade gebeten, es
zu sulchem ersten abescheyde komen zu lasszen etc. Daruff hat seine
gnade durch Thymen Ruchhoupte forder reden lasszen, es were uf sul-
chen ersten abescheyt durch seyne gnade in bieweszen der geschickten
vom capittel und auch von dem rathe zu Magdburg fBist vlisz, muhe
und arbeit^ gethan. Es betten aber dadurch die gebrechen nicht hie-
gelegt mögen werden, und weren daruff alszo die geschickten vom ca-
pittel und rathe zu Magdburg weggezcogen. Und wiewol die seihten
geschickten alszo weggezcogen weren, bette seyne gnade, als' ftir sich
seibist, als yr aller herre, dem irrenisse der seynen billich nicht liebete,
nicht wollen abelasszen, sunder sich forder darin gemuhet und eynen
irrethum, der umb die bommeister gewest were, biegelegt"', und den
letzsten abescheyt zu sent Mauritz gemacht, der auch von yn auffge-
nomen, und seyne gnade widder damff hie die ding komen were, und
der erste obgemrte abescheyt» were eyn vorblebener und abegegange-
ner handel, und seyne gnade begerte nach^ uff sullichem vomemen
nicht zu blieben, sundem seyne gnade zu dem handele der gebreche
in der zcedeln geleszen komen zu lasszen etc.
Daruff haben die geschickten von den pfennem nach gehabtem ge-
spreche Hansze Waltheym reden und fragen lasszen, ab der gebreche
• „▼ollen Sieden*' b. H. b fehlt in der haU. Handschrift. « „obgenanten" h. B. ^ »Jhn»'*
b. H. o ,4o*' b. H. f „Mche'l b. H. f „rndt*' h. B. ^ fehlt in der baU. Handwshr. i .Jiabe"
b. H. * ,4»* ▼!• ▼• *•*' b. H. ^ »,al0o" b. H. ^ „IrrethniDb vmb die bonunelfter Uagelegt ' am
|Uuid0. » (Anta abfobijt abegaogenn" am Rand» d. H. o „aaob" b. H.
1475 October. 91
auch mehr weren, dann in der zcedel verzceichent ist. Daroff geant-
wort, onszer gnediger herre wüste na zur zceit nicht mehr gebrechOi
dann die regirung des tals betreffende; hat Hans Waltheym forder ge-
retb, sie hetten auch an seyne gnade bracht mnb den ersten abescheyt
uff seyne gnade, das capittel and den rath za || Magdbarg% daswere Bl.5^
yn^ von den gewergken allen alszo befollen and fanden das aach
anders nicht gereden. Sandern sie betten ^ yn die gelesene zcedel zu
antworten, so wolden sie die^ den gewergken allen leszen and seiner
gnaden meynang forder an sie gelangen lasszen and seinen gnaden
der halben äff seyner gnade widder fiirbescheyden antwort widder
sagen. Hat seyne gnade yn die zcedel der gebreche lasszen antworten
ond yn befelang gegebin äff fritagk Vormittage (20. Oct.) mit yren ge-
wergken daramb za sprechen and nach mittage widder bie* seyne
gnade doselbst' zimi Naenwergke za komen and antwort za geben»
daraff sint sie so abgescheiden.
Uff den obgerarten fritag nach mittage sint yor seyne genade
komen Albrecht Schaffstete, Thomas Dagaw, geynwertig bornmeistere,
Marens Spittendorff, Hans Bassze, Claws Schaffstete, Hans Waltheym
nnd Hans Seher. Und Hans Waltheym hat gered, syne gnade bette
yn gesteme eyne zcedel der gebreche im tale, von innangen and ge-
meynheit an seyne gnade bracht^, lasszen aberantworten, des dangke-
ten sie seynen gnaden, and sie hetten mit den yren daramb gesprochen,
die hetten sie gekom and von yrer aller wegen za seynen gnaden ge-
schickt, seyne gnade za bitten, die von innangen nnd gemeynheyt da-
ran za wisene, es za dem ersten abescheyde za sent Manritz komen za
lassene. Ab das aber nicht geseyn mochte, so weren nnwelichst drie^
gebreche verlatet, nemlich amb die vier vorstehir, die vier verslegere
nnd glich saltz za siedene. Na weren der gebreche^ achte wurden,
und es wurden von yrem widderparte ymmerdar*' nuwekeite vor-
genomen nnd gesucht, es wurde damitte auch nicht eyn uffhoren seyn.
Wann' so sie bereite damitte*^ yren willen erlangt hetten, wurden sie
nach mehir suchen^ und es wurde nymmer keyn ende seyn; und sie^
betten, das seyne gnade yn die acht stugke, dasyr widderparth die^yn
schalt- adder klagewiesze an seyne gnade bracht bette, versigelt geben
wolde. Die yren hetten yn auch befolenan seyne gnade || zu brengene, Bl.5^
wolden die von Innungen und gemeynheit sie umb sulche gebreche
schuldigen, so hetten sie auch schulde zu yn, das seyne gnade dann
yres widderpartes schulde eyn ;und dargegen yrer schulde auch eyn
vor sich neme und darin gutlich handelte mit wysszen, und ab die
gntligkeit nicht funden werden mochte, das seyne gnade dann die in
rechte schiede, und szo das geendiget were, dann aber zwue schulde
geyn eynander vomeme und szo forder bisz zu ende, und so es an
* So hier und welter unten regelm&aaig ^ ,4nne'* h. H. ° Leiart der hall. Huidschr. ..baten/'
die magdebarglsche überliefert hier ,4ietten." d fehlt in der hall. Handaohrift " ,,za seiner * h. H.
' nnr in der maadebugiachen Handschrift, ir ,^ ■. g. b.** fehlt in der hall. Handtchr. h ,^<iie'* h.
B. * »igbrecbe^' m. H, ^ ,,Jhe mehr d nenmngk'* h. H. ^ ,4em*' h. H. ""^ nnr in der magdeb,
Handachrift. ^ ,^e*' nur in der m. H. ^ ,4m wider parti die" h. H.
92 Marcus SpittendorfiL
das ende qweme, das die von iDnangen and gemeynheit nmb die
stngke, yn der zcedeln verlathet, schnldigiten, solde seyne gnade wol
boren, das sie redeliche und affrichtige antworte daruff thon wolden.
Ebt seyne gnade forder* daroff reden lasszen, sie wosten wol, das der
erste abescheyt zu sente Mauritz verhieben ist und abegegangen und
darnach durch seyne gnade eyn ander handel yorgenomen^ und eyn
abescheit gemacht, und daruff seyne gnade wider <^ bie die ding komen
were, davon ^ die bete uff den ersten abescheyt nicht stete bette. Die
acht stugke, in der zcedeln verzeichent, weren auch nicht an seyne
gnade bracht in clage- adder schuldwiesze, sundem algemeyne gebre-
chen, die seyne gnade, seynin wirdigen stifft, seyner gnade stat Halle,
idle die jhenen geistlich und wertlich, die gut im tale betten, und
auch das gemeyne beste anlangende weren. Were seyner gnade mey-
nung nach, das die billich vor das erste vorgenomen und zu ende
bracht solden werden, und szo das geendet were, nicht binden ge-
lasszen ander schulde und gebreche, die sie alsze parthien« geyn eyn-
ander mochten gehaben. Und seyne gnade hat daruff begert, ym' ent-
lieh antwort zu gebene, ab sie seynen gnaden darin handeis yorgon-
nen und verfolgen wolden adder nicht, als seyne gnade vermeynte,
billich geschege, nachdem er eyn' fürst und herre der stat und auch
des talguts eyn lehnherre were, und sie die seynen und ym verwandt
weren. Es wolde seynen gnaden aucht nicht ftigen, die ding, die eyn
B1.6* gemeyne bests^ anlangende || weren, szo vorblieben zu lasszene.
Daruff hat Hans Waltheym umbesprochen zu stund gesagt, sie
betten an seyne gnade bracht, das yn von yren hem, den^ gewergken
allen, befollen were, sie^ konden auch nicht mehir gereden, dann yn
befolen were. Hat seyne gnade selbst daruff geyn Waltheyme gereth,
ab die gebrechen der regirnng des tals an seyne gnade nicht bracht
weren, und seyne gnade die sust vomomen bette, szo were er ye yr
und der gutter herre und meynte, ym geburte billich darin zu reden
und für eyn gemeyne bestes zu rathene. „Yr, Waltheym, habt auch
vor geret, yr woldet wol redeliche und uffrichtige antwort uff die ver-
zceiohenten gebrechen thun, nu yr die szo wol wysszet zu thune, wu-
rumb antwort yr nicht darzu ?*' Damach hat Thyme Ruchhoupt ftirder
gered, unszer gnediger herre czwivelte nicht, sie wosten wol den letz-
sten abescheyt zu sent Mauritz, das der darnffe stehne blieben were,
das seyne gnade sich widder darbey iugen und^ zum ersten die ge-
breche, die regirung des tals, vomemen solde, die biezulegen, und szo
das gesehen were, nicht deste mynnerm auch andere gebreche, daruff
seyne gnade sich euch hergefugt, ander eygen seynes stiffts sache zu-
rugke gesatzt bette, und yn den dingen auch faste vleiszs" und muhe
gethan und gehabt. Und seyne gnade bette gehofft, sulcheso seynen
gnaden alszo vergunst und verfolgt seyn'soldej; gewest. Wolde man
• „wider»* h. H. ^ „tot** h. H. » statt „wider" — .^" I1.H. d „daromb" h. H. • ,,i*rt-
t»** b. H. ' ftatt „ym** — „eine*' h. EL «r itatt „eyn" — „yr" h. H. »» ».da« gemeine berte"
h. H. i ÜBblt in der halL BandBchrift. »^ dieser Sats feblt in der hall. Handaelirlft, 1 fehlt in der
bsOL HMdsebr, n ..weniger" |k. H. » »jMte Tiel vleii*' b. H. ^ „soltens" h. 0.
1475 October. 93
seyne gnade nach darinn horeui seyne gnade wolde gerne das beste
nach darin thnn nnd yn frist geben, forder mit den yren dammb zu
sprechen. Wue^ man aber seynen gnaden des^ nicht geboren wolde,
were seyne gnade eyn fnrst nnd herre der stat, anch snnderlich des
gnts im tale, so wolde seyne gnade die ding alszo nicht verbliben
lasszen, sandem gedengken || und vomemen, dasz für seynen stifft, Bl.6^
Beyner gnaden stat Halle ^ und das gemeyne beste were.
Uff solche rede ist nichts von den geschickten von pfennem^
geredt, und unszer gnediger herre ist uffgestanden. Do* hat Albrecht
Schaflfotete, bommeister, under den geschickten der oberste, gebeten,
yn zu erlouben, und sint szo' weg gegangen.
Uff dinstag nach der eylffthuszent jungfrauwen tage (24. Oct) ha-
ben die Yom rathe und die Yon Innungen und gemeynheyt dissze nach-
geschriben pfenner beschickt, nemlichen Hansze Gluken, rathszmeyster,
Cosmas Quetz, Heynen Brachsteten und Claus yon Jhennei und die
drie bommeister Albrecht Schaffsteten, Thomas Dugaw und Heynriche
Greven und darnach auch dissze nachfolgenden» die von den ptennem
die obirsten, vomemsten und worthelder gewest sint, mit namen Mar-
cus Spitendorff, Glawsze Schaffstete, Hansze Waltheym, Matte Pegawent
Drewis Fischer, Laurentz von Rudenn, Hansze Seher, Peter von MucheL
Hansze Busszen, Sander Dragkensteten und Balthsar Aldenburge, una
haben yn vorgehalden, wie sie von unszerm gnedigen hem abegeschey-
den weren ^, in massen obgerurt , und nachdem seyne gnade an yn
nicht bette mögen erlangen, seynen gnaden handel der regirung des
tals halben zu vergunnen, hatte seyne gnade nach der rath des nicht
verblieben lasszen wollen, nachdem sollichs eyn gemeyne bestes an-
langen were, nnd betten eyne ordenung^ uff die regirung gemacht, die
yn erzealt ist, und von yn begert, unszerm gnedigen hem und dem
rate darin gehorsam zu seyne und die inzugehne^ Und als sie die
nicht hau wollen ingehen, sint Hans Waltheym und Marcus Spitten-
dorff gefenglich gesatzt, und den andern obgnant allen ist' uff die
thorme von dem rathe gebot gesehen.
II Uff mitwoche iruhe (25. Oct.) hat unnszer gnediger herre und BL 7*
der rath der pfenner kästen in der sacriste zu sent Moritz", darin sie
gelt, als das*^ geruchte gegangen had, haben solden, uffs rathusz zu
Halle tragen lasszen.
Uff domstag frühe (26. Oct.) hat unser gnediger herre und der
rath geschickt zu den pauwelerno zu Halle und haben da eynen rothen
kästen in der sacristie, der Hans Waltheyms ist, mit des raths ingesi-
gil versigeln lasszen, mit befelung den zu vorwaren und ane \iiillen
unszers gnedigen hern und des raths nicht wegk zu antworten. Uff
den seihten domstag nach undecim milium virginum nach mittage sint
•> MWle"" b. H. b ,«dM'* fehlt in der haXL Haadwhr. « .««eliMr Stadt Bane" h. H. < „d«
pfinner^ h. H. • ,^u" ta. H. ' fehlt in der haU. Handachr. er ,^en'* b. H., die letatea aeht
Wert» fehlen in der hall. Handachr. ^ atatt „weren'^ ~ i.wan'* h. H. * ,,Tnordtnange** (I) b. H.
■ »Twl im an ghene'' (!) h. H. < „tat" fehlt in der hall. Handaohrtft. m „lanott Maoritfi*' b. H.
■ „dM** fehlt in der nagd. Handechr. o „Bawleatten'* (I) b. H.
94 MarcuB Spittendarff.
vor onszem gnedigen hern ins closter zu sant Mauritz zu Halle vorbotb
wurden alle gewergken and pfenner zu Halle, dahyn dann auch Hans
Seile, rathszmeister, Hans H^derszen, Hans Lawb und vil von innnn-
gen und gemeynheyt komen sint. Darselbist hat seyne gnad in geyn-
Wertigkeit der hochgebomen forsten, hern Steffans, pfoltzgrayen bey^
Reynn, hertzogen in Beyern, hern Woldemars, forsten^ zu Anhalt, und
hern Ernstes, graven und hem^ zu Manszfelt^, em Manritz von Seho-
nanw^, thnmherre zn Magdeburg, Heynrichs Yon Amendorff, Hanszes
Kotzen und ander seyne rethe und manne, dureh em Bernde"^ Beker,
den<> alten oantzler, geyn den vom tale reden und erzcelen lasszen, in
masszen himach folget:
Erszamen und^ weiszen, liebin frunde, unszer gnediger herre ge3m.
wertigk hat von dem erszamen rathe zu Halle verstanden, das in der
regirung des tales gebrechen weren, der und^ ander gebrechen halben
seyne gnad sich lenger dann eyn ihar fleiszig gemuhet und arbeit '^
angekart hat, die nach rathe des erszamen raths geynwertig, auch u-
Bl. 7^ werer^ vom || tale beyzulegen, dasz seine gnad an uch vom tale nicht
hat folge mögen erlangen, sundem die ding faste geirret ^ mit schul-
den, die yr vermeyntet zu den von Innungen und gemeynheyt zu ha-
bene, und als unszer gnediger herre nu letzst hir zu sant Mauritz den
gebrech umb die bommeister beygelegt hat, ist eyn abscheyt gewesty
das seyne gnad nach der^ hemmesszen^ sich widder bey die ding
fugen solde und die gebrechen des tales, die eynen gemeynen nutz
anlangende weren, vomemen solde czum ersten, und szo die" geendi-
get weren, auch andere gebrechen, ap der was weren. Daruff seyne
gnad fasto czeit herp, fleisz, muhe und arbeit angekart bette, aber
nichts von uch vom tale erlanget, das da hette mögen darzu sich zeihen,
das der tael in gnthe, gliche und rechte regirung hette mögen komen.
Seyne gnade hette auch uwem geschickten hüthe achttage die ge-
breche in eyner zcedeln vorzceichent übergegeben, die geschickten het~
ten die auch entpfangen upd von seynen gnaden abegescheiden, die an
* „von" h. H. ^ „fbnten'* fehlt In der hall. Handaohr. <^ die drei letzten Worte fehlen
in der haXL HandMhr^ ^'^ ^Bemert** h. H. « „den" fehlt In der hall. Handschr. f „nnd'* fehlt in
der hall. Handachv« c^ „rnder" h. H. ** „gearbeitet"' h. H. ' „gcfronwertlgk woren vom" h. H.
^ „geert'* h. H. 1 ,4en" m. H. "» „ni" h. H. ^ ,A»" h. H. o .^frigt" h. H. «* „her" fehlt
In der hidl. Handachr.
5
i Graf Ernst I. von Mansfeld aus der zweiten Linie, Sohn Günthers IL
t 1475), wurde 1456 auf der Universität Erfurt immatriculiert (Neue Mittheil. VI
l27) und regierte nach dem Tode des Vaters mit seinem Bruder, dem Grafen Al-
brecht DI., gemeinschaftlich. £r starb am 18. Juni 1486. (Erumhaar) Die Grafen
von Mansfeld und ihre Besitzungen S. 46.
3 Moriz von Schönau, Domherr zu Magdeburg und Licentiat, gehörte der
Gesandtschaft an, welche die p^tlidie Bestätigung der Wahl des Herzogs Ernst
zum Erzbischof von Magdeburg durchsetzte. Dr. I. 163.
8 Die Herrenmesse, ein um die Zeit des Mauritiusfestes (22. Sept.) in Ma^de-
hvarg abgehaltener Markt, kann bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgt werdeit,
Homnann, G^chichte der Stadt Magdeburg I. 403. Jan icke, Chroniken d. d.
Städte (Schöppenchronik) Bd. 7. S. 141. 222.
1475 October. 95
die andern yre gewergken za brengene and nff fritag (27. Oct) vor
mittage daromb zu sprechene and seynen'gnaden nach mittage antwort
Widder za sagene. Aber seynen gnaden ist za salchen gebrechen
nichts geantwort, sandem alles* aszfluchte gesacht mit mancherley
weisz des yot^ za seyne and bey yrer anbillichen regirang des tales
latter nach yrem willen za bleiben. Und alsz dann° anszer gnediger
h^re darin nichts an ach and sonderlich an awem geschickten hat
mögen erlangen, hat seynen gnaden and aach den erszamen rath be.
dangkty szo die gebrechen eynen gemeynen natz and sanderlich diszes
wirdigen stifts and der stat Halle anlangende weren, dasz sich seynen
gnaden nnd || aach dem rathe nicht fagen wolde, die ding szo zarin- BL 8^
n^^ nnd es bey salcher angebarlicher and anrechter regirang nnd
handelange des erlichen talgats bliben zu lasszen. Und seyne gnade
were mit dem erszamen rathe eyner regirang eynig warden, die got-
Itchy glichlich and rechtlich were, die seyne gnade and auch ;der er-
szame rath vor gote and eynem ydermanne wol bekant seyn wolden.
Die seihte regirang were na von dem erszamen rathe yren kampan,
die im rathe mit yn sitzen, und domach den andern, die von ach vom
tale, szo man verstehet, gesatzt sint, vorgehalden, aber sie betten der
nidit wollen ingehen, sandem sich darwidder gesatzt. Danunb and
aach anderer vorhandelang willen % an seyner gnaden and dem er-
szamen rathe begangen, bette sie der rath von annszers .gnedigen hem
ond aach yren wegen in gehorsam nnd straffe genomen^ nnd äff das
na' der tal in angeborlicher nnd nnredelicher regirang nicht blebe^
sonder nach notdorSt versorgt and verheget' warde, wolde seyne gnade
yn leszen laszen, wie seyne gnade ^ der regirang mit dem erszamen
rathe, aach innangen and gemeynheit eynig were, and begerte die
za hören.
Solliche regirang des tals in szo iu^ geynwertigkeit des raths,
nemlich Hans Seilen, Hans Hedderszenn, Hanszes Loabes and andere ge-
schickten von dem rathe, innangen and gemeynheit geleszen ist. Und
nach leszang der ordenange der regirang des tals hat anszer gnediger
herre darch em Bernden Becker, den alden cantzler, farder reden
lasszen, das die vom tale daramb sprechen and seynen gnaden ant-
wort geben wolden, ab sie die regirang des || tales, als seyne gnade 61.8**
mit dem rathe eynig und yn geleszen were, szo ingehen wolden, das
sie seynen gnaden daruff antwort geben wolden.
Darnff had Hans CzcSlner von der pfenner wegen eyn gespreche
gebeten and darnach von der pfenner wegen erzealt: sie hetten die
zcedel off die regirang des tals gebort. Na hetten sie yre bommeistere
nidit bey sich, auch die jhennen von yn, die sie vor seyne gnade
ndbist zum Nawenwergke geschickt hetten, yr wort zu haldene, die
weren na ym gehorsame des rats. Und haben seyne forstliche gnade
gebeten, den erszamen rath zo Halle vor sie za bittene, das sie die
• v^ADe" h. B. ^ ,.darv(nr** h. H. « ,^ das dann*^ h. H. ^ ,«a Bevmen** h. H. • „aa-
dw« vorii»nirinnge, wenen" b. H. ' „im" h. H. ir „verhetMi** b. H. ^ dteaa drei Wort* Mitea
fa d«r h»n. HaadMbr. * „in" fehlt in der haU. Handaobr.
96 Marcus l^)itt€iidorff*
usz den geboten und* widder yn yre hnszer komen lasszen wolden, sie
wolden gat vor sie seyn ond^ lip und gut vor sie setczen. Szo wolden
sie mit yn nmb die gelesene regimng sprechen, wolden auch gute
verfoger seyn, das sieh nach seyner fürstlichen gnaden beger gebarlich
solde gehalden werden.
Damff hat seyne gnade forder reden lasszen, seyne gnade hette
vil vleiszes der gebrechen halben angekart und anch^ yre geschickten
gntlich yermant, seynen gnaden handeis darin zu vergönnen und auch
zu rathen, das seyne gnade mochte zu den dingen komen und eyne
regirung machen, die vor eyn gemeyne bests seyn mochte. Und wie
sich der handel zum Nuenwergke begeben hette, hette seyne gnade
yerzceichen^ lasszen, und man solde yn den leszen, darusz sie wol
hören solden, wie gutlich es an yn gesucht were. Und ist darufi der
handel zum Nuenwergke geleszen. Damach hat Hans Hedderszen,
der aide rathszmeyster^, gered, sie betten die ding, wie der rath es
mit unszerm gnedigen hem eynig were, den sobenen, die bey yn im
BL9* rathe sitzen, || yorgehalden und on die regirung eygentlich erzealt und
sie rermand, szo sie da bie yn uff yre eyde for ejnen gemeynen nutz
der stat zu rathen sesszen, das sie des mit yn eynig seyn wolden, die
betten sich des geweygert und mit yn nicht wollen eynig seyn, sun-
dem die ding mit yn abgeslagen. Und szo sie dann glich yn geswo-
ren betten, eyn gemeyne bests zu rathen, und des nicht wolden in-
gehen, als unszer gnediger herre mit dem rathe were eyns wurden,
das eyn gemeyn bests were, szo betten sie widder yre eyde gethan,
und sie daramb und auch andere gebrechen, die unszer gnediger herre
und derrath hette (!),*" in gehorsam genomen. Damach sie dann auch die
andem, die von yn gekom und geschickt weren gewest, auch besant,
die ding vorgehalden, und szo sie des an yn auch nicht betten er-
langen mögen, auch in gehorsam genomen betten, und were noit ge-
west, sich darinn zu haldene, das solliche ordenunge der regimng des
tales nicht gestoppet wurde, szo es yn eynem gemeynen besten ge
schee.
Damff haben die pfenner nach gehabtem gespreche Nickel Eleptzk
reden lasszen, sie wüsten den handel wol zum Nuenwergke und auch
die zcedel, die geleszen were, yre geschickten betten sie das auch wol
b^cht, die wort auch, die Hans Waltheym gereth hette, die hette er
yon yrer aller wegen geredt, der gestunden sie ym und haben das zu
befesten alle ya gesagt und gebeten, die jhennen im gehorsam sitzende
geyn dem rathe zu yorbitten, das sie usz den geboten gelasszen wer-
den möchten^, und abs ye nicht geseyn mochte, der gefengnussz zu
• Hund*' fSahlt In der hall. Haiubebr. ^ „and'* fehlt in der luOL HandMhr. « ,,maV* fehlt
In der hall. Handaehr. ' ,*hette, 8. O. vonihen Uaten" h. H. • so in beiden Handachrlflen. ^ die
beiden totsten Worte fehlen in der magdebai«lichen Handaehrift.
1 Hans ▼. Hedderssen war schon 1462 Idltglled des engem Raths in letzter
Stelle und 1466 Meister im Rath. Im Jahre 1468 wurde er zmn ersten Male
Rathsmeister mid hat dieses Amt darauf 1471, 1474, 1477, 1480, 1483, 1486, 1489
und 1492 hekleidet.
1475 October. W
entliehtigen umb bekommernisz willen etzlioher franwen. Daraff ist
Widder gesaget, es were nach nicht za thane, die jhennen || usz den Bl.9^
geboten zu lasszen, sundem das sie antwort geben wolden, ab sie die
regirnng des tals, als jnnszer gnediger herre mit dem rath eyns were
und yn were geleszen, ingehen und dem szo nachgehen und thnn wol-
den , und das sie nach darumb sprechen und antwort daruff wolden
geben.
Nach gehabtem gespreche haben sie forder Nickel Kleptzk reden
lasszeui sie betten die zcedel der regirung des tals wol vernomen und
konden nicht anders gemergken, unnszer gnediger herre bette die ym
besten gemacht, dangkten des auch seynen fürstlichen gnaden. Sie
weren seyner gnade geholte, geswomne manne und underthannen , sie
wolden seynen gnaden gemne darinn gehorsam seyn und es gerne alszo
halden, als es seyne gnade mit dem erszamen rathe eyns und geleszen
were, und baten forder umb die jhennen im gehorszam und geboten
sitczen als vor. SoUichs haben ^ unszer gnediger herre und der rath
zu Halle szo an- und uffgenomen, und unszer gnediger herre hat den
rath für die jhennen in gefengnisz und gehorszam sitzen, fleiszig ge-
beten und ist mit dem rathe eyns wurden, ufffreitag (27.0ct.) darumb
seyne rethe ufis rathusz zu schicken, zu redene und zu handeine, das
die ynne sitczenden yn yre huszung komen mochten.
Uff den selbten freitag (27. Oct.) nach mittage hat unszer gnediger
herre Heinrichen von Amendorff und Vincentien Nuwemeister uffs
rathusz geschickt, darselbist sie mit dem rathe und den von Innungen
und gemeynheyt eynig wurden, Hansze Waltheym und Marcu^s Spiten-
dorff vor das erste umb der pfenner schätz und gelt zu fragene, dem
föo gesehen ist. Die beyde dann glich uszgesaget haben, ||das desBUlo*
geldes nicht über tnszent gülden were, szo sie globten; es were auch
nicht ym kästen zu sant Mauritz , sundern der eptischyn zu sant Jür-
gen yn vorwarung bracht und were yn eynem segkelyn und versigelt.
Marcus Spittendorff hat auch bekant, das er zu dem kästen eynen
slusszel bette, die andern drie slosszel betten die Vorsteher. Alszo ist
den selbten zweyen vorgehalden, wie die pfenner gemeynlich vor un-
szerm gnedigen hem gewest weren und betten seynen gnaden vordem
rathe zugesaget, das sie die ordenung, durch seyne gnade begriffen
und gemacht, gerne ingehen wolden, inmasszen hyr bevor, und sint ge-
fraget wurden, ab sie dem auch alszo thun wolden, das haben sie gut-
lich zugesaget.
Daruff ist yn yre gefengnisz yn yre huszer tag geben ^ darinn
zu bleiben und ane des raths willen darusz nicht zu komen, haben
auch globt, nichts vorzunemen adder sich zu bewerben yn schriffien
adder anders bynnen adder busszen der stat, das widder unszem gne.
digen hem, seyn stifft, auch den rath adder die stat Halle gesevn
mochte. Deszglichen haben die andern alle auch zugesagt, in die
• ,4iAbon solche«" h- H. *> «igegvn" h. H.
Ü^iehiehttq. 4. Pr. SftchMn. XI. 7
Od Marcos SplttendorE
ordenung des tals williglich zu gehne, und globt, yn yren haszem za
bliben und es halden, inmasszen obene von den zcwen bemrt ist
Uff sontag nach Symonis et Jude (29. Oct.) hat nnszer gnediger
herre Heynrichen von Amendorff und Yincentiam Nnwemeister nffs
rathnsz geyn Halle gesant nach mittage. Da haben die beyde mit-
sampt den geschickten achte vom rathe , Innungen und gemejrnheit ge-
schickt zcwene, nemlich Drewisze Siegel und Jacoff Wiszsagke zu
Marcus Spitendorff nach dem slusszel zu der pfenner kästen. Der seihte
Marcus hat den beyden den slusszel geantwort und auch gesaget, es
sey seyn wille wol, das die eptischyn zu sant Jürgen zu Glouch das
Bl. 10^ gelt, II das er or mit Mattis Koszelitz und Karle Dragkensteden geant-
wort habe, von sich gebe, wann unnszer gnediger herre und der rath
darnach schickten. Szo haben die achte obgnant zu stund auch ge-
schickt nach Casper Beckere und den gnanten* Koszelitz und Drag-
kensteten, von den sint yre sluszele geheischen und von yn begert,
mitte zu der gnanten^ eptischyn zu gehen und der zu sagen, das yr
wille sey, das die eptischen dasz gelt unszers gnedigen hem rethen<^
und den vom rathe von sich antworte und gebe, darin hat sich Casper
williglich geben, seynen slusszel geholet und ubergeantwort und ge-
saget, er könne nach wolle nicht widder unszem gnedigen hem und
den rath seyn, er wolle mitte zu der eptischyn gehen und gerne sagen,
das seyn wille sey, das sie dasz gelt von sich gebe. Aber Mattis
Koszelitz^ und Karle Dragkenstete haben sich des geweigert und yn
Yorgenomen, das sie es an die bommeister bringen wolden, die daiin
die gewergken alle zusampt vorbothen und darum b sprechen solden:
was yn Von den allen befoUen wurde , darnach wolden sie sich hal-
den. Sollich zusampne komen hat man nicht gönnen wollen, alszo
haben der rath umb Weigerung willen der slnsszell , und das sie nicht
mitte zu der eptischyn gehen wolden, die beyde yn gehorsam genomen^
und in die tymenitcze setczen lasszen.
Uff dinstag aller heilligen abent (31. Oct.) zceitlich«" frühe hat
unnszer gnediger herre Heynriche von Amendorff und er Herman
Wisszenbome^, den alden kammermeyster , uffs^ rathusz geschickt, do
der rath und die von innungen und gemeynheit Mattes Koszelitz und
Karle Dragkensteten, vorstehere des tals, vor die genanten < unszers
gnedigen hem rethe und sich komen han lasszen und an yn gemutet,
das gelt von der eptischyn zu holen und nffs rathusz zu bringene.
Haben die zcwene geantwort, sie wolden das gelt gerne holen, und
» ,^tten" h. H. ^ «^fntten'* h. H. « „vnsem g. b. reiche" b.H. ^ hier tchlieaBt der Sats
In der haU. Handachrift. ^ dlee Wort hat nnr die magd. Handsohrift. ^ „vff dem ratthaitse" haO.
Handeclirift. ir ,^ttea'* hall. Handachr.
1 Ein Martin Kosolitz (Köselitz) kommt 1445 als Meister im Kath vor,
gehörte 1448 dem engeren Rathe an, war 1450, 1458, 1465 Meister im Rath und
sass dazwischen 1455, 1463, 1468 im engem Rath.
2 Hermann Weissenborn tritt 1472 als erzbiBchöflicher Cämmerer in dem
bereits genannten Lehnsregister des £rzbischo& Johannes auf.
1475 November. 99
cUtsz sie na* || am sontage sich des geweigert betten, were davon ge- Bl. 11*
scheen, das yn die bornmeister befolen betten, sie solden nymande
offenbarn, wu das gelt were. AIszo bat der ratb yn zugescbickt
Drewis Siegel osz dem ratbe, der mit }ii zn Marcus Spitendorff and
Caspar Beckere mittevorstebem gegangen ist, von den zweyen willen
nnd^'volbort zu erlangene, das gelt zubolen und uffs ratbusz zubringen,
die dann alszo yren willen darzu gegeben und das yren mittvorstebem,
Mattesze Koszelitz und Karle Dragkensteten, befolen und yn macbt
geben baben. Daruff ist das gelt alszo gebolt und uffs ratbusz bracbt
und ubergeantwort und ist gewest yn eynnem lynen segkelyn, versigelt
mit Marcus Spittendorffs ingesigel , daseibist ist das segkeUn in ke-
genwertigkeit Mattisz Koszelitz und Karl Dragkensteten ^ geoffent und
gezcalt. Des ist gewest secbs bundert und dreyundvirzcig rinscbe
gülden, dreyundvirzcigstebalber bungeriscbe gülden 3, acbt gellerscbe
gülden, acbt engeliscbe nobeln^ und eyn stugke Silbers mit des ratbs
zceicben gezceicbent, geacbt uff drie marg, und eyn ingesigel der
cbeppen, das silbern ist. Da baben der ratb aucb die siusszel zum
kästen fuUent entpfangen, den kästen uffgeslosszen , das gelt und in-
gesigel mit dem segklyn darin gelegt. In dem selbten kästen ist nicbts
anders gewest, dann zcwene segke mit pfennigen, geacbt uff zcweybun-
dert aide scbog, und eyne zcedel, versigelt mit des ratbs ingesigel, in
vorzceiten uff regirung des tals gemacht. Der käste ist widder zuge-
slosszen, und der ratb bat die vier slusszele bebalden, und daruff hat
man die zcwene^ usz der temmenitze komen und yn yre huszer globen
lasszen, darusz nicht zu komen bisz zu ende der sache, und die dann
auch globt baben unnszers gnedigen hem des stiffts, des ratbs, auch
Innungen und gemeynheyt ergstes mit || Worten nach wercken nicht bi. 11 •»
zu tbune, auch keynerley brive derbalben von sich zu schriben.
Uff montag nach allerheilligen tage (6. Nov.) baben der ratb zu
Halle Blasius Holtzwert^ yren burger in die temenitze^ setzen lasszen
nmb Ursache willen, das er hynder dem ratbe beymlicb eynen brifi
von sich geyn Magdburg ^ anHeynrich Moller geschriben habe, in der
* „!m** b. H. ^ „w. n/' fehlen der hall. Handachr. <^ ».eissta^* m. H. „ecfeaten** h. H.
^ „Magdehiifv*' h. Handflchr.
1 Vgl Dr. n. (Gen. Tab. S. 30).
3 iSa ungarischer Gulden « 30 grosse Groschen, vgl. Bl. 113^.
^ Der englische Nobel, eine unserm früheren Ducaten äbnh'che Goldmünze, galt
später als Rechnun^smünze Va P^. Sterl. = 2 Thlr. 2 Gr. CJour.
* Mattis Eösehtz und Kurl Drackenstedt TS. 98) sind gemeint.
ö Blasius Holzwirth 1467 Vorsteher der Kirche zu St. Gertrud t 24. Nov.
15 IB. Die Familie kann in Halle bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts
ztirückverfojgt werden und erscheint besonders im An&nge des 15. Jährh im Rath -
Marquard H. 1402, Hans H. 1412. 1415. 1429 (Bornmeister); Jurge H. 1418. 1421
B; Coppe H. 1431 Bath, 1438 Rathsmeister. Hiernach sind Dr.*s Angaben H. Gen.
Tab. 66 zu berichtigen. Auch diese Familie gehörte zu den Pfilnnem.
® Das Ge&ngnis be£Euid sich jedenfalls im Rathause. Dreyhaupt bezeichnet die
Holzstube des späteren Rathauses als solches. In dasselbe wurden sonst schwere
Verlwechcr ! esetzt, Dr. I. 947; H. 512.
100 MamiB Spittendorff.
iming zcwiBchen dem rathe, innungen und gemeynheit und den pfen-
nern, des brives sich der rath angezcogen hat, das der widder unszem
gnedigai hem, den rath, die stat, Innungen und gemeynheit were; die
andere sache , das er uff den rath gesprochen nnd sie vorschimppfert*
bette, die stole^ wolden nif die bengke nnd tische stigen^, und andere
honiiche wort gereth bette. Des briifes geyn Magdbnrg^ hat er be-
kant und umb des Versprechens und verschimpfiren hat er gesagt , er
hette das gesaget, es^ weren aber ander, die des glich auch und yil
mehir gereth betten.
Uff domstag Theodori Martins (9. Nov.) 1475 ist unszer gnediger
herre zu Halle im closter zu sant Mauritz gewest, do dann bey seynen
gnaden gewest sint Hans Seile, rathszmeyster , Hans Hedderszen, Hans
Loub und vil des raths und von Innungen und gemeynheyt zu Halle.
Daselbst seyne gnade bey sich gehabt hat die hochgebornnen fursten,
hem SteffaU; pfaltzgraven bey Reynn, hertzogen in Beyern, hem Walde-
mar und hem Magnusze, fursten zu Anhalt, ^ hem Albrecht, graven
nnd hem zuMansäelt, und hemBrane, hem zuQuernffurt,^ emBemde
Becker, alden cantzler, Heynriche von Amendorff, Tile Enobel, Hansze
Eotzenn^ und andere seyne rethe und manne. Daselbst hat seyne
gnade vor sich lasszcn heischen Albrichten Schafisteten, Thomas Tu-
gaw und Heynrich Greven, bommeister und pfenner gemeyn zu Halle,
darbey der rath die, die in den geboten gewest sint, auch komen
Bl. 12* lasszen hat. Den seihten bommeistem undpfennem || hat seyne gnad
erzcelen laszen, er und der rath betten yn nuwelist*' eyne ordenunge
der regirnng des tals vorhalden lasszen und an on begert, darin zu
gehene, dem sie dann alszo gethan, und dasz ^ seynen gnaden und dem
rathe zugesagt,^ seyne gnade und der rath dasz auch angenomen bet-
ten. Nu funden seyne gnade und der rath, das sich von bommeistem,
scheppen und pfennem in vil stugken gar ungeborlich und unglichlieh
* „Tenehumpertt'* b. H. ^ „die itule vndt Tische wolten vff die bencke steigou" h. H.
• „MagdelraTg" b. U. ^ „m aber uüler, die des gleich! vndt viel ander mebr geredt betten"* h. H.
• .^newlicb" b. H. ' „feblt In der baU. Handacbrift. er „ingeeagt" b. H.
1 Wo die Stühle auf die Bänke steigen, wird bald sich Unglück zeigen, Wan-
der, Sprichwörter-Lexicon Bd. IV. S. 987.
2 «fedenÜBdls der weiter unten Bl. 95^ genannte Magnus yon Zerbst
* Brun XI. 1448-— 1496 der letzte Spross der edlen Herrn von Querfurt, mit
dessen Tode am 26. Febr. 1496 das Geschlecht ausstarb. Derselbe betheiligte sich
auch an dem Zuge der sächsischen Herzöge gegen Heiligenstadt, half Duderstadt
einnehmen und zog später mit gegen Nordhausen. YgL Spangenberg, Quem-
fürt. Chronica S. 430 ff.
^ Hans ▼. Kotze, geb. 1445, Sohn Hermanns v. E. (f 1475), ein Mitglied
der seit Jahrhunderten in und um Halle vorkommenden Familie, ward erzbischöflicher
Rath, Hofinarschall und Hofineister. Er erwarb als Pfandherr die Schlösser AI vens-
leben, Athenedeben und Schönebeck und erkaufte 1489 6r -Germersleben bei Hadmers-
leben mit seinen zugehörigen Besitzungen. Von ihm konnte ein Enkel rühmend hervor-
heben, dass er nur drei Mal voll gewesen sei. Er starb erst am 29. April 1585.
Dr. I. 178, 812, 938, H. 955: v. Mülverstedt, Ürkunden-Regesten zur Gesch. u.
^^r Herrn v. Kotze, Magdeburg 1866 S. 50 ff. S. 185, 201 ff. Stammtafel
I
1475 November. 101
gehalden were, das sich* nicht fugen wolde szo hingehen zu lasszen,
ond was die stagke weren^ darinn sich nngeborlich gehalden werct
die weren vorzceichent, und die solde man yn leszen, und das sie dann
antworten. Daroff yn die stagke geleszen sint und zu eyner vorcle-
rang des stn^ nff die yerslegere Intende ist yn yorgehalden, wie die
verslegere nehist off dem rathosze vor dem rathe yn geynwertigkeit
seyner gnaden rethe verslagen hetten, nnd darbey vorgehalden, wie die
seihten vorslegere darinn gar anglich wol bey 3 hnndert schog swert-
schog*^ za hoch verslagen hetten äff eyn koth eyn jhar za siedene, das
den hem des gats abegehen mäste and dem® gewergken zogynge.
Daraff haben nach langem gehalden gespreche die bommeister, schep.
pen and pfenner Hans Gzcolner^ reden lasszen, bittende yn des eyn be-
dengken za geben, sie wolden die stagke vorantworten als frome lathe»
ond das yn der schrifft^ copey mochten werden.
Hat annszergnediger herre and der rath reden lasszen, die schriffte
za gebene were nicht za thane , wann seyn gnade hette yn die stagke
gereythe^ zam Nawenwergke verzceichent geben , daraff sie antwort
geben solden han, als sie zagesagt hetten, das nicht gesehen were,
szewoBten die wol. Sandern ^ darza za antworten, han annszer gnediger
herre nnd der rath yn frist geben äff fritag (10 Nov.?) za achten || BL12^
Vormittage widder za sant Maaritz.
Die obgeschriben zcedeln, darin sich angebarlich gehalden ist,
sint himach verzceichent:
Disz sint annszer Johanszes, von gots gnaden ertzbischoves zu
Magdbarg etc., and rathmann, innangiszmeister, innangen and gemeyn-
heit zu Halle Sachen, schele^ and gebrechen, die wir za each bom-
meystem and den pfennem gemeyn za Halle haben* awerer vermeyn-
ten regirang halben des tals and solgatere za Halle S die y r ach darch
awer selbst vermesszenheit anderzcogen habt , darinn wir nu, als and
sich nnszer iglichem gebaret hat, gesehen and dar and offinbar gefun-
den han, yr salche gatter, die sanderliche gaben von gote dem al-
mechtigen nnd von ans gnanten ertzbischove za lehne rarende sint,
anrechtlich, anglichlich and angebarlich habt regiret, gehandelt und
.damitte gebaret, darinn yr awern eygen nutz abermeszlich and mit
onbilligkeyt gesacht und ach zugezcogen und damitte gerichet und
unns, unszerm stiffte und allen den geistlich und wertlich, die im tale
zu Halle guter von uns haben, merglich abegezcogen und das gemeyne
beste geswecht habt, inmasszen himach in diszen nachfolgenden
stogken dar uszgedruckt ist.
Zum ersten habt ir bommeystere undpfenner vier vorstehir jer-
lich uffgewurffen in schyne, das die die saltzbomnen und gutere ym
tale ordenlich und glichlich^ bestellen, verhegen und vorweszen solden,
• ».wen dM dchs'* . . . h. H. ^,,viigleieh tot sVs- Gizo. Sebwerttff." h. H. « „den** b. H.
^ „HuMn Watttheym" h. H. « „in der ichmn oopien mOchten" h. H. ' „geredt" h. H. f fehlt
tn der helL HftndKhrift. ^ ,^ehl^* h. H. * hier actaUeiet in der hall. Haadeefarlft der Text« «Uee
folgende bie snm Sohliue dee Sateee fehlt. ^ hier un Rande : Nota vnderxcogen idbet aloht Terantwt.
1 „fttehUch'* m. H.
102 Marcus Spittendortf.
das nicht anders, dann eyn scheyn und luth und nichts frnchtbarlichs
für das gemeine beste biszher in sich habende gewest ist. Nu zcwi-
velt uns nicht, yr wysszet wol, das wir yn der irrunge, zcwyschen dem
Bl. 13* rathe, innungen || und gemeynheit zu Halle eyn teils und nch'^ des
andern teils entstanden, vil yliszes angekart und grossze muhe und
arbeit gehabt haben, das nch dann nnwelichst hir zu sant Mauritz
dar Yorgehalden ist, darselbist wir und auch der rath uch vorgehaldcn
haben eynne ordenunge, wie nu^ der tal und saltzwerg forder regirt
sal werden, die nch yorgehalden und dar geleszen ist wurden, und ist
auch begert, darinn zu gehne und des antwort zu gebene, ab yr da-
rinn gehen und die alszo halden woldet adder nicht. Daruff ir ant-
wort geben habt, ir mergtet, was hirinn yorgenomen were, das were
ym besten gescheen, woldet auch darinn gehorsam seyn und es alszo
halden, als wir und der rath des eyns gewnrden weren. Damff hat
der rath die jhennen, die in behdtnissze und yn geboten gewest sint,
uns zu willen in yre huszere geweyszet bisz zu usztrage der Sachen.
Die seihten sich dann auch yorwillet haben, was wir und der rath in
der regirunge des tales yorgenomen haben, das solle yr wiUe auch
seyn; und szo wir nu^ mitsampt dem rathe usz den gebrechen der re-
girung des tales gehandelt haben, wirt offenbar und dar gefunden,
das yr pfenner durch euer bommeister, scheppen, yorsteher und auch
yerslegere gantz ungeburlich, ungetrulich und unglichlich regiret, ge-
handelt und gethan habt Wann^ yr bommeister und scheppen habt
es mit den yier yorstehem nicht gehalden, als sich geburet, die^ die
fronesole \ amptsole, und was yr ampt angehöret, ordenlich und glich-
lieh solden bestatet, yerheget und yerweszet haben, das aber nicht ge-
scheen ist, wann es haben die seihten yorsteher nach uwerm der bor-
meister und scheppen willen zu yil usz den bomnen fronen lasszen, das
sie dann szo yil und manchfaldig gemacht han, das man wenig zu
hern guthe zu zcihene' hat komen können; die seihte fronesole und
amptsole auch nicht glichlich bestatet, sundem yon den, die die
obirsten under uch und gefrundet gewest sint, sich zugeslagen ist
wurden; die seihte fronesole und amptsole auch offte nicht bezcalt ge-
nomen und hie den, die sie yersoten han, stehende bieben ist, aber
Bl. 13^ nicht deste weniger || andere fronesole gezcogen, damitte nicht alleyne
des tals notdorfft bestalt und gehalden ist, sundem yil ubermessziger
und köstlicher essen dayon gemacht sint, und die guter szo mit yil
unredelicher« koste und zcerunge besweret sint wurden. Szo wollen
wir und der rath uch auch nicht yerwysszen, yr sammelt und sli^et
uch zu eynen gemeynen schätz und gelt, dayon auch, als wir halden,
das gelt, busszen die stat bey die eptischynn zu Glouch gebracht^ her-
komen sey, das ir alles yon dem gemeynen guthe nemet, und den^,
die eygen guter im tale haben, abegehen musz. Szo berechenen die
• „ÄUch" b. H. »» „im** h. H. c „ime" h. H. ^ ,,6ami** h. H. • „dw" h. H. ' „gOme"
h. H. « „veredtlicber" h. H. ^ „die ' h. H.
^ Die Fronsole ist also nicht erst 1583 verordnet worden, Hondorff S.24(Dr.I.)
1475 NoTember. 103
vier vorstehere alles*, das za yrem ampte gehöret, auch nicht anders,
dann^ nnder ach selbst und sollicher weisze, das uwer wenig ist, die
solehe rechinschaflft verstehen adder vememen können ^ Danimb heische^
wir and der rath von 'bommeistem und scheppen, den vier Vorstehern
and aach ach^ pfennem gemeyn von den vergangen jaren rechin-
schafit zn than and ans and dem rathe deszhalben register aberzaant-
worten. Erfindet sich dann aszgethanner rechinschaffl, das mit fronen
and aach affiiame and aszgabe billich and gebarlich gehandelt sey^
< wollen wir and^ der rath es, szovil es der* rechinschsät betrifft, dar-
bey bliben laszen. Wa aber anders and angebarlich gehandelt and
gethan were, behalden wir ans mitsampt dem rathe hirinn anszer straffe.
Zam andern male haldet^ yr bommeister, scheppen and pfenner
ach angebarlich^ der vier versleger halben, an dem ans, dem rate
der stat, allen, die gat im tale haben, and dem gemeynen besten grosz
macht belegen ist, darza wol redeliche, frome menre gekoren and ge-
satczt solden werden, als vor alder gewest ist, die anns and anszer stat
Halle eythafftig wem, das aber nicht geschiet, sandern aszwendige,
arme knechte darza setczet, die versiahen masszen nach awerm willen
and ach ^ za anglichem and anredelichem gewinste ° and den hem des
gates za grosszem abegange. Nemlich lasszet yr sie den kotzcynsz
offs tearste nidi H bey fanff'andvirzcig galden ^ hoch, szo etlich gat mit dem
kothei^ aszthan, versiahen, das anglich and schedelich ist, wann sie BLU*
solden nach den siechten cothen versiahen, da** nicht gat mitte weg
gethan wirdet, das dann kaame des jhares nff* zwelffe adder fanffzcehen
galden loafen wolde. SoUichs den, die sieden, eyn grosszer zagang,
and den, die äff yre aszloaffte yrer'^ pfannen sitzen, eyn grosszer abe-
trag and schade and eynne vemichtigange des solguts ist. Ir lasszet
aach mehir holtzes za eynem wergke versiahen, dann darza vorbrant*
wirdet, wann nawelichst habt^ ir zam wergke nahendehalb schog
holtzes versiahen lasszen, and men bereittet gemeynlich eyn werg mit
soben schog holtzes. Szo lasszet yr aach wirgkerlon, saltsdiorbe, besen,
schaffein, farwe, swengkebier, pfanhagken, sogboame, stegkyszen,
pfannenslet and oseln aszzazcihen and wegzufaren za hoch
verslahen, das alles ach za and^ dem solguthe abegehit. Szo
haben aach die verslegere nehst'' äff dem rathasze vor dem rathe
in geynwertigkeit anszer rethe offenbar gesagt, sie weren awer knechte
und mästen verslahen, wy yr weidet. Szo lasszet yr auch die versle-
gere nicht achtange haben äff den kauff des fearwergks, and ab das
fearwergk za gezceiten^ wolfeile ist, lasszet ir sie' glichewol nicht
darnach, sandern nach dem tearsten kouffey des holtzes, der zavom
gewest ist, verslahen. Ir orloabt aach za gezceiten ■ eynen adder
^ Dm erste Wort de« Satzes fehlt In der h. H. ^ fehlt In der h. H. « «»mögen" h. H. ^ ,»so
helseben" h. H. • ,^en" h. H. f fehlt In der halL Handschrift, f „so" h. H. ^ „auch" h. H
* ,/II«" h. H. ^ „habet" h. H. * hier am Bande: „vier verslegere". » ,^ach" h. H. » „m-
gkichen yuAi vnredUichen gewynsten" h. H. « ,^LII f." h. H. P „den ketten" h. H. <l „da-
idH nSeht gaU wtrdt wegk gethan" h. H. ' „vier" h. H. " „verbrancht" h. H. ' „habt" in
der halL Handsehr. hinder laoen. *> „aneh an vndt" h. H. ^ „neohsten" h. H. ^ „selten" h. B.
* fisle" fdüt in der hau. Haadschrft ^ ,^eaifsn^ h. H. ■ „selten", auch welter unten so b. B.
104 Marcus Spittendorff.
zcwene versiegere*, nnd denn wirdet nicht verslagen, und die sole
blibet szo bestehen zu gezceiten eyn halb jar und^ zu gezceiten weni-
ger adder mehir, in dem ir dem guthe und gemeynen besten alles®
abezeihet und neh damitte riechet. Sollichen tiwern ungotlichen, un-
glichen, untruwelichen^ und ungeburlichen handel und that*' heischen'
wir mitsampt dem rathe von uch verbusszet und yerwandelt.
Zum dritten male habtir bommeister, scheppen und pfenner uch
Bl. 14^ ungebnrlich ^ in dem, dasz yr unglich saltz habt sieden || lasszen»
das davon znkompt, dasz yr nicht glich habt giesszen lasszen, das
dann unbillich und schedelich ist Wann yr wisszet wol, das man da-
ruff gud uflfsehen haben und bestellen solde, das das saltz glich geso-
ten wurde, damitte dann die geste, die das saltz hir zu Halle holen,
groszlich beschedigt werden. Szo habt yr auch umb der jhennen wil-
len, die cleynne saltz sieden lasszen, ufißie kaltleger gemacht, das ge-
meynlich mehir umb der riechen und gefrundten, dann umb der unge-
frundten und armen willen geschiet. Dann^ muszder tal unddasguth
alles legen, bisz das die yr cleynne saltz auch yerkault haben, damitte
werden dann die geste gedrenget, das cleynne saltz zu ladene. Da-
von komet auch, das die geste die stat Halle nmb£Eu*en, dasz nicht
alleynne schade der geste, sundem auch eyn schade ist unnszer der
gantzen stat, aller der, die gud ym tale haben, und ist auch widder
das gemeynne beste. Sollichen uwem ungotlichen, unrechtlichen und
ungeburlichen handel und that heischen wir und der rath von uch auch
verbuszt und verwandelt.
Zum virden male dasz yr bommeister und scheppen im tale das
saltz ^ in langen jaren nicht besehen^ nach gemesszen habt, des^ yr
zu thun pflichtig seyt, dasz yr umb uwerer unduwerermittegewergken
eygens nutzes °^ willen auch°^gelasszen habt, davon <> auch das gemeyne
beste und sunderlich die fiirluthe, die saltz hir zu Halle holen, merg-
lich beswert und beschedigt sint. Sollichs heischen wir mitsampt dem
rathe auch vorwandelt und vorbuszt.
Zum funfften male habt yr bommeister und scheppen im tale
uch in Setzungen des saltzes ungeburlich und unglichlich gehalden in
dem, das yr das saltz szo thewre setzet, das die geste und furluthe
Bl. 15 • nicht wol zukommen können, und || werden damitte gedrungen uszzuspan-
nen adder ander saltzwergk zu suchen. ^ Tr habt nauwe'^ achtunge uff
dasz feurwergk, wann das ichts * theure ist, aber wenige ader kleynne
achtungS wann das feuerwergk wolfeile ist. Und szo sichs uffte be-
gibt, das das ieurwergk guts und wolfeils kouffs ist, dennach blibet
yr uff dem theuren kauffe des saltzes, schicket es dann auch alszo,
das die sole glichwol wenig adder nichts uffslahe. Das ufflahen der
sole yr damitte gedempffet, das yr der versleger eynteyls orloubet,
• ,,Tonclilagen" h. H. >> fehlt In der haU. Handflohrlft. « ,,^e" tuH. ^ „nnewShnUeheii**
b. H. « ,,itete" h. H. <* «^udsohtinffk" h. H. K am Rande „vngleleh Saltz" m. H. >* ,4en" b. H.
* am Rande : ,3altB nicht gemeuEenn" m. H. ^ ,,beechln" h. H. ^ udat" h. H. ™ ,,dat Ir rmb
eoers eygens vndt mlttgewerckan nutses" h. H. ^ „nachgebuaen** h. H. ® „Dammb" h. H. P am
Bande: ..Setzungk dee Satses'* m. H. 4 Die Worte yon H«dder^* an fehlen In der haU. HandaohrifL
r ..oene'* (!) h. H. • „itx'* b. H. *■ ,^ütm weniger aohtonge vndt thnn*' h. H.
1475 November. 105
dann musz nicht verslagen werden, und die sole mnsz dann ungehoet
bliben, und lasszet die dann nicht anders off den sonnabint schriben
dann als sie die woche znvom hat gegnlden, yr lasszet auch die ver. .
Bieger in stetlicher forchte sitzen, szo* sie ach zn gefallen nicht ver.
gingen, das sie dann entsatczt wurden, damitte yr ach merglichen nutz
zoflkhet and davon riechet, damitte die furluthe, die unszer stat Halle^
suchen, nbersatczt werden, and allen den, die gater im tale haben and
off yre oszloafEte sitczen , merglich an yren aszloafiten abegezcogen,
auch anszer and annszer stat Halle gemeyne bests groszlich geswecht
wurdet ^ Solliche untruwe und anrechtliche und ungeburliche hendele'
and thete heischen wir auch mitsampt« dem rathe von uch verwandelt
mid verbust^ Hierauff ist unser und des raths zu Halle ernste bege-
roDge, das euer iglicher umb obgenante euere ungöttliche, ungetreu-
liehe, ungeburliche handel und thete bynnen den nechsten acht tagen
sich mit uns und dem rathe vortraget. Wan wurde iemandt unter euch
80 törstig , frevelich und vermessen sein und dem also nicht thun, den
wollen wir mitsampt dem rathe straffen an leib und gutte.
II <Uff freitag sent Hertens abent (10. Nov.) zu achten hatunnszer bi. 17*
gnädiger herre von Magdburg nach gestrigem abescheide sich widder
geyn Halle ins closter zu sent Mauritz geftiget und hat bey sich ge-
habt die hochgebomnen fursten hem Steffan, pftdtzgraven bey Reyn^»
hertzog in Beyern, hem Waldemam und< hem Magnuszen, forsten zu
Anhalt, hem Albrechten, gruven und hem zu Manszfelt, und hem Bran,
hem^ zu Quemfiurt, em Bemde Becker, alden cantzler, Heynriche von
Amendorff, Tile Knobeln, Hans Eotzenn und ander seyne rethe und
manne mehir. Daseibist sind vor seine gnade widder^ komen vom
rathe Hans Seile, Hans Hedderszen, Hans Loub und andere des raths
obgerurt und die pfenner. Daseibist hat Hans Czolner verzcalt, alsze
sie gesterae von seynen gnaden abegescheyden weren, als hüte widder
vor seyne gnade zu komen und zu den stugken und gebrechen, die
seyne gnade gesteme verzcelen lasszen hette, zu antworten, bethen sie
seyne gnade und auch den erszamen rath, ab sie vermochten Hansze
Waltheym yr wort zu redene, das seyne gnade und der rath ym das
gönnen wolden ungeverlich zu thune. So wolden sie sulche stugke
verantworten als frome luthe. Damff hat unszer gnediger herre und
der rat antwort geben, man hette Hansze Waltheym und die andem,
m den geboten seynde, zu yn komen lasszen, uff das sie desto genug,
lieber mochten geantworten, und wolden Hansze Waltheym gunnen, yr
wort zu reden, und das sie wolden gelymplich lasszen reden. Dar-
nach sint die bommeister obgnant mit den pfennem gemeyn vor nn-
szera gnedigen hem und den rath komen, und Hans Waltheym hat ver-
zcdt» , syne gnade hette gesteme funff gebreche || in der regirung des Bl. 17^
•■ «fetter furehte, ao" h. H. >> fehlt In der haU. Himdaehrlft. « „beMbwerett wlrdt" b. H.
* „HMfilmtg»*' h. H. • ..initt*' h. H. <" hier ichlleist dlemr Thefl der Handachrlft und twmr nH
der NotU anter der letzten Zelle der Seite: Verclemng dM su hoch venlagenn ist. ^ hier befftant
die magdeb. Handiehrift wider Bl. 17*. *» ,^tc. herm Waldemar" h. H. ^ fohft in der han.HiMtebf
* Mut In der halL HaadMhr. ^ ,/iirder** h. B. "* „dM** h. H.
1<M Marcus Spittendorff.
tals yn farhalden and ieszen lasszen. Nu weren yn von seynen gna-
den im dosier' zum Nuwenwergke etliche gebreche in eyner zcedeln
verzceichent ubergeantwort, wolden sie gerne wysszen, zu welchen ge-
brechen sie antworten solden.
Darnff hat nnszer gnediger herre yn sagen lasszen, die gebrecheoi
die yn gesteme furgehalten weren, das wem die selbten gebrechen,
die yn zum Nuwenwergke verzceichent ubergeantwort weren, und be-
treffen alles die regirnng des tals und betten die vorlangist gewogt
nnd wüsten die auch nach wol. Sandern als yn die gebrechen gestern
vorgehalden weren, die weren derer und eygentlicher oszgedrugktL
davon mochten sie zu den^ antworten, die solden yn auch<^ szo vil und
offte yn noit were, geleszen werden. Daruff hat Hans Waltheym for.
der geret, die gebrechen weren sie hoch betreffinde*^ und langiten yn
an sele, ere, lip und gut, und der gebreche were fast, und betten auch
fast stugke in sich. ^ wolden sie gerne gnuglich darza antworten}
so betten sie der zceif" nicht wol alle behalden, so weren sie auch
von kurtzer gedechtnisz. Davon szo bethen sie seyne gnade und auch
den rath, das ^ yn die gebreche , eyn gebreche nach dem andern, ge-
leszen mochten werden, und das eyn zum ersten vorgenomen wunle
nnd darnach eyn ander, nnd das in itzlichen gebreche, szo vil stugke
der in sich bette , eyn stugke nach dem andern geleszen wurde , nnd
dann pausiret, daruff sie dann antworten wolden. Und szo sollich
stugke verantwort were, das dann forder geleszen wurdet und^ dann
BL 18* so forder bisz zu ende eyns gebrechens nach dem || andern. Wan sie
hofften und zcwivelten auch nicht, sie wolden zu den gebrechen allen
antworten als frome luthe. Und wue seyne gnade und den rath wurde
bedungken, das sie nicht gnuglich antworten, wolden sie forder ant-
worten. Sollichs ist^ von unszerm gncdigen hem und dem rathe yn
alszo zugegeben, und'' darauff der erste gebreche umb die vier ver-
slegere vorgenomen und angehaben zu lesene an dem ende und an
den Worten : „wann es haben die selbten Vorsteher nach uwerm der
bommeister und scheppen willen zu vil usz den bomnen fronen las-
szen, das sie dann szo vil und manchfaldig'** etc.
Uff den gebrech hat Hans Waltheym von der pfenner wegen ge-
antwort, es habe umb die Vorsteher die gestalt, das die bommeister
und scheppen kieszen zcwene Vorsteher usz den scheppen, und die ge-
wergken kyeszen zcwene usz yn, die selbten musszen zu yrem ampte
harte eyde thun, das sie yr ampt getrawelich verbegen wollen. Dies-
sdbte nemen die fronesole nff und bestaten die und halden davon des
tals noit. Was dann alszo gefronet und was davon uszgeben wirdet
in des tals noit an allen stugken, der vile ist, schribet der bomschri-
ber yn eyn register und thut davon rechinschafft vor bommeistem,
scheppen und gewergken, und wisten ^ nicht eynen zcober adder eynen
* am Rande: Bekennen die gebreche Toncelehent vbirgegeben. ^ f»djtta*' h. H. « Mut in
der ball. Handeohr. ^ ,^ hoch hetreffen'* h. H. • ,^tuoke" h. H. <" die haU. Haodaehrifl hat hier
noch ,^**. v„^ndt sie Anttwortten möchten" h.H. ^ „Tndtdat" h.H. ^ ,M Um'' h. H. k ,,004'*
fehlt in der balL HandMhr. ^ „au viel mannlchfaltiglL*' h. H. » „wntten Jhe*' h. H.
1475 November. 107
troppen sole, der Id yren smiderlicheii notz kome. Das die fronescde
sich aaeh von* den obirsten mgeslagen wurde, da were ym^ nicht von
wiazUch, sundeni er sagte vor sich, er hette die zceit, die er gesoten
bette, der gerenthe am wenigsten gehabt Meynte andi nicht andei&
die YCNTStelur nemen die sole bezcalt, und wnste^ auch nicht, das die*
bey II ymande ninbezcait stehene blebe. Es wurden anc^ etzüche BL 18^
esszen and coUatien gemacht, die geschegen, als* vor alder gewest
were, und hofften nicht obirmesszig.
Als seyne gnade und der rath heischen von den vorgangen jaren
rechenschafft, alsze erboten sie sich zn soUicher rechinschafit nnd
wem' darzn willig, und der bomschriber solde die thnn, wann man
die haben wolde. Umb das gelt, bnsszen die stat bie die ebtischyn
zn Glonch ^ bracht, hette es die gestalt, wer eyn pfenner werden wolde»
der moste achtzig gülden geben, der reichte man virzoig dem rathe
ii£b rathnsz, die andern virzigk behalden sie, davon mOchten sie yn',
yren wibem und kyndem esszen machen^ nach lote der wilkor^. Sol-
lieh gelt betten sie na etzliche jhar gesammelt, ab sichs begebe, das
^^ yrgent hynzu tagen ^ schicken solden, das sie nicht szohyn loogen,
sondern aoch was darzo geschickt wem and was danro betten , dasz
were na ^ nicht ein grosz gelt, and meyot^ das nicht ober achthondert
golden were and villicht ehir darander.
Uff solche erzcdonge haben annszer gnediger herre ond der rath
zo der rechinschafft eynen tag emant off* den nehsten dinstag darnach
(14. Nov.) xdb rathasz zo Halle, darzo annszer gnediger herre seyne
rethe schicken wolde, ond das die der bomschriber nicht alleyne thon, son.
dem sie mitte darbey, bommeyster ond Vorsteher, die des zo thon
betten"^, schicken solden, worde'' sich dann osz der rechinschafit fin-
den, das geborlich gehandelt ond gethan wurde, blebe es wol darbie.
Aber der rath hat reden lasszen || der gerenthe halber. Es were Bl. 10*
vor eynem jhare vor onszerm gnedigen herrn off dem rathosze zo
Halle zogesagt, das nymant mehir gerenthe haben solde, dann zwey.
Aber es were szo nicht gehalden worden^ , sondem die obersten betten
die besten ond meysten gerenthe gehabt , sie wosten aoch wol , das
etliche arme gesellen ander yn^ von yren gerenthen gedrangen we-
ren'
Damach ist der gebrech amb die vier" verslegere gelesszen wor-
* ,4Uieh nn den** h. H. ^ „inen^* h. H. ^ ,^nden, wen die lotüe wer besalu. Vndt
wiston'* - h. H. ^ ,^" h, H. • ,^e« «1** h. H. ' „wmron" h. H. » „machen ile Ihren" h.
Budaehr. ^ fehlt in der hall. Handschrift, ^ „tage" h. H. ^ nime" h. H. 1 ,,meinte" h. H.
■ .Jiaben'' h. B. » ,,wnnlen'* h. H. '> fehlt in der hall. Handaohr. P itaU „nnder yn'* hat die
hau. Handachrift „wurden". ^ fehlt in der haU. Handachr. ' „die voraohlcger" h. H.
^ Aebtirain des Jnngfrauenklosters zu St. (Georgen in Glaucha war damals nach
Dr. L 808 Clara Studens.
2 Vgl. hierüber Neue Mitth. I^ S. 84 . . . „des sollen die bommeiBtere seoh-
ezig gülden dem rathe dar?on reichen und gebin^ das selbige gelt sal der rath
keren in den gemeynen nutcz, und von den andim czwenczig gülden mögen sio
oren gewerken essin von machen, so forderst sie können und mögen."
108 Marcus Spittendorff.
den. Daniff hat Hans Waltheym geret, umb die verslegere bette es
die gestalt, dasz* die bornmeister und scbeppen etc. setczen darzu, wne
sie die best^ krigen konden, nnd konden sie burger darzu bekomen,
sie wolden die° gerne darzu nemen. Wann sie aber der nicht geha-
ben konden, musten sie nszwendige und nemen, wen sie konden. Sie
bilden yr auch^ nicht darza, yn zu vorslahene zn onglichem und an-
redelichem gewynste, sundem wann sie nffgenomen wurden, mosten sie
zn yrem ampte harte eyde thun, das sie den hem recht than wolden,
den gewergken recht thun wolden und den knechten recht thun. Sie
betten yr auch nicht darzu gehalden^, das sie nach yrem willen ver-
slahen solden. Sie haben auch uff die zcedil der verclerung, das' un-
billich' und zu hoch yerslagen were an holtze, kothzcynsze und andern
stugken nach luthe der geleszen zcedeln, das in eynem kothede8.)are8,
szo man drisszig wochen und die woche 46 werg sSthe, das in eynem
kothe uff zweyhundert und 59 ^ alt schog lauffen solde, reden lasszen^
yn were von sollichem zu* hoen verslahen nicht wysszentlich: das vor-
fil. 19^ slahen || stunde bey den verslegem, sie betten sie nicht geheisszen
zu hoch adder alszo zu yerslahene. Hetten sie auch gesagt, sie wem
yre^ knechte und musten nach yrem willen verslahen, darane hetten
sie zu mylde bericht Mochten sie doch wol vor die thoer und yn die
gasszen gehen und hetten gute achtung uff den kauff des fenrwergks.
Mochten sie doch auch wol kothe zu sich nemen und etliche werg sie-
den und darnach verslahen. Sie meynten auch nicht, das es szo hoch
uff 2Ö0 aide schog louffen solde, wann yr eyn liessze sich wol an 150
alden schocken oder weniger an seynem sieden eyn gantz jhar genü-
gen , und was hiran seyn mochte, were ane yre bewust , das sie sag-
ten bey den eyden, die sie seynen gnaden und dem rathe gethan
hetten.
Damach ist der dritte gebrech umb dasz unglich saltzlsieden ge-
lesszen wurden. Daruff hat Hans Waltheym gereth , es were an yn
nach yn yrer^ macht nicht, wann sie konden die wirgker im tale dar.
zu nicht brengen. Auch szo were es nicht wol zu thune, wann es ge-
fiele"^ yn eynem kothe besszer saltz, dann im andern, die kaltleger qwe-
men offte davon zu, das man vil saltzes stehne bette, auch das man
bewielen" die folge mit dem feuerwergke nicht hatte; sie weren auch
der wirgker darzu nicht mechtig, wann sie hetten yn vor etlicher zceit
etlich gebot gethan des siedensz halben, da hetten sie alle orloub ge-
nomen und den tal stehen lasszen.
Daruff ist vom rathe <> gereth wurden, das unglich saltz sieden qwe-
me am meisten zu von dem^ unglich giesszen, und von dem unglich
BL 20* giesszen qweme dann das kleynne saltz, || und das kleynne saltz
söthen gemeynlich mehir die obirsten und"* riechen, dann die armen,
* tthXi ta der halL Handaohr. ^ »,wo sie die betten" h. IL ^ ,^e" h H. ^ «notwendige
nemea , waa de zwingen ir anch" h. H. « ,,dar tu halten*' h. H. ' ,4m" h. H. ff ..vnbiUielM"*
h. H. »» ^Vm** h. H. * felüt in der hall. Hwidtclir. k „yrer" m. H. » ,,winer** h. H. m
,4tele" h. H. » Mbinreylen" h. H. » „thale" h. H. P fehlt In der hall. Bandiohr.
mehr Tndt die'* b. U. <i »»Oberst^
1475 November. 109
mMl dann worden kaltleger gemacht, bisz das die yr deyne saltz auch
verkonffi; betten. Das die wireker orloub genomen betten, das were
qme andere sacbe gewest, das sie uff eyde betten sollen sieden, des
sie nicbt betten tbun wollen, sondern die wireker betten sieb erbotben,
sie wolden die sole von den jnngkern geantwort nennen und giesssen
zum* wergke, szo yil yn befoblen wurde ^, und yn die sole berecben,
wurde dann den jungkem an der sole was feien adder gebreeben, wol-
den sie yn bezealen, des betten sieb die wirgker abuso erbotben. Der
rath bat aueb furder gesagt, sie betten sieb auff die zceit erboten,
wem yn die wirgker ungehorsam und wolden es nieht balden, als ge-
barlich were, sie^ wolden yn bebulffen seyn, sie gehorsam zu machen,
das tete der rath nach wol, wann sie darumb ersucht wurden.
Hat Hans Waltbeym forder daruff gered, es were alszo, der rath
bette sich des doczumal erbotben, sie nemen das auch nach an, ab yn die
knecdite im tale ungehorsam wurden, das yn der rath dann bebulffen
were.
Uff das virde stugke des gebrechs, das das saltz von^ bornmei-
Stern und scheppen nicht besehen nach gemesszen wurde etc., daruff
hat Hans Waltbeym geredt, es were vor etlicher zceit ye gemesszen
worden, aber yn etlicher zceit mochte es nicht gesehen seyn. Mochte
anch davon wol nacbbleben seyn , das es villichte die wii^ker in den
kothen nicbt gerne mochten haben dulden wollen, so auch in eym
kothe besser saltz gefile, dann im andern. || Ist von des raths wegen Bl 20^
daruff gereth, es mochte bey vier jaren das saltz eyns gemesszen seyn,
aber zuvom viUicht in 20 adder 30 jaren nicbt, were auch seder dem
mal nicht mehir gemesszen wurden.
Darnach ist der funffte gebreche gelesen wurden, umb das das
saltz zu theare gesatzt wurde. Das saltz wurde gesatzt, nachdem die
Yorslegere verslugen, wann yn geburte<» uff den kouff des feurwergks
achtung zu haben und darnach zu vorslabene; so wurde dasz schog
boltz anch gantz geringe und cleynne gespalden und gehouwen, so
das man nu mehir schog holtzes zu eynem wergke haben muste, dann
yn' vorzceiten wol gewest were. Hans Waltbeym ^ bat auch geyn
Heynriche von Amendorff gereth, wie er vor etzlicben jaren mit ym
omb soUich deyne boltz, das dotzumal*^ grave Jurge von Anhalt slahen
lasszen*, uff eynem tage mit ym davon gehandelt bette, das soUichs
eynen grosszen schaden uff sich bette.
Daruff hat Heynrich von Amendorff widder gesagt ^ er zcwivelte
nicht, er wüste wol, was er ym widder daruff gesagt bette, nemlicb
die gebure' brechten das boltz zu margkte, do stunde es vor ougen,
nnd hette wol zu sehen, was darane were, und were das boltz clejmne,
es wurde ym darnach abgekaufft, und muste es wol darnach kauffs
geben.
• ^n einem*' h. H. »» „wirdt" h. H. « „So" m. H. •* „v. den" h. H. • .^horte" h. H.
' MOt in der hall. Handaehr. « „HaU WalUhetin anch" h. H. " „xu dem mahl" h. H. * „whlan
tastt liMen" h. H. ^ ,j|eaatworttet" h. H. 1 „der baner brechte" h. H.
110 Marcos ^ittendorff.
Der rath hat auch reden lasszen, der rath qweme davon in ge-
rächte, ab zu gezceiten das feurwerg wol gnts kanffs were, szo bie-
ben sie glichwol nff dem theuren kaufiTe des saltzes stehne, davon
wurde der rath in andern landen bemchtiget, dasz der rath keyn nfif-
sehen daraff tete , und wann das fenrwergk wolfeile were , solde man
Bl. 21 * dem saltze auch was abesetzen, wann das feurwcrgk || nfisinge, szo wurde*
das saltz wol hocher gesatzt, wann aber das feurwerg nicht stege
und wolfeyle wurde, so bieben sie gleichwol bie dem uffstigen und
geben das saltz gliche theure.
Nach sollichen antworten und auch inreden obgerurt haben unszer
gnediger herre und der rath eynen abescheit gemacht, das uff dinstag
(14. Nov.) die rechenung uff dem rathusze gehört solde werden , und
nach der verhorung und ubersehunge^ szo wolde seyne gnade und der
rath yn furder yre meynungk«' zu vorstehne geben.
Damach hat unszer gnediger herre durch em Bernden, den alden
cantzler, reden lasszen geyn bommeistem und pfennem gemeyn in
sullicher form:^ erszamen, lieben frunde, — als der zcedel himach
uszwieszet, — euch lieben frunde,® komet unszerm gnedigen hem vor,
wie yr seyne gnade zu reden setczen und sagen sollet, seyne gnade
solle uch grossze verkurtzunge thun , uch auch^ wollen brechen uwer
altherkomen und privilegie, wie die wort mögen ergangen seyn. Da-
rauff heist seyne gnade sagen, das yr ym ungutlichen daran thnt,
syne gnade wolde uch adder ymande ungeme^ verkurtzunge thunader
uwer privilegia, die yr von synen vorfam, ertzbischoffen^ und capittel,
hettet, brechen, wann seyne gnade lenger dann^ vor eynem jare uch
vermant hat, ab ir privilegie hettet, die vorzulegene; es ist auch vor
seinen gnaden lenger dann vor einem iare durch Benedictus Pulken ^
seligen, dotzumal uwem bommeister, uff dem rathusze zu Halle geret,
yr hettet keyne privilegie, snndem es solden seyn etliche zcedeln et-
Bl. 21^ lieber betheidigungen*^ der von Magd bürg ^^und^Brunszwig etc.; || seyne
gnade hat seyner vorfarn und seynes capittels brive gehalden als eyn
iromer fürst, dengkt das mit gots hulff auch^ forder znl^thune; wer
sich aber ungeburlich gehalden, seynen*gnaden und>» seinem stiffte
abegezcogen hat, das ist dar an tag gelegt, i" sal anch^ forder wol
offinbar an tag geleget werden. Syne gnade solde sollicher überrede <>
von uch billich uberig seyn, so als yr seyne geholte, gesworne burger
und darzu seyne lehenmanne seyt, sollichs dengke seyne gnade alszo
nicht zu dulden.
* .^nch" h. H. ^ dor f.Recbntiiige ober sitzimgen, so wolde" h. H. ^ „tneynugk" m. H.
d ^eln lolchc form'* h. H. ® „es komptt** h. H. ' „vndt euch" h. H. sr „vngeme Jemandt" h.H.
** Mbischoffen" h. H. ' ,|Waii" h. H. ^ „etsUche beteutunge*' h. H. ^ fehlt in der b. Haadachr.
" fehlt in der balL Handsohr. ° „du ist am tage" h. H. » ,^lehe'öbrige''rede"rh. H.
i Benedictus P. 1444 Bommeister imRath, ebenso 1448, 1453, 1456. 1460,
1463, 1466, 1469, 1473. Matthes P. erscheint 1446 an zweiter Stelle im engem
Rath und ebenso 1451, 1458 nimmt er den dritten Platz ein, 1462 wider den lEwei-
ten. Klaus P. war 1477 Bornmeister im Rath.
1475 November. 111
*
Daniff hat Hans Waltheym geredt, snllich rede were yn* er-
schrecklich zu hören, hoffte ye, das keiner ander yn were, der so ver-
gesszen were gewest, das er eyn solchs gethan hette. Er sagte auch
bie den eyden, die er seynen gnaden gethan hette, das er des an«
sohnldig were, und szo ym ^ot unszer herre seyne yemunffl: furder
Uesse, wolde er das furder woT yerwaren. ^ Aber uff privilegie, davon
in den reden berurt ist , hat er nichts gered und daraff eyn^swigen
gethan.«
Uff den obgerurten'^ firitag sent Hertens' abent^ hat unszer gne.
diger herre Heynrichen von Amendorff und Vincencien Nuwemeister
off dem rathusze zu Halle gehabt, da sint die vier' verslegere verbot
gewest, der drie komen, und eyner nicht inheymisch gewest ist^ Do-
seibist sint sie gefraget wurden , ab sie auch uff dem verslahene blie-
ben wolden, als sie nehist verslagen betten, das dann verzceichent ge-
west und yn geleszen ist.
Daruff haben die drie gesagt,. sie betten nehist ym tale alszo ver-
slagen, das sie dann vor yn^ auch alszo gethan betten, und wolden
aaeh uff dem versiahen also* blieben und des bekentlich seyn.^ Sie
haben auch Airder gesagt, sie weren umb Unser Lieben Frauen tag
Nativitatis || nach dem hellischen marckte^ nehistvorgangen erst an BL22*
das ampt komen, und do sie eyde gethan betten, betten yn die bom-
meister gesagt, sie mochten es halden, als es* die alden verslegere
vor yn gehalden betten, da hetten sie sich nach "^gerichtet und versla-
gen, als die zuvorn verslagen hetten.
Den seihten ist orloub gegeben bisz uff eyn" widdervorbe-
scheyden.
Uff dinstag nach Martini (14. Nov.) hat unnser gnediger heiTe
seyne rethe uffs rathusz zu Halle geschickt der rechinschafft halben
der bommeister und Vorsteher nach dem abescheide letzst zu sent
Mauritz. Doseibist haben Claws Schaffstete, Laurentz von Rüden und
Peter Spiesz, bommeister, und Bussze Blume, Heyne Brachstete, Claws
Radolff und Symon Botticher,*» vorstehir von dem 74. jare, als man
schribet nach der gehurt Cristi unszers hem der mynner zcal, und dar-
za auch von eynem virteil jares ,i^ und die summe von der uff-
name ironesole, amptsole, amptpfannen und andere uffname ist gewest
nnhenhundert sobennndachtzig schog und 29 groschen, und die
summe der uszgabe ist"^ gewest 974 schog und funff groschen, und des
*■ ^tae** h. H. „^ bew«ren'* h. H. ^ hier am Rjuide: „uff privllegle iwlgen gehalden*'.
Dieee Worte finden rieb In der ball. Handichr. nicht. ^ „obgeeehrleben h. H. « .«Matheot'* m. H.
^ fehlt In der haU .Bandaohr. f fehlt in der hall. Handeehr. ^ „Torhin*' h. H. i" die Worte feh-
len In der h. HandMhr. ^ „wie die'' h. H. » ,^ie hetten rieh darnach" h. H. ** „einen** h. H.
* «yBolcher** h. H. P der Satx ist nnvoUstlndig nnd twar in beiden Handechriflen. 4 die Worte
TOQ „geweet" an bis lüertier fehlen in der ball. Handeehr.
1 Vgl S. 105.
3 Der noch heut begehende, mit dem 8. Sept. beginnende Markt w&hrte ur-
iprOngUch eine Woche. Dr. II. 334, 485 «,
112 Marcos ^ttendot£
nberloiifilSy* das die anrnme der^ offhame die summe der uszgabe aber-
treten haty ist 13 schogk und 24 groschen. ^
Uff suiliehe rechinschafft ist den gnanten ^ bommeistem und ror-
stehem^ gesagt, man wolde die register der rechinschafft übersehen,
und wann yn wider bescheyden wurde, das sie dann vorqwemen, dann
solde yn unszers gnedigen hem und des rats meynung wol zu erken-
nen geben werden.
Haben sich darnach die bommeystere erbothen, den uberlonfflk von
sich dem rathe zu antwortene. Daruff ist yn gesagt, das der rath des
nach nicht uffhemen wolde, sundem es solde damitte bestehene blie-
ben, wann szo man yn widder bescheiden, wurde yn daruff des raths
BL 22^ II meynung auch wol fbrder zu vorstehene gegeben.
Damach <^ haben Drewis Fischer^ und Sander Dragkenstete ^ von
dem 73. jare der myner zcal, do Benedictus Pulgke seliger mit yn
bommeister gewest ist, und Fanwel Roycz, Jurge ßussze , Tile Eonig-
stal und Sander Wagauw, Vorsteher, durch den bomschriber rechin-
schafffc' gethan, und die summe der ufiname ist an fronesole,^ ampt-
sole und anderm*^ gewest 1045 schog und 2 aide groschen, und die
summe der uszgabe ist gewest 1038 schog und ö3* groschen, und des
uberloufflfcs, das die ufiname die uszgabe übertreten hat, ist gewest 6
schogk und 9 aide groschen.
Uff sulche rechinschaflt ist auch den seihten bommeistem und vor-
Stehern gesagt , inmassen den andem gesagt ist wurden \ Disz sint
^ „oblAufftl«'' h. H. «> ttatt „der" In der haU. Huidiohr. „vndt". « „berorten" h. H. «» „tot-
lohkigera" h. H. « ,,der Batth" h. H. ' »^rechnang" h. H. ff „freyiohle" b. H. ^ itatt der
letiten beiden Worte iteht In der halL Handschr. „Amp^fSumen". ^ „LHII.g." b. H. ^ „6 ecbogmid**
feblt in der balL Handaehr. * Bl. Si^entbält nor 80 Zeilen, dM folgende ist guu leer, lo dmas der
Text ent BL M* wider beginnt.
1 Hier ist die Öfter erwähnte Chronik zu Wernigerode theilweise ansfÜhrUcher,
Bl. 278 b .... „quamen die rathem und die zu dem rathe zu sture waren gegeben,
onde unsers gnedigen hem rathgeben Heinrich von Ammendorff und Yincendus
Nawmeister und die bommeister von zcwen jaren und auch die vorstender von zcwen
jaren uff das rathauss und [die] wircker, die burger waren, unde auch die vorBchle|[er
und bomknechte ein teils. Do wart gerechent die ufihabe der fronsohle ein jar,
die Uff uff tusent fuUe schock und etüche schock darboben. Item die aussgabe
in des tals nott, die liff auch uff tausent schock und etliche schock mynner. So
verbleib das.'*
3 Drewes F. scheint einer der hervorragendsten Pfänner gewesen zu sein.
Wir finden ihn schon im J. 1456 als Mitglied des engem Raths und ebenso 1459;
1461 ist er Bommeister, 1464 sitzt er wider im engem Rath; 1465, 1469, 1473 ist
er Bommeister und 1467 gehörte er dem eueren Rathe an. Schon vor ihm sitzt
1460 und 1468 Heinrich Äscher in der zweiten Rathsstelle, also unter den P&n-
nem. Doch kommt der Name Fischer 1450 — 1460 auch unter den Meistern im
Rath vor.
< Sander D., ein Pfilnner, gehörte dem Rath 1462 als Bommeister an, er-
scheint 1469 in der zweiten Stelle des engem Rathes und war 1478 Bommeister.
Er wohnte auf dem Alten Markte. Von 1447—1462 findet sich Hans Drackenstedt
im engem Rath und unter den Bommeistem. Noch früher 1427 — 1459 kommen
Tile Dtackenstedt und Degenhiu*d Dr. unter den Meistem des Raths vor, der erstere
gehörte der Morizpfiure an , war also wol ein Vorfahr Sander Drackenstedts. Vgl.
Dr. n. Gen. Tab. S. 30.
1475 November. HS
QDSzer Johanses, von gots gnaden ertzbischoves zu Magdbarg etc.,
and rathman, meister, innangen nnd gemeynheyt za Halle inrede
Widder die antworte, die yr bommeister, scheppen and pfenner ge-
meyn darch Hannsze Waltheym, nwer mittegewercken, äff unnszer ge-
breche hir im closter zu sent Maaricz erzcelen lasszen habt.-^.i
Zorn ersten äff anszem dargelegten* gebrech eaer^ vermeynten
vier vorstehir halben habt yr re^ien lasszen, das die vier vorstehir
harte eyde za yrem ampte teten, die seihten nemen die fronesole äff
and bestatten die and bilden davon des tales noit, davon der bom-
schriber vor bornmeistem, scheppen and gewergken rechinschafft tete;
ach solde aach nicht wyszlich seyn, das sich die fronesole von ach
den obirsten zageslagen were warden, vermeyntet aach, die sole solde ^
bie nymande ambezcalt stehene blieben*^, es solden aach esszen and
coUatien gescheen, als vor alder gewest were, and nicht nbermessig,
nnd habt ach za rechinschafft erbothen and forder gered von des geldes
wegen, basszen die stat bie die eptischynn za Gloach bracht etc., wie
das in lengem Worten gelatet hat.
Daraff ist anszer and des raths inrede, das der vier vorstehir eyde
lynde seyn, das*" erfindet sich nsz yrer lynden and angeburlichen vor-
stehnnge' yres ampts. Wann als wir na rechinschafft von zcweyen
jaren, nemUch dem 73. nnd 74. jare' nach nehistem abescheyde vor-
boren lasszen and verhört haben, die nnd aach ander rechinschafffce,
was der noit seyn wirdet, wir nicht bie dem bomschriber, sandem
bey ach bommeystem^, scheppen, Vorstehern and gewercken wysszen
wollen; erfindet sich^ dar asz awem registem, das die sole gar an-
glich bestatet ist. Wann es || erfindet sich asz dem register^ des 73. jares, Bl. 24^
das Clawes Schaffstete der mehir dann vor 47 scbog, and Clans Ra-
dolff kaome vor 5 schog and 13 aide groschen , nnd Peter Schencke
mehir dann vor 63 schog, nnd Clawes Maltitz kaame vor 10 schog,
Jorge Bassze mehir dann vor ö3 schog, nnd Eonigstal vor 10 schog
vorsothen haben. So erfindet sich^ asz dem register des 74. jares, das
Claas Schaffstete mehir dann far 67 schog % Bassze Blame vor 1 schog
and 2 groschen, and Jarge Bassze far 59 schog, and Pauwel Wittem-
berg far 6 schog versothen haben >". Als man dasz and farder an-
• ,/len gelegten" h. H. ^ „morgen" h. H. « fohlt hier in der hall. Handsohr. * ,^lte"
h. H. • „mdr* h. H. ' „vorrtehungen" h. H. » jaren" h.ii.m. H. *»„vndt" h, H. S,alch8"
h. HandMhr. ^ ^^ regiatem" h. H. » ,^ich«" h, H. » „vnndt" h. H. » „hatt" h. H.
i Diese ganze Replik war sicherlich denPfilnnem auch schriftlich übergeben worden
nnd hat vielleicht den Inhalt einer neuen Verhandlung am Caedlientage (22. Nov.)
gebildet. Wir schliessen das aus der betrefiFenden SteUe der Chronik zu Wernige-
rode Bl. 279": Item in dem LXXV. jare in sanct Cecilien tage wart den pfennem
vorgehalden, wie sie gebrechlichen betten geregiret das tal, und geantwort zu den
schulden, die on wart schuldt gegeben in sanct Martens abende, und on wart auch
vcHrder schuldt gegeben von nnserm gnedigen herm mitsambt dem rathe, yne das
sie betten viel verzert in der pfenner hone imd zu dem heiligen bron zu ziehen
u. fl. w. Vgl weiter unten Bl. 100 *.
GeeflüchtKi. d. Pr. SaehMn. XI. 8
114 Marcus Spittendorff.
glicheit^ nsz den registeni wol findet ane ander gerenthe, die sich von
den arbeiten! im tale von nch, den bommeistem und obirsten, durch
uwer gewalt zugeslagen sint, die nch die knechte haben thnn musszen,
haben sie bey der arbeit blieben wollen. Es bliebet auch die solevon
etlichen lange ^ zceit umbezcalty davon dann merglich schade kommet»
nnd kommet damsz borg bie<^ smeden, seyler, botticher und andern.
Wann so die sole in achte adder virzcen tagen darnach, als sie ge-
tragen were, bezcalt wurde, konde man, was man bedorffte, mit berei-
tem gelde kouffen und bezcalen und dorffte des zu bürge nicht theure
annemen^. Wir finden auch in dem obgerurten register*" des dryund*
sobentzigisten jares eynen merglichen gebrech in dem , wann die uff-
name von fronesole, Niclawszsole ^, usztragesole', amptpfannen etc.*
lou£ft^ uff zcenhundert^ 45 schog und^ zcwene aide grosschen, szo erfin-
det sich' usz dem seihten register, do die jhennen, mit den» die
sole bestatet ist , verzceichent sint, 548 schog und>^ 42 aide groschen.
Aber man kan usz dem register nicht erlernen, wie die sole bestatet
ist, davon die ander summe geldes, nemlich 496 schog und 20 aide
B1.25* groschen, herkomen sey. Szo finden wir yn dem || register des*^ vier-
undsobentzigisten jares? deszglichen eynen merglichen gebrech in dem,
wann die uffhame von fronesole, Nicclawszsole, usztragesole^, ampt-
pfannen etc.' loufft uff 987 schock 29* groschen; so erfindet sich usz
dem seihten register, do die jhennen, mit den die sole bestatet ist, ver-
zceichent sint, 593 schock öO groschen. Aber man kan usz dem reg-
ster nicht finden, wie die sole bestatet ist, davon die ander summe
geldes, nemlich 393 schock 39^ groschen herkommen sey. Solliche
verborgene und uuverstentliche rechenschaffte wir billich vermerglich
und verdechtlich halden^.
Wir finden auch in der uszgaben ubermesszige zcerung und kost,
nemlich vor wyn und hier in den obgerurten beyden registem und
auch andern registem, als yn zcedeln des eyn teyls uszgezogen und
verzceichent ist, damitte die solgutter beswert werden, die man
uch sal lesszen.
Es gibt uns auch das fioichen und wegkbringen des geldes biedie
ebtischynn zu Glouch busszen die stat eyn grosz anzceigen, das es
nicht, als sich gehurt, gesamment nach umb gutter Sachen willen weg-
bracht sey. Wann szo das geburlich und uff gutte Sache gesamelt wä-
re, so were des wegbrengens heymlich nicht noit gewest, auch bynnen
der stat in der sacristien zu sent Mauritz in besszer vorwarung ge-
west, dann zu Glouch busszen der stat.
* ,,viigUolikelt" m. H. ^ „von etsliohen hmgen" h. H. c ^den" h. H. ^ „beddrffte, das
nicht so borgen vndt theaer annemen" h. H. « ,yden obgerurten registem" b. H. ^ „vntragen
Sole" b. H. r fehlt in der ball. Handschr. ^^ „leaflfte" h. H. > „vndt" h. H. ^ fehlt In der
ball. Handschrift. 1 „aichi" h. H. ^ „dem" h. H. " fehlt in der ball. Handschr. <> fehlt in der
bau. Handichr. P „LXXml Jahre" ball. Handschr. 4 „austragen sohle" h.H. r fehlt in der hall.
Handschr. * „XXX g." h.H. ^ „XXXI g." h. H. » „vor meroklich vndt wunderlich" balLH.
1 Ueber die Nicolaussole vgl. Hondorff S. 20. 26. (Dr. I.) Ebendaselbst S.20.
24. 26. 151. wird von der Austragesole gehandelt.
1475 November. 115
Ussz disszen unszern inreden hat meDiglich zn mercken, das sol-
lich nwer nechstgethanne antwort uff disz stugke * gantz nicht gnts
grandes hat, nnd behalden uns mitsampt dem rathe hirinn nnszer
straffe.
Zum andern male habt yr uff den gebrech der vier verslegere
halben^ lasszen antworten nnd reden, das yr die setczet, szo yr die
best^ krigen kondet, und woldet lieber burger darzu haben, dann fremde ;
so yr aber der nicht gehaben kondet, mustet yr nemen, wen yr ge-
haben kondet. Yr bildet yr || auch nicht darzu, uch zu vorslahene zu Bl.25^
ungleichem^ und nnredelichem gewynste, sundem sie musten harte
eyde zu yrem ampte thun, das sie den hem glich thun wolden, den
gewergken glich und den knechten glich; yr habt auch« uff die
zcedel der verclerung des zu hoch verslahens geret, das yr des nicht
eyn wyssen' bettet, das yr uch dann fast hoch uff eyde, die yr uns ge-
than hettet, anzcoget etc., wie nu solich uwer antwort in lengem
Worten geluttet hat
Daruff ist unszer und des rats inrede, das yr wol burger, die
uns und dem rathe eydhafftig weren gewest, hettet krigen können, so
yr sie hettet haben wollen, und hettet sie wollen lasszen ^ yr ampt ver-
hegen, als geburlich were gewest, unentsatzt^; yr habet sie auch in
3rrem ampte nicht frie gelasszen, zu verslahene nach yrem eyde, sun-
dem yn hertlich und scherffiich' in yr vorslahen gesagt, als himach
berurt wirdet Die verslegere han auch musszen versiahen nach
uwerm willen. Wann als yr die verslegere, nach itzund geynwertig
seynde, nemlichen Swartcze Nickele, Stöiben und die andern zcwene,
yre gesellen, uffgenommen habt und sie von uch underwieszung gebe>
ten haben, wie sie sich yn yrem ampte halden und versiahen solden,
habet yr gesagt, sie solden sich haldeii, als die verslegere vor yn
sidi^ gehalden betten. Dem betten sie alszo gethan und glich versla-
gen, als die alden verslegere nehst vor yn; alszo betten sie nach 14
tagen dem gute, nemlich dem zcober solen, eynen scherff uffgeslagen,
80 sie bette bedungkt wol billich were. Do habe zu stund darnach
Albrecht Schaffstete, der obirbommeister, Swartze Nickele, den eynen
yarsleger, mit harten werten angezcogen, wie sie so verslugen \ sie we-
ren kimme 14 tage bie dem ampte gewest, ab sie gereyte dem gute
zuslahen wolden, sie musten anders darbie vahren. || Von sulchs harten BL26 ^
anredens nnd auch uwer"^ forchte wegen haben sie das scherff ^ zu stund
die ander woche abegesatczt, und- nu hersider sie am ampte gewest
sint, nicht anders verslagen, dann als die alden versleger vor yn ge-
than haben. Szo ist auch Symon Zwigkawen, Jürgen Luder, Hansze
Bmne, Giliacusze, der von Jhene tochterman, als sie verslegere gewest
• t^aSem itogke** h. H. ^ „baben" h. H. ^ „betten'* b. H. ^ „vorflelchen ynredtUcben"
h. H. • fehlt in der balL Bandubrift. <* „cewlnen*' b. H. « feblt in der baU. HandMbrlft.
^ ^TDdft entwtct" h. H. * ,,itreflHoh'* h. H. '^ ,jüßh von" b. H. * die Satsworte von .,mIV' bia
•,Tenlngea" fehlen in dar halL HandMbrlft. ™ «tlrer** 1l H.
1 Ein Scherf ist sonst die H&lfte eines Pfennigs. Vgl jedoch S. 116.
8^
116 Marcos Spittendorff.
sint in dem jare, als yr, Hans Waltbeym, obirbornmeister gewest seyt,
merglich von nch Walttbeyme in yr ampt des verslahens gesagt. Wann
sie hatten bie yrer czeit dem gute zngeslagen uff den zcober drie
scherff, do habt yr siedammbhertlichangezcogen, auch dammb bnssze
von ihnen geheisschen, auch lange zceit sie mit der bnssze, das sie
die geben solden, gedrengt. Umb snicher gedrengnissze willen and
aach za vermyden die bnssze, betten sie dem gnte die drie scherf Wid-
der abegeslagen. Szo sint auch das jhar, als Waltheym bommeister* ge-
west ist, von pfingisten an bisz zu wynachten nicht verslegere gewest,
und ab wol das fenerwerg die zceit aber abegeslagen hat, so ist die
sole glichewol nicht affgeslagen, sondern bieben and geschriben als
zavom. So ist es aach gesehen zcn eyner zceit, als^ yr, Hans Bnssze,
mit Benedictns Palken obirbornmeister gewest seyt, das yr Clawse
Male and Gristoffell, statknechte, als sie verslegere gewest sint, hert-
lich and erschreglich in yr ampt des verslahens gesagt habt, nemlich
yn den and derglichen worten, sie weren nicht wert, das sie verslegere
seyn solden, man solde yn yre angen vor den koppen nszstechen.
Uszsalchen nmbillichen aberfarangen, die den verslegem gescheen
sint, ist wol za mergken, das man nicht barger nach redeliche mennere
darzn bekomen kan, snndem yr am liebsten lichtfertige gesellen darza
nemet, so hat man aach, ehir die verslegere, geynwertig seynde% nffge-
nomen wnrden, zavom bie eynem virteil jares nicht verslagen, des
Bl.26*^ glich dann aach in vil jaren || znvor gescheen ist. Wann so ein ver-
sleger gebricht and nicht ist, szo mnsz man nicht versiahen; die ver-
slegere yr dann biszher entsatczt habt, wan ach das za awerm ange-
barlichen"^ zagange and gewinste ebene* gewest ist. So hat aach die
antworte nflf die zcedele der verclerang' derstngke, waran za hoch ver-
slagen ist and wirdet, ye kernen grand, and es kan aach meniglich
wol gemergken , das die entschaldigange, das ach das nicht wirolich
sein solde, nicht vorznsetczene nach eyn redelich entsehaldigen ist.
Wann es ist nicht versehelich < nach geloablich, das eyn pfenner, dem
das jar darch das za hoch versiahen in seynen bnttel abir drittehalb-
hnndert swertschog zagehen, das nicht fulen, mergken adder wysszen
solde. Dann wnrden ihm zcehen aide schog ader vil weniger darch
das versiahen nsz seynem bnttel gehen, er wolde das balde fnlen, merg-
ken and wisszen. Szo man die kotbe alle das jar nberrechent, darinn
gesoten wirdet, szo lonft es hoben*" 24 adder 25 tnszent schocke S das
ye, als za mergken, za vil verslagen* ist Wann yr seyt darnmb bom-
meister, scheppen and obirsten, das yr äff salch and ander nngebnr-
* ffOln Obermeister'* h. H. ^ „geschehen. Als" h. H. <> „geynwertlg oeynde" fehlt in der
halt Handeohrlfl. ^ „vngeborchen** h. B. « felüt in der hall. Huidiohrift. ' „vorkleningen"' h.
H. ff „forKhUoh'* h. H. ^ „wol in** h. H. ^ ,,geKhlagen" h. H.
1 Nach hallischem Gteld sind in jener Zeit 47 Schwert^^roschen == 1 rhein.
Oulden und 24 (231/2) grosse Groschen betragen eben so viel. Wenn von alten
Schock die Rede ist, sind grosse Groschen gemeint, vgl. S. 26, Bl, 113^ Doch
werden die Groschen auch noch nach Schock summiert.
1475 November. 117
ligkeite offsehen thnn und die verwareu sollet, and ab yr solchs ver-
seomligkeit zalegen woldet, das bette aneb niebt stete*, and die ver-
seamiigkeit were zn grosz nnd zn scbedelicb. Daramb haben wir und
der ratb biran billicb nnszer straffe.
Aneb ist einem, gnant Jaeoff Präge, in zceiten, als HansWaltbeym
eyn obirbornmeister gewest ist, orlonb gegeben, daramb das er Clawsze
Bodendorffe seyn gerentbe nachgereebent solde baben. Waltbejm bat
aneb darbie gesagt, er were nicbt from, der acb nwer werg nacb-
reebente. Dem selbten Jacoffen ist aacb amb des willen von Walt-
heym abegesagt, das er na^ bjnforder mebir im tale keyne arbeit ba-
ben solde. Der arm man || bat aneb biszber zn keyner arbeit ym tale Bl. 27*
komen können; was ambilligkeyt solcb orlonben and dringen^ des ar-
men mannes von seyner arbeit, der aaeb eyn barger in anszer stat
Halle ist, in sieb bat, ist wol zn mergken, wann es werden die knecbte
damitte in eine forebte gedrangen, ab sie was angebarlicbs aber den
bomen and im tale seben, yememen oder wasten, das sie das nicbt
sagen nacb^ reden torren.
Znm dritten male amb den gebrecb desanglicben saltzsiedens,
daroff yr babt lasszen reden, das salcbs in awerer macbt nicbt were,
und dasz yr die wirgker nicbt darza bringen kondet, and das yn ey-
nem kotbe besser saltz solde gefallen, dann yn eynem andern, and das
die wircker vor etzlicber zceit, do yr das vorgenomen bettet, alle or-
lonb genommen and den tal steben lassen betten etc., wie salcb rede
inrder gelattet bat, daraff ist anszer inrede, das dasz anglicb saltz sie-
den komet am meisten von anglicbem ingiesszen, soUicbs stebet aacb
nicbt yn der wirgker, sandem in ener eigen macbt. Wann es mas-
szen die wirgker acb die sole wocblicb berecbenen, so baben sie aacb
alle wocben aszgedynet®, and wann awer welcbem eyn wirgker nicbt
ebene ist, so bat er macbt, ym alle wocben orloab za geben, and eyn
vnrgker masz giesszen, was yn seyn jangker beisszet. Und ab yn ey-
nem kotbe besszer saltz , dann in eynem andern gefallen mocbte, das
hat so grosszen abetrag nach schaden nicht äff sidi, alszo das angliche
giesszen. Wir haben aacb darcli anszer rethe mitsampt dem erszamen
rathe die wircker daruff and sonderlich, die anszer barger sint, bie den
eyden, die sie ans and dem rate gethan haben, and aach die andern
vorboren lasszen, die dann dar gesagt haben', sie haben von deswegen
nicht II orloab genomen, sandem die bommeister, scheppen and pfen- B1.27**
ner betten wollen von yn haben, äff eyde za siedene, des betten sie
nicht wollen than, getraweten sich oach darinn nicht za vorwaren»
sandem sie weren wochenknechte, sie wolden die sole von yren jan-
gkem gerne geantwortet nemen and wolden giesszen, wie viel man
sie hiessze, and wolden die sole oach gerne berecbenen ; was sie dann
der sole nicht berecbenen konden, daramb wolden sie willen machen.
• »#tete" fehlt in der haU. Handschrift. ^ „ihn" h. H. * „drengungen" h. H. ^ „oder
reden dorffen'* h. H. « „yrlaub aoigedinget" vndt wan eine welchen nieht eben ist'* h. H. 'die
Worte von „tmd aach" an fehlen in der haU. Bahdschiift.
118 Marcus Spittendorff.
HiruHz dar und o£fenbar ist, das das anglich saltz sieden komet von
ach seibist her, nad dasz ir anglich giesszen lasszet, davon komen
auch die kaltleger her, and dasz anszer stat Halle des cleynen saltzes
halben ambgefaren und gemyden wirdet, wann es ist offenbar, das
nuwelich^ amb Hans Sehers, Levyn Waltheyms, Bertram Quetzes kothe
willen, da kleynne saltz ^ ingesothen gewest ist, der gantze tal und alles
gad hat legen "^ musszen. Davon szo darbet sulche antwort bestentlichs
grundes, und wir halden uns mitsampt dem rathe hirinn anszer
straffe.
Zum virden male umb den gebrech, das das saltz nicht besehen
nach gemesszen wurde, daruff yr habt reden lasszen, wie es vor etz-
lieber zceit ye gemesszen were, und das es etzliche zceit nicht gemess-
zen were, mochte davon komen seyn, dasz es die wirgker nicht gerne
dulden wolden. Daruff ist unnszer inrede, es mag gesehen seyn, wir
finden auch in dem register des eynundsobentzcigisten jares, das das
saltz zu einer zceit gemesszen sey. Aber wir finden darbey, das yr
uff die zceit 32 groschen für drie^ saltzscheffele gegeben, und ubir
Bl. 28* sulchem messzen || vir schog und 31 groschen« vorzcert habet. Alszo
zu messzen drie ader vier stugke saltzes und bie funfi schogken da>
rober zu verzcemeist ungeburlich '. Wann so» yr alle wochen messzen
woldet, als ir nach talrechte schuldig seyt,^ und woldet darüber 5
schog uszgeben und verzceren, das wolde eyn yar uff eyne grosse
samme geldes louffen. So folgete auch darnach, das die nszloufifte der
pfannen gar geringe werden wolden. Wir wysszen wol, das yr nach
talrechte das saltz zu messzen pflichtig seyt, wir gestehen ach aber
der kost und zcerunge nicht*; es gibt^ auch das talrecht nicht, ist
uch auch von uns und unszem vorfem ertzbischoven nicht zugegeben
nach erloubt. Es ist auch usz sulchem uwerm messzen nichts nutzlichs
für das gemeynne beste gemergkt, sundem schade usz der zcerung ob-
gerurt komen, szo stehet auch sulch messzen nicht bie den wirckem,
wann das saltz stehit uch zu, und yr seyt mechtigk, das messzen
zu lasszene, wann yr wollet. Aber umb eygens uwers nutzes willen ist das,
wie obgerurt, und mit solcher gedachter zcerung eyns gemesszen wur-
den, aber* lange jar davor nicht gescheen und so seder der zeit nach-
gelasszen nach uwerm willen. Davon szo hat sulch ewer antwort kejrne*'
entschuldigung nach bedegkunge, und als dann der furman merglich
darunder beschediget, und dasz gemeyne beste geswecht ist, behalden
wir und der rath uns hierinn unszer straffe, als sich geburet.
• „offenbahr fremelnlich vmb" h. H. * „darinne geaothen" h. H. « „Ugen" h. H. * „vor
die h. H. • ,.gro«;hen" fehlt in der magd. Handachrift. ' „ungleichlich" h. H. » ,^*' fehlt in
der halL Handschrift. »» hier „euch" In der halL Handaehrift. * „vber'* h. H. k „eine" h. H.
* „Ouch sollen sie (die Bornmeister) alle wochin das Salcz messen, wor sie des
kies^, da den gesten unrecht ane mag gescheen, und iglich stucke sal haben einen
schefifiU, und wur sie das nicht funden, der sulde geben sine busze, die sie daruff
— -♦ >»aben", Neue Mittheil. XI, 438. Dazu die Thalordnung dos Erzb. Jo-
28. Nov. 1475.
1475 November. 119
Zam fanfften male nmb^ den gebrechen, dasdassaltz zutbenre
geeatzt werde, derwegen yr habt reden lasszen, || das das saltz wurde Bl.28^
gesatzt, nach dem die verslegere verslugen; den verslegem geborte^,
nf den kooff des feurwergks achtnng za habene, szo wurde dasz holtz
auch nu, wider für alder® gewest were, zumale sere gespalden und
klejne gemacht etc., wie nu sulch verantworten* furder hatgelutet, —
darnff ist nnnszer insage, das yr, die bommeyster und scheppen, das
saltz biszher gesatzt habt, und es haben die verslegere des gantz
nichts zu thune, und ab wol den verslegem achtung uff den kouff des
fsarwergks zu haben <> geburet, das hat keyne entschuldigung uff sich,
wann yr wysszet den kouff des feurwergks am besten, so yr gemeyn-
lich alle tage in die gasszen gehit und feurwerg, wann uch noit und
ebene ist, kouffet. Es hat auch gantz nichts uff sich, das das holtz
sere solde gespalden und kleyne gemacht werden', wann szo es die
gebure zu margkte bringen, stehit der kouff nicht bie dem kouffer?
Und ab es kleyne ist, habt yr es* darnach zu kouffen, und wem es zu
theuer ist, der mag das holtz wol halden und stehen lasszen, bisz das
es redelichs kouffs werde. Uns zwivelt auch nicht , das feurwerg uff
redelichen und bequemen kouffs zu furene (?) und darinn zu behal-
dene, dem wysszet yr wol nachzugehene, habt das auch von langen
jaren her wol gewust, wysszet das auch nach wol, yr seyt vaste jar
her uff dem kouffe, das stucke saltzes für zwelff swertgroschen zu ge-
ben, gebleben, wiewol es alle jar und ufile ym jare kommet, das das
feurwei^ gantz guts kouffs ist; wie wolfeyle der kouff des feurwergks*
ist, dannoch setzet yr dem saltze nicht abe.
Wir wysszen auch eygentlich, das yr vor \\ etzlicher zceit, alsze BL29*
Prosius Ridebnrgk, Friderich Bruser, Orban Abe und Bartholomeus
Wigkart verslegere gewest sint, und do^ Benedictus Pulgke, Drewis
Fischer und Sander Dragkenstete bommeister gewest sint, das Bene-
dictus Pulgke mit Prosius obgnant geret hat, das er und seine kum-
pan der sole solden abesetczen. Daruff hat Prosius mit seinen mittever-
slegem dem zcober eynen pfennyng abegesatzt, gemeynet, ir wurdet dem
saltze auch abesetczen, aber es ist nicht gescheen, und wäret glichwol
bie theurde^ des saltzes alszo zuvom stehene bieben, und die versle-
gere sint alzso in dem abesetzen dem gute betrogen wurden. Nu von
dieurde wegen des saltzes wirdet unszer stat Halle gemeden und
umbgefam, und werden ander saltzwergke gesucht, darusz folgen
dann vil und lange kaltlegere, und das etliche kothe wüste stehen, sol-
lichs eyne vemichtigung des solguts ist. Es werden uns auch damitte
unszer zcoUe und gleithe gekrengkt, und ist eyn gemeyner schade der
gantzen unszer stat Halle und aller unszer burger und inwoner dasei-
bist, und ist auch merglich>° widderdas gemeyne beste; von sulchsun-
geburlichen handeis wegen yr billich in unszer straffe gefallen seyt.
• «.«ob" fehlt in der hftU. HandMhrlft. ^ ,«ehSrtto*' h. H. « .4m fürd vor alter" b. H.
* „«»er Anttwortt" h. H. • ,^ti haben" fehlt in der ball. Handwjhrift. ' „were" b. H. « „habe
en le darnach" h. H. ^ „redtlich in bequemen" h. H. * ,,feuerwerck8 kanfls" h. H. ^ ,W* h.
H. ) „vsdt wardt gleiohwol die thener de« Saltze» also suTom stehende bUben" hall, BandBChr.
» ,,gemelsiglich" h. H.
120 Marcus Spittendorff.
Zum letztsten uff die rede, die wir uch haben verzcelen lasszen,
das wir von uch zu reden gesatzt weren, das billich nicht seyn solde,
so yr unszer gehoItC; geswome barger nnd anch lehenmann seyt etc.,
dam£f yr habt reden lasszen, yr hoffet ye, das keyner ander ach szo
yergesszen were gewest, der snlchs gethan hette etc. Alszo ist nicht
mynner uns eygentiich vorkomen, wie wir von etlichen ander uch
Bl.29^ gröblich zu reden gesatzt sint, || das auch nnszerm fürstlichen State* zu
nahe ist, das dann ye gescheen. Darumb auch Peter Rademecher,
euer mittegewergke ^, in straffe genomen ist. Wer nu die andern sind,
die sulchs gethan haben, der ist unns ein theils unyerburgen, szo weisz
die auch der rath wol°, wir haben auch dasvertruwen zu demrathe, sie
werden sich geyn die andern auch szo halden und sie alszo 4 straffen,
das wir und die unnszem soUichs uberig'' bliben, und von den und an-
dern furder vermeden werde.
Forder sint wir und der rath zu Halle in eygentiich verfarenheit
und künde komen, wie yr zu etlichen zceiten des jares auch in' butel
fronen lasszet; umb das selbte butelfronen hat es die gestalte, dasyr'
obirbommeister, Vorsteher und auch die undem bommeyster von uwem
und uwer mittegewergken wegen in disszein geynwertigen und anch
dem nehst vorgangen jaren sole usz dem Dutzschen Bornen und dar-
nach auch^ usz allen andern bomnen habt zeihen lasszen nach euerm
gefallen, die yr obirbommeister und auch vorstehir in dem vergangen
jare* gewest und auch in disszem geynwertigen jare seynde*', habt yr
den )hennen von uwem mittegewergken, die uch darzu ebene gewest
sind, tragen und versieden lasszen und davon' gelt entpfangen und das
in euer butele gestackt. Von suUichem fronen in butel haben wir vor
n^ gehört nach gewust, dann als wir gantz kortz in verfarenheytund
künde ™ komen sind. So wollen wir uch auch nicht verwysszen, sullich
fronen in butel in furdem jaren und zu vil maln gescheen sey. Nu
haben wir in» den zcwen registem, damsz yr nehst rechinschafft gethan
B1.30* habt, II nach sollichem fronen in butel sehen lasszen und eygentiich ge-
sehen und finden nyrgent, das von sollichem fronen in butel in der
uffname nach auch** in der uszgabe ichts berartp wirdet. Davon wir
solch fronen in butel nicht umbillich gantz vermergken und verdecht-
lieh halden und als ftir thun, das billich nicht gesehen solde seyn. So
wollen wir uch"* auch in kein weisz gestehen, das uch sollich fronen in
uwere buttele von unszem vorfam, ertzbischoven und capittele, erloubet
sey; szo haben wir uch des ye' auch nicht erloubet, und das yr uch
nu' des durch uwer selbst vermesszenheit und turstigkeit angemaszt
» „SU itade" h. H. ^ „mlttbuiKcr" h. H. « .^luchwol" h. H. * ,4Üle «o" h. H. «„ubor**
b. H. f .Jhan in den'* h. H. ff „daa der" h. H. i> ,^Qch'' fehlt in der hftU. Handaehr. > „das
nur tfberbommeiater vndt auch denn vorgangenen Jharen gewist*' h. H. * f^alndt'* h. H. * .,d«r-
vor** h. H. « „nnd knnde" fehlt in der halL Handschrift " ,4uia den" h. H. « nMcb" fehlt
in der hall. Handschrift. P „recht gemrt" h. H. 4 „ach'* fehlt in der hall. Handschrift. ' ,Ae»
ye** fehlt in der hall. HandK^hrift. • „im" h. H.
'^«ber die Bedeutung des Ausdrucks und den ganzen Vorgang überhaupt vgl.
1475 November. 121
und gethan habt, kan uns nicht verwondem, und darumb haben wir
billich grosz vennergken hirinn, das snliiche sole heymlich und ver-
borgen genomen, zn gelde gemacht, nnd das gelt in nwere bnttele ge-
stagkt ist, und das es vorburgen ist gesehen, gibbet das eyn^ anzcei-
gen, das sullich sole nicht zn register komen nach auch wider in nfi-
Dame nach uszgabe berechent ist. So finden wir auch in derversigel-
ten zcedil nicht, darinn alle sole, fronesole, usztragesole, hartzsole,
Niclawssole, amptsole etc. und die mann durch got gibt, dar uszge-
dmgkt ist, das yrgent berurt wurde, das yr in uwer bnttele fronen
mochtet Nu wisszet yr usz talrechte wol, das dar und offen-
bar verboten wirdet, das keyne sole gezcogen werden sal, dann die
sich von rechte geburet, und ab das anders geschege, das dasz an
den lip gehit SoUich tat wir wol scherfSicher ^ und hocher yn werten
II anzeihen mochten, dasz wir uff disz mal im besten beruhen lasszen. B1.30^
Aber nicht deste mynner behalden wir mitsampt dem rathe unns hirinn
onszer straffe.
Antwort uf f inrede unszers gnedigen hern und
des raths^
Nach vorhorunge der obgerurten inrede haben die pfenner eyn
gespreche gebeten, und nach gehabtem gespreche Thomasze Tugauwen
den bommeister reden lasszen und gebeten, das unszer gnediger herre
and der rath yn gönnen wolden eyns mannes, der yr wort redte,
and das er das nngeverlich thun mochte. Daruff ist yn geantwortet»
nnraer gnediger herre und der rath wolden yn das gönnen, alszo das
her auch gelhnpfflich redte. Alszo hat Hans Waltheym geredt, seyne
hem, die gewergken alle, betten yn gebeten yr wort zu redene, und
wiewol er das über uberig were, szo betten sie yn doch mit bethe so
hoch angezcogen, das er yn das nicht versagen konde, und hat gebe-
ten, das man eyn stugke ftimemen^ und yn das vorantworten lasszen
wolde und dann eyn anders fumemen , szo wolden sie die stugke alle
genuglich und ufirichtig vorantworten, und man solde sie anders nicht
finden, als sie hofften und auch nicht zweyvelten, dann als frome
luthe.
Daruff ist der erste gebrech umb die vier vorstehir vorgenomen
und uff das stugke, das der vorstehir eyt lynde were, dasz sich fände
usz yrer lynden regirung, und das die sole unglich bestatet were
wurden, und das einner der vil, und der ander || der weniger* gehabt B1.31*
hette. Daruff ist widder geredt, sie wüsten nicht anders, der voretehir
eyt were hart, und teten den, als sie' vor alder gethan betten. Die
vorstehir bestatten auch die sole, szo best sie konden, und das langitte
yr ampt an, und das der ironesole eyner mebir, dann der andere ge-
habt hette , mochte davon komen seyn , das etzliche under yn der
vilUchte nicht vil betten haben wollen.
Darwider hat der rath reden lasszen, es weren etliche under on,
* „eyn In*' h. H. ^ „itreffllch" h. H. « diese Uebenohrlft .fehlt in der hall. Handschrift.
^ „Temehme" h. H. « „einer der d» viel vndt einer der da wenig*' h. H. ' „das als Jhe" h. H.
122 Marcus Spittendorff.
under dem gemeinen hoffen, die die sole gerne nemen, sie konde yn
aber nicht werden , sie hetten sieh des auch beclaget, szo were aaeh
lenger dann vor eynem jhare vor minszerm gnedigen hem zagesagt«
das niemant mehir gerentbe solde haben, dann zwey, das were aber
nicht gehalden, snndem die obirsten und die gefrundten nemen die
meysten und besten gerentbe, und der gemeine hoffe moste der ent
peren. Uff die inrede des stogks des ersten gebrechs forder, das die
sole bey etlicher langer zceit onbezcalt stehne hiebe*, davon dann
borg bey smeden, seyler, botticher ond andern qweme, ond schade
daroff gynge etc., ond forder off den gebrech in den registem, nem-
lich der offiiame, die in eynem register liffe off toszent ond fbnffond-
virzcig schog ond zwene aide groschen, ond man in dem seihten re-
gister, da die jhennen, die die sole vorsotten hetten, stonden, fimden
ftmffhondert ond achtondvirzcig schog ond zweyondyirzcig aide gro-
Bl.31^ sehen etc., daroff ist geredt worden, sie|| wosten nicht anders, dann die
sole worde zo stond bezcalt genomen , ond es langitte die vorstehir
an omb die irrong, die man mochte haben in der somme der ofihame,
die do ist toszent 45 schog ond 2 aide g., ond das die somme, da die jhennen
namhafftig stehen, die die sole versoten haben, nicht szo viel were, das
qweme davon zo, das die seihten die fronesole, die im register vor das
erste stonde, vorsotten hetten; darnach stonde den die amptsole, die
worde von den Vorstehern dengewercken aoch gethan, dem eynen 10
zcober, dem andern 20 zcober, ond szo forder. Die moste zo stond be-
zcalt werden, davon weren deine registirchen, die behilten die vorstehir,
ond wosten nicht anders, dan was*offgenomen worde, wider aosge-
geben, ond hiebe was von offname ober, das brechte man off das rathosz.
Darwidder hat onszer gnediger herre ond der rat reden lasszen, sie
wosten eygentlich, das die sole bey etlicher langen zceit onbezcalt stehne
hiebe, davon qweme dann bürg ond schade, als sie gebort hetten. Wann
worde die sole bynnen acht tagen, als sie getragen were, bezcalt ge-
nomen, szo dorffte man nichtgborgen noch schaden thon, der schade
qweme ye off das got im tale.
Uff die irronge der offname, das die, die namhafftig in den regi-
stem stonden, die solden die ironesole vorsothen haben, ist gesaget, es
were der gebreche damitte nicht genoglich offgeloszt. Wann das gelti
Bl. 32* das die seihten gegel>en || hetten an der sommen, tröge nicht obereyn
mit der somme der fronesole, als das osz den registem clerlich zo sehene
ond zo vomemene ist.^Die register sint yn erboten vorzolegene. Forder off
die cleynnen registerchen ist geredt, das billich were, das die bey den
andern registem weren. Aber das die vorhalden worden, brechte vor-
dacht ond vermergken, wann die register weren alszo gantz tongkeli
ond sich were aoch daraosz nicht zo entrichten, wann es geborthe sich,
das man eygentlich in den registem schriben solde: der hat alszo vU
zcober fronesole adder amptsole ond hat darfor gegeben alszo vil gel-
des, — szo konde man die rechinschaft vorstehen.
'^onde bebe" h. H.
1475 November. 123
Uff die stugke der abermesszigen zcemng, als verzceicbent sint,
und ein stngke nach dem andern geleszen ist, ist daraaff geredt. Czom
ersten nmb die zcening und fiaren zum heilligen bomne ist geredt, es
were eyn altherkommen, sie betten des nicbt erdacbt. Damff ist
von dem ratbe geretb, es were in vorzceiten von dem ratbe wol ehir
nmb solche zcemnge und dei^leicb geredt, da betten sie alszo darzu
geantwort, die zcerung zum heilligen bomnen teten sie off yr eygen
gelt Nun funde man das anders, und dasz sie die zcerong teten von
dem gemeinen guthe. Item nmb die schoszbnttele ist geantwortet, die
pflegitte man zn kouffen den obirbummeistem, den schosz darinn zu ne-
men; sie musten ye was haben, darinn sie den schosz teten. Daraff
ist geredt, die bnttele musten nicht lenger weren, dann eyn || jhar, es 61.32**
were auch nicht noit, die alle jhar zu kouffene. Item umb das gelt,
dem bothen* geyn Adorff gegebin, bette die sache, das sie vomomen
betten, dasz ein nuwe saltzwerg solde uffkomen seyn, das diszem guthe
mochte schaden brengen, das zu erfaren, were der botheszo hyngesant.
Item umb das gelt, durch Tugawen zu Stasfurt und zum Saltze vor-
zcert, bette die gestalt, das sie ^ zu gezceiten des jhars, und wann das saltz
zu Halle stehne blebe, bothen beweilen und auch zu gezceiten eynnen
I18Z den gewergken schigketen geyn Stasfurt und zum Saltze \ zu erfaren
nmb den kauft des saltczes, und ab es auch wol weggynge, adder ap
es auch stehne blebe, dasz sie sich darnach zu richten hetten.
Item umb das ^ fritagesgelt, grasz ^, kruth und blumen, das bette die
gestalt, das sie den knechten des fritages drye groschen geben, die
hetten darumb louffens genug. Szo lisszen sie auch kouffen in hoff
grasz, kmt und blumen, das were biszher szo gewest. Item umb diecley-
düng , nuwejarsgelt , jarmargktgelt etc. ist geredt, es were yr Ion, und
man konde wol gemergken, das sie umbsust nicht gedynen konden.
Daruff ist vom ratbe geredt wurden, es belangitte der nechst berurten ^
stugke eyn teyls nicht das gemeyne gut an, sundem sie gewergken am
meysten; sunderlich meynten sie, das ungeburlich sey |t jarmargktgelt, B1.33*
nuwejarsgelt ader cleydung zu geben, wann die versigelte zcedel halde
iune, da^ man keyn tranggelt geben solde. Szo haben bomschriber,
czymmerman, talvoit und auch andere yren Ion usz den bomnen, sun-
•• „dem bothen" ftthlt In der halL Haodichrift. ^ ^e'' feUt In beiden Handaohriften.
* »^" h. H. d ,,benaattn" h. H.
^ Die erzbischöfliche Stadt Gross -Salze (dat grote salt) ist eine Tochter des
Salzwerkes in Ebnen und tritt erst gegen Ende des 13. Jahrh. als Stadt auf^ vgl.
Winter in den Geschichtsblättem l St. u. L. Magdeburg ü. 226 ff. Vm. 113ff.
257 ff. Dr. I. (Hondorff) S. 123 ff
^ Diese Sitte mag Dr. I. 1062 im Sinn gehabt haben: So ist in alten Zeiten
bei dem Saltzwerck alhier alle Sieden aus dem Gutjahrs -Brunnen ein Zober Sole,
Hex Krautzober genant, gegossen woroen; davor wolriechende Kräuter angeschafft,
zcff Zeit des Pabstthums geweihet und auff das Thalhauss und unter die Brunnen
gestreuet worden, ohnzweäel aus der Meinung, die bösen Geister und aUes schäd-
fidie zn vertreiben; und ist diese Gewohnheit des Krautstrauens bis gegen das
Ende vorigen Seculi in Uebung gewesen, da solche abgeschafft worden.
124 Marcus Spittendorfi.
derlich habe der bomschriber alle wochen, die woche sey gantz adder
nicht, 22 zcober sole, dasz ein grosszer Ion sey.
Item nmb die summen geldes vor weyn und hier in hoff, kemme-
rern nnd weynschriber gegeben, ist geredt wurden: bommeister und
seheppfen musten offle des tals halben zusampne komen, szo lisszen sie
dann, was zu geezeiten feyle were, malmesey*, reyn&ll und ander
weynne noszel, quartir und auch zu den esszen holen, deszgleich auch
hier, und dasz were ein altherkommen. Daruff ist vom rathe geredt
wurden, es wurde uff dem rathusze von dem rathe auch getrungken,
da weren vil mehir personnen, auch yil mehir zuslages, dennaoh bzo
liffen die summen nyrgent szo hoch, als sie vertrungken betten. Man *
konde wol nach redelicher weysze tringken und dorffte das gemeyne
guth szo nicht besweren.
Item umb die collatien, wan man nuwe scheppen keuszt, ist geredt
wurden, es were auch von alder gewest. Daruff ist vom rathe geredt
Bl. 33^ wurden , sie bedungkte nicht biUich , dasz sie von dem gemeynen ||
guthe collatien machen und halden solden.
Item umb die 63 schog eyns jhars und 73 schog des andern ihars
für licht haben die pfenner reden lasszen, man mnste der licht vil über
den bornnen und ym tale haben, yn were wol zu willen, das die nicht
dorffiten vil kosten. Darufi ist vom rathe geredt, es qweme eygentlich
vor den rath, das die licht darumb szo uff einne grossze summe liffen,
das die pfenner und gemeynlich die jungen gesellen uff den abent yn
den hoff gyngen und sesszen lange in die nacht, und wann sie weg-
gyngen, neme yr iglicher zcwey , dreye ader mehir licht jrn die haut,
und darumb szo musten die lichte uff eyne grossze summe geldes
louffen.
Uff die ubermesszige zcerunge in dem 74. jare, auch der obgerur-
ten stugke glich, alsze nemlich zum heilligen bornnen^, 8chosKbuttele^
^ Item uf den doonerstag in den pfingsten, wen man zu dem heiligen bom fah-
ret, so kommen die Vorsteher umb sechse nach mittage in der pfenner hoffe . . die
bommeister und scheppeu und besteUen umb bihr den frauen und iungfrauen, die
dar kommen, zu schenken: wan sie sich den gesamlet haben, so gehen sie in die
flösse. Do müssen die Vorsteher besteUen ein halb schock brett in die flösse , auch
müssen sie lohnen dem hobdorster mit dreien oder vier kahnen zu faren bei der
flösse, dem geben sie fünf oder sechs neue groschen, dem flosmeister mit seinen
knechten gibt man 1^/2 neue groschen und nicht mehr, und hat bey dem born^ das
die Vorsteher durch die zwene unterbommeister von dem Deutschen Bom schickoi
müssen eine tonne numburgisch hier, gesottene eyer, schopsenbuch , ob man donüt
kan zukommen, drey eyerkuchen und kese, zwey stobichen nudvasir oder welschwein
und auch franckenwein, was des die obersten bommeister bestellen lassen.
Wan man dan wieder heim fehret, so gehen die frauen und Jungfrauen wieder
in der pfenner hoff und trinken eins oder zwier und gehen ihre sttnaae so beschei-
den, das sie nicht uff das rathaus gehen. Kresse, Annalen I. 186\ Dazu fügen
wir gleich eine andere Schildenmg:
Uf den heiligen wahrleichnamstagk besteUen die Vorsteher (des thals), umb die
wege und brücken zu machen, do man pfleget mit gottes leichnam im thale zu
1475 November. 125
freytagißgelt, cleidnngk, nuwejarsgelt, jarmargktgelt, weyn, Wer, coUa-
tien, licht ist durch Hansze Waitheim geredt wurden, in masszen wie
obgemrt. Sandern nff das schog*, den trabanten gegebin, als man die
bnrger von Iszleiben holte, damflf ist vom rathe gered worden , die
von innongen und gemeynheit betten yre trabanten uszgericht uff yr
eigen gelt, des gleich solden sie auch gethan und das gelt nicht von
dem gemeynen gnthe genomen han.
Uff die hundert und 40 schog und 31 ** |1 groschen vor weynzcerung BI.34*
zum heilligen bomnen, coUatie etc. des 69. jares ist durch Hansze
Waltheym geantwort alsze vor. Sündern umb die^ 47 schog und 21
groschen für holtz in hoff ist geantwort wurden, das holtz were nicht
all im hoffe verbrant, sundem eyn theyls im tale. Darkegen ist von
dem rathe gered wurden, man pflegitte ym tale kollen zu bomnen
und nicht holtz, man funde in dem seihten jare auch grossze summen
geldes vor kollen.
Uff die stugke des eynundsibentzcigsten jars, nemlich das stugke:
item 20 schog den turgkennbrudem gegeben , daruff ist den pfennem
gesaget, wiewol das gelt wol uszgegeben, solchs auch eynne milde
Sache were, doch szo hat es nicht eyne gestalt, von dem gemeinnen
gathe solchs'^ zu nemene, sundem wer was guts thun wolde, der solde
das thun von seynem eigen guthe, das were y m geyn ® gote verdinstlich.
Uff die inrede des andern gebrechs umb die vier verslegere, das
sie nicht burger darzu betten genomen und sie die verslegere nicht
frey in yrem ampte zu vorslahene nach yrem eyde betten gelasszen,
* »,dM Bto . . . dM Bo:*' b. H. ^ „XXXVI. vor" h. H. c ^^j^ab die" fehlt in der hall.
Baadfefarifl, ^ «^leht" fehH in der h«IL Handaohrifl. • „vor gotte'* h. H.
gehen, und umb grass, das die unterbommeistere mit ihren knechten, auch mit den
ambtknechten mit willen des raths pflegen zu hauen uf der wiesen und In der flösse
an die Saalpforte zu bringen, und uf den morgen, wen man umb den bomen ge-
west ist, so gehen die Vorsteher mit den bommeistem in der herren keUer und
morgenbroten darinne, das dann die Yorsteher durch ir einen bestellen, was sie von
hunem, braten oder fleisch haben wollen. Und wan sie gegessen haben, so senden
sie processionwein bei den amtknechten zum ersten unserm gnedigen herm Yon
Sftugdeburg, wan er mit procession holt, zwey stubichen welschen wein ; ist er nicht
zn der procession, so sendet man ihm nichts; dem probst zum Neuenwercke ein
stobichen, dem probst zu St Moriz zwei stobigen, dem pfarhem zu U. L. Frauen
mit den altaristen andertiialb stobichen, dem pfamer zu St. Gerdruden mit den
altaristen anderthalb stobichen, dem pfamer zu St. Ulrich anderthalb stobichen,
dem pfiuner zu S. Moriz ein stobichen, zu den paulem ein stobichen, zu den bar-
Ibssen vier stobichen, zu den brudem ein stobichen, dem p&mer zum Grasshofe ein
halb stobichen, den spitalem zu St. Moriz ein stobichen, der sammenung zu St.
Moriz ein stobichen, dem kuster und ist einer von den hem ein halb stobichen,
dem Schulmeister bey Yirginis ein halb stobichen, dem Schulmeister Mauritii ein
halb stubichen, dem bomschreiber ein halb stubichen, den amtsknechten ein halb
stubichen. Dieser aller sol welschwein sein: ist der aber nicht, so sendet man
frandcenwein oder elsasser, jo zwey stobichen vor eins oder ein stubichen vor ein
halb stubichen. Damach uf den freitag bezahlen die Vorsteher dem unterbom-
meister das kraut , blumen imd meyen , das sie über dem bom gehabt haben/'
Kresse, Annalen Bd. I. S. 188* ff. Dr. I. 693.
126 Marcus Spittendorff.
sandem yn merglicb und erBchreglich yn yr ampt gesagt betten, und
das sie betten most verslaben nacb yrem willen und cäf die stugke,
die za hocb verslagen weren, das die in eynem kotbe, in masszen ob-
Bl.34^ gerurt ist, nbir drittebalbbondert swertscbog louffen solden etc., || daraff
bat Hans Waltbeym geredt, das sie nicbt bnrger zu dem ampte des
yerslabens genomen betten, were davon znkomen, das sie der nidit
betten bekomen können, als sie nebst ancb szo verantwort betten,
aber sie betten yn yre ampt des verslabens nicbt gesagt. Und uff die
versleger geynwertig seynde bat Albrecbt Scbaffstete gesagt, er bette
den verslegern nye keyn wort gesagt Szo bat Hans Waltbeym for-
der geredt der andern versleger baibin, alsze Symon Gzcwigkanwen
and seyner knmppan balben, was sie des unszers gnedigen bem retbe
nnd den ratb anderriebt betten, daran betten sie za milde beriebt, ba-
ben aacb gematbet, dasz man sie vorkomen lasszen wolde, sie woU-
den sieb solcbs geyn yn vorantworten. Umb das, dasz za bocb ver-
slagen were, das yn eynem kotbe des jbars beben drittebalbbandert
scbog loaffen solde, dar sagitten sie za, als sie das stagke nehist Vor-
antwort betten, das yn davon nicbt wysszentlicb were, wann es stände
bey den verslegern.
Dawidder ist von anszers gnedigen bem and des ratbs wegen
darcb Hanszen Hedderszen ratb^meister gered warden, sie betten wol
za verslegern barger bekomen können, das den verslegern aacb in yr
ampt gesagt were warden, betten die versleger, die nambafftig gemacbt
weren, als ob gerart ist, affentlicb bekand. Und nmb das za bocb
verslaben bette anszer gnediger berr and der ratb sieb nicbt alleyne
erkandet bey den verslegern, sandem aacb mitte bey den wirgkem. Und
die wirgker, die barger sint, weren daraff ermant, bey den eyden, die
B1.35* sie nnszerm gnedigen berm and deme || ratbe getban baben; die and
aacb die andem wirgker gemeynlicb alle vermei^ken, das za bocb
verslagen sey, ane yn etlicben cleynnen stagken, nemlicb berde za
macbene, das eyn jbar in einem kotbe drey swertgroscben kostet, item
kotb za kerene, rasz aszzatragene and eymer des jbares äff vierand-
zcwentzig swertgroscben loaffen wolde , and salcbe anwysszenbeit , die
szo on vorzcogen, were ye szo nicbt za entscbaldigene. Wann die
pfenner nemen den zagang and gewinst, and es gynge den andem an
ibrem gatbe abe, and das gnd warde damitte geswecbt. Umb Jacoff
Fragen, dasz dem darcb Hanszen Waltbeym orloab gegeben were, dar-
amb das er Clawsze Bodendorffe seyn gerentbe nacbgerecbent
solde baben etc., daraff bat Hans Waltbeym geantwortet, das dasz die
sacbe nicbt gewest ist, daramb Frage georloabt sey, sandem er babe
eyne ander sacbe äff sieb gebabt, die vor anszerm gnedigen berm za
vorzcellene nicbt tocbte; er babe ym orloab gegeben and das nicbt
alleynne getban, sandem mitsampt den andem bommeistem and scbep-
pfen.
Zam dritten male nff die inrede der antworte der pfenner off
das angleicb saltz sieden etc. bat Hans Waltbeym geredt, es mocbte
1475 November. 127
wol gesehen, das dasz saltz ongleieh gesotten and ancb angleich ge-
gasszen warde; aber das stände nicht bey on, sandem bey den wir-
gkem. Sie konden aach die wirgker nicht vormogen, dasz sie gleich
gasszen, wann es weren !| etzliche wirgker, die fnr yr eygen gelt sole BL35^
koofiten, äff das sie deste mehir gasszen and den gesten deste grosszer
stagken geben and aiszo die geste bey sich brechten; szo warden aach
itzand die stagke szo grosz gemacht, als sie yn langer zeit gemacht
weren, and on solde lieb seyn , das man glich gassze and glich saltz
machte, getraweten es aber darhyn ane halffe des raths nicht za
brengene.
Daraff hat der rath reden lasszen, es were deszhalben am rathe
nye gebroch gewest, were der rath daramb ersacht warden, sie weiden
gerne darza behalffen gewest seyn, es were aber nachbleben. Daramb
Stande wol za mergken, das salchs nicht eyn genanghafNiig entschaldi-
gnnge were, wann salchem angleichen sieden were wol vorzakomen
gewest.
Zam vierden male äff die inrede, das das saltz nicht gemesszen
wurde, and als es letzst gemesszen, dasz daraber hoben fanff aide
Bchog aszgegeben and verzcert seyn etc., daraff hat Hans Waltheym
gered: alsze das saltz äff die zceit gemesszen were, da weren mehir
dann dreye ader vier stagke gemesszen, and were das saltz in vil
kothen gemesszen, and daramb mochte aach yillichte salche zcerang
gesehen seyn, and das das saltz vormals and auch darnach nicht gemesszen
were warden, were davon nachbleben, das die gewergken yre stagke
nicht gerne betten wollen zabrechen lasszen, ||wann szo die stagken Bl.36^
zabrochen warden, konde man der nicht wol vorkoaffen, and die far-
leate wolden die zabrochen stagke aach nicht gerne laden.
Zum fanfften male äff die inrede äff die antwort äff den ge-
brech, das das saltz za teare gesatzt were etc., daraff ist von Hanszen
Waltheym von der pfenner wegen geredt , das er äff das stagke von
der gewergken wegen antworte, als er zavom geantwortet bette, nem-
lieh alszo: das sie das saltz mästen setczen, nach dem die verslegere
verslngen, and mästen sich ye mit dem saltz setzen nachyrem versiahen
richten. Szo were ye alszo, das das holtz sere gespalden and kleyne
gemacht warde, davon szo konden sie das saltz nicht wol basz feyler
gesetczen.
Ist daraff geredt, die versleger betten affenbar bekand and gesagt,
sie hett^ mit dem setczen des saltzes nicht zu thane, es gebarte yn
auch nicht, das saltz za setczen; wolden sie aber ye das läf die ver-
slegere schieben and den verslegeren gönnen and sie das saltz setczen
lasszen, es qweme.wol dahyn. Daraff hat Hanns Waltheym geredt, dasz
Baltz gebarte niemandes anders za setczenne, dann yn selbst, sie pfle-
gen es aach za setczene, aber sie setczen es nach dem ver-
Blähen.
Umb Brosias Ridebarg, Frideriche Brasszer, Urban Aben and Bar-
tholomeas Wirgkart, das den were gesagt darch Benedictas Polgkenn,
128 Marcus Spittendorff.
bornmeister, das sie der sole solten abesetezen, sie wolden dem saltze
Bl.86^ Hauch abesetzen, daraff hat Drewis Fischer, derdotznmal bommeister
gewest ist, geredt, yn were davon nichts wyszlich.
Znmletzsten uff den nnwen gebrecb, das in bnttel gefronet
wurde, wie dann das geluthet hette und scharff angezeogen were, daraff
hat Hans Waltheym gereth, es hette umb das fronen in buttel die ge-
stalt: wann die bommeister über dem geschossze pflegen zu sitczen,
szo liesszensie beweilen usz dem Dutzschen Bornnen 5 zuber sole und
auch bissweilen mehr zeihen; des glich dann auch szo in den andern
bomen geschege. Das gelt, das davon gefile, stegkten die bommeyster
in die buttele und liesszen davon wein und byer holen. Die bommey-
ster musten ye auch über deme geschossze tringken. Sollichs treffe
nicht sere hoch, es konde dem guthe auch nicht grosszen schaden
brengen. Szo qweme es beweilen, das prelaten, probste und andere
in tal qwemen und das saltzwerg besehen, den pflege man auch zu
schengken. Daruff hat unszer gnediger herre und der rath reden las-
szen, es were von sollichem fronen in buttel in der versigelten zcedel
nicht bemrt, man frmde das auch nyrgent, das sie das tbun mochten,
sundem es stunde in der zcedel dar vorboten, das mankeynne andere
sole zeihen lasszen solde, dann die darinn namhafftig gemacht were,
szo wer die seihte sole auch nicht zu register gebracht nach berechent
Darvon szo were unnszer gnediger herre und der rath solchs fronens
B1.37* nicht zu fryde. Szo stunden sust auch || grossze sumen im register, die
für weyn und hier gegeben wem, und der rath uff* dem ratbusze der
personen vast mehir weren, vertmngken des jhars nicht solche grossze
sumen, und es qweme ye von dem gemeynen gute. Wann man aber
trungke von eigenem gelde, szo muste man dasz gesehen lasszen. Dar-
wider hat Hans Waltheym gereth , es were szo an sie kommen von
yren eltem, sie betten dbas nicht uffbracht nach erdacht. —
Uff dinstag nach Eatharine (28. Nov.) hat unnszer gnediger herre
ertzbischoff Johann sich uffs rathusz geyn Halle gefuget, do dann
Hans Seile, rathszmeister, Hans Hedderszenn, Hans Loub und vil des
raths und von innungen und gemeynheyt gewest sindt. Daselbst hat
seine gnade die dreye bommeister und die pfenner gemeyn vor sich
komen lasszen, und seyne gnade hat durch em Bemden, den alden
cantzler, reden lasszen geyn bommeyster und pfennem in den werten
und in der meynung: seyne gnade hette lange zceit in den gebrechen,
die regimng des tals betreffende, fast vil handeis gehabt und vleisz
gethan, szo vil, das seyne gnade mit dem erszamen rathe eynig were
wurden eyner ordenunge, nach der der tal hynneforder solde
geregiret werden. Derhalben were yn letzst zu santh Mauritz verhalt
»sehen, szo betten sie sich dazumal erbotten, seynen gnaden und auch
»m rathe darinn gehorszam zu seyne; und uff das nu die dingk || zu
Bl.37^ eynem ende komen mochten, szo hette seynne gnade die ordenunge
in eynne vorscbribunge und versigelunge brengen lasszen, die dogeyn-
wertigk vor äugen leghe, die dann seyne gnade lesszeu lasszen welde^
1475 November. 129
und begerte die zu horene, die dann alszo geleszen und Inthende ist,
in masszen hirnacb folget^.
Wir Johannes, von gots gnaden ertzbischoff zu Magdburg, primas
in (Germanien und pfaltzgrave bey Reynn, hertzog in Beyern; bekennen
o£feniUcben |mit diszem briSe vor ans and nnnszer nachkomen
und thnn knnd allennenniglicben. Nachdem dann got vater aimech-
tiger durch seyne milte ewige wiszheit und gutigkeyt menschlichem
gesiechte, seynem volgke, seyne gotlichen gaben mancherley weisz zu
enthaldung desselbten seynes volgkes und damitte seynen menschlichen
gebrechen und notdorfftigkeit vorzukomen, dem seihten seynem uszer-
weltea volgke selbst zu Seligkeit und lobe und ere seynes allerheilig-
sten namens verlihende und gebinde, und die seihten seyne gotlichen
gaben unszer ertzbischofflichen kirchen, unns und den unszem zu gut
and nutz in unszer stat Halle in den saltzbomnen tegelich mildiglich
oszgiesszende ist, erkennen wir billich und geburlich, solicher gotlichen
gäbe in steter dangbarkeit zu seyne und der und ander verlihenen
zceitlichen guter szo yn gotlicher liebe glichlich und rechtlich zu ge-
bruchen, das uns nach abgange der zceitlichen und vergenglichen die
anvergenglichen und ewigen guter und richtttmer mittegeteilt werden.
Das wir darumb gote zu lobe und in dangbarkeit obgerurter gotlicher
gnade und gäbe, durch den allerdurchluchtigsten und groszmechtigsten
keyser Otten den groszen loblicher gedechtnisz in erster unszer ertz-
bischo£Bichen kirchen stifftunge der seihten unszer kirchen mildiglichen
gegeben, und auch umb gemeynes nutzes und besten willen mit
des erszamen raths der gnanten unszer stat Halle , unszer lieben ge-
trawen, rate und folbort disze nachfolgenden ordenungen und satczun-
gen in der gedachten unszer stat Halle begriffen, gesatczt und ge-
macht haben, setczen und orden auch in crafft diszes briffes, nem-
lichen alszo:
Zum ersten umb die vier Vorsteher des tales, die sollen usz den
Bcbeppen im tale und den gewergken, die dem guthe, tale und ge-
meynen besten allemutzest und bequemst seyn mögen, gekorn, den
dann die fronesole, amptsole, amptpfannen, und was nach Inthe der
versigelten zcedel yn dem stugke sich zu haldung und notdorfft des tales
zu zcihene gebaret, geantwortet und von yn bestatet sal werden. Sun-
derlich sollen die vier Vorsteher die sole bynnen virzcehen tagen von dem
tage, als sie gezcogen und getragen ist; an zu rechen, bezcalt nemen, und
der seihten sole , wie vil der ist , und wem die zu versiedene gethan
wlrdet, und was sie davon uffiiemen und zu buwe, haldung und not-
dor£ft des tals wider uszgeben, eigentlich verstentliche register machen
und davon rechinschafit thun ; die seihte rechinschaffl uff die zceit, als
* ffier tonn wir in d«r hall. HandMhrift buehftiiblich folgBiide Zeilen: „WIR von gottet
gnaden Johanne* Ertsbischoff zu Magdeborgk prima« in Germanien etc. mdt so furder wie das die*
aelfaflgen Reglenmgen m dem Ende ansforth. habt ir wol In ■ehrlfften, desgleichen ich aus denselblgen
«nren ■ehrülten veneichnett. Daromb ist hie fnrder nicht nott eu schreyben". Wir theilen die schon
TQo Dr. I (Hondorff) S. 157 abgedruckte ürtcnnde nach einem der sieben nicht bucbatUbtich gleich^
bmtfritdcp Exemplare des Bathsarehivs mit.
Gesehichtsq. d. Pr. Sachsen XI. 9
180 Marcus Spittendorff.
sich der obirbommeiBter ampt vemawet, uff dem ra&nsze nnszer stat
Halle vor dem gantzen sitzenden rathe in beyweszen miszer lehnlathe
gescheen, darzu und bey salcher rechinschafft mitte zu seyn and die zu
boren helffen, der rath onszer stat Halle yier osz den Innungen und
vier usz der gemeynheit, die gud im tale haben und uff yre usslaufite
sitezen, heischen szal. Der obgerurten i'echinschafft sollen dann die vier
Vorsteher eyn eygentlich yerstentlich register aller uffhame und usz-
gabe, eyn iglich stugke yn sunderheit darinn dar uszgedrugkt, von sich
überantworten. Alszdann sollen auch die gedachten bommeistere vor
dem rathe nach luthe der wilkor yr recht thun, das sie yrer ampte
nicht genosszen haben. Die vier Vorsteher sollen auch zu stundt, als sie
gekom sinty zu gote und seynen heiUigen sweren, das sie nach yrem
besten vermögen, auch yrer vemumflt und gewisszen die bomnen und
den tal getmwelich vorstehen und verhegen, die sole, die on nach in-
halde der versigelten zcedeln uff das stugke lutende geantwort wir-
det, uffiaemen, die bestaten, bezcalt nemen und berechen wollen ane ge-
verde. Gzu bezalungk der obgerurten sole und auch pene, die, inmasszen
himach berurt wirdet, ufizunemen geburet, sollen yn der saltzgreve, die
Bcheppen und bommeister, das dieyn virzcen tagen alszo unvorhalden
geschee, getmwelich behulffen seyn ane Weigerung und geverde.
Szo sollen auch vier gotforchtige frome menre zu verschlegem ge-
kom und gesatczt werden, zcwene wirgker und zcwene bomknechte, der
dann zcwene, nemlich eyn wirgker und eyn bomknecht, von dem rate,
und die andern zcwene, als auch eyn wirgker und eyn bomknecht, von
den obirsten dren bommeistera sollen werden uffgenomen, und die
seihten sollen burger in unszer stat Halle seyn und nach yrer kiesung
und setczung uff das rathusz vor den rath komen, und vor dem rate
zu yrem ampte sweren, in masszen himach uszgedmckt ist, nemlichen
alszo: wir A. B. G. D. globen und sweren, das wir das ampt des ver-
slahens, darzu wir gekom und auffgenomen sint, nach unszerm besten
vermögen, auch unnszer vemumfft und gewysszen getmwelich verhegen,
vleiszige achtung uff den kauf des feurwergks haben, und damach
die sole und auch kothzcinsz versiahen wollen, nicht den teursten nach
wolfeilsten, sundem den mittelkauff, szo allerglichst wir mögen»
das den hem des guts nach redeligkeit und glichkeyt yre uszlouffte
von yrem gute werden, und die gewergken von yrem sieden auch
redelichen zugang und gewinst, und die knechte ym thale arbeitende
von yrer sole auch nach redeligkeit yren verdinst gehaben mögen, und
das nicht lasszen widder durch lieb nach leyt, gifft nach gäbe, ge-
tmwelich und ane geverde, als nnszer iglichem got szo waher helffe und
seyne heiUigen. Und uff das die verslegere sich yn yrem ampte des
verslahens der sole und auch kotzcynszes desto uffrichtiger und gb'ch-
lieber haben zu halden und dem nachzugehen und sich und yren ejrt
zu vorwaren, sollen sie nach landloufftiger muntze versiahen und alszo,
das der zcober sole in dem Gutjare, Meteritz und Hackebome eynes
hellers weniger, dann der zcober in dem Dutzschen Bomnen gelden sal,
1475 November. 131
ond za welcher zceit den verslegem dungket notdorfft seyii; ein koth ym
tele , das gelegen und beqweme sey, mieten, das yn dann nach glichen
billichen dingen ane inhalt gethan sal weiilen, und sollen fenrwergk
konffen und szo vil zcober sole^ als yn notdorfil seyn wirdet, in dem
seihten kothe nemen und zu stund nach dem nffslahen giesszen und
den wirgker, im seihten kothe arbeitende, etliche werg, szo yil der eyn
notdorfft seyn wirdet, sieden lasszen, und wie vil zcober sole dann alszo
genomen und gegusszen werden, szo yil sal man Widder nsz den bomnen
zu stund ins fasz tragen und nach aberechnung und abslahung, was eyn
iglich werg an mietung kothes, keuffunge feurwergks und anderm
ifethe mag gekost haben, darnach vleiszig ubermergken undverslahen
das nach begriffe yres eydes den hem des guts, den gewergken und
auch den knechten im tale glich geschee; und ab die versleger an
gelde nicht betten zu mietung eynes kothes, auch keuffe feurwergks
und andern, das damfF gehen mag, szo sollen sie des mit gelde von dem
rate yorlegt, dasselbte gelt yn von den verslegem, szo schire das saltz
vorkaufft ist, widder geben szal werden. Was dann von zugange des
siedens tmd probirung obgerurt uberloufttes seyn wirdet, szal yn zwey
teyl geteilt werden, der eyn teil den Vorstehern des tals in nutz des
tals zu wenden, und das ander teyl den verslegem, vor sich selbs zu
haben, ungehindert folgen sal. Es sollen auch die vorsleger hinforder
den kothzcynsz nicht nach den kothen, die mit solguthe uszgethan wer-
den , versiahen , sunder nach den siechten kothen , die man ane gut
nsztbut, und nicht hocher, dann des jhars uff funfizcehen rinsche gülden
zcyniKses. So szollen auch die versleger yren Ion inmasszen andere arbeiter
über den bomnen usz den bomnen haben, als sie vormals gehabt haben,
der yn dann umb desto vleisziger verhegung und versorgungk willen
yres amptes yrer iglichem mit zcweyen zcober solen die woche verbessert
sal werden. Die seihten versleger dann auch nicht lichtlich georloubt
nach entsatczt werden sollen, es were dann, das man des merglich
Sache bette, die durch den rath und die obim borameister redelich erkant
wurde; die seihten versleger, welche nicht wirgker sint, auch mitte jbar-
knechte seyn, und ab sie darzu zu swach wurden, underlouffer haben
mögen; und ab der gnanten versleger eyner adder zcwene georloubt adder
kräng wurde, und man von stund nicht andere gehaben künde , szo
sollen die andem zcwene adder drie glichwol das gut nicht legen lasszen,
Bundem gantze macht haben das zu verslabene, bisz yn ander zu
mitteverslegera gekom und gesatczt werden. Es sollen auch die ver*
Sieger alle sonnabint, wann sie im tale über den bomnen verslagen und
den bomschriber, was die woche der zcober sole gegulden hat, und
was auch die seihte woche gefronet ist , schriben lasszen ban , uff das
rathusz in die kemmerey gehen und den kemerem auch sagen, wie vil
man die woche uff das virtel gegeben , was die woche der zcober ge-
gulden, und was man gefronet hat^ das sollen die kemerer dann zu
stund in eyn register verzceichen lasszen und mitsampt yren registem
in vorwarang legen.
9*
182 Marcus Spittendorff.
So sal auch nu hinforder da« solgat uff dem rathosze vor dem
gantzen sitzenden rathe nnszer stat Halle in beyweszen nnszer lehnlnthe
verleyt werden, darzn dann aach der rath vier usz den Innungen und
vier nsz der gemeynheit, die gad im tale haben nnd uff yre uaz-
lonfifte sitzen, heischen nnd yerbothenlasszenszal, alszdann auch das regi-
ster des verslahens und fronens, bey den kemerem legende, geyn des
bomschribers register gehalden nnd achtung damff gehabt sal werden,
das die register in dem nbereyntragen und den dingen glichlich und
geburlich naehgangen werde ; uff den selbten tag dann auch keyn ge-
meyn esszen bestalt nach gehalden sal werden.
Es sollen auch hinforder die esszen , die die undem bommeister
biszher geben han, abeseyn, und uff das nu die geste, die das saltz
usz unszer stat Halle füren, mit unglichkeit des saltzes nicht besehe-
digt werden, auch eyn gewergke den andern mit ubersieden nicht ver-
terbe, setzen, orden und wollen wir, das durch die drie obim bom-
meister und nuhen scbeppen unszers talgerichts in allen kothen, da maa
inne seut und wallet, emstiglich und vestiglich bestalt sal wenlen, das
zu den wergken glich gegusszen und alszo gliche stugke gesothen und
gemacht werden, bey pene himach berurt.
Und es sal yn keinem kothe die woche über virzcig werg geso-
ten werden, bey pene eyns rinschen gülden, den der gewergke, der
do sieden lest, und eyns rinschen gülden, den der wirgker, der da
seut, verfallen seyn szal. Damach sich dann in halben wochen, und
szo sich yn der woche vier ader funff tage zu siedene begeben^ gerichtet
und gehalden szal werden.
Es sollen auch alle wochen, wann man seut, zum wenigsten eyns,
von den bommeistem einer und von den scheppen im tale zcwene in
alle kothe gehen und das saltz bey den eyden, die sie zu yren ampten
und scheppenstule gethan haben, besehen, und wu sie das unglidi
gesoten kieszen, das messzen und vaheren bey obgemelter pene. Die
seihte pene die vier Vorsteher inmanen und yn gemeinen nutz des tals
keren, auch zu register bringen und die mitte berechen sollen. Cza
inforderange der pene der saltzgreve, die scheppen und bommeister ge-
trawelich behulffen seyn und die schuldiger bey pene des talrechts
twingen sollen ane vorzcog, Inhalt und geverde.
Auch sal durch den saltzgreven, die drie gesworaen bommeister
und nuhen scheppen im tale der kauff des saltzes nach kouffe des
feurwergks, szo zu zceiten des jhars seyn wirdet, nach redelicher
weisze gesatczt werden, alszo das dasz solgud nicht vemichtiget und von
teurde wegen des saltzes unszer stat Halle gemieden und umbgefaren
werde, behaldende uns und unnszem nachkomen und dem rate unszer
stat Halle macht, darinn zu szagen, szo uSt wir mergken eyn notdorfft
seyn wirdet, zu bogen, zu nedergen adder zu bessern.
Szo sal auch keyn gewergke mehir gerenthezu sich nemen ader ver.
sieden dann zcwey bey pene zcehen rinscher gülden, szo ufft des ymandt
uberfundig wurde, unleszlich verfallen zu seyn, wer auch eygens guta
1475 November. 183
820 vil hat, als ym za wehre eyns koths nach obengeschribener Inassze
za siedene notdorffl ist, der sautl an siedungk und gebmchunge seynes
eygen gutes genagig seyn und keyne gerenthe nach fronesole, ampt-
sole, armer Inthe sole, Nicclaossole und gotishuser soIe, nach der sole
dar man nff den sonnabint von spendet, auch die sole, dar man essen
den knechten im tale von machet, ader andere sole, wie man die ge-
nennen mag, haben, bey pene zcehen rinscher gülden, szo uffte hirwi-
der gethan wurde, auch unleszlich verfEtilenn zu seyn; die obgerurten
penen alle von den vier Vorstehern auch ingemant, in nutz des tals
gekart und mitte berechent sollen werden, in masszen oben uszgedrugkt
ist, getruwelich und ane geverde.
Es sollen auch zu obirbommeistem verstendige rechtvertige, frome
und redeliche menre gekom werden, der dann eyner usz den pfennem
und eyner usz der gemeynen und auch eyner usz den Innungen, die
eygen solgud im tale haben, seyn sal, die dann auch zu dem ampte
der bommeisterscbaflft und dem gerichte des tals sweren sollen, yre
ampte und die scheppenbang nach yrem besten vormogen, auch yrer
vemumfft und gewysszen getruwelich zu vorhegene und orteil yn der
bangk des talgerichts zu finden, szo sie die glichst und rechtst wyssen
und von yren mittescheppen underweiszet werden, und aller der jhenhen,
die gud im tale und des tals zu thune haben, gemeyne beste zu rathen
und zu thune, und das nicht zu lassene wider durch lieb nach leyt,
frunde nach mage, gifft nach gäbe, getruwelich und ane geverde.
Auch szal eyn iglicher wirgker aUe sonnabint und andere heilige
abent gebottener fest, wann man uff den abent, als gewonlich ist, das
ave maria slehit, werg lasszen und nicht ehir wider underlegen, dann
nach Umgänge des sontags ader andern heiligen tags, nendich uff den
wergkeltag frühe, wann man zur fruhemessze luthet, bie pene eyns
rinischen gülden.
Auch szal man hinforder usz keinem kothe von verdingtem feur-
wergke nymande ladestro, stroustro, nach den pfannensmeden eynich
stro geben, bey pene auch eyns rinischen gülden, den der gewergke,
der im kothe seut, verfallen seyn sal; mit der pene es auch gehalden
sal werden, wie obene von andern penen berurt ist.
Und ab in diesszer ordenung was gebreche weren, die hirinn nicht
notdorfftig versorgt, adder etliche nicht dar uszgetrugkt weren, adder
in zukonunenden zceiten was gebreche entstunden, wie und wuran die
geseyn, und wie die namen gehaben mochten, keynerley uszgenomen,
behalden wir unns und unnszem nachkomen ertzbischoven gantze und
iuUe macht, das wir mit rathe und folbort unszer lieben getruwen, des er-
szamen raths unszer stat Halle, sulchen gebrechen notdorfftigen vorkomen,
die hyn- undbeylegen, auch szo die notdorfft fordern wurde, evn adder mehir
Btogke in disser ordenung verändern, verbesszem und auch nuwe
Batzungen und ordenungen begriffen, setczen und machen mögen, als
nach g^egenheit der zceit zu enthaldung der saltzbomnen in unnszer stat
Hidle und für eyn gemeyn bests unnszers stifits, der vilgenanten unnszer
134 Marcus SpittendorfF.
stat Halle und alle der, die gater im tale daselbst haben» nutcse, noit
und bequem geseyn möge, getruwelich und ane geverde.
So szollen auch die, die in unnszer stat Halle in rathstule zosampne
sitczen, gote, nnszern hern und die gerechtigkeyt vor äugen haben,
eynmutig und eyntrechtig seyn, und ftlr gemeynen nutz unnszer stat
Halle getruwelichen raten, darzu thun und helffen, als sie gote nnnszenn
hern, unns und nnnszenn stifite, dem gemeynen guthe und sich selbst
schuldig sint.
Szo sal auch uS oben geschriben ordenunge, der wir von dem rathe
unszer stat Halle iglicher Innungen, auch gemeynheit und den piennem
der selbten unnszer stat Halle warhafitige abescfariffte, mit des rats secrete
versigelt , wollen überantworten und geben lasszen , und was sich in
diesszer selbten ordenung begeben bat, durch nymande erglich in gre-
menissze adder rachsal geredt, gehandelt adder gethan werden, das wir
birin ernstlich und vestiglich verbieten, und der rat unnszer stat Halle
auch verbieten sal, und ab ymant mit Worten adder wergken sich
anders bilde und dawidder thete, szo balde der rat unnszer stat Halle
das innen und zu wysszen wirdet, sollen sie den adder die szo ernst-
lich strafifen, das unnszer und yre meynung des emsts darinn erkand,
und dadurch sulchs von andern zu begebene geschuwet, geforcht und
vermeden werde, getruwelich und ane geverde.
Das diessze oiSenungen und satczungen, auch alle und igliche stugke
puncte und artigkele diszes brives stete, vestiglich und unvorbruchlich
sollen gehalden, und den auch gentzlich, getruwelich und un-
geverlich nachgegangen werden, des czu orkundt haben wir unszer grossze
ingesigel vor unns und unnszer nachkomen an diszen briff thun hen-
gen, der geben ist yn der vil gnanten unnszer stat Halle nach Cristi
unnszers hern geburt tuszent virhundert, darnach ym funfifunndsobintzig-
sten jare am ^nstage nebst nach Katherine, der heiligen jungkfrauwen
(28. Nov.).
B1.44* II Nach leszung der obgeschriben ordenunge hat unnszer gnediger
herre dem erszamen rathe zu Halle die selbte ordenunge versigelt
ubergeantwort und von dem rathe der widderumb eyn reversal ent-
pfangen. Und seyne gnade hat forder am rathe, auch Innungen und
gemeynheyt und auch den pfennem begert, dasz sie die balden und
der szo nachgehen wolden, und^ sunderlich dem rathe befolhen, das sie
vleiszig ufisehen thun und daran seyn wolden, dasz die ordenunge szo
fortgesatzt und angehaben wurde, szo schirst^das geseyn künde, und ab
es nicht eher gesehen künde, das die ordenung doch ufls lengst^ zu
weynachten antretet DaruS hat der rath geredt, sie wolden deme gerne
szo thun, aber vor weynnachten die ordenunge anzuheben, were zu kortz,
sundem uff die wynachten wolden sie darane seyn, das der nachge-
gangen^ und folge gethan werden solde.
Damach han unnszer gnediger herre und der rath durch Hanszen
<^ d{e Worte von „und" Mi „wolden" fehlen In der hftU. Handschrift ^ „vib ehfte" h. H*
itte" h. H. ^ ,,dar gangen" b. H,
« „Intrette'
1475 November. 185
HedderszeD, den alten rathszmeister, geyn bommeysteili und pfennero
reden lasszen^ seyne gnade and der rath betten letzst^ zn santManritz
yre antwort gebort nff die inrede and die gebreehe, die yn daseibist
weren vorgehjEdden , and snnderlicb die dreye stagke, betreffende die
yorsteher, die versleger and das fronen in bnttel. In dem ersten ftmde
man in der rechinschaflfl and || registem clar , dasz die fronesole and BL44^
amptsole nicht gleich bestatet were; szo were aach vil abermessziger
zoeronge darinn an weyne, biere, bornfart zam heilligen bomnen, holtz,
licht and ander stngken; es were aach mit den verslegem nngebarlioh
gehaldenS and sie betten von yrem verslahen grosszen zagang gehabt«
and ander leate grosszen abegang and schaden \ Szo weren annszer gnedi-
ger herre and der rath des stagks ^ amb das fronen in battel aach sanderÜch
nicht zaMden, dasz sie das alszo gethan betten, wann es were affin-
bar Widder das talrecht and aach die versigelte zcedel, and sollichs
gynge nach inhalde des talrechts an den lip i ; nnd das seyne gnade
and der rath das alszo hyngehen lasszen solden, were nicht za thane,
sandem yn were letzst za sante Maaritz gesägt, annszer gnediger herre
ond der rath wolden daraff bedacht haben and yn forder yre meynang
za erkennen geben. Na solliche angebnrligkeyte wolden annszer gne-
diger herre and der rath szo nicht hyngehen lasszen and hieschen'
daramb yon yn bassze and wandeL
Daraff hat Albrecht Scha&tete, bornmeister, gebeten, das annszer
gnediger herre and der rath yn gönnen wolden, daramb za sprechene,
ond aach eyns mannes ander yn, der yr wort redtet Das ist yn alszo
Torganst, and nach gehaltem gespreche haben die bommeister and
pfenner gemeyn darch Mathyasze*" Pegaawen || reden lasszen: als seyne Bl.45*
gnade bette vorsigelte brive lesszen lasszen der ordenangen, wie na
hinforder der tal solde regirt werden, and der briffe^ dem erszamen
rathe za Halle, yren hem, abergeantwort and aach darbey erozelen
lasszen eczliche stagke, nemlich amb die vier Vorsteher, die vier ver-
degernnd^ das fronen in battel, derhalben and aach ander stagke hal.
ben seyne gnade and aach der rath vermeynte, angebarlich gethan
were etc., wie das forder gelatet bette. Alszo weren sie die, die sich
• ,,nd«n iMnen** fehlt tn der balL H«ndMhrift ^ statt ,,]etsat" „lanen** In der hall.
BudBohiift. ^ „vorhalden*' h. H. ^ die beiden letzten Worte fehlen in der hall. Handschrift
• H^M ttngks'* m. H. ' „heischen*' h. H. ff ,4hnen Ihr wortt dnuiff redte" h. H. ^ .^Matthes'*
hau. Handsehr. > n^ee Bileffee'* h. H. ^ „vndt ymb" h. B.
^ In der Thalordnimg vom 26. Juli 1424 finden sich die hierauf bezüglichen
Beetimmungen: „Wer diase gesetcze breche unde dar obh* meher czoge adir czihn
ünee adir tmge, das sal om gehin an den lieb, alse des} tales buch oszwiset**
Auf dem letzten Blatte des noch jetzt vorhandenen ^ Originals hat eine Hand des
ausgehenden 15. Jahrhunderts angemerkt: Anno 1474 dasz ist gesehen, dasz disse
zedele ist nff dem rathuse zu Halle vor unserm hem von Magdeborgh und dem
rathe unde vor denn drysig manen, dy von Innungen und der gehmeyne, den parten,
gi^om warn, gelesen, dar zu^ouch der phenner geschickt warn dy bommeistere und
andere or cjewerken, dar zu dy phenner gereth und gelobt han, sulch zedeln be-
stellen und oeschaffen. dyse sol gehalden . . . werden. Dr. I. (Hondorff) S. 151 ff.
Tg}, auch die von Lambert in den Neuen MittheU veröffentlichte ftltere Thal-
Ordnung Bd« XI, 441.
186 Marcus Spittendorff.
allezceit nach seynen ftirstlicben gnaden und anch yren bem dem rattie
gehorsamlich richten solden. Sündern von der andern stngke wegei,
erzealt und anch letzst zu sante Haoritz vorluthet, betten sie offs de-
mütigste, das seyne gnade yn szo gnedig and der erszame rath szo
gütig seyn wolden und es damitte'' szo gestrenglich nicht vomemeo,
sundem was darinn gesehen were, und wie sichs yorlanffen hette, das
were ye und ye gewest und alszo an sie komen, sie betten es nicht
erdacht gehabt. Derwegen haben unszer gnediger herre und der rath
forder reden lasszen, das sie die ordenungeder regirung des tals hal-
den und darinn gehorszam seyn wolden, neme unszer gnediger herre
und der rath an; aber die andern ding alszo ane abetrag hyngehen
BL45^ zu lasszene, were nicht zu thune, || szo sie grosz uS sich trugen, sie
auch grosszen zngang darinne gehabt betten; sundem unszer gnediger
herre und der rath wolden es gerne *" derhalben zu handel komen lasszen
und darbey schicken, das sie achte ussz sich koren und die auch dar-
zu geben^ die dingk zu handeine.
Daruff haben bommeister und die pfenner aber eyn gespreche ge-
beten, und nach gehabtem gespreche hat Mathias ° Pegaw forder ger^t
und achte, die sie gemeynlich gekoren betten, namhafiftig gemacht mit
namen': Hansze Czolner, Hansze Walenn, Bastian Grunheyden, Anysz
Treptzk, Bussze Blumenn, Nickel Kleptzk, OttoWagauwen und Liborios
von Deltzscb«.
Daruff haben unszer gnediger herre und der rath antwort ge-
ben, unnser gnediger herre wolde uff mittwochen Nicolai (6. Dec.)
nach mittage seyne rethe uffs ratbusz geyn Halle schicken, alszdan wolde
der rath des handeis auch warten, dasz sie dann die obgnanten gekomen
achte alszo uff das ratbusz schickten uff vorhandelunge, das sie umb
die ungeburliche regirung des tals und die gebreche, szo yn uffte
vorgehalten weren, wurden abetrag machen.
Damach haben unszer gnediger herre und der rath forder reden
Bl. 46 * II lasszen geyn bommeistem und pfennem, das saltz were etzwas fast
tbeure gesatzt, nemlich uff zwelff swertgroschen, derhalben auch fast
geruchts^ wurde in den beylanden, auch von der wegen die stat Halle
durch die ftirluthe und geste gemyden, dasz«^ fast schaden brechte, auch
unszerm gnedigen herm seyne czcoUe und gleyte swechte. Und daruff
begert unser gnediger herr und der rath** von den bommeistem,
dasz sie ^ uffdennechst volgenden freytag^ (l.Dec.) die jhennen, die dar-
zu gehorten, zu sich ins bommeisters hausz vorboten wolden, do^ sie
doch sust ander gescheffte halben des tales bey eynander seyn wurden »
und daramb sprechen und uff die weyse eins werden, das sie deme
stugke saltzes eynnen swertgroschen abesetczen. SolUchs haben die
bommeyster szo uffgenonunen, und als sie uff den obgerurten freytag
• r^M damit" h. H. ^ fohlt In der tuOl. Handsohrlft. *> »Mattes" b. H. ^ die b«idea
letiten Worte fehlen in der halL HandMhrlft. « »^litsach" h. H. ^ ,»ftLst gerächte" h. H. ff aUU
„dam*' — „Tondt" in der halL Handochrlft ^ die gesperrten Worte fehlen in beiden Handschriften.
> ,^*' fehlt in der hall. Handschrift. ^ ^^ Tagesangabe fehlt in der haU. Bandachrllt. ^ „das'*
haU. Bandichr.
1475 December. 187
bey einander gewest, sie des eynig worden sind und haben dem stagke
saltzes eynen swertgroschen abegesatzt.
II UfimitwocbensanteNicolaos tag (6.Dec.) nach mittagehat* nnn- BLiO*"
szer gnediger herre Johannes, ertzbischoff zn Magdbarg, Heinriehenn
von Amendorff und Vinceneien Nuwemeyster, seyne rethe, nffs rathnsz
zu Halle geschickt; daselbst dann Hans Seile, Hans Hedderszen^ and
Hans Loab, rathsmeystere, and andere vom rathe, Innungen and ge-
meynheyt zu Halle darza gegeben gewest sind. Vor die seihten nach
deme abscheyde äff dinstag nach Katherine (28. Nov.) vor dem gnan-
teo, anserm gnedigen herm, die obgnanten Hans Czcolner, Hans Wale,
Bastian Granheyde, Annysz Treptzk, Bassze Blume, Nickel Kleptzk,
Otto Wagaw andLiborias vonDeltzsch«", von den pfennem gemeyn zu
dem handel gekom, sint komen. Daselbst ist von anszers gnedigen hem
und des raths zu Halle wegen den acht geschigkten von den pfennem
obgnant furgehalden in den Worten und der meynung: „lieber bom-
meister und lieben frande, yr wysszet wol, da nebst uff dinstag nach Kathe-
rine (28. Nov.) anszer gnediger herre von Magdbarg hir afi dem rathusze
gewest ist and die ordenung der regirang des tales leszen lasszen und
die versigelt dem rathe abergeantwort und begert hat, die affzunemen
und daran zu seyne <>, das die gehalden and der nachgegangen wurde;
in sollicher ordenungkder regirang des tales yr«' und die andern mitte-
gewergken || ach gehorszamlich gegeben habt. Ist ach gewergken gemeyn B1.47*
daseibist auch erzealt, wie anszer gnediger herre and der rath mergk-
ten und erkenten, dasz sich in etlichen stugken gar ungeburlich ge-
halten were wurden, alszo mit den vier Vorstehern, das die die sole
anglich bestatet betten, sich auch in abermessiger zcernng ungeburlich
gehalden were wurden, das were am tage. Szo legen auch die regi-
ster, die berechent weren, das^ vorangen, darnsz mann dasz darftinde.
Szo were sich des glich auch mit den vorslegem gehalden. Wann
unnszer gnediger herre und die, die gad im tale betten, und das ge-
meyne beste were in dem versiahen groszlich bescbediget, und sie«
betten ye davon den nutz genomen, szo weren unszer gnediger herre
und der rath des fronens in buttel gantz nicht zufriden, als sie anS
die zceit und auch zuvom uff tagen** zu santhe Mauritz die und andere
febrechen wol gebort und vomomen betten. Sie betten auch deszbal-
en wol verstanden, das unszer gnediger herre und der rath solchs
verwandelt haben wolden, dasz were auch nach unszers gnedigen herm
und des raths meynung. Und szo sie dann zu dem handel des abe-
trages geschickt weren, wolden sie dem alszo nach nehsten abscheyde
B nachgehen, szo wolde man yn forder unnszers gnedigen herm und Bl.47^
des raths meynung uff den abetrag zu vorstehne geben''.
Daruff haben die obgnanten achte geschickten von den pfennem
nach gehabtem gespreche Hanszen Czolner reden lasszen, sie weren
von yren hem den gewergken gekom und dahyn geschickt, zu handeine
* ,^t*' feUt in der haU. Handschrift. *» ,^. H.'* fehlt in der haU. Handaohrin. « .»De-
UtcKh"* h. H. ' ,.8inden" h. H. • ,^yn*' m. R. * „da** h. H. ff ,^e*' fehlt in der haU. Hand*
eohttft ^ n^Ak tage'* h. H.
1^ Marens Spittendorff.
Von den gescheflften des tales, deme wolden sie gerne szo than, aber
omb bnssze zn handelne were yn nicht wisszlicb, das sie darza gekoren
and gegeben weren.
Damff ist yn widder gesagt, das sie yn* vornemen von geschefften
des tales zu handelne, hette mann ein vorwondem, wann sie wosten ye
wol, das des nicht not were, wann nnszer gnediger herre hette eynne
ordenung gemacht und die versigelt abergegeben, die betten sie ye
wol gebort, nnd were forder nicht noit von eynichen gcisch^Eten des
tales zu handelne, wann es were ye dar letzst gesatzt^, das nnszer
gnediger herre nnd der rath die nngebnrligkeite, im tale gethan und
begangen, verwandelt haben wolden ; des mx^ abetrag znmachene, were
diszer tag beramet, nnd sie weren darzu gekom, dammb als uff huthe
zu handelne.
B1.48* II Daruff hat Hanns Czcolner gesagt, sie wüsten hynder yren hem,
den gewergken, daruff nicht zu sagene, wüsten auch nicht, was sie an
sie brengen solden.
Daruff ist den achten wider gesagt, der rath hette die bommeister
auch vorbothen lasszen, ap sie bitten wurden, unnszers gnedigen herm
und des rats meynung an yre gewergken zu brengene, das der raib
den bommeistem betelen solde, die gewergken zusampne zu vorbottenci
dasz sie gemeynlich darumb sprechen mochten^; wolden sie auch wys-
szen den abetrag nambafftig gemacht solde yn auch wol emant und
gesagt werden.
Haben die achte gebeten, yn den abetrag namhafftig zu machene
und yn zu gönnen, hynder sich an yre gewergken zu brengene^
Daruff ist yn von unszers gnedigen hem und des rats wegen ge-
sagt, unnszer gnediger herre und der rat wolden zu abetrage haben
funff^g tuszent güldene.
Bl.48^ Hiruff ist den achten geschickten || vorgunst, dasz sie das hinder
sich an yre gewergken bringen mochten, und daruff ist den bommei-
stem befolhen, dasz sie die gewergken alle uff den nehsten sonnabint
(9. Dec?) ins bornmeisters husz^ eynvorboten solden, spräche^ umb
sulchen verhalt zu habene und uff montag (11. Dec?) darnach widder
nfis rathusz zu schickene und yr gespreche inzubrengene. Daruff sint
die achte szo abegescheyden. Damach haben die bommeister drie ob-
gnant uffgebracht, sie betten am freytage nach Katherine (1. Dec.) nach
begere unnszers gnedigen hem und des raths dem stngke saltzes einen
swertgroschen abegeslagen, nu stege das feuerwerg sere uff; wann
mann hette nuwelich eyn schog werg für zcwentzig, zcweyundzcwentzig
swertschog^ und umb die massze gekauft. Nu qweme es wol uff sechs-
undzcwentzig , achtundzcwentzig und auch etlichen ^ uff drisszig schogi
und haben gebeten, das unnszer gnediger herre und der rath gönnen
wolden, das sie dem stugke saltzes den swertgroschen widder uffslahen
• »tatt „yn" hat die hall. Handaohrtft „Ihr". «» „g«8mst" h. H. « „Im" h. H. «> „nwch-
ten" h. H. «Der Abiate fehlt In der hall.HandBchrift
gemihen tn sein, f „henaer eyn" b. H. fs
idBchrift, er scheint ursprOnffUeh vom Rand In den Ttozt
,,q>reehen" h. B. ^ „ßo*^ h. H. ' „etaliohe" h. B.
1475 December. IdÖ
mochten. || Dariiff ist yn von nnszers gnedigen bern und des ratbs wegen Bl.49*
Widder gesagt, den swertgroschen Widder nfiznsiatiene were nicht zu
thane. Sie wüsten deme wol vorzokomene, ab das fearwergk nffi9tege%
and sich mit der sole darnach zu richtene, dem zoober ein scherff
adder heller^ abezasetzene. Wnrde das feorwerg ytzondt etzwas tenre,
8Z0 were es zavom wolfeyle nnd gnts kanffs gewest, und sie betten
gleichwol das stogke saitz za zowelff swertgroschen gegeben, sie sol-
den den swertgroschen nicht widder^ oflfs stogke saltzes slahen, sondern
es bey den eylff swertgroschen bleiben ond bestehen lasszen.
Zu mercken, das der obgerorte tag des widdersagens ond forders
handeis off den vorhält des abetrages ist omb krangkeyt willen onn-
9USB gnedigen hem vorschoben ond erlenget worden.
II Uff mittwoche santLocien tagk (IS.Dec.) frohe, als derseygerbey Bl.49^
sechs siegen was, in diesem kegenwertigen 75. jhare nach der gebort
Cristi onnszers herren der minderzahl ist der erwirdigiste in got vater
irlnchte, hochgebomne ftirst ond herr^, herr Johannes, ertzbischoff zo
Hagdborg, primas in Germanien ond gebomner püedtzgrave beyBeynn,
h^fzoogk in Beyern, off der borgk zo Gebicbinsteynn in seyner domtzen
FOD diszer werlde verscheyden ond in got verstorben, in mergkonge
8eyner<> krangkeyt grosszer andacbt zo gote, onszerm hem, als eyn
gdf^cher vater ond cristlicher forst, versorgt mit allen sacramenten,
des seien ' got allmechtiger geroche gnedig ond barmhertzig seyn, ewige
seligkeyt ond froyde zo verlihene, amen. 1475^.
II Hiemach folget omb die vier vorschleger, welche neolich off dem Bl. 87^
rathaose zo Halle vor dem rathe darselbst in gegenwertigkeit onsers
gnedigen herm rethe, Heinrich von Ammendorf ond Vincentios Nao-
meister, vorschlagen haben 1475.
Fonftehalben zober sole zo einem wercke vorschlagen off9schwert-
groschen 3 heller ond 1 scherf oder 25 beilische d. ; 9 schock holtzes
vor 9 Schwertgroschen zu einem wercke vorschlagen ; kothzins offs werck
vorschlagen 3 alte groschen: das leoft des jhars bey 45 rheinische gol-
den. Dem wircker zo geben ist vorschlagen off das werck Id., vor
kOrbe vorschlagen offs werck 2 d.
bessem,
färbe,
schaoffeln,
giszober,
pfanhacken,
zwene sockbeome,
steckeysen,
II pfannen sohlet offs werck vorschlagen 2 d. B1.88'
Ossein aosszozihen ond wegk zo foren vorschlagen offs werck 1 d.
« vftqUng«" h. H. ^ ,,ioherff aber berabe" h. H. » „Widder** feUt In der baU. Hand-
«brtft. ^ ^ante. Herm Hern*' b. H. o ,4n leyner** b. H. ' ,4ea seble in'* b.H. 9 ,310000«
U3V. Jbar^ b. H. Hieniilt lobUetit das Broebttfiok der magdeborger Handiwvhrift.
off das werck 3 d. vorschlagen.
140 Marcus Spitt^dorff.
Zn mercken, das der gewercke nach disem verschlane hat an
iglichem wercke 3 schwertg.
Hiernach folgt, woran nnd wie viel an den* obgenanten stocken
zu hoch verschlagen ist, des jahrs geachtet off 30 wochen zu sieden,
und die woche ^ werck.
Item 4^2 zuber sole lassen die gissen, dieguttsaltz lassen rieden;
aber die kleine saltz lassen sieden, gissen kaum 3 zuber sole.
Item 7 schock holtzes gnug zum wercke, alszo ist zn hoch ver.
schlagen 1 V2 schock holtzes an iglichem wercke , das leuft die obge-
rurten 30 wochen^ bey hundert alden schock, so man aber mit strohe
seudt, tregt ° es noch höher ; so man verdinget, treget es noch mehr.
Item kothzinse ist wol bey 30 fl. zu hoch verschlagen, wan
der kothzins sol verschlagen werden nach den schlechten kothen, die
ohne gutt ausgethan werden.
Item dem wircker giebet man die woche 6. schwertg., also sindt
6 aide schock g. zu hoch verschlagen.
Item 10 schock körbe des jars kosten bey 10 alden schock, also
sindt 17 1/2 schock zu hoch verschlageu.
Bessem vor 3 d. des jhars; item färbe das jähr 24 schwertg.; item
schauflfeln das jähr 24 schwertg.; gissebier gibt der wircker; pfan-
hacken des jhars 20 schwertg.; item zwene sockbeume des jhars 6
schwertg.; steckeysen des jhars 15 schwertg. Smnma 4 aJte schock
9 schwertg. 3 d.
Also sindt diese vorgeschriebene stucke unrecht und ungleich vor-
schlagen und zu hoch uff 45 aide schock.
Item zwo pfannen des jhars 18 aide schock, also sindt 17 alte
schock zu hoch verschlagen.
Ossein auszuzihen verleut (?) der wircker.
Ossein wegzutragen das jhar 2 aide schock, also sindt 18 aide
schock zu hoch verschlagen.
Bl.88^ II Summa Summarum: 258 aide schock zu hoch verschlan.
Zu mercken^ was zu hoch verschlagen ist, geht alles den gewer-
cken zu und muss den herm des guttes abegehen.
Item 4^2 zuber sole zu einem wercke vorschlahen uff 9 schwertg. 3
heller und 1 scherf oder 25 hellische d.
Item 9 schock holtzes vor 9 schwertg. zu einem wercke ver-
schlan.
Item kothzinse uffs werck vorschlagen 4 aide g., leuft des jhars
bey 45 fl.
Item diese nachgeschriebene schrifte sin auch inreden
wider die oben geschriben schrifte nach meiner
bewegung etc. 1.
Schlecht 4 V2 zuber aus dem bomen kan man nicht gutt saltz sieden,
• „der" H. ^ „wochen" fehlt. « tt«ge.
^ Spitt6ndor£EB Bemerkungen m der Bedmung des Erzbischofe and des Raths.
1475 December 141
und wen man ein jbar zöge 30 wochen , onde itzliche woche sötte 36
werck, und zu itzlichem wercke aas dem fasse fnllet 4V2 znber, so
gehet einem die woche 6 zober sole abe. Da hoben das tregt ein jhar
3 schock, sole facit 18 alte schock.
Item 8 schock holtzes uffs wenigste vor 32 aide g. mnss man
haben zu einem wercke, ander zeiten ein halb schock holtzes weniger
oder mehr. Daramb haben die yorschieger daranne nicht za hoch
verschlagen ; aach ist kein pfenner, der alle wochen über jähr, ob man
so viel zöge, itzliche woche 45 werck sieden könte.
Kothzinse magk nicht 30 fl. za hoch verschlagen sein; man vor-
schlahe aber nach den schlechten kothen, die ane gatt ausgethan wer-
den, von einem kothe 15 r. galden, so magk man kein redtlich koth
ane gntt ambe 15 r. galden nicht mieten.
Item den* wircker kan niemandt die woche mit 6 schwertg. hal-
den, man kan gemeiniglich einen || wircker mit 12 schwertg. kaame Bl. 89*
halten; aach hat man diss die woche äff 45 werck gerechent, and man
sötte ^ das jhar aber itzliche woche kaame 34 oder 36 werck, daran
tregt es itzliche woche 9 d. za hoch.
Item 10 schock körbe, die kosten zam aller wenigsten 12 aide
schock, so hat man affs werck 2 d. vorschlagen, and das jhar ge-
rechnet äff 30 wochen, itzliche woche 45 werck za sieden, so seadt
man kaame 36 werck, so ist itzliche woche 2 böge g. za viel vor-
schlagen, also befindet sich, das nicht 17^2 schock za hoch ver-
schlagen. ®
II Anno domini 75 dinstagk Severini (24. Oct.) vor mittage ward die Bl. 90^
rathsglocke des morgens frue geleitet, dieweil es noch finster war, and
die thore waren zugeschlossen. ^ Umb des segers 9 wurden diese hier-
nach geschriebene uffs rathaus geheischt in die grosse dömtzen, die
rathmanne und meister von Innungen und gemeine von dem rathe
nnd auch sonst andere mehr; aber keinen pfenner wolten sie bey
ihnen haben uff das mal. Hans Walttheim, Clauss Schaffstedt, Mattes
Pegaw, Hans Pusse, Hans Seher, Lorentz von Reuden, Drewes Fischer,
Sander Drackenstedt, Peter von Micheln, Baltzer Aldenburg, Marcus
Spittendorff, diese wurden geheischt in die grosse dömtze und wurden
gefraget, so die gebrechen stunden umb die regierunge des tals, so
weren sie des ein mit unserm gnedigen herm von Magdeburg, das
dieselbige regierunge in solcher weise '^ vorgenommen werden solte,
und lasen«' uns eine lange zettel, die sie mit unserm herm von
Magdeburg gemacht hatten, und fragten, ob wir des mit ihnen
* dem. ^ Mite. ^ UnmittellMr hierauf folgt eine Wlderbolong des Textet mat S. 139
(Bl. 87i>) Mb a 140 (Bl. 8»^) ,,abegehen'\ welche Bl. 89i> nnd BL 90» ooiflUIen. <> In tolehen wie et.
1 Es ist auffallend, dass die Erzählung hier noch einmal auf Voivänge im
October zurückgreift (vgl. S. 93 und die Anleitung) und von diesem ^tpunkte
an in der ahlicbsn annalistischen Form weiter geführt wird.
142 Marcus Spittendorff.
eins sein wolden. Daraoff antworten wir: ,, lieben herrn, es be-
langet die pfenner gemeine, vergont nns, das wir mit ihn sprechen
soUen/' Das wolten sie uns nicht vergönnen. Hans Walttheim
sagete in auch: „unser liebe herren, wir lassen uns beduncken,
das sie wider der Stadt fireyheit, privilegia, wilkir and anch wieder
der Stadt altherkommen und auch wider die vorsiegelte zettel, die
darüber gegeben ist, und andere rede mehr." Aber darauff sagten sie,
es solte ihren Privilegien noch wilkir nicht hindern, das hette ihnen
mein herr von Magdeburg zugesagt. Von stundt sprach der rathsmeister
Hans Seile: „ich thue euch gebott bey 50 marcken, ir solt des mit
uns eins sein." Do antworten wir: „lieben herrn, so ihr uns gebott
thut, so sein wirs mit euch wol ein vor unser perschon." Do sprach
Hans Seile: „ich thue euch gebott, dass ir geht in der vierherren
Bl. 91 > dömtze || und daraus nicht geht bey leib und gutte." Wir gingen hin
und sassen da wol 3 oder 4 stunden. Do kamen Innungen und gemein-
heit alle uffs ratbaus, denen möchten sie dis vorlegen; kurtz darnach
giengen die vom rathause. Do hi eschen die in der dömtzen sassen
Claus Schaffstedten. Dem ward gebotten, er solde uffs steinthor gehen
und darvon nicht gehen bei leibe und gutte. Do wurden die andern
jhe einer nach dem andern geheischet und solche gebott gethan uff
die thorme, sondern Hans Walttheym, Peter von Micheln, Sander
Trackenstedt und Marcus Spittendorff, uns bischen sie nicht. Aber sie
kamen zu uns in die dömtze und sprachen, wir solten unser
were von uns legen und solten mit ihn ins gefengnus gehen. Wir
sagten, es wolde nicht anders sein. Sie brachten Walttheim in Stro-
barts kenmierlin, und uns dan wolden sie in die themnitz setzen in die
stocke. Ehe wir nach eingefuret wurden und vor der thure stunden,
hüben wir an sie zu bitten, das sie uns so nicht setzen wolden; wir
hoffeten je, das wir ein solches nie verschuldet betten. Do hissen sie
uns wider hinauff in die dömtze gehen und sprachen mit denen, die
noch droben waren. So bischen sie die beyde Drackenstette und Peter
von Micheln und weiseten die auch uff thorme. Aber ich Marcus
Spittendorff muste ins frauenkemmerichen , die ehre thaten sie mir.
Gott sey ihre lohn, wen es ihnen leidt wirdt, die uns das zuschickten.
Da sassen wir beyde, Walttheim und ich Marcus Spittendorff, 3 tage und
3 nacht bis uffn frey tag (27. Oct.) umb 4 uffn abendt. Lissen sie uns aus,
und musten geloben ein gefengnusse dem rathsmeister Hans Seilen in
Bl 91^ s^iQG handt, || meinem hem von Magdeburg, dem rathe von Halle, von
stundt in unser heuser zu gehen bey leibe und gutte und nicht daraus
bis zu austrage der sachen und auch keinen rath zu haben noch
schrifte von uns zu thun etc. Heinrich von Ammendorff und Vinzencius
sassen kegenwertigk, und Vincentius sprach, wie die von innungen
und gemeinheit uns mit wissen und wiUen unsers* gnedigen herrn zu
banden genommen betten, so betten die pfenner unsem gnedigen herrn
fast höchlich gebeten, das uns seine gnade verbitten wolde, das wir
1475 October. 148
ans dem gefengnnsse kommen mOditen, das were den geschehen, das
wir mnb seiner gnaden bitte willen daraus* in unsere heuser so geleit wur-
den bis zu austrag, der Sachen. Ufih donnerstagk (26. Oct), do wir beyde
noch im gefengnusse sassen, kam^ mein herr von Magdeburg zu S. Moritz,
und die von Innungen und gemeinheit in dem rathe waren, und die
pfenner musten alle dar kommen, die nit uff den tormen oder gefeng-
nusse waren. Da hatte mein herr den pfennem die zedel lassen lesen,
die sie begriffen hatten über die regierunge des tals, und der zeddeln
eine hatte uns seine gnade zum Neuenwercke geantwortet. Dieselbe zettel
brachten wir 8 uffii sonnabent Tor Severini (21. Oct) vor die pfenner
g^neine etc. und sageten in auch unsers gnedigen herm von Ma^eburg
meinunge darbey. Do mein herr die zettel hatte lassen lesen den
pfennem, do hatte er darbey lassen sagen: „lieben freunde, dis haben
uns die euem vor ein antwort gegeben von euren wegen zum Neuenwercke*' .
Da ma^ man mercken, wen wir die rede von unsem wegen gethan
betten und nicht von befehlunge der pfenner gemeine; betten sie das
mit meinen herren anders befunden, so betten wir achte oder neun nicht
viel gnttes darüber dürfen haben, die vor meinen herm geschickt
waren, das wort zu halden. || Wan ich yerwunder mich, sie vermeinten BL92*
uns uff einer lugen zu finden. Das unser lieber gott, der himlische
vater, nicht haben wolde, das so viel ehrliche, fix)mme, ufirichtige
leute selten so jemmerlich betrübet werden.
Do hatte Hans Zölner gesprochen zu den pfennem: „lieben herren
gewercken, ist es doch alle euer volwort und geheisse, das die achte,
oder wie viel der ist, vor unsem gnedigen herm geschickt sindt, das
sie von euem wegen solche antwort gethan haben, als ir hie höret
lesen.'* Do hatten sie alle gerufen: „ja, ja! wir haben in das so
befolen zu antworten, wir woUen inen das auch gestehen, es trete an
teib oder gutt.'' Do hatte Hedrich von stundt gesprochen: „gnediger
herr, es ist doch mit euer gnaden wille und geheisse geschehen, das
wir die pfenner so zu unsem banden genommen haben''. Da hatte in
mein herr von Magdeburg ja zugesaget Da hatten die pfenner meinen
herm gebeten, das seine gnade inen so gnedig wolte sein und vor die
ge£Euigenen alle bitten , das sie der gefengnus alle möchten entlediget
werden. So hatte seine gnade ie vor uns gebeten, so kregen wir lu-
sung aus Aem^ gefengniss uff den freytag in unser heuser; aber mein
herr bette uns alle wol gantz los machen können, wen seine gnade
gewolt bette.
Uffdenselbigenfreytagk (27. Oct.), ehe ich ans dem kemrichen käme,
schickten meines herm rathgeber und die von Innungen und gemeinheit
irer viere zu mir, nemlich Schlegel, Prosius Tzschelsche , Simon Lisch-
kaw, Peter Slesig, die sprachen, sie weren zu mir geschickt umb mich
za^ fragen: es were an meinen herm und auch an die von Innungen
und gemeinheit gelanget, wie das die pfenner gar einen mercklichen
grossen schätz haben solten; so were ich der eine, der einen Schlüssel
^ lii«r findet rfoh in der Handsofarift „tiis In". ^ kaum. ° vns den. ^ vnd« mich finifen.
144 Marcus Spittendorff.
ZU dem kästen hette, da der schätz innen sein solte. Nun betten sie
BL92^ den kästen offs rathans geholet, da || were nichts innen, nun wolden
sie das von mir wissen, wo der schätz were, ich solte inen das sagen,
sie woitens wissen, mit viel andern reden. Do ich marckte, es wolte
anders nicht sein, da sagte ich, wie oder wo das gelt were.
Uff sontag nach Simonis und Jude (29. Octbr.) nach mittage kam
Schlegell und Jacob Wissack in mein haus zu mir und holten den
Schlüssel zum kästen, den gäbe ich ihn. Sie hatten Casper Becker
auch besandt, der hatte auch einen Schlüssel, der gab den von sich.
Uff denselbigen sontagk beschickten sie Karlen Drackenstet und
Mattes Eöselitz, die hatten auch beyde schlussel. Die wolten der
Schlüssel nicht von sich geben ane geheisse der pfenner. Do satzten
sie Karlen Drackenstedt in Strobarts kemmericben und Köselitz in der
frauen kemmericben. So musten sie die schlussel von sich antworten.
Uff montagk darnach (30. Oct.) hatten die von Innungen und ge-
meine auff dem rathause sassen, besandt die 3 bommeister und denen
gebott gethan, das sie den pfennem allen vorbieten selten lassen, das
keiner in der pfenner hoff mehr gehen solte bey leibe und gutte; son-
dern wen wir gespreche halten wolten, so selten wir in die wage*
gehen. Das gebott beschach.
Uff dinstag vigilia OmniumSanctorum (31. Oct.) umb glockenzeit^
kam Schlegell und Wyssack mit Karlen Drackenstedten und Mattes
Köselitz in mein hauss und fragten mich, was warzeichen sie der eb-
tissin zu S. Jörgen sagen selten, das sie das geldt krigen machten.
Do sprach ich zu Karlen : „wie wolt ihr ihme anders thun ; habt ir doch
das gelt mit mir dar gebracht? W^ollen die uff dem rathause das gelt
haben, so must ir ihnen ie das holen.'' So holten sie das gelt und
trugens uflb rathaus.
Uff die mittwoche in die OmninmSanctorum(l.Nov.) umbglocken-
Bl.98^ zeit gicDg Hans Seile, Schlegel, Jacob Weyssack mit dienern || und
stadtknechten vor Heinrich Blumen haus in der rodebellischen*^ Strasse,^ der
hatte zu hause gebeten gutte, fromme gesellen, pfenner, und zechten
mit einander. Do hatten die greulich angepochet und hatten die thu-
ren wollen uffstossen. Da war Heinrich heraus gelauffen aus der
dOrntzen und war zornig worden und hatte die thure uffgethan; so
waren sie zu ihme in das haus gangen und betten ihn wollen greiffen
ins raths handt. So hat Heinrich Blume gemeint, sie selten in nicht
fangen; wer er dem rathe was pflichtigk, er were genugsam besessen.
So hatten sie ihn ^ müssen ungefangen lassen. Sie waren denselbigen abent
in viel beuser mehr gegangen in der galckstrassen^, vor der halle, an
* die getperrten Worte diid antentiichen. ^ „v. gV* anteratrlchen. ^ „Rolsoheu". ^ .»Om" fehlt.
1 Hiermit ist wahrscheinlich die jetzige rannische Strasse gemeint Das ran*
nische Thor hiess firOher das ludeweUische (rodebeUische) von dem bei Ammendorf
liegenden kleinen Orte RadeweU, Dr. I. 669. IL 949.
^ Die damalige Ghdgstrasse erstreckte sich ungefähr vom heutigen Rathhans bis
vor die jetzige neue Promenade und bildete also den unteren Theil der leipziger Strasse.
1475 November. 145
Tiel enden nnde möchten Simon Sweyman 2 zene aosgescblahen haben
in seinem eygen haase und triben viel wundere.
Uffii freytag nach Omninm Sanctorum (3. Nov.) schickten die von
innungen und gemeinheit zu Albrecht Schaffsteden den stadtknecht
und lissen ihme gebitten bey 50 marcken, das er die andern 2 born-
meister und die schöppen, die nicht in gehorsam sessen, heischen
solde und mit denen in der pfenner hoff gehen und sprechen nmb des
tals gescheite und darnach wider aus dem hoffe in den gehorsam.
Dfin montagk nach Omnium Sanctorum (6. Nov.) mosten alle pfen-
ner, die nicht in gehoi*sam sassen, uff dem rathause seyn, ein itzlicher
bey einer marcke. So hatten die von innungen nnd gemeynheit die
pienner aber beschuldigt, das sie eine samlunge solten gemacht haben
und hatten ihnen das stucke in der wilkire ^ lassen lesen. Hans Zöl-
ner hatte von der pfenner wegen geantwortet, sie betten keine sam-
lunge nie gemacht, darvon jammer oder betrubnuss kommen möchte,
sie böten sich des noch zu wilköre und zu rechte, als sie das voimals
auch gebotten* betten, do sie am nechsten dammb beschuldiget sindt
worden. Do hatten sie die ptenner mehr beschnldiget, ob sie das
Hanse Waltheim || gestunden die rehde, die er vor meinem herm zu bi. 08^
8. Moritz gesagt hette und dem rathe vereprochen. Hatten sie geant-
wort, was Walttheim und die andern vor unserm gnedigen herm ge-
sagt betten, das weiten sie ime gestehen. Vorbass solten sie einevor-
tracht gemacht haben, das niemandt einen wircker uffnemen solte, der
ein burger were, und ander schulde mehr. Die pfenner hotten sich
zur wilkir und rechte; aber sie weiten sie darzu nicht kommen lassen
und gaben in acht tage bedacht, indes solte ein itzlicher besondern
kommen und antworten anf die stucke bey 60 marcken. Uff den obge-
schrieben montagk (6. Nov.) behüten sie ßlesius Holtzwirtte uff dem rat-
hause und satzten den in Strobarts kemmerichen umb den willen, er hatte
Heinrich Muller zu Magdeburg geschrieben, wie es zu Halle zustünde*
Uff denselbigen tagk beschickten sie die bornmeister und befohlen
den, sie solten die thorme und licken alle reyne machen lassen. Ich
meyne, sie haben die pfenner alle wollen lassen in die thorme werten.
Uff die mittwoche (8. Nov.) darnach wardt den pfennem gebotten
von den von innungen und gemeynheit, die^ uff dem rathause sassen,
sie solten uff morgen donneretagk zu 12 schlegen zu S. Moritz sein vor
unserm gnedigen herm von Magdeburg ein itzlicher bey einer marck,
alle die nicht in gehorsam sessen; zwischen eime und zweyen waren
* gebettMu ^ ,/Ha'' fehlt In der HMidMhrHt.
1 Were das yrnant vort meher von diessem tage eyne sampnimge addir eynen
sdchen uffloa£ft machte ader solchen krig erhübe, darvon wir nnd nnser bürgere
czu nngemache und betrupniss kommen mochten, nnd darobir in hanthafitiger that
betreten addir befunden werde, deme und aUen seinen mithelfiram, die also gefun-
den worden, sal man leib imd gutnemen one allirleye widdersprache mid hulm^e.
Wer abir in der handha£ften thieit nicht fanden wnrde und seyn redit darvor thun
weide, den sal man darczu komen lassin, als die vorsigelte wilkore aiissweysset.
Neue MittheiL I^. S. 88, 84.
0«whlehtMi. d. Pr. Smcbmn, XI. 10
146 Marcos Sptttendorff.
dieselbigen pfenner vor nnsern gnedigen herrn in r^mpter geheischet.
Da waren bey seiner gnaden ein junger bearischer herr, was meines
berren Schwester sohn^, graffe Waldemar von Anhaltt, graff Magnus
von Zerbst^, graff Bron von Qaerffnrtt, graff Folrat von Mansfeltt',
der alte cantzler Heinrich von Ammendorff, unser freundt. Tue Knöbell,
Vincentius, Hans Kotze, ein prister von Zerbest, was graffe Magnus
B1.94* von Zerbst rath, Karle von Scheydingen^, darzu die || von Innungen
und gemeinheit Dar hatte euer herr eine lange zettel lassen lesen,
die viel stucke in sich hatte: wie die bommeister und schöppen das
thal selten geergert haben und untreulich mit demselbigen gutte solten
umbgegangen haben, und schimpte unsem ehren gantz ni^e. Da hat-
ten die pfenner gebeten und gesagt: „gnediger herr, die zedel zu vor.
antworten ist uns not und bitten, euer gnade wolle die darzu lassen
kommen, die im tale geergert haben, die itzundt im gehorsam seiD|
wen wir, als wir hie sein, wissen wenig von der regierunge zu sagen,
sondern wir hoffen, wen die unsern zu uns konunen, wir wollen die
stucke vorantworten als fromme leute. So schickten sie nach denen,
die in gehorsam sassen; die kamen, do las man uns die zettel nach
eins. Dis waren die stucke in der zettel umb die 4 Vorsteher des tals,
die die fronsohle, amptsole bestatten solten, die nemen der nicht be-
zalt als von den jhenen, denen sie wurde gegossen, und manten des
geldes nicht, sondern darumb musten mehr fronungen geschehen, das
die leute bezalt wurden, und so wurde viel gefronet aus den bomen,
das man uffs herren gutter wenig geben kunte. Auch berechen-
ten die Vorsteher under ihn vor den pfennem, dar dan wenig weren,
die sich des vorstunden, und mit andern viel Worten und anhange-
auch möchten die vier Vorsteher zu einem scheine so gekoren werden,
und ander wort mehr. Umb die 4 vorschleger, das das arme leichte
gesellen, die unserm gnedigen herrn und dem rathe nicht eydthaftig^
weren und etzliche nicht burger und auch bisweilen in einem viertel
jars oder lenger etzliche vorschleger nicht wem, und die sole bisweylen
lange zeit in einem kauffe stunde, das zu vormercken were, das die-
selbigen vorschleger vor uns nicht kunlich verschlan törsten, auch er-
Bl.94^ leubete wir || die, wenn sie kaume die weyse ein wenig gelemet bet-
ten, auch verschlugen sie nach 9 schock holtzes und bedi^rften kaume
i Der Erzbischof Johannes hatte zwei Schwestern: 1) Margaretha, ?ermählt
mit einem Grafen von Leiningen, und 2) Anna, vermählt mit Yincentius, Grafen
von Mors. Sp. scheint einen Spross der erstem zu meinen.
^ Magnus von Zerbst, Sohn Adolfe I., später Dompropst zu Magdeburg
1456 — 1524. Beckmann Y. S. 105ff. Voigtel-Cohn S. 150.
s Es war Graf Volrad m. aus der ersten Linie , Sohn Tolrads IL (f 1450),
welcher im Jahr 1484 den Vertrag im Betreff der Eeichslehen fibw die maiufeldcar
Bergwerke seines Bezirks und über Bohrungen mit Kurfürst Ernst und seinem
Bruder Herzog Albrecht von Sachsen unterzeichnete- Er starb am 28. Nov. 1499.
(Krumhaar) Die Grafen von Mansfeld und ihre Besitzimgen S. 42.
^ Ein Karl v. Scheidingen kommt im Jahr 1483 als kurfürstlicher Voigt
von Wittenberg vor. v. Langenn, Herz. Albrecht S. 568.
1475 KoTember. 147
7 schock, and auch nach den teuren kothen, dar man 45 r. gülden
von geben rnns, dar gatt bey ist, das den nicht sein solte, sondern
man solte nach den kothen verschlagen, da nicht gutt bey ist, das dan
kanme des jhars 12 od^ 15 fl. zu zinse gebe, und daromb wird das
gatt antrealich geregiret, and die pfenner gemeyne reichen sich dar-
von, and die das gatt haben in den bomen, denen gehet das abe.
Aach m(5chte vieleichte der schätz oder das gelt, das bei* die ebtissin
za S. Jörgen gethan ist, von den pfennem za behalten, darvon gesam-
let sein; and danimb hischen wir mitsampt dem rathe kahre and
Wandel von bornmeistem and schöppen und der pfenner gemeine,
and viel ander mehr herter wort, der ich nicht behalten kante, and
die gantz ernst waren.
Umb das, das wir angleich saltz sötten, sprach Vincentias and las
das aass der zedel, wie der gast taste beschediget warde daromb, das
das saltz nicht gemessen warde. Wen za 5 zobem ingegossen warde,
die sOten gatt saltz, aber etzliche gössen kaam za 4 zobern, and die
machten kleine saltz; nan amb der gefreandten willen etzlicher, wen
kalüeger weren, die den klein saltz betten, den lege man za gatte
kalt, so mästen die geste das deine saltz laden, daraber verdarben
die fahrleate and mästen aasspannen. Daramb warde diese stadt
nmbg^Eahren and thete dem solgatte grossen schaden, and mit mehr
aohiuige, and hische aach von ansers gnedigen herren wegen and des
ra^ kahre und wandeL
Aach amb das saltz za setzen, das wir das in einem kaaflfe stehen
lissen, wiewol das feaerwerck bisweilen || wolfeyle were, so hiebe das BL 95*
saltz gleichwol bey 6 grossen g., das weren 4 Stacke vor einen r. fl.,
oder wers, das wir abesetzten, so setzten wir dem stacke kaame 3 d.
abe, das brechte dem rathe viel nachsagens, sprach Heddersche and
ander mehr rede mandierley.
Aach wardt ans vorgehalten amb die essen, die wir in der pfen-
ner hoffe betten, aadi wie sie gerechent betten, wie viel ein pfenner des
jhars abriges gewynes bette, das lieff in einem kothe, als ich vormarckte,
wol äff 200 and 45 aide schock bey der masse. Der gewin war ge-
rechnet hoben allen slet, als ich verstandt, den ein pfenner haben
moste, als nemlich kothänse, wirckerlohn, pfknnen, hacken, schaoffeln,
körbe, färbe, bessem, össele aoszotragen, schwenckbier ; ond desgleichen
hatten sie mit einander aossgedichtet, ond daboben solte ein pfenner
des jhars so viel erobrigen, als vor geschriben stehet, wen er 45 wercke
die woche söte ond 30 wochen des jhars. Aber das weis ich nicht,
ob wir aoch essen ond trincken davon haben selten von dem pian-
wercken, das weis ich nicht.
Kon als hiervor geschrieben stehet, das diese zettel ond vorge-
schriebene Stacke den pfennem zoS.Moritzio gelesen ond vorgehalden
worden amb vesperzeit, so wardt Hans Walttheim ond ich Marcos
Spittendorff mit den andern, die im gehorsam sassen, beschickt vor
« „bei*' eisliist.
10*
148 Marcus Spittendorff.
mittage affs rathauss und wurden beschuldiget, als vor geschriben
stehet, das alle pfenner nffh montag nach Omninm Sanctorom (6. Not.)
off dem rathaase beschuldiget wurden , umb dieselben stucke beschul-
Bl.95^ digten sie || uns auch, sondern mir Marcus Spittendorff sagten sie*
diss stuck an, ich hette gesprochen zu S. Gterdrauten in der kirche,
do ich die bommeister hatte helfen kiesen, der rath weren nicht
meine herren. Das hatte ich denne nicht gerett, wisse, diese dingk
begaben sich im köre zu S. Giertrauten so : do wir die bornmeister ge-
kom hatten, do schickten wir den voigt uffs rathauss und lissen den
rath bitten nach alter gewonheit, das sie weiten zu uns konmien. Do
kam der rathsmeister Hans Kluge , Hans Seile , Ludicke Pfanschmiedt
und Schlegel. Do berichte ich Marcus, wie die zwene 3 neue bom>
meistere gekoren betten, der köre weren wir beide wol mit yn ein;
und sageten den vieren vom rathe, die zu uns geschleift waren, wer
die bommeister weren, wie im anfange geschrieben stehet. ^ Dogiengen
sie wegk und berichten den rath. Do wolten die von Innungen und ge-
meinheit den schöppen Hans Zölner nicht haben, und die vom tiüe,
die im rath sassen, wolten in haben. Do kamen die viere wider in
kohr und waren nicht ein, sondern Hans Seile mit seinen zweyen kum-
pen wolten, wir solten einen andern kiesen, und wir wolten nicht
Do sprach Hans Seile: „wolan, nun ir nicht einen kiesen wolt, so thn
ich ench gebott von Innungen und gemeinheit wegen, bei 50 marcken,
das ir einen andern kieset bey Sonnenschein oder solt nicht aus der
kirchen gehen'^ „Do sprach ich Marcus Spittendorff: herr rathsmeister,
Innungen und gemeinheit haben uns nicht gebott zu thune, sondern
wir haben einen volstendigen rath, werden uns die was eintrechtigk
gebietten, so wollen wir uns wol geburlich vorhalten". Do wardt Hans
Seile zornig und gieng wegk; in dem wegkgehen, do er uffis rathaus
kam, mochte er mich verklaget haben, wie ich gesprochen haben solte,
B\,96^ der rath weren meine hem nicht. || Do hatte mich Hans Kluge vorant.
wertet, wie ich gesagt hatte, und Ludicke Pfanschmidt hattes Klugen
beygefallen , das sie es alle uff dem rathanse horten. Und der wein-
meister Heine Brackstede und Claus von Jhene der kenunerer sageten
mirs von stundt, das ich so vorbracht was, und wie vorantwortet was
worden. Noch gleichwol wolten sie mir uff die haut und meinten, ich
wurde in nicht zu lugnem machen. Ich getraute aber gott, das er
mechtiger und rechfertiger, wenn andere.
Nun als uns allen die zettel und stucke von Vincentius zu S. Moritz
uffn donnerstag vor Martini (9. Nov.) nach vesperzeit gelesen wardt
do hatten wir umb ein gespreche und giengen wider vor meinen hem
und hatten, das uns seine gnade so gnedig sein wolte und erleuben,
das Hans Waltheym unser wort halden möchte, und das ime das unge-
ferlich sein möchte, so er seiner gnaden und^ auch des raths von Halle
« ^e*' fehlt in der Handachrlft. ^ „vndt" doppelt.
1 Vgl. oben S. 47 ff.
1475 November. 149
ge&Dgener were. Do wardt ime das erleubet. Do hübe Hans Waltt-
beim an: ,^ediger herr, die zettel und staeke, die uns euer forstliche
gnade hat lassen lesen and vorhalten, die sindt mannichfalt, Gnediger
herr, so seindt wir* last von geringen sinnen, die stucke zu behalten
und notturftig zu yorantworten, darumb bitten wir euer gnaden mit the-
mutigem vleisse, das uns die stucke schriftlich gegeben möchten wer-
d^, so hofften wir die alle mit gottes hülfe zu vorantworten als fromme
leute'^ Mein herr name gespreche mit seinen herm und graffen und
den von Innungen und gemeinheit und gäbe uns antwort durch den
cantzler herr Bemert: die stuck, die uns gelesen waren, uns in Schrif-
ten zu geben were nicht noth, sie wurden nicht in schultweise vorge-
bracht, sondern seine gnade wolte uns bedacht geben bis u£f morgen
Sanct Mertten abent (10. Nov.), das vrir den zu achten wider da we-
ren und || vorantwortten die stucke; ob wir die nicht behalden können, bi. 96^
so wolde uns seine gnade ein stucke lesen lassen, das wir dan vor-
antwortten, darnach aber eins. Do baten wir unsem gnedigen herm,
das seine gnade seine herm und graffen bey im haben wolde, wir
hofften die stucke zu vorantworten als fromme leute.
Uff den morgen zu acht (10. Nov.) kamen wir wieder zu S. Moritz, da war
mein herr mit allen als zuvor uff den abent, und thaten unser antwort
Hans Walttheim sprach als ein frommer man von der pfenner wegen.
Uffh morgen blieben die wort nach untreulich und wandel und kare
und dergleichen^.
Antwort auff die vier Vorsteher: were, das je einer wolte gedencken,
gewönlich gewest, das sie die fronsole und amptsole bestatten und
auch bezalt nemen, auch niemandt darane ichtes vorsagen, sie musten
bestellen und schicken alles, was noth und behuff im tale ist, auch be-
schrieben sie durch den bomschreiber alle einname und ausgäbe, sie
musten auch schwere eyde zu den vorsiegelten zetteln thun, damach
sie sich wissen zu richten, auch müssen die vier Vorsteher den neuen
bommeistem und schöppen<^ . . . und auch den alten, und die pfenner wer-
den alle geheischt zu der rechenschaft, wen sie berechen etzliche kau-
me, darzu etzliche auch nicht.
Antwort auff die vier vorschleger: die bommeister und schöppen
haben der nicht zu thun, sondern die underbommeister nemen vor-
schleger uff, wen der noth ist, die frömbsten und bequemsten, die sie
nbcr dem Deutzschen Bornen gehaben können; sindt sie alle burger,
so nimpt man sie geme, sindt sie aber nicht alle burger , so kan man
der nicht nemen. Wen die underbommeister nun die vorschleger uff-
genommen han, so brenget er die in den hoff und saget das den || Bl. 97*
oberbommeistem , so heischen sie sie vor bornmeister und schöppen,
da thun sie ihre recht zu dem vorschlane, so sagt man in, das sie uff
ihre eyde sehen, das einem iglichen gleich geschiet und auch uff den
kauf des holtzes, das sie damach sehen; auch mögen die vorschleger
* „wir'* fehlt In der Huidsehrift. ^ diete Stelle wird ■obon im 0ris:i]uü eine abgekttrste
Ftusang geliabl baben. « das Zeitwort fehlt in der Handschrift.
150 Marcus Sfdttendorff.
gehen in ein koth* und versachen, wie viel holtees man za einem wercke
bedarf nnd auch sole and das ander darza za reehen , was slete drauf
gehet. So gehn sie a£f ein fass bey dem Deatschen Born, das vor zei.
ten Ganter Fischers gewesen ist, daraaff vorsohlan sie; wenn sie die
sole verschlagen haben ; so sagen sie das dem anderbommeister , der
saget das fort dem bomschreyber, der schreibets; säst haben die bom-
meister and schöppen der vorschleger nicht za thane ; sie erleaben aadi
keinen, es were den, das er sich mit andern dingen angeborlicben
hüte, sonst amb des vorschlagens willens wissen wir nichts das wir je
keinen gearlaabet betten etc.
Antwort amb das angleiche saltz za sieden: da kanden wir nicht
viel za than, wan anser aller wille were wol, das es gleich gesotten
warde, so kanten wir das an den wirckem nicht erlangen, die weiten
darza nicht verbanden [sein , gleich einzagissen ; wan in geschach ein
gebott, das sie gleich selten ingiessen, do weiten sie nicht anderbassen,
daramb ist das onser schaldt nicht. Woramb? Sie sindt ans nieht
gehorsam, sie werden ans verzogen; aach kompt, das in einem kothe
von gleicher sole besser and grösser saltz gefeUet, wan im andern.
Aach hette man das saltz aach gemessen innewendig 3 oder 4 jähren,
sondern das man amb der gefreandten vnllen, die kleine saltz sötten
bisweilen kalt ligen mäste, da wissen wir nicht von, sondern die jenen,
die 6ygen gatt haben, ist za mercken, das die gross nnd besser saltz
ßL 97 ^ sieden, den die armen ; daramb ist |i das noth, bissweilen kalt za ligen,
das die armen so wol verkeaffen als die reichen, wan es stehet sie
auch faste pfennige.
Umb das saltz za setzen antwort: vor 30 jähren haben 4 Stacke
saltz einen r. fl. gegolten, aach so wir itzandt noch 4 Stacke vor 1 fl.
geben, so kompt es doch manchmahl, das wirs kaam amb öVs grossen
groschen oder amb 5 anbringen; das macht, mancher nimmet ein fader
scheite amb 3 oder 4 Stacke oder amb 5 Stacke saltz and aach amb 6 oder 7
stucke saltz, das er nirgent so teuer ausbringet, wen er das vorbrennet*
Auch müssen wir manchmal ein schock brette nemen umb 4 oder 5
schock, die wir wol ein schock neher müssen geben, wen wir die vor-
keufifen wollen.
Antwort umb die essen: so wissen wir kein essen, die die bom-
meister und schöppen haben, das sie von dem gntte aus dem bomen
nemen, sondern die underbommeister geben essen im advente, das
thun sie von iren gereuten unde nemen sonderlich keine sole darza
aus den bomen ; sondern eine collatia haben bommeister und schöppen
uffn freytag vor Jubilate zu des bommeisters hause, da kysen sie die
schöppen, das hat man vor alder allewege so gehalten; sonst sindt
essen, die gibet man den knechten nach laut der vorsiegelten zettel.
Antwort u£f den gewin : da war niannich pfenner, der wol zu den
heiligen geschworen hette , das er des jhars nicht 30 alte schock er-
übrigte, wer alles mieten soll; sondern wer eygen gutt hat, der mag
* hier in der H^ndflcbrift ,4(elien'*.
1475 NoTember. 151
SO viel destor bass. Ledige gesellen, die kommen auch bas anss. Sol
ein banswirt pfanwereken nnd tag und nacht wagen koth , saltz , holtz,
«trob, was er im kotbe hat, ob in feners noth überginge and abebren-
nete, das er zn einem armen manne mit seinen weib undkindem wer-
den solte, and solte || keine narange darvon haben, sondern als ein Bl.98*
tagelöhner, so möchte man das p&nwerck lieber lassen, wen man sich
des nicht bessern solte. Aach hatten sie gerechnet die woche 45
werck, ich meine, da sindt nicht 10 pfenner im gantzen tale, die die
woche, wen sie vol ist, 45 werck sieden, sondern das gemeine sieden
ist 42 werck, wer sole gnang hat; aber etzliche sieden kaame 30 werck,
aach etzliche kaam 20 werck, darnach ein iedermann hat.
Aach antworte wir etwas lenger off die fronsole vorgeschrieben:
es kompt, das in einem jhare mehr gefronet wirdt, denn im andern,
es kompt bisweilen in feaers noth oder in wassers noth, oder in an-
dern nöthen, das man viel fronen mass etc.
Hier a£f die antwort alle besprach sich anser herre von Magde.
borg mit denen, die bey im waren, and hüten ans vor, das were bey
zw^en bommeistem noch nicht gerechnet, das dieselbigen affn dinstag
za 12 (14 Nov.) äff dem rathaase berechenten, finde sich den die rech-
nonge, so wolden seine gnade des zafriden sein. Da antworten wir ja, die
Vorsteher selten sich darza schicken, den gebarte za rechnen , was die
d«n abrig betten,' das antworten sie den bommeistem, die brechten
das n& rathaas and theten ihre rechte darza. Wir hatten, so der
iKNnschreyber die register nffs rathaas bette massen antworten, so were
den Vorstehern noth, das sie die haben möchten, selten sie anders
rechen. Do sprachen sie, sie weiten ihnen die register antworten. Do
baten wir, das sie in der pfenner hoff gehen möchten, ob die Vorsteher
nocdi was inzamanen betten, das sie die rechnangen than möchten. Sie
meinten aber, das sie heim in ire heaser giengen, wen diese ding zam
ende gingen, wie es den bleiben solde, das finde sich wohl. Wir
brachten auch äff, || do wir die schalt vorantworten, ob unser gnediger bi. 93 b
herr erkeinen fehl bette in erkeym Stacke, das wir nicht gnangsam
Vorantwort betten, beten wir, seine gnade wolte ans so gnedigk sein
and das stacke in Schriften geben and aach zeit darza , wir hoffeten
die alle za vorantworten als firomme leate.
Do lies ans anser gnediger herr sagen, wie das etzliche anter ans
seine gnade vaste za rede setzten, des er doch amb ans nicht verdinet
bette, sondern was er in den dingen gethan bette, das were in den ge-
meinen besten geschehen; er were in der pestilentia afis rathaas kom-
men and bette seinen leib amb ansert willen gewaget, solte er nun
nicht mehr verdienen, das er von ans beredet werden solte, were ihme
schwer, sondern es solte nngestraffet nicht bleiben. Das war der abe.
scbeidt.
Wyr hatten aach ansem gnedigen henm mitsampt seinen herra unde
graffen, das sie uns vorbitten wolten kegen dem rathe von innangen
and gemeinheit, das wir doch so in den heasem nicht sitzen dörften,
152 Marcus ^ittendorff.
sondern das wir doch zur kirchen gehen möchten als ander christen-
lente und des unsem auch warten, wir wolden yorbon^n nirgent zu-
laofifen, so lange das diese sache zn ende gienge. Mein herr mitsampt
den andern herren and graffen, die legten faste viel bete an die von
Innungen und gemeinheit, aber sie schützten sich faste und sprachen»
was in den dingen geschehen were, das betten Innungen und gemein-
heit mitte yorwüliget, darumb musten sie das an die ihren bringen,
wen sie die bequemlich bey einander haben möchten, so wolden sie
gerne das beste thun. Da sprach Heddrichs, er wurde auch üste yer-
sprochen, und mancherley, was sie wüsten oder was in beschach, das
sagten sie und bundens hoch. Aber was uns pfennem geschach , das
musten wir alles schweygen , wir waren gleicher weyse verdruckt als
Bl. 99*" die Juden, ich globe, ein iedermann wolde über || uns her. Es thorstö
auch niemaudt uns was guttes zu sagen oder beylegen, wer das tii^t,
der muste Unglücke haben, wen es etzliche erfuren etc.
Uffn dinstagk nach Martini (14. Nov.), do der seger 11 hatte ge-
schlagen, do waren die von Innungen und gemeinheit^ dem ratkanse
und meines herm gewaltigen auch. Do giengen die Vorsteher auch
hienauff, die vor zwey jähren gewest waren und auch die bommeister,
die die zwey jhar geregieret hatten, nemlich Claus Schaffstedt, Lorentz
von Reuden, Peter Spies, Drewes Fischer, Sander Drackenstedt; Bene-
dictus Polcke was todt. Dazu hatten sie beschickt die vier vorschle.
ger, die bornknechte, die amptsknechte und auch etzliche wircker, die
gingen alle ufifs rathaus und musten auch bey der rechnunge sitzen
und zuhören. Auch hatten sie vorschleger dazu geheischet, die vor
langer zeit nicht an dem vorschlegerampte* gewest waren. Die rech-
nunge hatte gleich zugetragen mit den registem der einname und aus-
gäbe, aber das recht hatten sie nicht wollen nemen und das übrige
gelt von den bornmeistem, sondern gesaget, sie wolten die register
bass übersehen. Heinrich von Ammendorff unde Vincentius waren von
meines herren wegen geschickt.
üflf die mittwoche nechst nach Briccii (15. Nov.) vor mittage waren
die wircker alle bey einander von befelunge innung und gemeinheit
und auch von gebott wegen ein iglicher bey eyner marck im heiligen
grabe in der halle und hatten eine zettel, die ihnen vom rathause und
von Heinriche von Anmaendorff von meinem herm möchte geantwortet
sein worden. Da hatten sie unterlang gelesen. Auch war den wirckem
BL99^ allen gesaget, sie selten^ uff morgen donnerstag alle uff dem || rathause
sein. Do hatten die wircker ihrer wol 20 von den eltesten gekoren,
die giengen nffs rathaus von ihrer allerwegen. Die pfenner, die nicht
inne sassen , waren auch uff dem rathause uff denselbigen donnerstag
und wolten antwort sagen uff die stucke, darumb sie dan bereit vor-
mals mehr beschuldiget waren ^ und auch antwort darauff gethan hat-
ten, und vieleichte die rathmanne und meister von Innungen und
^ An dieser Stelle findet rieh in der Handaolirift ein zweites .»nicht"'. ^ „rie selten" doppelt.
• „wardt".
1475 November. 153
gemeinheit nicht genage an der antwort hatten, da sich die pfenner
uff bedencken gölten nnd noch ihre antwort thnn.
Uff denselbigen donnerstagk (16. Nov.) kam Blesins Holtzwirtt ans
Strobarts kemmeriohen, und Hans Stoltze wart nfi den thurm geweyset
timb etzliche wort, die er zn einem wircker mochte gesagt han, als
man spräche.
Ufih sonabent vigilia Elisabett (18. Nov.) vor mittage waren die
pfenner aber off dem rathaase, die nicht in gehorsam sassen, do möch-
ten sie aber gefragt werden von dem rathe, die von innnDgen und ge-
meinheit Sassen, umb die stncke, da sie vormals auch nmb beschnldiget
waren worden, da sie dan noch zu etzlichen stucken nein gesagt hat-
ten nnd sich auch zu wilköhre und rechte hatten gebotten, sie möch-
t^i aber darzu nicht komen, wan sie hatten gesagt, so sie das nach
der Wölköhre mit ihnen selten halten, so betten sie bereit verloren,
sondern weiten sie bey dem rathe bleiben , das rfe ihnen das sageten.
Do hatten die pfenner gesaget, der rath were ihrer allwege mechtig
gewest zu ehre, gleich und zu rechte, der ersame rath selten irer auch
noch mechtigk sein; auch die rede, die Hans Walttheim vor unsem
gnedigen herm gesagt bette von der pfenner wegen, der gestunden sie
ihn. Do hatte der rathsmeister Hans Seile zu ihnen gesaget, das sie
zu hause gehen selten, wen sie besandt wurden, das sie dan wieder
kemen.
II Uff den sonabendt vorgeschrieben wardt Peter vonJhene in die BLIOO'
temenitze gesatzt,* umb was Ursache weis ich nicht, und darzu in den
stock. ^ Und dem alten Peter Spisse wardt geboten, in sein haus zu
gehen, und daraus nicht bey 50 marcken. Uffn montagk nach Elisa-
beth (20. Nov.) ufl den abent quamen die herm und graffen, die uff
donnerstag und freitagk vor Martini (9. 10. Nov.) zu S. Moritz waren
nnd die stucke horten, die mein herr von Magdeburg und die von in-
nnngen und gemeinheit da vorlesen Hessen, die quamen^ uff die bürg
zum Gybichenstein und blieben auch daroben bey meinem herren.
Ufln soDtagk Elisabeth (19. Nov.) berechente mir mein wircker nnd
hatte mir gesotten 24 werck, da waren 18 zober sole hoben 4 abe-
gangen. Wan es uff die zeit so gemacht was von meines herren ge-
waltigen, von Heinrich von Ammendorf und Vincentius, und von denen
aus Innungen und gemeinheit, das nu furbas ein itzlicher solte ein-
giessen zu 4^2 zober sole zu einem wercke, der da saltz sötte. Anno 75.
Uffn dinstag nach Elisabett (21. Nov.) kamen die von Magdeburg
nnd waren zn meinem herm auff die bürg geritten, ehe sie in die
Stadt kamen; und die graffen und herren waren auch auff der bürg.
* domtse geaatz. ^ „quamen" Ist er^nzt.
^ Item denselbigen tagk quam Peter von Jhene in die temenitze zu sitzen
nmb 8eine(r) unnützen wort willen. Hall. Chronik in der Gräfl. Bibl. zu Wernige-
rode Bl. 279*.
154 Marcus Spittendcurff.
Uff die mittwoche nach Elisabett (22. Not.)» do der seger 10
schlage, kam mein herr von Magdebnrg mid sein frenndt, ein jongw
herr, zn S. Moritz und graff Waldemar von Anhalt, graff Gebhartt Ton
Mansfeltt,^ nnd mein herr von Qnerfihrtt, er Bemt nnd erLamprecbt|S
cantzler, Heinrich von Ammendoi^, Vincentios, Hans Kotze, Hans Ranch-
enptt,^ und Pack* vonQuerffortt^ nnd sonst zwene graff Gebharts raih-
geber, darza die von Innungen nnd gemeinheit. Da worden wir pfen-
ner alle geheischet, dar zn kcnnmen ane die 4, die im ra&e sass^,
die mnsten in ihren hensem bleiben. Hein herr lies ans vorhalden äff
den abescheidt, der am nechsten da verlassen was , so wir anser ant-
K. 100^ wort II äff die stacke and gebrechen gethan betten. So were die rech*
nnnge anch bestanden äff dem Jrathaase, darin den etzlich ansgeben
were, das dan aach nicht sein solte. Das wir nnn die rechnnngei als
nan die innakne von der amptsole, fironsole, wie die getragen und be-
zalt warden, and was sonst aasgegeben Yrnrde im hoffe vor weyn, hier,
gras, meyen, kraat, lichte, holtz, vor die bom&rt, vor 3 newe beateli
da die bommeister das schos einnemen, and was man dem bomschrei-
b6r, den amptknechten nnd zimmermannen giebet, nnd des mancherley,
des sie sich bedancken Hessen, das man za viel aasgebe etc. nnd anäi
aaff die Vorsteher, das die schwere eyde thetten nnd die sole gleich
bestatteten, das wir den am nechsten so verantwortet betten.
Daraafi bette anser gnediger herr nnd der rath die inrede, das
die Vorsteher linde eyde theten^, anch finde man in den registem, das
die sole angleich bestattet wnrde, wan Clans Schaffstedt hette gegeben
in dem vergangenen jähr oder znvor 60 schock oder anch angefehrlich, das
ich so nicht behalten knnde; und ein ander pfenner hette der kanme vor
5 schock gehabt, so wurden 2 oder 3 genant, die viel sole bezalt
hatten, nnd den andere, die wenig sole bezalt hatten, nnd darumb
were die sole nicht gleich bestattet, als wir sprechen. Daraaff baten
wir ein gespreche nnd Hessen bitten nnsem gnedigen herm and den
rath, das sie Hans Walttheim vergannen wolden, unser wort zu halteui
das wart ime vergunnet. Do batt Walttheim unsem gnedigen herm
* „Parok**. ^ „viidt die fole gletoh bestatten, du wir den am neehften m> vewmtiwurttett
betten. Daranf bette nnser g. b.*' DIeee W<Mrte dnd dnrcbgeatricben !
i Graf Gebhardt VI. (1438 — 1492), Rath seines Vetters, des Erzb. Friedrich
von Magdeburg, und Schwager des dänischen Königs Christian I. Er erwarb im J.
1484 vom Grafen Hans von Hohnstein die Herrschiät Heldrungen durch Kauf (Kram-
haar) Die Grafen von Mansfeld S. 44.
^ BernhardBecker, der alte Canzler, und Lamprecht vomHofe, derneue
oder junge, vgl. BL 103^ Der letztere erscheint schon 1472 in diesem Amte.
s Nach Dr. U. Gren. Tab. 216 lebte damals ein Hans v. Rauchhaupt auf Sagisdorf
und sein gleichnamiger Neffe auf Hohenthurm. König (HI. 909, 910) bezeichnet
den erstem als hocMÜrstlich magdeburgiBchen Rath; er würde also auch hier ge-
meint sein.
4 Ein Mitglied der Familie Pack. Hans v. Pack erscheint 1518 als Amtmann
auf dem Giebichenstein. Kresse, Annales Bd. HI. 94 \ Der weiter unten (BL
140^) genannte Yolkmar P. scheint uit dem hier auftretenden nicht zusammen su
gehören.
1475 November. 155
nnd den rath, so die stuck mannichfaltig weren, der wir waiiicb nicht
behalten kOnten gnnngsam zu vorantworten , so onsem ehren noth
were, das ans doch seine gnade so gnedig nnd der rath so günstig
sein wolde, das uns || die stucke und gebrechen in Schriften gegeben Bl. 101 *
mochten werdeUi wir hofiten die mit gottes hülfe auffiichtigk zu vor-
antworten. Unser bitte möchte aber nicht gehört werden, sondern mein
herr liss uns sagen, es were nicht noth, die gebrechen wimlen in schult-
weyse nicht vorgenommen, sonder man solte uns ein stucke nach dem
andern lesen, das wir darauff antwortten, so antworten wir aber
drauff:
Wir lassen uns beduncken, das die Vorsteher schwere eyde thun,
wan sie schweren ie zu gotte und seinen heiligen zu der zettel, die
versiegelt ist; auch das etzlicher mehr sole bezalt hat, den der ander,
das macht, etliche haben die hartzsole oder das austragen oder ampts-
sole, die sindt von alder nie weide geteilt; wer die nun hat zu vor-
sieden, das geschieht mit der Vorsteher wiUe, die müssen darumb be-
grosset werden, und die müssen mehr geben, wan etzlicher, der des
jhars vor 4 oder 5 schock fronsole krieget, wiewol die sole alle mus
bezalt werden, und andere rede mehr. Uff die vier vorschleger zogen
sie Hansen Walttheim faste ahn, wie er Fragen solte geurlaubet haben
und zu andern harte wort gesaget Walttheim sprach: „gnediger
herr, ja, er wardt geurlaubet nicht umb vorschlahens wiUen, sondern
der greffe Podendorff hatte Prägen beschuldiget vor bommeister und
Schoppen, er hette gesprochen, er gewunne des jhars wol 40 schock an
sdnen gereuten, das dan nicht sein konte, das hatte Präge bekant, das
er so gesaget hette, do wurden bommeister und schöppen des zufri-
den und hatten ihn geurlaubet, lies mein herre und der rath sagen,
sie solten in einem vierteljhare nicht vorschlagen sein wurden, und
andere rede mehr, und die sole were in einem stände stehen blieben
und hette grossen schaden gethan dem gemeinen gutte.
Hans Busse und Benedictus Polcke was todt, sondern Hans Busse
solte auch gar geschwinde mit den vorschlegem geredet haben, darzu
solte Polcke und Drewes Fischer vor dieser zeit || gereth haben mit B1.101^
den vorschlegem, das sie der sole abeschlan wolten, sie wolten dem
saltze auch abeschlagen. Do betten die vorschleger die sole abege-
schlagen 1 hell, d., und die bommeister hatten dem saltze nicht abge-
satzt*. Drewes Fischer bekante des, das das so möchte geschehen
sein, und ander viel rede mehr; was vor 10 oder 12 jharen geschehen
was, das hatten die knechte mit einander vorbrächt. Auch umb das
gleiche sieden was die einrede meines herm und des raths, die
wircker weren wochenknechte und berechenten alle woche die sole;
was sie der Juncker heisset eingiessen, das theten sie, fehlte was daran,
sie wolten das bezahlen, sprechen die wircker; es ist mir aber nie ge.
schehen, das mir das bezalt were etc. Umb das saltz messen was
meines herm und des raths einrede, es möchte geschehen sein im 3.
^ — ^- ->^A— 44
156 Marcus Spittendorfi.
oder 4 and siebentzigsten jhare% das das saltz were gemessen, da
were aber wie viel geldes dmber yorzeret, dammb könte man. nicht
erkennen, das es in den gemeinen besten geschehe; es möchte kom-
men, das das saltz schier in allen kothen wurde gemessen ; das darüber
yerzeret wurde, konde ie nicht wol anders gesein, wen ich mir selber
erbeitete, ich moste essen nnde trincken; thne ichs den dem gemeinen^,
hoffe ich ie, solche zemnge kan ir nicht vorderben (?!).
Anch lies mein herr und der rath offbringen, wie über der bom-
fart verzert were 7 schock and etzliche groschen, meinten je, das ein soIcJies
von dem gemeinen gatte nicht solte genonmien werden. Antworten
wir, betten das so gefanden and nicht erdacht, es were ie werlde so
gewest. Aach lies mein herr and der rath offbringen, wie die bom-
meister liessen fronen in den beottel and solch gelt von der frononge
styssen die bormeister and Vorsteher in ihre beottel, ein solches were
in von seiner gnaden vorfahren noch von seiner gnaden nie erleobet,
B1.102* daromb were zo || mercken, das sich die bommeister ond die andern
der regieronge mit selb gewalt anderzogen betten, ond ander wort
Antwort: ,Ja, es ist alzeit gewönlichen gewesen, wir habens nicht er-
dacht, wen der rath die bommeister bittet, das sie das talschos ein-
fodem sollen, so sitzen die bommeister 4 wochen ober dem halben
schösse nach laot der wölköre^, wen sie non beginnen zo sitzen, so
fronet der onderbommeister 5 zober sole aber dem Deotzschen Borne
in der ersten schiebt, in der andem schiebt aoch 5 zober; die sole
verkeoffet der onderbommeister ond bringet das gelt den oberbora-
meistem, das heist in den beottel gefronet; von dem gelde, das aas
den zehen zobem sohle gekäoft ist, da lassen die bommeister bier vor
holen, das sie trincken, weil sie ober dem schösse sitzen, ond wer
ihnen schos bringet, dem schencken sie; ond wen sie den schos den
kemmerem off das ° rathaos bringen, haben sie den von den 10 zobem
sole was ubrich, das schissen sie den kemmerem za, so das die bom-
meister davon nichts behalten. Ein solchs ist vor alters gewönlich
gewest bis off den tagk; wir habens aoch nicht erdacht, aoch haben
die bommeister kein ander geit, darvon sie bier holen lassen, die
Vorsteher sindt aoch nicht bey ihnen im hoffe, dammb wirdt dis so ge-
halten.'^ Umb die lichte, der worden zo viel verbrant, lies mein herr
offbringen. Unser antwort: „in alten jharen were gewönlich gewesen,
das man mit hartze ober den bomen geleichtet bette, darvon were noch
die hartzsole. Non bette das hartz faste onbeqoemligkeit gebracht
ober dem gotte von dampe, so betten die alden vor das beste genom.
men, das nonmebr lichte worden gebrant, je weniger das man der
betörfte, je lieber ons das were, den wir hettens nicht erdacht. Umb
den bomschreiber, amptknechte, zinmierman, was man denen bisweilen
* ,4n . . . jhAren**. ^ Hier findet rieb in der Handschrift noch ,,]uuiffbn**, aber nntentrielien.
« ,,dM'* fehlt in der Handsehrft.
^ Auch hier hat der YerÜEtsser eine nicht bekannte Willkür im Sinne.
1475 November. 157
gibt boben iren gereute und freytagesg. den knechten, || unser antwort: bl 102^
es were ihn vormals vor unser zeit gegeben, so wurde es noch so ge-
balten, auch haben sie zu lauffen gnungk und ausszurichten , wen es
noth thut, darumb helt mans, als vor alter gehalten ist, und ander
wort etc.
Auch lies mein herr und der rath sich beduncken, so in der rech-
nunge viel vor wein gegeben were und bezalt den kemmerem und
dem weinschreyber, das solte nicht sein, es were zu viele. Unser vom
tale antwort: es were alzeit gewönlich gewest, wen man uff dem rat-
hause esse der knochenhauer braten*, das schauelbrott^, oder das der
alte rath valete drincket mit den meistern und bommeistem, und dan
die meister und bommeister mit dem neuen rathe, so schencken die
bommeister von ihres ampts wegen, so wol als der rath und die mei-
ster. Auch wen man sole zinst im tale, ist dar gutt wein feyle, so
lassen bommeister und schöppen V2 stöbichen oder 1 stöbichen ufis
meyste holen, wen sie umb des tals gescheite gesprochen haben, und
ob ein gutt man oder ein ehrlicher man, der frembde ist, zu uns keme
und vor bommeister und schöppen zu thun hat, deme thete man ie
geme die ehre, das man ime ein mahl oder zwir schenckete im hoffe,
dieweil er sein gewerb würbe; das were auch so gewönlich. Das die
bommeister 3 neue beutel machen lassen des jhars, unser antwort: es
ist auch von alder gewonheit, das die bommeister, wen sie des tals
schos einfodera, so lassen sie 3 beutel machen; so sie das schos von
sich antworten den kemmerem, so behalten sie die beutel nach alder
gewonheit. Wir hatten, ob unser gnediger herr und der rath erkeinen
II fehl an der antwort betten, das erkein stuck ^ nicht genungsam vor- Bl. 103*
antwortet were, das uns seine gnade die stucke in Schriften geben
wolde, wir hoffeten die mit der hülfe gottes wol zu vorantworten. Da-
rauff sprach mein herr, er wolte uff die antwort sich bedencken und
wolte uns auff ein ander zeit wider bescheiden. Do hatte HansWaltt-
heym unsem gnedigen herm und die fursten und graffen, das sie uns
kegen dem rathe weiten vorbitten, das Peter von Jhene aus der tem-
nitze und Hans Stoltze vom therm kommen möchten, und wir ander,
die in ihren heusem sitzen müssen, doch ussgehen möchten zu kirchen,
und was uns noth wer. Die graffen baten den rath. Hedderichs
sprach , wir selten uff den morgen uffs rathaus schicken , sie hofften,
uns solte eine gutte antwort werden. Wir schickten die schöppen una
die bommeister uffs rathaus vor uns zu bitten, da möchte der rath ge-
sprochen hau, sie weren nicht alle bey einander, die darzn gehöreten,
» bnt«. ^ «vrtock nieht** erglUat, In der BuidMbrtft findet ■leh nur ,^** « ,3taWS
wto auch Öfter ^P^ncke, Kötxe**.
1 Die Sitte hat aach einen Ausdruck in der Willkür gefunden: „Onch sollen
unsere herm am rathe, welches ammechts die sint, noch die stete herm nymande
noch on selbis keyn essin berevten von der stat gelde, aussgeslossen wenne man
das schouwelbrot und der knochenhauer braten nodi gewenlicher weisse hir obene
iMCt". Neue Mitth. a. a. 0. S. 87. Vgl. weiter unten Bl. 115*.
•o MMlM wtr alte bkibca tktam, ohM IUm
rflb doMMntaK Mck EllMibett (XI. Nor.) ridM ik rm
barg wvick, doch w»m aie mlltch «f dte hmt^ n
ritin in dm wrduibra «ad wami eine kletac weite droktm
Mda barr aad dar ratk ao|caa die roa Maipdebarf akkl n
dd, dfr äff dte aiUtwodi aarh Elbabett (:i2. Nor ) n h
hallFa wardt
rffdteaiittwvicli aadiKIteabettliä Nor i.abritffnrltftekaa
do «Ma b -rr aad der ratb dk* riarrde n h M<iritS|Cflbaa äff dte
dte llaaa Walttbrtm rtm der pfeaaer w«fpra aaror äff H
( in Nor ) ipHbaa batta, daraaf wir d«a hb fcraprtrbe
Bl lui^ wir aif aadta erbittra, der %or aawra berr« wäre '
bHco, daa IlaaBC Walttbriai erteabrt wrra wordea,
tco ; alte, dte daa T<ir fc^tbaa battea, wäre« wid«raetii|ck,
wolda daa werbea , bte daa IVasaa Tagaw iteb dn
daa, aad rtdteba ghanea aric ibaM.
rflb aiiaabeat ia die KatUriaaa (» Kttt i var
anM Hl batlr ircarblaicca, waraa dte nm taaaagta
lim dfaMlaicfc aarb Kattbariaa 0> Not ), do dar ai«fr IS
(carblaicm, kaai aaarr berr roa Maicdrbaqt ••'1 a>iair
aoba aflb ratbaai, aad der aha raatiter birr fterat. btir I
dar acM aaatater. Hrtarirb rtm Awaerdorff. Viaanittaa, Ha» K
aad eta pri^lar, der BM^aca berr« bawnarirtfr waa, ab leb
dam warra die rtm iaaaaict« aad irnariabett. dte mr («kami
aatrr «»rb, aarb da, drr war dra wol brr N> odrr aMbr So
wir pfcaa<r alte irrbritrbat ai» ralbaat aa< dte 4, dia äff d»r mm ki
ralba «Mwa, die warra atebt |rebri«rbK, aiMMter« m^ mmmtm Ia t
biaitra Mtara Iter abte raaUter tprarb. Jtebra frvaada. m
Itrairtaa aad tern— iiilff, m* avia iraMiierr berr aad drr
la Ilatta ^uricfaiaaana bao. nae i»rdraaairr aad frfpaN*al tm täte n
ao wü aawr f*rdtirrr brrr daa ««»bibra aad aMa mi
1^ batia Vianvuas nm irn«aaa bnrff vna prrica^ra
biiia «iia Ilaird4*banr M|rri aad dar ratbaacirtrr barr Ite4drwba
rtnea »itebaa brvcff, aitt drr «Uli ari^Bra «i^l ««^urcrlt« da bab
Vtaaratiat aa n teara, aad der ataMM^bre) ber an|ctiier Mirbal Mar
IL* :'*4* irbairii » batta d«a fmün bnrff ta der baadt aad aarb darta, m daa dM
br%da atet^baa teato warea 1^» aaa \iftrrat.M dea bnff gili—
balle, «le d.r nr^-craaga aa lal aaa «urbae crbahea wmWa »dl, d»
aaa berr l^aaiprrrbl, der arae rftaUk«, an :or» brrra brwff vi« M^|de
b«ra aft«l irab dt« llaa*.Hi«kA. dra ratbaii.' »irr, la aria« baadl I ad
llaaa belte i^ter Itedderwb fabra drr aUCt brwff «idrr aawf gmM*
1475 November. 159
gen herrn, den nam seine gnade mit nf die barg^. Wir vom tale
standen and sagten, gott waste unser hertzen.
Do nun das geschehen was, hnb Hedderich an: „herr bommeister
and lieben frennde, so ir am nechsten geantwortet habet zu S. Moritz
äff die einrede, die unser gnediger herr and der rath uff euer antwort,
die den von Hans Walttheim von eaemtwegen beschahen uff die rech-
nunge der vier Vorsteher und die vorsehleger und umb das fronen in
beutel, da sich dan unser gnediger herr unde der rath uff bedencken
wolden, so meinte je unser gnediger herr und der rath, das die bom-
meister und Schoppen .sich der rechnunge entschlan wolden und das
uff die Vorsteher weisen, so sie ie ein auftehen haben selten, das nicht
unbilliches oder unpflichtigs ausgegeben oder verzeret wurde, das sie
so nicht zu thune, und das fronen in beutel solte ie nicht so gesche-
hen, darumb wolte unser gnediger herr und der rath das unvorwandelt
nicht bleiben lassen. Wir baten umb ein gespreche und auch umb
einen, der unser wort hilt, das wart uns vorgunnet.
Do kunten wir niemandt vermögen unter den pfennem, der unser
wort wolte halten und uns in dem stucke vorantworten. Hans Waltt-
heim hatte es vor gethan, der wolte es nicht mehr thun. Hans Seher
wolde nicht, Zölner, Treptz, Eleptz, Pegaw, noch andere, die gebeten
wurden, niemandt wolte es thun, das wir wol anderthalbe stunde oder
lenger niemandts erbitten kunten.
Do schickte unser gnediger herr zu uns und der rath, und waren
unwillig, das wir ihnen nicht antwort sageten. Da lies sich Matz Pe-
gaw erbitten || und forte unser wort in diese weyse: „gnediger herr, B1.104^
so uns euer gnade lesset vorhalten durch den rathsmeister herm Hed-
derich der dreyer stucke, als nemlich der rechnung der vier Vorsteher,
der vorschleger und der fronsole in beutel, und begert wandel und kare
darumb, so bitten wir euer gnade themutigk und den ersamen rath,
nach dem male das unser vorfahren ein solchs an uns gebracht haben
und ein altherkommen altzeit bey menschen gedencken und lenger ge-
west ist, und wir das nicht erdacht noch uff bracht haben, auch keinen
Pfennig in unsem nutz ie genommen haben, das wir wol zu den hei-
ligen erhalten weiten. Hierumb bitten wir euch, gnediger herr und
ersamen lieben hem vom rathe, das ir uns die dinge so harte nicht
anzihen wollet, so wir ie euer gnaden und des raths gehorsame und
unterthanen sindt, und wollen uns auch allezeit gerne nach euem gna-
den und dem ersamen rathe halten^'. Do sprach mein herr und lies uns
sagen durch Hedderich, seine gnade wolte einen handel vornemen und
der rath, das wir nu under den pfennem ihre 6 oder 8 kiesen wolden
und die dem rathsmeister benennen, die wir nemen, wen wir gekoren
hetten, die in den handel gehen selten. Do hatten wir unsem gne-
digen herm, das uns seine gnade wolte vorbitten, das Peter von Jhene
aus der temnitze kommen möchte , und wir andem , die in gehorsam
1 Damit war also die neue Thalordnong vom 28. Noy. 1475 publiciert.
160 Marcus Spittendorff.
sitzen, das die doch enüichtange kriegen möchten, in die kirche zu
gehen, und auch was uns noth were. Do antwortte uns Hedderich,
sie wolden darumb sprechen, das wir die weile unter uns kdren. So
gingen wir in der vier herren dömtze und koren Hans Zöiner, Annyss
Treptzk, Niclas Kleptz, Hans Walttheim, magister Busse Blume, Ba-
stian Grünheide, Otto Wagaw, Liborius von Delitzsch.
BL 105* II Indes schickte der rath zu uns Schlegele aus der Ulrichspfarre
und Jacob Wiessack und Hessen uns durch die beyde sagen, das wir
mit nichte unter denen kiesen solten zu dem handel, die im gehorsam
sessen, auch solten dieselbigen in den geboten und gehorsam bleiben,
bis das sie sich mit dem rathe betten vortragen. Do lissen wir ihnen
sagen durch Pegauen, wen wir gekoren betten, und gingen wider in
unser heuser, den das geborte.
Uff die mittwoche vigilia Andree (29. Nov.) wurden viel pfenner aus
der Moritzpfarre uffs rathaus vorbotten und.musten sich mit dem rathe vor-
tragen. Busse Blume wardt gesatzt in Strobarts kemrichen, Peter von
Jhene kam' aus der themnitze, wan er hatte sich mit dem rathe vortragen
und hatte gelobet zu geben 200 r. fl. worumb? wissen sie wol etc.
Uffn donnerstagk Andreae (30. Nov.) umb 11 leitete man die raths-
glocke, do waren aber mehr pfenner hienauff geheischt und musten
sich mit dem rathe vortragen.
Ufln freytagk nach Andreae (l.Dec.) umb 11 leitet man die raths-
glocke, do gingen die von innungen und gemeinheit wider u£fs rathauss
und hatten aber viel pfenner lassen vorbotten, die sich mit ihnen
musten vortragen.
Ufln donnerstagk Andreae (30 Nov.) im 75. jhar des abents umb 4
kam Doctor Trost ^, Steffen Mittag, Paul Wittembergk^, Nickel Zelsen^
wider gen Halle und waren gewest zu Jherusalem.
Uffn freytagk nach Andreae zwischen zwen und dreyen kam magi-
ster Busse Blume aus dem gefenknisse und möchte sich mit dem raäe
vortragen han ^.
Uffn sonnabent nach Andreae (2. Dec.) lissen die bommeister den
pfennem gemein sagen durch den talvoigt, man solte das stuck saltz
1 Dr. Johann Trost, schon 1469 Prior des Servitenklosters, dessen Geb&ude in
der jetzigen leipziger Strasse, wo jetzt die Uhichskirche und d^e dazu gehdriofen
Predigerhäuser stehen, damals noch nicht voUendet waren. Das Kloster lag froher
vor dem leipziger Thore neben dem Rabensteine. Trost starb im Alter von 100
Jahren im J. 1503. Dr. I. 772.
3 Paul Witt em borg erscheint 1472 als Mitglied des Raths und gehörte dem-
selben auch 1476 als Bommeister an. Hans W. erlangte 1406 BOrgerm^t
' Dieser oft genannte Mann war schon im J. 1459 und darauf in den Jahren
1462, 1465, 1468, 1470, 1476 MitgUed des Raths. Im Jahr 1459 erscheint auch
ein Kilian Z. als RathsmitgUed. Ambrosius Z. erlangte 1464 Bürgerrocht und sass
1472, 1475 und 1478 im Rath.
^ Zur Erläuterung theilen wir eine SteUe der oben erwähnten hallischen Chro-
nik in Wernigerode und das sich hier findende Verzeichnis der zur Strafe gezoge-
nen Pftnner mit: Bl. 280^ ,fiie pfenner seint . . gebust von des raths wegen da-
rumb, dass sie nicht mit dem rathe wolden eins sein der regierunge halben des
1475 December. IGl
vor 11 schwertg. geben oder 5V2 grosse g. || „Lieber gott, weleh ein ge- BL 105^
bott war das! man kaufte 1/2 sehock werck vor 6 r. fl. und 1 stueke
saitz, etzliche mochtens auch 10 g. neher haben, uff der gassen kauffet
man 1 schock holtz vor 7 d., so das zwar niemandt das werck holtz
oder Stroh unter 10 schwertg., den der zober Deutzsch galt 1 grossen
g.und zwene hellische d., der muste man ie 4^2 zober zu einem wercke ha-
ben, darüber giengen manchen die woche 6 oder 8 zober noch darzu
abe; solte nun ein armer pfenner den kothzinse, wirckerlohn, pfannen,
körbe und allen schlett, der daranfi gehet, an den 5V2 ^ grossen g. haben
und das darvon ausrichten, das kan nicht bestehen oder kaume. Sol
denn^ nun der pfenner muhe und arbeit, grosse ebenteuer vor feuers-
noth haben und keine friedige narungk oder gewin nemen, so wil
das pfanwerck von noth wegen argk und böse werden und niemandt
wirt das gerne üben/'
Uff den obgeschrieben sonnabendt nach Andreae (2. Dec.) wardt
Simon Böttcher"^ auch uff dem rathause ingesatzt«». Die ehrlichen stette,
die im bunde sindt^ hatten schrillt gethan an den rath von Halle dieser
gebrechen 1 uffn frei tag nach Andreae (1. Dec.)y als ich vemam.
* „durah" fehlt. ^ die Zahl Wt erg&nxt. ^ deme. ^ Bötth: « Ingewts.
tak^. 61. 280* Item die bosse der pfenner: Olorius Kober dedit 100 fl. Weittkom
dedit 200 fl. minus 20 (?) fl. Otte Wo^w 100 fl. Gottschalgk dedit 50 fl. Jurge
Bosse 100 fl. Nortbusen 50 marck. reter von Jhene 200 fl. Levin Waltbevm
100 fl. Gasper Becker 50 m. Yaltin Zatbe 50 m. Claus Ton Rüden 50 m. Libo-
rios von Delitz 100 fl. Tue Groszkopff 50 m. Die Eopscbke 60 fl. Die Obnan
60 fl. Kleptz mit seinem bruder (Peter) 50 m. Peter Nageil 20 m. Eune Zcoke mit dem
aobne 50 m. Koningstall 50 m. Heinrich Blume 50 m. Maltwitz mit seim sobn
50 fl. Claus Polke 100 fl. Der jun^ Bodendorff 50 m. Magister Blume 50 m.
BL ^1* Item der pfenner busse, die darvor ist angehaben. Marcus Spittendorff
(Spickendor£f) 150 fl. Steffan Yoigtt 100 fl. Otte von Diskaw 150 fl. Andreas
flscher 200fl. Mattes Pegaw 150 fl. Cosmus Nageil 50 m. CaroerDuckom 50m.
Michell Wittk<mi 181 fl. Busse Blome 50 m. Hans Greifie (?) 8 m. Balzer Mo-
ritz 5 m. Peter von Mudiell 150 fl. Hans Waltheym 400 fl. Sander Drakenstede
150 fl. Karl Drakenstede 30 fl. Claus Malttwitz 20 fl. Claus Schaffistede 200 fl.
Ulrich Schaffistede (?) 80 m. Bartholomeus Wilke 8 m. Jurge Nageil 20 m. Hans
Bothiger 5 m. PaweU Meynhartt 100 fl. Sander Meynhartt 80 fl. Gebertt Biche-
ling 10 m. Hans Hoke 50 m. Frantze Polke 100 fl. Benedictus Polke 60 fl.
Cbuis Zooberitz 5 m. Heiniich Drackenstedte 80 fl. Powell Ratz (Rotz?) 50 m.
Hans, Dreves Seber 150 fl. Brun Lutze 15 m. Heinrich vom Hayn 30 m. Hans
Boflse 400 fl. Blasius Holtzwerdt 400 fl. Frantze Parthie 20 fl. Lorentz von
Roden 100 fl. Jurge Hedersleben 30 fl. Mertten Schneider 30 fl. Hans Zcoch
100 fl. Dreues Lddie 5 m. AnnisTreps ein schock scheffidl haber. Barthdomeus
Gerdke 80 m. Assmus vom Thore 5 m. Bastian Grunheyde 50 fl. Hans Wale
115 fl. Hans Kerstin 8 m. Sander Wq«iw 60 fl. Bartholomeus Wogaw 40 fl. Jan
Ritfsenbergk 5 m. Claus Rudeluff 100 fl. Dreues Zogke 80 fl. Ci^r Beyer (?)
100 fl. Jurge Pichtt 60 fl. Thomes Zcoberitz 15 m. Hans, Peter 2Scolner 100 fl.
Hans, Heinrich Ochsse 100 fl. Peter Schencke 50 m. Bertram (Bertrum), Hans
Qoetz 50 m. Lorentz, Jacoff Benno 100 fl. Alexius Raqpe 5 m. Hans Schnitze
50 m. Baltzer Aldenbergk 100 fl. Hans Schaff 50 m. Amfarosius Schonbei^k 60fl.
Herffordt 100 fl. Bertolt Hynne 100 fl. Kiken (Kilian?) Hynne 50 fl. Simon
Bechvger (?) 50 fl. Jacoff Ketzendorff; Dreues Ketzendorff 200 fl. Claus Zogke 5 m.
Dte in beiden Verzeichnissen offanbar doppelt geschriebenen Namen sind ausgelassen.
1 Dieser Brief der Hansestädte ist im RaUisarchiv nicht mehr vorhanden, wird
nach einer Copie des Stadtarchivs za Helmstedt, welche ich Hom ProL Frh.
QtMhtohtn. d. Pr. SmImmi. ZI. 11
102 Marcus ^ittendor£
Uff die mittwoche S. Nicklas tagk (6. Dec.) nach mittage kamen
nnsers herren von Magdeburg rathgeber, Heinrich von Ammendorff und
Vincentins, nffs rathaos, und die achte, die in den handel gekoren wa-
ren von den pfennem, die waren anch uffs rathaus geheischet Do
hatten dieselbigen rathgeber geheischt von den pfennem 50 tausend fl.;
warnmb oder wordnrch? das weis ich nicht, sonder die beyde möchten
gesaget haben nmb eintracht und friede willen bischen sie solch gelt
61.106* von des bischoffs wegen. || Uffh montagk S. Barbare tagk (4. Dec.) solte
ich geschriben und gesagt haben vor S. Nickels tagk (6. Dec.)^, do
ass der heimliche rath zu des greffen hause nach alter gewonheit.
Uffn donnerstagk Unser Lieben Frauen abendt Cionceptionis Mariae
(7. Dec.) uff nachmittage wurden uffs rathaus geheischet die bommei-
ster, die das jhar sassen, Albrecht Schaffstedt, Thomas Tugaw, Hein-
rich Greffe, Hans Stoltze, Paltzer Aldenburgk, Hans Seher, Drewes
Fischer, Peter von Michell. Diese mochten sich mit dem rathe vor-
tragen und gelobeten zu geben etzliche 2 c^entum), etzliche 1^/2 c(entum) fl.
Hans Busse und Hans Walttheim solten sich auch mit dem rathe vortragen,
die waren auch geheischet, und itzlicher solte haben gegeben 8 c(entum)fl^
aber sie wolten das nicht geben, darumb musten die beide wider in
ihre heuser gehen. Dis geschicke was gar ein ungehort dingk, ich
meine, das kein mensche nie mehr solches gehöret noch erfahren habe%
das in der Stadt zu Halle irre ging uff das mahl.
* haben.
V. d. Kopp in Leipzig verdanke, mitgetheilt , J)en erszamen radismeysteien. rhath-
mannen unde meysteren der inninge to Halle, unszen bisunderen guden mmden.
Unsen fruntliken deinst mit erbedinge alles guden vom. Erszame, wüsen, guden
frunde. Juwe unde unse frunt, de erszame rad van Magdeborg, bebben uns itliken
unwillea. de de twisschen juwer leve unde den in dem dale juwer stad van rechtidieyt
unde anderer gebreken wente bere entstanden, ok van anderem fremden gerochte
vomomen nicht to slete gekomen is, dat uns allen doch van hertoi nicht belevet,
so gii uns gewandt sin, des gii denae uns warbafftigen geloven mögen. Also guden
frunde hebbe we der wegen uns in de stad Helmstede vorgaddert unde de din^
in juwer stad beste vaste to synne genomen mit betrachtinge, disit uth sulken saken, de
de in steden so enn^reten, in vortiiden anderen, juwen unde unsen frunde (!), so ^
we nicht twiveln sulfes wol wetten, ewich schade unde grod faX van gekomen is,
hopen doch, juwe leve willen gik unde juwe erlike stad unde nakomelinge wol be-
dencken. So were doch unse wolmeninge, mochte uns von juwer leve vorgont wer-
den, (dat we) twisschen juwer ersamen leve (unde) den in dem dale de gebreken
ane vordacht mochten handelen, dar we uns to vorboden, scheide gii uns allen gnd-
willich erfinden. Bidden ok mit allem flite, juwe leve willen in dussen saken nicht
gewalt, sunder juwer erliken stad Mheyt andechtich wesen gebruken, angesehen unae
gude wolmeninge, neynem deyle äff edder biistal to donde, anders wen also juwer
leve op allen deilen fromlick unde erlick were, uns in dussen saken nicht wiUen ent-
horen. Yordenen we alle tigen juwe leve insampt unde bisunderen ungesiMurtes
deinstes gerne, hopen, gii werden unse wolmeninge nicht bülegen, unde bidden juwer
leve richtige antworde, dar we uns mochten na richten. Schreven under juwer
unde unser frunde van Helmstede secrete, des we hir to gebruken, am avende
Andree apostoli (30. Nov.) anno Domini LXX quinto. De rode der erliken stede
Magdeboig, Brunswick, Halberstad, Hildensem, Gotting, Stendal, Embeke, Northeym,
Hanofer, Helmstede.
1 Eine in den Text gekommene verbessernde Bandbemerkung des Yer&SBerB.
1475 Noyember. 163
üflf den obgeschrieben Unser Lieben Frauen tagk (8. Dec.) Vor-
name ich, das unser herre von Magdeburg sehre kranck was und hatte
3 doctores bey ihme und möchte uff Unser Lieben Frauen abendt oder
tag geöleyt sein.
Uffn sonnabent nach Conceptionis Mariae (9. Dec.) Vormittage umb
11 wart ich Marcus Spittendorff geheischet, von stundt uffs rathaus zu
kommen. Da waren vor mir viel ander auch geheischt, die warn dro-
ben, und etzliche auch herab, die sich mit ihnen vortragen hatten,
als Mattes Pegau, Claus Schaffstedt, Lorentz von Eeuden und andere.
Nun ich Marcus Spittendorff^ wardt geheischet in die dömtze, der
rathsmeister Hans Seile hub an und sprach, der stadtschreyber Michel
Marschalck sass auch darbey: „her rathsmeister Spittendorff, nachdeme
ir so ie vormals beschuldiget seydt, das habt ir wol verstanden, || ist Bl. 106^
nicht noth, das ich das noch eins erzele, so wollen meine herren des
raths das verwandelt haben, dorauff mOget ir sagen, was ir zu wan-
del geben wolt". Dorauff antwortet ich : „lieben herm, ir werdet mich
des wandeis überheben.'* Hub Hans Seile wieder an und sprach: „ir
sollet dem rathe tausend fl. geben". Dorauff antworte ich Marcus
Spittendorff^ : ,4ieben herren, alle mein gutt ist nicht so viel werdt, so
ich das verkeuffte, solte ich und mein söhn erbeloss werden, were euch
wenig mit behulfen, ich hoffe, ir begert des nicht, sonder so ir busse
von mir wolt haben, wil ich gerne 10 oder 20 marcken geben, uff
das die dinge gutt werden'^ Do hub Hans Seile an: „es ist weder
umb 20 noch 50 oder hundert marcken zu thun. Ich thue euch gebott
bey allen gebotten, das ir gehet in der vierherren dömtze und daraus
nicht bey leybe und bey gutte, ihr thut das mit des raths willen". Ich
gieng hin und was gehorsam. Eurtzlich kam Sander Drackenstett zu
mir, dem was auch solch gebott geschehen; da sassen wir beide, bis
der seger 3 hatte geschlagen nachmittage. Indes welche herm und
auch der rathsmeister Hans Seile durch der vierherren dömtze in die
kemmerey gingen, do baten wir, das sie doch gutte mitler und vorfu-
ger wem, das uns die dinge so hart nicht vorgehalten wurden, sie
sageten uns alle, es were in leidt, sie wolden gerne das beste
thun. Wir schickten auch beide m Hedderich und Peter Schaffkopffe
in die dömtze und lissen die zu uns bitten und hatten mancherley rede
und auch in betteweise mit ihn, sie erboten sich, sie weiten geme
das beste thun. Sander Drackenstede wardt geheischet und krege
sein ende und gelobete ihnen 2 c(entum) fl. zu geben. Ich Marcus
wardt auch geheischet; fragte Hans Seile, ob ich mich bedacht bette,
was ich ihnen wolde geben. Do || hotte ich in 50 marck. Do sprachen BL107*
sie darumb und hischen mich wider. Hub Hans Seile an und sprach:
„ir Marcus Spittendorff, unsere herren haben gesprochen und wollen
2c(entum) fl. abelassen, ir solt in achthundert fl. geben." Ich Marcus hübe
aber an zu bitten, aber es half nicht, sondem der rathsmeister Hans
Seile sprach, ich solte bey allen gebotten und bey den gelobten wider
* Muew S. ^ M. S:
11»
164 Marcos Spittendorlt
in den gehorsam gehen in mein haus and solte mich bedencken, was
ich thnn wolte, and soltes ihm in acht tagen wider sagen lassen, oder
sie wolteu die wiikir mit mir halten. Ich hub an Torbas zn bitten,
das sie mirs gnediglich anstellen wolden, ich weide mich ie gehorsam-
lich halten, es half nicht, sondern Jacob Weissack and Hederich spra-
chen za mir: „es ist gatt, gehet wider in den gehorsam and schickt
wider an den rath; so mag man andere wege finden^. So ging ich
wider in mein haas.
Uffn sonabent obgeschrieben (9.Dec.) warden die bommeister aach
afs rathans geheischet, and in wart geantwortet von denen, die von
innnngen and gemeinbeit daroben waren, die darza geschickt and ge-
koren waren, die regierange des tals, die den aasgeschrieben was anss
dem vorsiegelten* briffe, den nnser herr von Magdeburg dem raths-
meister Hans Seilen antwortte darch herr Lamprechten^ seinen cantzler,
der was vorsiegeli mit der Stadt Siegel, der den bornmeistem wart etc.
Uffn montagk darnach (ll.Dec.) sassen die bommeister aber dem tal-
schösse and mästen das nehmen nff dem rathause and sassen dar za dem
ersten mahl and nicht in der pfenner hoffe, als vor gewönlich was. Ao. 75.
Uff den obgeschrieben montag beschickte ich gatte freunde and
sagte denen, wie mirs zastunde, and batt, das sie mit etzlichen wolten
reden, das mir die ding so harte nicht warden vorgehalden. So wardt
Bl.107^ mir zu wissen || durch eine perschon, dasichs liesse bleiben, es möchte
sich in zweyen oder drey tagen anders schicken; den ie mehr das ich
etzliche liesse bitten, ie erger sie wurden, so lies ichs anstehen.
Uff die mittwoche Luciae (13. Dec.) im^ 75. jhare des morgens
hatte der prediger zu den barffussem gebeten vor den bischoff zu Mag-
deburg und gesagt, er were gestorben umb 4 uff den morgen. Gott
der allmechtige erbarme sich aber seine seele und vorgebe ime alle
seine sunde! Wan er war eine nrsache alle des, das den pfennem
geschach. Er sagete den pfennem viel zu und lies in auch durch etz-
liche die seinen zusagen, das sie keines selten übergeben, er wolte
ihnen hülfe und beystandt thun and wolte uns zu gleiche und rechte
vortedigen , aber wie es geschach, erfunden die pfenner wol, etzliche^
die in die themnitze gesatzt, etzliche uff die dOrme, etzliche in ihre
heuser sitzen musten und iaste gelt geloben musten, dem rathe za ge-
ben, und das der pfenner kästen zu S. Moritz mit ihrem gelde uffs
rathaus wardt getragen, and er uns darnach zu S. Moritz beschuldigte,
das dasselbige gelt, das in dem kästen gewest was, das darauss ge-
nommen and das zu S. Jörgen der ebtissin zu behalten gegeben was,
das betten vieleichte die pfenner von ihren guttem zu hauffe geschla-
gen, und wolte uns, als wir vemamen, erblos oder guttlos machen.
Und der bischoff hatte dasselbige befolen, betten wir pfenner was von
gelde, das wir das irgent aus der Stadt brechteu; wan er merckte, das
volck war gantz irre. Hette aber das seine gnade nicht vorhangen,
das sie in der statt mit den pfennem so gebart betten, es were ohne
* Tor „briffe'^ finden stob in dar Handachrifl die nntentrklienen Worte t^wtdel oder^'. ^ Ion.
1475 Becember. 165
zwei£fel wol nach blieben; daromb meine ich, das er and die diese
dingk thaten, meinten, sie wolten || zumahl gross gelt finden, das die B1.108^
pfenner haben solten, als das gerächte was; aber gott der allmecbtige
weis, das wir kein ander gelt hatten, den das wir samleten von de-
nen, die pfenner wurden, davon wir dan 40 fl. behüten nach laut and
Inhalte der wilköhre, and von den Zinsen, die die pfenner offs kelners
hoffe han. Danunb mercke ein idermann, das der glaube gar ein hoch
gatt ist. Wol denen, die waren glanben erkennen unde den befinden.
Der bischoff hertzogk Johannes von Beyern lies einsmals werben und
sagen der etzlichen den pfennem durch einen seiner gewaltigen ; das
seine gnade gerne wolte 3 oder 4 pfenner, das sie zu im uff die bürg
zum Gybichenstein kommen selten und bey ime dar bleiben, bis diese
ding anders wurden, aber sie wolten das nicht thun; gott der all-
mecbtige wolte es nicht. 0 allmechtiger gott, bette unser gnediger
herr von Magdeburg gesprochen zu den pfennem oder zu den bom-
meistem im anfange oder im mittel des irthumbs: „lieben freunde, so
und so kompt vor uns, wie die regierunge des tals zugehet ; oder solche
rede kommen vor uns, wie es nicht gehalten wirdt, wie es wol ge-
burlich were, und hierumb haben uns die von Innungen und gemein-
heit vaste angeruffen, oder etzliche* von denen, das wyr die ordenunge
im tale anders machen sollen, auch seyn wir des eins mit denselbigen
von Innungen und gemeinheit, das wir die rechnunge andern wollen,
hierumb seit das mit zufriden, wir hofien, das so zu machen, das is^
göttlich und ehrlich ist und niemandt zu nahe! Das that er nicht?
auch waren die von Innungen und gemeinheit uns pfennem nicht so
gunstlich, das sie uns vor deme möchten gewamet haben, so sie wol
wüsten, was sie über uns rathen wolten || oder gerathen hatten, auch 6L 108 ^
was es, gott sey gelobet, das niemandt mit den pfeunern wol reden
muste. Fromme leute aus der gemeinheit, die den pfennem guttes
gunten oder guttes von in sagten, die wurden von stundt vorgebracht
uff das rathaus, die musten janmier und leiden haben, man weisete sie
uff die törme, in die heuser und huste sie, und thaten denen warlich
viel leidens. Hette uns der bischoff die gebrechen so zu vorstehen ge-
geben oder unser freunde uff dem rathause, vorwar wirpienner wolten
uns wol geburlich und recht han vorhalden und auch lassen guttlich
unterweisen! Unser herr von Magdeburg und auch die von Innungen
und gemeinheit uff dem rathause sassen, wüsten wol, das wir uff seine
gnade, sein wirdiges capittel und auch auff den rath von Magdeburg
die gebrechen gantz gesatzt und gestalt hatten zu S. Moritz im remb-
ter, das sie die scheiden selten freundtlich mit wissen oder im rechten
durch schriftliche schulde und antwort, da die von Innungen und ge-
meinheit kein wörtlin stunden und das auch so verwilligten. Und
mein herr , sein capittel und die von Magdeburg namen das so an,
aber damach möchten die von Innungen und gemeinheit geschickt
waren zu dem handel, beruen^ der vorwilligunge und mein herr mit
* „oder «Uliche** doppelt. ^ ,4gt". « In der htiXL Handschrift undentllch «^benron", In der
JUngeni magd. „die VofwUUgong bermen**.
166 Marcus Spittendorff.
ihnen, als mich bedanchte, nnd wolten yorbas mein herr von Magde-
burg, sein capittel und den rath da bey dem * handel nicht mehr haben
und ans pfennem keines rechten zustatten noch vergönnen, sondern
was sie uflf uns schrieben oder dichten, da muste wir pfenner nicht
viel uffreden, als die notturft woi geheischet.
Wir sagten, wir weren übergeben von unsem herren und auch
von unserm widertheile. Dieses geschach alles, er unser herr von
Bl. 109* Magdeburg starb etc. ||
Lieber gott, welch wunderlich dingk war dis! Unser herr von
Magdeburg, vor der zeit ehe er zu S. Moritz mit seinem capittel und
dem rathe von Magdeburg was, als hier vorgeschrieben stehet, das die
gebrechen von beyden theilen in freundtschaft oder im rechte uff sie
gestalt wurden, vor der zeit und nach der zeit schickte er offte nach
etzlichen erlichen bürgern, den pfennem, und hatte mancherley rede
dis gebrechens mit denen und ienen auch, solte er der pfenner mechtigk
sein zu ehre, gleich und rechte, und das ihme die pfenner zusageten
das sie sich hinder ihme mit denen vom rathe, innungen und gemein-
heit nicht vortragen wolten, so wolte er den pfennem rath, hülfe und
beystandt thun mit lande und leuten, auch mit liebe und gutte. Die
armen pfenner gleubeteu. Wie sie das befunden, ist gotte bekant und
auch offenbar. Do wir meinten, unser herr von Magdeburg solte schei-
desrichter^ sein mit dem capittel und dem rathe von Magdeburg, so
wir die pfenner zusagen, lies mein herr das capittel und die von Mag-
deburg von sich und wolte sie bey dem handel nicht haben, und er
wardt do kleger über die pfenner und auch selber richter. 0 lieber
gott, welch ding war das ! Im ersten wolte unser herr der dinge alleine
nicht zu thune haben hinder dem capittel und denen von Magdeburg
umb vordacht willen, das er von keinem theile vordacht haben wolde,
das er einem mehr zulegen wolte, denn dem andem, und gar kurtz-
lich wandelte sich das umb. Wir pfenner etzliche betten sich ehe gar
was grosses vorsehen oder vermutet, ehe denn das gesehen solte, gleich-
wol kam das anders.
Es geschach im<^ 75. jhare in der fasten oder kurtz nach ostera, do
ich Marcus Spittendorff von dem rathause käme und der regierunge
BL109^ nicht zu thun hatte, als ich vor || fasnachten hatte, do kam Heinrich
von Ammendorff zu Unser Lieben Frauen uff den kirchoff gegangen zu
dem pferner% der stundt uff dem kirchoffe und betete. So gehe ich
Marcus Spittendorff aus der kirchen und Heinrich von Animendorff
wardt meiner gewar und gieng schnelle zu mir und gab mir seine
handt und sprach: „lieber rathsmeister, ich dancke euch also, meinem
besondem gutten freundt, und mein gnediger herr von Magdeburg
weis euch sonderlichen danck und auch seine rethe, das ir euch uff
dem rathause so wol gehalten habt und das abetreten nicht gevolwort
noch übergeben habt, wo irs übergeben bettet und weret nicht so harte
darkegen gewest, es were nimmermehr gutt in der Stadt worden.
* den. ^ in der h. H. ,,aoheiden8 rechten", In' der JQngenk m. ,tScMedee Blohter*^ ^ inn.
«* S. • „pfenner" h " -««--« POnner" m. H.
1475 December. 167
Dammb solt irs warbaftig erfinden, das mein gnediger herr euch das
dancket und nachsagen wird und auch seine manschaft aasswendig,
das ir keines darinne vorgeben habet. Aber wie mir der danck be-
schachi wardtmir wolza wissen und offenbar, als davor geschrieben stehet
Uffii donnerstag nach Lnciae (14. Dec.) umb 11 zu mittage wardt
ich Marcus Spittendorff offs rathaus geheischet, so wardt mir aber vor-
gehalten, als am nechsten \ do ich anch daroben was, wie mein leib
und gutt stunde ins raths handt umb den willen, das ich den schOppen
Hans Zöhier bette helfen zu einem bommeister kiesen, so ich wol ge-
wust bette, das Innungen und gemeinheit das nicht betten wollen ha-
ben, und darumb bette jammer und noth davon mögen kommen, und
der rede fitste mehr* und bundens harte. Ich bäte &ste, das sie an-
sehen weiten gelegenheit der dinge, bis das sie faste sprachen 3 oder 4
mahl, das ich ihn uffs letzte geloben muste zu^ geben IVs c(entum) fl. bey
dem rathe, das that ich, so kam ich von ihnen. Aber des gefengniss sagten
sie mich los, ich möchte warten des meinen, were es, das die andern
besandt wurden umb einen nrfride zu thun , wie mans mit den bilde,
so wurde mans mit mir auch halten, wurden sie mich darzu besen-
den etc. Sprach ich ia.
8 Uff den obgeschriebenen donnerstagk (14. Dec.) kam Hans Busse BL 110'
auch vom rathe. Aber Hans Walttheim satzten sie wider in Strobarts
kemrichen. Ach lieber gott, welche wunderliche weyse war das mit
dem setzen! Er kam denselbigen abent wieder raus. Ach lieber
gott, welche wunderliche vornehmen geschahen durch unsern herren,
den bischoff von Magdeburg!
Uff die mittwoche nach Elisabett (22. Nov.) sprach er offenbar
zu S. Moritz im rempter vor den berm und graffen und schwüre, gott
vniste, das er seinen nutz in diesen dingen nicht suchte, sondern er
thete das umb des gemeinen nutzes willen und umb eintracht willen,
und nam doch gleichwol darnach vor, das die uff dem rathause sassen, alle
pfenner schätzten oder husten etzlichen umb 1 c(entum), etzlichen umb 1 ^,'2
c(entum), etzlichen 80 r. fl.,so uff und abe; und danach läTmittwoche S. Nie-
las tagk (6. Dec.) schickte er seine gewaltigen, nemlich Heinrich von
Anmiendorff und Vincentius, uffs rathaus, und da waren die achte, die
von den pfennem gekoren waren ^ auch geheischet uffs rathaus. Da
bischen die beyde fun&igk tausent fl. von den pfennem ; was unser
herr von Magdeburg da suchte, seinen eigen oder einen gemeinen nutz
und friede, das ist gotte wolbekant. Ich verwundere mich, were er
lenger lebendigk blieben, Hans Walttheim, Hans Busse und ich, Mar-
cus Spittendorff, weren noch kaume so von dem rathe kommen, es
were den, das gott der allmechtige ihme und den andern anders ein-
gegeben bette, das sie ufi andere wege betten <^ mögen kommen.
Uffii freitag nach Luciae (15. Dec.) im 75. jare waren bommeister
* tfinehr'' er^lnxt» ^ f Unben xa miute. ^ httte«
1 Vgl S. 163.
a Vgl oben S. 159-162.
168 Marcos ^ttendor£fl
und Schoppen in Claus Schaflfsteden banse, so der oberbornmeister Al-
brecht ^ mit Clans Jenen was, nnd da spräche wir nmb des tals ge-
scheite nnd nicht im pfenner hoffe. Heinrich Geylinck wardt da pfen-
ner nnd gab nach alder gewonheit nnd nach laut nnd Inhalt der stadt
wölkihr §3 r. fl. und brachte die uff morgen sonabent nffis rathans nach
laut der wölköre. Do weiten die von Innungen und gemeinheity die nff
BL 110^ dem rathanse sassen, die gülden || nicht nemen und sageten zu dem
bommeister, er solte in die fl. alle 80 bringen nffs rathaus, wen sie wa-
ren des ein mit dem bischoffe, der gestorben war, nnd auch mit In-
nungen und gemeinheity und sageten dem bommeister, das er die Schop-
pen verböte und sagte inen das; dis wardt den schOppen gesaget
durch den bornmeister. Die schöppen befahlen den den bommeistem,
das sie uff nachmittagk vor sie uffs rathaus giengen und beten , das
sie uns bey alter gewonheit, auch bey wilkir und rechte lassen wolten,
und den pfennem ihre 40 fl. lassen bleiben, als es bisher Tor langer
zeit gewest und auch bewilkiret were; wolten sie des nicht thun, so
selten die bommeister bitten, das sie ihnen vergunnen wolten, das sie
die pfenner alle verboten möchten, so es sie alle belangete ; wolden sie
des aber nicht thun, das sie dan noch einmahl bitten selten, das sie
das noch eins an die schöppen bringen möchten, uff das die schöppen
im tale nicht sprechen dörften, die bommeister betten inen das vor-
geben etc. Die bommeister brachten der schöppen bitte an uf dem
rathause, als oben geschrieben stehet. Aber die uff dem rathause
Sassen von Innungen und gemeinheit, wolten das nicht vorgunnen, das
man die pfenner zu hauffen solte haben, sondern Hans SeUe hatte ge-
saget zu den bommeistem , sie selten ihm 60 r. fl. antworten , die an-
dem 20 selten die pfenner behalten, wens ihnen anders zu dancke
were, oder selten in die fl. alle 80 bringen, oder sie wolten anders dar-
zu dencken, das möchten sie den schöppen sagen.
Uffh^ montag (18.Dec.?) wurden die schöppen geheischet, und die
rede wurde ihnen durch die bommeister gesagt Do gab man noch
20 fl. den bommeistem und lies in die nffis rathaus bringen , dan wir
marckten, sie wolden ihren willen han.
Uffh donnerstagk vorThomae (14.Dec) ungefehrlich lissen die vier
rathmanne vom tale nmb tag werben, die lange ^ zeit in ihren heusem
sitzen musten, so wart inen tag gegeben von ihren eydtgenossen , die
von Innungen und gemeinheit sassen uff dem rathause , wiewol billich
B1.111» I
N
gewest were, das die viere vom tale und auch der kemmerer Peter
awman in ihren gekomen stenden gesessen betten, als die andern,
aber es muste uff die zeit nicht sein.
Uff den tagk wardt der bischoff zu Magdeburg begraben etc.
* „Donnentagk" in der HjuidtebrUt, aber ftnsgestrichen. ^ Lenge.
1 A. SchaflEstedt
1476 Januar.
Uffh
donnerstag der anschuldigen kindlin tag (28. Dec. 1475)
im 76. jhare vor mittage wardt das gutt uberleidt und gerechent off
dem rathanse vor denen, die droben sassen, die von innongen und ge-
meinheit waren, aber die 4 vom tale, nemlich Hans Kluge, rathsmeister,
Cosmus Quetz, Heinrich Brackstede, Claus von Jhene und auch Pe-
ter Nauman, ein innungsman, die zum rathe gekoren waren bey eyden,
die musten bey der rechnnnge nicht sitzen, sondern die 3 bornmeister
waren alleine darbey, darumb behilten sie des brieffes bereyte(!) nicht,,
des sich die von Innungen und gemeinheit mit dem bischoffe vertragen
und vorschrieben hatten, so die rechnunge vor dem gantzen rathe be-
schehen solte. So waren die obgeschribne fünf manne nicht darbey^
sie wurden darzu auch nicht geheischt. Der probst zu S. Jörgen und
Hans Seher, bey de lehnmanne des bischoffs, die wurden beyde gehei-
schet, aber der probst wolde darbey nicht sitzen und gesagt, er were
nicht mehr ein lehnmann, auch were ihme von dem bischoffe bey sei-
nem leben noch von dem capittel nichts befohlen, und war vom rathause
gegangen. Aber Hans Seher hatte sich in der weysc auch entschuldi-
get , do mochten die uff dem rathause in gebeten han , das er hiebe
vor sich, vor seine perschon, und überlegte das gutt, das hatte er
gethan«
Uffh sonabendt nach Nativitatis Christi (30. Dec. 1475) 1400 im 76.
jhare vor mittage wurden die 3 bornmeister geheischet ufBs rathaus,
und die uff dem rathause sassen, die 7 im rathe und die meister, hat-
ten den dreyen bommeistem sagen lassen durch Hans Seilen, der ein
rathsmeister was, das die bornmeister den fleischmeister Veitt Roltzen
solten Urlauben und einen andern uffhemen, wen sie weiten nicht, das
ihn bornmeister und schöppen lenger an dem ampte behalten solten,
so wardt er geurlaubet von bornmeister und schöppen. || Sie hatten BLlll
auch gesaget zu den bommeistem, die uff dem rathause sassen, als
oben geschrieben stehet, ihre meinunge were, und nemen das vor das
beste, das ein itzlicher pfenner dem pfanschmiede geben solte des jhars
zu vorsdilagelde von den pfennem 12 grosse g. oder 24 schwertg-
Eine solche ufiisasse namen sie vor das beste und weiten das uff die
pfenner bringen, darinne was wol zu mercken, das sie die pfanschmide
^ und die reiche machen wolden^ und uff die pfenner und ihre
koth erbzinse setzen und machen weiten, des nie mehr gebort was«
Die pfenner baten die 3 bommeister, das sie den rath, die uff die zeit
uff dem rathause sassen, bitten wolden, das man sie höher mit uffsatze
nicht beschweren wolde, wen sie vor alder gewest weren. Wen die
* Bier tohebit In d«r Baadiclirtft «twM la f eUen. ^ woMe.
170 Marcus Spittendcnrff.
pfenner betten vor langer zeit dem pfanschmiede gegeben za vorscblane
des jhars 8 aide g. , die geben sie anch noch , sondern das die pfan-
schmiede das feaerwerck genommen han in den kothen% wen sie vor-
schlagen han, das hat man in yiel mahl durch bommeister nnd Schop-
pen verbotten zu nemen. Aber da^ die pfenner selber nicht in den
kothen sindt nnd znsehen können, so in wol noth were, so haben die-
selbigen pfanschmiede das so in ihren besten vorgenommen, so in die
wircker nicht ernstlich darin sehen, und nemen so schockholtz, reyss
oder stro, was da ist, and meinen das vor eine gerechtikeit zu haben;
wer das fenerwerck aber des wirckers, das er das bezahlen muste ans
seinem beutel, er wurde das so leichtfertigk nicht geben, dammb hof-
fen wir pfenner, das die etzliche im rathe nns pfennem das also nff-
setzen und zubringen weiten % sich des bas bedencken werden und
nicht mehr neue beschwerungk uffsetzen werden etc.
Uff den vorgeschrieben sonabent (30. Dec.) wart dis vorhandelt
und waren bey einander in Claus Schaffstedt hause, da Albrecht Schaff'-
stedt innen was uff den nachmittagk. Die zettel wirdt auch daselbst
B1.112^ gelesen, wie mans halten solte mit |j der regierunge des tals, die der
bischoff mit Innungen und gemeinheit gemacht hatte, und uns pfenner
etzliche in die temnitze gesatzt und uff die thorme geweiset hatte, dar-
ane er dann also hin that, wan seine wort und werck waren nicht
gleich befunden. Darumb bedarf ein iederman zusehen und gar eben
mercken, uff wen er glauben setzt, sondern ich mercke, es sey bischoff
oder wir, glaube niemandt, so betrüget dich niemandt etc.
Uff den neuen iahrs tagk anno 76 hatte der doctor zu den neuen
brttdem herr Johannes Trost geprediget und auch faste gerurt die ge-
brechen in der Stadt und auch etzlicher masse scharf; von stundt uff
den andern tag wardt er uff der borg vorbracht. So wardt er be-
sandt durch den thumherm, der uff der bürg was, und gebeten, das
er uff den nachmittagk zu dem Neuenwercke kommen softe. Das ge-
schach, er gieng hin, da was der thumherre und Heinrich vonAmmen-
dorff, Tile Knöbell. Der probst zum Neuenwercke, doctor Paul Bosse
und der prior von S^ Moritz und etzliche des raths, und die sie zu
ihnen zogen in diesen leuften, die waren auch da kegenwertigk. So
waren dieselbigen faste unwilligk gewest uff doctor Trost, und auch
Heinrich von Ammendorff, und gesaget, er wurde von etzlichen seinen
freunden in der Stadt angehalten, so zu predigen, und andere rede
mehr. Des sich doctor Trost den wol vorantwortet hatte, bis das sie
ihm gesaget hatten, das er seins closters warten solte, und mochten
faste zornig auf ihn gewesen sein, so hätte der probst zum Neuen-
wercke , doctor Paul , und der prior faste ins gleich gereth und doctor
Tröste faste beygelegt seiner predigte und seiner antwort, die er da
gethan hatte. In diesen vorgeschrieben leuften war es wunderlich mit
uns pfennem: ein jederman tranck sein hier mit uns; die bomknechte
• kotth. t> dM. « wolte.
1476 Januar. 171
im tal frageten nach bornmeistern J und schöppen nichts; wenniemandt B1112^
einen bomknecht oder einen wircker vor bornmeister nnd scbOppen
beschuldigte umb die gerente oder anders wonimb, wen von born-
meistern nnd Schoppen den erkant wardt, so gaben die knechte zu
antworty sie weiten sich befragen und belemen bey iren herm nff dem
rathanse ; da lieffen sie dan hin, bornmeister und schdppen mnsten das
leiden, so trieben die nff dieselbige zeit viel wnnders.
üffii donnerstag im neuen jtiar (4. Januar) im 76. jhare waren die
bomknechte von dem Deutzschen Bornen uff dem rathause gewest, und
den wardt gesaget von dem rathe, die uff die zeit sassen, das sie den
oberbommeistem selten gehorsam sein in billichen dingen, auch selten
sie kein feuerwerck, weder holtz, reis, Stacken noch stro keinerley ne-
men, sondern bedurften sie des nachts ein blas oder zwey, das selten
ihnen ihre Junckern geben lassen , den sie zu fasse gingen. Den an-
dem bornmeistern wardt befohlen, das sie ein solches über den andern
bomen auch befehlen selten den knechten.
Umb die 24 schwertg. oder 12 grosse g., die der rath vermeinte,
das ein itzlich pfenner des jhars den pfanschmieden* geben solte zu
nsterlohne (?), hatten die bornmeister der pfenner meynunge und bitte,
als oben geschrieben stehet, wider an den rath gebracht. Darauff wardt
den bornmeistern solche antwort, die pfieuischmide weren handtwercks-
leute, das sie wissen selten, wurde iemandt nit sieden und das tal so
stehen lassen umb den willen, das erkein pfenner deme p&nschmiede
solch lohn nicht geben weite, mit deme weite der rath reden.
Umb die zettel der neuen regierunge des tals, als das man uff den
montagk frue, wen man zu der messe leitete, zu S. Moritze underbus-
sen solte, und nach aller heiligen tage auch so und nicht mehr den 40
werck in der woche || sieden und 36 gezeichente eymer einzugissen zu Bl 113*
einem wercke, und auch kein feuerwerck aus den kothen zu nemen, das
bott der talvoigt, und der raüi liessen ihren knecht Christoffel mit ihm
gehen und das gebott von des raths wegen auch so thun.
Uff denselbigen voi^eschriben donnerstagk im neuen jähre (4 Jan.)
brachten die bornmeister an die uff dem rathause sassen, nach dem male
so die pfenner ein wurden waren, gleich saltz zu sieden nach laut der
zettel der neuen regierunge und auch 4^3 zober sole zu einem wercke
einzugissen , uff das der gast nicht klagen darf, das kleiner saltz den
vormals gesotten wurde, nun so das feuerwerck teuer ist, können wir
ie nicht zukonmien , das wir das stucke saltz umb 11 schwertg. oder
5^2 grossen g. geben soUen. Darumb baten die rathsmeister von der
pfenner w^en die uff dem rathause, das bornmeister und schöppen
nach laut der neuen vorsiegelten zettel das saltz wider setzen möchten ;
darauff sprachen die uff dem rathause zu den bornmeistern, das sie
das berugen lassen weiten bis uff die nechste woche, wolten sie den
bornmeistern eine antwort sagen.
Vffn sonnabent der heiligen drey könige tagk (6. Jan.) im 76. jahr^
172 Marcos Spittendorff.
worden die leute in den pfarren und klöstern yonnanet dardi bete
wegen der herren vom capittel zu Magdeburg, die den geschriben hat-
ten, das uff sontagk (7. Jan.) in den pfarren und uff montag (8. Jan.)
in den kU^stem des heiligen geistes messe gehalten solte werden, und
das volck den allmeehtigen gott anruffen und bitten selten, das unser
lieber herr gott uns einen solchen neuen herren und bisehoff geb^
wolte und gekoren wurde, durch den gott der aihnechtige gdobet
wurde und das volck zu eintracht und friede im stifte kommen möchte,
und mit ander mehr grosser vormanunge und fleissiger bete willen.
Bl.ll3^ Der rath sagte den bommeistem uff die zukünftige || woche, als ob^
geschriben stehet i, keine antwort uff das saltz höher zusetzen, und die
pfenner gemeine namen grossen schaden, wen das feuerwerck war
mechtigk teuer, auch waren unser bommeister uff die zeit, das sie sidi
des so gentzlich nit anzogen, in den wilden leuflen , den ein iederman
besorgte sich. So waren etzliche unter den schöppen» giengen zusiun
und besandten die andern und auch die bommeister und beschickten
den grefien nach laut der zettel, die von dembischoffe und von denen
uffn rathause gegeben was, und satzten das stucke saltz wider uff 6
grosse g., der 23^2 groschen einen r. fl. galten, und der ungerische f.
galt derselbigen g. 30, ein schock werck galt uff die zeit wol 16 r. fl.,
auch 15, auch 14, und ein stucke saltz,* so das uff die zeit mehr Ver-
lust wan gewin was an dem püanwercke den jenen, die koth und gntt
mieten mnsten. Ein schock holtz galt 5^2* ?• 6 d. und der d. galten 9
einen g. und 4V2 einen schwertg., des holtzes muste man wpl 8 schockt
7 schock, auch wol mehr, darnach das war, zu einem wercke haben.
Uffh donnerstagk nach der h. drey könige tagk (11. Jan.) im 76.
jähre ^ vor mittage waren abermals die von Innungen und gemeinheit uff
dem rathause, und umb 12 zu mittage giengen sie herabe, so begeg-
nete mir Marcus der stadtknecht vor Peter Baltzers thure uff dem
marckte und gebott mir, das ich uff dem rathause solte sein zu ves-
perzeit umb 2 schlege bey 3 marcken, und den pfennem gemeine
wurden solche gebott gethan. Do die pfenner gemeine uff das rathaus
kamen, do wurden sie alle geheischet in die dömtze, da sassen die 7
rathmanne, die meister, darzu etzliche von Innungen und gemeinheit
B1.114* aus den rethen, die sie zu ihnen hatten gezogen || und geheischet. Do
hub Hans Seile der rathsmeister an und sprach: „herr bommeister und
lieben herren , so man faste vor langer zeit rede gehabt hat der vril-
köhre , darzu der rath alle jhar fronen mus , und der stuck doch alle
nicht wol halden können, so haben wir die wölköre übersehen und
sindt des ein wurden mit Innungen und gemeinheit, und sie mit uns,
das wir die machen sollen, nach deme wir das verzeichnet han, und
etzliche stucke ausszuthun und die auch zu mindern, die sol man euch
hier lesen, wen ir die gehört habet, das ir uns den euere antwort
^ hier fehlt die PreisangAbe. ^ Jahre" ergttnxt.
1 Vgl S. 171.
1476 Januar. 178
dranff saget Do hnb der Btadtsebreiber an za lesen, nemlich meister
Michel Marschalck, alle die stucke, die sie yorandem nnde vormindem
weiten y und Hans Seile berichte uns darauff , bis das die stucke alle
gelesen wurden. Baten wir pfenner durch unsem bommeisterAlbrecbt
Schaffstedten , das sie uns die zedel thun wolten, darinne die stucke
der vomeurunge der wOlkire geschriben stunden, das wir die auch be-
trachten machten, den sie weren mannigfaltig, wir könten die nicht
alle so kurtz begreiffen und zu sinne nehmen , dammb wer noth , das
wir die auch haben möchten. Darauff antwort Hans Seile, es were
uns nicht noth, das sie uns die zedel antworten, sondern wolden wir,
der Stattschreiber solte die uns noch eins lesen. So gingen wir pfen-
ner in der vierherren dOmtze und wurden eins und kohren fuuff manne
unter uns, nemlich Hans Seher, Hans Zölner, Niclas Gleptzt, Bastian
Grunheide, Claus Polcken, den befahlen wir an den rath zu bringen
tmd guttlich zu bitten. Hans Seher warp das, nach dem male das sie
uns pfennem etzliche stucke der wOlkOre vorgehalten betten, die zu
vorandem, beten wir sie gar guttUch, das sie uns pfennem weiten vor-
gunnen, das wir 4 oder 6 unter uns kiesen möchten, die gantze macht
von uns pfennem || betten, und dieselbigen gekomen* uff das rathaus B1.114^
vor den rath oder vor den heimlichen rath kommen möchten und die
stucke der yorenderange oder voraeuerunge der wilköhre dan handeln
und die betrachten, so das es vor sieunde uns alle sein möchte. Aber
die fimfe von der pfenner wegen mochten das aber nicht erlangen an
d^n rathe und an den andern, sondern sie hatten in gesaget, Innungen
und gemeüibeit weren des mit ihnen ein, sie weiten das so haben, es
Bolte auch so sein, das wir das wüsten. Wir pfenner stunden &ste
und sagten ein itzlicher sein guttdunckeu; do uns solche antwort zu-
verstehen wardt Indes schickten der rath zwene herren zu uns und
Hessen uns sagen, das wir inen eine antwort solten geben, oder der
rath wolde wegk gehen. So namen wir vor das beste und schickten
die fünf manne aus den pfennem nach eins vor den raüi und vor die
andern und lissw die bitten noch eins, es half nicht, und Ussen do
darbey sagen, nach dem male das Innungen und gemeinheit des mit
ihnen eins weren, und sie im rathe mit ihren beisitzem wolden das so
haben, es solte auch so sein, so Hessen wirs auch geschehen etc. Do
musten die funfe von den pfennem austreten, und der rath mit den an-
dern sprachen und bischen sie wider und sprachen da zu den fünf
pfennem, zu Hans Seher und zu den andem, sie nemen die antwort
off vor ja, das sie heim gingen, sie weiten auch heim gehen, so be-
schach <üs. Wir giengen alle mit lichten vom rathause, es war wol
umb sechse.
Ufin sonabendt vor Anthonii (13. Jan.) im 76. jhare wardt gekom
hertzogk Emst^, der junge furste von Sachsen, zu einem bischoffe zu
1 Der Tag der Wahl war nach dem Oiron. Magd. (Meibom. IL 869) „feria
tertia poet Epphaniam Domini 8. Janoarii", nach 6. Torquatus (Mencke lU. S. 403)
174 Marcus Spittendortf.
Magdeburg, dar was grosse arbeit mnb gewest, die forsten Ton Sach-
sen und hertzogk Wilhelm von Döringen hatten ihre rethe dar legen
B1.115* zn Magdeburg, des Stifts || grafifen waren alle dar, nnd die mochten
alle mitsampt dem rathe von Magdeburg in das capittel sein gegangen
und gebeten, das der junge hertzogk von Sachsen mödite gekoren
werden, den des freytages zuvor hatten sich die thumherren der köre
nicht können vortragen, so geschach das uff den sonabent Er war
uff die zeit gar ein junger herr.
Ufih dinstag vor Anthonii (16. Jan.) des morgens umb 6 des segere
zwischen 7 leutte man zu Unser Lieben Frauen die grossen glocken,
und die schuller ^ alle sungen uff dem schrancke im kohre Te Deom
Laudamus und uff der grossen orgeln, darnach hüben sie an zu singen
eine ehrliche messe gott dem allmechtigen zu lobe, das ein neuer herr
und bischoff erwelet und gekoren was zum stifte zu Magdeburg.
Uff den obgeschriben dinstagk (16. Jan.) assen cUe herren der
knochenhauer braten uff dem rathause nach alter gewonheit, aber kei-
ner vom tale, die uff das rathaus das jhar gekoren, waren nicht bey
dem essen, wann sie wurden darzu nicht geheischet, auch giengen die-
selbigen vom tale und auch der eine kemmerer Peter Neuman nicht
zu rathe, worumb ? Die von Innungen und gemeinheit wolden, als man
vemam, alleine rathen, und zogen etzliche aus den Innungen und ge-
meinheit zu ihnen und rieten mit denselbigen, wen sie wolten, nnd
lissen die vom tale, die ihre eyde zum rathe gethan hatten, und wol-
den der bey in uff dem rathause nicht haben, dieselbigen wurden noch
in harten und schweren gebotten gehalden, so das sie in ihren hensem
sitzen musten etc.
Uff donnerstag Prisce (18. Jan.) wurden die 3 bommeister uffs
rathaus geheischet vor mittage, Albrecht Schaffstedt, Thomas Dugaw,
Heinrich Greffe; den wardt befohlen von den 7 rathmannen und von
Bl.ll5^ den meistern und || von etzlichen, die sie zu ihnen gezogen hatten, das
sie die pfenner alle zusammen vorbotten solden und ihn sagen, das die
herren vom capittel uff der bürg weren gewest und betten sie besandt,
die im rathe, und in vorgehalten und gefraget, wie es umb die gerichte
zugienge uff dem berge, und auch umb das gerichte im tale, über das
blut zu richten. Befohlen die uff dem rathanse den bommeistem,
nemlich Hans Seile, das die bommeister die im tale und die eltesten
in octavam diem Epiphaniae (18. Jan.). Garns, Series Episcoiwram S. 288 fi^
der ersten unrichtigen Angabe; während schon Dr. I. 168 aas richtige Datum hat
Der neue Administrator war der dritte Sohn des Kurfürsten Ernst yonSadisen und
am 26. Sept. 1466 (?) geboren, hatte also noch nicht das zehnte Lieben^ahr vollendet.
1 Die Schüler der vereinigten U. L. Frauen- und Gertrudenschule, deren Local
an der jetzigen Bärgasse lag, sind gemeint. Ausser dieser Schule gab es damals
noch eine zweite auf dem Eirchhole der Ulrichskirche und wahrscheinlich auch
noch eine dritte von dem Morizkloster abhängende, Ihr. I, 128, 675, 702, 958 ff;
n, 191, 192; V. Hagen, Die Stadt Halle I. 547ff. Dass die Schule zuU. L. Fr.
keine reine Elementarschule war, geht aus der BL806^ und 807*^ erzählten Ge-
schichte hervor.
1476 Januar. 175
dammb fragen solten, ob die vom tale des beweysange oder priyilegia
betten, das sie aber das blnt richten möchten, das die bornmeister
den umb yesperzeit mitsampt etzlichen schöppen ihn antwort wider
sagen solten, denn sie mosten das den herrenvomcapittel^ nachschrei-
ben gen Leiptzigk des tages, das sich die herren Tom capittel darnach
wisten zu richten. Die pfenner worden geheischt za Heinrich Greffen
hause, der ein bornmeister war über dem Guttjhar, und diese Torge-
geschriebene rede wardt ihnen alle vorgehalten in der grossen dOm-
tzen. Do worden gekoren die schöppen vom berge. Und HansWaltt-
heim, Pegaw, Drewes Fischer, die giengen mit den bommeistern ond
Schoppen Tom tale in die kleine dömtze ond worden ein, diese rede
den pfennem vorzohalten off ire vorbessem ond das dem rathe wider
vor ein antwort zo geben in solchen worten: „herr rathsmeister ond
ersamen, lieben fronde ond hem, so ons die bornmeister von eoertwe-
gen zosammen gehabt haben, ond ons eoere meinongk aoch zo vor-
stehen gegeben han, da antworten wir also zo: das gerichte im tale
ist onsers gnedigen herm von Magdeborg ond seines capittels, das ist
dem rathe ond der Stadt vorsatzt, daraos möget ir mercken, wie das
omb die beweisonge sein magk etc.'' Der rathsmeister mit seinen kom-
pen off dem rathaose fragten ons, die geschicket waren, wie es daromb
were ober das blot zo richten, ob wir das von alder gehabt betten.
Doraoff antwortten wir, es were von alder so gewest, wir hettens || an- Bi.ii6*
ders nie erfEÜiiren. Aoch wardt forder gesagt: „herr rathsmeister ond
lieben herren, es ist wol zo mercken, wen der greffe belehnt wirdt
dorch onsem gnedigen herm von Magdeborg, so richtet er nicht in
peinlichen, sondern in börglicher clage. Aber wen er dorch den borg-
graffen, sds dorch die forsten von Sachsen, eingeweist wirdt ond
dorch den bann bestetiget wirdt, so könnet ir wol mercken, das als-
den im talgerichte ober das blott aoch gerichtet magk werden^'.
Do sprachen sie aber, die 7 im rathe ond die meister, ond sprachen
zo ans, die von der pfenner wegen geschickt waren. Hans Seile hob
an: „ihr bornmeister ond lieben freonde, wir wissen wol, das das ge-
richte dem rathe vorsatzt ist, worde wir des^ bedeidingt, nemlich
der rath, der obers blottgerichte were, das soltet ir vom tale vorant-
worten/' Da sprach Schlegel: „wir wollen each das gerichte nicht
mehr gestehen, obers blott zo richten''. Wir vom tale, die geschicket
waren, antwortten: „lieben herren, ons ist von der vom tale wegen
nicht mehr befohlen, wolt ihr ons aber was befehlen an die vom tale
zo brengen, das wollen wir gerne thon". Daraoff antwortte Hans Seile,
der rathsmeister, zo ons pfennern, die geschickt waren: „herr born-
meister, ihr mögets halten, wie irs halten wollet, sindt die eoren noch
bey einander, oder wolt ir sie noch zosammen haben, das ist wider
ons nicht, den wir sollen heute ^ oder morgen"^ froe dem capittel
schreiben gen Leiptzigk, was eoere meynonge sey". Daraoff antwort-
• »^^Mt^. ^ han. HandMhr. „Im*'; In d«r jüngwrn nuigd. Ift „des** blneliieorrlgtort. « Iwtt».
176 Marcus ^ittendorff.
ten wir pfenDer: ^^i^ben heim, wir können das heute nicht thnn, son-
dern' werdet ir uns woromb besenden oder beschnldigen , da werden
wir za antworten. Auch wolt ir erfahmnge haben , wen der schnltes
bestetiget nnde eingeweiset wirdt dareh den bor^rafifen, als durch die
Bl. 116^ forsten von Sachsen, zweyfeln wir nicht, der schultes || habe einen
brieff, so meinen wir, der greffe habe auch einen, wen er gleichmes-
sigk so eingeweiset wirdt, dammb, lieben hem, könnet ir an den wol
erholunge haben etc''. So giengen wir wegk, Hans Seber fürte das
wort von der pfenner wegen. Hans Busse, Annys Treptz, Lorentz yon
Reuden, Peter von Michel, Hans Waltheim, Marcus Spittendorff, die
waren geschicket uffs rathaus yon der pfenner wegen etc. Hans Seile
der rathsmeister sprach : „ihr Tom tale bemhmet euch, ihr habet einen
freyen schöppenstuel , darumb solt ir wissen, wirdt der rath angelan-
get, so solt ir vom tale das vorantworten etc."
Uff denselbigen obgeschrieben donnerstagk (18. Jan.) nach mit-
tage ritten des raths und der Stadt diener gen Benstede^. Dar hatte
der bischoff von Merseburg eine neue zolbude oder schlege machen
lassen und wolte zol an deme ende nemen% das vormals nicht mehr gewest
was; dieselbigen bude oder schlege hattend ie diener zuhauen undumb-
geworfen und dem zölner gesaget, wolde er zol nemen, das er zu-
sehe, das er an dem ende nicht mehr gefunden wurde, zol ufEzuneh-
men etc.
So bischoff Johan die pfenner uffh donnerstag vor Martini (9. Nov.)
zu S. Moritz im rempter gar ihemmerlich und schwerlich beschuldigte
in seinen Schriften durch seinen schreyber Vincentius, der ein dichter
zu allem argen über die pfenner mit seiner geselschaft was, und der-
selbige Vincentius grossen lost in seinem geschriebenen gedichte zu
lesen hatte, so das er mit grossem lust die pfenner gerne zu allen Un-
ehren und schänden gebracht bette, und bischoff Johann mitsampt sei-
nen graffen und den aus Innungen und gemeinheit dar zuhörten, das
zwar der bischoff mit seinem Schreiber und den von Innungen und ge-
meinheit besser gewust selten haben, so es doch des Stiftes graffen
sehr verdros und inen wider was; sondern es erbarme gott den all-
B1.117* mechtigen in seinem reiche, das bischoff Johann den pfennem || so
grimmich und bitter was und wolte seine gesetze und schulde den
pfennem nicht erzeigen noch antworten, uff das sie ihre ehre volköm-
licher betten mögen auch desto bas vorantworten, wan ie vor der zeit
bischoff Johann den pfennem gar gros zusagete, er weide die pfenner
scheiden mit ihrem widertheyle, den von Innungen und gemeinheit in
fireundtlicher^ Wissenschaft oder im rechte, sprach er vor seinem ca-
pittel und auch vor den von Magdeburg, als dar vor geschrieben stehet.
• „wolte" feUt. ^ firenndfUch.
^ Dorf Bennäfbdt, an der von Halle nach Eisleben führenden Strasse gelegen;
es war firOher mansfeldisch und gehörte zum Amte Schraplau, (Kramhaar) DieGra-
fen von Mansfeld 96.
1476 Januar. 177
Aber hier uff diesen tagk suchte bischoff Johan kegen die pfenner
nicht wissentliche freandtsehaft noch rechtes erkentnisse, sondern als
man horte und vemam^ stundt er nns nach ehren^ nach leibe und gntte-
Sondern du allmechtiger gott, du begerest nicht zeitlich gntt und anoh
nicht nnehre der menschen, sondern wen er gesandiget hat, das er
sich bekere. Were nns pfennem nun bischoff Johan so gnedig gewest
und zn rechte lassen kommen, was wir im in rechten vorfallen weren
wurden oder den von Innungen und gemeinheit, das weiten wir mit
willen gethan haben, so bette niemandt klagen oder sich bekümmern
dörfen, das einem teyle mehr verkurtznngk, denn dem andern were
geschehen, sondern es ist an der warheit, gott der herre hat seinen
willen angesehen etc. Vincentius rechente den pfennem gar grossen
verdinst und gewin uff die zeit, den sie an dem saltzsieden betten.
Aber der yorlust, die die pfenner auch wol zu zeiten haben, schweick
er alle stille, solde er der pfenner gewin achten und rechnen.
Das nechste ziehen Tor weynachten im 75. jhare, do wir das
stucke saltz umb 11 schwertgroschen geben musten, das bischoff
Johan so haben wolte, in meinem sinne dunckt mich, || es war nicht B1.117^
Yor den gemeinen nutz, doch muste das so geschehen. Auch von
stunde nach weynachten, do sich anhub das 76. jar, wie sich der ge-
win am saltze doch schickte, weis ein jederman wol, der damit um-
giengk, was vor gewine daran was, wiewol das stucke saltz wider
uff 12 Schwert- oder 6 grosse groschen gesatzt wart etc., den die vier neuen
vorschleger bilden sich ie nach den eyden, die sie zu dem vorschlane
gethan hatten, und vorschlugen die erste woche, do man wider zugieng
nach weynachten den zober im* Deutzschen Borne uff 8V2 d. und die
Woche darnach vorschlugen sie aber die deutzsche sole den zober vor
7 d. Hetten die borumeister und schöppen im tale den saltzgreffen
nicht zu ihn genommen nach laut und Inhalt der neuen zedel über die
regicrunge des tals und das saltz wider uff 12 g. gesatzt, so were der
zober sole kaume uff 4 d. vorschlagen wurden, hetten wir pfenner an-
ders einen redtlichen gewin sollen haben. Aber die vorschleger schlu-
gen die ander woche den zober 3 heller wider uff; woruach sie vor-
schlugen, wisten sie wol, in meinem sinne konde kein pfenner zukom-
men nach dem kauffe des holtzes uff dem marckte.
Uff die mittwoche vigilia Conversionis Pauli (24. Jan.) im 76.
jhare wurden etzliche pfenner geheischet bey einer marck uffs rathaus
in die kemmerey und selten das schatzgelt mittebringen. Darzu waren
viere gesatzt, dasselbige einzufodem: nemlich Schlegel, der meister
aus der Ulrichspfar, und Jacob Weissack, ein schuster, die beyde
sassen das jähr im rathe, darzu Jacob Elott und Casparus MuUer, die
hatten das jähr zuvor gesessen ; dieselbigen besandten die pfenner und
forderten von eime itzlichen, was er dem rathe loben muste zu geben.
Etzliche sprachen, sie hettens nicht zu geben, selten sie vorkeufen
ihre erbe oder gutter, das wer in gantz schwer, so ifll^chten etzliche
von stundt darauff geben 1 fi., || 2 oder 3, eine m(arck) oder mehr ^ und BL118*
* inn. ^ elnom oder mehr.
OeeehkhtMi. d. Pr. SaelMen TL 12
178 Marcus Spittendorff.
baten nmb nffschnb, so möchten sie ihn acht tage offiBchab geben. Uffii
donnerstagk, freytagk wurden .... * aber geheischet Tor dieselbigen yiere.
Uffh donnerstagk nach Conversionis Pauli (1. Febr.) war ich Mar-
cns anch nff dem rathanse in der kemmerey vor den obgeschrieben 4,
die die Schätzungen infbrdem solten. Hub Schlegel an und sprach,
ich were umb den willen geheischet, das ich die börunge geben solde,
die ich dem rathe gelobet hette. Dorauff antwortte ich : „lieben her-
ren, es ist magk geschehen umb die schatzunge''. Darauff ant-
wortte Schlegell : „es ist schatzunge oder börunge''. Ich Marcus sprach
aber: „lieben herren, ich habe es nicht, der rath hat mir das ie zu-
gesagt, do ichs habe müssen gleuben, ich solte es bey dem rathe ge-
ben, darumb hoffte ich ie, es wurde darbey auch bleiben". Antwortte
Schlegel, der rath thete uns das zu gutte, das sie uns anhilten zu ge-
ben ein theil , uff Abs wirs uff einen hauffen nicht alle geben dorfteni
auch das maus zu register brengen möchte. Antwortet ich: „lieben
hen*en , solch gelt ist risch geschriben und zu register gebrach^'. Do
hub Schlegell an und sprach, ich solte das gelt bringen zwischen
montages bey 3 marcken und solde unverbott wider kommen. Ant-
wortte ich, Marcus: „lieben herren, ich hoffe, der rath wirdts mit mir
halten, als mit andern bürgern, die was pflichtig und danror gnung-
sam beerbet seindt''. Meinte Weissack, ob ich meinte, das mir der
rath gebott solde thun nach der Stadt gewonheit. Antwortte ich, Mar-
cus, ja; sprach Weissack: nein, das geschiet nicht, sondern bringt bis
montagk ein theil, anders die 4 marck wurden euch angeschriben.
B1.118^ Hans Walttheym || gieng von stunde nach mir, dem beschahen auch
solche gebott.
Uff den obgeschriebenen donnerstagk (1. Febr.) wurden die bom-
meister Albrecht Schaffstedt, Dugaw und Heinrich Greffe uffs rathaus
geheischet und ihn wardt gesaget durch Hans Seilen, das sie zur
Wochen solten kalt liegen im tale.
Uff den sontagk nach Conversionis Pauli (28. Jan.) kamen die
thnmherren von Magdeburg wider aus dem lande zu Meissen und
waren gewest bey dem fursten von Sachsen und bey hertzogk Emsts
söhne, dem neuen erweleten bischoffe, und fuhren nff einem Schlitten
uff den Gybichenstein, den der schnee war gantz gros, darumb mochten
die thumherren den wagen im lande zu Meissen haben gelassen , das
sie nicht darmit konden oder mochten weck kommen. Die saltzgeste
kamen auch faste mit schütten und holten saltz daruffe etc.^ Es war
gar ein kalt wetter.
Uff den montagk vor mittage (29. Jan.) fuhren und ritten die achte,
nemlich Hans Seile, Hans Hedrich, Hans Laub, Schlegel, Ludicke
Pfenschmidt, Peter Schaffskopf, Lorentz Prelwitz zum Gybichenstein zu
den thumherren und Jacob Weissack. Uff den obgeschriben montag
•' Hier fehlt das Sul^ect etwft ,^e*'.
i Von diesem kalten Winter berichtet unter andern auch Stolle S. 125.
1476 Jaanar. 179
nach mittage war ich wider uff dem rathanse vor den vieren, die die
schatzunge von den pfennem selten einfodem. Hab ich an nnd sprach :
y^eben herren, ihr habt mich bescheiden uff heute vor each wider zu
kommen nnd gelt zu bringen; das habe ich nicht, ich kanns nicht
wol anssrichten, ich habe faste schalt äff den leuten, die geben mir
nicht, daromb that wol and trenget mich nicht so harte'^ Do hub
Schlegel an: „nan ir euch so sehre beclaget, so kommet aber acht
tage and bringet ein theil; anders wir schreiben euch die 3 marck
nnd auch die eine marck zu''. So wart den andern auch gesaget etc.
II Uff den obgeschrieben montag (29. Jan.) umb 6 uff denabent, und BL119*
die thore waren alle zugeschlossen, kam der talvoit zu mir und hische
mich von stundt zu des bommeisters Albrecht Schaffstedten haus. Da
waren die andern schöppen alle. Hub der bommeister an, Thomas
Dugaw, und sprach, der rath hette in besandt und im befohlen, er
solde die schöppen besenden und denne 20 pfenner mit ihrem har-
nische rustigk, das die uff den morgen frue zu sechsen uff dem rat.
hause sein selten, dieselbigen den mit andern uff wagen sitzen und
nicht ferne selten, sondern uff den mittagk wider kommen. Dis ge.
Schach, die von inuungen und gemeinheit waren auch mit, sie hatten
mit ihnen wol 15 oder 16 wagen, auch etzliche reiter, die von 6y-
bichenstein waren auch mit Die herm vom capittel möchten das so
bestalt haben etc.
Uffii dinstag frue (30. Jan.) zogen sie gen Benstede, da hatte der
bischoff von Mersebuig^ wider lassen machen zingeln und schlege, als
er den vormals gethan hatte. Die wurden wieder zerhauen und ver-
brant, und der zölner wardt gegriffen und ken Gybichenstein geiuret
und sonst noch einer, ein Schneider oder was er war, der wardt hie
uffis rathaus in die themnitze gesatzt.
Allmechtiger gott, dis war ein jemmerlich dingk, das die pfenner
g^neiniglich so beischatzt werden selten und nicht zu erkentnisse oder
zu rechte kommen mochten, gerade als ob wir alle gros argk gethan
betten; und die thumherm und auch die von Magdeburg uns pfennem
darinne wenig zu tröste kamen, das die thumhem sehr woll betten
thun können. Wir pfenner trösten uns immer da seihest; so sagete
etzlicher, er hette warhaftig vorstanden, die von Magdeburg und auch
des Stiftes graffen betten || sehre vor uns pfennem gebeten der fursten BI.119^
rethe von Sachsen und auch von Döringen, do die köhre zu Magde-
burg geschach. Der fursten rethe hatten den graffen und auch den
von Magdeburg zugesagt, aber gleichwol wardt dar nicht mehr auss,
sondern die uff dem rathause und ihre gehulfen dreugten uns immer
mehr gantz harte, und etzliche mechtige unter den selten han ge-
sprechen, ehe die schatzunge solte nachbleiben, ehe solte die Stadt um-
gekart werden. Das waren wunderliche rede, ob sie so grossen trost
1 Bischof Tilo v. Trotha, erwählt am 21. Juli 1466, t 5. März 1514, Bruder
der mehrfach erwIÜmten Friedrich und Claus v. Trotha. V^. oben S. 176.
12*
180 Marcos Spittendorfll
oder beistandt von jemande hatten, das wnsten wir niclit, oder wor-
nmb sie solche rede thaten. Otto von Dieschkaw, der marschalck, hatte
sich erwegen offn dinstagk (30. Jan.), do die hoffelente und trabanten zu
Benstede gezogen waren, als oben geschrieben stehet, und war off die
borg gegangen zu den thamherren, die bey den forsten von Sachsen
gewest waren, nemlich bey herr Baltzem von Slywen, und einer von
Plote, und hatte die berichtet, wie wir geschätzt wurden, und sie ge-
beten, nach deme sie unsere herren sindt, und uns allewege uff sie er.
hotten han, das sie uns doch so viel behulfen sein weiten, das diese
dingk in rüge gesatzt wurden, bis unser gnediger herr, der neue
bischoff, bestetiget wurde. Dorauff hatten ime die thumherren geant-
wortet, wen sie zu Magdeburg kernen, so wolten sie das an das ca-
pittel bringen und wolten auch gerne ihren vleis darbey thun etc.
Oeschiet, das wir pfenner wurden des gewar.
USh dinstagk nach Gonversionis Pauli @0. Jan.) wardt magister
Busse Blume gebotten von denen uff dem rathause sassen, das er
muste von stundt auff den torm gehen und niemande zusprechen bey
50 marck.
(Jfih freytagk nach (!) Purificationis Mariae (9. Febr.) im 76. jhar
berichtete der bommeister von der Metritz, Thomas Dugaw, die schöp-
B1.120^ pen zu Claus Schaffstedten haus, das die jahrknechte n alle über der
Metritz Urlaub hatten genommen und hatten sich beklaget, sie kunten
mit dem lohne nicht zukommen umb den willen, so man nicht irönte,
so giengen ihnen die zober sole abe, die ihnen von der frönunge ge-
burten und kemen in das herrengutt. So wardt vor das beste ge-
nommen, das sich der underbommeister umb andere fromme knechte
bewerbe, die dem gutte nutze und bequeme sindt.
Uffn sonabent nach Purificationis Mariae (3. Febr.) waren die
wircker gemeinglich und auch die bomknechte u& rathaus unbesandt
gegangen vor den rath; hatten die wircker angebracht und gebeten,
das der rath ihren lohn högem und uff 6 grosse groschen setzen wol-
ten, den sie kunten bey dem lohne, nemlich bey 6 schwertgrosoh^i,
nicht zukommen; die bomknechte hatten sich auch beklaget, sie könten
nicht zukommen, so die sole wenig gulte. Hieraoff mochte der rath
gesprochen und inen zu antwort gegeben han, sie kunten itznndt nicht
eine grundtliche antwort geben, sondern sie wolten sich bass besprechen
und uff eine ander zeit wol wider ihre meinung zu vorstehen geben
etc. Hieraoff ist zu mercken, das etzliche aus den rethen die wircker
darzu haben gehalten, uff das den pfennem irgent mehr uffsatz ge-
macht und auff sie gebracht wurde.
Uff den montagk Agathe (5. Febr.) was ein gros lanttagk zu
Bemburgk^; darzu waren geheischet durch die fursten von Sachsen
1 Matthaeos y. Plotho, dessen Hof onmittelbar um sodenborger Thore
zu Magdeburg lag. Dr. I. 165.
^ Dass in B ern barg ein für das Erzstift Magdeborg so wichtiger Tag al^^ehalten
1476 Februar. 181
das capittd zn Magdeburg, alle herren und grafifen and gatte manne
des stüts, darza die stedte Magdeburg und Halle, nnd denen allen
mochte geschrieben sein, das sie ihre Siegel mitbrengen solten. Uff
denselbigen montag zogen die von Halle hin, daselbst mochten die
herren und manne || nnd auch die stedte versiegelt han, das der junge BLiao^
herre von Sachsen eintrechtig mit willen und folwort gekom were zu
einem bischoffe zu Magdeburg. Doctor Weissenbach ^ war da von der
ftirsten wegen. Auch war daselbst beschlossen, das graff Waldemar
von Anhalt mit doctor Weissenbach ufizihen solte gen Rom nach der
confirmation. Hans Seile, Hans Hedderich, Hans Laub, Schlegel, Jacob
Weissack, der schuster, diese funfe waren da uff dem tage, aber kein
pfenner was mit den*; die fromme leute obgeschrieben wolden der
pfenner keine gnade haben. Wir pfenner warn gehalten von densel-
bigen regieren! obgeschrieben, als wir uns vorbusset betten; ob das
gott umb der sunde willen über uns vorhiengk, oder womit wir das
vordient hatten, ist dem allmechtigen gotte bekant. Wir pfenner
mochten zu keinem rechten erkentnisse kommen, sondern immer bas
und bas mit harten, schweren, ungewonlichen gebotten gedrenget, das
gelt zu geben ^ darzu wir den hertlich genOtiget wurden, unde
uns doch das mit keinem gleichen oder rechte beschach. Die capittel-
hem zu Magdeburg solten sich ie wol anders in den dingen gehalten
haben kegen die pfenner, so die pfenner im anefange des irthumbs
ehre, gleich und recht uff das capittel und uff bischoff Johan und auch
uff die von Magdeburg hotten ; es wardt auch so verlassen zu Sanct
Moritz vor diesen dreyen obgeschrieben, die dinge in freundtschaft mit
* dem*
wurde, ist sehr aufBÜlig und findet wol seine Erklärung nur darin, dass im Jahr
1466 der Fürst Bernhard YL das Oberdominium directum über seine Besitzungen an
das Erzstift abgetreten hatte. Dr. I. 155—163.
1 Johann V. Weissenbach (Wissenpach), Dr. j.u., seit 1441 Domherr zuMeis-
sen, 1464 — 1470 Propst zu Zeitz. Als solcher wurde er schon im Jahr 1466 ein-
mal nach Rom gesendet und zwar von dem zum Bischof von Naumburg erwählten
Heinrich v. Stamer, dessen Bestätigung er durchsetzen sollte. 1472 erscheint er als
Dechant zu Meissen und wurde am 26. April 1476 einstimmig zum Bischof von
Meissen als Joluum Y. gewählt und am 19. Juli desselben Jahres von Siztus IV.
bestätigt Er starb am 1. Nov. 1487. Von dem Bischof Dietrich von Meissen war
er im Jan. 1468 zu den päpstlichen Gesandten auf den Beichstag von Begensburg
gejBandt worden. Kurfürst Ernst empfethl ihn dem Gardinalscollegium mit den
Wonrten „quia . . . morumque et virtutum praestantia adeo daret, unum ceteris
idoneorem reperimus ad causas nostras gravissimas circumcirca deferendas, in quibus
Omnibus in honorem suum non modicum integriter usquam versabatur". Auch in
diesen hallischen Streitigkeiten hat der Bischof, wie sich aus der Erzählung Sp.*s
ergibt, als Berather und diplomatischer Agent der sächsischen Fürsten eine Haupt-
roUe, wenn nicht geradezu die erste gespielt. Bisher war über seine diplomatisdie
und politische Thätigkeit nur bekannt, was Dreyhaupt und das quedlinDurger ür-
kondenbuch mittheilen. Erzbischof Ernst erwies sich Johann v. auch dadurch
dankbar, dass er ihm die Hälfte des Eauforeises fOr 5 Pfeumen Deutsch (500 rh.
G.) erliess. Handelbuch Dietrichs von Buztorff Bl. 46* in der Stiftsbibliothek
zu Zeitz. Dr. I. 178. Dr.I (Hondorff) S.162ff. God.Sax.reg.n. Hauptth. Bd. 8.
a XXL Xm. a 2S6 87, 240-41, 259. Janicke, QuedL Urkb. 589.
182 Marcus Spittendorff.
wissen oder im rechten beyznlegen, das sich beyde theil so verwillig-
ten und darnach uff eine ander zeit die von innangen nnd gemeinheit
des den pfennem entfielen and nff rechtes erkentnos nicht gehen wol-
ten. Und bischoff Johan do den handel vorschnb und vorzng^ das die
BL121* capittelherm nnd aach die von Magdeburg weck kamen; || do nam er
das alleine vor mit Heinrich von Ammendorff und Vincentius und dem
alten cantzler, und durch dies* vomemen mochten wir pfenner zu kei-
nem rechtlichen erkentnisse nicht kommen; darumb were wol billich
und auch ehrlich gewest, do bischoff Johan starb, das sich das capittel
mit denen von Magdeburg der Sachen do underzogen betten und
betten die pfenner so rechtlos nicht lassen vorwaldigen.
Uffn freytagk AppoUonie (9. Febr.) muste ich wider vor den 4
mannen sein in der kemmerey, die die schatzunge einfodem solten, do
brachte ich ihn kein gelt; da geboten sie mir und auch andern bey
dreyens fünf marcken, über acht tage unvorbott wider vor sie zu kom-
men und gelt zu bringen.
Uffh sonabent Scholastice (10. Febr.) im 76. jhar vor mittage
waren die drey bornmeister besandt, uffs rathaus zu kommen, nemlich
Albrecht SchaÖstedt, Thomas Dugaw, Heinrich Greffe. Do hatten inen
befolen die rathmanne und meister von innungen und gemeinheit, die
uff das mahl alleine sassen und keiner vom tale, sie selten die schöp-
pen besenden und bestellen, das uff den sontagk zu abendt, wen die
beteglocke zu S. Moritz geschlagen ist, die wircker in der halle under-
bussen selten umb den willen, so es noth und vom saltze (!) ist, und
darnach zum bomen gehen nach alder gewonheit, und wen das noth
ist, das man denne so solte underbussen und niemandt darumb fragen,
wen des aber nicht noth were, so solte man underbussen nach laut
der zedel nach den heiligen tagen uff den morgen, wen man zu der
fruemesse zu Sanct Moritz leutte. Dis berichteten die bornmeister die
Schoppen uff nachmittage in Schaffstedten hause in der kleinen döm-
tzen ; do wart das auch so bestalt und wardt befohlen dem bomschrei-
Bl. 121^ ber, II das er das verzeichnen solte, ob iemandt uns beschuldigen oder
zusagen wolde, wir betten die zettel nicht gehalten^ so möchten wir
durch die vorzeichnunge dan bedencken und auch vorwaren sagen,
die uff dem rathause betten uns das so befohlen und auch geheissen.
Wisse, es geschach wol drey oder vier wochen zuvor, ehe der
tagk zu Berenburgk uffn montag Agathe (5. Febr.) solte gehalten
werden, und noch nicht kindtlich was der tagk, das einer von den
pfennem, der mercklichen was, fugete sich^ bey den rathsmeister Hans
Seilen und faste mancherley rede und handel mit im der gebrechen
hatte, die in der Stadt irre giengen zwischen denen von innungen und
gemeinheit und den pfennem gemeine.
Hatte der pfenner an Hans Seilen in solcher form vorgegeben:
„lieber herr rathsmeister, so ir wol wisset, das grosse irrunge und
zwitracht sich in der Stadt erhoben hat und noch vor äugen ist, so
* die. ^ fugete bey dem.
1476 Februar. 183
were nos allen nutze nnd gntt, das ir darvor rathen weitet , das wir
nns noeh underlangk vortragen nnd kören von Innungen und gemein-
heit etzliehe, die vollen gewalt und macht betten, und desgleichen die
pfenner auch, und durch die die gebrechen vorbandelt wurden, worane
einer* dem andern zu nahe were, das ein solches abgethan wmde, uff
das wir alle durch den neuen gekomen herren in zwitracht oder in
Uneinigkeit nicht befunden wurden, das were wol vor die gantze Stadt
nnd vor uns alle'S und andere rede mehr. Hans Seile hatte gesagt, er
wolte mit seinen kumpen reden und inen wider sagen in 3 tagen. Die
tage vorgingen. Hans Seile sagte denen nicht wider. Der pfenner
fugte sich wider bey ihn, hatte Hans Seile gesagt, er were nicht le-
digk gewest, sondern er wolte es noch anbringen. Der pfenner fierndt
sich noch eins bey Hans Seilen, do hatte Hans Seile ime antwort ge-
geben, das der pfenner marckte || und verstundt, das der rathsmeister B1.122*
Hans Seile mit seinen kumpen des nicht geneiget waren guttlichs
bandeis. Uns pfennem wardt viel gesaget, do der neue herr von
Sachsen zu einem bischoffe zu Magdeburg gekoren wardt, da selten
die graffen, die von Magdeburg angebracht haben an das capittel und
auch an der fursten rethe> das die zwitracht, die zwischen den pfen-
nem, Innungen und gemeinheit entstanden were, allenthalben rügen
und anstehen solte bis uff zukunft unsers gnedigen herm; so wardt
uns pfennem gesagt, aber dar was nicht ane.
Zu Bemburgk als der tagk gehalten wardt uffo montagk Agathe
(5. Febr.)> da solte doctor Weissenbach auch rede gehabt haben von
unsertwegen der pfenner; er war auch zu Magdeburg gefahren zu
den thnmherren und hatte mit denen gereth, das sie daran sein selten,
das die Sachen guttlich anstunden. Die thumherren hatten inen auch
zugesaget, sie weiten zum Gybichenstein kommen und da besehen und
verfugen« das die dinge anstehen möchten, so wart uns pfennern
gesagt, und solcher trost wardt uns gegeben, aber wir hoffeten und
harreten als arme gefangene und geschlagene^ leute, ob uns iemandt
zu hülfe kommen wolte, das wir zum rechten möchten greiffen: weren
wir pfenner recht, das wir des genössen, weren wir auch unrecht, das
wir theten so viel, als uns im rechte zuerkant wurde. Aber leider,
wir vemamen keinen trost, es mochte uns auch leider zu keinem rechte
nicht kommen, sondem unser widertheil, die von Innungen und ge-
meinheit, was die vomamen, das solte und muste so sein, darüber
musten wir armen pfenner rechtlos bleiben; es darf aber niemandt
sagen, man wil des nicht hören etc.
Uffh freytag Juliana (16. Febr.) war ich Marcus aber vor den || B1.122**
vieren, die die schatzunge einfoderten von den pfennem in der kem-
merer dömtze, aber ich brachte inen noch kein gelt, do geboten sie
mir als vor bey dreiens fünf marcken, das ich über acht tage unver-
bott wider vor sie kommen solte und gelt mittebringen, anders sie
wurden mit mir vomemen, das ich nicht gerne sehen wurde:
» 9tne. ^ gesehlMhte.
184 Marcus Spittendorff.
,,daj*amb so sagen wir euch, und bringet ie ein theil and beweiset
euch, so mag man aber miüeydonge mit euch haben etc/' ; mit andern
möchtes auch so beschehen, auch brachten etzliche 2 fl. 3 fl., so etzliche
auch mehr.
Uffn sonabendt nach Jnliana (17. Febr.) im 76. jhare käme 61o-
rius Koller, der bomknecht und yorschleger des gutts im tale, zu dem
talvoigte gegangen nnd sprach derselbe Koller: ,,voigt, der rathsmeister
Hans Seile hat mir befohlen , das ich euch sagen sol, das ir zu den*
obersten gehen solt und denen sagt; das sie bestellen, das man ufi
morgen, sontagk, zu abent, wen man die betteglocke schlecht zu S.Mo-
ritz, underbussen sol im tale und auch zum bornen gehen nach alter
gewonheit". Der voigt antwortte: „lieber Köler, wie kompt dis
das du mir davon sagest, es steht mir nicht auffisunemen?^^
Koller antwortet: „es ist mir so befohlen". Der voigt gieng uflb
rathaus zu Hans Seilen, dem rathsmeister, und sagte im, das
KöUer bey im gewest were und solche rede zu ihme gethan hette.
Hans Seile hatte gesprochen: „herr voigt, ja, ich habe es KöUer so
befohlen, das er euch das sagen soll, darumb saget das euren obersten
und bestellet, das es so geschehe". Der voigt hatte geantwortet: „herr
rathsmeister, die bommeister und schöppen sindt dis am fireytage eins
worden , das man uffii montag frue , wen man zur fruemesse leitet^
underbussen sol nach laut der vorsiegelten zettel, die ihnen von euch
B] 123» geantwortet ist". Hans Seile || hatte ihn wider gesagt, er solte dis so
bestellen, der rath wolte es so haben. Auch sprach Hans Seile: „voigt,
wolt ir in die dömtze, so solt ir hören, das es der rath so befohlen
hat und haben wilP^ Der voigt antwortte : „herr rathsmeister, vor den
rath zu gehen, ist mir nicht wol zu thun, sondern wolt ir mir des ge-
tehen, so wil ichs gerne an meine obersten bringen". Do sprach
Hans Seile: „herr voigt, ich wils euch gestehen". Der voigt berichte
den bommeister Albrecht Schaftstetten, der besandte die andern, bom-
meister und Schoppen.
U£Eh sontagk (18. Febr.) nachmittage umb 12 kamen zudesbommeisters
haus Schaffsteden Heinrich Greffe, Thomas Dugaw kam nicht, Hans
Busse^ Annys Trepts, Kleptz, Hans Waltheim, Marcus Spittendorfi. Do
hatten wir mancherley rede und handel unterlangk, do giengen wir
zu Albrecht Schaffstedten in die grosse dörntze, da lag er uff der banck
und kunte nicht gehen, und wurden des zufriden und sagten dem
voigt also: „voigt, bommeister und schöppen sindt ein wurden am
nechsten freytage, nach laut der neuen vorsiegelten zettel underbussen,
ist dir nun anders befohlen, das lassen wir geschehen etc." So be-
stalte das der voigt; uff den sontag zu abent wardt undergebnsset
üffh soDabent nach Juliana (17. Febr.) kam graff Waldemar von
Anhaltt und graff" Brun von Querffurtt gen Halle. Uffn sontagk (18. Febr.)
unter der prediget giengk der rathsmeister Hans Seile, Hans Heddersche,
Schlegel , Peter Sdiaff kopff , der stadtschreiber Michel Marschalck zu
^ dem,
U76 Februar. 185
Grottschalcks hause zu graff Waldemar , und der von Querffnrtt war
dar bey graff Waldemar. Da mochte graff Waldemar etzliche rede
gehabt haben der gebrechen, die zwischen denen von Innungen und
gemeinheit und den pfennem waren, und gerne gesehen, || das die uff BL123*'
ein stehen kommen weren, oder wie die rede gewest waren. Graff
Waldemar hatte auch vor seinen wirdt gebeten, das der die schatzunge
nicht geben dörfte. Aber die hatten geantwortet, sie betten des nicht
zu thune hinder den ihren etc.
Ufih montag (19. Febr.) riette graff Waldemar gen Leiptzigk und
wolte gen Rom nach der confirmation. Der von Querffurtt ritte auch
weck. Herr Mauricius Schenaw, thumherre zu Magdeburg, und Hein,
rieh Yon Anmiendorfi ritten uff das rathaus desselbigen tages.
Ufih dinstagk vor mittage (20. Febr.) waren die funfsigk manne,
oder wie viel der was , die die von innungen und gemeinheit under
ihn gekoren hatten , warn uff dem rathause , vieleichte zu vorhören,
was* herr Moritz Schönaw und Heinrich von Ammendorff angebracht
oder geworben hatten uffn montagk obgeschrieben : „lieber gott, welche
wunderliche vomemen musten in diesen dingen sein! Do der tagk zu
Berenburgk gehalten was, als vor geschrieben stehet, wardt allezeit
gesaget, die capittelherren zu Magdeburg selten konmien gen Gybichen.
steyn, nach deme das sie doctori Weissenbach das zugesagt hatten,
do derselbige doctor von Berenburg zu ihnen gen Magdeburg ge-
üahren was und hatte die capittelherren sonderlich darumb ersucht}
das sie die gebrechen, die in der Stadt zu Halle weren, das dieselbigen
in eine rüge gestalt wurden etc.'^^
Als mir geboten war uff den vorgeschribenen freytagk (16. Febr.)
bey dreyens fimf marcken über 8 tage wider vor die viere zu kommen
und gelt zu brengen, so vorhilt ich und kam nicht uff den tagk. Son.
dem uff den nechsten montag in fasnachten (26. Febr.) wardt ich
vrider geheischet vom stadtknechte von befehluuge wegen der viere
bey fünf marcken. Ich ging vor sie und sprach zu ihnen: „lieben
herren, ich solte euch gelt bringen, so habe ich des nicht wol itzun-
dert, sondern ich hoffe, mir solte in 2 oder 3 tagen gelt werden, || so bi.124*
wU ichs euch brengen'^ Schlegel antworte mir und sprach, ich bette
so viel geldes lange wol können bringen, es weren manche, die nicht
so viel, als ich bette, die weren willig und brechten und hettens auch
bereit gebracht, sondern ich hielte mich stöltziglich, wurde mir anders
was begegnen, so were ich des gewamet. Auch sprach Schlegel, dar
feiten^ hutt oder haar^, das gelt muste bey dem rathe gegeben werden.
Auch spräche er zu mir, sesse ich unter einem dörter und ge-
lobte ihme was zu geben, ich muste das halden, darumb bette ich dem
rathe gelobet, solch gelt zu geben, ich muste das auch halten. Darauff
* war. ^ der Satz icheiiit anakolnthliich gebaut. ^ der felUn.
^ Vgl. Bl. 135^. AehnÜche sprichwörtliche Wendtmgeii sind ,,Haat und Haar
lassen'', ,,Haut und Haar daransetzen", Wander IL 445, 44^.
186 Marens Spittendorff.
antwortte ich: „lieber Schlegell, die dörfere nemen ihren nnterthanen
bissweilen dasire mit gewalt und fragen wenig noch rechte, gottgebei
die ihren vorderben oder gedeien, da fragen die dörfere wenig nach-
Darumb hoffe ich, der rath von Halle thut niemants unrecht noch ge-
walt, ich habe es auch noch nie vomommen, sondern ich habe ie die
hoffnunge, so ichs ie geben muss, so wirdt mich der rath nicht Yor-
derben, sondern frist geben, das ichs ie bass und bequemer ausricht^i
magk dan also; was nutz oder frommen brechte das dem rath, das ich
mein gutt halb yerwerfen mnste und ihm solch gelt geben? es were
in wenigk nutdich und mir sehre schedtlich, darumb hoffe ich, sie
werden sich bass bedencken und werden mich so harte nicht halten^.
Do sie nun so ernstlich gegen mich waren , hatte ich 8 r. fl. bey mir,
die gäbe ich ihn, die nahmen sie und sprachen, sie wüsten mir itznndt
nicht mehr zu sagen, sie gedechten vorbas nicht mehr über der börunge
zu sitzen, so nanten sies, begegnete mir was anders, das möchte ich
haben; nach solcher weyse lautten die wort
Uff die aschermittwoche (28. Febr.) Vormittage waren die aus In-
nungen und gemeinheit zusammen, ein itzlicher zu seines meisters haus.
Was das werb was, . . . .^ doch verwundert ich mich, es möchte sein
Bl.l24^ umb die köhre, einen || neuen rath zu kiesen, und auch umb das gelt,
das wir pfenner geben musten. Wen es beschach von stundt, do die
meister das wort uff das rathaus von den ihren brachten, do gien^
der Stadtknecht von stundt und gebott etzlichen pfennem bey 3 marcken,
sie selten uff morgen donnerstagk (29. Febr.) uff dem rathause vor
dem rathe sein oder selten den vieren das gelt bringen. Wir pfenner
horten faste, das capittel von Magdeburg solte herkommen und selten
die dinge untememen; auch meinten etäiche, sie betten an den rath
geschrieben, das die dinge berugen und anstehen solten bey einer
grossen poena bis uff den ersten donnerstagk in der fasten, so weiten
die capittelherren von Magdeburg hier sein, und der fursten rethe von
Sachsen solten auch kommen; ob das nu war was, weis ich nicht, wen
ich vomame kein uffhören noch anstehen in den dingen, denn es war
ein jemmerlich und schwer leben mit den leuten, die diss dingk trie-
ben. Da war nicht uffhörens, do war auch nicht guttigkeit noch
barmhertzigkeit mit, als wol ein cristenman mit dem andern haben
soll, sondern eitel hertigkeit. Ich meine, betten sie die pfenner mögen
mit erkeinem gleiche umb ein grosses bringen oder etzliche umb leib
und gutt, das were kaume nachgeblieben. Sondern mein gröste hofi-
nung stehet zu gotte, der allmechtig ist! Do bischoff Johan in seinem
aller grösten und^ hertesten sinne was und grosse Ungnade zu
den pfennem hatte, do kam gott der herre und verstörte seinen willen;
so magk das hier auch so geschehen, wils der herre anders so haben,
das es unser sehlen sehligkeit ist.
Uffn donnerstagk (29. Febr.) vor mittage waren wir pfenner feste
uff dem rathause, do waren die dreyssig oder 50 manne, die die zu
o hier fehlt JedenfiOlf „wein loh nkht". » „vndt" doppelt.
U76 Februar. 187
ihnen gezogen hatten, die uff dem rathanse sassen. Do hieseh man
nns pfennem in die dörntze. Hub Hans Seile, der rathsmeister , an
und II sprach zu den ptennem: „lieben freunde, so euch noch wissent- Bl. 125*
lieh ist, das ir beschuldiget seidt und habet dem rathe die böruDge
gelobet, nun hat man euch zu willen darüber sitzen lassen wol vier
Wochen, das wir meinten, ir wirdet die börunge geben, nun habens
etzliche gegeben, etzliche auch ein theil, und etzliche haben auch nichts
gegeben. Nun ist der rath des ein und sagen* euch allen und itz-
liehen insonderheit, das ir die börunge morgen geben sollet, oder der
rath wil die wölköhre mit euch halten'^ Do baten wir pfenner umb
ein gespreche, das wolden sie uns kaume vergunnen. Do sprachen wir
und gaben dem rathe diese antwort: „herr rathsmeister und lieben
herm, nach deme so wir euch haben müssen geloben, etzlich gelt zu
geben, so ist uns das gar schwer auszurichten, und bitten euch, ir
wollet uns so willig sein, das wir solche summa vorzinsen möchten;
bis das ein itzlicher sein theil bass und bequemer ausrichten könte,
off das wir so gar schwerlich nicht zu schaden kommen dörften , oder
woln wirs umb euch verdienen''. Sie hissen uns austretten und spra-
chen und sageten uns schlechts, sie weren des nicht berathen, wir
betten gehört, was sie gesaget und gebotten betten. Do baten
wir noch eins, das sie uns so willigk weiten sein, das wir die frist
betten, ob iemandt solch gelt bey dem rathe nicht zu geben bette, das
ers doch bey dem andern rathe geben möchte, so wir doch alle und
ein itzlicher vor solch gelt wol beerbet weren: es mochte uns nicht
widerfahren noch geschehen. Ich Marcus Spittendorff sprach auch
vorbass: ,4ieben herren, wisset ir doch woll, wen eur iemandt was
Yorburet hat, 5 marck, 10 marck, wie yiel des ist, der nicht besessen
noch beglaubet ist, gibt er aber eine oder 2 marck beym einem rathe,
man lesset ime die andern anstehen zu dem andern rathe; bitten
wir euch, wollet uns auch so thun etc/' Es war alles unnutze.
II Uff den obgeschrieben donnerstagk (29. Febr.) ward t warb aftigk BL125^
gesagt, die capittelherm von Magdeburg und der fursten reth von
Sachsen, nemlich Nickeil Pflugk und Otto von Scheydungen, selten uff
den tagk zum Gybichensteyn^ und zu HaUe kommen. Es war auch
warhaiÜgk zu Magdeburg von dem capittel so vorlassen, und das
Nickel Fflugk und Otto von Scheydungen zugesagt, es was auch so
bestalt uff der bürg zum Oybichensteyn und auch in der stadt in
Nickeil Pfluges herberge. Aber diese in der Stadt und<^ die dis nicht
gerne sahen, als die ulf dem rathause sassen, do die do erfuhren vom
capittel, das sie wolden herkommen, schickten sie fahrlos einen diener
gen Magdeburg an etzliche vom capittel, die ihnen diss dingk hülfen
verbeugen, und brachten zu wege, das die capittelherren in der fursten
hoff schickten und schriben den tagk abe und bieben auch aussen uff
den tagk; und das beschach darauff, das sie uns im capittel gantz
verlissen und sahen durch die finger und vorhingen über uns pfenner,
» nge. ^ die drei folgenden Worte ftehen xwelnua In der Handeehrift. « denen die,
188 Marcus Spittendorff.
das wir die schatzunge geben mosten, sondern Otto Ton Soheidingen
kam alleine y der mochte noch nicht wissen , das der tagk abgesehrie-
ben was, and reit nff den freytag zu morgen wieder weck.
Ufin freytag (I.März) yor mittage, ehe sie zu der * coUatio giengen und
die begnnten , do giengen die pfenner gemeinglich offs rathans vor die
viere und brachten et^diche 10, etzliche 20, 30, etzliche hundert r. fl.,
ctzliche weniger und mehr und besorgten sich, als sich das volek an-
Hesse, so wüste sich niemandt wol vorzusehen. Do wurden, die ihre
gelt alle nicht brachten, uflfh sonabent vor mittage (2. März) vor den
rath bescheiden, ehe der neue rath verkündiget wardt. Die pfenner
funden sich uffs rathauss. Do wart ihnen gesaget von Hans Seilen,
dem rathsmeister , das ein itzlicher sein gelt solde geben uff den
B1.126* nechsten montagk (4. März) || , oder sie wolten das bringen an innungen
und gemeinheit.
Wisse, magister Busse Blume hatte lange zeit uff dem tonne ge>
sessen. Do mochten seine freund t faste viel vor ihn gebeten han und kon-
den nicht erlangen, das er in sein haus kommen möchte und dar den
gehorsam halten, sondern uff den obgeschrieben sonabent (2. März)
yor der vorkundunge des neuen raths erlangeten seine freunde, das er
von dem torme kam , doch also , das er desselbigen tages 40 r. fl.
muste geben.
Wisse, der neue rath wart gekoren ^, aber die von alder die köhre
pflagen zu thun, die thaten das itzundt nicht. Wisse, der rathsmeister
von den pfennem und die beyde bommeister, die waren nicht mitte
in der köhre, den die frommen leute waren gleicher wiese, als ob sie
Verstössen weren, den sie giengen alle 7 vom tale in langer zeit nicht
zu rathause, die doch bey eyden darzu gekoren waren. Worumb? Die
von innungen und gemeinheit uff dem rathause trieben die frommen
leuthe, die pfenner, von in, und dieselbigen uff dem rathause von in-
nungen und gemeinheit machtens, wie sie wolten, und gaben uff alle
pfenner nichts nicht und drangen uns pfenner mit grosser gewalt und
macht viel geldes abe, unerkant ohne gleich und recht, wir mustens
geben. Das capittel zu Magdeburg sach durch die finger über uns
pfenner.
* dem.
1 Scnatus Hallensis: Hans Laub und Jacoff Schaf fkopff raths-
meister e. Glorius Kober, Johan Meister, Paul Fleischhauer, Herten Zinneier, Greb-
hard Bichling, Nickel Paul, Jurge Isenberg, Hans Schadelach, Brun Lutze, Lorentz
Benne. |j Yester Bresewitz, Nicolaus 2ielschen, Stefian Mittag, CiriacusEldiste, ^0(^1
Sidenschwantz, Claus Hunt, Peter Baltzer, Jacoff Zimmerman, Herten Bufenleben,
Hichel Schuman, Hattis Kost, Heinrich Luder, Paul Zeschwitz, Peter Flogel, Jurge
Welitz. Hagistri fontium: Paul Wittenberg, Jhan Brantze, Rudom Hacke.
Hierzu die Bemerkung: „In diesem ihare haben angehaben zu sitzen zwene nue
bommeister, einer von den innungen, der ander von der gemeine, nach lute der
nuwen usgesatzten reformation'^ Ueber das eigenthümliche und ganz abweichende
Wahlverfahren, aus welchem dieser Rath hervorging, spricht sich 8p. weiter unten
S. 189 aus.
1476 Mftn. 189
Die köhre des neuen raths gingk alszo zn. Der eine rathsmeister
Hans Seile mit den andern vier meistern namen zu ihn aus dem rathe
einen kemmerer, genant Peter Sanderman, und einen sehuster, genant
Jacob Weissack y und einen brauer, genant Prosius Gzelse. Diese
kohren den neuen rath und namen keinen pfenner weder rathsmeister
oder bommeister zu der köhre, nach deme als das vor alder gewest
was. Sie koren auch under den 12 rathmannnen, || do die gekoren BL126^
waren und verkündiget, keinen rathsmeister noch kemmerer under»
den vier pfennem, sondern Hans Laub von der gemeinheit und Jacob
Schaffskopff von den Innungen wurden rathsmeister. Wisse, unter den
vier pfennem machen sie Glorius Kobere zu einem weinmeister, der
hilt noch die stedte, das er sass neben dem rathsmeister, darnach sass
ein schmiedt und ein pötticher, Paul Fleischauer, die beyde waren
kemmerer. Oebhardt Bichling^ was ein vierherre und ein pfenner, den
satzten sie niederwart und nicht, als vor alter gewönlich was, die an-
dern 2 pfenner Brun^^ Lutze und Lorentz Penne ^ die satzten sie aller
niederst an das ende; aber vor alter sassen die vier pfenner aller
nechst nach dem rathsmeister in der weyse : der eine war rathsmeister,
der ander weynmeister, der dritte ein vierherre, der vierte kemmerer;
sondern in dem jähre käme das also.
Uffh donnerstagk nach Invocavit (7. März) kamen die thumherren
von Magdeburg zum Gybichenstein, Baltzer von Schlywen, Mattes von
Blote, und hatten Vincentius mit ihnen. Das gelt was von den pfen-
nem uffgenommen, das sie geben musten, das mochten die thumherren
wol wissen, darumb kamen sie.
U£fh freytagk (8. März) fuhren die achte von Innungen und ge-
meinheit zu ihn auff die bürg. Uffh sonabendt (9. März) beschieden
die thumherren die pfenner ihrer achte auch uff die bürg, do wolden
die nicht gerne uff die bürg umb den willen, die pfenner besorgten
sich, ihnen möchte abermals beschehen, wie vor, das man spreche, wir
betten eine samlung gemacht. So schickten die thumherren und er-
langeten an dem rathe, das die pfenner ungefehrlich zu ihn uff die
bürg möchten; das wardt den bommeistem do vom rathe ulBT dem
rathause erleubet und auch dar zu nemen, wer inen eben were. So
zogen hinaus Albrecht Schaffstede, || Thomas Dngaw, Hans Seher, Bl.l27^
Hans Busse, Nickeil Cleptz, Marcus bpittendorff^ etc. Do hüben
die thumhem an zu sagen, wie die fursten von Sachsen etzlich ge-
werb bey dem capittel zu Magdeburg gehabt betten, da sie den Nickel
Pfluge und Otto von Scheydungen geschickt betten und auch dabey
geworben betten, das die hem vom capittel sich der gebrechen, die zu
Halle zwischen den burgem weren, underzihen selten, das uff ein
stehen zu bringen, das hetten sie den fursten so zusagen lassen, das
sie zu EUtHe sein wolden uffh donnerstagk nechst nach fassnachten,
* yndt. b Rlehllnffer. ° Bemiu. ^ S.
^ Im Betreff der Reihenfolge der vier Pf&rmer vgl S. 188 und BL 133*.
190 - Marcus Spittendorff:
and Nickeil Pflagk and Otto von Scheydangen mit in; ein solches
hatten sie dem rathe za EUüle geschrieben. Die hatten dem capittel
wider geschrieben, sie kanden des off die zeit mit nichten warten, den
sie itzandt mercUich za schicken betten mit der köhre des nenen
raths, — and daramb schrieben wir Nickeil Pflöge das so wieder and
blieben aassen, sonst weren wir ie komen, — ond solcher r^e faste
viel etc. Doch betten sie sich non vom geheisse ond befehlonge des
capittels hergefoget zo vorsochen, ob wir pfenner noch was bedrengnis
litten, ond was vorblieben were, das ein solches offgenommen ond in
ein gattlich stehen gebracht worde bis off zokonft des neoen gekomen
herren etc.; aoch sageten die thomherren, das sie die gebrechen oder
den grondt der Sachen vomemen selten oder darinne handeln, möchte
konmien, sie betten des gehörs nicht, wiewol die von innongen ond
gemeinheit in zogesaget betten, sie wolten den herren vom capittel
den handel gerne vergönnen ond ie ihnen lieber, den einem andern etc.
Hieraoff antwortten die pfenner, die geschickt waren : „wyrdigen
ond achtbam, lieben herren, ein solch vorgeben, das ons eoer wirdig-
Bl. 127^ keit zo vorstehen hat || gegeben, darvon haben wir nicht wissen gehabt.
Aach das wir eoch itzandt nach gelegenheit zo vorstehen geben solteii^
ob ans was betrengknisse geschehe oder noch beschehen möchte etc.,
wyrdigen , lieben berm , des ist itzandt nicht noth, wir klagen aoch
nicht, wir haben aoch nicht zweyffel, eaer wyrdigkeit weis wol, ir habt
das aoch in gnongsiuner erforonge, wie es ons zogestanden hat ond
aoch noch zostehet ; sondern wir bitten eoch, ihr wollet ons voigonnen,
das wir ein solches an die pfenner mögen brengen, so die sache die
pfenner alle belanget, ond aoch wyrdigen lieben herren, das ir ans
am rathe erwerbet, das wir die pfenner zosammen mögen heischen
ond eoch darnach wieder eine antwort thon mögen, das ans das on-
gefehrlich ist etc.*' Dis wardt ans erleobet vom rathe, zosanmien za
gehen in der bommeister haos einem* ond nicht in der pfenner hoff.
U£fh montagk nach Beminiscere (11. März) Vormittage omb des
segers 8 waren wir pfenner bey einander zo Heinrich Greffen haos^
do brachte Hans Seher die rede an, die^ die thomhem offh sonabent
angebracht hatten, ond Hans Seher thate das omb bitte willen der
pfenner etc. Do worden die pfenner des ein ond liessen den capittel-
herm dorch Hanse Seher ond die andern geschickten^ wider diese
antwort geben etc. : „wyrdigen ond achtbam % lieben herren, die pfen-
ner haben ans befolen ond eoerer wirdigkeit wieder zo sagen, so eoer
wyrdikeit darzo geneiget ist, die gebrechen in ein gottlich stehen zu
fassen ofi zokonft onsers gnedigen herm, des sein wir pfenner wol
zofrieden, das alle dingk ond gebrechen allenthalben non vorbas gott-
lich anstehen ond beragen mögen, also das die viere, die im rathe ge-
sessen han, gehen mögen zo Mrchen ond Strassen, ond wo sie zo thon
B1.128* haben, ond vorbas nicht mehr || beschwert worden, ond aoch die an-
dern, die das gelt nicht alle haben gegeben, das ihnen das aoch nn-
• hier hat die Handaehrift „ein**. ^ „die" fehlt « geschioktt. ^ die drei TOTMugehaik-
den Worte itehon EwelmaL
U76 M&ns. 191
gefehrlich ist, und beyden theylen darüber mge' gegeben werden mochte
Yom capittel, das so zu halden, so weren wir pfenner des wol zufrie-
den etc. bis nff zaknnft ansers gnedigen herm etc/'
Dise antwort obgeschrieben geschach nfin montagk Beminiscere
(11. März) von den pfennem, die ofi den Gybichenstein geschickt
waren zu den beyden thomherren. Dabey was Heinrich von Ammen-
dorff und Vincentius. Ufi diese antwort sprachen die beyde thnm-
herren and die zwene mit in nnd sageten zu uns ptennem, sie hofften
das am rathe wol zu erlangen, das die viere, die im rathe betten ge-
sessen, das es mit den ein gattlich stehen and aach mit denen, die
das gelt gegeben betten, haben solte and snnst mit andern gezwenck-
nissen, ob die noch vorgenommen möchten werden, ob wir ans des
verwinden, das es derhalben wol äff ein gattlich stehen kommen solde
off zakanft des neaen gekornen herren. Alsdenn wen schalt and
antwort kegen einander giengen, sprach er Mattes von Plote, so finden
sich denne die gebrechen and der grandt der Sachen wol ; sonst sprach
her Baltzer von Schliwen wol, das gelt, das etzliche noch geben sel-
ten, das wolte der rath nicht anstehen noch beragen lassen, den sie
betten faste daraas gereth mit dem rathe, sie kanten das nicht erlangen,
and der rede mancherley. Hans Seher sagte manche rede daraaff, es
wolte aber nicht dienen. Aach sprachen die thamherm, weren wir
pfenner des so geneiget, so wolden sie den rath äff morgen besenden
and weiten das so verreysen (? !), das wir von den pfennem aach dar-
bey kemen, auch wolden sie vorbass mit dem rathe reden, ob das hin-
derstellige gelt aach berahen solte bis äff || zakanft, oder das es bey Bl.128'
dem neaen rathe gegeben warde. Aach meinten die thamherm, wen
die dinge in ein gattlich stehen gefasset warden, so mosten wir pfen-
ner ans nicht bewerben weder bey herren noch forsten and aach
stedten, sonst wen das bestehen solte , so were das gattliche stehen
ambsonst etc.
Daraafi antworten vnr pfenner and baten die thamherren, das sie
ans weiten vergönnen ond am rathe erwerben, das wir ihremeynonge
an die pfenner alle bringen möchten, denn die stocke weren ans vor-
mals so nicht vorgehalten mit der bewerbonge. Daromb were noth,
das wirs an die pfenner brechten. Da sageten die thamherren ia zo,
sie wolden ans das wol erwerben am rathe, das wir offn dinstagk
(12. März) frohe bey einander möchten sein ond dann off nachmittagk
ihn off die borg eine antwort wieder sagen selten, darzo weiten sie
den rath aoch bescheiden. Sie schickten aoch von stondt Heinrich
von Ammendorff ofis rathaos, das ans pfennem möchte erleobet wer-
den, das wir off den morgen bey einander möchten sein; aber ans
wardt nicht erleobet, wes die schalt was, weis gott.
Uffii dinstag (12. März) vor mittage wardt ich Marcos Spittendorff
ond andere mehr geheischet bey 1 marck offs rathaos zo kommen,
denn sie wolden das hinderstellige gelt haben, als ich marckte. Ich
192 MarcoB ^ttendorff.
käme aach vor den alten rath in der vier herren dörntze, da wdten
sie das gelt schlechts haben , mich half keine bitte, das ich lenger
frist darza haben möchte, es was dein oder gros schade mir nnd mei-
nem söhne, da fragten sie nicht nach, ich moste ihnen 150 r. fl.
geben and aasrichten, gott weis wornmb.
UflFh dinstag (12. März) nachmittage käme der Stadtknecht Hans
BL129' mit dem grossen maale za dem bommeister || Albrecht Schaffisteden in
sein haos und sprach: „herr bommeister, der rath hat mich zn euch
geschickt and lassen euch sagen, das ir zo den thnmhem nff die barg
zihen möget, das ist each angefehrlich , nach dem ir äff gestern dins.
tagk von ihnen seidt geschieden^'. Dis geschach. Die beyde bom-
meister Hans Seber, Hans Basse, Nickeil Gleptz, Lorentz von Reuden^
Marens SpittendorS ritten äff die barg. Do fragten die thnmhem, ob
wir mit den pfennero gesprochen betten, sagten wir nein, der rath
bette ans das nicht lassen znsagen, das wirs betten thnn mögen. Do
sprachen die thnmherren: wir habens Heinriche von Anmiendorff be-
fohlen nnd ihn von stände nach each in die Stadt za dem rathe ge-
sandt, sie wolden each das vergannen nnd znsagen lassen. Sprach
herr Baltzer von Schliewen: nein, es ist geschehen, so kan man dar-
za nicht than. Do hnb er Baltzer an: ihr bommeister und gntten
freande, Schlegel nnd Vester Back, vom rathe geschicket, sindt hier
anssen gewest nnd ans gesaget: „der rath wil dem capittel geme zu
willen sein nmb^ die gebrechen, die in der Stadt zwischen innnngen
nnd gemeinheit nnd den pfennem sindt, das die ein gattlich stehen
haben uff zaknnft ansers gnedigen herm, sondern amb das hinder-
stellige gelt, das wollen sie schlechts haben; sonst amb die viere, die
im rathe haben gesessen, nnd alle andere stacke oder gezwenck-
nisse, die wollen sie geme lassen bemgen nnd aach das sich
niemandt in der zeit bewerbe weder bey herren, farsten oder stetten»
weren wir des so geneiget, wolden sie itzlichem theile ein revers da-
B1.129^ raber geben, das so zn halten etc.'' || Daraaff antwortten wir pfenner,
wir betten eine bitte gethan vor die armen lenthe, möchte ihnen die
bitte nicht behalfen sein, so mästen sie sich des^ wol schicken; son-
dem amb die 4 im rathe and ander alle Stack, das die so allenthalben
gattlich bemgeten nff zakunft des neaen herren , des weren wir wol
zafriden , sondem amb das bewerben weiten wir vor nnser perschon
die zeit wol halten, sondem wen der revers begriffen wnrde, das der
den bornmeistem zugeschickt wurde, und dameben uns^erleubet*^ wnrde
vom rathe, das die pfenner zusammen möchten kommen und den revers
hören lesen , ob sie erkeinen fehl darinne betten , das den thumhem
wider zu sagen und zu andem und denn den pfennem darbey zu
sagen, das sich in derzeit niemandt solte bewerben, auS das niemandt
zu schaden keme'. Dar sagten die thumhem ja zu. Sie weiten uff
morgen mittwoche selbert nffs rathaus zu den innnngen und gemein-
heit und weiten das uff ein ende bringen, sie waren auch uff dem
* Tndt. ^ wet. 0 erleobetet. ^ kernen.
1476 Mftns. Idd
rathanse zu den innimgen und gemeinheit und wolten das off
ein ende bringen. Sie waren auch uff dem rathanse vor mittage»
aber nicht die thnmherren, sondern Heinrich von Anunendorff and
Vincentios etc.
Uff die mittwoche nach Gregorins (13. März) nff den abendt omb
yiere des seigers schickten die beyde thamherren einen revers dem
bommeister' Albrecht Schaffsteden, und ime wardt darbey gesagt
dnrch den stadtknecht Christoffel von des raths wegen ^ das er die
pfenner möchte bey einander haben ond darnach den thamherren eine
antwort wieder sagen.
Uffh donnerstagk (14. März) amb 8 des moigens ^waren die pfen-
ner bey einander za Heinrich Greffen haass, and der revers wardt || ge- B1.180'
lesen, der gefiel den pfennem aber nicht, dar was viel ingesatzt^, das
die thamhem denen, die von der pfenner wegen nff der barg, im
ersten nicht vorgegeben ^^^ daramb hatten dieselbigen geschickten die
pfenner so weit nicht berichtet, daramb wolten sie in den revers nicht
gehen and gaben diese antwort: „wyrdigen and achtbam, lieben herrn!
Ener beger ist affn dinstagk (12. März) so gewesen and der abscheidt,
das die gebrechen zwischen allen in der Stadt Halle, nemlich amb die
viere, die im 75. jhare gesessen sindt von den vom tale wegen im
rathstale \ and anch alle andere stucke and gezwengnisse, wie die sein
oder sich begeben möchten, in ein gattlich stehen selten gefasset wer-
den nff die zakanft ansers gnedigen herrn des neaen gekomen hertzo-
gen Emsts von Sachsen, and aach das sich indes niemandt bey herren,
forsten and stetten bewerben solte von keinem theyle; in solcher weyse
weren die pfenner des wol geneiget and hüten sich in einem solchen
revers gebarlich and wolten eaerer wirdigkeit darinne gerne za willen
sein. Mag aber der revers in solcher weise nicht gegeben werden»
80 ans doch eaer wyrdigkeit im ersten zagesagt hat, das ir des raths
darza mechtig seidt, so massen wir das so lassen and hoffen, eaer
wirdigkeit wirdt ans das so nachsagen, den wir ie besessene barger
za Halle sindt and wollen ans anders nicht halten, den als gehorsame
barger gegen dem rathe; so hoffen wir, der rath wirdt sich kegen ans
aach so halten, wie biUich ist etc. Doraaff sprachen die thamhem,
sie wolden den revers nach der lorm begreiffen and das au den rath
bringen; wolde der rath des so eingehen» so wolten sie uns erwerben,
das wir die pfenner zusammen möchten heischen und ihn eine antwort
wider sagen und den revers senden.
Uff nachmittag umb 2 käme der stadtknecht Ghristoff zu Albrecht
Schaffistedten und sprach: || „herr bommeister, der rath lest euch sagen, BLISO^
ir sollet die euren bey einander haben und sollet den thumherren ein
antwort sagen^'. Es wardt uff den vormittagk so nicht vorlassen, sie
selten uns den revers gesandt haben. Nun die uff den morgen bey
^ den bonuMiitcrn. ^ linriti « hier findet lieh noch ,tWM".
1 Marcos Spittendorfi^ Bastian Granheide, Hans Wähle, Hans Busse, S. 42.
Gkwhiehtoii. d. Pr. SMhaen. XI« 18
IM
dco tbvmbarm tob der pfaeaer wfi||ca («ttlikkt
aa aboid« wider äff die barg, iie ImUm dea
biJra ror die Ibore, do watdra sie doch aadcta ratka aad 1
tefi den bunuadaler Thooaa Da^aw, daa der la de« tkaaiWm rina
aad Mrte ihre andaekl» aad daa er aaa keicra sie aack
aiihe Üaa feaehaeh. I)o battra die Ihamkerra la D^gä
wie bettea afli rathaas leeacliirkt aad kOatea aa ratka aicki
daa der reren Yerrndert aiAciila werdcs, aoadcra wulde arlr
ia daa reref« geiMO, als bcfcriflea were, so wt4tca sie aas
sieirela aad Kebea, aad das aiaa ika das frake la
Sie Wf4dea weck, l'f den abeodt kaa Thü«as I>aicaw aad
aas. das ia die tkaakenea befiiklca kallea, b Srkaftladca
der cleiaea dAcntaeo« da war Albrsrbl MckaAtcdt, I>acaw, Malt r^«a«,
llaas Seber, Klepte, Ilaas BaMS. Marras Spitlradiidr Die aaiw»
kaale aaa airkl laden. IM batea wir Tkcanas Dafawea, daa er äff
dea aitincca wieder la ikoea äff die karg »nice aad saffHe
tkaaikeriu: „w;rdi|rra aad Uebea kcrrea, irb bia wieder sa
srbiekt ««irdea, aaib eaer w;rdi|;kett wider etae aalwott n
Maick dea pleaaera eia rrreri jceicetiea werden, als ir aas daa ka
ia|>nsgg| kabet, als ir das an ratbe erlaairrt batteC, so ir aas stikert
lirnrktrl, das es nut dea «ierrn, die in ratbe gr^e— en kaa. aad aBt
l; I raodrr srbei , icrbrrtbra oder f^rtmrn^imt jüieatkalbca galSlirk |
siekea aad brmir<*a a»iir<^ biis äff die lakonft aasrra jc»rdi|rea ktm
de« aeoea irrkornen, »DWitllen dir ulrncrr dra rt^i^m icerae
aa«! aark dnnaae eallnKTn * Ma^k das ia »4rber «rttr
airkt sria, si* bittea wir ea«b, tr w.illrt aa« des bei^aÜKa scia,
k«4re, der ralk wirdi sirk te billirk aftd irebariick gricea aas kaks«.
drna wir ir bcMwsrae barirrr stadt. wir kaltea aas aaek als gtkar
•snae batirer rtr ' I»i> kalle er Hahirr ^tm ^rkliwea erasClirk
„habra wir mrk das in^rtAairt*! •' ibr si4lH aas wtj ta
lAaicen". aad ward! kaJk »«raiick aad s|irark ««irkM Jmvt k
mer, ikr kritH ta drn mers wnl m^\^m irrkea. f kHte ewrk airki
,;rbiod«ft« sridt tr lemaadt was |it»rkti|ck« Ir »assrU diM-k Wi4 lk«B~
l»sraaff aatw^nlH l^airnw Jirl«-n krfrra. mir ist wnter airkl ke
|i-hW«** l^Kwe* v«ic««cknbrfie aatwf«t lienrkte IVeaas I^aicaw m
rl'-inea dt»ratsi4rra sa .srksfclrdea kans Irria !•* pi«! Rmtatsceri
■ ;i Man» la kr|rrawerti«krit Alkrrvkl .vkaffttrdtra , lUas Z«4afr«
Ann«« Trrpu aad MsTro» >fMtlmdiirff rlr
1 ff drasrlhqrni i*K««BrkrKbm frr^ta^k W Man krarkle wk
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«ivwakt. der nit Wrmack eta vicrkrVT wns t mi HiUekraadt, drr
kmnerir mekirj ker, srkrrk das la sria rr^ntlrr aad fwkraU. lek krfle
«••r > r I frc^kea. *• aarkle daa sawaHBrn !'•■ rejaiMke t, die
1 i'.n gvbra »«■!• tM4l wrts, ml wrkkf frrkle s*e das gth um
■.ir aabnrn* lirr aUavvkti^ ««-It gc-Hr, das d«i ^fk rtaaaki sa
1476 März. 195
rechtem erkentnisse kommen möge, und niemandt mit eigengewalt
nndertrnckt werde, das ist mein bete!
Wisse, in dem obgeschrieben jhare, do Hans Seile rathsmeister
was, und do man 76 schreib, kurtz vor &snacht, ehe er abe käme, do
wardt ein kruger gegriffen and || in die temnitze gesatzf" und was von Bl.131^
Widemar^. Derselbe solte falsche muntze gehabt oder gemacht haben.
Do mochte der versucht sein worden, das er gesagt hatte, was er
wüste; da wolten die uff dem rathanse vieleichte mehr von ime wissen,
und sie mochten in so verhören haben lassen, das er darinne so starb.
Do hatten sie den todten lassen in eine lade legen und die mit peche
feste und wol begissen und den so in einen winckel lassen setzen, so
lange das gerichte wurde. Kein pfenner war uff dieselbe zeit mit im
rathe , wen die von innungen und gemeinheit , die uff dem rathause
sassen, die hatten die pienner von ihnen getrieben, so das sie lange
zeit in ihren heusem musten sitzen und nicht zu rathause gingen etc.
Ufih sonabent vigilia Gertrudis (16. März) und was, das der alte
rath Hans Seile dem neuen rath Hans Laube berechnet hatte, uff den
abendt kam herr Heinrich von Einsiedel und Nickel Pflugk, die waren
her gefertiget von hertzogk Ernste von Sachsen, das sie die gebrechen
undememen solten bey denen von innungen und gemeinheit, die uff
dem rathause sassen, so lange das ein bischoff zum lande käme, in
solcher weyse, das die von innungen und gemeinheit uff dem rathause
das genonmiene gelt beysetzen solten, und die noch geben solten,
anstehen hiebe, und das der urfriede auch solte anstehen; wurde
das hernachmals erkant, das sie das gelt solten behalten, so beschege
das; wurde es umb den urfriede auch zu thun erkant, das das denn
auch so geschehe, und auch die jhene, die auss der Stadt weren ^, das
die des ihren die weile möchten warten. Des berichtete herr Heinrich
von Einsiedell und Nickel Pflug Matz Pegaw und Thomas Dugawy
die wurden des abendts zu inen^ in die herberge geschickt, wen || sie B1.132''
Hessen den bommeister Albrecht Schaffsteden bitten, das etzliche pfen-
ner zu ihn möchten kommen; so hatten sie den beyden gesaget, das
hertzogk Ernst in das so befohlen hette zu werben uff dem rathause an
den von innungen und gemeinheit.
Uff den sontagk Oculi (17. März) uff den morgen umb 7 waren
sie uffs rathauss gegangen und waren daroben, bis der seger 10 schlüge.
Uffh nachmittag, do der seger 1 schlüge, ritten sie wegk. Do was
Thomas Dugaw und Matthes Pegaw bey inen gewest und gingen von
in, gleich als sie wegk reiten wolten. Wisse, sie hatten ihn so ge-
saget, Herr Heinrich von Einsiedell und Nickel Pflugk zu Mattes
Pegauen und Thomas Dugauen, sie betten gesaget, das capittel
hette uff dem rathause nichts mögen erlangen, wen sie betten
einen handel vorgenommen, deme betten sie das vorgunt; das sie nun
* gMfttz. ^ tme.
1 Wiedemar im Kreis Delitzsch, jetzt Haoptort des gleichnamigen Amtsbezirks;
2 Sie werden weiter miten Bl. 136* imd ISO** genannt.
18»
196 Marcus ^ttendorff.
jemandes mehr vergnmien solten fiirder handel hinder dem capittel,
das stunde ihn nidit zu thune. Auch mnb die daranssen sindt, hatten
sie gemeinet y sie wüsten daranfi nicht zn sagen, sie hetten niemande
heissen wegk zihen, sie wereten ihnen aach nicht, wider in die Stadt
zn zihen. Umb das gelt hatten sie gesaget, das sie das solten be-
halten oder beylegen, wnsten sie nicht, den es were berechnet, dammb
könden sie das nicht vorandem. Do herr Heinrich i nnd Nickeil Pflngk
solche antwort hörten, das ein solches nffs capittel wardt geweiset und
bey deme stunde , do hatte herr Heinrich von Einsiedel nnd Nickell
Pflagk Yorbass gefraget, so die von Innungen nnd gemeinheit dem
capittel des handeis vorgnnneten, ob ie' die herren vom capittel wur-
den handeln in den gebrechen, ob nun die von Innungen nnd g^nein-
B1.132^ heit der fursten rethe || vorgunnen wolten, bey dem handel zuseynetc
Darauff möchten die nfi dem rathause waren, gar ein langk gespreche
haben gehalten und doch den rethen, von den iursten geschickt, geant-
wortet, so die capittelherren das bey in hetten, wolten sie nun der
fursten rethe darzu nemen. Das liessen sie geschehen. Mercke diss!
Die von Innungen und gemeinheit weyseten das nun gantz nffs^ ca-
pittel, das der handel bey in stunde, aber wir pfenner wissen nicht
darvon. Worumb? Wir sindt des uffs capittel nicht gegangen, sondern
er Mattes von Flotte sagete wol zu uns pfennern uff der bürg, als
vor geschrieben stehet, das die von innungen und gemeinheit zn in
gesagt hetten, sie wolten dem capittel lieber vergunnen des handeis,
denn iemandts anders. Darauff sagte er Mattheus nun vorbas zu uns
pfennern: „das wir den handel vomemen solten, ist uns vom capittel
nicht befohlen, auch wissen wir des grundes nicht; magk kommen^
wir hetten auch des gehörs nicht, sondern wen der euer herr zum lande
kompt und alsden schult und antwort kegen einander gehen, so findet
sichs wol; wir wollen nicht mehr, denn das es in ein guttlich stehen
gebracht werde biss uff zukunft des neuen herm etc/' Das sagte uns
her Mattes von Plote« und auch herr Baltzer von Schlywen. Wiewol
das Heinrich von Ammendorff und Vinzentius die rede hörten von herr
Mattes von Plote, ob die rede den beyden wol behagte, weis ich nicht.
Auch begerten die beyde thumherren des an uns pfenner nicht, das
wir ihnen vorgunnen wolten, das sie in den gebrechen handeln möch-
ten, es war ihnen vom capittel auch nicht betohlen, wenn so viel, sie
soltens in ein guttlich stehen bringen bis uff zukunft des neuen herren
und bischoffs etc.
Uffh dinstag nach Letare (26. März) im 76. jhare wardt ufiis rat-
Bl. 133^ haus geheischet Hans Kluge, Lefyn Walttheim. Den || beyden wardt
gesaget, wie Hans Gzoch dem rathe die börunge nicht enthebe, dammb
solten sie im sagen, der rath wolde die wölköhre mit im halten. Sie
• im. ^ nfF. o Plato.
1 Hein rieh v. Einsiedel zum Gnanstein Ritter, welcher 1478—1475 einige
Male in den Urkunden der Stadt Leipzig Yorkommt Cod. dipL R. Saz.!!.
Baupttheil 3d, Vin. S. 390, 403, 405.
1476 März. 197
oanten das bömnge, aber gott weis, wovon das kam, ob man das mit
gleicher bömnge nemen mochte, oder ob man das anders sagen solte.
Otto Yon Dieschkaw, Heinrich vom Heyne ^ waren aach geheischt, aber
wommb, weis ich nicht etc.
VSn donnerstagk nach Letare (28. März) im 76. jhare waren wir
pfenner alle ufb rathaas vorbott, itzlicher bey einer marck, wiewol
das etzliche nicht kamen, Hans Seher and Hayne Brachstedt mochten
spende geben im hospital^. Da waren die drey rethe in der dömtze
von Innungen und gemeinheit und die vier pfenner, die nff die zeit im
rathe waren, nemlich Glorias Kober, Gtebhart Bichlyngk, Bran Laytze,
Lorenz Benno, die sassen auch kegenwertig, als sie dann nach der
nenen reformatio gesatzt warden^ etc. Do hab Hans Laab an and
sprach za ans pfennem: „herr bommeister and lieben freande, nach-
dem so sich die dinge begeben haben, das ir die börange habt gege-
ben and etzliche nicht, so wisset ir woll, das each äff die zeit gesaget
wardt, das viel and mancherley rede äff meinen herren von Magde-
burg, seine rethe and äff den rath giengen; wardt aach äff das mahl
gesaget, das ir each des messigetet, wurde das aber nicht gelassen»
das iemandt des hinderkommen wurde, so wurde deme das darzu nicht
kommen als vor. Nun sindt etzliche auss der Stadt, nemlich Hans
Walttheim, Peter von Michell, magister Busse Blume, die Eöptzke und
andere, die setzen bischoff Johan und andere, als seine rethe, den rath,
Innungen und gemeinheit faste zu reden kegen die fursten und stedte,
des sie sich ie nicht vorsehen betten, das sie das thun selten, wen die
ding, die vorgenommen sindt, geschehen mit des bischoffs willen, || bl133^
darumb können wir die gegen gotte, der weit wol vorantworten. Dar.
nmb mengem und plengem die; und weiten von euch pfennem gerne
wissen, ob das euer wille were, und ob ihr ihnen das auch' gestehen
wollet; wen zu S. Moritz wardt gesagt vor meinem herren und euch
pfennem, do mein herr euch die zedell liess lesen, die zum Neuenwercke
gelesen was, was Hans Walttheym gereth bette vor meinem herm,
des gestundet ihr ihm alle^'. Darauff sprach HansHeddrich: „gnediger
herr, das geschiet doch auch mit eurem willen''. Da sprach er ja zu
etc. Nun uff diese lange erzelunge namen wir pfenner gespreche und
gaben diss antwort kurtz: „hen* rathsmeister und lieben herren, so ir
1 Nach Dr. n. Qen, Tab. 60 kommt Heinrich vom Hayn schon im Jahr
1470 als P&mier in Halle yor.
2 Heine Brachstedt mid sein Bruder Johannes hatten die Capelle des Ho-
spitals St Gyriad am Claosthore, wo jetzt die Residenz Hegt, 1471 mit einem
Altare beschenkt. Er mid HansSeber waren 1476 jedenfalls Vorsteher des Hospital»
und mosten als solche zu gefdssen Tageszeiten persönlich im Hospitale anwesend
sein. Diese Einrichtung wurde erst 1625 abgeschafft. Hans Seber ersdieint schon
1460 als Vorsteher zusammen mit Paul Krebcke. VgL Dr. H. 258. Eckstein,
Das Hospital S. (^riaci S. 11. Memorialbuch begonnen 1651 durch Joh. Caesar
(Handschr. in der Clausur des hiesigen Mag.). H. Br. besass das Dorf Ringleben vor
der Stadt als Ldm d. Kl. Neuwerk.
3 VgL oben S. 188, 189.
198 Marcos Spittendorff.
uns vorzalt habt omb etzlicbe, die aussen sindt, dar sag» wir so zo.
Wir haben niemandes ausgeschickt, mengt oder plenget iemandt, das
ist uns leidt, wenn wir wissen dar nicht von, wir gestehen des auch
nicht etc/' Do hiea man die pfenner austretten, und ich Marcus Spit-
tendorff muste vor den ofScial gehen. Die pfenner wurden wieder in
die dömtze geheischt und in wardt nicht mehr gesaget etc., sondern
Matze Pegawen und Lefyn Walttheim wardt gesaget durch den raths-
meister Hans Laub, sie betten beyde gelobet vor den urfriede, das
Hans Walttheim den thun solte; wurde nun dem rathe was danron
entstehen oder schaden nemen, so wolde sich der rath, innungen und
gemeinheit des erholen an inen beyden am leybe und an ihrem gntte
etc. Mattes Pegaw und Lefyn Walttheim antwortten: ,4ieben herra,
wir haben so gelobet. Wirdt Hans Walttheim einen urfriede thusi
den sol er wol halten. Wir haben nicht gelobet, das er den thun soll''.
Da mochten sie sich mit harten werten fast undersprochen han in
gegenwertigkeit der pfenner aller, die da waren. Sondern Pegaw und
Lefyn weiten sich anders nicht weysen lassen, sie hatten auch anders
nicht gelobet etc.
B1.134' II Uffn sonabendt darnach (30. März) vor mittage wurden die andern
pfenner verbott, einitzlicher bey 5 marcken, die uffh donnerstagk (28. Man)
daroben vor dem rathe nicht gewest waren, den wardt das auch so
vorgehalten, als vorgeschrieben stehet, und ufin donnerstagk denen, die
uff die zeit verbot waren, gleich in der forme. Dieselbigen hatten
denne auch geantwortet gleicher weyse, als die erste antwort von den
pfennem ufin donnerstagk beschach. Dorauff hatte der rath gesaget»
es were gutt, sie weiten das so verzeichen. So giengen sie irer wege
wiederumb etc.
Uffn sonnabendt vigilia Palmarum (6. April) vor mittage besandte
der rath , nemlich Hans Laub und Jacob Schaffskopff , ratl^meister uff
die zeit, die bornmeister alle dreye, nemlich Älbrecht Schaffsteden,
Thomas Dugauen, Heinrich Greffen, das sie uff das rathaus kommen
selten. Do hatte Hans Laub mit den bommeistem gereth in gegen-
wertigkeit des raths, das sie mit den schöppen daranesein selten, das
das saltz höher gesatzt wurde, uff das das gutt den leuten, die das
betten, höher lauffen möchte, und das den knechten auch mehr wurde,
und faste andere rede mehr. Uff nachmittagk waren bornmeister und
^ Die haUiflche Chronik in Wernigerode enthält Bl. 284^ folgende Erzfthlung:
„Item in dem 76. jare den nechsten donnerstagk nach mitfasten (28. März) hat
der neue rath die alden retlie besant und die pfenner aUe, die inheynüsch weren.
Der neue rath unde die alden rethe seint einig worden, die pfenner zu fragen, obs
ore geheisse were oder ore rath, und obs ore bewust were, das etliche von den
pfennem aussen weren unde mengeten unde plengeten der vorigen berichten sachen
halben. .... Die Pfänner antworteten . . . ., „sie habens . . nymande geheissen,
es ist auch ore bewust nicht, sie wollens auch nymande stehen, thut imant was,
der stehe sein ebentheure . . .^^ „Item die draussen waren, das waren die Walt-
heim, Peter von Muchell, Heinrich Blume, zwene Eoptzke und noch etliche, die
man vorwar nicht wüste".
1476 April. 199
Schoppen beysammen und besandten den greffen^ und satzten das
stucke saltz uff 7 grosse g. oder 148chwertg.; der r. fl. galt 23 V2 grosse
g. oder 47 schwertg., der schwertg. gäbe man kaum 45 vor 1 r. fl.,
wen das was wenigk; aach waren 47 schwertg. besser denn 1 r. fl.,
darmnb worden sie eingetmckt anno 1476.
Wisse y das p£&nwerck war gantz böse, ich konde anders nicht
mercken denn in dem irthnm, die den machten, das ihre meynnnge
was, die pfenner gantz zu Vordrucken und zu vomichtigen, das sie
wenigk behalten solten. Denn es war darbey zu mercken, die von In-
nungen und gemeinheit || underzogen sich der regierunge des tals BL 1B4 ^
gantz; was bommeister und schöppen vor das beste namen, behagte
das etzUchen in der stadt oder uff dem rathause nicht, so musten das
bommeister und schöppen wol endem, darumb hatten die bommeister
und Schoppen wenigk macht. Wisse, das stucke saltz galt 12 schwertg.
oder 6 grosse g. oder 4 stucke einen r. fl. von weynachten biss uff
den palmabendt Ich weis, das mancher armer pfenner sein eygen
gelt zubussen muste in der zeit Man kauffte 1 schock holtz vor 8 d*
oder vor 9 d. und grüne holtz und geringe, als das zu marckte kompt ;
So war der wynter kalt, so muste etzlicher gar manchmahl 8 oder 7V2
schock oder 9 schock holtz zu einem wercke haben; hatte er den
bissweylen 7 schock, das da treuge was, so war das so viel desto
besser. Nunmercke, wen man so viel schock holtzes zu einem wercke
haben muste und so teuer, und die sole galt zu zelten in der zeit 8 d.
7^2 d. 7 d. oder 6V2 d., und auch die letzte woche vor Palmamm galt
der zober sole 6 d. Rechne nun auff, was ein pfenner vor gewin
hatte, oder wie sich die pfenner bey dem pfanwercke gebeseern kun-
ten. In meinem sinne wirdt des kein pfenner gebessert: die reichen,
die eygens gutt gnugk haben, die dancken des gotte , die mögen aus-
kommen, sondem die armen, die koth und gutt mietten müssen, die
können oder mögen nicht vorbas kommen, denn mancher hat in diser
zeit zwischen weynachten und dem palmtage nicht der arbeit mit sie-
den, das er die aussleuffte und kothzinse, pfannen und wirckerlohn und
den schlett, der darauff gehet, eygentlich nicht mögen erkriegen, son-
dem an deme zugesatzt; war es denne seyn gewin, darvon er auch
essen und trincken soll, und die grosse ebenteuer und färligkeit*, die
er tagk und nacht ^ vor feur stehen muss, und ander mehr etc. Dar-
umb was das uff die zeit wol zu mercken, das die jenigen auss Innungen
und gemeinheit, die den irthumb machten, ire meinunge so war, das
die pfenner an dem pfanwercke || wenigk vordienen solten, uff dasBLl35''
sie so arm bleiben musten und nicht uffkemen; wenn etzlicher auss
den Innungen gesprochen hatte, sie wolten die pfenner matt machen,
in feylte denn leybes oder gutts. Hatten dieselbigen wäre christliche
liebe, das weiss gott der allmechtige etc,
•> taUgkaii, ^ „nacht" feUt in der Handwhrlft.
1 Der Salzgraf Nicolaus Bodendorff ist gemeint,
200 Marcus Spittendorff.
Wisse, das off den osterabendt die sole verschlagen wardt, der
zober Deutzsch 9 d. oder ein grossen g., das waren 24 zober Dentzsch
vor 1 r. fl. Mereke, diese woche schlugen die vorschleger den zober
sole 3d. uff, des dörften sich die armen pfenner, die nicht eygen gntt
hatten, nichts fronen, sondern wen das nffs aller genaueste gerechent
wurde, so trüge es den pfennem 3 d. zu an einem wercke mehr, den
in der obgeschribenen nechsten wochen vor Palmarum, und zuvor do
das stuck saltz 12 g. galt oder 6 grosse g., wenn die pfenner hatten
an dem pfanwercke nichts. Wisse, ich horte auch sagen, dashertzogk
Ernst von Sachsen solte geschrieben haben dem capittel zu Magdeburg
nach mit£EU9ten umb die zeit, und sein beger war, das die herm vom
capittel. sich gen Halle weiten fugen, da wolde er seine rethe merck-
lieh auch schicken und die gebrechen allenthalben in rüge bringen nff
Zukunft des neuen hem. Dieselbigen schrifte wurden dem stadtschrev-
ber und Vester Becker von den capittelherm zu Magdeburg geantwcr-
tet, wenn sie waren beyde dahin geschickt vom rathe; aber do tie
beyde die abeschriften, die in die capittelherm von Magdeburg getiian
betten, hier dem rathe brachten, do wardt die schrift vor dem rathe
gelesen, darumb hatten die vier pfenner müssen abetretten, und die
andern hatten darumb gesprochen und bischen die vier pfenner do
wieder und meinten, sie weiten dem capittel wieder schreyben, sie
wüsten von keiner Uneinigkeit mit den pfennem, auch weren die ge-
brechen wol beygeleget, sie könten auch keines tages nit warten,
aber nach solcher weyse, wie die antwort gelautet hatte, als man von
etzlichen horte, wen sie schlugens abe etc.
BL185^ II Ufin freytagk nach Sanct Marx tage (26. April) anno 76 sprachen
die bommeister und schöppen nach alder, gutter gewonheit umb des tals
geschefte und wurden ein, man solte uff montagk frue, wen man zur messe
lautte, nach laute^ der neuen zedel und regierange underbussen unde
zum bome gehen, und do^ Philippi und Jacobi (1. Mai) in derselbigen
Wochen kompt, solte maus auch nach laute der zedell halten ; und des
heiligen creutzes tagk (3. Mai) feyerte man nach alter gewonheit, da
solte man uff den abendt Unterbussen, wen man die betteglocke schlecht.
So wurden des bommeister und schöppen ein. Do besandte der rath,
Hans Laub und Schaffskopff, uffh sonabendt (27. April) die bommeister
und sageten, sie selten bestellen, das man uffn sontagk und auch uff*
Philippi und Jacobi des abents, wen man die beteglocke schlüge, solte
underbussen lassen und darnach über 2 oder 3 stunden zum bomen
gehen lassen, uff das die sole so viel desto bas bestadt möchte wer-
den; auch were nicht von saltze, daramb solte man so underbussen
lassen. Das geschach auch also etc.
Uffn sonabendt nach Sanct Marx tage (27. April) anno 76 der
minderzahl wurden die drey bommeister vom rathe geheischet uSß
rathaus zu kommen, wen sie sassen nicht uff dem rathause, als ander
bommeister vor alder gesessen haben; sondem sie vorhegeten gleich-
• „nach Umte'* fehlt. » |,do" fehlt.
1476 ApriL dOl
woD das tal mit ihren schöppoi ab yor alder, aber atoo: wenn bom-
meister nnd schöppen nmb des tals gesdiefte sprachoi nnd eins wnr-
den, bdiagte das denen off dem rat^mse nidit, so sdiidiLtmi sie nach
den bonmieistem nnd sagten zu ihnen, der rath wolde, sie soltensalso
madien, das sie das den sehOppen sageten etc. Das gesdhadi den
aüsoy das war denne die nene rdbrmatio, die Hans Seile nnd die an-
dern anhnben. Uff den tagk sag^ der rathsmeister Hans Lanb , wie
das etzlidie knechte fenerwerck knifften nnd machten thenem kanfl^
das solte nicht sein ; aneh pfanwerdcte Heinrich Bhnne nnd wer nicht
n barger, er bette seinen schos nicht gegeben nnd sein redit nicht BL136'
gethan, dammb hielte in der rath yor keinen bmger. Daranff hatten
die bommeister geantwortet, es were ihnen nnwissentlich, das er nidit
ein bnrger were.
Ufih montagk (29. April) berichteten die bommeister die sdiOppen
des yorhiüdenSy das in yom rathe yorgehatten wardt yon Heinrich
Blomen. Do besandten die bommeister Caspar Becker nnd Heinrich
vom Hayne, so die seine frennde waren, nnd sagten inen, das sie ein
wissen danron betten yon Heinrich Blnmen, so bette der raüi das den
bommeistera yorgehalden nff don rathanse. Nnn sagten wir ihneai,
das sie danror gedechten, das sie nidit zn schaden damndw kernen.
Allmechtiger gott, diss war gar ein wnnderiidi dingk, Hans Waltt-
heim war zn Leiptzigk nnd magister Busse Blnme. Hans Walttheim
was der fi^rsten man geworden, und Peter yon MicheL Die försten
aJle drey hatten in und Peter yon Michel bdegen znWeymar, hertzogk
Wilhelm, hertzogk Ernst, hertzogk Albredit, sie mochten andi schrifte
an Aeia raA thnn, es half nicht Es wer den frommen lenten schwer-
lich, das sie lange zdt yon den ihren sein mnsten, wiewol sie betten
mocht herwider in die Stadt kommen, das werete inen nionandt, wen
wommb? Ni^nandt hatte sie heissen hinaus zihen, aber in den wun-
derlichen leofiten , do die yon innnngen nnd gemefaiheit mit den pfen-
nem gemeine so seltsam nmbgiengen nnd wolten die pfenner znkdner
reditlichen antwort oder entschnldignn^ nicht kommen lassen, sondern
mit dgner grosser gewalt sie yorümckten nnde zwnngen, yermntte ich
mich , es m(k^te Walttheim zoyoran weh thnn , das er so jemmerlich
ohne rediüich eriLcntnnss solte gennehrt werden; nnd dammb, meine
ich, das er dammb so hinanss zöge | zn seinen freunden, das er sein BL186^
gemnte ein wenig wider erfrischte, aber dammb nicht, das er anssen
wolde bleiben. Sondern die yon Innungen nnd gemeinheit uff dem rat-
hanse waren gar grimmich, do er weck was, und etzlicher meinte, sie
hetten sich des yor besorget, das er weck kommen möchte; betten sie
sich des yermutet, er solte die dingk yorurfrydet und auch yorburget
han. Und die dingk möchten so limtbar werden, und Walttiieym und
die andern mochten sich auch daryor besorgen und blieben so ausseui
ob das der liebe gott anders schi<^eu wolte. Diesdbigen, die dieser
dinge heber und lengher waren alle die zeit , was yor sdurift oder
sonst an sie langete yon den gebredien, das sie möchten in rüge
^2 Marcus Spittendorff.
kommen, dar frageteil sie wenig nach, wenn sie waren gleich hdh
matigk und sehr frevelig'. Den thnmherren za Magdeburg wardt ge-
schrieben von den forsten, sie selten die dingk in rüge brengen; die
thnmherren schickten die brieffe auch dem rathe. Dieselbigen briefie
möchten alsdan die achte von innungen und gemeinheit , die dis yor-
nemen angehoben und uff sich genommen hatten, lesen lassen nod
machten das also mit den thnmherren, das sie bey allen ihren ange-
hobenen vomemen bieben und woltens zu keinem handel kommen
lassen. Hans Hedrich, Hans Seile, Hans Laub, Peter Schaffkopf, Jacob
Weissack, Schlegel, Ludicke Pfanschmiedt, Lorentz Prel?ntz, die achte
waren dye haupt; der stadtschreyber Michel Marschalck was der ge-
ringste nicht. Heinrich von Ammendorff war heuptman zum Gybichen-
stein, der war ir oberster, und der machtes bey dem capittel nietch alte
ihren willen, Vincentius und der alte cantzler als woll. Wir armen
pfenner waren gantz von den allen vorlassen, gleicher weyse als die
Bl. 137 ^ kinder Israeli übergeben |i waren in Egipten, do sie der königk Pharao
alle töten wolde, und gott der allmechtige durch seine grundtlose milde
und guttige barmhertzigkeit sie scheinbarlich von den grausamen, an-
milden tyrannen erlösete. So hoffe ich, der allmechtige, barmhertzige
gott hat uns pfenner auch erlöset von dem bischofie zu Magdeburg,
genant hertzogk Johan von Beyern, der ein bischoff was zu Monster
gewest, der einen unmilden sinn zu uns armen pfennern mochte haben»
und gott der allmechtige in von dieser weldt zu seynen gnaden nam
und erlösete uns armen pfenner von dem jammer, dazu her uns bette
mocht brengen, als man nach seinem tode erfahr seinen willen. Kon
magk uns pfenner der allmechtige gott noch erlösen von allen nnsem
feinden, die da noch leben, wen wir seiner grundlosen barmhertzigkeit
des guttlich und wol zutrau'en, wen der allmechtige gott nie keinen
rechtfertigen underwegen hat gelassen, so hoffe ich, wir pfenner wer-
den auch noch zu rechte kommen etc.
Wisse, uff den sonabent vor unsers herren himmelfarts tage (18. Mai)
do wurden die drey bornmeister nffs rathans geheischet, und die vier
vorschleger waren auch da. Do hatten die vorschleger dem rathe müssen
berechen, und die bornmeister musten zuhören. Aber die bornmeister
meinten, es were nicht noth, das sie zuhören selten, die vorschleger
wysten wol, wie ihr eydt hielte; aber es half nicht, sie musten zuhören.
Do hatten sie vorschlagen, das wir gewunnen an einem wercke 3 schwertg.
über allen schlett. Do hatte Hans Laub gesprochen zu Gzyliax Ber-
walde und den andern vorschlegem, sie selten uns fortmehr 9 d. zo
verdienst geben an einem wercke und nicht mehr; wurden wir** dar-
auff reden, so solte er uns nicht mehr als 6 d. geben; wurden wir des
31. 137^ dann noch nicht lassen, so solte er uns nicht || mehr denn drey d. uffs
werck geben. Dorauff solte er gantze macht haben, wie ers mochte;
so wolten sie ihn vortedigen mit leybe und gutte etc.
Uff die mittwoche unsers herren himmelfart abendt (22. Mai) li^a
1476 Mai. 203
der biflchoff von Merseburg zwene wagen mit eimbeckiscken biere uff-
halden, die gölten gen Halle, und fürten das gen Merseburg. Der fuhr-
mann kam in die Stadt and sagte das dem rathsmeister Hans Laube
und Jacob Sehaffskopffe. So schickten sie die diener hienauss und
Hayne Leuder, der ein meister in der Moritzphar war, und Donatt
Teybecka, der zuvor das jhar meister gewest was zu S. Gerdrauten
pfarre, der was auch mit geschicket, und dieselbigen selten besehen, wur
die bierwagen angegriffen weren*. So kamen dieselbigen bey der nacht
wieder etc.
Uff den obgeschrieben tagk (22. Mai) waren die thumherren von
Magdeburg gen Gybichenstein kommen ihrer viere, und nicht die jeni-
gen, die vormals hier waren, sondern es waren andere, aber Vincentius
war gleichwol mit ihnen etc.
Der rathsmeister Hans Laub und etzliche mit ihme waren denselbigen
tagk uff die bürg geritten zu den thumherren und hatten ihnen das ge-
daget, das der bischoff von Merseburg die bierwagen so weck getrie-
ben hette, und meinten nachfolgen mit macht und wolten die wider
holen. Do mochten ihn die thumherren geantwortet han, sie konten
darauff nichts sagen, inen were vom capittel auch nichts befolen, wolden
sie es aber haben, sie woltens gerne an das capittel schreyben. So moch-
ten sie das dem capittel schreyben. Die thumherren hatten gesprochen
zu Hans Laube und den andern, sie betten eine werbungk von des
oapittels wegen an sie zu thun, wen sie das gethan und geworben
h^ten, so were ihnen nicht mehr zu thun befohlen etc.
II AUmechtiger gott, welch wunderlich dingk war diss! Die besteti- Bl. 188*
gnnge des neuen bischoffes, des jungen hertzogen von Sachsen, der ge-
koren war, verzogk sich lange. Etzliche sprachen, er were bestetiget,
etzliche meinten, der bapst Hess es nicht zu, er were zu Jungk, etzliche
sprachen, der von Mechelburg solte bischoff werden^; das were denne
etzlichen leuten sehr lieb in der Stadt gewesen. Aber wir pfenner hoff-
ten, das der gekome, der junge herre von Sachsen , bestetiget und ein
bischoff zu Mi^eburg bleiben solte ; denn wir hatten grossen trost und
Rauben zu ihme und zu allen herren von Sachsen, das sie gar ehrliche,
uffiichtige herren und fursten sind und niemandts gerne vorwaldigen,
sondern die ihren alle ie gerne zu rechter und rechtlicher antwort und
reden kommen lassen. Darumb war das unser grosse hoffnunge, das
wir pfenner auch noch zu vollkommener antwort kommen wurden, wen
der herre bestetiget wurde, darumb hatten wir gar gros verlangen ; aber
anser widertheil wolden uns armen pfenner zu rechter volkömlicher
1 Nach einer gütigenMittheilungdesHerm Geh. Archivraths Dr. Lisch in Schwerin
kann es sich nur um den Herzog Balthasar (1451-1507), den Bruder des re^erenden
Herzog Magnus, gehandelt hal^n, welcher 1471 zum Administrator von Hildesheim
postuliert war, 1474 Administrator des Bisthums Schwerin vrurde und 1477 zum
Bischof von Haiherstadt in Aussicht genommen ward. Rudi off, Meckl, G^eschichte
n. S. 806, 808, 822.
204 Marcus Spittend<»rff.
aniwort nicht kommen lassen und trackten uns jemmerlich. Doch ist
gott der aUmechtige mein grOsster trost und aller frommen getreuen
hertzen, wen er wU seine handt über uns beigen, so wirdt das wol
anders, ob gott wil. Deo laus et honor! Geschriben ußh Asoensioms
Domini (23. Mai) im 76. jhare.
Uffh freytagk nach Ascensionis Domini (24. Mai) im 76. jhare vor
mittage lantte man die rathsglocke, und der rath was uff dem ralhanse
mitsampt den meistern und besauten die 3 bommeister und sprachen
zu ihnen, sie solten mit den schöppen das talgericht bestellen, das die
BL 138^ neue bornmeister kiesen solten nach Inhalt der zettel, die sie in |t ge-
geben, nemlich den obersten bommeister unter den pfennem und einen
aus den Innungen und einen aus der gemeinheit. Das wolden sie auch
so haben, des weren die 4 vom tale, die bey ihnen im rathe sassen, so
mit ihn eins, denn sie musten wol; sie sagten, sie betten keine ent-
setznnge. Auch beschlossen sie dis, das innnngen und gemeinheit ver-
hott wurden, ein itzlicher zu seines meisters haus ; da solten diese din^
vorgegeben werden, das sie in den Innungen und gemeinheit etzliche
kysen solten und denen volmacht geben, ob die köre nach Inhalt der
Zettel so nicht geschege, wie maus mit derselbigen dan halten solle,
die der köhre zu thun haben etc.
Uff denselbigen freytagk (24. Mai) schickten die thumherren, die zum
Gybichensteyne waren, den gleitsman und seinen schreyber oder kuchen-
Schreiber, was er was, in die Stadt, und lies alle die besetzen und be-
kümmern, die unter dem bischoffe von Merseburg waren; auch was
sein kuchenschreyber in der Stadt gewest, der muste auch geloben in
die herberge; auch was der schloswagen von Lauchstede und hatte
ein fuder saltz geladen, der wardt auch bekümmert etc.
Des schultessen frone bekümmerte, und der schultes war nicht be-
stetiget noch eingeweyset durch die frirsten von Sachsen, das gerichte
war auch nicht ganghaftigk.
Uffn donnerstagk Ascensionis Domini (23. Mai) nach der vesper
waren die achte uff der bürg bey den vier thumherren, aber ich ver-
name nichts guttes, das uns pfennem zu heile solte konunen noch zur
zeit. Der liebe gott wolde das dennoch anders schicken , den die ca-
pittelherren lissen sich zu sehre mercken etc.
Uff denselbigen freytagk obgeschrieben (24. Mai) uff denabent umb 4
oder zwischen 5 kam hertzogk Erasts von Sachsen botte und brachte dem
rathe einen brieff, bommeistem und schOppen und den pfennem auch
Bl. 139^ II einen brieff, dem heuptman Heinrich von Ammendorff auch einen
brieff. Nun die bommeister waren von stundt uff das rathauss ge-
gangen und den rath gebeten, das sie in wolten erleuben, das sie die
pfenner zusammen möchten vorbotten , und in des forsten brieff, . der
inen zugeschickt were, möchte gelesen werden. Do hatte der raths-
meister Jacob Schaffkopff in nicht wollen erleuben, sondern sie solten
uff morgen sonabent wieder vor den rath kommen; wen der ander
ratbsmeister Bans Laub was uff die bürg geritten und gefaren mit
im JanL 205
Hans Seilen, Hedriche und dem stadtschreyber nnd hatten ihren briff
den herren vom capittel gezeiget. Nun uff den morgen gingen die
bommeister wider affs rathaus zwischen 8 und 9, aber sie mochten
anders nicht erlangen, den sie solten kysen nach laut der zettel, das
wolde der rath gehabt haben ; stunden die schöppen uff dem kirclüiofie
za Unser Lieben Frauen und warten der bommeister. Da sach ich
Marcus Spittendorff, das die bommeister vom rathause kamen und
giengen zu den schöppen auff den kirchofi; was sie da berichteten,
weis ich nicht Der greffe Niclas Podendorff gingk auch uff den
kirchoff, so gyngk ich Marcus Spittendorff' in mein haus. Von stundt
pfiffen die hausleute auff dem torm und hatten zuvor gesturmet, so
stehe ich in meinem fenster und sehe so kommen geritten herr Hein-
rich von Eynsiedell und Nickel Pflugk, der fursten reth^ von Sachsen,
nnd ritten vor dem rathause hin durch die schmeerstrasse in die
herberge etc.
Wisse uffii sonabendt (1. Juni), ehr die köhre geschach, gingen
die bommeister mitsampt den schöppen vor den rath und sageten in
von dem brieffe, der inen gesandt was; wolte es der rath ye haben,
bommeister zu kiesen nach laut der zettel, so musten sie das so thun,
denn sie || weren burger; wurde in aber etwas daramb under äugen Bl.lB9^
stehen, das sie sich auch vertedigten. Darauff hatte Hedrich geant-
wortet ja, das were billich, und die andem hatten do alle ja gesaget.
Do mochte inen der rath gesaget haben, das sie bommeister köhren
nach laute der zedel, die uns geantwortet were, da wir eingegangen
weren, auff das sie und nicht wir darzu vorder zu arge kommen dürf-
ten. Gott weis wol, wie wir pienner darin gingen in die zetel, wen
man mich noch in die themnitze setzte als vor und zwenge mich mit
gewalt als uff die zeit, wir musten wol darein gehen. Do gingen sie
ufi den kirchoff und damach in die banck und thaten die recht zu
der banck und giengen in die köhre, nemlich Heinrich Trackenstede,
Hans Gottschalck, Hans Seher, Bastian Granheyde etc. und koren neue
bommeister, Paul Wittemberge von den piennem, Johan Brantzen
auss der gemeinheit und einen holtzschuchmacher, genant Hacke, der
wonte in der kleinschmiden, aus den Innungen. So geschach die
köhre , so gieng es den von Innungen und gemeinheit nach alle ihren
willen, wie sie das haben wolten ; so muste das einen fortgangk haben,
ich sach, sie bieben auch darbey. Man sagte uns pfennem von grossem
tröste*, ich weis aber nicht, wen der konmien soU etc.
Uff nachmittagk waren die capittelherm Heinrich von Ammendorff
und Vincentius zu Nickell Pflugk und her Heinrich von Einsiedell
kommen in ihre herberge und waren eine gutte weyle bey ihnen. Uff
den abendt gingen etzliche des raths, Hans Laub, Hans Hedrich, Hans
Seile, Peter Schaff köpf, Vester Becker, der stadtschreyber Michel
Marschalck auch zu der fursten rathgeber; was das gewerb was, weis
ich nicht, «^sonder her omnes sprach, die rathgeber betten geworben
« M. S. >> mth. « trifte. ^ ,3ond«ni.'* vor ,,wiider'**
208 Marcus ^ttendorfi.
gnnnen, das das lehen seinem baten herr Eychharde, prediger zu
Unser Lieben Frauen, nmb gottes willen möchte gelyhen werden, so
er auch eines bnrgers söhn mit were, das wolte er nmb sie alle ver-
dienen. Die acht manne sprachen dammb und gaben eintrechtiglich
ihren willen und volwort darzn, das man das lehn herr Eycharde solte
Bl. 141 ^ leyhen || mnb gottes willen, man solte inanch besenden und das so volfiiren.
So begab sichs, das herr Eychart stund nff dem predigstole and
predigte, das er nicht kommen konte, so wardt das so verlassen, sie
wolten nachmittage wieder znsanmien kommen und herr Eycharde be-
senden nnd ihme das lehen leyhen. Ulf nachmittagk was der rath off
dem rathanse nnd Hans Seile auch, do hatte Hedrichs bmder erfahren
den beschliss, das sie das lehn herr Ejchardt wolten leyen; und er
ging* nffs rathaas zu seinem bmder and sagte deme, das der möchte
das fortbrengen ; so wardt das vorhindert, and kam eynfall, man solde
es herr Hedriche leyen , and die zwene, Hans Seile and Karle ^ moch.
ten von herr Eycharde tretten and woltens ihme nicht leyen. Und die
acht manne meinten and sprachen, Hans Seile hettes gebeten vor seinen
baten herr Eychardt, sie weren des auch so ein, man solde ime das
leyhen; der rath wolde das nicht, man solte es Hedriche leyhen, er bette
gros amb der Stadt willen gethan, and besandten die acht manne von
S. Ulriche afis rathaas za kommen and hatten viel leidens, die acht
manne wolten ihrer wort nicht wider kommen; sie trieben^ so viel mit
etzlichen, das man den acht mannen arlaab gab. Und Hans Seile and
Earll von Einhaasen antwortten ihre schlassel von sich den pfarhem
za S. Ulriche and wolten nicht mehr alterleate sein, darnach wolden
die beyde die schlassel wieder haben. Do sprachen etzliche pfarleate,
sie betten die schlassel von sich geantwortet, der weren mehr leate den
sie; do meinten die beyde and auch ander, die in beyfall thaten, sie
betten das in keinem zome gethan; so wurden in die schlassel wieder,
und machten, das sie beide alleine das lehn herr Hedriche legen, und
B1.142* herr || Eychardt muste nachbleiben, wiewol das bereit eintrechtigk be-
schlossen was, das man im^ das lehn umb gottes willen leyhen solte etc.
Uffh dinstagk in pfingsten (4. Juni) anno 76 do die vesper gesun-
gen, was der gantze rath uff dem rathause und besandten etzliche pfen.
ner, die pferde hatten, und baten, das dieselbigen in wolten leyen pferde
und knechte, rustigk in ihrem hämische, wen sie gewackt wurden, das
sie ußs rathaus kemen. Auch besandten sie die wagen hatten, dar
sassen fhsslente uff. Von stunde do der seger 6 schlüge, wurden die
thore alle zugeschlossen, und zu sieben Hess man wecken. Do fuhren
und ritten sie vor das rathaus, uff des segers 9 zogen sie aus in der
nacht und zogen aus zu dem steinthore nach Trote über den fort umb
Saltzemunde^, da hatten die trabanten imfelde gehalten, und die reysigen
• „gloff" faUt. b „de trieben" doppelt « In.
1 K. y. Einhaasen.
^ Dorf Trotha nMQich von Halle, SalzmOnde nordwestlich davon.
U16 Jörn. ^
möchten vorbas sein gezogen und kamen uff die mittwoche wider nmb
des segers 10 za mittage. Dem beaptmanne uff der barg was verbott-
Schaft, dar weren yiel hoffewerck* bey einander nach dem orte, so
möchte er sich besorgen, und zogen so hinaus, aber sie vemamen nie-
mandts.
Uff denselbigen pfingstdinstag (4. Juni), do die diener ufts rathaus rit-
ten, und Schlegell, der ein heuptman was, und die andern, die gebeten waren,
sammeten sich und solten weck reiten und fahren, da möchte Schlegel
der heuptmann mit Hans Schützen dem wepener sein uneins worden,
imd Schlegell mochte Hans Schützen uff dem rathause geschlagen haben ;
80 bleib Hans Schutze daheime und wolte mit Schlegel nicht über
feit reiten, wiewol sich Hans Schutze Schlegels entsatzt bette, wenn
er wolte es uff dem rathause nicht thnn. Worumb? Schlegel war mehr
nff die zeit gebort, U denn Hans Schutze, aber Hans Schutze war gar B1.142**
ein endtlicher, bederber, rüstiger und auch vorsichtiger hoffeman, denn
Schlegell, gleichwol geschach diss etc. Schlegell hatte Hans Schutze
kampferdigen** geschlagen mit einem hammer uff das heupt, das ihme das
blutt über die wangen geflossen was, darumb magk man merken, wie
es zugehet bisweylen mit gewaltigen leuten : uff dem rathause ist horch,
friede^; wer, das einer den andern uberhohmutiget oder schlecht, dem
solte es wol das heupt gelden, aber do es Schlegell that, dem ging es
vor gutt auss und trüge im keine busse, denn er was der jhenige einer,
die die pfenner umb handt haben konnden.
Uff sontagk Trinitatis (9. Juni) giengk Grösse Conen dochter zu
S. Kunigunden ^, und ein geselle, genant Scharffenstein, was ein edel,
man und ein diener zu Halle, ein schütze, der war mit der selben junck.
frauen wol bekant, der ritte der Jungfrauen nach oder yor, weis ich
nicht eygentlich; so sitzt die Jungfrau hinder im uffs pferdt und reiten
gen Gerbstedt^ in das closter und lassen sich zusammen geben, das es
niemandt wüste, weder die mutter noch Schwestern oder freunde der
junfer etc.
Uffh montagk nach Trinitatis (10. Juni) des morgens umb 7 waren
die pfenner zusammen in Pauli Wittembergers hause und sprachen umb
clas scbos, da geschach kein gespreche, denn irer war wenigk etc. Uff
denselben tagk umb 12 waren Innungen und gemeinheit auch bey ein-
ander, ein itelicher zu seines meisters hause, auch umb das schos, da
weiten sie uff einen hauffen zusammen, dieselbigen etc.
Vffn freytagk nach Corporis Christi (14. Juni) waren die von in-
* hoffenwerok. ^ ttC«mp" h. H. ^^htttzenf Cnmpen** m. H. Vgl. Oetohlcfittblätter
f. St. u. L. Magd. ym. 121.
i Diesen Frieden des Rathanses nehmen die Willküren mancher SUdte aus-
dracklich in Schutz, so z.B. die der Stadt Salze vom Jahre 1470 und 1589, vgl. Die
'Willküren der Stadt Salze von Winter in den Gcschichtsbl&ttem für St. imd L.
Magdeburg J. Ym. S. 116, 127.
3 Das dem deutschen Ritterorden gehörige Hospital mit der Kirche der hei-
ligen Conegnnde ist gemeint, Dr. I. 827£
s Das Jungfrauenkloster S. Johannis Baptistae.
Owifhlflhtiq. d. Pr. SMdMen XL 14
L
210 Marcus Spittendor£
nangen und gemeinheit bey einander alle uff dem rathaose aoff einem
hauffen, aber wir pfenner gehorten zu ihnen nicht.
Uff denselben freytagk waren die pfenner auch beysammen zu des
bommeisters Pauli Wittembergers hause; unser war aber wenigk, irer
waren viel zu Magdeburg zur ablas.
Ufin sonabent Yiti (15. Juni) hatte hertzogk Ernst von Sachsen
abermals einen mercklichen brieff geschriben an || den rath von wegen
BL 143* des irthumbs, das der bette mögen berugen, und auch von Hans Waltheime
und Peter yon Michell, seinen gehuldeten und getreuen, das die wol
ein sicher geleite solten gehabt haben, und der briefi war etwas stumpf
gewest in seinem laute, das die forsten von Sachsen nicht willigk waren
uff den rath etc.
Uff den montagk (17. Juni) beschickten der rath die achte , die
diesen irthumb hielten, und die andern dreissigk oder wie viel der
war, die ihn zu hülfe gegeben waren auss Innungen und gemeinheit;
was die beschlossen uff den brieff, weis ich nicht. Wir pfenner waren
gleich geachtet uff die zeit, als ob wir uns vorbusset betten, es waren
auch viel fromme leute in der stadt, die uns alles guttes gunten, denen
diese dingk sehr leidt waren, die durften nichts darzu sagen, sie
forchten sich, es möchte ihnen gehen, wie es uns pfennem giengk oder
gegangen was; denn die diese dingk trieben und vorhingen, die hatten
die unvomunftigen so sehre zu ihn gezogen und angehalten, das die
gantz ihrer unvomunft gebrauchten und beriffen die frommen leute,
die es gerne gutt betten gesehen, das sie gleich stille musten schwey-
gen und Hessens gehn, wie das wolte etc.
Uff die mittwoche post Viti (19. Juui) waren die pfenner aber zu
des bommeisters haus und sprachen umb das schos und gaben den
bommeistem diese antwort: wir wissen wol, der rath kan den schos
nicht emperen, sondern wen sich der rath in diesen stucken guttlichen*
beweiset, so wollen wir guttlich umb einen schos sprechen. Zum
ersten das bier und brott geregirt und gesatzt werde nach inhalde
der wilkihr, das das gemeine volck so sehre nicht beschweret werde
durch theuren kauf; das ander: die bierhem uff dem rathause, die
Bl. 143^ sollen kein gelt davon nemen, der rath oder || die kemmerer sollen
den auch nichts darvon geben, sondern sie sollen das umb des gemeinen
nutzes und besten willen thun; als die bommeister haben viel mehr
arbeit denn die birhem, und gebt denen nichts, darumb sol man den
bierherren auch nichts geben. Das dritte ist: die stadtknechte sollen
von den thoren bleyben, das ist vor langer zeit im besten vorgenom-
men, sondern so es mit denselbigen uff viel ausgeben leuft, so were
das unsere meinunge, das alle der schlett uff dem rathause nachbleibe,
und man^ niemandes nichts gebe weder holtz, haw oder geschencke, noch
nichts, sondern ein yderman, der gekoren wurde, da sesse umb gottes
willen , uff das ein gemeine gutt so viel desto bass zunemen möchte,
sondern umb den hämisch zu besehen und kom zu keuffen, das ist
wieder uns nicht etc.
* ,4attUob«n** ontentriobea. ^ nnuui" eingeschobeii.
1476 Jnoi— JnlL 811
Üflf den fireytagk nach Viti (21. Joni) waren wir pfenner aber
bey einander amb das schos, do sprachen die bommeister, sie betten
die stocke an den rath gebracht, da wolde sich der rath innen be-
weysen, wenn sie sessen ie bey ihren eyden, so wolden sie anch vleis
darbey thnn. Do wurden wir pfenner des so znfirieden und gaben das
nnsem bommeistem and dem rathe, sie nemensnff ihre eyde, und mech.
tigten sie eines geschosses, doch also: worden die meister was neoes off.
bringen, so solten die bornmeister aoch das wieder an ons bringen etc.
Die andern parten waren aoch alle bey einander, ein itsdicher m
seines meistere haoss etc.
In demselbigen jhare 76 nach pfingsten ond omb Viti (15. Joni)
bis^ Johannis^ was aber gros laoffen von viel yolcks, kleine ond gros,
ionckfraoen, fraoen ond manne aoss Francken, aos Döringen, ond
giengen zor Wilsenach ond giengen hier dorch Halle in langen reihen
ye zwey bey einander ond songen etc.
Wisse, gar mannich<ige rede gingen irre in der || zeit, ehe doc- BL144*
tor Weissenbach ond Moritzios Schenaw wider von Bom kamen mit
dem^ palliom: etzliche sprachen, der pabst wolde den jongen hertzogen
von Sachsen schlecht nicht bestetigen, denn er were zo jongk; etzliche
sprachen, er wurde bestetiget, der babst hette es hertzogk Albrechten
perschönlich zogesaget ond graff Waldemar ond doctor Weissenbach^
er wolde in bestetigen, ond mancherley rede, die mehr giengk. Son.
dem die barfossermönche mochten &8te schrifte kriegen yon Bome,
dorch weme oder welche weyse weis ich nicht; non etzliche, die mit
den barfossem zo schicken hatten , aoss der gemeinheit ond aos den
innongen, die erführen solches von den barfossem, das der jonge herre
von Sachsen, der gekoren was mit eintracht, das der nicht möchte
oder solde bestetiget werden. So was es, etzliche, nemlich die pfenner,
hatten grossen vorlangen ond hoffeten, er solde bestetiget weitlen, so
das onser Sachen alsden off andere ond bessere wege kommen möchten.
Wenn wir hoffiten gleich als die lieben altveter in der vorbörge der
hellen nach ihrer erlösonge, so hofften wir aoch nach friede ond nach
eintracht, denn wir pfenner waren gleich als verachte leote gehalten
von den obersten, die in der zeit ond off die zeit zo Halle regirten,
ond die sich der gewalt onderzogen etc.
Uff den sonabent nach Udalrici (6. Joli) verkondiget man das ge-
schoss vom rathaose, ond off den nachmittagk waren die achte off dem
rathaosse etc.
Uff die mittwoche nach Kyliani (10. Joli) off die siben fratres^, do
fest was zom Neoenwercke, onter der hohmesse, do man Agnos Dei
sanck, viel ein jonger oben von den bretem, die gepatronert* sindt im
kohre, denn der kohr noch die kirehe was nicht gewelwet, sondern
mit patronenbretem bekleidet, da viel der junge dorch ond viel sioh
todt II ond was einer kremerin söhn, die was eine wittwe, ond d^BLl44^
man hies YerekeU, weil er lebet etc. anno 76.
14*
212 Marci» ^ttendorft
Nidas Elöptzk war ein möllenvoigt zu Magdeburg in diesen ir-
ihamby als hier geschrieben ist, und er reit gen Magdeburg in sein
ampt ungefehrlich nmb Petri Pauli (29. Juni), und sein bruder bleib
hier und verhegte ihme sein pfanwerck, und seine hausfran mit ihren
kindem bieben auch hier in seinem hause und wartten ihrer namnge.
Der rath uff die zeit hieschen EJeptzk uffs rathaus, und hatte imHims
Laub, der rathsmeister, gesaget, sie wolden in nicht vor einen burger
haben, aber ELleptzk bekümmerte sich des nicht und reit gen Magde-
burg uff den möUenhoff und bleib gleichwol ein bui^r zu Halle.
Wisse, gar mancherley rede wurden gerett in diesem irthumb; wir
pfenner hofften, die stedte, mit den die von Halle im bunde sindt,
und sonderlich die von Magdeburg soiden gros bey uns thun, aber ich
vemam noch zur zeit nicht; ob das der liebe gott über uns vorhiengk,
weis ich nicht etc.
Uffh donnerstagk Jacobi (2ö. Juli) anno 76 zogen etzliche des
raths von Halle, nemlich Hans Laub, rathsmeister, Pauli Wittembergk,
bommeister, Vester Becker, der beckermeister , darzu Hans Hedrich
vom alden rathe, gen Helmstedt zu den ehrlichen stedten, da wurden
sie hin vortaget etc.
Uff S. Jacobi (25. Juli) zogen die capittelherren von Magdebuig,
herr Baltzer von Sliwen, herr Mattheus von Plotte, Yincentius zu hertzog
Ernste von Meyssen gen Dresen und kamen uff mittwoche nach Jacobi
(31. Juli) wider uff den Gybichensteyn und sagten warhaftigk zu et-
lichen, das der neue gekome herre zu Magdeburg, hertzogk Ernst, ein
bischoff were. Der heuptman Nickeil Pflugk hatte es dem rathe zu
Halle auch geschrieben und verkündiget kaume 2 oder 3 tage zuvor,
Bl. 145* II aber etzliche gleubten das nicht. Diese schrift hatte doctor Weissen,
bach geschrieben an hertzog Ernst von Sachsen, wie es umb die
confirmation was des neuen gekomen bischofs zu Magdeburg, des
jungen herren von Sachsen etc. : Durchleuchtigster, hochgebomer forste,
gnediger, lieber herre, mein unterthenige, gehorsame dienste sein euer
f. g. alzeit bereit. G. h. ich hette vorlangest euren gnaden gerne ge-
schrieben und zu erkennen gegeben gelegenheit, der postulation meines
g. h. hertzogen Ernsten, euer gnaden sons, belangende, so haben sich
die dinge bisher in einen solchen vorzugk geschickt, das ich euem
gnaden nichts beschlissiichs davon habe wüst zu schreyben ; itzunt aber
so das sterben zu Rom so mercklich hat uberhandt genommen, das
pabst und cardinal und das meiste teil , die dem hoffe zu Rom folgen,
von Rom weichen wolden, haben die mit mir enpfhel gehabt haben
und ich einen tagk zuvor erlanget, das der bapst dem capittel durch
einen brieff befielt die administration mit rathe und volwort des po-
stulaten, und das capittel nicht zu thun habe* ohne seine volwort und
rath der uberschreybungk seiner heyligkeit, durch^ einen briff an die manne
des stifte zu Magdeburg, das sie dem postulaten sollen pflicht und ge-
horsam thun, in aller masse als sie einem ertzbischoffe zu Magdeburg
Bchuldigk sein zu thun^ und ob er bereit <^ zum ertzbischoffe bestetiget
• haben. ^ »,diiroh*' fehlt. « vndt.
1476 August 213
•
were, desgleichen an nnsern herren, den römischen keyser, mit der
erzehlonge , wie er dem capittel und nnterthanen geschriben und be-
fohlen habe, inermanend, dem postolaten auch zn vorleyhen, also viel
im zustehe, dadurch friede gemacht und gerichte mögen gehalden wer^
den, darnach einen brieff an euer g., d^^ynne seine heyligkeit euem
gnaden den stift befilet, biss so lange er || durch bequeme weyse den BL145*^
postulaten dem stifte zu yorweser geben* konde. Schreybet auch dar-
nach dem postulaten : gnediger herr, wir haben in derselbigen Sachen
nicht mehr zu dieser zeit mögen erlangen ; bapst und cardinal yormei-
nen, wir haben zu dieser zeit erlanget, das wir Sicherheit haben, das
uns das stiitnymmer entwerden kan, mit erbietunge yiel gutternach-*^
wort, das wir^ dan euer gnaden weiter unterrichten wollen, so wir zu
eueren gnaden kommen etc. Gegeben zu Äquapendent^ am dinstage
Visitationis Mariae (2. Juli) under meynem insigill anno domini 1476
Johan Weissenbach, euer gnaden gehorsamer. An hertzogk Ernsten
von Sachsen etc. geschriben.
Vor Laurentzii (10. Aug.) was er Johannes Stöel, Walttheims prie-
ster, uff dem rathause yor den schosherren und wolte schos yon seines
Junckern wegen geben, so woltens die schosherren nicht yon im uff-
nemen, do hatte er sie ermanet, das sie des eindechtig weren, das er
inen den schos yon Hans Walttheims wegen bette gebotten , denn er
wolte das gar eigentlich beschreiben, zeit, stunde und stette etc. 76.
Dffn montagk nach Laurencii (12. August) rietten die yon Halle
gen Alsleben^. Da hatten sie die capittelherm hinyortaget, da moch-
ten des Stifts manne auch sein. Die capittelherren hatten begeret an
des Stifts graffen, mannen, auch an den yon Halle, das sie selten feindt
werden den jhenen, die das stieft raubeten und brenten. Sie hatten
audi gesaget, hertzogk Ernst und hertzogk Wilhelm wolden auch feynde
werden, sie wüsten auch anders nicht, marggraff Albrecht^ wurde es
mit den fhrsten halten. So hatten die yon Halle dem capittel zuge-
sagt, sie wolden feindt werden etc. Uff denselbigen tag^ riten die
yon Halle gen Berenburg uff die kalckgrube ^ gen die yon Magdebnig.
Do berichteten die yon Halle die yon Magdeburg, || das sie den capittel- bl 146*
• gegeben. *> naebt. « „wir"* fehlt
1 Aqoapendente (Acnla), Stadt im ehemaligen Kirchenstaate westüch von
Orneto.
3 Alsleben an der Saale.
> Markgraf Albrecht Achilles Ton Brandenburg.
* Wenn in YorEeiten die von Halle tageten oder Znsammeiikonften hielten,
Coofoederation machten oder mit den Bimd^enossen tractirtea, hielten sie diesen
modnm: mit denen von Leidig zn Grossen Engel, mit dem Bischöfe von Merse-
barg bei Anmiendorf an der Höhe, mit den Herrn zu Mansfeld zu Bennstedt, mit
denen von Aschersleben zn Besenstedt oder zn Alsleben, mit denen von Bfagdebnrg
bei Bemburg an der Steingmb^i oder Kalkroeen oder bei Walde (Waldau), mit
denen von 2^bBt zu Cöthen, mit denen zu Anhalt zu Wiske (Wieskau) am Fürte
(!), mit öeoea von Braunschweig zu Halberstadt oder zu Quedlinburg, mit denen
von d^ Naumburg zu Merseburg oder zu BöHtz. Kresse, Annalenl. BL 176*^
214 Marcus Spittendorft
herren zugesagt betten, das sie wolden feindt werden. Doranff hatten
die Yon Magdeburg geantwortet, ibnen were nocb vom capittel nicht
vorgehalden, ancb knnten sie so leicbtlich nicht feindt werden, denn
sie mnsten sich der lande faste nebren , dammb mosten sie das bas
beratben. Die von Halle hatten denen von Magdeburg darselbst zn
Bembnrg ancb zngesaget, als sie denn vormals zu Helmstette ihn
und andern stetten getban hatten, das sie den tagk zu Bremen uff
Bartbolomei (24. Aug.) mercklicb besuchen wolden. Aber ufin Arey-
tagk nach Assumptionis Mariae Virginis (16. Aug.) wurden die drey
rethe uffs ratbaus gebeischet vor mittage. Aber von denen vom tale,
von den beiden alten rethen, war niemandt, denn Hans Busse, Bastian
Grnnbeyde und ich Marcus Spittendorff% sonst die von innungen und
gemeinheit auss den alten rethen waren starck droben. Do berichte
uns Hans Laub der rathsmeister, als oben geschrieben stehet i, und
lesen der von Lubicke briff, der dan innebelt und vormante*' die von
Halle, das sie uff den abent Bartbolomei (23. Aug.) zu Bremen in der
herberge sein selten. Auch weiten die von Lubick niemants anders
haben, denn die im rathsstule sitzen, schrieben sie auch darbey mit
andern mercklicben werten^ etc. Dorauff berichte Hans Laub, so sich
diese rede nun begeben bette, das sie dem capittel zugesaget und auch
die feinde brieffe uff mittwoch vigilia Assumptionis Mariae Virginis
(14. August) gen Magdeburg gescbicket betten, so were der wegk gen
Bremen fehrlicb, denn dieselbigen beschediger des Stifts zu Magdeburg
und ihre freunde^ sindt an den enden umbbere, darumb könden die-
selbigen fitste boffewerck zusammen bringen und möchten inen so vor-
halden, darüber die Stadt in grossen schaden kommen möchte. Dar.
umb weren sie des ein und wolden ihre noth und auch entschuldigunge
an die von Magdeburg schreiben und die bitten und auch volle macht
geben, was sie mit den ehrlichen stedten vor das beste nemen wur-
Bl. 146^ den uff diesen || ort landes begangen (!) nach laut des reces, bynnen
Olssen begriffen^, oder wie sie das semptlich vor das beste kysen wur-
den, das wolden die von Halle gentzlicb ire vollmacht geben by sy
und mit in übersenden etc. Welten die von Magdeburg ein solcbs
nicht uffnemen, so weiten sie einen hotten schicken gen Braunschweick,
woldens die aber nicht annemen, so weiten sie ihre bottschaft gen
Bremen schriftlich thun, uff das sie in dem bunde bleiben möchten etc.
• S: ^ Tomumten«
^ Der Yer£Ei88er denkt schon an den eben erwähnten Besuch des Tages zu
Bremen.
2 Dieser Brief der Stadt Lübeck hat sich nicht vorgefunden.
8 Vgl. Chron. Magd, bei Meibom U. 368.
^ Sp. scheint sich auf das Bündnis zu beziehen, welches die St&dte Ooslar,
Magdeburg, Braunschweig, HaUe, Halberstadt, Hildesheim, Göttingen, Stendal, Ein-
beck, Hannover, Northeim und Helmstftdt am 26. Juni 1476 wider auf 10 J. ge»
schlössen hatten: Schmidt, ürkb. d. St. Göttingen ü. 309 und Forschungen
n. 248.
1476 Augast. 215
Hiemmb hüten die alten herrn auch ein gespreche in der vierherren
dömtze, so stnndt zu mercken, sie wolden den tagk abeschlagen. Wardt
wol gesagt, so zwischen Halle und Braonschweigk so grosse fehrlig-
keit nicht were,. das sich der ratb dahin fertigte bey die andern ehr-
lichen stedte, konden sie dan bequemlich nicht aber kommen, wes sie
dann mit den ehrlichen stedten sich voreiniget, das were unser wiUe
denn woU. Aber die ans innnngen und gemeinheit weiten nicht Aber
ich Marcus Spittendorff sagte ihnen das, ich hilts auch Hans Seilen
unde SchlegeU harte vor umb den willen, das sie zu Helmstedt und
auch zu Bemeburg^ den stedten ein solchs zugesagt hatten etc. Hans
Busse, Bastian Grunheyde, Marcus Spittendo^ waren uff dem rat-
hause etc.
Uffh sontagk (18. Aug.?) firue kam der hotte wieder von Magde-
burg und brachte dem rathe eine antwort wieder also: die von Mag-
deburg wolden der Ton Halle yolraacht nicht uffiiemen; worumb? Die
von Halle hatten den yon Magdeburg in voller macht zugesaget, den
tagk zu besuchen, das hatten die von Magdeburg von sich an die
ehrlichen stedte geschrieben. Uff denselbigen sontagk unter der messen
war der heimliche rath uff dem rathause und schickten die Stadt,
knechte umb, das sie selten die alten rethe uffs rathaus bitten, wen
der seger 11 schlüge. Man lautte die rathsglocke, als es elfe scblugk,
die alden rethe auss Innungen und gemeinheit waren starck droben,
II von den pfennem was einer, Bastian Grunheide genant Der von B1.147
Magdebuif; antwort wardt gelesen, darauff hatten sie gesprochen und
auch die sdten rethe, sie weiten schreyben an die von Braunschweigk.
Do was Hans Laub und Vester Becker konunen, die waren gewest
bey Heinriche von Ammendorffe zum Neuenwercke, der hatte ihnen ge-
saget, her bette seinen feindebrieff noch bey ime, auch weren die an-
dern feindebrieffe, auch der von Halle noch alle bey einander, und
keyuer aussgegangen. Darumb sprach Hans Laub, sie wolden den
tagk besuchen. So was Hans Seile und etzliche mit ihme des nicht
wol geneiget, doch wardt das Hans Laub mit dem rathe, den meistern
und bommeistem ein, sie wolden besuchen, und kohren darzu nach
alder gewonheit Paul Wittemberge, Vester Becker und den rathsmeister
Hans Laub.
Uff den montagk nachmittage (19. August?) giengen sie aber zu
rathause, do verwandelte sichs und weiten do den tagk nicht besuchen,
sie woltens vor an Innungen und gemeinheit bringen, und lissen die alle
vorbotten, ein itzlich teil zu seines meisters haus, das sie uff dinstagk
morgens umb 7 uff dem rathause selten sein mit ihren meistern uff
einem hauffen. Die pfenner wurden auch vorbott zu des bommeisters
Paul Wittembergers hanss, sie waren aldar. Do hüben die bommeister
an von des raths wegen, das wir mit ihnen selten gehen uffs rathauss,
do hatte wir pfenner die bommeister, das sie an den rath brechten.
1 Ueber diese Zusagen ist nichts näheres bekannt Vgl. tlbrigens S.214«
216 Marcos Spittendorft
es were von alders her gewönlich gewest, wen der rath was an die
pfenner zu bringen bette, das wnrde den bommeistem befohlen anza-
bringen, darch dieselbigen sagten sie dem rathe ihre antwort wieder,
und hatten, das sie uns auch darbey wolten hissen, das woiden wir
gerne nmb sie verdienen. Unsere bommeister trugen das an den rath
B1.147^ und II kamen kurtz wieder und sprachen ja, wir selten zu des bom>
meistens hause sprechen, unde schickten uns Hildebranden mit etzlich^
Schriften der von Lubick, Magdeburg und auch der von Halle, die denn
vormeldeten etzliche zusagungen und vorschreybuoge, die sie zusammen
gethan hatten, und darauff sie den tagk zu ßremen uff Bartholomei
(24. Aug.) besuchen selten, und dieselbigen schrifte uff dem rsUbana^
vor denen auss Innungen und gemeinheit gelesen wurden. So begertaa
die bommeister von des raths wegen, das wir pfenner in unser andftcht
und rathauch zu vorstehen wolten geben. Darauff antwortten wir also:
„lieber herr bommeister, hat der ersame rath was von sichgesa^od^
geschrieben in der Stadt besten, hoffen wir, sie wissen sidi wol darinne
zu halden^' etc. Hildebrandt las uns auch einen brieff, den hatte er
Baltzer von Schliwen geschrieben an Heinrich von Ammeodorff, wie
das doctor Weissenbach, bischoff zu Meissen, und er Moritz b'chenaw von
Bom kommen weren wider gen Leiptzigk zu dem postulaten und brechten
alles gutte* von unserm heyligen vater dem bapste.
Uff denselbigen dinstagk (20. August) umb 12 leutte man die grosse
glocke zu Unser Lieben Frauen und auch in andern kirchen und klö-
Stern und sungen „Te deum laudamus^' und „Alma redemptoris'S das
der neue gekome herre bestetiget was.
Uff die mittwoche (21. Aug.) frae ritten Vester Becker, der was ein
innungsmeister das mahl, und Schlegell, der ein gemeinheitmeister ge-
west was das jhar zuvor, und daselbst do er riett, was er uffgenommen
zu einem heysser, und was Herman Kotzen Stadtknecht gewest. Der-
selbige was ein freveler und unvomunftigk , her hatte auch weder die
gestalt, perschon oder vomunft zu redtligkeit, gleichwol sein mitkumpen
Hans Seile, Hans Laub und die darzn gehorten, mckten in auff und
BL148* zwar nicht umb endtligkeit oder erfahrenheit || willen, sondern mehr
umb vordriess willen. Die beyde besuchten den tagk zu Bremen gen
die ehrlichen stette, das dan durch Innungen unde gemeinheit in solcher
weise vorgenommen wardt oder durch ihre obersten der Stadt zu Halle
zu sonderlichen ehren, sie darbey zu erkennen etc. Hans Laub, der
rathsmeister, und der bommeister Paul Wittemberck solden sein gerietten
und Vester Becker nach alder gewonheit, sie waren darzu auch ge-
koren, aber die des Spiels uff die zeit zu thun hatten, die woiden nicht
etc; das andere steht woU zu mercken^.
* brachten alle gntt.
^ Noch eimnal kurz vor dem nahen Zusammensturz der alten Stadtherrlichkeit
erneuerte Halle hier zu Bremen sein